Vulkan Sakurajima – News vom 26.05.23

Staat: Japan | Koordinaten: 31.581, 130.659 | Aktivität: Explosiv

Sakurajima mit neuer Eruptionsserie

Der südjapanische Vulkan Sakurajima eruptiert Aschewolken, die in den letzten 24 Stunden 9 VONA-Warnungen erzeugt haben. Demnach stieg Vulkanasche bis auf einer Höhe von 2700 m auf und wurde vom Wind in Richtung Nordwesten verfrachtet. In der Aufzeichnung des Livestreams ist noch eine dieser Ascheeruptionen zu sehen. Der Screenshot stammt von diesen Aufzeichnungen. Man sieht eine Aschewolke aus dem Krater Minamidake aufsteigen. Der Showadake dampft, zeigt aber keine Eruption.

Heute veröffentlichte das JMA auch einen neuen Tätigkeitsbericht für den Beobachtungszeitraum 22. bis 26. Mai um 15:00 Uhr Ortszeit. Dort wird vor ein Anhalten der Eruptionen gewarnt und auf die Möglichkeit hingewiesen, dass es zu größeren Eruptionen kommen könnte, die neben Aschewolken auch größere vulkanische Bomben bis ins bewohnte Gebiet am Fuß des Sakurajimas schleudern könnten. Außerdem besteht die Gefahr der Generierung pyroklastischer Ströme. Der Zugang zum Vulkan bleibt gesperrt.

Laut Bericht kam es am Minamidake-Gipfelkrater zu fünf Eruptionen, drei davon waren Explosionen. Die Eruptionswolke erhob sich bis zu 2300 m über den Kraterrand. Größere Tephra beschrieb eine ballistische Flugbahn und landete bei der 8. Messstation, die ca. 600 m vom Krater entfernt steht. Der Showa-Krater brach zuletzt am 22. Mai um 11:25 Uhr aus. Die Eruptionswolke war 15 Minuten über dem Kraterrand sichtbar. Ein großer Vulkanblock, der sich in einer Flugbahn zerstreute, landete an der 7. Station, die zwischen 200 und 300 m vom Kraterrand entfernt liegt.

Am Gipfelkrater des Mt. Minamidake werden während des gesamten Zeitraums hochempfindliche Überwachungskameras eingesetzt, um nachts leuchtendes Glühen zu beobachten. Am Showa-Krater wurde in der Nacht vom 25. auf den 26. ein helles Leuchten beobachtet, das auf Schmelze im Förderschlot hindeutete.

Die vulkanisch bedingte Seismizität ist gering gewesen. Dennoch wurde weiterhin eine leichte Bodenhebung infolge von Magmeninflation festgestellt, die bereits im Januar begann und seitdem anhält. Außerdem wird Schwefeldioxid ausgestoßen. Die Werte sind moderat.

Vulkan Popocatepetl – News am 25.05.23

Staat: Mexiko | Lokation: 19.028, -98.62 | Aktivität: Asche-Eruptionen

Aktivität am Popocatepetl bleibt hoch

Die Aktivität am mexikanischen Vulkan Popocatepetl bleibt hoch, fluktuiert aber zwischendurch etwas. So gab es gestern eine ruhigere Phase, bevor sich die Aktivität wieder verstärkte. Gestern Nachmittag und in der ersten Nachthälfte hüllte sich der Vulkan überwiegend in Wolken und es liegen nur beschränkte Beobachtungsdaten aus diesem Zeitraum vor. Auf der Livecam sah man eine größere Eruptionswolke, die sich zwischen den meteorologischen Wolken hervorschob. Inzwischen ist die Bewölkung aufgelockert und man kann auf der Livecam wieder einen kontinuierlichen Ausstoß an glühender Tephra und Vulkanasche beobachten. Das VAAC brachte eine VONA-Warnung heraus, nach der die Asche bis auf einer Höhe von 8500 m aufsteigt und in Richtung Süden driftet. Der Wind ist vergleichsweise stark und drückt die Eruptionswolke runter. Ansonsten würde sie sehr wahrscheinlich ähnlich hoch aufsteigen, wie es in den vorherigen Tagen der Fall war. Da der Wind drehte, liegen nun andere Gemeinden im Ascheregen. In lokalen Medien war zu sehen, wie die Katastrophenschutzbehörde Atemmasken und Schmutzanzüge an die Bevölkerung verteilte, damit sich die Betroffenen vor dem Ascheniederschlag schützen können.

CENAPRED berichtet gestern von 10 Asche-Dampf-Exhalationen, 2 Explosionen und 1066 Minuten Tremor. Er hat eine schwache bis moderate Amplitude. Die Anzahl der Exhalationen scheint gering zu sein, da sonst typischerweise über 100 davon am Tag aufgezeichnet werden. Da der Popo aber praktisch kontinuierlich aktiv ist, werden die Phasen entsprechend lange dauern.

Gestern traf auch wieder der Wissenschaftliche Beirat des Vulkans Popocatepetl zusammen und hat auf der Grundlage der Analyse der jüngsten Informationen empfohlen, die Vulkanalarm-Ampel auf der gelben Stufe Phase 3 zu belassen. An anderen Instituten wäre das die zweithöchste Alarmstufe „orange“. Die Gefahr einer weiteren Eskalation der Situation ist also weiterhin groß und es könnte jederzeit zu stärkeren Eruptionen kommen, die eine erste Gefahr für die Anwohner darstellt.

Eruptionen am Ätna – News vom 24.05.23

Staat: Italien | Koordinaten: 37.73, 15.00 | Aktivität: Fumarolisch

Strombolianische Eruptionen am Ätna

Heute Nacht veröffentlichte das INGV Catania einen Sonderbericht zur Aktivität am Ätna. Die Netzwerke der Vulkanologen registrierten schwache strombolianische Eruptionen, die vom Südostkrater ausgingen. In der Meldung heißt es weiter, dass auch die Voragine aktiv geworden ist und strombolianisch eruptiert. Die Infraschallsensoren zeichneten ebenfalls Ereignisse auf, die aus Richtung der Bocca Nuova kamen. Somit sind drei der 4 Ätna-Hauptkrater aktiv geworden. Außerdem stieg der Tremor und erreichte fast hohe Werte. Die Quelle des Tremors befand sich auf 2800 m Höhe und somit auf Basishöhe des Gipfelplateaus, von dem die Kraterkegel ausgehen. Im Zusammenhang mit der paroxysmalen Episode vom Wochenende deuten die Ereignisse an, dass sich bereits der nächste Paroxysmus vorbereiten könnte.

Gestern wurde ein neues Wochenbulletin über den Ätna veröffentlicht, das nur noch erscheint, wenn es tatsächlich Eruptionen am Ätna gibt. Demnach gab es bereits im Vorfeld der Eruption deutlichere Anzeichen für eine bevorstehende Eruption, als bis dato öffentlich bekannt war. Demnach setzte mit dem kleinen Schwarmbeben vom 28 Mai auch eine Bodenhebung infolge einer Magmenintrusion ein. Offenbar gab es auch eine intensivere strombolianische Tätigkeit aus dem Südostkrater, die unseren Blicken aber aufgrund des schlechten Wetters verborgen blieb. Insofern gab es wohl bereits im Vorfeld der paroxysmalen Hauptphase der Eruption den gewohnten Spannungsaufbau vor einem Paroxysmus.

Im Bulletin wurde auch eine Thermalkarte auf Basis eines Satellitenbilds veröffentlicht, dass nicht nur zwei Lavaströme zeigt, die während des Paroxysmus vom Südostkrater ausgingen, sondern auch eine ausgeprägte thermische Anomalie im Zentralkrater darstellt.

Interessant ist eine 3D-Darstellung der Tremorquelle. Sie lag nicht direkt unter dem Südostkrater, sondern ein Stück weiter östlich unter dem Valle del Bove. Das korreliert mit der Beobachtung der warmen Bodenstelle östlich des Kraterkegels, die zwei Tage vor dem Paroxysmus entdeckt wurde. Offenbar hatte die Lava tatsächlich zuerst hier einen Durchbruch versucht.

Die geochemische Analyse von Gasproben zeigte den Vulkanologen vom INGV, dass das neu aufgestiegene primitive Magma wahrscheinlich in einen älteren Magmenkörper mit Restschmelze intrudierte. Bei diesem Magmenkörper könnte es sich um denselben handeln, der bereits die Schmelze der letzten beiden Lavaströme im vergangenen Jahr bereitstellte.

Zusammenfassung: 

  • Am Ätna gibt es aktuelle schwache strombolianische Eruptionen aus 3 der 4 Hauptkrater.
  • Vor dem Paroxysmus am Sonntag kam es zu Bodenhebung im Gipfelbereich.
  • Frisch aufgestiegenes Magma mischte sich mit Restschmelze.

Vulkan Popocatepetl eruptiert weiter – News vom 23.05.23

Staat: Mexiko | Lokation: 19.028, -98.62 | Aktivität: Asche-Eruptionen

Am Popocatepetl werden Evakuierungen vorbereitet

Der Vulkan Popocatepetl ist weiterhin hoch aktiv und erzeugt kontinuierlichen Schlacken- und Ascheauswurf. Während die glühenden Schlacken in strombolianischer Laune einige hundert Meter hoch ausfliegen und teilweise auf der Vulkanaußenflanke landen, steigt die Tephra bis zu 9100 m Höhe auf und verbreitet sich über ein großes Areal in südwestliche Richtung. In zahlreichen Gemeinden kommt es zu Ascheniederschlag. Die gestern angedeutete Lavafontäne konnte so nicht bestätigt werden. In der Morgendämmerung war zu sehen gewesen, dass die glühenden Schlacken zwar nahezu kontinuierlich ausgeworfen werden, aber keine richtige Fontäne bilden. Nachts wurde der entsprechende Bildbereich auf der Livecam überstrahlt, da die Empfindlichkeit der Kamera zu hoch gedreht war.

CENAPRED berichtet von vulkanischem Tremor mit einer Gesamtdauer von 1.389 Minuten. Neben dem kontinuierlichen Tephra-Ausstoß gab es wohl auch zwei Explosionen. In Zusammenarbeit mit der nationalen Katastrophenschutzkoordination planen die Vulkanologen die Evakuierung von Gemeinden im direktem Umfeld des Vulkans. Die Menschen wurden aufgefordert, sich darauf vorzubereiten und sich die Fluchtrouten einzuprägen. Offenbar erwartet man eine weitere Aktivitätssteigerung bis hin zu einem starken Vulkanausbruch.

Die Bevölkerung nahm die Empfehlungen nicht ohne Kritik auf, denn viele sind der Meinung, dass man im Jahr 2000, als es zu einer größeren Eruption kam, die Evakuierungen zu früh eingeleitet habe. Als der Ausbruch dann kam, waren viele der mehr als 25.000 evakuierten Anwohner bereits in ihre Häuser zurückgekehrt. Die Eruption brachte es auf einen VEI 3 und war die stärkste seit Jahrhunderten. Besondere Sorgen bereitete damals der vergletscherte Gipfel. Man fürchtete, dass dieser durch den Vulkanausbruch schmelzen würde und dass das Schmelzwasser einen Lahar auslösen würde, der dann in Richtung Norden abgegangen wäre. Doch inzwischen ist die Vergletscherung infolge des Klimawandels stark zurückgegangen und in den Sommermonaten gibt es keinen nennenswerten Eisflächen mehr.

Ätna Paroxysmus – Nachtrag am 22.05.23

Staat: Italien | Koordinaten: 37.73, 15.00 | Aktivität: Paroxysmal

Ein Nachtrag zum Ätna Paroxysmus vom 21.05.23

Gestern Morgen brach der Ätna aus und erzeugte einen Paroxysmus aus dem Neuen Südostkrater. Vulkane.net berichtete live während der Ausbruch im Gange war, doch nicht alle Informationen zum Ausbruch erreichten mich in Echtzeit, daher an dieser Stelle ein Nachtrag zum Geschehen. Der Paroxysmus kam nicht völlig überraschend, denn bereits in den Tagen vor der Eruption stieg der Tremor bis in den oberen gelben Bereich, kurz vor der Grenze zum Rot. Sobald sich der Tremor dort bewegt, ist meistens eine Eruption im Gange. Gelegentlich bewegt er sich dort auch zwischen zwei Paroxysmen, wenn sie in kurzem Abstand aufeinander folgen. Der erhöhte Tremor im oberen gelben Bereich signalisierte, dass Magma aufstieg. Außerdem kam es zu 2 kleinen Schwarmbeben, die ebenfalls als Indiz für Magmenaufstieg gelten. Der Tremor war 2 Tage lang erhöht und man wartete mit Spannung auf eine Eruption. Das Wetter war schlecht und es gab bereits im Vorfeld des Ausbruchs nur wenige visuelle Beobachtungen. Es wurde zunächst von strombolianischen Eruptionen in der Bocca Nuova berichtet, später denn von gelegentlichen Aschepuffs und einem heißen Schlot am Neuen Südostkrater. An seiner Basis gab es eine schneefreie Stelle, die auf eine erhöhte Geothermie infolge des Magmas hindeutete, dass sich bereits am Samstag kurz unter der Oberfläche befand. Vor einem Paroxysmus setzt normalerweise rege strombolianische Tätigkeit am entsprechenden Förderschlot ein und in der Initialphase des Ausbruchs beginnt ein Lavastrom überzulaufen. All diese Beobachtungen gab es diesmal nicht, allerdings war der Vulkan seit Samstagabend auch in Wolken gehüllt, sodass es diese Anzeichen vielleicht gab, sie nur nicht beobachtet werden konnten.

Der eigentliche Paroxysmus begann dann Sonntagmorgen gegen 5.45 UTC (MESZ +2 Stunden) und endete 4 Stunden später. Der Vulkan hing immer noch in den Wolken eines mediterranen Orkans und die Sicht ging gegen Null. So war lange unklar, was genau am Ätna vor sich ging. Der Wind kam aus dem Nordosten und die Eruptionswolke wurde dementsprechend nach Südwesten geweht. Als erstes berichteten die Anwohner von Adrano von starken Explosionsgeräuschen, klirrenden Fensterscheiben und Ascheniederschlag. Zu diesem Zeitpunkt war noch nicht wirklich klar, aus welchen Krater die Eruption kam. Später erreichte die Aschewolke Catania, was zur Sperrung des Flughafens führte. Erstaunlicherweise gab es zunächst keine VONA-Meldungen beim VAAC Toulouse. Dort wurde nur eine Meldung vom INGV weitergereicht, dass am Ätna eine Eruption begonnen hatte. Vulkanasche war via Satellit nicht detektiert worden. Dennoch wurde der VONA-Alarmstatus auf „rot“ erhöht. Erst gegen Ende der Eruption konnte Vulkanasche in 7600 m Höhe ausgemacht werden. Zu diesem Zeitpunkt gab es auch einen kurzen Webcamblick auf eine Lavafontäne aus dem Neuen Südostkrater. Stunden nach dem Ende der explosiven Phase der Eruption, wurde vom INGV berichtet, dass auch ein Lavastrom gefördert wurde. Er floss in Richtung des Monte Frumento Supino und damit nach Südwesten, vorbei am Torre del Filosofo. Wie weit die Lavafront hinabreichte war gestern Abend noch nicht bekannt.

Jetzt Fragen wir Vulkanophilen uns natürlich, ob es sich um ein einmaliges Event handelte oder ob der Ausbruch am Sonntag der Beginn einer neuen paroxysmalen Phase war? Typischerweise treten die Paroxysmen in Phasen auf, wobei das Pausenintervall zwischen den Ausbrüchen stark variieren kann. Manchmal dauert es bis zu 2 Monate, bis der nächste Ausbruch kommt. In paroxysmalen Hochphasen kann es 2-3 Paroxysmen pro Tag geben. In den Monaten vor den letzten Hochphasen gab es häufig zahlreiche starke Schwarmbeben, die diesmal bis jetzt fehlten. Doch es ist natürlich auch möglich, dass Schmelze über freie Aufstiegswege aufsteigt, ohne dass es zu Schwarmbeben kommt. Zuverlässige Prognosen über den weiteren Verlauf des Geschehens lassen sich daher nicht stellen.

Vulkanausbruch am Popocatepetl – News am 22.05.23

Staat: Mexiko | Lokation: 19.028, -98.62 | Aktivität: Asche-Eruptionen

Signifikante Aktivitätssteigerung an Popocatepetl verursacht Erhöhung der Warnstufe

In den letzten Wochen berichtete ich über eine leichte, aber kontinuierlich stattfindende Erhöhung der Aktivität am Popocatepetl in Mexiko. Die Aktivitätssteigerung beschleunigte sich in den letzten 2 Tagen deutlich und kumulierte sich in den letzten 24 Stunden zu einem kontinuierlichen Ausstoß von Asche und glühender Tephra. Laut dem VAAC steigt die Asche bis auf einer Höhe von 9100 m auf und verteilt sich über ein sehr großes Gebiet in Richtung Osten. Aus zahlreichen Gemeinden unter der Aschewolke wird Ascheregen gemeldet und die Bevölkerung wurde aufgefordert, sich mit Atemmasken vor den feinen Partikeln zu schützen. Die scharfkantigen Partikel der Vulkanasche können in der Lunge Schäden verursachen. Außerdem droht bei längerer Exponierung eine Steinstaublunge. Darüber hinaus wurde heute Nacht auch der Internationale Flughafen in Puebla geschlossen, da Asche auf dem Flugfeld niederging und auch die Flugzeuge bedeckte.

Auf der Livecam sieht es zeitweise so aus, als würde eine kleine Lavafontäne gefördert werden. Ich formuliere das vorsichtig, da die Verstärkung der Kamera so hoch eingestellt ist, dass der zentrale Basalbereich der Eruptionswolke völlig überstrahlt ist und man schwer erkennen kann, ob es sich bereits um eine Fontäne handelt, oder ob es nur vergleichsweise wenige glühende Schlacken sind, die mit der Asche ausgestoßen werden. Das Material landet größtenteils im Krater, nur vereinzelte Brocken fliegen bis auf die Flanken. Laut dem letzten Bericht der Vulkanologen von CENAPRED, der gestern erschien und die 24 Stunden davor berücksichtigte, wurden neben 6 Explosionen 1136 Minuten Tremor aufgezeichnet, der auf starke Magmabewegungen im Untergrund hindeutet. Dieses Magma hat nun die Oberfläche erreicht und sorgt für die stärkeren Eruptionen.

Bereits am 20. Mai traf sich der wissenschaftliche Beirat von CENAPRED und beriet über die kontinuierliche Aktivitätssteigerung des Popocatepetl. Man beschloss den Alarmstatus auf „gelb Phase 3“ zu erhöhen. Es gilt eine 12 Kilometer Sperrzone um den Vulkan, die nicht betreten werden darf.

Vulkan News am 21.05.23: Nyamuragira

Nyamuragira mit Lavastrom auf der Vulkanflanke

Am Virunga-Vulkan Nyamuragira kommt es aktuell zu einer größeren effusiven Eruption. Wie Charles Bagalizi vom Goma-Observatorium berichtet, fließt eine größere Menge Lava über die Vulkanflanke. Bereits in den letzten Tagen wurde intensiv illuminierte Wolken über den Vulkan gesichtet, die von starker Intrakrateraktivität zeugten. Es ist möglich, dass die Caldera aufgefüllt wurde und nun überläuft. Es kann sich aber auch eine Spalte im oberen Flankenbereich geöffnet haben.

Der 3048 m Hohe Nyamuragira liegt in der Demokratischen Republik Kongo und ist einer der acht Virunga-Vulkane. Er liegt in Sichtweiter der Stadt Goma. Der Vulkan wird von Rebellentruppen kontrolliert, daher ist es schwierig an Augenzeugenberichten zu kommen. Für die Vulkanologen vor Ort ist das bestimmt sehr hart: einen Vulkanausbruch in Sichtweite zu haben, ohne ran zukommen. Außerdem fehlen wichtige Daten zur Vorhersage des weiteren Eruptionsverlauf.

Theoretisch könnten Lavaströme des Vulkans Siedlungen erreichen, selbst wenn die Gefahr nicht so groß ist wie am Nachbarvulkan Nyiragongo. Dort kam es zum letzten Mal im Mai 2021 zu einer großen eruption. Über ein Riss im Vulkan floss der Lavasee ab und große Lavaströme überfluteten die Gegend und erreichten bewohnte Gebiet. Die Lava stoppte kurz vor Goma. Bei anderen Eruptionen floss sie aber auch mitten durch die Stadt und richtete große Zerstörungen an. Seitdem konnte sich am Nyiragongo kein permanenter Lavasee mehr etalieren, aber was nicht ist, kann noch werden.


Weitere Meldungen:

Hohe Erdbebentätigkeit am Kilauea auf Hawaii

Gestern gab es am Kilauea auf Hawaii mehr als 200 Erdbeben. Viele davon ereigneten sich im Bereich der Gipfelcaldera. Mit der Erdbebentätigkeit einher ging eine Bodenhebung infolge von Magmeninflation. Die Inflation ist höher als es vor Beginn der letzten Eruption der Fall gewesen ist. Seit dem Ende des Ausbruchs im Februar, hob sich der Boden im Bereich des Halema’uma’u Kraters um gut 20 Zentimeter. Die Vulkanologen schreib von einem ständigen Auf und Ab des Vulkans und sind scheinbar selbst überrascht, dass es bislang nicht zu einer weiteren Eruption gekommen ist. Die Vulkane machen halt was sie wann wollen!

Gefährdungsanalyse der Vulkanologen vom HVO: Die jüngsten Eruptionen auf dem Gipfel des Vulkans Kīlauea ereigneten sich in einem geschlossenen Gebiet des Hawaiʻi Volcanoes National Park. Hohe Mengen an Vulkangas sind die Hauptgefahr, die Anlass zur Sorge gibt, da diese Gefahr weitreichende Auswirkungen haben kann, da sich das Gas mit dem mit den Wind großflächig verteilt. Bei Eruptionen des Kīlauea werden kontinuierlich große Mengen vulkanischer Gase freigesetzt, vor allem Wasserdampf (H2O), Kohlendioxid (CO2) und Schwefeldioxid (SO2). Wenn SO2 vom Gipfel freigesetzt wird, reagiert es in der Atmosphäre und erzeugt den sichtbaren Dunst, der als Vog (vulkanischer Smog) bekannt ist und in Windrichtung des Vulkans beobachtet wurde. Der Nebel kann die Gesundheit von Anwohnern und Besuchern gefährden, landwirtschaftliche Kulturen und andere Pflanzen schädigen und den Viehbestand beeinträchtigen.

 

Ätna mit Eruption – Update am 21.05.23

Staat: Italien | Koordinaten: 37.73, 15.00 | Aktivität: Explosiv

Starke Explosionen am Ätna

Noch kann man die Eruption am Ätna nicht beim Namen nennen, doch es mehren sich die Anzeichen, dass doch ein Paroxysmus im Gange ist. Inzwischen meldet das INGV nicht nur Ascheregen aus Adrano, sondern auch aus Catania. Die Bewohner von Adrano nehmen starke Explosionsgeräusche wahr und Druckwellen lassen die Scheiben klirren. Ein Neigungsmesser in der Gipfelregion detektierte schwache Bodendeformation, die weniger als 1 µrad betrug. Ähnliches wurde schon bei früheren Paroxysmen festgestellt. Der VONA-Alarmstatus wurde auf „rot“ angehoben. Das VAAC Toulouse brachte VONA-Warnungen heraus, allerdings wurde bislang keine Asche via Satellit detektiert. Allerdings ist das Wetter am Vulkan extrem schlecht und starker Wind könnte die Aschewolke sofort niederdrücken, sodass sie erst gar nicht über die Bewölkung hinausragte. Dem starken Wind ist es wohl auch geschuldet, dass die Infraschallsensoren die Richtung nicht einwandfrei festlegen können, aus der die Explosionen kommen. Aber immerhin bestätigte das INGV inzwischen Infraschalltätigkeit, was natürlich nicht verwunderlich ist, wenn die Explosionen bereits Scheiben zum Klirren bringen.

Meine Recherchen ergaben, dass bereits gestern an der Basis des Neuen Südostkraters eine schneefreie Stelle entdeckt wurde. Sie deutete neben dem erhöhten Tremor und den schwachen Schwarmbeben an, dass sich Magma auf den Weg nach oben befand und scheinbar überlegte, ob sie nicht wieder in der Region früherer Lavaströme ausbrechen sollte, wobei bis jetzt nicht klar ist, ob es nicht in dem Bereich zu einer Spaltenöffnung kam.

Der Tremor hat sich nach einem kleinen Rückgang auf hohem Niveau stabilisiert und bewegt sich seitwärts. Die Eruption hält also weiter an.
Vulkanologe Boris Behncke berichtet von starken Asche- und Lapilliregen im Südwesten des Vulkans und geht inzwischen von einer paroxysmalen Eruption aus und schreibt sinngemäß, dass Ätna immer für eine Überraschung gut ist.

Nachtrag 12:00 Uhr: Gerade wurde bei FB dieser Screenshot einer Webcam-Aufnahme vom Ätna geteilt. Man sieht einen Lavafontäne aus dem Bereich des NSEC.

Der Tremor fällt nun schlagartig und zeigt den typischen Verlauf eines Paroxysmus. Jetzt dürfen wir gespannt sein, ob der Ausbruch der Auftakt einer neuen Serie war?!

Vulkan Ätna mit Tremoranstieg – News vom 21.05.23

Staat: Italien | Koordinaten: 37.73, 15.00 | Aktivität: Explosiv

Deutlicher Tremoranstieg am Ätna deutet Vulkanausbruch an

Heute Morgen schoss der Tremor am Ätna in die Höhe und erreichte Werte, die einen Eruptionsbeginn nahe legen. Der Vulkan ist in Wolken gehüllt, sodass es keine visuellen Beobachtungen des Geschehens gibt. Bestätigt ist eine größere Eruption bislang nicht. Ich kann mir 4 Szenarien vorstellen:

  • Es ist zu einer paroxysmalen Eruption gekommen.
  • Intensive explosive/effusive Aktivität im Zentralkrater.
  • Eine effusive Eruptionsspalte öffnete sich und ein Lavastrom fließt.
  • Die Lava arbeitet noch an einem Durchbruch und eine nennenswerte Eruption steht noch aus.

Leider ist die seismische Messtation ECPN, deren Daten öffentlich zugänglich sind und dem Neuen Südostkrater am nächsten ist, seit Monaten offline. Die Vulkanologen konnten sie bislang nicht erreichen und reparieren. Diese Messstation hat uns in den letzten Jahren immer am zuverlässigsten mit Tremordaten während Paroxysmen aus dem NSEC versorgt. Die anderen drei Messstationen, die an anderen Stellen des Vulkans stehen und auf die wir nun zurückgreifen müssen, sind daher schwerer zu interpretieren, ob es nun zu einem Paroxysmus am NSEC kam, oder ob sich die Aktivität an einem der anderen Kratern abspielt. Denkbar ist auch eine Spalteneruption jenseits des Gipfelbereichs, doch dafür gab es keine Vorzeichen, die von den Wissenschaftlern des INGV kommuniziert worden wären.

Natürlich ist es auch denkbar, dass bislang kein Vulkanausbruch begonnen hat, doch das kann ich mir aufgrund des hohen Tremors kaum vorstellen.

Update: Noch während ich die Zeilen oben schrieb, kam die Meldung herein, dass die Anwohner von Adrano leichten Ascheniederschlag wahrnehmen. Die Meldung stammt vom INGV und ist auch in den sozialen Medien von den Bürgern der Stadt bestätigt worden. Der Alarmstatus des Vulkans wurde auf „rot“ erhöht. Adrano liegt im Südwesten des Vulkans und je nach Windrichtung kann dort die Asche der Eruptionen aus dem Zentralkrater, aber auch vom Neuen Südostkrater niedergehen. Es sieht also danach aus, als wäre es zu einem explosiven Event gekommen. Mich irritiert allerdings etwas, dass es keine VONA-Warnung vom VAAC Toulouse gibt. Die letzte Meldung stammt vom 18 Mai, als es zum ersten Anstieg des Tremors kam. Es sieht also nicht nach einem Paroxymus aus, denn während eines Paroxysmus kommt es im Allgemeinen zu starken Ascheniederschlag und Lapilliregen. Die Aschewolken steigen mehrere Kilometer hoch auf und werden normalerweise vom VAAC sofort gemeldet.

Meine Zeilen sind als Interpretationsversuche der wenigen handfesten Daten zu verstehen. Fakten sind, dass der Tremor hoch ist und dass Ascheniederschlag gemeldet wurde. Daten zum Infraschall sind öffentlich nicht mehr zugänglich, würden aber nun weiter helfen. Wir werden auf ein offizielles Statement vom INGV warten müssen, bis wir genauer wissen was los ist.

Zusammenfassung:

  • Am Ätna wird hoher Tremor registriert.
  • Es kommt zu leichtem Ascheniederschlag in Adrano.
  • Der Alarmstatus wurde auf „rot“ erhöht.
  • Visuelle Bestätigung des Geschehens gibt es noch nicht.