Vulkan-News am 12.08.23: Mayon

Staat: Philippinen | Koordinaten: 13.25123.68 | Aktivität: Dom

Mayon auf den Philippinen baut an seinem Lavadom

Der Mayon auf der Philippineninsel Luzon bleibt aktiv und baut an seinem Lavadom. Von ihm gehen 3 Lavaströme aus, von denen der Längste inzwischen eine Strecke von 3,4 km zurückgelegt hat. Die Lava fließt durch die Abflussrinnen von Bonga, Mi-isi und Basud. Gestern wurde der Abgang von 7 pyroklastischen Dichteströmen gemeldet, die eine Gleitstrecke von bis zu 4 km hatten. Außerdem gingen 201 Schuttlawinen ab. Auch eine Ascheeruption wurde beobachtet. Vulkanasche stieg bis auf eine Höhe von 3000 m auf.

Das seismische Netzwerk von PHILVOLCS registrierte 100 vulkanisch bedingte Erdbeben. Bei 58 dieser seismischen Signale handelte es sich um Tremorphasen, die durch Magmenbewegungen im Untergrund ausgelöst worden sind. Sie dauerten bis zu 13 Minuten und deuten darauf hin, dass der Vulkan nicht vorhat, seine Aktivität kurzfristig einzustellen.

Der Gasausstoß belief sich gestern auf 1888 Tonnen am Tag, was keinen Spitzenwert darstellt, aber doch schon recht ordentlich ist. Dampf stieg bis zu 800 m über Domhöhe auf.

Generell wird eine Bodenhebung infolge von Magmeninflation registriert. Im Osten des Vulkangebäudes setzte allerdings der gegenteilige Trend ein und es kommt zur Deflation. Wahrscheinlich stammt aus diesem Sektor das Magma, das aktuell am Dom eruptiert wird.

Der Mayon zeichnet sich durch eine fast perfekten Kegelform eines Stratovulkans aus und zählt zu den aktivsten Vulkanen der Philippinen. In den letzten Jahrzehnten gab es mehrere bedeutende Ausbrüche des Mayon. Einer der bemerkenswertesten war der Ausbruch von 2006, bei dem pyroklastische Ströme und Lavaströme ausgestoßen wurden. Es gab auch Ausbrüche in den Jahren 2013 und 2018, bei denen Zehntausende Menschen evakuiert werden mussten. Im Jahr 2018 erzeugte der Vulkan paroxysmale Eruptionen mit Lavafontänen, die aus dem Dom aufstiegen.

Der Mayon ist nicht der einzige aktive Vulkan des Archipels. Am Kanalon wird aktuell Bodenhebung infolge von Inflation beobachtet. Außerdem gibt es vulkanisch Bedingte Erdbeben. Der Taal dampft und stößt viel Schwefeldioxid aus, obwohl hier die Aktivität in den letzten Tagen rückläufig ist, könnte der Vulkan bald wieder munterer werden und phreatische Eruptionen erzeugen.

Campi-Flegrei mit News am 12.08.23

Seismizität unter der Caldera Campi Flegrei zieht wieder an

Der süditalienische Calderavulkan Campi Flegrei, der bei uns in Deutschland besser unter dem Namen Phlegräische Felder bekannt ist, steht in den letzten Wochen häufig in diversen Websites in den Schlagzeilen, weil man a) herausgefunden hat, dass es Erdbeben gibt, die darauf hindeuten, dass Magma die Gesteinsschicht durchdringen könnte, die allgemein als Deckschicht gilt und einen Magmenaufstieg bis an die Oberfläche bisher verhinderte, und b) weil ein Wissenschaftler meinte, dass ein Vulkanausbruch nicht unvermeidbar sei. Unterm Strich betrachtet, bleibt eine Situationsabschätzung schwierig und Prognosen zu einem möglicherweise bevorstehenden Vulkanausbruch lassen sich erst dann treffen, wenn sich das aktuelle Verhalten signifikant ändert, wobei es da auch wieder eine neue Meinung zu gibt, die sagt, dass ein Ausbruch auch ohne solche Änderungen stattfinden könnte.

Der aktuelle Status wurde in den jüngsten Wochen- und Monatsberichten des INGV wiedergegeben, die am Dienstag erschienen. Demnach war die Seismizität im Juli unterdurchschnittlich und bereits im Mai reduzierte sich die Hebungsrate von 15 mm im Monat auf 10 mm. Inzwischen nahm die Bodenhebung wieder zu, der genaue Wert steht noch aus, dennoch geht man von einer Bodenhebung von 22 cm seit Januar 2022 aus. Parallel zur Inflation nahem in den letzten Tagen auch die Seismizität wieder zu: seit dem 10. August manifestierten sich 34 Erschütterungen. Die Stärkste brachte es auf eine Magnitude von 2,0 und hatte ein Hypozentrum in 2,7 Tiefe. Das Epizentrum lag im Westen der Caldera. Ansonsten hatten die meisten Erschütterungen Magnituden im Bereich der Mikroseismizität. Die geochemischen Parameter zeigten auf Wochensicht keine großartigen Veränderungen. Im Juli fielen 2 Messungen in Bezug auf die Kohlendioxid-Konzentration aus dem Rahmen und deuteten auf einen leichten Anstieg des magmatischen Gases hin. Die Fumarolen-Temperatur bei Pisciarelli blieb bei durchschnittlichen 95 Grad.

Alles in allem hält der Trend der letzten Jahre an. Es bleibt unvorhersagbar, ob- und wann es zu einem Ausbruch des Calderavulkans kommen wird, wobei ich es für wahrscheinlich halte, dass es irgendwann wieder zu einer Eruption kommen wird. Die Frage ist nur, ob sie sich in einem Jahr, in 10 oder in 10.000 Jahren ereignen wird?

Vulkan-News 11.08.23: Fuego

Fuego eruptiert Asche bis auf 5200 m Höhe

In Guatemala ist der Vulkan Fuego wieder aktiver geworden als es in den vergangenen Wochen der Fall war. Das VAAC gab heute eine VONA-Warnung heraus, laut der Vulkanasche bis zu einer Höhe von 5200 m aufgestiegen ist. Der Wind hat die Aschewolke in westlicher Richtung getragen, wodurch Ascheniederschlag in den Gemeinden in dieser Richtung verzeichnet wurde.

Die Vulkanologen des INSIVUMEH haben gestern ihre Beobachtungen in einem täglichen Update veröffentlicht. Sie berichten von 5 bis 8 Eruptionen pro Stunde am vorherigen Tag, wobei die Aschewolken eine Höhe von bis zu 4700 m erreichten. Die Asche hat sich bis zu 15 km weit nach Westen verlagert und dort leichten Aschefall über Gebieten wie Finca Palo Verde, Sangre de Cristo, San Pedro Yepocapa und Acatenango verursacht. Diese Explosionen haben schwache bis mäßige Schuttlawinen in Richtung der Schluchten Seca, Taniluyá, Ceniza und La Lajas ausgelöst, begleitet von Grollen und schwachen Stoßwellen. Aufgrund angekündigter Regenfälle bestand die Gefahr, dass Wasser die abgelagerte Tephra vermischen und Lahare erzeugen könnte, die in den verschiedenen Schluchten des Vulkans abfließen könnten. Die Wetterbedingungen haben sich bisher nicht gebessert, weshalb die Warnung weiterhin in Kraft bleibt.

Der Volcán de Fuego zählt zu den aktivsten Feuerbergen der Erde und ist – mit Ausnahme einiger Ruheperioden – seit Jahrzehnten kontinuierlich aktiv. In gewisser Weise konkurriert er hierbei mit dem Stromboli in Italien. Die Eruptionen können relativ sicher vom benachbarten Gipfel des Acatenango aus beobachtet werden. Die touristische Infrastruktur ist gut ausgebaut, und wer das Erlebnis eines aktiven Vulkans sucht, ist dort bestens aufgehoben. Da der Aufstieg zum Gipfel des Stromboli nicht mehr gestattet ist, stellt eine Reise zum Fuego eine gute Alternative für Vulkanspotter dar. Hier wird vieles lockerer gehandhabt als in Europa, und Antigua, die Stadt am Fuße des Vulkans, ist gut auf Touristen eingestellt.


Weitere Meldungen:

Santiaguito emittiert Wärmestrahlung mit 40 MW Leistung

Neben dem Fuego gibt es mit dem Santiaguito einen weiteren Vulkan, der aktuell in Guatemala eruptiert. Er fördert einen Lavadom, von dem ein zäher Lavastrom ausgeht. Beide zusammen emittieren eine moderate Wärmestrahlung mit 40 MW Leistung. Es gehen Schuttlawinen ab und es besteht die Gefahr, dass pyroklastische Ströme entstehen. Aschewolken steigen bis zu 1000 m über dem Dom auf.


Piton Fournaise stellt Aktivität ein

Der Piton de la Fournaise stellte seine Lavastrom-Aktivität ein. Kurz vor dem Schluss kam es zu einer Phase explosionsartiger Entgasungen, wie sie für die Endphase effusiver Eruptionen am Fournaise typisch ist. Der Ausbruch dauerte fast 6 Wochen, was vergleichsweise lang ist. Allerdings wurde nach der Initialphase der Eruption wenig Lava gefördert und das Lavafeld entwickelte sich nur langsam.


Ubinas eruptiert Asche bis auf 6400 m Höhe

In Peru bleibt der Ubinas aktiv. Der Feuerberg eruptiert Aschewolken. Sie steigen bis auf einer Höhe von 6400 m auf und driften in Richtung Südwesten.

Vulkane Indonesiens am 09.08.23

Staat: Indonesien | Koordinaten: 2,78, 125.40 | Aktivität: Dom

Karangetang mit zahlreichen Schuttlawinen

Der Dom im Südkrater des indonesischen Vulkans Karangetang wächst weiter, und es gehen zahlreiche Schuttlawinen ab, die auf nächtlichen Aufnahmen Glutspuren hinterlassen. Es gibt auch Indizien dafür, dass sich auf der Südflanke ein zäher Lavastrom seinen Weg bahnt. Auf langzeitbelichteten Fotos sind die Glutspuren der Schuttlawinen nicht immer von Lavaströmen zu unterscheiden. Eine Tagaufnahme zeigt bläuliche Entgasungen, die von der Flanke ausgehen und auf einen Lavastrom hindeuten. Auf einem Satellitenfoto vom 1. August sind im Infrarotbereich zwei thermische Anomalien zu erkennen, die möglicherweise von Lavaströmen stammen. Auch hier ist die Unterscheidung zwischen Schuttlawinen und Lavaströmen unsicher.

Im aktuellen Bericht des VSI wurde vermerkt, dass gestern 117 seismische Signale registriert wurden, die von den Schuttlawinen stammen. Hinzu kamen 50 Signale von starken Entgasungen und 4 Tremorsignale. Vulkanotektonische Erdbeben wurden in den letzten Wochen nicht detektiert. Es scheint, als sei der Förderschlot frei, durch den das Magma vom Magmenkörper bis zum Dom aufsteigt. Explosionen wurden nicht gemeldet, obwohl es bei früheren Domwachstumsphasen regelmäßig strombolianische Eruptionen aus dem Dom gab. Der Dom emittiert eine moderate Wärmestrahlung mit einer Leistung von 54 MW.

Der Vulkan Karangetang liegt auf der Insel Siau, die vulkanischen Ursprungs ist und zu den Gewürzinseln Indonesiens zählt. Heutzutage werden vor allem Muskatnüsse angebaut. Siedlungen reichen bis an den Fuß des Vulkans heran und befinden sich somit im direkten Gefahrenbereich größerer Eruptionen. Besonders wenn pyroklastische Ströme generiert werden, sind diese gefährdet. Es kam bereits mehrmals zu Zerstörungen und Todesopfern. In der aktuellen Eruptionsphase könnte die Situation schnell eskalieren, falls es zu Kollapsereignissen am Lavadom oder an den Lavafronten potenzieller Lavaströme kommt. In so einem Fall bleibt Anwohnern kaum Zeit zur Flucht.


Lewotolok mit Explosionen und Wärmestrahlung

Staat: Indonesien | Lokation: -8.272, 123.505| Aktivität: Strombolianisch

Der Vulkan Lewotolok liegt auf der Insel Lembata im Osten des indonesischen Archipels. In den letzten Tagen hat er kleinere Ascheeruptionen verursacht. Gestern wurden 5 Explosionen registriert. Heute emittiert er eine starke Wärmestrahlung mit einer Leistung von 124 MW. Diese könnte von einem Lavastrom im oberen Flankenbereich stammen, obwohl diese Vermutung noch nicht bestätigt ist.


Merapi weiterhin aktiv

Staat: Indonesien | Koordinaten: -7.541, 110.445 | Aktivität: Lavadom

Der Merapi auf Java ist nach wie vor aktiv und bildet weiterhin seinen Lavadom. Gestern wurden 141 Schuttlawinen und Steinschläge festgestellt. Diese erzeugten seismische Signale mit Amplituden zwischen 3 und 30 mm sowie einer Dauer von bis zu 196 Sekunden. Es besteht eine hohe Gefahr der Entstehung pyroklastischer Dichteströme.

Stromboli mit stärkerer Explosion – News vom 09.08.23

Staat: Italien | Koordinaten: 38.79; 15.21 | Aktivität: Lavastrom

Größere Explosion und Lavastrom am Stromboli

Gestern Abend ereignete sich um 19:06 Uhr eine explosive Eruption, die stärker war als die alltäglichen Ausbrüche am Stromboli. Das geht aus einer Meldung des INGV hervor. Die gesamte Kraterterrasse wurde mit Tephra bedeckt. Nach bisherigen Erkenntnissen gab es jedoch keine Einschläge größerer Blöcke oder Bomben auf dem Pizzo oder entlang der Cima, wo sich früher Touristen aufhalten durften. Im Zusammenhang mit der Explosion traten auch zwei Lavaüberläufe aus dem nördlichen Kraterbereich auf. Die Lavafronten erreichten rasch den oberen Bereich der Sciara del Fuoco. Ähnliche Lavaüberläufe wurden bereits in den vergangenen Tagen beobachtet. Damals wurde die Aktivität von Lavaspattering begleitet. Bereits in der letzten Woche wies ich darauf hin, dass sich Lavaströme am Stromboli üblicherweise phasenweise bilden. In solchen Phasen besteht auch eine erhöhte Gefahr für stärkere Explosionen und Paroxysmen, bei denen sogar pyroklastische Ströme entstehen können, die bis ins Meer reichen.

Seismische Messstationen am Stromboli haben das explosive Ereignis erfasst. In den folgenden Minuten stieg die Tremoramplitude an. Sie schnellte von einem mittleren Niveau auf ein sehr hohes Niveau, was sich im Tremorgraphen in einem steilen Peak manifestierte. Seitdem bewegt sich die Tremoramplitude auf einem erhöhten Niveau, was auf eine anhaltende gesteigerte Aktivität hinweist. Seit der größeren Explosion hat auch der Druck der Infraschallereignisse zugenommen, die von den LGS-Sensoren im nordöstlichen Kratersektor erfasst werden. Dies führte zu verstärkten strombolianischen Eruptionen, wie zahlreiche Livecam-Fotos zeigen, die von Mitgliedern unserer Vulkangruppe auf Facebook geteilt wurden. Bisher wurden keine signifikanten Bodendeformationen beobachtet.

Übrigens, bezüglich LGS: Die Webseite der Geophysiker aus Florenz ist seit einigen Wochen wieder online und liefert wichtige geophysikalische Messdaten. Die täglichen Berichte, die früher immer verfügbar waren, sind jedoch noch offline.

Inwiefern die Ereignisse den Zugang zu den Aussichtspunkten auf Quota 290 und 400 Höhenmetern beeinflusst haben, ist mir noch nicht bekannt. Da Hauptsaison ist, könnte eine Sperrung des Aufstiegs zu Protesten von Seiten der Bergführer führen, aber es ist auch zu beachten, dass der Aufstieg im Frühjahr aufgrund ähnlicher Aktivität gesperrt war. Ich werde ein Update liefern, sobald ich konkrete Informationen erhalte.

Update: Bis jetzt wurde der Zugang zum Vulkan nicht gesperrt. Die Aktivität ist leicht erhöht.

Vulkan Ätna mit Dampfringen am 08.08.23

Staat: Italien | Koordinaten: 37.73, 15.00 | Aktivität: Fumarolisch

Ätna eruptiert weiterhin viele Dampfringe

Der Ätna auf Sizilien eruptiert weiterhin Dampfringe. Sie erscheinen überwiegend über dem Zentralkrater und werden allem Anschein nach von der neuen Bocce ausgestoßen. In den sozialen Medien wurden entsprechend viele Fotos geteilt. Warum der Ätna ausgerechnet jetzt so viele Dampfringe ausstößt, ist nicht geklärt. Ich vermute, das hängt mit der Morphologie des neuen Schlotes bzw. Pit-Kraters zusammen, der im letzten Monat entstanden ist. Ein gängiges Entstehungsmodell der Dampfringen habe ich im Wiki beschrieben. Die Dampfringe werden auf Neudeutsch „poloidal vortex rings“ genannt.

Es gibt Überlegungen, nach denen besonders dann Dampfringe entstehen, wenn der Magmenstand im Fördersystem niedrig ist. Dieser Gedankengang steht allerdings im Widerspruch zu den Beobachtungen, die ich zwischen 1999 und 2002 am Ätna machen konnte, denn damals war der Ätna hoch aktiv und produzierte ebenfalls Dampfringe am laufenden Band. Zu ihrer Entstehung am Vulkan ist ein vergleichsweise niedrigviskoses Magma nötig, so wie es in den genannten 3 Jahren am Ätna vorhanden war, als es zur Bildung ausgeprägter Lavaströme kam. Vielleicht ist die häufige Generierung der Dampfringe ja ein Vorzeichen einer neuen spannenden Eruptionsphase am Ätna?!

Die Wissenschaftler vom INGV veröffentlichten heute ihr neues Bulletin zur Ätna-Aktivität der letzten Woche. Auffällig waren die starken Entgasungen aus der Bocca Nuova und dem Südostkrater. Die Seismizität in Bezug auf vulkanotektonische Erdbeben war gering. Der Tremor bewegte sich auf moderatem Niveau. Es wurden nur wenige Infraschallereignisse registriert. Sie deuteten auf starke Entgasungen bzw. schwachen Explosionen in der Tiefe der Schlote hin. Auffallend war ein signifikanter Rückgang des Kohlendioxid-Ausstoßes. Der Schwefeldioxid-Flux bewegte sich in einem durchschnittlichen Bereich. Auf einem aktuellen Sentinel-Foto erkennt man 2 kleine thermische Anomalien in den Schloten des Zentralkraters. Alles in Allem gibt es außer den Dampfringen keine Anzeichen besonderer Vorgänge im Ätna.

Vulkan Santiaguito mit Asche-Eruptionen am 08.08.23

Ascheeruptionen und Lavastrom am Santiaguito in Guatemala

Der Santiaguito ist einer der jüngsten Vulkane der Welt. Seine Geburt ereignete sich vor 101 Jahren, als sich ein erster Dom in der kollabierten Flanke des größeren Vulkans Santa Maria bildete. Seitdem bildeten sich 3 Dom-Generationen. Der aktuell aktive Dom wird Caliente genannt und befindet sich in einer Wachstumsphase. Sie manifestiert sich nicht nur in effusiv geförderter Lava, die neben dem Dom einen Lavastrom generiert, sondern auch in kleinen bis moderaten Ascheeruptionen, die 1-2 Mal pro Stunde erscheinen. Dabei steigt Vulkanasche bis auf einer Höhe von fast 4000 m auf, wie aus einer VONA-Warnung des VAAC Washington hervorgeht. Das Entspricht einer Höhe von 1500 m über dem Dom. Die meisten Aschewolken steigen aber nur 500-1000 m über Domhöhe auf, wie es in dem jüngsten Bulletin von INSIVUMEH berichtet wird. Dabei gehen am Vulkan auch größere Blöcke nieder, während es in einem weiteren Umkreis zu Ascheniederschlag kommt.

Die Vulkanologen berichten weiterhin von Abgängen von Schuttlawinen und warnen vor Kollaps-Ereignissen, die vom Dom und den Lavastrom-Ausläufern ausgehen. Diese fließen  in den Kanälen Zanjón Seco und San Isidro. Nachts und morgens kann man das Glühen dieser Ströme beobachten. Außerdem gehen von ihnen schwache Geräusche aus, die von rollenden Lavabrocken verursacht werden.

INSIVUMEH warnt eindringlich davor sich den Lavastrom-Ausläufern zu nähern. Diese sind sehr heiß und instabil, es besteht die Gefahr von Verbrennungen und schweren Verletzungen für Personen, die sich ihnen nähern. Generell bleibt die vulkanische Aktivität hoch. Material sammelt sich weiterhin auf der Caliente-Kuppel und entlang der Lavastrom-Ausläufer an. Dieses Material könnte durch Explosionen oder die Schwerkraft destabilisiert werden, was zu weitreichenden pyroklastischen Strömen in Richtung Südwesten, Süden und Osten führen könnte.

Die Forscher nehmen die Bedrohung durch den Domvulkan sehr ernst und haben in den letzten Monaten mit internationaler Hilfe das Beobachtungsnetzwerk am Vulkan stark ausgebaut.

Fagradalsfjall-Eruption – News vom 08.08.23

Die Litli-Hrútu-Eruption am Fagradalsfjall auf Island ist vorbei

In den letzten Tagen ist es ruhig um die Litli-Hrútu-Eruption am Fagradalsfjall geworden. Nun erklärte der isländische Vulkanologe Þorvaldur Þórðarson gegenüber dem Iceland-Monitor MBL, dass er den Vulkanausbruch für beendet hält. Ein Grund dafür ist die Abnahme des vulkanischen Tremors, der wieder auf das Hintergrundniveau gesunken ist. Auf der Grafik markiert ein Pfeil den Zeitpunkt, seit dem der Tremor (blaue Kurve im Frequenzbereich von 2-4 Hz) wie im Hintergrundrauschen untergeht. Bereits in der letzten Woche nahm die Aktivität am Litli-Hrútu stark ab, und seit einigen Tagen ist keine Lava mehr eruptiert worden.

Der Vulkanologe geht jedoch nicht davon aus, dass die Eruptionsserie auf der Reykjanes-Halbinsel damit endgültig beendet ist. Vielmehr rechnet er in den nächsten Jahren mit weiteren Eruptionen im Bereich des Fagradalsfjall-Vulkans. Dieses Muster ist typisch für diese Art von Eruptionen auf Island, die oft unter dem Begriff „Feuer“ zusammengefasst werden. Nach einer intensiven Anfangsphase, wie wir sie vor 2 Jahren erlebt haben, als der erste Ausbruch am Fagradalsfjall mehrere Monate andauerte, folgen in linearer Abfolge weitere Eruptionen. In der Vergangenheit wurden bei solchen Serien bis zu 8 „Feuer-Eruptionen“ an einem Ort beobachtet. Ein bekanntes Beispiel dafür sind die Krafla-Feuer, die sich in den Jahren 1975-84 ereigneten.

Þorvaldur Þórðarson geht davon aus, dass es am Fagradalsfjall mindestens zwei bis drei weitere Eruptionen geben wird. Auf die Frage nach dem Zeitintervall zwischen den Eruptionen antwortete der Vulkanologe, dass er mit der nächsten Eruption frühestens in einem Jahr rechnet. Es könnte jedoch auch länger dauern. Vor dem nächsten Ausbruch werden die Isländer wieder mit Bodenhebungen und Schwarmbeben gewarnt werden, da neues Magma aufsteigen und in die oberen Erdschichten eindringen muss.

Möglicherweise erleben wir sogar an einer anderen Stelle auf Island einen Ausbruch, bevor sich der Fagradalsfjall wieder meldet. Ein Kandidat hierfür ist die Askja-Caldera, die seit 2 Jahren durch intensive Bodenhebung auffällt. Ein Ausbruch der Askja würde sich stark von dem „Fagradalsfjall-Feuer“ unterscheiden und höchstwahrscheinlich eine starke explosive Komponente beinhalten.

Naturkatstrophe durch Unwetter in Slowenien am 07.08.23

Mehrere Tage lang wüteten über Slowenien und dem südlichen Österreich Unwetter mit Starkregen und verursachten die stärkste Naturkatastrophe in der Geschichte des jungen Landes. Hier die jüngsten Entwicklungen:

Dammbruch in Slowenien und Sorge vor Erdrutschen

Die Unwetterlage in Österreich und Slowenien entspannt sich nur langsam. Nachdem es am Wochenende weitere Regenfälle gegeben hatte, brach ein Damm des slowenischen Flusses Mur. Der Dammbruch führte zur Evakuierung von mehr als 500 Menschen im Dorf Dolnja Bistrica, das im Osten des Landes liegt. Die Mur entspringt in Österreich, Der Pegel des Flusses sank gestern kaum, während es einen Lichtblick an der Save gab: die Pegel des größten Flusses Sloweniens fielen gestern deutlich. Trotzdem warnt der Geologische Dienst Sloweniens weiter vor Erdrutschen, da der Boden mit Feuchtigkeit gesättigt ist, was besonders Böden in Hanglage destabilisiert. Bereits am Freitag und Samstag hatten sich in vielen Orten Erdrutsche ereignet.

In der Nacht zum Sonntag war der slowenische Katastrophenschutz in insgesamt 186 Orten 230 Mal im Einsatz. 137 Feuerwehreinheiten führten Schutzmaßnahmen bei Erdrutschen und Überschwemmungen durch, pumpten Wasser aus überschwemmten Gebäuden, beseitigten umgestürzte Bäume, retteten Menschen aus gefährdeten Gebäuden und lieferten dringend benötigte Lebensmittel, Trinkwasser und Medikamente.

Es wurden vier Todesfälle untersucht, um festzustellen, ob sie in Zusammenhang mit den Unwettern standen. Am Ufer der Save in der Hauptstadt Ljubljana wurde die Leiche eines Mannes gefunden. Am Vortag kamen drei Menschen wahrscheinlich aufgrund der Unwetter ums Leben, darunter zwei niederländische Bergsteiger, die möglicherweise tödliche Blitzschläge beim Wandern erlitten hatten. Fünf weitere Niederländer werden in Slowenien vermisst.

Laut dem slowenischen Ministerpräsident Robert Golob ist es wahrscheinlich, dass Slowenien die größten Schäden durch eine Naturkatastrophe erlitt, seitdem das Land 1991 unabhängig wurde. Der geschätzte Gesamtschaden überschreitet ersten Schätzungen zufolge eine halbe Milliarde Euro. Hauptsächlich wurden Straßen und Energieinfrastruktur zerstört, aber auch Hunderte Wohngebäude. Es wurden auch 3 Brücken zerstört.

In den südlichen österreichischen Bundesländern Kärnten und Steiermark drohten nach neuen heftigen Regenfällen weitere Überschwemmungen. Über 2500 Feuerwehrleute und zahlreiche Soldaten waren in den Bundesländern im Einsatz. (Quelle dpa/reuters)