Vulkan-News 13.06.22: Ätna

Ätna: Lavastrom stoppt

Staat: Italien | Koordinaten: 37.73, 15.00 | Staat: Italien |EruptionLavastrom

Während man heute Morgen noch ein ausgeprägtes thermisches Signal auf der LiveCam des INGVs sah, dass sogar weiter hinabreichte, als es in den vergangenen Wochen der Fall war, so sieht man heute Nachmittag nur noch ein schwaches Nachglühen der Lava auf dem Steilhang des Valle del Boves. Es sieht so aus, als wäre der Lavastrom versiegt, der nun gut 1 Monat lang aktiv war. In der Ferndiagnose lässt sich nicht sagen, ob es noch Aktivität auf der Hochebene vor dem Neuen Südostkrater gibt, aber falls dem so sein sollte, ist sie vergleichsweise schwach. MIROVA registriert nur noch 1/10 Leistung der Wärmestrahlung von gestern, sprich 110 MW.


Bulusan mit Asche-Emissionen

Staat: Philippinen | Koordinaten: 12.77; 124.05 | Eruption: Phreatisch

Der philippinische Vulkan Bulusan ist weiter unruhig und emittiert Vulkanasche, die vom VAAC in gut 2500 m Höhe festgestellt wird. Die Aschewolke driftet in Richtung Westen. PHILVOLCS registrierte gestern 106 vulkanotektonische Erdbeben und 48 Tremorphasen. Es wurden 4627 Tonnen Schwefeldioxid ausgestoßen. Der Vulkan ist weiterhin aufgebläht.


Ol Doinyo Lengai mit thermischer Anomalie

Staat: Tansania | Koordinaten: -2.76 ; 39.91 | Eruption: Effusiv

Auf einem Sentinel-Satellitenfoto erkennt man wieder ein kleine thermische Anomalie im Krater des Gottberges der Masai. Sie zeigt, dass natriumkarbonatische Lava gefördert wird, die aus einem Hornito im Zentralbereich des Kraters eruptiert wird. Auf dem gleichen Satellitenfoto -nur etwas weiter gefasst- erkennt man, dass der Wasserstand im Lake Natron anfängt zu fallen, so dass bald wieder die einzigartigen Sodageysire sichtbar werden könnten. Ihre Entstehung ist noch nicht hinreichend erforscht und fasziniert mich seit Jahrzehnten. Ich vermute einen Zusammenhang zwischen dem einzigartigen Chemismus der Lengai-Lava und den Soda-Geysiren.

[twenty20 img1=“829055″ img2=“829056″ offset=“0.5″ before=“Lengai in normalem Licht…“ after=“…und im Infrarotspektrum. © Sentinel“]

Vulkan-Nachrichten 12.06.22: Bulusan

  • Am philippinischen Bulusan gab es eine weitere Eruption
  • Es kam zu Ascheniederschlag in 2 Orten und 10 Dörfern
  • Die Alarmstufe bleibt auf „1“

Bulusan in Eruption

Staat: Philippinen | Koordinaten: 12.77; 124.05 | Eruption: Phreatisch

Auf der Philippineninsel Luzon ist der Bulusan erneut ausgebrochen. Das VAAC meldete bereits gestern Abend eine Aschewolke, die bis auf einer Höhe von 6100 m Höhe aufstieg und in Richtung Nordwesten driftete. PHILVOLCS berichtete in den letzten Tagen von anhaltender Seismizität, Inflation und Dampfausstoß. Insofern kam der Vulkanausbruch nicht überraschend. Der letzte Report der Vulkanologen beschreibt eine phreatische Eruption, die sich nachts um 3:37 Uhr (Ortszeit) manifestierte und 18 Minuten dauerte. Auch heute gab es 2 VONA-Meldungen, nach denen sich Vulkanasche in 6100 m Höhe befindet.

Medien berichten von massivem Ascheniederschlag, der mehrere Ortschaften im Bezirk Sorsogon betrifft. Es sollen 2 Städte und 10 Dörfer betroffen sein. 1500 Personen wurden aus dem direkten Umkreis des Vulkans evakuiert. Dabei halfen Feuerwehr und Zivilschutz.

Fotos zeigen Aschewolke am Bulusan

Auf Fotos der lokalen Presse sieht man, dass der Bulusan auch während der Morgendämmerung aktiv war und über mehrere Stunden Asche ausstieß. Die explosive Hauptphase der Eruption lief allerdings im Verborgenen ab und versteckte sich vor den Blicken der Livecams.

Der starke Ascheniederschlag steht -meiner Meinung nach- im Widerspruch zu einer rein phreatischen (dampfgetriebenen) Eruption. Zwar kann dabei auch alte, im Schlot anstehende Lava fragmentiert werden, so dass es zur Eruption von Vulkanasche kommt, doch massiven Ascheniederschlag erzeugen solche Eruptionen für gewöhnlich nicht, dazu muss frisches Magma im Schlot aufsteigen.

Unverständlicherweise erhöhte PHILOVLCS die Alarmstufe des Vulkans Bulusan nicht, sondern belässt sie auf „1“ (von 5). Normalerweise wäre Alarmstufe „2“ in der augenblicklichen Situation angemessen, besonders, da es bereits zu Evakuierungen gekommen ist.

Der Bulusan erzeugte in den vergangenen 400 Jahren mindestens 44 größere Eruptionen. Damit zählt er zu den aktivsten Vulkanen des pazifischen Inselstaates. Die meisten Eruptionen hatten einen VEI von 2. 1981 ereignete sich ein stärkerer Vulkanausbruch mit einem VEI 3. In den letzten Jahren zeigte der Bulusan öfters Anzeichen des Erwachens.

Vulkan Ätna mit weiterer Eruptionsspalte am 12. Juni

  • Am Ätna fließen weiterhin Lavaströme
  • Gestern bildete sich eine neue Eruptionsspalte auf 1900 m Höhe
  • Der neue Lavastrom war gestern Abend einige 10er Meter lang

Aktive Lavaströme am Ätna

Am Ätna auf Sizilien sind die Lavaströme weiter aktiv. Das gilt für die Ströme aus der Spalte auf 2900 m Höhe und für einen kurzen Lavastrom, aus einer Spalte, die sich erst gestern öffnete. Sie bildete sich, wie die Spalte der vergangenen Woche, auf einer Höhe von ungefähr 1900 m, im Serracozzo-Gebiet am Nordrand des Valle del Bove. Lava quoll und quillt aus dem Spalt und speist einen kurzen Lavastrom.
Auf einer Sentinel-Aufnahme von gestern Mittag ist nicht nur die Lava des Hauptstroms zu sehen, sondern auch Asche-Emissionen aus dem Neuen Südostkrater. Darüber hinaus gab es 2 thermische Anomalien im Zentralkrater, der auch eine beachtliche Dampfwolke erzeugte. Gestern meldete das LGS sehr hohe Infraschall-Werte, die aber durch starken wind beeinflusst sein könnten. Heute hat man die Anlage deswegen offline genommen.

Selbst wenn die neuen Spalten nicht viel Lava fördern, ist es doch ein interessantes Phänomen, dass eigentlich nur bei größeren Eruptionen zu beobachten ist. Offenbar befindet sich eine größere Magma-Ansammlung im Vulkan. Die Schmelze enthält wenig Gas und tritt daher recht ruhig aus. Mithilfe des Tremors lässt sich der Magmenkörper lokalisieren: er sitzt auf Höhe der Basis des Neuen Südostkraters und damit recht weit oben im Vulkan und nahe am Rand des Valle del Bove. Es stellt sich die Frage, ob die Lava aus den tief gelegenen Spalten von diesem Magmenkörper stammt und im Berg erst nach unten fließt bevor es austritt, oder ob es auf seinen Weg nach oben seitlich austritt? Es ist auch nicht auszuschließen, dass es sich bei der Lava der unteren Spalten um Material des Hauptstroms handelt, dass in einer alten Tube verschwindet und weiter unten wieder raus kommt.

Was mich wundert, ist, dass das INGV keine ungewöhnliche Inflation registriert, sondern nur eine leichte Deflation infolge der Eruption. Normalerweise sollte man erwarten, dass sich das Gebiet im Bereich der neuen Spalten hebt, bevor Lava austritt. Es kann natürlich sein, dass es in diesem Gebiet keine Messpunkte/Stationen gibt, so dass eine lokale Inflation verborgen bleibt.

INSAR-Satellitenaufnahmen zeigen Bodenhebung am Ätna

Auf INSAR-Aufnahmen des EGMS ist gerade das interessante Gebiet ausgespart. Dennoch erkennt man, dass es in der Ätna-Region, im Verlauf eines Jahres die Bodenhebung überwiegt. Östlich des Tals hob sich der Boden um ca. 1 cm, nur im Süden gab es eine Absenkung von ungefähr 0,5 cm. An der Ostküste gab es Bodenhebungen von ca. 3 cm. Daraus lässt sich schließen, dass der langjährige Trend der Bodenhebung weiter geht und auch von den Paroxysmen des letzten Jahres nicht nachhaltig gebrochen wurde.

Eine abschließende Beurteilung der Lage am Ätna ist schwierig und zuverlässige Prognosen lassen sich nicht erstellen. Meiner Meinung ist ein Szenario, dass Ätna gerade weiter aufheizt, obwohl es nur wenige vulkanisch-bedingte Erdbeben gibt. Besonders, dass der Zentralkrater heißer wird, und das sich Spalten im flachen Teil des Valle del Bove öffnen, gibt mir zu denken.

Vulkane Kamtschatkas am 11 Juni: Shiveluch

Eine aktuelle VAAC Meldung vom russischen Vulkan Shiveluch, liefert mir heute einen Grund, ausführlicher die vulkanische Aktivität auf der Halbinsel Kamtschatka zu betrachten:

  • Auf der sibirischen Halbinsel Kamchatka stehen 3 Vulkane auf Alarmstufe „orange“
  • Der Shiveluch fördert Aschewolken
  • Der Bezymianny baut an seinem Lavadom
  • Vom Karymsky geht eine Wärmeanomalie aus

Shiveluch mit Aschewolke

Staat: Russland | Koordinaten: 56.65; 161.36 | Eruption: Dom

Das VAAC detektierte eine Aschewolke am Shiveluch, die bis auf einer Höhe von 4900 m aufstieg und in östlicher Richtung driftete. Bei KVERT steht der Alarmstatus des Vulkans auf „orange“ und die Vulkanologen warnen davor, dass jederzeit größere Aschewolken entstehen könnten, die bis zu 12 km hoch aufsteigen und eine Gefahr für den Flugverkehr darstellen. Die extrusive Aktivität hält an und in der hufeisenförmigen Depression -die entstand, als ein Teil des Vulkankegels kollabierte- wächst weiterhin ein steiler Lavadom, der sich überwiegend aus Lavablöcken zusammensetzt. Vom Dom steigt Dampf auf. Eine thermische Anomalie war auf Satellitenfotos in den letzten Tagen nicht auszumachen, obwohl die Vulkanologen von KVERT darüber in ihrem Wochenbericht schreiben und glühende Lava gesehen haben. Sie warnen weiterhin davor, dass glühende Schuttlawinen und Pyroklastische Ströme entstehen können. Es ist gut möglich, aber bislang unbestätigt, dass die aktuellen Aschewolken im Zusammenhang mit der Generierung von Glutwolken stehen.

Bezymianny mit Aschespur

Staat: Russland | Koordinaten: 55.98; 160.58 | Eruption: Dom

Eine ähnliche Situation herrscht am Vulkan Bezymianny, der ca. 60 km Luftlinie südlich des Shiveluch liegt. Auch er büßte eine Flanke ein, als es 1955 zu gewaltigen peléeanischen Eruptionen kam, so dass eine hufeisenförmige Senke entstand. Der Krater wird von einem Lavadom verstopft, der sich in einer aktuellen Wachstumsphase befindet. Anders, als am Shiveluch, ist auf Satellitenbildern eine thermische Anomalie sichtbar. Zu sehen ist auch eine Aschespur, die bei den Eruptionen Anfang des Monats im Schnee entstand. Das Bulletin zum Bezymianny liest sich ähnlich, wie jenes vom Shiveluch: der Lavadom wächst, zeigt thermische Anomalien und starke fumarolische Aktivität. Es besteht die Gefahr von explosiven Eruptionen und dem Abgang von Schuttlawinen und Pyroklastischen Strömen.

[twenty20 img1=“828966″ img2=“828967″ offset=“0.5″ before=“Die zentrale Vulkangruppe mit dem Bezymianny im normalen Lichtspektrum…“ after=“und im Infrarot-Bereich. Deutlich sichtbar ist die Aschespur. © Sentinel“]

Karymsky mit thermischer Anomalie

Staat: Russland | Koordinaten: 54.048, 159.441 | Eruption: Fumarolisch

Ein weiterer eruptierender Vulkan auf Kamtschatka ist der Karymsky. Er liegt ein Stück von den Vulkanen Zentralkamtschatkas entfernt und unterscheidet sich von den 2 vorgenannten Feuerbergen. Sein Krater ist intakt und ohne Dom. Die Aktivität hier ist von explosiver Natur. In der letzten Woche wurden eine anhaltende thermische Anomalie beobachtet, zudem kam es zu Entgasungen. KVERT warnt von möglichen Explosionen, die Vulkanasche bis zu 12 km hoch fördern.

Vulkan-News 10.06.22: Ätna

Ätna: Aktivität hält an

Staat: Italien | Koordinaten: 37.73, 15.00 | Staat: Italien |EruptionLavastrom

Am Ätna auf Sizilien ist der Lavastrom weiterhin aktiv. Die Lava entspringt einem Schlot auf 2800 m Höhe. Die Lavafront stagniert bei gut 2000 m. Auf der Thermalcam sieht man, dass der 2. Arm des Stroms wieder aktiv ist und über den Rand des Valle del Bove fließt. Es gibt Beobachtungen von Rissen am Boden des Valle del Bove, die allerdings inaktiv sind. Gestern fiel der Tremor bis in den gelben Bereich, wo er sich nun nahe der Grenze zum Roten seitwärts bewegt. MIROVA detektierte nachts eine Thermalstrahlung mit einer Leistung um 900 MW. Generell ist eine leicht abnehmende Tendenz der Eruptionsstärke zu verzeichnen.


Bulusa: Seismizität gestiegen

Staat: Philippinen | Koordinaten: 12.77; 124.05 | Eruption: Fumarolisch

Gestern wurden am philippinischen Vulkan Bulusan 149 vulkanotektonische Erdbeben registriert. Bereits Morgens wurde eine Warnung ausgesprochen, nachdem die ersten 49 Beben aufgezeichnet wurden. Am Vortag wurden nur 5 Beben festgestellt. Der Schwefeldioxid-Ausstoß belief sich auf 824 Tonnen am Tag. Die Vulkanologen beobachteten eine 100 m hoch aufsteigende Dampfwolke. Der Vulkan ist „fat and swollen“, es droht eine Eruption.


Fuego: Lahare sind unterwegs

Staat: Guatemala | Koordinaten: 14.47, -90.88 | Eruption: Ejektiv

Am Fuego warnen die Vulkanologen von INSIVUMEH vor Laharen. Die Schlammströme wurden durch lang anhaltende Regenfälle ausgelöst und fließen durch die Ceniza-Schlucht. Sollte sich der Regen fortsetzten, könnten sich die Lahare verstärken und eine ernste Gefahr darstellen.

 

 

Vulkan-News 09.06.22: Anak Krakatau

Anak Krakatau mit neuen Eruptionen

Staat: Indonesien| Koordinaten: -6.10, 105.42 | Eruption: Asche-Emissionen

Seit gestern eruptiert der indonesischen Inselvulkan Anak Krakatau wieder Vulkanasche und ein wenig glühende Tephra. Aktuell werden Aschewolken in gut 600 m Höhe registriert. Die bislang stärkst Eruption dauerte über 2 Minuten und förderte eine Aschewolke bis auf 800 m Höhe. Sie erzeugte ein seismisches Signal mit 55 mm Maximal-Amplitude. In der letzten Woche gab es einen Anstieg der Seismizität. Es wurden über 90 Erdbeben mit niedrigen Frequenzen registriert. Gestern wurden 14 Niedrigfrequenzbeben und 5 vulkanotektonische Beben festgestellt.


Ätna: Spalte nur kurz aktiv

Staat: Italien | Koordinaten: 37.73, 15.00 | Staat: Italien |Eruption: Lavastrom

Die neue Eruptionsspalte, die sich vorgestern am Ätna öffnete, hat ihre Aktivität bereits wieder eingestellt. Es wurde von einem kurzen Lavastrom berichtet, der etwas mehr als 100 m weit floss. Der Hauptstrom ist weiter aktiv, schwächelt aber auch. Auf der ThermalCam sieht man nur die Wärmesignatur von einem Arm des Stroms.


Merapi: erhöhte Aktivität

Staat: Indonesien | Koordinaten: -7.54, 110.44 | Eruption: Dom

Am Merapi werden weiterhin Abgänge zahlreicher Schuttlawinen registriert, die glühendes Material im Gepäck haben. Täglich werden mehr als 100 seismische Signale aufgefangen, die von diesen Abgängen stammen. Vor 3 Tagen kam es zudem zu einem seismischen Schub: das VSI registrierte 87 Hybriderdbeben und 26 vulkanotektonische Erschütterungen. Generell ist die Seismizität erhöht, was auf Magmenaufstieg hindeutet. Wahrscheinlich sind die Dome wieder so groß geworden, dass bald Pyroklastische Ströme generiert werden.


Popocatepetl mit Eruptionen

Staat: Mexiko | Lokation: 19.028, -98.62| Eruption: Ascheexhalationen

Die Aktivität des mexikanischen Vulkans hat weiter zugelegt. Es kommt wieder häufiger zu Asche-Dampf-Exhalationen und dem Ausstoß von Aschewolken. Gestern gab es eine VONA-Meldung, nach der Vulkanasche bis auf 5700 m Höhe aufstieg. CENAPRED meldete 3 vulkanotektonische Erdbeben und 34 Minuten Tremor.

Vulkan Ätna mit neuer Spalte: News am 8. Juni

  • Gestern Abend wurde die Öffnung einer neuen Eruptionsspalte gemeldete
  • Sie liegt an der Nordwand des Valle del Bove
  • Die Infraschall-Aktivität ist niedrig

Öffnung einer kleinen Spalte am Ätna

Gestern nahm der Tremor im Laufe des Tages etwas ab und bewegte sich kurzzeitig im Grenzbereich zwischen „gelb“ und „rot“, bevor er wieder anstieg, um im roten Bereich Fuß zu fassen. Die Quelle des Tremors wurde unter der Basis des Neuen Südostkraterkegels in 2900 m Höhe ausgemacht. Abends brachte das INGV dann ein Sonderbulletin heraus, nach dem sich eine kleine Eruptionsspalte geöffnet hatte. Diese soll sich an der Nordwand des Valle del Bove befinden, genauer, im Serracozzo-Gebiet auf 1800 m Höhe. Ein Foto zeigt, wie etwas zähflüssige Schmelze aus dem Boden quillt. Auf diesem Höhenniveau befindet sich inzwischen auch die Lavafront des Hauptstroms, der in 2 Arme geteilt über das Steilstück am Vulkanhang fließt. MIROVA detektiert eine sehr hohe Thermalstrahlung mit einer Leistung von 1500 MW. Die Vulkanologen wollten ein Team losschicken, um die neue Situation vor Ort zu begutachten. Wir dürfen auf deren Bericht gespannt sein.

Interessanterweise gab es bereits am 6. Juni einige schwache Erdbeben in dem Bereich des Valle del Bove, in dem sich jetzt vermutlich die neue Spalte öffnete. Das stärkste Beben hatte eine Magnitude von 1,8 und ein Epizentrum, dass 1,5 km westlich vom Monte Scorsone lag. Die Tief des Erdbebenherds wurde mit 4,55 km angegeben. Allerdings hat das GPS-Netzwerk keine besondere Bodenhebung im Zusammenhang mit den Erdbeben und der neuen Spaltenöffnung feststellen können. Bemerkenswert ist eine Spaltenöffnung so weit unten auf jeden Fall. Anwohner zeigen sich in den Sozialen Medien besorgt, dass sich eine größere Flankeneruption entwickeln könnte.

Die Infraschall-Aktivität wurde von den Vulkanologen als niedrig bezeichnet, was auf eine geringe explosive Tätigkeit der Gipfelkrater hindeutet. Es wurde die Einschränkung gemacht, dass es stark windig war und daher die Messergebnisse verfälscht sein könnten. VONA-Meldungen lagen auch nicht vor, so dass es zumindest nicht zur Eruption größere Aschewolken gekommen war.

Update 10:00 Uhr: Inzwischen wurde die neue Eruptionsspalte vom INGV begutachtet. Sie befindet sich auf 1900 m Höhe und nicht, wie zuvor gemeldet, auf 1800 m. Mittlerweile hat sich ein kleiner Lavastrom gebildet.

Vulkan News 07.06.22: Popocatepetl

Staat: Mexiko | Lokation: 19.028, -98.62| Eruption: Explosiv

  • Am Popocatepetl ereignete sich eine Asche-Eruption
  • Vulkanasche steig bis auf 7 km Höhe
  • Der Vulkan birgt ein großes Gefahrenpotenzial

Popocatepetl mit explosiver Eruption

Nachdem es in den letzten Wochen vergleichsweise ruhig um den mexikanischen Vulkan Popocatepetl bestellt war, eruptierte er heute eine Aschewolken, die bis auf 7000 m Höhe aufstieg und in Richtung Südwesten driftete. Im täglichen Bulletin von CENAPRED ist die Eruption noch nicht erwähnt. Gestern wurden 13 Asche-Dampf-Exhalationen beobachtet und ein vulkanotektonisches Erdbeben M 1,3 registriert. Die Daten sprechen nicht gerade für einen starken Schub frischen Magmas und repräsentieren die ansonsten ehr ruhige Situation am Vulkan. Dem widerspricht die neue Eruption, die auf einem Zeitraffervideo festgehalten wurde. Es zeigt, dass es im Zuge der Eruption auch zum Auswurf rotglühender Tephra kam. Sie landete allerdings wieder im Krater und schickte nur wenige Fragmente über Kraterhöhe hinaus.

Gefahren am Popocatepetl

Der Alarmstatus des Popocatepetls steht weiterhin auf „2“. Die Vulkanologen von CENAPRED bitten die Bevölkerung, nicht in die Kraterregion aufzusteigen. Es besteht die Gefahr von Pyroklastika erschlagen zu werden. Außerdem besteht bei Regen die Möglichkeit, dass Lahare und Muren abgehen, die insbesondere eine Gefahr für Wanderer am Vulkan darstellen. Tatsächlich kamen bereits öfters Bergsteiger ums Leben, die von Steinschlägen infolge der Eruptionen getroffen wurden.

Der Popocatepetl ist einer der mächtigsten Vulkane Mittelamerikas und durchaus zu großen Eruptionen fähig. Eine besondere Gefahr geht dann von Pyroklastischen Strömen aus, die entweder durch Domkollaps entstehen, oder aber durch den Kollaps großer Aschewolken. Im Extremfall können solche Glutwolken bewohntes Gebiet erreichen. Die 3 Vorgänger-Vulkane des Popocatepetl kollabierten im Zuge gewaltiger Eruptionen und deren Schutt- und Blockströme zerstörten große Areale. Es steht die Befürchtung im Raum, dass auch der Popocatepetl eines Tages sein volles zerstörerisches Potenzial in einer großen Eruption entfalten wird. Die Vulkanologen versuchen seit Jahren bei der Bevölkerung ein Bewusstsein für die Vulkangefahren zu schaffen, indem sie große Aufklärungskampagnen starteten.

Lake Kivu: Fischsterben durch Kohlendioxid

  • Auf der kongolesischen Seite des Kviu-Sees kam es zu einem Fischsterben
  • Es wurde eine erhöhte Konzentration an Kohlendioxid und Schwefelwasserstoff gemessen
  • Ein Zusammenhang zu den Virunga-Vulkanen kann nicht ausgeschlossen werden

Fischsterben im Kivu-See durch vulkanisches Gas?

Der Kivu-See liegt zum größten Teil in der Demokratischen Republik Kongo und in der Nähe der Virunga-Vulkane, von denen Nyamuragira und Nyiragongo in Eruption begriffen sind. Nun wurden in der Kabuno Bay zahlreiche tote Fische entdeckt. Es ist bekannt, dass im Kivu-See viel Methan in tiefen Wasserschichten gespeichert ist, doch die Fische sollen nicht infolge einer Methan-Gas-Freisetzung erstickt sein. Als Schuldiger wurde ein anderes Gas identifiziert: Kohlendioxid. Zudem wurde eine größere Konzentration an Schwefelwasserstoff nachgewiesen. Beide Gase können vulkanischen Ursprungs sein, entstehen aber auch bei der Zersetzung organischer Substanzen und kommen im See ebenfalls in größeren Mengen vor. Nun sollen wissenschaftliche Untersuchungen die Quelle der Gase ausfindig machen.

Verbreitet wurde diese Nachricht von Carles Balagizi, der am Goma-Volcano-Observatory arbeitet und allein dieser Umstand verstärkt den Verdacht, dass die tödlichen Gase vulkanischen Ursprungs sein könnten. Hinzu kommt, dass im Zuge des Nyiragongo-Lavasee-Ablaufs vom letzten Jahr Erdbeben bis unter den Kivu-See migrierten. Wahrscheinlich drangen Magmatische Gänge in den Untergrund des Seebodens ein. Die Gase, die das Fischsterben verursachen, könnten von diesen Dykes freigesetzt werden, doch bislang ist das rein spekulativ.

Die Aktivität der Vulkane am Kivu-See

Die Vulkane zeigen sich von den aktuellen Geschehnissen unbeeindruckt und gehen ihrem Tagesgeschäft nach. Auf Satellitenbildern der letzten Tage erkennt man in beiden Vulkankratern Wärmeanomalien, die von Lava an der Oberfläche stammen. Die Anomalie im Nyiragongo-Krater ist vergleichsweise klein, sodas man von einem Lava-Pool im Schlot ausgehen kann. Allerdings ist man weit davon entfernt, wieder einen Lavasee wie vor dem Ablauf im letzten Jahr zu haben. Es könnte Jahre dauern, bis sich wieder soviel Lava akkumuliert hat, dass ein ordentlicher Lavasee entsteht. Am Nyamuragira verteilt sich die Lava großflächiger: es fließen Lavaströme über den Kraterboden. Leider sind auch die Rebellen wieder aktiver geworden, die die Region seit Jahrzehnten in Unruhe versetzten. Sie verschanzen sich auch an den Hängen des Nyamuragira, so dass der Krater nur per Heli erreichbar ist und man sich dort nicht lange aufhalten kann. Berichte nebst Fotos sind von diesem Vulkan eine Seltenheit. Wie die Geschehnisse am Kivu-See zeigen, wäre eine systematische Überwachung des Vulkans aber sehr wichtig.