Campi Flegrei: Auch das Meer verfärbt sich

Staat: Italien | Koordinaten: 40.826, 14.138 | Eruption: Fumarolisch

Heute steht der italienische Calderavulkan Campi Flegrei (Phlegräische Felder) wieder im Mittelpunkt meiner Berichterstattung. Grund sind weitere Erdbeben und verfärbtes Meerwasser.

Zusammenfassung:

  • Vor der Küste von Pozzuoli verfärbte sich das Wasser
  • Grund hierfür dürfte eine Algenblüte sein
  • Die Seismizität ist weiter erhöht
  • Auch bei Vulcano gab es weitere Mikroseismik

Von der Campi Flegrei und dem Golf von Pozzuoli gibt es weitere beunruhigende Nachrichten: Nachdem sich das Wasser im Kratersee d’Averno rötlich verfärbte, wurden nun Videoaufnahmen gepostet, die eine Verfärbung des Meerwassers an der Küste dokumentieren. Die Rotfärbung des Lago d’Averno kommt durch eine Algenblüte zustande. Das geschieht meistens im Winter, wenn es zu einer Umschichtung des Wassers kommt: in der Tiefe wird es wärmer, als an der Oberfläche und die Algen steigen auf und fangen an sich zu vermehren. Die Aufregung bei den Anwohnern der Region ist entsprechend groß. Viele Menschen stellen sich die Frage, ob es nicht doch einen Zusammenhang mit dem Vulkanismus und Bradyseismos gibt. In den Sozialen Medien wird gefragt, ob sich der Meeresboden vielleicht so weit aufgeheizt haben könnte, dass es dadurch zur Algenblüte kam. Nach wie vor lässt sich diese Frage nicht beantworten. Der Poster des Videos schreibt in einem Kommentar, dass er eine Algenblüte im Meer noch nie gesehen hätte. Algenblüten sind im Mittelmeer schon bekannt, allerdings meistens im Sommer, wenn die Wassertemperaturen ungewöhnlich hoch sind. Von daher sind die Sorgen der Anwohner -meiner Meinung nach- nicht ganz unbegründet. Einen wissenschaftlichen Beweis eines Zusammenhangs, zwischen Algenblüte und einer möglichen vulkanisch bedingten Aufheizung des Meeresbodens, gibt es bislang nicht. Dennoch wäre es denkbar, dass eine verstärkte fumarolische Aktivität das Meereswasser nicht nur erwärmt, sondern auch Nährstoffe einbringt, die eine Algenblüte begünstigen.

Weitere Erdbeben in der Campi Flegrei

Wissenschaftlich belegt ist es hingegen, dass die Seismizität der Campi Flegrei erhöht ist. Seit gestern wurden 16 neue Beben festgestellt. Das Stärkste hatte eine Magnitude von 1,9 und ein Hypozentrum in 1,9 km Tiefe. damit befand es sich im Bereich des Hydrothermalsystems.  Das Epizentrum wurde einige Meter südlich des Solfatara-Kraters lokalisiert. Es gab weitere Beben mit Magnituden über 1. Sie manifestierten sich alle im Randbereich der Solfatara.

Vulcano mit weiteren Erschütterungen

In diesem Zusammenhang sei erwähnt, dass nicht nur die Campi Flegrei unruhig ist, sondern auch die Lipareninsel Vulcano. Beide Regionen sind nicht allzu weit voneinander entfernt und sind über tektonische Prozesse miteinander verbunden. Hier gab es in der Region der Meerenge zu Lipari weitere Mikrobeben. Bis jetzt ist unklar, ob sie vulkanischen Ursprungs sind, oder tektonischer Art. Ich bin auf jeden Fall sehr auf den nächsten INGV-Wochenbericht gespannt, den wir am Dienstag erwarten können.

Vulkan-News am 07.04.22: Poás

In den letzten Tagen gab es an 2 Vulkanen in Costa Rica phreatische Eruptionen. Bei den Vulkanen handelt es sich um Poas und Rincon de la Vieja. In den Kratern beider Vulkane gibt es Seen.

Poás eruptierte gestern

Staat: Costa Rica | Koordinaten: 0.2, -84.23|Eruption: Phreatisch

Archivbild. © Carlos Arguedas

Gestern Nacht, um 2:42 Uhr Ortszeit eruptierte der Poás Die phreatische Eruption manifestierte sich aus einem nördlich gelegenen Schlot am Rand des Kratersees. Drei Minuten lang stieg Dampf auf, der eine Höhe von 500 m über dem Kraterboden erreichte. Am Morgen besuchten Geowissenschaftler vom zuständigen Observatorium OVISCORI UNA den Vulkan und nahmen das Geschehen genauer unter die Lupe. Einer der Wissenschaftler -Gino González- erklärte in einem Interview mit der Zeitung „Tico Times“, dass er den Vulkan erst im März besichtigt hatte und keine Anzeichen für eine bevorstehende Eruption beobachtet hätte. Auch direkt vor der Eruption hat es keine Häufung vulkanisch bedingter Erdbeben gegeben. Allerdings ist es ja bekanntlich so eine Sache mit der Vorhersagbarkeit phreatischer Eruptionen: sobald ein Vulkan ein aktives Hydrothermalsystem hat und Magma im Fördersystem steht, kann es jederzeit zu diesen Dampfexplosionen kommen. Das Gefährlich dabei ist, dass die Explosionen nicht nur Dampf fördern, sondern auch Schlamm und größere Gesteinstrümmer. Sie stammen aus der Schlotfüllung, oder vom Schlotrand und bestehen aus altem Lavagestein. Diese Bruchstücke verwandeln sich in Projektile und können eine ernste Gefahr für Vulkanbeobachter darstellen.

Im aktuellen Fall beschrieben die Vulkanologen, dass sich der Schlot freisprengte und nun stark fumarolisch tätig ist. Vulkanologe Javier Pacheco sagte: „Jetzt müssen wir abwarten, wie die Aktivität dort weitergeht, denn der Seespiegel war hoch, was ein Zeichen für ein sich entspannendes System ist, aber es könnte auch sein, dass der Dampf am Boden das Wasser drückt und ansteigen lässt.“

Beim Poás handelt es sich um einen 2 697 Meter hohen Komplexulkan. Er liegt in der Provinz Alajuela und ist Teil des Nationalparks Vulkan Poas. Er hat eine Fläche von 65 Quadratkilometern.

Rincon de la Vieja eruptiere am Montag

Staat: Costa Rica | Koordinaten: 10.83, -85.32|Eruption: Phreatisch

Beim Rincon de la Vieja handelt es sich ebenfalls um einen Komplexvulkan, der in einem Schutzgebiet liegt. Er ist 1916 m hoch und liegt in der Provinz Guanacaste. Am Montag eruptierte der Vulkan um 10:42 Uhr Ortszeit. Die Eruption erzeugte ein seismisches Signal von 1,5 Minuten Dauer. Da der Feuerberg in den Wolken hing, waren visuelle Beobachtungen nicht möglich. Es kam aber weder zu Ascheneiderschlag, noch konnte man den Geruch von Schwefelgasen feststellen.

São Jorge: Vulkanotektonische Erdbeben detektiert

Heute stehen wieder die Geschehnisse auf der Azoreninsel São Jorge im Fokus meiner Berichterstattung.

Zusammenfassung

  • Auf São Jorge wurden vulkanisch-bedingte Erdbeben festgestellt
  • Sie sind ein weiteres Indiz für Magmenaufstieg
  • Bisherige Erschütterungen waren tektonischer Natur
  • Das Verhalten des Vulkans ist mysteriös

Die seismische Krise auf der Azoreninsel São Jorge hat in der letzten Woche deutlich an Schwung verloren, dennoch wird immer noch Mikroseismizität registriert, unter die sich gelegentlich ein stärkeres Erdbeben mischt. Seit Beginn der Erdbeben am 19. März, wurden inzwischen gut 28.000 Erschütterungen detektiert. Mehr als 200 Beben waren so stark, dass sie von den Anwohnern gespürt werden konnten. Bis Dienstag waren alle Beben tektonischen Ursprungs, doch nun wurden erstmalig Hybriderdbeben aufgezeichnet. Dabei handelt es sich um eine Mischung aus vulkanotektonischen Erschütterungen und Erdbeben mit niedrigen Frequenzen, die beide auf Fluidbewegungen im Untergrund zurückzuführen sind. Damit dürfte klar sein, dass sich Magma im Untergrund bewegt und zumindest für einen Teil der Bodenhebung verantwortlich sein dürfte. Ein wenig mysteriös bleibt die Situation dennoch, da man eigentlich eine stärkere Präsenz vulkanotektonischer Erdbeben erwarten sollte, wenn es denn schon zu Bodenhebungen infolge von Magmenaufstieg kommt.

Prozesse unter São Jorge teilweise mysteriös

Die Anwesenheit von magmatischen Fluiden im Untergrund bedeuten noch nicht, dass ein Vulkanausbruch unmittelbar bevorsteht. Tatsächlich lässt sich bis jetzt nicht prognostizieren, ob- und wann es zu einer Eruption auf São Jorge kommen wird. Zuletzt kamen kanarische Wissenschaftler zum Schluss, dass sich gut 20 Millionen Kubikmeter Lava unter der Insel ansammelten. Seitdem nahm die Bodenhebung weiter zu.

Mir dünkt, dass die Vorzeichen von Vulkanausbrüchen auf den Azoren nicht hinlänglich erforscht sind. Dazu gab es in den letzten Jahrzehnten einfach zu wenige Ausbrüche. Jedes Vulkansystem ist einzigartig und Erkenntnisse, die an anderen Vulkanen gesammelt wurden, sind nicht unbedingt 1:1 auf jeden Vulkan übertragbar. Die aktuelle seismische Krise stellt auf den Azoren eine gute Gelegenheit dar, mehr über die Vulkane dort zu lernen.

Auf den Azoren sind 26 Vulkansysteme bekannt. Die letzte größere Eruption manifestierte sich 1958, als der Capelo auf Faial eruptierte. 1964 kam es vermutlich zu einer kleineren submarinen Eruption vor São Jorge. Die Geowissenschaftler haben also einiges zutun, bis sie die Vulkane der Inseln richtig verstehen werden und Prozesse im Erdinneren korrekt interpretieren können.

Vulkan-News 06.04.22: Vulcano

  • Auf Vulcano steigerte sich die Seismizität signifikant
  • Am Merapi gibt es eine Wärmesignatur
  • Der Nevado del Ruiz eruptierte

Vulcano mit weiteren Erdbeben

Staat: Italien | Lokation: 14.87 ; 38.50 | Eruption: Fumarolisch

Im Bereich der Lipareninsel Vulcano gab es weitere Erdbeben. Die Meisten manifestierten sich in einem Bogen nahe des Isthmus zwischen Vulcano und Lipari und hatten geringe Magnituden. Gestern hat es 11 Beben gegeben, was schon eine beachtliche Anzahl für Vulcano ist. Seit Beginn der Krise im Oktober letzten Jahres, wurden beim INGV noch nie so viele Beben in so kurzer Zeit angezeigt, wobei lokale VLP Beben (Frequenzen unter 1 kHz) dort sowieso nicht erscheinen. Deren Anzahl war in der letzten Woche noch deutlich geringer, als zu Beginn der Krise. Ansonsten ist im letzten Wochenbericht davon die Rede, dass der Gasausstoß weiter hoch ist und sich nicht mehr wesentlich verringert hat.

Merapi ist heiß

Staat: Indonesien | Koordinaten: -7.541, 110.445 | Eruption: Dom

MIROVA detektiert am Merapi eine moderate Wärmestrahlung mit 32 MW Leistung, was der höchste Wert des Jahres ist. Das VSI meldete für gestern 136 glühende Schuttlawinen, 5 Hybriderdbeben und 1 vulkanotektonische Erschütterung. Auf einer Sentinel-Aufnahme erkennt man eine ungewöhnliche Wärmesignatur im oberen Bereich der Südwestflanke. Sie könnte von den heißen Schuttlawinen stammen, oder von einem zähen Lavastrom hervorgerufen werden. Sollte letzteres der Fall sein, werden wir bald bestimmt wieder Pyroklastische Ströme sehen.

Nevado del Ruiz

Staat: Kolumbien | Koordinaten: 34.89, -75.32 | Eruption: Strombolianisch

In Kolumbien ist der Nevado del Ruiz weiter aktiv und stieß gestern eine Aschewolke aus, die bis auf 8000 m aufstieg. und in Richtung Nordwesten driftete. Das VAAC brachte eine entsprechende VONA-Warnung heraus. Es war die stärkste Eruption seit Wochen. Vor Ort fürchtet man weiterhin, dass sich eine stärkere Eruption zusammenbrauen könnte.

Ruapehu: Wahrscheinlichkeit eines Vulkanausbruchs steigt

Staat: Neuseeland | Koordinaten: -39.28, 175.57 | Eruption: Hydrothermal

Zusammenfassung

  • Die Aufheizung des Seewassers im Ruapehu-Krater geht weiter
  • Das Wasser ist 36 Grad warm
  • Es wird starker Tremor registriert
  • Die Ausbruchswahrscheinlichkeit hat zugenommen

Am neuseeländischen Vulkan Ruapehu steigt die Wahrscheinlichkeit eines Vulkanausbruchs. Die Vulkanologen von GeoNet berichteten, dass die Wassertemperatur des Kratersees auf 36 Grad Celsius gestiegen ist. In der Vorwoche wurden noch 32 Grad gemessen. Dieser Temperaturanstieg liegt noch im Rahmen der normalen Aufheiz-Zyklen, die der Vulkan phasenweise durchmacht. Außerhalb der Norm liegt intensiver Tremor, der in den letzten Tagen registriert wurde. GeoNet schreibt hierzu, dass es der stärkste Tremor seit 9 Jahren sei. Man geht davon aus, dass der Druck im Vulkansystem größer geworden ist und dadurch die Ausbruchswahrscheinlichkeit zugenommen hat. Tremor wird durch magmatische Fluide verursacht, die mit hohem Druck durch das Hydrothermalsystem des Vulkans fließen. Ähnlich wie ein Topf vibriert, in dem Wasser kocht. Zudem ereignete sich gestern ein vulkanotektonisches Erdbeben. Dabei kam es zu Gesteinsbruch infolge von Fluidbewegungen.

Es kommt zu einem erhöhten Gasausstoß aus den Fumarolen am Kraterboden. Dadurch werden vermehrt Sedimente aufgewirbelt, die das Seewasser grau färben. Die Wissenschaftler beprobten dem Kratersee und entdeckten, dass sich Gasmenge und Gasflux ebenfalls noch im Rahmen einer normalen Aufheizphase bewegen.

Alles in allem betrachtet, ist die Ausbruchswahrscheinlichkeit aufgrund des Tremor gestiegen, doch da die restlichen Parameter noch in der Norm einer Aufheizphase liegen, bleibt der Alarmstatus auf „gelb“. Erhöhte Wachsamkeit ist angebracht und es kann ohne weitere Vorwarnungen zu Eruptionen kommen. Das gilt besonders für phreatische Eruptionen.

Was ist eine normaler Aufheizzyklus am Ruapehu?

Am Ruapehu kommt es immer wieder zu Aufheizphasen, bei denen sich die Wassertemperatur des Kratersees erhöht. Auch wenn von Zyklen die Rede ist, laufen diese nicht ganz so regelmäßig ab, wie das Wort suggeriert. Während die Aufheizphasen recht schnell von statten gehen, kühlt sich das Wasser relativ langsam wieder ab. Zwischen den Zyklen kann es mehrmonatige Pausen geben. Das Spektrum des Temperaturanstiegs ist groß. Die kühlsten Temperaturen liegen bei 15 Grad, die höchsten bei 45 Grad, wobei auch schon andere Temperaturen gemessen wurden, die dann außerhalb der Norm liegen.

Man geht davon aus, dass das Magma eines oberflächennahen Magmenreservoirs mit dem Wasser des Hydrothermalsystems interagiert. Spekulation meinerseits ist, dass sich heißes Gas/Fluid im oberen Bereich des Magmenkörpers ansammelt und dass es einen Schlot an der Seite gibt, durch den das Fluid erst entweicht, wenn sich eine gewisse Menge in einem Hohlraum/Porenraum angesammelt hat. Ein anderes Denkmodell ist, dass ein gewisser Druck im Magmensystem nötig ist, damit vermehrt Fluide aus dem Magma ins Hydrothermalsystem entweichen können.

Erta Alé-Lavasee bleibt aktiv

Staat: Äthiopien | Lokation: 13.60, 40.70 | Eruption: Hawaiianisch

  • Im Südkrater des Vulkans Erta Alé brodelt ein Lavasee
  • Er ist zum großen Teil gedeckelt
  • Es werden wieder Reisen angeboten
  • Die Virunga-Vulkane sind ebenfalls aktiv

Neue Fotos zeigen, dass im Krater des äthiopischen Vulkans Erta Alé weiterhin ein Lavasee brodelt. Die Bilder stammen vom ortsansässigen Reiseanbieter Samuel Tadesse, der in der Hauptstadt Addis sein Büro hat. Auf den Bildern erkennt man, dass nur ein kleiner Teil des Lavasees durch eine Öffnung im Lavadeckel sichtbar ist. Ich schätze die Öffnung auf ca. 10 m Durchmesser. Die Aktivität ist auch auf Sentinel-Satellitenaufnahmen zu sehen. Dort erkennt man neben der Hauptöffnung, noch eine kleinere thermische Anomalie im Norden des früheren Pitkraters. Dort gibt es entweder ein kleines Lock im Deckel, oder einen heißen Schlot. Der erste Fall würde bedeuten, dass der Lavasee weitaus größer ist, als es die Bilder vermuten lassen würden. Doch ich glaube, dass der Lavasee nur den Teil des Kraters einnimmt, der durch die Depression auf dem Foto oben angedeutet wird.

Auf dem Sentinel-Bild erkennt man eine dritte Anomalie, die sich im Süden des Nordkraters befindet. Dort könnte ein Hornito aktiv sein, der überwiegend heißen Dampf ausstößt. Die emittierte Wärmestrahlung ist ehr bescheiden. MIRVOA zeigte am 31. März eine Leistung von 11 MW an. Vor 2 Tagen waren es nur 4 MW, allerdings war es zu diesem Zeitpunkt leicht bewölkt.

Lohnt sich eine Reise zum Lavasee des Vulkans Erta Alé?

In Anbetracht meiner mehrmonatigen Vulkan-Abstinenz, wäre ich schon neugierig den neuen Lavasee im Erta Alé-Krater aus nächster Nähe zu betrachten. Allerdings ist es nicht sicher, dass man einen aktiven Lavasee vorfindet, da sich die Situation vor Ort schnell ändern kann. Er kommt mir zwar recht stabil vor, doch es besteht die Gefahr der Verkrustung. Hinzu kommt, dass die politische Situation der Region nicht die Beste ist und es dort bis vor wenigen Wochen Meldungen über bürgerkriegsähnliche Zustande gab. Mir stellt sich die Frage, ob es nun tatsächlich ruhig geworden ist, oder ob etwaige mediale Berichterstattung nicht nur durch den Krieg in der Ukraine verdrängt wurde? Tatsächlich gibt es einige Reiseveranstalter, die Reisen zum Erta Alé wieder ins Programm aufgenommen haben, allerdings zu recht hohen Preisen. Ich für mein Teil werde mich wohl noch etwas in Geduld üben und die Situation in einigen Monaten neu bewerten.

Situation der Lavaseen im Kongo

Ähnlich ist die Situation an den beiden Virunga-Vulkanen Nyiragongo und Nyamuragira. Es gibt Berichte von offener Lava im Nyiragongo Krater, auch wenn sich noch kein stabiler Lavasee etabliert zu haben scheint. Auf einem Satellitenbild erkennt man Lava im Nyamuragira-Krater. Die emittierte Wärmestrahlung ist stärker, als am Erta Alé. Es gibt also die Chance Lava brodeln zu sehen. Aber, wieder mit der Einschränkung, dass Reisen dorthin weder preiswert, noch sicher sind.

Erdbeben-News am 05.04.22: Vanuatu

In den letzten 24 Stunden gab es mehrere interessante Erdbeben in Vulkanregionen. Darunter in Vanuatu, Indonesien und der französischen Auvergne.

Vanuatu: Erdbeben Mw 6,0

Datum: 04.04.22 | Zeit: 16:06:56 UTC | Lokation: 17.38 S ; 167.95 E | Tiefe: 31 km | Mw 6.0

Gestern Nachmittag manifestierte sich nordwestlich der Hauptinsel von Vanuatu ein Erdbeben der Moment-Magnitude 6,0. Das Hypozentrum lag 31 km tief. Das Epizentrum wurde 55 km nordwestlich von Port-Vila lokalisiert. Vor Ort war es nachts und die Menschen wurden aus dem Schlaf gerissen. Beim EMSC gibt es 2 Wahrnehmungsmeldungen. Das Erdbeben wurde als laut, aber kurz bezeichnet. Aufgrund der Tiefe des Hypozentrums blieben die Auswirkungen an der Erdoberfläche verhältnismäßig gering.

Indonesien: Erdbeben Mb 5,9

Datum: 05.04.22 | Zeit: 01:44:09 UTC | Lokation:  1.99 N ; 126.97 E | Tiefe: 41 km | Mw 6.0

Ein ähnlich starkes Erdbeben gab es im Norden des indonesischen Archipels, genauer, in der Molukkensee. Dort bebte es mit Mb 5,9. Der Erdbebenherd lag 41 km tief. Das Epizentrum befand sich 119 km westlich von Tobelo. In relativer Nähe liegen mehrere Vulkane, darunter der Karangetang, Ibu und Dukono. Ein Blick auf die Karte enthüllt, dass die Region seismisch sehr aktiv ist.

Frankreich: Erdbeben in der Auvergne

Datum: 05.04.22 | Zeit: 10:55:56. UTC | Lokation: 45.59 N ; 2.87 E | Tiefe: 2 km |  Ml 2.5

In der französischen Vulkan-Region der Auvergne gab es weitere Erdbeben. Die Erschütterung des Tages hatte eine Magnitude von 2,5 und ein Hypozentrum in nur 2 km Tiefe. Das Epizentrum lag 10 km östlich von La Bourboule. Seit dem 31 März gab es 8 Beben mit Magnituden ab 2.

Phlegräische Felder: Weiteres Schwarmbeben am 05.04.22

Datum: 05.04.22 | Zeit: 03:37:59 UTC | Lokation:  40.82; 14.13 | Tiefe: 1,8 km | Md 2,0

Unter den Phlegräischen Feldern (Campi Flegrei) begann gestern ein neues Schwarmbeben. Seitdem registrierte das INGV 30 Erschütterungen. Die Meisten hatten Magnituden im Bereich der Mikroseismizität, doch ein Beben stach heraus und brachte es auf Md 2,0. Es hatte ein Hypozentrum in nur 1,8 km Tiefe und stand damit im Zusammenhang mit dem Hydrothermalsystem des Vulkans. Sehr wahrscheinlich verursachten Fluidbewegungen den Bruch von Gestein, oder durch steigenden Druck wurde eine Störungszone aktiviert. Im ersten Fall würde es sich um ein vulkanotektonisches Erdbeben handeln. Im zweiten Fall wäre es als tektonisches Beben einzustufen, selbst wenn es indirekt durch Fluidbewegungen ausgelöst worden wäre. Das Epizentrum dieser Erschütterung lag am südwestlichen Kraterrand der Solfatara. In diesem Bereich manifestierten sich auch die nächst stärkeren Beben mit den Magnituden 1,6 und 1,1.

Generell befindet sich die Solfatara im Zentrum der Aktivität. Das gilt sowohl für die Seismizität, der Bodenhebung und der fumarolischen Tätigkeit. Auch wenn gerne, mit Hinweisen auf den zyklisch widerkehrenden Bradyseismos beschwichtigt wird, dass es sehr wahrscheinlich in absehbarer Zeit zu keinem Vulkanausbruch kommen wird, muss man die Situation mit Argusaugen betrachten. Ich halte es für möglich, dass es jederzeit zu phreatischen Eruptionen kommen könnte. Da der Zugang zum Solfatara-Krater bereits seit über 5 Jahren gesperrt ist, bin ich sehr wahrscheinlich nicht der einzige, der so ein Szenario für möglich hält. Besonders, wenn es zu einer signifikanten Temperaturerhöhung fumarolischer Gase kommen sollte, steigt das Risiko phreatischer Eruptionen deutlich. Doch von einer Temperaturerhöhung ist im -heute erschienenen- Wochenbericht nichts erwähnt.

Was sagt der Wochenbericht des INGVs zu den Phlegräischen Feldern?

Die Gas-Temperatur der Pisciarelli-Fumarole ist bei ca. 95 Grad Celsius stabil. Die Temperatur wurde in 5 m Entfernung zum Gasaustritt gemessen. Auch der Kohlendioxid-Ausstoß änderte sich nicht. Im Zeitraum zwischen dem 28. März und 3. April 2022 wurden 70 Erdbeben registriert. Darunter befand sich ein Beben mit einer Magnitude von 3,6. Dieser Erdstoß war das energiereichste Beben der aktuellen Hebungsphase, die im Jahr 2005 begann. Die Vulkanologen schreiben, dass es sogar das stärkste Beben seit 1985 war! Die Bodenhebung bleibt bei ca. 13 mm pro Monat und beträgt an der Messstation RITE 87,5 cm. Als Referenzwert gilt der Januar 2011.

Zusammenfassend kann man sagen, dass Bodenhebung und Seismizität Grund zur Sorge geben, dass aber die restlichen geophysikalischen Parameter stabil sind. Vor einer Eruption würde man einen Temperaturanstieg und eine Erhöhung des Gasausstoßes erwarten.

Campi Flegrei: Wasserverfärbung im Lago d’Averno

Staat: Italien | Koordinaten: 40.826, 14.138 | Eruption: Fumarolisch

Wasserverfärbung am Lago d’Averno in der Campi Flegrei. © Pozzuoliantica/FB
  • Im Kratersee Lago d’Averno verfärbte sich das Wasser
  • Grund hierfür ist eine Algenblüte
  • Experten dementieren einen Zusammenhang zum Bradyseismos

Der süditalienische Calderavulkan Campi Flegrei (Phlegräische Fleder) kommt in den letzten Tagen nicht mehr aus den Schlagzeilen heraus. Die allermeisten Meldungen hängen mit der Bodenhebung der Caldera zusammen und mit der damit einhergehenden seismischen Aktivität. In den Medien häufen sich die Berichte, über neu entstehende Strände und dem scheinbaren zurückweichen des Meeres. Jetzt beschäftigt die Menschen zusätzlich eine ungewöhnliche Wasserverfärbung, die den Kratersee d’Averno betrifft. Innerhalb von ein paar Tagen verwandelte sich das Wasser in eine rosa-violette Brühe. Es gab Spekulationen, dass die Wasserverfärbung durch vulkanische Gase entstanden sein könnten. Tatsächlich weisen Experten darauf hin, dass dies nicht der Fall sein soll. Die Wasserfärbung kommt durch eine Algenblüte zustande und ist ein wiederkehrendes Phänomen.

Algenblüte durch Nährstoffeintrag und Umschichtung des Lago d’Averno

Was da aufblüht ist das Cyanobakterium (Blaualge) Planktothrix rubescens. Besonders im Winter findet es gute Vermehrungsbedingung im Lago d’Averno und steigt dann aus tieferen Wasserschichten auf. Dazu ist meistens eine Umschichtung des Wassers nötig, so dass es in der Tiefe wärmer wird, als an der Wasseroberfläche. An der Oberfläche kommt es zur massenhaften Vermehrung der Blaualgenart und das Wasser verfärbt sich.

Generell entstehen Algenblüten, wenn zusätzliche Nährstoffe ins Wasser eingebracht werden. Eine besondere Rolle spielt dabei Phosphat. Hierbei handelt es sich um ein Mineralsalz, auf Basis des stickstoffartigen Elements Phosphor. Phosphor kann nicht nur in Düngemitteln vorkommen, sondern auch in Vulkangesteinen und in vulkanischen Gasen.

Nährstoffeintrag vulkanischen Ursprungs?

Zwar dementieren die Experten einen Zusammenhang zwischen Algenblüte und dem Vulkanismus der Region, aber solange keine anderen Quellen nachgewiesen werden, kann man diesen Zusammenhang -meiner Meinung nach- nicht gänzlich ausschließen. Vulkanische Gase könnten nicht nur vermehrt Nährstoffe in den See einbringen, sondern auch seine Umschichtung verursachen, indem ein größerer Wärmefluss das kühle Tiefenwasser erhitzt. Sicherlich, die Wasserverfärbungen gehen auf eine Algenblüte zurück, und nicht etwa auf das Ausfällen eisenhaltiger Mineralien aus dem Seewasser, so wie man es auf Ambae kennt. Aber die Ursache hinter der Algenblüte könnte indirekt mit dem Vulkanismus der Region in Verbindung gebracht werden, was nicht zwangsweise bedeutet, dass es einen Zusammenhang mit der aktuellen Hebungsphase geben muss.