Vulkan-News am 06.07.23: Piton Fournaise

Staat: Frankreich | Koordinaten: 21.23, -55.71 | Aktivität: Lavaströme

Lavafront am Piton Fournaise stagniert

Am Piton de la Fournaise auf La Réunion geht der Vulkanausbruch weiter, allerdings mit leicht rückläufiger Tendenz. Bereits gestern berichteten die Vulkanologen vom OVPF, dass die Front des Lavastroms aus der Nordöstlichen Spalte stagnierte. Zu diesem Zeitpunkt hatte sie die 1300 m Höhenmarke erreicht. Die aktivsten Teile des Lavastroms bewegten sich in der Region, die Grandes Pentes genannt wird und hatten sich zwischen 2 und 2,5 km von der Spalte entfernt. Die Förderrate lag zwischen 5 und 10 Kubikmeter pro Sekunde.

Heute Morgen wurde beobachtet, dass sich der aktive Teil der Eruptionsspalte auf einen Förderschlot beschränkt, um den sich ein Schlackenkegel formierte. Der Schlot war strombolianisch tätig und glühende Schlacken wurden einige 10er Meter hoch ausgeworfen. Die Lavastromaktivität hielt weiter in dem beschriebenen Bereich an, ließ aber nach.

Nach einem vulkanotektonischen Erdbeben der Magnitude 2,3 fiel gestern Abend der Tremor deutlich ab und bewegt sich seitdem auf niedrigem Niveau.

Der Piton de la Fournaise ist für seine häufigen Eruptionen bekannt. Im Durchschnitt bricht er alle neun Monate aus. Die Eruptionen sind oft spektakulär, aber in der Regel nicht explosiv. Stattdessen fließt die Lava relativ ruhig aus dem Vulkan und breitet sich über die umliegende Landschaft aus. Der Vulkan wird vom OVPF sorgfältig überwacht, um Ausbrüche vorherzusagen und die Sicherheit der Bevölkerung zu gewährleisten. Es gibt seismische Überwachungssysteme, GPS-Messungen und regelmäßige Überflüge, um den Zustand des Vulkans zu beobachten.

Der Piton de la Fournaise ist auch ein beliebtes Touristenziel auf La Réunion. Besucher können Wanderungen unternehmen, um den Vulkan und seine beeindruckende Landschaft zu erkunden. Es gibt markierte Wanderwege, die es ermöglichen, die Lavaflüsse und Krater aus sicherer Entfernung zu besichtigen.

Vulkan Fagradalsfjall mit Intrusion am 06.07.23

Erdbeben aufgrund von Magmenaufstieg unter Fagradalsfjall halten an

Das Schwarmbeben unter dem isländischen Vulkan Fagradalsfjall hält auch den zweiten Tag in Folge an und macht keine Anzeichen aufzuhören. In den letzten Stunden nahm die Anzahl der Erdbeben etwas ab, aber solche Fluktuationen sah man auch bereits bei ähnlichen Ereignissen in den Jahren 2021 und 2022. Der Erdbebenschwarm zählt über 4000 Einzelbeben, von denen 3400 in den Tabellen auf der Website von IMO angezeigt werden. 13 Erdbeben hatten Magnitude im 4er-Bereich. Der stärkste Erdstoß brachte es gestern auf M 4,8. Insgesamt 90 Erschütterungen hatten Magnituden ab 3.

Die Vulkanologen von IMO stuften gestern den Alarmstatus des Vulkans auf „orange“ hoch und halten es für sehr gut möglich, dass in den nächsten Stunden oder Tagen ein neuer Vulkanausbruch beginnt. Sie beobachteten eine aufwärtsgerichtete Verlagerung der Erdbeben, die in ca. 8 km Tiefe begannen und mittlerweile bei einer Tiefe von 2-3 km angekommen sind. Die Beben manifestieren sich in einer langgestreckten Zone, die im Nordosten des Fagradalsfjall-Vulkans beginnt und im Südwesten des Vulkans Keilir endet. Das entspricht der Lage des magmatischen Gangs, der sich bereits im den letzten beiden Jahren vor den Eruptionen am Fagradalsfjall gebildet hatte. Das Magma steigt also wieder entlang des gleichen Risssystems auf, wie es 2021 und 2022 der Fall war. Während sich die erste Eruption durch wochenlange Erdbeben angekündigt hatte, startete der zweite Vulkanausbruch im letzten Jahr nach wenigen Tagen. Allerdings hatte es damals auch Wochen vor der Eruption Magmaansammlungen an anderen Stellen der Region um Grindavik und dem Thermalkraftwerk Svartsengi gegeben. Doch auf Island vertritt man die Meinung, dass es diesmal schneller zu einer neuen Eruption kommen könnte. Wie immer besteht trotzdem die Möglichkeit, dass das Magma kurz unter der Oberfläche in der Kruste stecken bleibt und eine Eruption ausbleibt.

Ich halte zwar auch einem baldigen Ausbruch für wahrscheinlich, allerdings finde ich die Bodenhebung von 3 cm noch zu gering, als dass ich meinen würde, dass es bereits in den nächsten Stunden losgeht. Vor der letzten Eruption betrug die Bodenhebung 16 cm. Es kann aber auch sein, dass die GPS-Messungen ungenau sind und die tatsächlichen Werte höher sind. Hier müssen wir auf ein Interferogramm warten. Weiterhin ist es möglich, dass der Untergrund unter dem Vulkan so geschwächt ist, dass jetzt ein geringerer Druck reicht, um eine Eruption auszulösen.

Die großen isländischen Medienanstalten laufen bereits warm und haben wieder ihre LiveCams online gebracht. Sie blicken in Richtung Fagradalsfjall und Keilir. Ich habe sie auf der Fagradalsfjall-Live-Seite eingebunden.

Interessant ist auch diese 3D-Grafik, die Mike entdeckt hat. Dort erkennt man sehr schön die Lage der Erdbeben, die den Verlauf des magmatischen Gangs widerspiegeln.

Sturm trifft Deutschland – Naturkatstrophen am 05.07.23

Starker Sommersturm „Poly“ trifft das nördliche Mitteleuropa und Deutschland

Update 16:00 Uhr: In Deutschland kam es nun ebenfalls zu einem Todesopfer durch Sturmtief „Poly“: In Rhede (Emsland) wurde eine Frau von einem umkippenden Baum erschlagen. Außerdem gab es Sachschäden und Verkehrsbehinderungen in mehreren Regionen Norddeutschlands. Überwiegend durch Baumschlag.

Originalmeldung: In diesen Stunden wütet ein ungewöhnlich starker Sommersturm über Teile des nordwestlichen Mitteleuropas und zieht auf Deutschland zu. Es wurden Sturmwarnungen für Niedersachsen herausgegeben, wo Orkanböen mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 140 km/h auftreten können und eine ernsthafte Gefahr darstellen. Der Sturm wird von einem Tiefdruckgebiet namens ‚Poly‘ verursacht, das vom Nordatlantik zu uns zieht und bereits über unsere Nachbarländer hinweggezogen ist.

Besonders stark traf der Sturm die nördlichen Niederlande. In der Stadt Haarlem kam eine 51-jährige Frau ums Leben, als ein Baum auf ihr Auto stürzte. Umgestürzte Bäume, abgerissene Äste und abgedeckte Dächer sorgten auch an anderen Orten für erhebliche Beeinträchtigungen des öffentlichen Lebens, insbesondere im Verkehrssektor. Der Verkehr auf der A9 kam zum Erliegen. Fotos zeigen Fahrzeuge, die von großen Ästen und Bäumen umgeben sind, die auf die Autobahn gestürzt sind. Vorsorglich wurden auch andere Autobahnen gesperrt. Es gab auch massive Einschränkungen im Zug- und Flugverkehr. In einigen Städten wurden Busse in den Depots gehalten.

Die Bewohner der Provinz Nordholland, einschließlich Amsterdam, erhielten über das Mobilfunknetz Warnmeldungen. Man forderte sie dringend auf, nach Möglichkeit nicht ins Freie zu gehen und den überlasteten Rettungsdienst nur in „lebensbedrohlichen“ Situationen zu kontaktieren.

In den Niederlanden wurden Orkanböen mit Geschwindigkeiten von 120 km/h gemessen.

In Niedersachsen wurden Schulen vorsorglich bereits um 10 Uhr geschlossen. Der Fährbetrieb an der Nordseeküste wurde eingestellt. Die Bahn weist auf mögliche Verspätungen hin, da Gleisstrecken blockiert werden könnten. Rettungsdienste warnen die Bevölkerung davor, sich in Wäldern aufzuhalten, da dort Lebensgefahr durch umstürzende Bäume besteht.

Im Tagesverlauf verlagert sich das Sturmtief in Richtung Osten. Dort drohen starke Gewitter. Es könnte zu einer Wetterlage kommen, die die Bildung von Tornados begünstigt. Außerdem ist mit Hagelschlag zu rechnen.

Vulkan Ätna mit Erdbeben am 05.07.23

Erdbeben M 4,0 im Nordwesten des Ätnas

Datum 05.07.23 | Zeit: 04:07:11 UTC | 37.770 ; 14.760 | Tiefe: 20 km | Mb 4,0

Heute bebt die Erde nicht nur am Fagradalsfjall auf Island, sondern auch am Ätna auf Sizilien. Dort ereignete sich um 04:07 Uhr ein Erdbeben der Magnitude 4,0. Die Tiefe des Erdbebenherdes wird vom INGV mit 20 km angegeben. Das EMSC zeigt eine Tiefe von 3,9 km an. Beim GFZ wurde die Tiefe mit 10 km festgesetzt. Dort gibt es die Bemerkung, dass es schwierig sei die genaue Tiefe zu ermitteln. Das Epizentrum wurde ganz im Nordwesten bei Bronte festgestellt. Das Beben lag unter dem Fuß des Vulkans, an der Grenze des Erfassungsbereichs der Beben am Vulkan.  Die Tiefe des Bebens spricht dafür, dass es mit Magma im Zusammenhang steht, das dabei ist in die untere Erdkruste einzudringen. Eine rein tektonische Herkunft der Erschütterung lässt sich aber nicht ausschließen. Es gab schwächere Nachbeben mit Magnituden im 2er-Bereich.

Schaut man sich die Shakemap an, dann fällt auf, dass die Nachbeben noch nicht eingetragen sind. Dafür sieht man aber den Bebencluster im Osten des Vulkans, der vom Schwarmbeben Ende Juni verursacht wurde. Im Juni wurden 285 Beben unter dem Ätna registriert, was eine deutliche Steigerung zu den Vormonaten darstellt. Seit dem Frühjahr nimmt die Erdbebenaktivität unter dem Ätna zu und lässt auf eine Verstärkung des Magmenaufstiegs in einen tief sitzenden Magmenkörper schließen. Im aktuellen Wochenbulletin zum Ätna- das nun wieder regelmäßig veröffentlicht wird- ist allerdings keine Rede von einer signifikanten Änderung der Bodendeformation. Wenn es eine Verstärkung der Inflation gibt, spiegelt sie sich offenbar nicht in eine Versteilung der Vulkanflanken wider.

Dem Bericht der Vulkanologen ist zu entnehmen, dass es in der letzten Woche einen mäßigen Anstieg von Seismizität und Infrasound-Aktivität gab. Starke Entgasungen mit Explosionscharakter fanden in der Bocca Nuova und untergeordnet im Neuen Südostkrater statt. Der vulkanische Tremor war schwach bis mäßig stark und konzentrierte sich auf einen oberflächennahen Bereich unter der südöstlichen Basis des Neuen Südostkraters.

Massiver Erdbebenschwarm auf Island am 05.07.23

Fast Tausend Erdbeben erschüttern Fagradalsfjall auf Reykjanes

Datum 05.07.23 | Zeit: 08:21:35 UTC | 63.935 ;  -22.199 | Tiefe: 3,9 km | Mb 4,8

Update 12:00 Uhr: IMO meldet jetzt ca. 1600 Erdbeben, obwohl in der Tabelle nur knapp 1300 angezeigt werden. Stärkster Erdstoß hatte heute Morgen die Magnitude 4,8 und ein Hypozentrum in 3,9 km Tiefe. Das Epizentrum wurde 1.5 km west-südwestlich von Keilir lokalisiert. Dort endete der magmatische Gang, der im Jahr 2021 intrudierte. Insgesamt traten heute bereits 3 Beben mit Magnituden im 4er-Bereich auf. Der Vulkan-Alarmstatus für den Flugverkehr wurde gerade auf „orange“ erhöht.

Originalmeldung: Auf der isländischen Reykjanes-Halbinsel begann gestern Nachmittag gegen 16:00 Uhr Ortszeit ein starkes Schwarmbeben. Bis heute Morgen um 9 Uhr wurden zwischen Fagradalsfjall und Keilir fast 1000 Erdbeben registriert. 17 dieser Beben hatten eine Magnitude im Bereich von 3. Das stärkste Einzelbeben im Hauptcluster hatte eine Magnitude von 3,7. Die Beben verteilen sich über einen größeren Bereich im Südwesten Islands, ähnlich wie bei den starken Schwarmbeben vor den letzten beiden Eruptionen. Auch die Tiefe der Erdbebenherde variiert, wobei die meisten Beben in Tiefen zwischen 7 und 4 km auftreten. Diese Tiefen sind typisch für die Ansammlung eines Magmenkörpers oder das Eindringen eines magmatischen Gangs. Es ist sehr wahrscheinlich, dass es in den nächsten Tagen einen signifikanten Anstieg der Bodenhebung geben wird. Seit April wurde mit GPS-Messstationen eine vergleichsweise leichte Bodenhebung beobachtet, die an einer Messstation inzwischen 3 cm erreicht hat.

Wenn diese Schwarmbeben durch Magmenintrusion verursacht wurden, stellt sich natürlich die Frage, ob und wann es zu einer Eruption kommen wird. Vor der ersten Fagradalsfjall-Eruption im Jahr 2021 wurde die Reykjanes-Halbinsel monatelang von vergleichbaren Schwarmbeben heimgesucht und es kam zu deutlichen Bodenhebungen. Vor der zweiten Eruption traten Schwarmbeben einige Wochen zuvor auf, wobei sie sich zunächst nicht direkt am Fagradalsfjall manifestierten. Spekulativ ist, dass sich eine Eruption diesmal noch schneller ankündigen könnte, da die Förderstrukturen bereits etabliert sind und nur wieder aktiviert werden müssen, anstatt komplett neu entstehen zu müssen. Insbesondere während der ersten Eruption wurde nach einer mehrtägigen Anfangsphase, während derer Schmelze aus dem magmatischen Gang austrat, Lava ausgestoßen, die aus primitivem Magma schnell aus größerer Tiefe aufgestiegen war. Man vermutete eine direkte Verbindung zwischen einem Magmenreservoir nahe dem Ort der Schmelzbildung in der Asthenosphäre/Erdmantel und dem Förderschlot. Während die erste Eruption mehrere Monate dauerte, hielt die zweite Eruption im letzten Sommer nur gut 2 Wochen an. Hier wurde wahrscheinlich nur die Schmelze ausgestoßen, die sich in den Wochen zuvor in der Erdkruste angesammelt hatte.

Piton Fournaise am 04.07.23

Staat: Frankreich | Koordinaten: 21.23, -55.71 | Aktivität: Lavastrom

Vulkanausbruch am Piton de la Fournaise geht weiter

Der Vulkanausbruch am Piton de la Fournaise setzt sich fort, und ein Lavastrom fließt im Südosten des Vulkans. Der zweite Lavastrom im Norden des Osthangs hat seine Aktivität gestern Abend eingestellt. Er begann vor dem derzeit aktiven Strom zu fließen. Die Förderrate des verbleibenden Lavastroms aus der südöstlichen Eruptionsspalte schreitet nur langsam voran. Die Geschwindigkeit der Lavafront wird auf 40 m pro Stunde geschätzt. Der Lavastrom ist mehr als 3,5 km lang und noch mehr als 2 km von der Küstenstraße RN 2 entfernt. Abends versammeln sich an der Straße viele Schaulustige, um den Lavastrom aus der Ferne zu besichtigen. Eine Annäherung an die Lava ist verboten, und es ist klar, dass die Küstenstraße gesperrt werden wird, sobald die Lava sich ihr nähert. Der Lavastrom hat bald die Basis des steilen Abhangs der Enclos Fouqué erreicht. Dort nimmt das Gefälle ab, und der Lavastrom wird noch langsamer werden. Gestern wurde die Förderrate auf 5 bis 20 Kubikmeter pro Sekunde geschätzt, und es ist fraglich, ob diese Förderrate ausreichen wird, damit die Lava die Straße erreicht. Trotzdem ist der Ausbruch interessant, da es der erste seit vielen Jahren ist, der sich auf dem Osthang in Richtung Küste bewegt.

Der Tremor nahm gestern sprunghaft ab, ist seitdem aber stabil. Die Wärmestrahlung betrug zuletzt 312 MW. Aktuell hängt der Vulkan in Wolken und Beobachtungen sind unmöglich.

In den Jahren 2004 und 2007 gab es größere Eruptionen am Piton de la Fournaise, bei denen die Lavaströme den Ozean erreichten. 2004 waren die Absperrungen noch nicht so rigoros wie heute, und die Behörden erlaubten Interessierten den Besuch der Lavafront am Ocean Entry. Damals herrschte ein ziemlich großer Andrang von Besuchern, und es kam natürlich zu einigen Verletzungen und verirrten Personen, weshalb seitdem die Eruptionsgebiete großräumig abgesperrt werden. Es erfordert zwar beträchtlichen Aufwand, Menschenmassen am Vulkan zu überwachen, aber ich finde die neue Sicherheitspolitik bedauerlich. Damals wurde das Vulkanobservatorium von einem deutschstämmigen Vulkanologen geleitet, der viel Kritik einstecken musste, weil er Besuchern ermöglichte, die Eruptionen aus nächster Nähe zu betrachten. Leider kam es 1998 zu einem tödlichen Unfall eines Kindes, weshalb die Nachfolgerin der Leitung des Observatoriums und der Zivilschutz nun eine rigorose Sperrung der Eruptionszentren durchführen.

Vulkan Erta Alé mit Aktivitätssteigerung am 04.07.23

Erta Alé mit thermischer Anomalie

Staat: Äthiopien | Lokation: 13.60, 40.70 | Aktivität: Hawaiianisch

Update 10:30 Uhr: Tatsächlich ist ein Video von einheimischen Guides von Afar Tourism bei FB geteilt worden, das die Aktivität zeigt. Sie geht von einem Hornito aus, der sich auf der Erstarrungskruste des Lavasees im Südkrater bildete. Aus dem Hornito strömt ein Lavastrom, der den Kraterboden flutet. Zudem gibt es wildes Lavaspattering. Verlässliche Prognosen über den weiteren Eruptionsverlauf lassen sich nicht anstellen, dennoch lässt sich sagen, dass ähnliche Ereignisse bereits früher vorkamen und nur wenige Tage anhielten. Dennoch ist es nicht ausgeschlossen, dass sich die Aktivität des Vulkans längerfristig steigern wird. Es ist auch im Bereich des Möglichen, dass sich bald wieder ein aktiver Lavasee etabliert.

Originalmeldung: Vom äthiopischen Vulkan Erta Alé geht derzeit eine verstärkte Wärmestrahlung aus, die stärker ist als in den letzten Monaten. Diese erzeugt eine Anomalie, die einen Großteil des Südkraters einnimmt. Es ist möglich, dass eine größere Öffnung im Deckel über dem Lavasee entstanden ist oder dass ein Lavastrom über die erstarrte Oberfläche geflossen ist.

Berichte von Augenzeugen über die Ereignisse an diesem abgelegenen Vulkan sind selten geworden. Dies dürfte einerseits auf die weiterhin instabile Lage in der Region nach einem lokalen Bürgerkrieg zurückzuführen sein, andererseits auf die extrem gestiegenen Reisekosten mit Expeditions- und Safaricharakter. Neben Habgier sind hierfür die starke Inflation aufgrund von Corona, dem Ukraine-Krieg und Klimaschutzmaßnahmen verantwortlich, sowie die hohe Nachfrage nach Reisen bei gleichzeitig eingeschränkten Flugkapazitäten und fehlenden Arbeitskräften in der Tourismusbranche. Aufgrund des Stillstands durch die Corona-Pandemie haben zudem viele Anbieter ihr Angebot eingestellt.


Nyiragongo und Nyamuragira sind fast kalt

Staat: DRK | Koordinaten:-1.52, 29.25 | Aktivität: Fumarolisch

Das dritte afrikanische Vulkangebiet, in dem wir in den letzten Jahren Aktivität beobachtet haben, zeigt derzeit eine eher geringe Aktivität. Nur bei genauer Betrachtung der Satellitenfotos des Nyiragongo ist eine thermische Anomalie zu erkennen. Sie ist nur wenige Pixel groß und dürfte von heißen Gasen im Schlot stammen. Derzeit gibt es keinen Lavasee dort. Auch der Nyamuragira ist inaktiv.

Ol Doinyo Lengai mit News am 04.07.23

Ol Doinyo Lengai mit thermischem Signal

Staat: Tansania | Koordinaten: -2.76 ; 39.91 | Aktivität: Effusiv

Im ostafrikanischen Tansania ist der Vulkan Ol Doinyo Lengai weiterhin aktiv. Das lässt sich anhand der Wärmesignatur des Vulkans erkennen, die mithilfe von Satelliten detektiert wurde und über Sentinel Hub eingesehen werden kann. Auf Infrarot-Satellitenbildern ist im Krater eine thermische Anomalie zu erkennen. Diese entsteht durch die extrem dünnflüssige Schmelze natriumkarbonatischer Lava, für die der Vulkan berühmt ist. Diese Lava brodelt in sogenannten Hornitos und tritt zeitweise aus ihnen aus.

Auf neuen Fotos, die im Rahmen einer französischen Expedition im Juni aufgenommen wurden, kann man sehr gut erkennen, dass sich im Zentrum des Kraters ein Cluster von Hornitos befindet. Die Morphologie dieses Clusters verändert sich ständig. Das Team beobachtete den Vulkan drei Tage lang und beobachtete Aktivität in mehreren der schornsteinähnlichen Gebilde. Die Spitze eines Hornitos war eingestürzt und gab den Blick auf einen Lavapool in seinem Inneren frei, während die Spitze eines anderen Hornitos intakt war und sich zur Öffnung hin stark verjüngte. Von dort schossen zeitweise beeindruckend hohe Lavajets empor, die auf eindrucksvollen Fotos festgehalten wurden. Drohnenaufnahmen zeigen auch einen Überblick über den Kraterkegel. Dieser entstand bei starken Eruptionen im Jahr 2008 und befindet sich auf der früheren Kraterplattform. Leider handelt es sich dabei um ein instabiles Gebilde: Auf einem Bild sind große Risse zu erkennen, die zunächst parallel zur Plattform verlaufen und dann diagonal durch die Kraterwand ziehen. Spätestens, wenn der Pit sich bis zur flacheren Schräge des Kraters aufgefüllt hat, was in 2-3 Jahren der Fall sein könnte, besteht die Gefahr eines Zusammenbruchs des beschriebenen Abschnitts des Kraterrandes. Dies könnte zu einem großen Schuttlawinenabgang führen, der das Potenzial hat, den Fuß des Vulkans zu erreichen. Dadurch könnte eine Bresche in der Kraterwand entstehen, durch die Lava fließen könnte.

Kollapsereignisse am Lengai sind keine Seltenheit, denn schon vor der Besiedlung der Region durch die Massai kam es zu großen Flankenrutschungen, bei denen Material fast bis zum Lake Natron transportiert wurde.

Erdbeben-News 03.07.23: Tonga

Starkes Erdbeben Mw 6,7 bei Tonga

Datum 02.07.23 | Zeit: 10:27:44 UTC | -17.819 ; -175.073 | Tiefe: 224 km | Mw 6,7

Gestern Mittag erschütterte ein starkes Erdbeben der Magnitude 6,7 die Inselrepublik Tonga. Dieser Wert stammt vom EMSC. Das GFZ kam auf eine Magnitude von 6,9 Das Epizentrum des Bebens lag im Norden des Archipels und wurde 148 km west-nordwestlich von Neiafu lokalisiert. Da sich der Erdbebenherd in 224 km Tiefe befand und somit bereits im Erdmantel lag, wirkte sich das Erdbeben an der Oberfläche nicht so stark aus, wie man es bei einem Erdbeben dieser Magnitude erwarten würde. Es gab mehrere Nachbeben.

Das Beben stand sehr wahrscheinlich im Zusammenhang mit der Subduktion am Tonga-Graben und ereignete sich an einem Stück subduzierter Ozeankruste, das bis in den Erdmantel abgetaucht ist, ohne plastisch zu werden. Dadurch konnten sich Spannungen im Gestein durch spröden Bruch abbauen. Die Region ist bekannt für ihre Mantelbeben, die weltweit am häufigsten auftreten und zu den stärksten gehören.

Tonga ist nicht nur für seine Erdbeben berüchtigt, sondern auch für seine Vulkane. Das Archipel bildet einen vulkanischen Inselbogen. Es gibt nicht nur Vulkaninseln, sondern auch submarine Vulkane wie den Hunga Tonga-Hunga Ha’apai, der vor 2 Jahren für den größten Vulkanausbruch der letzten 150 Jahre verantwortlich war. Es ist unwahrscheinlich, dass es in nächster Zeit zu einem erneuten Ausbruch des genannten Vulkans kommt, aber durch ein starkes Erdbeben könnte eine Eruption am Inselvulkan Tofua ausgelöst werden. Der Vulkan ist fumarolisch aktiv und erzeugt manchmal schwache Wärmeanomalien. Bereits im letzten Jahr bestand die Befürchtung eines Vulkanausbruchs. Laut GVP befindet sich der Vulkan seit 2015 tatsächlich in einer schwachen eruptiven Phase. Der letzte größere Vulkanausbruch am Tofua ereignete sich im Jahr 2011.


Weitere Erdbebenmeldungen

Island: Erdbeben M 3,1 unter Katla

Datum 02.07.23 | Zeit: 22:57:14 UTC | 63.661 ; -19.165 | Tiefe: 0,1 km | Mb 3,1

Der isländische Calderavulkan Katla kommt nicht zur Ruhe. Gestern Abend manifestierte sich ein weiterer Erdstoß der Magnitude 3,1. Das Hypozentrum lag wieder in 100 m Tiefe. Das Epizentrum wurde 4.8 km ost-nordöstlich von Goðabunga lokalisiert. Es gab auch einige schwächere Erdbeben.