Vulkan-News 30.03.22: Eruptionen in Indonesien

Im heutigen Vulkan-Update geht es um eruptierende Vulkane in Indonesien. Von dort gibt es heute 4 VONA-Meldungen über Aschewolken. Außerdem lest ihr über die bedeutendsten Eruptionen des Archipels.

  • Anak Krakatau eruptiert Asche bis auf 1000 m Höhe
  • Am Dukono erreicht die Asche eine Höhe von 2100 m
  • Am Merapi gehen Schuttlawinen ab
  • Der Ibu lässt Vulkanasche bis auf 2400 m aufsteigen
  • Der Semeru eruptiert weiter und schickt Asche auf 4300 m Höhe

Anak Krakatau

Staat: Indonesien| Koordinaten: -6.10, 105.42 | Eruption: Asche

Im Sunda Strait ist es der Anak Krakatau, der weiterhin aktiv ist. Gegenüber der Initialphase, wird die Asche jetzt weniger hoch ausgestoßen. Nachts wurde rotglühende Tephra beobachtet. Das VSI meldete gestern 3 Explosionen. Die Seismizität ist erhöht. Es wurden 9 Tremorphasen, 30 Niedrigfrequenzerdbeben und 22 vulkanotektonische Erschütterungen registriert.

Dukono

Datum: 21.04.2021 | Lokation: 1.70, 127.87 | Eruption:  Asche

Auf Halmahera liegt der Aschespeier Dukono. Er förderte gestern Asche bis auf 2100 m Höhe. Das VSI registriert hier nur wenige Erdbeben. Gestern gab es nur 1 vulkanotektonische Erschütterung. Dennoch ist Dukono für seine frequenten Eruptionen bekannt. Die Asche lagert sich auf den Pflanzen am Vulkanhang ab, wo die -meist nassen- Vulkanbesteiger sie abstreifen und sich eindrecken. Daher ist der Dukono auch als Dreckschleuder verrufen.

Merapi

Staat: Indonesien | Koordinaten: -7.541, 110.445 | Eruption: Dom

Der Merapi auf Java baut weiter an seinen beiden Lavadomen. Gestern gingen 96 glühende Schuttlawinen ab. Das VSI meldete zudem 10 vulkanisch bedingte Erdbeben. Die Seismizität ist vergleichsweise gering.

Ibu

Datum: 21.04.2021 | Lokation: 1.49, 127.63 | Eruption:  Dom

Der Ibu ist der 2. eruptierende Vulkan auf Halmahera. In seinem Kratern wachsen Lavadome. Heute steht er in den News, weil er eine Aschewolke eruptierte, die bis auf einer Höhe von 2400 m über dem Meeresspiegel aufstieg. Gestern wurden vom VSI 87 Eruptionssignale aufgezeichnet. Auch seismisch betrachtet ist der Vulkan recht munter: Es wurden 13 Tremorphasen und 35 vulkanotektonische Erdbeben registriert.

Semeru

Staat: Indonesien | Koordinaten: -8.108, 112.92 | Eruption: Asche

Am Semeru auf Java, stieg die Vulkanasche bis auf 4300 m Höhe auf. Gestern wurden 66 seismische Eruptionssignale registriert. Die Seismizität ist gering, es gab nur 1 vulkanotektonisches Erdbeben.

Im indonesischen Archipel sind viele Vulkane aktiv. Aktuell haben 4 Vulkane (Lewotolok, Merapi, Semeru, Sinabung) den Alarmstatus „orange“ und 18 Vulkane stehen auf „gelb“. 46 Feuerberge haben einen „grünen“ Status. Hier droht keine unmittelbare Eruption, dennoch sind sie potenziell aktiv und zeigen für gewöhnlich fumarolische Aktivität. Sie könnten in recht kurzer Zeit erwachen. Das VSI beschreibt diesen Alarmstatus wie folgt: „Die Ergebnisse visueller und instrumenteller Beobachtungen schwanken, zeigen jedoch keine signifikante Aktivitätssteigerung.“

Bedeutende Eruptionen in Indonesien

Indonesien hat weltweit die höchste Anzahl aktiver Vulkane: 127 Feuerberge eruptierten in den letzten 10.000 Jahren mindestens einmal. Betrachtet man das gesamte Erdzeitalter Quartär, dann waren es gut 150 Vulkane die ausbrachen. Dabei kann es durchaus eine Dunkelziffer geben.

Einige der bedeutendsten Eruptionen des Quartärs spielten sich im indonesischen Archipel ab. Allen voran ist die Toba-Eruption zu nennen, bei der nicht nur eine gewaltige Caldera entstand, sondern auch die gesamte Menschheit kurz vor ihrem Untergang stand. Forscher entdeckten ein genetisches Schlüsselloch, dass infolge der Toba-Eruption vor 72.000 Jahren auftrat: damals überlebten nur knapp 1000 Individuen die Katastrophe. Auf der ganzen Welt wohlbemerkt, denn der Toba-Ausbruch war so gewaltig, dass es durch Asche und Aerosole in der Luft zu einem globalen vulkanischen Winter kam, der die 1000 kältesten Jahre der Würm-Eiszeit auslöste. Demnach stammen alle heute lebenden Menschen von den 1000 Überlebenden der Katastrophe ab. Selbst wenn die Zahl der Überlebenden nicht korrekt sein sollte, wurde die Menschheit drastisch reduziert.

Zwei weitere bedeutende Eruptionen Indonesiens beeinflussten die jüngere Weltgeschichte maßgeblich. Zum Einen war da der Ausbruch des Tambora. Er ereignete sich 1815 und verursachte ebenfalls einen globalen Temperatursturz. Das Folgejahr war das „Jahr ohne Sommer“, in dem man sogar in Europa hungerte. Freilich stellte damals niemand einen Zusammenhang mit der Eruption im fernen Indonesien her. Anders sah es bei der zweiten bedeutenden Eruption des 19. Jahrhunderts aus: als 1883 der Krakatau explodierte und Tsunamis auslöste, verbreiteten sich nicht nur die Wellen global: Dank des kurz zuvor verlegten Telegrafenkabels erfuhr die ganze zivilisierte Welt von der Katastrophe und das fast in Echtzeit. Das war die Geburtsstunde des Globalen Dorfes. Diesem Ereignis verdanken wir nicht nur die zeitnahe Nachrichtenübermittlung, sondern in der Weiterentwicklung auch die Datenübertragung vulkanischer Parameter in Echtzeit.

Erdbeben im Tyrrhenischen Meer am 29.03.22

Datum: 29.03.22 | Zeit: 01:48:19 UTC | Lokation: 39.00 N ; 13.88 E | Tiefe: 28 km | Mb 4,3

  • Erdbeben Mb 4,3 nahe Marsili Seamount
  • Serie schwächerer Beben im Osten des Tyrrhenischen Meeres
  • Die Beben hängen mit der komplexen Tektonik der Region zusammen

Heute bebte es im Tyrrhenischen Meer nördlich von Sizilien. Das Beben hatte eine Magnitude von 4,3 und ein Hypozentrum, das in 400 km Tiefe lag. Sowohl die Magnitude, als auch die Tiefe des Hypozentrums sind für die Region recht ungewöhnlich. Hinzu kommt die prekäre Lage 30 km südwestlich des Marsili Seamounts. Hierbei handelt es sich um einen großen Unterwasservulkan, der gut 50 km nord-nord-westlich der Liparischen Inseln liegt. Das Beben dürfte sich an einem Stück subduzierter Erdkruste ereignet haben, das tief in den oberen Erdmantel abtauchte, ohne plastisch verformbar geworden zu sein, denn Erdbeben entstehen für gewöhnlich durch Sprödbruch von Gesteinen, bzw. das zurückschnellen von Gesteinen, die entlang von Störungszonen unter Spannungen gerieten.

Erdbeben als Zeichen komplexer Tektonik mit 2 subduzierten Platten

Im Osten der Liparischen Inseln ist es ein Teil der subduzierten Ionischen Platte, die im Grenzbereich zwischen Asthenosphäre und Erdmantel immer wieder für tiefe Erdbeben sorgt. Auch dort sehen wir in den letzten Wochen eine erhöhte Seismizität. In den Tiefen jenseits von 100 km liegen auch Zonen, in denen es zum partiellen Schmelzen subduzierter Erdkruste kommt, wodurch Magmen entstehen, die an den Vulkanen gefördert werden.

Komplexe tektonische Situation im Bereich der Süditalienischen Vulkane. Beachte: Ost und West sind vertauscht. © nature.com/ Zohar Gvirtzman & Amos Nur

Das oben erwähnte Erdbeben ereignete sich im Grenzbereich der Region, wo man den Westrand der subduzierten Ionischen Platte vermutet. Dort stößt auch die zuoberst liegende Tyrrhenische Platte mit jener des Afrikanischen Kontinents zusammen. Der Ostrand der Ionischen Platte kollidiert im Untergrund mit der ebenfalls subduzierten Adriatischen Platte. So liegen die Liparischen Inseln nebst den Unterwasservulkanen Süditaliens in einer Gegend mit einer sehr komplexen tektonischen Situation, die ihresgleichen sucht. Dem nicht genug, unterliegen auch die Feuerberge Ätna, Vesuv und Campi Flegrei (um nur die bekanntesten zu nennen) diesem dynamischen Geschehen der Erdkruste und des angrenzenden Erdmantels. Die Schmelzen am Ätna stammen allerdings nicht von subduzierten Material ab. Hier soll das Magma, durch einen Saugeffekt, aufgrund der Subduktion seitlich transportiert werden. Das Magma ähnelt einem MOR-Basalt und könnte vom Kontinentalrand Afrikas kommen. (Quelle: nature.com/ Zohar Gvirtzman & Amos Nur)

São Jorge: Volumen der Intrusion berechnet

  • Magmen-Intrusion hat zugenommen
  • Volumen soll 20 Millionen Kubikmeter betragen
  • Art der Erdbeben wird kontrovers diskutiert

Die Azoreninsel São Jorge kommt nicht zur Ruhe. Zwar ist die Seismizität weiter rückläufig, doch dafür liegen neue Daten vor, die nichts Gutes erahnen lassen. Die Inflation hat weiter zugenommen und beträgt nun fast 10 cm. Das spanische Institut INVOLCAN, dass Vielen noch von der Berichterstattung auf La Palma im Gedächtnis sein dürfte, hat das Volumen der Magmen-Intrusion berechnet, die für die Bodenhebung verantwortlich sein soll. Sie beträgt gut 20 Millionen Kubikmeter. Der Wert ist vergleichbar mit dem der Anfangsintrusion auf La Palma.

Die Forscher von INVOLCAN schreiben, dass es zu Beginn der seismischen Krise auf São Jorge Zweifel gab, ob die Erdbeben tektonischen, oder vulkanotektonischen Ursprungs waren. Der Zweifel scheint mit der Berechnung des intrudierten Magmen-Volumens ausgeräumt zu sein, wenigstens trifft das für die INVOLCAN-Forscher zu. Sie berichten von mehr als 400 Beben mit Magnituden bis 3,3. Sehr wahrscheinlich bezieht sich diese Angabe auf Erdbeben mit Magnituden größer als 1,5. Beben die schwächer sind, fallen im Bereich der Mikroseismizität, wobei die verschiedenen Institute die Schwellenmagnitude, unter derer Beben als Mikrobeben angesehen werden flexibel handhaben. Mir sind Werte zwischen 1,3 und 1,7 untergekommen. Berücksichtigt man die Mikrobeben, dann hat es wohl mehr als 14.000 Erschütterungen gegeben. Dabei sind dann wahrscheinlich auch extrem schwache Bodenvibrationen berücksichtigt, die sogar negative Magnituden annehmen können und die erst seit einigen Jahren mit modernster Technik aufzuspüren sind.

Erdbeben auf São Jorge sind möglicherweise tektonischer Art

Apropos Technik: davon wird in den letzten Tagen einiges auf der Insel installiert. Aber nicht nur Geotechniker befinden sich auf São Jorge, sondern auch viele Forscher aus den unterschiedlichen Disziplinen. Liest man die Interviews durch, die in den verschiedenen Medien veröffentlicht wurden, dann gibt sich doch nicht so ein klares Bild, wie man es aufgrund der oben genannte INVOLCAN-Meldung meinen könnte. Professor Rui Fernandes erklärte in einem Interview mit der Zeitung Expresso: „Zunächst dachten wir, dass diese Erdbeben durch eine magmatische Intrusion verursacht werden, aber das ist vielleicht nicht der Fall. Alle bisher aufgetretenen Erdbeben sind tektonischer Art. Das heißt, sie werden nicht durch vulkanische Aktivität verursacht, sondern weil die tektonische Störung aktiviert wurde „. Wir sehen, dass das Geschehen noch kontrovers diskutiert wird und es ist nicht sicher, dass es zu einem Vulkanausbruch kommen wird.

Funka Asane: Weitere Eruption am 29.03.22

Staat: Japan| Koordinaten: 25.42, 141.28 | Eruption: Submarin

Der submarine Vulkan Funka Asane erzeugte weitere Eruptionen. Das VAAC Tokio meldete gestern Abend um 18:00 Uhr UCT Vulkanasche in einer Höhe von 8000 m. Die Eruptionswolke driftete in Richtung Nordosten. Heute um Mitternacht erreichte die Asche noch eine Höhe von 3700 m. Das JMA meldete, dass bislang keine schwimmenden Bimssteine in der Gegend entdeckt wurden. Bimssteinteppiche können eine Gefahr für den Schiffsverkehr darstellen. Besonders kleinere Boote können in ernste Schwierigkeiten gelangen.

Erdbeben erschüttert Ecuador am 27.03.22

Datum: 27.03.22 | Zeit: 04:28:12 UTC | Lokation: 0.91 N ; 79.64 W | Tiefe: 28 km | Mw 5,8

  • Erdbeben Mw 5,8 erschütterte Samstagnacht Ecuador
  • Es entstanden Sachschäden an Gebäuden
  • Mindestens 1 Person starb

In der Nacht zum Sonntag ereignete sich ein starkes Erdbeben der Magnitude 5,8 (EMSC) an der Küste des latein-amerikanischen Landes Ecuador. Das Hypozentrum lag in 23 km Tiefe. Das Epizentrum wurde 6 km südlich des Ortes Esmeraldas verortet. Dort leben ca. 165.000 Einwohner. Laut dem USGS brachte es das Beben auf eine Magnitude von 6,0 und ein Erdbebenherd in 13 km Tiefe. Es folgten mehrere starke-moderate Nachbeben. Zwei Nachbeben brachten es auf M 5,3 und M 5,2. Die Hypozentren lagen ebenfalls recht tief.

Erdbeben in Ecuador forderte ein Todesopfer

Wie heute in Newsmeldungen und über Presseagenturen bekannt wurde, verursachte das Erdbeben einige Schäden. Mindestens eine Person starb, eine weitere wurde verletzt. In Esmeralda kam es zu Stromausfällen.

Auf Twitter meldete die zuständige Katastrophenschutzbehörde, dass 2 Gebäude komplett zerstört wurden. 92 Häuser wurden beschädigt. Mehr als 350 Personen sind von den Schäden betroffen und verloren ihr Zuhause.

Mindestens eine weitere Person wurde verletzt, wie aus einer Bilanz der für den Katastrophenschutz zuständigen Behörde des südamerikanischen Landes auf Twitter hervorging. 356 Personen waren demnach betroffen, zwei Häuser wurden zerstört und 92 Gebäude beschädigt.

Unter den beschädigten Gebäuden befinden sich Bildungs- und Gesundheitseinrichtungen. Außerdem wurde ein Krankenhaus evakuiert.

Erdbeben könnte Vulkane Ecuadors beeinflussen

Im Norden Ecuadors liegen mehrere Vulkane. Im Wirkungskreis des Bebens befinden sich z.B. der Reventador und der Cotopaxi. Man geht davon aus, dass starke Erdbeben das Verhalten von Vulkanen beeinflussen können, die sich in einem Umkreis von 500 km um das Epizentrum befinden. Manche Studien gehen sogar von einem 1000 km Radius aus. Dabei können sich die Wirkungen erst Monate nach dem Beben manifestieren. Das macht es sehr schwierig wissenschaftlich zu beweisen, ob eine Reaktion auf ein Erdbeben tatsächlich stattfand. Unmittelbar nach den Beben waren jedenfalls keine ungewöhnlichen Aktivitäten der Vulkane gemeldet worden.

Japanischer Vulkan Funka Asane eruptiert am 28.03.22

Staat: Japan| Koordinaten: 25.42, 141.28 | Eruption: Submarin

In Japan kam es zu einer Eruption des submarinen Vulkans Funka Asane, einem Seitenschlot des Kita Ioto.

Inhalt

  • In Japan eruptierte der Funka Asane im Ogasawara-Archipel
  • Vulkanasche stieg bis zu 8 km hoch auf
  • Der Alarmstatus wurde auf „orange“ erhöht

Die japanische Meteorologie-Behörde (JMA) meldete heute die Eruption des Unterwasservulkans Funka Asane. Er liegt im Archipel von Ogasawara, dass sich gut 1000 km südlich von Tokio befindet. Das VAAC Tokio brachte seit gestern Nachmittag 5 VONA-Warnungen heraus. Demnach stieg Vulkanasche bis auf einer Höhe von 8000 m auf und driftete in Richtung Nordosten. Der Alarmstatus wurde auf „orange“ erhöht.

Satelliten detektierten nachts weitere Eruptionen. In Medienberichten ist von einer submarinen Eruption die Rede. Neben Flugzeugen warnte man auch den Schiffsverkehr vor der Eruption. Nach Angaben der Behörde ist es möglich, dass die Eruption des Vulkans Funka Asane anhält. Sie ruft Schiffe in der Region dazu auf, auf herabfallende Vulkanbomben, treibende Trümmer und die rasche Ausbreitung von vulkanischem Gas und Asche zu achten.

Die Ogasawara-Inselkette ist vulkanischen Ursprungs und es kommt oft zu Vulkanausbrüchen. Funka Asane befindet sich nördlich der Insel Ioto, die auch als Iwojima bekannt ist. Beim Funka Asane handelt es sich nicht um einen eigenständigen Vulkan, sondern um einen Seitenschlot vom Kita Ioto. Nördlich liegt auch das Vulkaneiland Nishinoshima, über dass ich hier regelmäßig berichten darf. Letztes Jahr verursachte der 130 km entfernt liegende Unterwasservulkan Fukutoku-Oka-no-Ba eine große Eruption, die einen mächtigen Bimssteinteppich auf dem Ozean erzeugte.

Funka Asane war im letzten Jahrhundert sehr aktiv

Der Funka Asane war in den letzten Jahren nicht aktiv. Anders sah es zwischen 1930 und 1945 aus. Fischer beobachteten dort jedes Jahr zwei oder drei Ausbrüche. Zwischen 1953 und 1993 wurden Wasserverfärbungen gesichtet. Sie stammten sehr wahrscheinlich von hydrothermalen Lösungen, die am Meeresboden austraten.

Zur Stunde ist es nicht klar, ob die Eruption vom Inselvulkan ausgeht, oder ob sich auf der unterseeischen Flanke ein Schlot öffnete. Da die Eruptionswolke vergleichsweise hoch aufstieg, würde ich den Schlot entweder Überwasser vermuten, oder in geringer Wassertiefe.

Erst im Januar hielt die gewaltige Eruption des Vulkan Hunga Tonga-Hunga Ha’api die Welt in Atem. Bei der Eruption tauchte zunächst eine neue Insel auf, die dann schnell durch ihre eigenen Explosionen wieder vernichtet wurde.

São Jorge mit Inflations-Zunahme und Erdbeben

Datum: 27.03.22 | Zeit: 11:34:36 UTC | Lokation: 38.68 N ; 28.18 W | Tiefe: 11 km | Ml 2,9

  • Auf São Jorge bebt es weiter
  • Die Bodenhebung beträgt mehr als 8 cm
  • Es kam zu Steinschlägen und Erdrutschen
  • Evakuierungen werden vorbereitet

Auf der Azoreninsel São Jorge gehen nicht nur die Erdbeben weiter, sondern es wurde eine Zunahme der Bodenhebung detektiert. Zwischen dem 15. und 27. März hob sich der Boden um mehr als 8 cm, was schon ein signifikanter Wert ist. Wenn die Bodenhebung durch Magmeninflation ausgelöst wird -was nicht wissenschaftlich belegt ist, wovon ich aber mittlerweile ausgehe- dann sollte sich im Untergrund genug Schmelze befinden, um eine kleine effusive Eruption zu verursachen. Auf La Palma betrug die Bodenhebung gut 20 cm bevor die Lava ausbrach.

Wie erwähnt gehen die Erdbeben weiter. Das EMSC registrierte bis heute Abend 5 Erdstöße mit Magnituden größer als 2. Das stärkste Beben brachte es auf Ml 2,9. Das Hypozentrum befand sich in 11 km Tiefe. Es gab zahlreiche Mikroerdbeben, die vom EMSC nicht erfasst wurden. Die Erdbebenhäufigkeit ist allerdings rückläufig. Medienagenturen berichten, dass es seit Beginn der seismischen Krise bereits über 13.000 Erschütterungen gegeben hat.

Heute gab es auch 2 Erdrutsche auf São Jorge. Eine Straße wurde verschüttet und einige Haushalte wurden von der Außenwelt abgeschnitten. Es regnete stark und bei solchen Wetterbedingungen sind Erdrutsche keine Seltenheit. Es könnte aber auch sein, dass Erdbeben und Inflation ihre Finger im Spiel hatten und die Erdrutsche triggerten.

Auf São Jorge werden Evakuierungen vorbereitet

Der örtliche Katastrophenschutz bereitet die Evakuierung von gut 5000 Bewohnern der Gefahrenzone vor. Bereits jetzt haben viele Familien ihre Häuser verlassen. Einige sind ganz von der Insel geflohen, die meisten Menschen kommen allerdings bei Verwandten im Osten von Sao Jorge unter.

Bis jetzt ist es ungewiss, wie sich die Situation weiter entwickeln wird. Das Ganze kann sich in Wohlgefallen auflösen, ohne dass es zu einem starken Erdbeben, oder Vulkanausbruch kommt. Ein Szenario ist, dass sich die Erde erst einmal beruhigt, um nach Monaten bis Jahren wieder unruhig zu werden. Es könnte auch innerhalb von Tagen/Wochen zu einem Vulkanausbruch kommen. Es bleibt spannend, auf São Jorge. Stay tuned!

Vulkan-News 27.03.22: Krakatau

Krakatau mit weiteren Eruptionen

Staat: Indonesien| Koordinaten: -6.10, 105.42 | Eruption: Ejektiv

Im indonesischen Sunda Strait ist es der Anak Krakatau, der weiterhin eruptiert. Gegenüber den Vortagen haben die Eruptionen aber an Kraft verloren. Das VAAC brachte heute 2 Vona-Meldungen heraus, nach denen Vulkanasche zunächst in 2100 m Höhe detektiert wurde, dann nur noch in gut 900 m. Die Asche driftete in Richtung Südwesten. Das VSI meldet häufiger Eruptionen, als es das VAAC vermuten lassen würde. Nachts wurde rotglühende Tephra gesichtet, die einige 10er Meter über den Krater ausgeworfen wurde. Die Seismizität ist erhöht. Gestern wurden 15 vulkanisch bedingte Erdbeben aufgezeichnet, sowie 5 Tremorphasen und ein Tornillo.

Tall eruptiert phreatisch

Staat: Philippinen | Lokation: 14.002; 120.99 | Eruption: Phreatisch

Nach den beiden phreatomagmatischen Eruptionen gestern, wurden heute 2 phreatische Eruptionen am Tall observiert. Sie ereigneten sich heute Früh um 4:34 Uhr und 5:04 Uhr Ortszeit. Die Eruptionswolken stiegen 900 und 400 m hoch auf. Es wurden 14 vulkanische bedingte Erdbeben registriert. Der Schwefeldioxid-Ausstoß betrug 6,957 Tonnen am Tag. Obwohl die initiale Eruption gestern recht kraftvoll war, wurde sie in einigen Medien überdramatisiert. Zum Teil wurden auch alte Bilder der Eruption von 2020 gezeigt.

Neue Bilder vom Ol Doinyo Lengai am 27.03.22

Ol Doinyo Lengai
Giraffen am Lengai. © Tanja Kurzenknabe

Staat: Tansania | Koordinaten: -2.76 ; 39.91 | Eruption: Effusiv

Inhalt

  • Der Ol Doinyo Lengai ist aktiv und zeigt eine Wärmeanomalie
  • Fotografin Tanja Kurzknabe dokumentierte Lavaspattering
  • Es gibt 3 Hornitokomplexe auf einer Linie
  • Der Krater verfüllt sich weiter

Der tansanische Vulkan Ol Doinyo Lengai steht hier öfters in den News, weil er kleine Eruptionen erzeugt. Die Aktivität spielt sich in seinem Krater ab. Dort wachsen durch Lavaspattering Hornitos aus der einzigartigen Lava des Vulkans. Sie ist auch der Grund, warum der Vulkan von besonderem Interesse ist. Die Lava des Lengais besteht überwiegend aus Natriumkarbonat und enthält Mineralien, die seltener als Diamanten sind. Das macht den Vulkan für Wissenschaftler besonders attraktiv. Allerdings ist der Krater seit der großen Eruption von 2007 nicht mehr zugänglich, frische Lavaproben gibt es seitdem praktisch nicht. Doch der Krater verfüllt sich zusehends, so dass der Zugang in einigen Jahren wieder möglich sein könnte.

Touristen besteigen den Vulkan auch wegen seiner einzigartigen Lage im Ostafrikanischen Riftvalley, in Sichtweite des Natronsees und am Rande der Serengeti. Das Gebiet ist ein Naturreservat, doch anders als in Nationalparks, darf man hier das Auto verlassen. Man kommt sich freier vor und weniger, wie in einem großen Zoo gefangen. Dabei gibt es auch hier Wildtiere zu bewundern: Giraffen, Gnus, Zebras, Stachelschweine, Großkatzen und Hyänen sind mir dort persönlich begegnet und haben mir die Hand geschüttelt. Der große Natronsee ist ein El Dorado für Vogelkundler, besonders die brütenden Flamingos sind weltberühmt.

3 aktive Hornitos im Krater des Vulkans Ol Doinyo Lengai

Hierhin zog es Vnet-Leserin Tanja Kurzenknabe, die in den vergangenen Wochen diese einmalige Gegend bereiste und auch den Ol Doinyo Lengai bestieg. Die Fotografin lieferte die ersten Fotos des Kraters seit vielen Monaten und löste damit einen Sturm der Begeisterung in unserer Vulkan-Community aus. Ihre Bilder dokumentieren nicht nur die Aktivität des Vulkans, sondern auch seine Landschaft, die sich ungewöhnlich grün präsentierte. Ihr gelang auch ein klassisches Bild, das Giraffen vor der Silhouette des Lengais zeigt.

Die Pisten waren vergleichsweise gut befahrbar und die Anreise erfolgte ohne nennenswerten Schwierigkeiten. Der Aufstieg über die alte Route war anstrengend. Tanja fand den Vulkan aktiv vor und staunte nicht schlecht über die Höhe des zentralen Hornitos, der fast so hoch war, wie die Steilwand des Kraters. In dem zentralen Komplex sind 3 größere und mehrere kleinere Hornitos miteinander verwachsen. Vor einigen Monaten muss die Spitze des größten Hornitos kollabiert sein. In ihm dürfte ein Lavapond gebrodelt haben. Aus einem recht neuen Gebilde an der Seite des Komplexes konnte die Fotografien Lavaspattering beobachten. Über den Boden des Kraters flossen die typischen schmalen Lavaströme. Sie sehen wie grau Schlammströme aus und glühen auch nachts nur bedingt. Auf einem Foto ist zu erkennen, dass sich drei Hornito-Komplexe im Krater befinden. Sie liegen auf einer Linie. Der Hornito, der sich vor ca. 3 Jahren an einer Kraterwand bildete, war ebenfalls effusiv aktiv. Hier floss die Lava aus einem neuen Anbau.

Auf einem aktuellen Sentinel-Foto ist eine schwache Wärmeanomalie zu erahnen. Die Aktivität hält also weiter an. Ein Besuch des Vulkans scheint mir lohnenswert zu sein und ich plane dem Feuerberg selbst einen neuen Besuch abzustatten.