São Jorge: Vulkanotektonische Erdbeben detektiert

Heute stehen wieder die Geschehnisse auf der Azoreninsel São Jorge im Fokus meiner Berichterstattung.

Zusammenfassung

  • Auf São Jorge wurden vulkanisch-bedingte Erdbeben festgestellt
  • Sie sind ein weiteres Indiz für Magmenaufstieg
  • Bisherige Erschütterungen waren tektonischer Natur
  • Das Verhalten des Vulkans ist mysteriös

Die seismische Krise auf der Azoreninsel São Jorge hat in der letzten Woche deutlich an Schwung verloren, dennoch wird immer noch Mikroseismizität registriert, unter die sich gelegentlich ein stärkeres Erdbeben mischt. Seit Beginn der Erdbeben am 19. März, wurden inzwischen gut 28.000 Erschütterungen detektiert. Mehr als 200 Beben waren so stark, dass sie von den Anwohnern gespürt werden konnten. Bis Dienstag waren alle Beben tektonischen Ursprungs, doch nun wurden erstmalig Hybriderdbeben aufgezeichnet. Dabei handelt es sich um eine Mischung aus vulkanotektonischen Erschütterungen und Erdbeben mit niedrigen Frequenzen, die beide auf Fluidbewegungen im Untergrund zurückzuführen sind. Damit dürfte klar sein, dass sich Magma im Untergrund bewegt und zumindest für einen Teil der Bodenhebung verantwortlich sein dürfte. Ein wenig mysteriös bleibt die Situation dennoch, da man eigentlich eine stärkere Präsenz vulkanotektonischer Erdbeben erwarten sollte, wenn es denn schon zu Bodenhebungen infolge von Magmenaufstieg kommt.

Prozesse unter São Jorge teilweise mysteriös

Die Anwesenheit von magmatischen Fluiden im Untergrund bedeuten noch nicht, dass ein Vulkanausbruch unmittelbar bevorsteht. Tatsächlich lässt sich bis jetzt nicht prognostizieren, ob- und wann es zu einer Eruption auf São Jorge kommen wird. Zuletzt kamen kanarische Wissenschaftler zum Schluss, dass sich gut 20 Millionen Kubikmeter Lava unter der Insel ansammelten. Seitdem nahm die Bodenhebung weiter zu.

Mir dünkt, dass die Vorzeichen von Vulkanausbrüchen auf den Azoren nicht hinlänglich erforscht sind. Dazu gab es in den letzten Jahrzehnten einfach zu wenige Ausbrüche. Jedes Vulkansystem ist einzigartig und Erkenntnisse, die an anderen Vulkanen gesammelt wurden, sind nicht unbedingt 1:1 auf jeden Vulkan übertragbar. Die aktuelle seismische Krise stellt auf den Azoren eine gute Gelegenheit dar, mehr über die Vulkane dort zu lernen.

Auf den Azoren sind 26 Vulkansysteme bekannt. Die letzte größere Eruption manifestierte sich 1958, als der Capelo auf Faial eruptierte. 1964 kam es vermutlich zu einer kleineren submarinen Eruption vor São Jorge. Die Geowissenschaftler haben also einiges zutun, bis sie die Vulkane der Inseln richtig verstehen werden und Prozesse im Erdinneren korrekt interpretieren können.

Erdbeben in Vulkangebieten am 31.03.22

Ätna: Erdbeben M 2,5

Datum: 30.03.22 | Zeit: 06:14:52 UTC | Lokation:  37.72 N ; 14.92 E | Tiefe: 4 km | Ml 2,5

Im Südwesten des Ätnas gab es gestern ein Erdbeben der Magnitude 2,5. Der Erdbebenherd lag 4 km tief. Das Epizentrum befand sich laut EMSC 17 km nördlich von Paternò. Die Seismizität am Ätna ist derzeit ehr gering einzustufen. Das LGS registrierte vorgestern zahlreiche Infraschallsignale, die auf tiefsitzende Explosionen hindeuteten.

Auvergne: Erdbeben Ml 2,7

Datum: 31.03.22 | Zeit: 07:21:53 UTC | Lokation:  45.61 N ; 2.87 E | Tiefe: 10 km | Ml 2,7

Im französischen Vulkangebiet der Auvergne manifestiert sich ein Schwarmbeben. Das EMSC registrierte bis jetzt 4 Erdbeben mit Magnituden über 2. Das Stärkste brachte es auf Ml 2,7. Es hatte ein Hypozentrum in 10 km Tiefe. Das Epizentrum wurde 25 km südlich von Clermont-Ferrand lokalisiert. In der Nähe der Epizentren befinden sich mehrere Maare und Schlackenkegel. Die Auvergne wird gerne mit der Vulkaneifel verglichen.

Azoren: Weitere Beben auf Sao Jorge

Datum: 29.03.22 | Zeit: 21:56:16 UTC | Lokation:  38.67 N ; 28.20 W | Tiefe: 12 km | Ml 4,0

Vorgestern kam es auf Sao Jorge zum bislang stärksten Beben des aktuellen Schwarms. Laut EMSC hatte es eine Magnitude von 4,0 und ein Hypozentrum in 12 km Tiefe. Das Epizentrum lag 2 km südöstlich von Velas. Gestern wurden unter der Nordwestspitze der Insel 3 Beben mit Magnituden über 2 registriert. Das Stärkste brachte es auf M 3,6 in nur 5 km Tiefe. Heute blieben stärkere Beben bislang aus. Auf dem Seismogramm erkennt man aber mehrere Mikrobeben.

Reykjanes: Schwarmbeben am Magmatischen Gang

Unter der isländischen Reykjanes-Halbinsel gab es weitere Beben. In den letzten 48 Stunden registrierte IMO 48 schwache Erschütterungen. Die meisten Beben ereigneten sich im Bereich des Magmatischen Gangs zwischen Fagradalsfjall und Krýsuvík.

Vulcano mit Mikroseismik

In den letzten Tagen hat die Mikroseismizität unter der Lipareninsel Vulcano zugenommen. Die Karte des INGVs zeigt 6 Mikrobeben im Bereich der Insel an. 3 Erschütterungen manifestierten sich am 29 März. Sie lagen vor der Westküste der Insel. Die Karte zeigt die Beben der letzten 10 Tage an. Die Beben hatten Magnituden kleiner als 1. Grund zur Beunruhigung gibt es nicht, ein größerer Vulkanausbruch steht nicht unmittelbar bevor.

São Jorge: Volumen der Intrusion berechnet

  • Magmen-Intrusion hat zugenommen
  • Volumen soll 20 Millionen Kubikmeter betragen
  • Art der Erdbeben wird kontrovers diskutiert

Die Azoreninsel São Jorge kommt nicht zur Ruhe. Zwar ist die Seismizität weiter rückläufig, doch dafür liegen neue Daten vor, die nichts Gutes erahnen lassen. Die Inflation hat weiter zugenommen und beträgt nun fast 10 cm. Das spanische Institut INVOLCAN, dass Vielen noch von der Berichterstattung auf La Palma im Gedächtnis sein dürfte, hat das Volumen der Magmen-Intrusion berechnet, die für die Bodenhebung verantwortlich sein soll. Sie beträgt gut 20 Millionen Kubikmeter. Der Wert ist vergleichbar mit dem der Anfangsintrusion auf La Palma.

Die Forscher von INVOLCAN schreiben, dass es zu Beginn der seismischen Krise auf São Jorge Zweifel gab, ob die Erdbeben tektonischen, oder vulkanotektonischen Ursprungs waren. Der Zweifel scheint mit der Berechnung des intrudierten Magmen-Volumens ausgeräumt zu sein, wenigstens trifft das für die INVOLCAN-Forscher zu. Sie berichten von mehr als 400 Beben mit Magnituden bis 3,3. Sehr wahrscheinlich bezieht sich diese Angabe auf Erdbeben mit Magnituden größer als 1,5. Beben die schwächer sind, fallen im Bereich der Mikroseismizität, wobei die verschiedenen Institute die Schwellenmagnitude, unter derer Beben als Mikrobeben angesehen werden flexibel handhaben. Mir sind Werte zwischen 1,3 und 1,7 untergekommen. Berücksichtigt man die Mikrobeben, dann hat es wohl mehr als 14.000 Erschütterungen gegeben. Dabei sind dann wahrscheinlich auch extrem schwache Bodenvibrationen berücksichtigt, die sogar negative Magnituden annehmen können und die erst seit einigen Jahren mit modernster Technik aufzuspüren sind.

Erdbeben auf São Jorge sind möglicherweise tektonischer Art

Apropos Technik: davon wird in den letzten Tagen einiges auf der Insel installiert. Aber nicht nur Geotechniker befinden sich auf São Jorge, sondern auch viele Forscher aus den unterschiedlichen Disziplinen. Liest man die Interviews durch, die in den verschiedenen Medien veröffentlicht wurden, dann gibt sich doch nicht so ein klares Bild, wie man es aufgrund der oben genannte INVOLCAN-Meldung meinen könnte. Professor Rui Fernandes erklärte in einem Interview mit der Zeitung Expresso: „Zunächst dachten wir, dass diese Erdbeben durch eine magmatische Intrusion verursacht werden, aber das ist vielleicht nicht der Fall. Alle bisher aufgetretenen Erdbeben sind tektonischer Art. Das heißt, sie werden nicht durch vulkanische Aktivität verursacht, sondern weil die tektonische Störung aktiviert wurde „. Wir sehen, dass das Geschehen noch kontrovers diskutiert wird und es ist nicht sicher, dass es zu einem Vulkanausbruch kommen wird.

Erdbeben-News 26.03.22: Ryukyu

Ryukyu: Erdbeben Mw 5,4

Datum: 26.03.22 | Zeit: 15:38:57 UTC | Lokation: 26.85 N ; 126.31 E | Tiefe: 49 km | Mw 5,4

Beim südjapanischen Archipel von Ryukyu ereigneten sich einige moderate Erdbeben. Das Stärkste hatte eine Magnitude von 5,4 und ein Hypozentrum in km Tiefe. Das Epizentrum wurde 154 km westlich von Naha lokalisiert. Viele der Inseln sind vulkanischen Ursprungs. Unter ihnen befindet sich der Sakurajima.

Philippinen Erdbeben Mw 5,2

Datum: 26.03.22 | Zeit: 13:53:20 UTC | Lokation: 20.76 N ; 122.25 E | Tiefe: 10 km | Mw 5,2

In der philippinischen Region von Batan kam es zu einem Erdbeben Mw 5,2. Der Erdbebenherd befand sich in einer Tiefe von 10 km. Das Epizentrum lag 45 km nördlich von Basco. Einen Zusammenhang mit dem Taal-Vulkan gibt es nicht.

Sulawesi: Erdbeben Mw 5,1

Datum: 26.03.22 | Zeit: 13:16:49 UTC | Lokation: 3.08 S ; 122.89 E | Tiefe: 20 km | Mw 5,1

Die indonesische Insel Sulawesi wird von zahlreichen Erdbeben heimgesucht. Das Stärkste hatte heute eine Magnitude von 5,1. Die Tiefe des Hypozentrums wird mit 20 km angegeben. Das Epizentrum lag 108 km nördlich von Kendari. Betrachtet man die Karte, dann erkennt man, dass die gesamte Region seismisch sehr aktiv ist.

Azoren: Schwarmbeben geht weiter

Datum: 25.03.22 | Zeit: 20:10:08 UTC | Lokation: 38.68 N ; 28.20 W | Tiefe: 11 km | Mb 3,0

Auf der Azoreninsel Sao Jorge geht das Schwarmbeben weiter, allerdings hat es sich etwas abgeschwächt. Das EMSC registrierte gestern 9 Erschütterungen mit Magnituden zwischen 2,5 und 3,0. Heute waren es 4 Erdbeben mit Magnituden zwischen 25 und 2,7. Die Hypozentren lagen in Tiefen zwischen 8 und 13 km. Die Epizentren konzentrieren sich in der Region von Vela. Die Mikroseismizität ist weiter hoch.

Neue Erdbeben auf Azoreninsel São Jorge

Datum: 24.03.22 | Zeit: 07:39:42 UTC | Lokation: 38.68 N ; 28.22 W | Tiefe: 12 km | Ml 3,5

  • São Jorge wird von weiteren Erdbeben erschüttert
  • Der Vulkan-Alarmstatus soll erneut erhöht worden sein
  • Bereits 1964 gab es eine ähnliche seismische Krise

Obwohl sich der Erdbebenschwarm unter der Azoreninsel São Jorge heute abgeschwächt zu haben schein, gab es ein Erdbeben der Magnitude 3,5. Ein Zweites brachte es auf Ml 2,7. Die Erdbebenherde lagen 12 km tief. Die Epizentren manifestierten sich 1 km nördlich des Ortes Velas, der im Fokus des Geschehens steht. Gestern verzeichnete das EMSC 22 Erschütterungen mit Magnituden ab 2. Schwächere Beben werden dort nicht angezeigt, aber man kann von zahlreichen Mikrobeben ausgehen. In manchen Berichten ist von mehr als 2000 Erschütterungen die Rede.

Die Anwohner von Velas sind besorgt, dass sich entweder ein starkes Erdbeben ereignen könnte, oder dass es zu einem Vulkanausbruch kommt. In einem lokale Medienbericht heißt es, dass die Vulkan-Alarmstufe auf „4“ (von 5) erhöht wurde, was eigentlich bedeutet, dass man definitiv mit einer Eruption rechnet, oder diese bereits begonnen hat. Gestern Vormittag hieß es noch, dass der Alarmstatus „2“, bzw. „gelb“ verhängt wurde.

1964 ereignete sich eine submarine Eruption vor São Jorge

Auf der Seite des zuständigen Instituts ist ein Artikel veröffentlicht worden, in dem sich ein Vulkanologe a.D. zu den Vorfällen äußert. Victor Hugo Forjaz ruft die Bevölkerung auf  Ruhe zu bewahren und mahnt die aktiven Kollegen, die Menschen ausführlich zu informieren und ihnen keine Fakten vorzuenthalten. Forjaz war Mitglied eines Einsatz-Teams, dass 1964 zur Insel gerufen wurde, als sich eine ähnliche seismische Krise zutrug. Damals stand das Dorf Rosais im Bebenfokus. Die Erschütterungen waren so stark, dass der Leuchtturm von Rosais seinen Betrieb einstellte. Das Forscherteam wurde von einem Schiff der Marine dort abgesetzt, da es auf der Insel noch keinen Flughafen gab. Tatsächlich sollen die Beben mit einer kleinen submarinen Eruption einhergegangen sein. Vergleichbares erlebten wir im Jahr 2011, als es vor der Kanareninsel El Hierro zu einem submarinen Ausbruch vor der Küste gekommen ist. Bereits Monate zuvor war es zu starken Schwarmbeben gekommen. Damals wuchs der Vulkan bis auf gut 100 m unter der Wasseroberfläche heran, bevor er seine Aktivität einstellte.

Vorhersagen, ob die Beben tatsächlich in einen Vulkanausbruch gipfeln werden, kann man derzeit nicht treffen. Dazu gibt es zu wenige Daten. Und wir wissen ja alle, wie launisch Mutter Erde sein kann.

Azoren-Insel São Jorge: Inflation detektiert

  • Auf São Jorge gab es über 1800 Erdbeben
  • INSAR-Aufnahmen zeigen Bodenhebung
  • Alarmstatus des Vulkans wurde auf „gelb“ gesetzt

Die Erdbeben auf der Azoreninsel São Jorge gingen auch nachts weiter. Das EMSC meldete heute bereits 8 Erdstöße. Der Stärkste brachte es auf eine Magnitude von 3,1. Tatsächlich registriert die Europäische Erdbebenorganisation nur einen Bruchteil der Erdbeben auf São Jorge. In einem Antenna-Interview erklärte Rui Marques, Leiter des lokalen Observatoriums CIVISA, dass bislang mehr als 1800 Erschütterungen detektiert worden seien. Die meisten Beben hatten geringe Magnituden im Bereich der Mikroseismizität. 93 Erschütterungen konnten von den Anwohner wahrgenommen werden. Die Gesamtanzahl der Beben weist auf eine seismische Krise hin, wie man sie häufig vor Vulkanausbrüchen erlebt. Dennoch spricht Marques davon, dass die Beben tektonischer Art seien, schließt aber einen Zusammenhang mit dem Vulkanrücken von Mandanas nicht aus. Er postuliert 2 Szenarien, in denen es heißt, das der Erdbebenschwarm entweder ein starkes Erdbeben ankündigen könnte, oder einen Vulkanausbruch. Er forderte die Bewohner von São Jorge auf wachsam zu bleiben. Momentan befinden sich weitere wissenschaftliche Mitarbeiter aus Portugal auf der Insel, die zwei seismische Messstationen installieren. Ein weiteres Team wurde angefordert, um Gasmessungen durchzuführen.

INSAR-Aufnahmen enthüllen Bodenhebung auf São Jorge

Das Statement von Rui Marques scheint indes bereits ein wenig überholt zu sein, denn es sind erste INSAR-Aufnahmen aufgetaucht, die eindeutig eine Bodenhebung auf São Jorge zeigen. Zwar können Bodendeformationen auch durch Erdbeben hervorgerufen werden, doch an Vulkanen stammen sie dann meistens von Magmenintrusion. Die Situation könnte viel schneller in einem Ausbruch eskalieren, als ich gestern noch vermutet hatte. Das denkt wohl auch der Katastrophenschutz, denn er bereitet Evakuierungsmaßnahmen auf der Insel vor. Der Alarmstatus wurde offiziell auf „gelb“ erhöht.

Es ist auch eine neue Karte der alten Lavaströme auf São Jorge geteilt worden. Die Situation erinnert sehr an La Palma, wo ebenfalls alte Lavaströme überbaut wurden. Auf São Jorge leben allerdings deutlich weniger Menschen. Die Insel hat gut 10.500 Bewohner. Auf La Palma sind es 87.500. Wenn es zu einem Vulkanausbruch kommen sollte, sind weitaus weniger Menschen betroffen. Dennoch, für die Betroffenen wäre ein Ausbruch eine Naturkatastrophe.

Weitere Erdbeben erschüttern São Jorge

Datum: 21.03.22 | Zeit: 20:38:24 UTC | Lokation: 38.67 N ; 28.13 W | Tiefe: 11 km | Ml 3,0

Inhalt

  • Die Azoreninsel São Jorge wird von weiteren Erdbeben gerockt
  • Der Ursprung der Beben ist nicht geklärt
  • Könnte es einen Vulkanausbruch geben?

Die Azoreninsel São Jorge kommt nicht zur Ruhe und wird weiterhin von zahlreichen Erdbeben erschüttert. Seit gestern registrierte das EMSC 21 Erdbeben mit Magnituden ab 2. Das stärkste Beben brachte es auf M 3,0 und hatte ein Hypozentrum in 11 km Tiefe. Das Epizentrum lag 12 km west-nord-westlich von Calheta. In den letzten Stunden ist die Aktivität etwas rückläufig.

Zahlreiche Mikrobeben

Das EMSC zeigt bei weitem nicht alle Erschütterungen an, die sich unter der Insel ereignen. Allerdings ist es schwierig verlässliche Zahlen zu bekommen: Auf der Seite des zuständigen Observatoriums steht, dass heute ein Team vom Festland einfliegen soll, um dem Erdbebenschwarm weiter auf den Grund zu gehen. Gestern berichtete man vor Ort von 70. Beben. In den Sozialen Medien gibt es Nachrichten, nach denen mehr als 700 Beben detektiert worden sein sollen. Eine Statistik bei Volcano Discovery zeigt knapp über 300 Erschütterungen an. Die Vielzahl der Beben hat Magnituden kleiner als 2 und viele Erschütterungen dürften im Bereich der Mikroseismizität anzusiedeln sein.

Zahlreiche schwache Erschütterungen. © Web SRV/ IPMA

Die Frage nach dem Ursprung der Beben ist nicht geklärt, doch viele Vulkanophile gehen davon aus, dass die Beben in Zusammenhang mit einer Dyke-Intrusion stehen. Solche Magmatischen Gänge sind uns aus der Berichterstattung der letzten Jahre sehr wohl bekannt. Sie sorgten im letzten Jahr sowohl auf Island, als auch auf La Palma für Bodenhebungen, die in Vulkanausbrüchen endeten. Das Problem: es sieht nicht so aus, als würde es auf São Jorge ein engmaschiges Instrumenten-Netzwerk geben, was den Puls der Erde fühlt. So dürfte es nicht viele GPS Punkte geben, die nun als Referenzen für etwaige Höhenänderungen infolge von Magmenintrusion herhalten können. Wahrscheinlich wird das angekündigte Techniker-Team erste Messungen durchführen, die als Referenz für weitere Geschehnisse herhalten dürfen. Vielleicht gibt es aber bald INSAR-Daten, die uns genaueres verraten.

Droht auf São Jorge ein Vulkanausbruch?

Die Erfahrung zeigt, dass ein kurzfristig bevorstehender Vulkanausbruch unwahrscheinlich ist, selbst wenn die Beben von Magmenintrusion hervorgerufen werden sollten. Für gewöhnlich sind mehrere Anläufe nötig, bis es das Magma zur Oberfläche schafft. So könnte es noch Monate, oder Jahre dauern, bis wir den nächsten Vulkanausbruch auf den Azoren erleben werden. Sollte es dazu kommen, dann droht dieser -wie auf La Palma- zur Katastrohe zu werden, da die Küstenregion besiedelt ist und im Inselinneren Landwirtschaft betrieben wird. Der Inselflughafen liegt nahe der Erdbebenregion.

Darüber hinaus gibt es die Möglichkeit, dass die Beben tektonischer Natur sind. Die Insel wird in ihrer Länge von einem Rift durchzogen. Und Last, but not Least, entwickelt sich an Vulkanen manchmal alles viel schneller, als angenommen. Vollkommen ausgeschlossen ist es nicht, dass wir in wenigen Tagen/Wochen bereits einen Ausbruch sehen werden.

Erdbeben Kurz-News am 21.03.22

  • Erdbeben Mb 5,1 in der Norwegischen See
  • Auf Big Island Hawaii gab es ein Beben Mb 4,7
  • Mehr als 700 Beben treffen die Azoreninsel São Jorge

Norwegen: Erdbeben Mb 5,1

Datum: 21.03.22 | Zeit: 05:32:53 UTC | Lokation: 61.67 N ; 2.58 E | Tiefe:2 km | Mb 5,1

Vor der norwegischen Küste bebte es mit einer Magnitude von 5,1. Das Hypozentrum lag in nur 2 km Tiefe. Das Epizentrum wurde 130 km westlich von Florø lokalisiert. Das Beben ereignete sich in einer Region mit Öl-Lagerstätten. Ein Konzern stoppte seine Ölförderung temporär.

Hawaii: Erdbeben Mb 4,7

Datum: 20.03.22 | Zeit: 17:29:31 UTC | Lokation:  19.82 N ; 155.80 W | Tiefe: 13 km | Mb 4,7

Gestern manifestierte sich unter der Westflanke des Vulkans Mauna Kea ein Erdbeben der Magnitude 4,7 (EMSC). Das USGS ermittelte eine Magnitude von 4,5. Das Hypozentrum lag 13 km Tief. Das Epizentrum wurde 22 km nordöstlich von Kalaoa lokalisiert. Das Beben sorgte für Unruhe bei den Bewohnern von Big Island, da es deutlich zu spüren war.

Azoren: Schwarmbeben geht weiter

Datum: 21.03.22 | Zeit: 01:01:35 UTC | Lokation: 38.68 N ; 28.23 W | Tiefe: 7 km | Ml 2,9

Das Schwarmbeben unter der Azoreninsel São Jorge geht weiter. Das EMSC registrierte heute 8 weitere Erschütterungen mit Magnituden über 2. Die Stärkste brachte es auf Ml 2,9 in 7 km Tiefe. Das Epizentrum befand sich 2 km westlich von Velas. Rechnet man schwächere Beben hinzu, wurden seit Beginn des Schwarms über 70 Erdbeben registriert. Die Beben ereignen sich an Störungszonen entlang eines vulkanischen Rückens. Es ist unklar, ob sie rein tektonischer Natur sind, oder ob die Beben einen Zusammenhang mit dem Aufstieg magmatischer Fluide haben. Der Erdbebenschwarm begann gestern.

Erdbeben auf den Azoren am 20. März

In der heutigen Top-Story dreht es sich um das Schwarmeben auf der Azoreninsel São Jorge.

Inhalt

  • Schwarmbeben erschüttert Azoreninsel São Jorge
  • Stärkstes Beben Ml 3,5
  • Epizentren liegen teilweise im Bereich eines vulkanischen Rückens

Schwarmbeben auf Azoreninsel São Jorge

Datum: 20.03.22 | Zeit: 03:43:02 UTC | Lokation:  38.68 N ; 28.20 W | Tiefe: 8 km | Ml 3,5

Die Azoreninsel São Jorge wird seit gestern Abend von einem Schwarmbeben erschüttert. Bis jetzt wurden vom EMSC 18 Beben mit Magnituden zwischen 2,5 und 3,5 detektiert, wobei es auch zahlreiche schwächere Erdbeben gab, die beim EMSC nicht angezeigt werden. Insgesamt wurden gut 40 Erdstöße festgestellt. Die Hypozentren liegen flach, genauer, in Tiefen zwischen 1-13 km. Für einen Erdbebenschwarm sind die Magnituden relativ groß. Einige der Erschütterungen hatten eine Intensität von III und wurden von der Bevölkerung gespürt. Schäden entstanden bis jetzt aber nicht.

In größerer Entfernung zu den Inseln gab es in den letzten Tagen ebenfalls mehrere moderat-starke Erdbeben. Das Stärkste brachte es am 15. März auf eine Magnitude von Mb 4,7.

Die Azoren sind vulkanischen Ursprungs und teilweise mit dem Mittelatlantischen Rücken assoziiert. Die meisten Inseln bildete sich aber entlang einer Blattverschiebung, dem Azoren-Gibraltar Ridge. Während am Mittelatlantischen Rücken Europa und Nordamerika auseinanderdriften, gleiten am Azoren-Gibraltar Ridge Afrika und Europa aneinander vorbei. Ein Großteil des Magmas, dass die 9 großen Azoreninseln schuf, stieg entlang dieser Naht auf. Nur die beiden westlichen Insel bestehen aus Lava, deren Magmen entlang des Mittelatlantischen Rückens aufstiegen.

Erdbeben streifen vulkanischen Rücken bei Manadas

Die dominanteste vulkanische Struktur auf São Jorge ist der Vulkan Manadas. Genaugenommen handelt es sich um einen namenlosen vulkanischen Rücken, der die Insel in Richtung der Hauptbruchzone des Azoren-Gibraltar Ridge streicht und somit in Richtung NW-SE läuft. Entlang des Rückens reihen sich zahlreiche Schlackenkegel auf. Der höchste ist der Pico da Esperança, der zuletzt 1808 eruptierte. Die Situation erinnert an den Cumbre Vieja auf La Palma, der uns im letzten Herbst in Atem gehalten hat.

Der Vulkanrücken auf São Jorge liegt überwiegend im südöstlichen Teil der Insel, und nur einige Bebencluster liegen direkt unter dem Vulkangebiet, nordwestlich des Pico da Esperança, der als einziger Schlackenkegel auf google maps namentlich benannt ist. Zur Stunde ist es noch nicht klar, ob die Beben tektonischer, oder vulkanotektonischer Natur sind. Da es zuvor keine Erdbeben in größeren Tiefen gegeben hat, die darauf hindeuteten, dass ein Magmenkörper aus der Asthenosphäre aus aufsteigt und in die Erdkruste eindringt, vermute ich, dass es sich um tektonische Erschütterungen handelt. Genaueres werden wir erst nach weiteren wissenschaftlichen Untersuchungen wissen und bis dahin ist es nicht auszuschließen, dass Magma seine Finger im Spiel hat.