Vulcano: Erdbeben und Anstieg des Gasausstoßes

Blick über den Krater von Vulcano in Richtung Lipari und Salina. © Marc Szeglat

Schwaches Erdbeben Mb 2,2 erschüttert Vulcano – signifikanter Anstieg von Gasemissionen und Fumarolentemperatur

Nachdem es auf der Lipareninsel Vulcano in den letzten Monaten nach einer Entspannung der Situation aussah, nahmen die meisten geophysikalischen und geochemischen Parameter im August wieder zu. Zudem gab es heute Mittag ein Erdbeben Mb 2,2 im Südosten der Bucht Porto di Levante.

Erdbeben Vulcano. © EMSC

Laut EMSC manifestierte sich der Erdstoß um 12:09:53 UTC bei den Koordinaten 38.414 ; 14.988 und hatte ein Hypozentrum in 13 Kilometern Tiefe. Der Ursprung des Bebens könnte sowohl rein tektonischer Natur sein oder von aufsteigenden magmatischen Fluiden verursacht worden sein. In der Bucht gab es erst am 25. August eine sehr schwache Erschütterung, die sich oberflächennah ereignete.

In meinem letzten Update zu Vulcano schrieb ich von einer leichten Zunahme der Seismizität. So gab es im August 8 schwache Erdbeben im Bereich von Vulcano. Ob das Beben heute alleine kam und von schwächeren Beben begleitet wurde, ist noch nicht klar, denn das INGV veröffentlicht die Daten immer mit Verzögerung, während das EMSC ganz schwache Beben nicht listet.




Kohlendioxid-Ausstoß. © INGV

Klar hingegen ist, dass es im vergangenen Monat nicht nur einen leichten Anstieg der Seismizität gab, sondern auch eine signifikante Erhöhung der Kohlendioxid-Emissionen am Kraterrand. Tatsächlich waren es die höchsten Werte, die seit Beginn der Krise 2021 gemessen wurden: Die Werte überstiegen am 18. August die Marke von 40.000 g pro Quadratmeter am Tag. Zum Monatsende sank der Wert auf 30.000 g/m²·d. Werte über 10.000 g/m²·d gelten bereits als sehr hoch. Vor dem sprunghaften Anstieg wurden weniger als 5000 g/m²·d gemessen. Einen deutlichen Anstieg der CO₂-Emissionen wurde auch an der Nordbasis des Kraterkegels festgestellt. Die anderen Messpunkte waren unauffällig.

Der Schwefeldioxidausstoß am Krater steigt leicht auf ca. 70 Tonnen am Tag. Zudem erhöhten sich auch die Temperatur der Fumarolen, die nun alle 291 Grad Celsius heiß sind, was ebenfalls ungewöhnlich ist, weil die Fumarolen entlang des Schwefelfelds in den verschiedenen Sektoren unterschiedlich heiß waren. Zuletzt gingen die Temperaturen zurück und lagen bei maximal 280 Grad.

In Bezug auf die Bodendeformationen teilten die Vulkanologen vom INGV mit, dass es keine signifikante Bodendeformation gegeben hat. Die GNSS-Messwerte zeigen allerdings eine leichte Bodenhebung mit einem weiterhin anhaltenden Aufwärtstrend Anfang September.

Meiner Meinung nach dringt ein weiterer Magmenkörper in die tiefere Erdkruste unter Vulcano ein und könnte in den nächsten Wochen weiter aufsteigen und Sorgen bereiten.

Ätna: Tremorabsturz und Aufhebung des F1-Alarms

Förderschlot auf 2980 m Höhe. © INGV

Tremor am Ätna stürzt ab – F1-Alarm bereits aufgehoben

Am Ätna stürzt der Tremor heute Morgen steil ab und deutet ein Ende der explosiven Aktivität an, die sich in den letzten Wochen am Südostkrater manifestierte. Auf der Thermalcam des INGV ist aber zu erkennen, dass der Förderschlot, der sich auf 3200 m auf der Flanke des Südostkraterkegels geöffnet hat, weiterhin aktiv ist und einen kleinen Lavastrom fördert.

INGV-Vulkanologe Boris Behncke schrieb heute auch darüber, dass der F1-Alarm nur einige Stunden aufrecht gehalten wurde und inzwischen aufgehoben wurde. Am Donnerstag deuteten die geophysikalischen Messwerte darauf hin, dass sich ein Paroxysmus zusammenbraut, doch die Werte stabilisierten sich bereits am Freitag wieder. Dennoch wurde der Bereich oberhalb von 2500 Höhenmetern für Besucher gesperrt. Boris schreibt über die Stille am Vulkan und darüber, dass man am Förderschlot auf 2980 m Höhe die Geräusche der fließenden Lava aufgrund der Ruhe sehr gut wahrnehmen konnte.

Die Rissbildung, die am Freitag erneut für Unruhe am Vulkan und in den sozialen Medien sorgte, wurde von den Vulkanologen bis jetzt nicht weiter kommentiert. Der Lavaausstoß war in den letzten Tagen vergleichsweise groß und es muss mehr Magma als üblich aufgestiegen sein, wodurch sich der Boden deformierte, was zu dem Riss geführt haben könnte. Der Riss selbst platzte nicht auf und brachte somit keinen weiteren Lavastrom hervor.

Die Lavafront des am weitesten fortgeschrittenen Lavastroms hatte am Freitag die 2350-m-Höhenlinie unterschritten und bewegte sich damit auf einem Höhenniveau, das am Ätna in den letzten Jahren nur selten unterschritten wurde. Der Lavastrom bewegte sich einige Kilometer westlich der Montagnola, so dass die Seilbahnstation und die Skipisten nicht gefährdet waren. Zuletzt war die touristische Infrastruktur bei den beiden großen Flankeneruptionen in den Jahren 2001 und 2002-03 gefährdet gewesen.

Ätna: Ungewöhnlicher Rückgang der Erdbebentätigkeit

Ungewöhnlich starker Rückgang der Seismizität am Ätna – Ruhe vor dem Sturm?

Am Ätna auf Sizilien ist es aus seismischer Sicht aktuell ungewöhnlich ruhig und die Shakemap des INGV zeigt kein einziges Erdbeben mehr an. Das letzte Erdbeben wurde am 20. August registriert. Da die Erdbeben immer 10 Tage lang auf der Shakemap eingetragen bleiben, ist es erst heute ersichtlich geworden, dass überhaupt keine Erschütterungen mehr stattfinden.

Das Ende jeglicher seismischer Aktivität könnte mit der anhaltenden Eruption im Gipfelbereich des Vulkans im Zusammenhang stehen, die den Druck im Vulkaninneren so weit reduzierte, dass es auch nicht mehr zu tektonischen Erdbeben kommt. Indirekt hat man damit einen Beweis dafür, dass am Ätna auch tektonische Erdbeben entlang von Störungszonen von aufsteigendem Magma ausgelöst werden. Die Spannungen im Gestein reduzierten sich seit Eruptionsbeginn um –55 Nanostrain. Andererseits konnte man vor den letzten Paroxysmen ebenfalls einen Rückgang der Seismizität erkennen, so dass die ausbleibenden Beben die Ruhe vor dem Sturm markieren könnten.
Der Tremor bewegt sich weiter im roten Bereich und zeigt in den letzten Stunden eine leicht rückläufige Tendenz. MIROVA registriert eine hohe Thermalstrahlung mit 1265 MW Leistung, die von den Lavaströmen zeugt.

Das INGV berichtet indes über den Fortgang der Eruption. Am aktivsten ist der Förderschlot auf 2980 m Höhe, der sich am Fuß der Bocca Nuova befindet und einen Lavastrom fördert, der in südwestlicher Richtung fließt. Er teilt sich in mehrere Arme. Die am weitesten fortgeschrittene Lavafront befand sich gestern auf einem Höhenniveau von 2.350 m, unmittelbar oberhalb der Schlote von 1610 und dem Mt. Pecoraro. Damit liegt die Lavafront bereits ein gutes Stück unterhalb der Seilbahnstation an der Montagnola, die sich auf ca. 2500 m Höhe befindet. Allerdings ist der Lavastrom von dort aus nicht zu erreichen, da er sich weiter westlich befindet. Am besten gelangt man zu ihr, wenn man vom Astronomischen Observatorium aus aufsteigt.

Auch der Südostkrater bleibt aktiv und eruptiert strombolianisch. Die Explosionen verstärken sich phasenweise und schmeißen glühende Tephra bis über den Kraterrand hinaus aus. Der Förderschlot auf 3200 m Höhe bleibt aktiv. Sein Lavastrom erreicht die Basis des Kraterkegels. Der Schlot auf 3100 m Höhe ist inaktiv geworden.

Ätna: Zivilschutz gibt F1-Alarm heraus

Zivilschutz verhängt F1-Alarm über Ätna-Gipfelregion – Erhöhte Achtsamkeit gefordert

Der italienische Zivilschutz hat heute Vormittag die Alarmstufe F1 für die Ätna-Gipfelregion ausgerufen. Der Zivilschutz hat sein eigenes Alarmsystem und teilt seine Stufen von F0 bis F3 ein, wobei F3 die höchste Alarmstufe ist. Im Grunde genommen reagiert der Zivilschutz hiermit auf die anhaltende Tätigkeit, wie wir sie bereits seit über 2 Wochen am Ätna sehen. Der Vulkan ist effusiv und explosiv tätig, wobei die Aktivität in ihrer Intensität fluktuiert, aber bis jetzt insgesamt als moderat eingestuft werden kann. Nach wie vor ist es gut möglich, dass die Aktivität in einen Paroxysmus gipfelt.

Dementsprechend fordert die Alarmstufe F1 Besucher und Bewohner des Vulkans zur erhöhten Wachsamkeit auf. Die Bürgermeister der Kommunen, in deren Bereich sich die Aktivität abspielt, haben bereits in der vergangenen Woche Dekrete verhängt, nach denen sich Touristen der Lava nur noch bis auf 50 m annähern dürfen. Das Besteigen der Gipfelregion ist verboten.

Paradoxerweise ist der Ätna in kommunale Tortenstücke unterteilt, die sich zum Gipfel hin verjüngen. Daher haben verschiedene Bürgermeister etwas mitzureden, wenn es um Zugangsberechtigungen in der Ätna-Gipfelregion geht. Das bedingt, dass man mit einem Bein bereits in einem Sperrgebiet steht, während das andere noch in einer grünen Zone fußt.

Mit der Warnung wurde allerdings ein Foto veröffentlicht, das eine beginnende Fraktur in der Lava zeigt. Wahrscheinlich handelt es sich nur um ein Symbolbild, doch es könnte auch so interpretiert werden, dass sich eine Flankeneruption anbahnen könnte, was in den sozialen Medien für Aufregung sorgt.

Das INGV berichtet, dass die Tätigkeit bei variabler Intensität anhält und sowohl strombolianische Eruptionen erzeugt werden als auch Lavaströme unterwegs sind. Der Tremor bewegt sich weiter im roten Bereich. Die Tremorquellen liegen in Höhen zwischen 2900 und 3000 m unter dem Südostkrater, wo sich offenbar Magma angesammelt hat. Die anhaltende Eruption führt zu einer Entspannung von -50 Nanostrain, gemessen an der DRUV-Dilatometerstation.

MIROVA verzeichnete heute Morgen um 09.00 UTC eine starke thermische Anomalie mit einer Leistung von mehr als 1200 MW. Das deutet darauf hin, dass der Hauptlavastrom aus dem Förderschlot auf 2980 m Höhe weiterhin aktiv ist. Bilder von gestern zeigen, dass seine Front ziemlich weit hinunter reicht und sich geschätzt dem Höhenniveau der oberen Seilbahnstation annähern könnte. Allerdings verläuft der Lavastrom weiter westlich, so dass für die Infrastruktur derzeit keine Gefahr besteht.

Italien: Erdbeben Mb 4,8 westlich von Sizilien

Mittelstarkes Erdbeben erschüttert Seeregion westlich von Sizilien – Menschen schreckten auf

Datum: 26.08.2025 | Zeit: 04:07:08 UTC | Koordinaten: 38.252 ; 11.620 | Tiefe: 10 km | Mb 4,8

Heute Morgen wurde die Westküste von Sizilien durch ein mittelstarkes Erdbeben der Magnitude 4,8 erschüttert, dessen Epizentrum 72 km west-nordwestlich von Favignana verortet wurde. Der Erdbebenherd befand sich in 10 Kilometern Tiefe. Die Erschütterung wurde deutlich von den Bewohnern und Touristen Westsiziliens und insbesondere von Trapani wahrgenommen. Während die Bewohner der Region vergleichsweise gelassen reagierten, schreckten die Touristen auf, doch Panik entstand nicht. Schäden blieben ebenso aus.

Erdbeben Sizilien. © EMSC

Der Erdstoß stand mit den Störungen des Pelagisch-Sizilianischen-Überschiebungsgürtels in Zusammenhang. Hierbei handelt es sich um einen Teil des Apennin-Sizilianisch-Maghrebinischen Falten- und Überschiebungssystems, das durch die Kollision der Afrikanischen mit der Europäischen Platte geformt wurde. Die tektonische Struktur ist durch intensive Faltung und Überschiebung von Gesteinseinheiten charakterisiert und entwickelt sich infolge des Rückrollens der ionischen Lithosphäre sowie einer damit verbundenen Drehung tektonischer Einheiten im Uhrzeigersinn.

Beim Rückrollen handelt es sich um einen Prozess in Subduktionszonen, bei dem die absinkende Erdkrustenplatte nicht nur in den Erdmantel eintaucht, sondern sich gleichzeitig ihr Subduktionsrand nach hinten verlagert. Das bedeutet: Die Subduktionszone „wandert“ in Richtung der abtauchenden Platte.

In der Region westlich von Sizilien machen sich diese Prozesse in Form erhöhter seismischer Aktivität bemerkbar. Immer wieder auftretende Erdbeben, die auf die komplexe Plattengrenzen- und Überschiebungsdynamik zurückzuführen sind, verdeutlichen die anhaltende tektonische Spannung und die geodynamische Bedeutung dieses Überschiebungsgürtels.

Doch dieses Erdbeben war nicht die einzige Erschütterung im Tyrrhenischen Meer, denn nördlich von Sizilien gab es drei weitere Beben. Das stärkste hatte eine Magnitude von 2,9 und lag südlich der Lipareninsel Filicudi. Zwei schwächere Beben manifestierten sich östlich der Vulkaninsel Stromboli.

Ätna: Starke strombolianische Eruptionen am Abend

Erneute Aktivitätszunahme am Ätna – Strombolianische Tätigkeit löste VONA-Warnung aus, Lavastrom wieder aktiv

Kaum spekulierte ich gestern über das baldige Ende der Tätigkeit am Ätna, drehte der Sizilianer richtig auf und reaktivierte die Bocca auf 2980 Meter Höhe und förderte dort erneut einen Lavastrom, während auch die beiden anderen Boccen aktiv blieben. Zudem manifestierten sich aus dem Südostkrater starke strombolianische Eruptionen, die neben rotglühender Tephra auch Vulkanasche förderten, weshalb das VAAC Toulouse die höchste VONA-Warnstufe „Rot“ über den Vulkan verhängte.

Thermalaufnahme des Südostkraters. © INGV

Die Höhe der Aschewolken konnte allerdings nicht genau bestimmt werden, was zum einen an der hartnäckigen Bewölkung lag, zum anderen aber auch an dem vergleichsweise schwachen Ascheausstoß.

Die Aktivität ging mit einer Erhöhung der Tremoramplitude einher, die einen kleinen Peak erreichte, allerdings ohne so stark anzusteigen wie bei einem Paroxysmus. Die Tremorquellen konzentrieren sich weiterhin im Bereich des Südostkraters in rund 3.000 m Höhe, was auf eine Magma-Akkumulation im Bereich der Kegelbasis hindeutet.

Aus Richtung des Südostkraters wurde parallel zur strombolianischen Aktivitätszunahme eine steigende Infraschalltätigkeit festgestellt, die von den Explosionen zeugte. Seit den frühen Morgenstunden nimmt diese wieder ab, genauso wie die Tremoramplitude wieder etwas rückläufig ist.

Der reaktivierte Lavastrom aus dem Schlot auf 2980 m Höhe fördert offenbar eine größere Menge Lava, denn die Kontraktion der Gesteine beschleunigte sich und das Bohrlochdialometer der Messstation DRUV hat eine Dekompression von -35 Nanostrains seit Eruptionsbeginn nachgewiesen. Am Vortag lag der Wert noch bei -29 Nanostrains.

MIROVA bestätigte den verstärkten Schmelzausstoß indirekt, indem eine hohe thermische Strahlung mit einer Leistung von 1355 MW nachgewiesen wurde. Dieser Wert wurde gegen 01:55 Uhr UTC gemessen.

In der Gesamtbetrachtung gleicht die aktuelle Eruptionsphase den Vorgängen vom Februar, was sich gut in der Jahresübersicht zur Thermalstrahlung ablesen lässt.

Ätna: Vulkanausbruch ändert seinen Charakter

Vulkanausbruch am Ätna hält an, ändert aber zunehmend seinen Charakter von effusiv auf explosiv

Am Ätna geht der Vulkanausbruch weiter, doch die Lavastromtätigkeit lässt langsam nach. Dafür verstärkt sich der explosive Aspekt der Eruption und die strombolianischen Explosionen aus dem Südostkrater nehmen sowohl in Bezug auf Häufigkeit als auch in ihrer Stärke zu. Die Explosionen verursachen Auswürfe pyroklastischer Fragmente, die über den Kraterrand hinausgeschleudert werden. Zudem wurden sporadische Ascheemissionen beobachtet, die durch Höhenwinde rasch verdünnt und verteilt wurden.

Wie das Nationale Institut für Geophysik und Vulkanologie mit Sitz in Catania berichtet, hat die Aktivität aus dem Effusivschlot auf 2980 m Höhe aufgehört. Der Lavastrom, dessen Front sich zuletzt bis auf das 2200-m-Höhenniveau herab bewegt hatte, kühlt langsam ab. Dieser Trend war bereits gestern Morgen auf dem von mir geteilten Infrarotbild zu erkennen. Dagegen sind die beiden Schlote, die sich auf 3.100 m und 3.200 m Höhe bildeten, weiterhin tätig und fördern kurze Lavaströme. Die Lavaströme sind verzweigt und in mehreren Armen unterwegs und haben die 3.000-m-Höhenlinie teilweise unterschritten.

Seismisch zeigte sich in den frühen Morgenstunden eine allmähliche Abnahme der mittleren Tremoramplitude, die jedoch weiterhin auf hohem Niveau im roten Bereich blieb und im Tagesverlauf wieder zunahm. Die Bebenquellen konzentrieren sich nach wie vor auf Höhe der Basis des Südostkraters, in etwa 3.000 m Tiefe über dem Meeresspiegel. Die Infraschallaktivität ist unregelmäßig, mit Ereignissen geringer Amplitude, die ebenfalls im Südostkrater lokalisiert sind.

Die GNSS-Messungen und Daten der klinometrischen Netzwerke, die über die Hangneigung wachen, zeigen keine signifikanten Bodendeformationen. Dagegen registriert die Dilatometerstation DRUV weiterhin eine langsame Dekompression, die sich seit Beginn der effusiven Aktivität auf etwa -28 Nanostrains summiert hat. Die Dekompression kommt durch die Eruption zustande und zeigt, dass mehr Lava ausgestoßen wird, als an Magma aus der Tiefe aufsteigt. Dadurch werden Spannungen im Gestein abgebaut, die durch Magmenakkumulation entstanden sind und das Gestein zusammendrückten. Mit der Druckentlastung dehnt es sich nun wieder minimal aus. Entsprechend lässt sich ableiten, dass auch dieser Ausbruch endlich sein wird und sich in den nächsten Tagen seinem Ende nähern könnte.

Wie arbeitet ein Dilatometer?

Ein Dilatometer wird typischerweise in einem bis zu 100 m tiefen Bohrloch installiert. Mittels mechanischen, elektrischen oder laseroptischen Verfahren wird der Abstand zwischen den Bohrlochwänden auf den milliardstel Millimeter genau gemessen. Das dimensionslose Verhältnis Strain berechnet sich durch die Längenänderung geteilt durch die Ursprungslänge und wird meistens als micro (Millionstel) oder nano (Milliardstel) Strain angegeben.

Obwohl der Ätna mit den unterschiedlichsten Messsensoren ausgestattet ist, lassen sich seine Ausbrüche nur schwer vorhersagen. Das liegt unter anderem an seinem komplexen Speicher- und Fördersystem sowie an den zahlreichen Störungszonen, die den Vulkan durchziehen. Zudem sind viele Geowissenschaftler nach einigen ungünstigen Gerichtsurteilen im Zusammenhang mit vermeintlich unzureichenden Erdbebenvorhersagen zurückhaltend geworden, konkrete Prognosen abzugeben.

Ätna: Effusive Eruption hält seit 2 Wochen an

Eruption am Ätna hält seit gut 2 Wochen an – Inzwischen drei Förderschlote aktiv

Am Ätna auf Sizilien geht die vornehmlich effusive Eruption weiter und fördert aus drei Förderschloten Lavaströme. Neben den beiden bekannten Schloten auf 2980 und 3100 m Höhe ist nun eine weitere Bocca aktiv geworden: Diese sitzt auf 3200 m Höhe auf der Flanke des Südostkraterkegels und stößt zwei kurze Lavaströme aus, die bis zur Basis des Kegels fließen.

Thermalbild Lavastrom

Der Förderschlot auf 3100 m Höhe befindet sich im Sattelbereich zwischen Bocca Nuova und dem Südostkrater. Seine Front schafft es bis auf etwa 3000 m Höhe.
Der stärkste Lavastrom wird jedoch von dem Schlot in 2.980 Metern Höhe emittiert. Er speist einen nach Südwesten fließenden Lavastrom, der sich in zwei Arme teilt, dessen vorderste Front derzeit in etwa 2.250 Metern Höhe liegt. Dieser Lavastrom kreierte inzwischen ein respektables Lavafeld, das Ziel zahlreicher Vulkanbeobachter ist.

Da der Andrang an Schaulustigen zeitweise sehr groß geworden ist, wurde beschlossen, dass sich Neugierige der Lava nur bis auf 50 m nähern dürfen. Außerdem besteht Helmpflicht, da man offenbar Kollapsereignisse befürchtet, die Steinschlag auslösen können. Meiner Meinung nach geht an einem Lavastrom die größte Gefahr von den vulkanischen Gasen aus, weshalb ich eine Gasmaske für obligatorisch halte.

Auf dem jüngsten Wärmebild von heute Morgen ist zu erkennen, dass die thermische Signatur des unteren Lavastroms zu schwächeln scheint. Es liegt nahe, dass der Lava-Ausstoß schwächer geworden ist, während der vom oberen Lavastrom stark ist. Der Lavastrom aus dem Schlot auf 3100 m Höhe ist auf dem Bild nicht erkennbar.

Parallel zur effusiven Aktivität setzt sich im Südostkrater die strombolianische Aktivität fort, wobei pyroklastische Auswürfe über den Kraterrand hinaus gelangen.

In den letzten Tagen ist die durchschnittliche Amplitude des Tremors auf hohem Niveau geblieben. Nach einem erneuten Anstieg Freitagabend zeigt das Signal seit Samstag um 02:40 UTC einen leichten Rückgang, bewegt sich dennoch im roten Bereich.

Das Zentrum der Tremorquellen befindet sich im Gebiet des Südostkraters in etwa 3.000 Metern Höhe. Dort befindet sich die Magma-Ansammlung, die die Eruption speist.

Die Bodendeformationen zeigen derzeit keine auffälligen Veränderungen. Die Spannungsmessungen zeigen jedoch eine langsame Entspannung des Untergrunds, die sich seit Beginn der effusiven Aktivität auf insgesamt etwa –25 Nanostrain summiert hat.

Ätna: Erdbeben und Tremorspitzen am 13. Juni

Tremor am Ätna wird nach Tiefphase unruhig – Weitere Erdbeben im Osten des Vulkans

Catania, 13.06.2025Viele Augen richten sich dieser Tage voller Spannung in Richtung Ätna, da man nach dem spektakulären Abgang des pyroklastischen Stroms vom 2. Juni auf einen weiteren Paroxysmus wartet. Es gibt erste schwache Anzeichen, dass sich tatsächlich einer ereignen könnte.

Diese Anzeichen sind bis jetzt aber noch mit Vorsicht zu betrachten, denn es ist keinesfalls sicher, dass zeitnah ein weiterer Vulkanausbruch erfolgen wird. Die Anzeichen ergeben sich in erster Linie aus einer Analyse des Verhaltens der Tremoramplitude, die in den letzten Tagen einem ähnlichen Muster folgt, wie wir es vor den Eruptionen der vergangenen Monate gesehen haben: Nach einer eruptiven Periode verblieb der Tremor eine Weile im gelben Bereich, bevor er dann in den grünen Bereich absackte. Nachdem er dort ein paar Tage verweilte, begann er wieder, in den gelben Bereich zu steigen, und erzeugte schnell Tremorspitzen, so wie es jetzt auch wieder der Fall ist. Diese Tremorspitzen sind sehr schön auf dem Seismogramm der Messstation ECPN zu sehen, die nach langem Ausfall wieder seit ein paar Tagen online ist.

Einen Unterschied gibt es allerdings doch: Während die Seismizität zwischen März und Mai niedrig war, zeigt sie aktuell eine leicht steigende Tendenz. Besonders im Osten des Vulkans gibt es flach liegende Erdbeben in Tiefen ab 5 Kilometern, über die ich bereits im letzten Update zum Ätna berichtet habe. Seitdem sind aber noch einige Erschütterungen im Valle del Bove dazugekommen.

Auf den Webcams erkennt man aktuell keine Besonderheiten, allerdings hüllt sich der Vulkan auch viel in Wolken, obwohl weiterhin schönstes Sommerwetter vorausgesagt ist. Tatsächlich herrscht auf Sizilien gerade die erste Hitzewelle des Jahres. Oft ist es am Ätna aber so, dass tagsüber am Gipfel und im Valle del Bove Wolken aufziehen, die einem die Sicht auf einen Vulkanausbruch vermiesen könnten.