Vulkan-Update 27.05.21: Nyiragongo

Staat: DRK | Koordinaten:-1.52, 29.25 | Eruption: Flankeneruption | Link

Am Nyiragongo im Kongo gab es weitere Erdbeben. Das Stärkste hatte laut USGS eine Magnitude von 4,5. Andere Netzwerke ermittelten eine Magnitude 4,9. Das Hypozentrum lag in einer Tiefe von 13 km. Das Epizentrum wurde 17 km südöstlich von Gisenyi in Ruanda lokalisiert. Außerdem gab es viele schwächere Erschütterungen. Die stärkeren Erdbeben der letzten Tage richteten vergleichsweise starke Schäden an der Infrastruktur an und forderten sogar Menschenleben. Es kam erneut zu Rissbildungen im Boden südlich des Vulkans. In einigen Rissen soll Rotglut zu sehen sein. In Berichten heißt es, dass aus einigen Rissen sogar Lava quillt. Inzwischen gehen die örtlichen Vulkanologen fest davon aus, dass neues Magma aufsteigt und sogar in der Stadt Goma eruptieren könnte. Sie halten es sogar für möglich, dass es eine subaquatische Eruption im Kivu-See geben könnte. Hier die 3 Szenarien, die die Forscher aufstellten:

Szenario 1: Eruption des Nyiragongo an seiner Südflanke, Öffnung von Brüchen bis zu den Städten Goma und Gisenyi: Lava fließt aus den Brüchen und zerstört einen Teil dieser Städte.

Szenario 2: Eruption des Nyiragongo-Vulkans an seiner Südflanke, Öffnung der Brüche von der Flanke zum See, Überquerung der Städte. Eine Menge Lava zerstört einen Teil der Städte Goma und Gisenyi und erreicht den See. Da die Menge an Lava, die in den See fließen würde, nicht ausreicht, um die Temperatur des Tiefenwassers über dem gesamten See um mindestens 1°C zu erhöhen, wird es keinen limnischen Ausbruch geben.

Szenario 3: Eruption des Vulkans Nyiragongo, Öffnung von Brüchen an seiner Südflanke; Lavaströme zerstören Teile der Städte Goma und Gisenyi; gleichzeitig kommt es zu einer fissuralen oder phreato-magmatischen Eruption unter dem See und/oder zu einem großen Erdbeben der Magnitude 6,5 oder 7 im See. Folge: Es kommt zu einer limnischen Eruption und die im Tiefenwasser des Sees gelösten Gase, insbesondere das C02, steigen auf und ersticken alle Lebewesen rund um den Kivu-See auf kongolesischer und ruandischer Seite; es gäbe Tausende von Toten. Dies ist der schlimmste Fall. (Aus dem Französischen mit DEEP L übersetzt, Quelle)

Das Szenario Nr. 4 ist, dass gar nichts weiter passiert. Darauf bauen viele Bewohner der Region allerdings nicht und verlassen ihre Heimat. Viele flüchten nach Ruanda. Wer nicht flüchten kann, sind die berühmten Berggorillas von Virunga.

Vulkanologen am Nyiragongo wurde Geldhahn abgedreht

Die Menschen der Region beschweren sich, dass die Vulkanologen nicht rechtzeitig vor der Eruption warnten, und dass das Alarmsystem nicht funktionierte. Doch das ist nicht Schuld der Wissenschaftler, denn ihnen wurde bereits im letzten Jahr –wie berichtet– der Geldhahn abgedreht. So konnten seit einem halben Jahr keine Messungen mehr durchgeführt werden. Kurzfristig wurden nun einige Gelder zur Verfügung gestellt, doch dass dürfte ein wenig spät sein.

Das Geld reichte nun, damit die Vulkanologen per Helikopter den Krater überfliegen konnten. Sie stellten fest, dass er nicht ganz leer ist. Tief unten im Schlot brodelt noch ein Rest vom Lavasee. Auf Sentinel-Satellitenaufnahmen sieht man, dass eine Aschewolken aufsteigt. Es könnte sich um Asche handeln, die aufgrund von Kollaps-Ereignissen im Krater emittiert wird. Ähnliches erlebten wir im Jahr 2018 am Kilauea.

Apropos Kilauea: dort stoppte die Eruption und der Lavasee erstarrte.

Vulkan-Nachrichten 27.05.21: Ätna, Fagradalsfjall, Great Sitkin

In den Nachrichten vom 27. Mai lest ihr über den Ätna auf Sizilien, dem Fagradalsfjall auf Island und dem Great Sitkin in Alaska.

Ätna: Tremor steigt

Staat: Italien | Koordinaten: 37.73, 15.00 |Eruption: Paroxysmus | Link

Update: Der Tremor am Ätna ist bis in den roten Bereich vorgedrungen und man kann davon ausgehen, dass ein Paroxysmus durchstartet. Allerdings ist der Gipfel in Wolken gehüllt und die LiveCams geben nichts her.

Originalmeldung: Heute Mittag steigt der Tremor am Ätna wieder an. Noch befindet er sich im „gelben“ Bereich und es ist unklar, ob ihn ein weiterer Anstieg gelingt. Sollte der Peak den roten Bereich erreichen, dann ist es sehr wahrscheinlich, dass ein neuer Paroxysmus durchstartet.

Auf Fotos der letzten Paroxysmen sieht man, dass überwiegend der frühere „Sattelvent“ zwischen dem Neuen Südostkrater und dem Alten Südostkrater eruptierte. Der Sattel ist inzwischen allerdings verschwunden und wurde durch eine tiefe Scharte ersetzt. Ich finde es selbst nach 3 Jahrzehnten Ätna-Beobachtung immer noch faszinierend, wie schnell sich die Morphologie eines Vulkans verändern kann.

Fagradalsfjall: Kleines Schwarmbeben

Staat: Island | Koordinaten: 63.903, -22.273 | Eruption: Hawaiianisch| Link

Am Nordende des Magmatischen Gangs manifestierte sich ein kleiner Erdbebenschwarm. Einige Erschütterungen wurden auch am Fagradalsfjall detektiert. Es könnte also gut sein, dass frisches Magma aufgestiegen ist. Einstweilen reduzierte sich die Lavafontänen-Tätigkeit stark. Es gibt zwar immer noch Pulse, doch diese erzeugen mehr ein Überlaufen des Lavasees, der im Förderschlot brodelt, als hoch aufsteigende Fontänen. Die Lava fließt durch Tubes bis in das Tal Nátthaga, welches langsam aufgefüllt wird. Dennoch sieht der isländische Katastrophenschutz den Bau der 2 Dämme als Erfolgsgeschichte an: „die Dämme wurden zwar von der Lava überflutet, hielten ihrem Druck aber stand. So wisse man jetzt, dass es generell möglich ist, Lavaströme eine Zeitlang zu blockieren, oder umzuleiten“, heißt es in einem isländischen Zeitungsartikel. Eine Erfahrung, die man am Ätna bereits 2001 gemacht hatte!

Great Sitkin: Ascheeruption löst VONA Warnung aus

Staat: USA | Koordinaten: 52.05-176.116 | Eruption: Vulcanianisch| Link

Gestern ereignete sich am Aleuten Vulkan Great Sitkin eine explosive Eruption. Vulkanasche stieg so hoch auf, dass sie von Piloten gesichtet und gemeldet wurde. Satelliten konnten sie indes nicht detektieren. Der Alarmstatus wurde auf kurzfristig auf „rot“ erhöht, inzwischen aber wieder auf „orange“ reduziert.