Naturkatastrophen-News 10.10.22: Venezuela

Erdrutsch nach Tropensturm in Venezuela

Gestern kam es nahe der venezuelischen Hauptstadt Caracas zu einem Erdrutsche, bei dem mindestens 25 Personen starben. Doppelt so viele Menschen werden noch vermisst. Der Erdrutsch wurde durch Starkregen ausgelöst, der vom Tropensturm „Julia“ verursacht wurde. Durch den Starkregen schwollen 5 Bäche an und traten über die Ufer. Das Hochwasser brachte dann einen Hang zum abrutschen. Die Naturkatastrophe ereignete sich in der Region der Industriestadt Las Tejerias, die im Bundesstaat Aragua liegt und sich gut 50 Kilometer südwestlich der Hauptstadt Caracas befindet.

Laut der venezolanische Vizepräsidentin Delcy Rodriguez waren fast 1000 Rettungskräfte im Einsatz. Die Vizepräsidentin erklärte gegenüber lokalen Medien, dass der Erdrutsch große Schäden angerichtet hätte. Zahlreiche Häuser von dem Erdrutsch mitgerissen. In einigen Ruinen würden sich noch lebende Menschen befinden, die man versucht zu Retten.

In Venezuela kommt es häufig zu Erdrutschen. Eine Mitschuld dafür, dass sie oft mit hohen Menschenopfern verbunden sind, tragen Bauten die ohne Baugenehmigung an exponierten Stellen errichtet wurden. So starben im Jahr 1999 gut 10.000 Menschen durch Erdrutschungen.

Der Tropensturm „Julia“ richtete nicht nur in Venezuela Schäden an. Er bildete sich in der Karibik und mauserte sich zu einem Hurrikan der niedrigsten Kategorie „1“, bevor er am Freitag seinen Landfall bei Nicaragua hatte. Zu diesem Zeitpunkt gab es im Sturm Windgeschwindigkeiten von bis zu 140 km/h. Er änderte mehrmals seine Richtung und löste daher in weiten Teilen Mittelamerikas und im Süden Mexikos Unwetterwarnungen und Katastrophenalarm aus. Aktuell zieht „Julia“ in Richtung El Salvador und Guatemala. Obwohl sich die Windgeschwindigkeiten auf 65 km/h reduzierten, muss in der gesamten Gegend mit Überschwemmungen und Erdrutschen gerechnet werden.

In den letzten Wochen brauten sich mehrere atlantische Wirbelstürm zusammen. Der folgenschwerste war Hurrikan „Fiona“, der in Florida große Schäden anrichtete.

Vulkan Stromboli am 10.10.22

Aktivität am Stromboli bleibt erhöht

Der sizilianische Inselvulkan Stromboli ist weiterhin ungewöhnlich aktiv. Aktuell erkennt man auf den LiveCams nicht sehr viel, da leicht aschehaltiger Dampf von der Sciara del Fuoco aus aufsteigt und die Sicht beeinträchtigt. Die Dampfwolke lässt aber den Rückschluss zu, dass sich weiterhin Material (Lava, Tephra, Dichteströme) über die Feuerrutsche bewegen. Heute Morgen (4:42 Uhr UTC) kam es zudem zu einem weiteren Kollaps an der nördlichen Kraterterrasse. Das geht aus einem Bericht des LGS hervor. Das Material glitt über die Sciara del Fuoco bis ins Meer und erzeugte dort eine Mini-Tsunami. Die Welle blieb unter der Alarm-Schwelle des Tsunami-Frühwarnsystems. Auch bei dem Pyroklastischen Strom gestern soll ein Mini-Tsunami von 2 Zentimetern Wellenhöhe entstanden sein. Tatsächlich zeigen jüngst veröffentlichte Aufnahmen, dass der Pyroklastische Strom nicht nur die Küste erreichte, sondern auch aufs Meer hinaus lief.

Die Situation erinnert an 2018, als sich eine Serie ähnlicher Ereignisse manifestierte. Damals entstand ein noch größerer Pyroklastischer Strom als gestern. Er hätte beinah einige Bootsfahrer erwischt. Die Ursache für die Pyroklastischen Ströme im Jahr 2018 waren die gleichen, wie sie es jetzt sind: Kollaps-Ereignisse der nördlichen Kraterwand, infolge von Lavaströmen die sich einen Weg durch das Material bahnten. Die Gefahr ist noch nicht vorbei und es könnten weitere Lavaströme, Pyroklastische Ströme und Tsunamis entstehen. Auch mit größeren Explosionen muss gerechnet werden.

Anhebung der Alarmstufe

Der Katastrophenschutz kam gestern zu einer Sitzung zusammen und beschloss die Anhebung der Alarmstufe für Stromboli von „gelb“ auf „orange“. Die Entscheidung stützt sich auf Daten und Empfehlungen des INGVs. Der Katastrophenschutz ist eine Abteilung des Nationalen Zivilschutzes, der die Umsetzung der Verordnungen überwacht, die mit der Erhöhung der Alarmstufe im Zusammenhang stehen. Was nicht explizit kommuniziert wurde, ist, ob die Zugangsbeschränkungen zum Vulkan ausgeweitet wurden. Erst vor einigen Wochen startete man wieder mit Führungen bis zum Aussichtspunkt auf 400 m Höhe. Wahrscheinlich wurden diese jetzt wieder eingestellt. Dieses Jahr ist wahrlich kein gutes Jahr für den Tourismus auf Stromboli. Ich bemühe mich noch um genauere Informationen zu den Zugangsbeschränkungen.

Das Video zeigt die Aktivität auf der Sciara del Fuoco heute Morgen.

Vulkan-News 10.10.22: Nishinoshima

Auch wenn uns gerade Stromboli am Meisten beschäftigt, kommt hier eine kurze Zusammenfassung der Aktivität anderer Vulkane. Zum Stromboli erscheint später ein ausführlicher Artikel. Soviel vornweg: es hat einen weiteren -kleineren- Kollaps am Krater gegeben und die Aktivität bleibt erhöht.

Nishinoshima weiter aktiv

Staat: Japan | Koordinaten: 27.24, 140.87 | Eruption: Ejektiv

Der japanische Inselvulkan Nishinoshima eruptiert weiter. Auf einem neuen Sentinel-Satellitenfoto erkennt man eine Eruptionswolke, die deutlich mehr Vulkanasche enthält, als es zuvor der Fall war. Laut dem JMA steigt die Aschewolke bis zu 3200 m hoch auf. Gestern wurde von MIROVA eine moderate Wärmestrahlung von 12 MW Leistung registriert.

Der Nishinoshima liegt gut 1000 km südlich von Tokio und ist ein Inselvulkan im Ogasawara-Archipel. Die junge Insel wuchs in den letzten Jahren deutlich.


Popocatepetl mit Explosionen

Staat: Mexiko | Lokation: 19.028, -98.62| Eruption: Asche-Emissionen

In Mexiko ist es der Popocatepetl, der die Aufmerksamkeit auf sich zieht, weil er explosive Eruptionen erzeugt. Tatsächlich wird auch eine schwache bis moderate Wärmestrahlung detektiert. Am 7. Oktober erreichte sie eine Leistung von 17 MW. Wahrscheinlich akkumulierte sich glühende Tephra im Krater, es könnte aber auch ein kleiner Lavadom wachsen. CENAPRED berichtete von 2 kleineren Explosionen und 178 Exhalationen.


Reventador mit Explosionen

Staat: Ecuador | Koordinaten: -0.081, -77.67 |Eruption: Vulcanianisch

Der ecuadorianische Vulkan Reventador ist explosiv aktiv und fördert Aschewolken, die gut 700 m über Kraterhöhe aufsteigen. Das IGEPN meldete gestern 13 Explosionen. Außerdem wurden 46 langperiodische Erdbeben registriert, die auf Magmenbewegungen hindeuten.


Sangay mit zahlreichen Explosionen

Staat: Ecuador | Koordinaten: -2.00, -78.34 | Eruption: Vulcanianisch

In Ecuador bleibt der Sangay hoch aktiv und emittiert eine Wärmestrahlung mit 120 MW Leistung. Sie geht nicht nur von der glühenden Tephra aus, sondern auch von einem Lavastrom. Er fließt über die Nordostflanke des Feuerbergs. Das VAAC detektiert Vulkanasche in einer Höhe von 7000 m. Die Eruptionswolke driftet in Richtung Westen. Die Vulkanologen vom IGEPN registrierten gestern 830 seismische Explosionssignale und 87 Tremorphasen.