Erdbeben an Vulkanen am 28.10.22

Nach wie vor gibt es viele Erdbeben auf Island, aber auch bei den Liparischen Inseln und in der Long-Valley-Caldera ist die Erdbebenaktivität erhöht. Eine Erdbebenserie gab es ebenfalls in der Region des mexikanischen Paricutin. Doch der Reihe nach:

Erdbeben auf Island

Die Bebentätigkeit im Bereich von Island ist weiterhin hoch. Das Schwarmbeben am Herdubreid hat an Intensität etwas eingebüßt, dennoch wurden in den letzten 48 Stunden 447 Erschütterungen in der Vatnajökull-Region festgestellt, in der der Herdubreid liegt. Seit dem 22. Oktober wurden fast 4000 Beben registriert. Einige lagen unter der Askja und dem Grimsvötn. Insgesamt ist viel Bewegung in den beiden Zentralvulkanen, von denen einige Forscher annehmen, dass sie zusammenhängen und ein großes gemeinsames System bilden. Ich halte es für wahrscheinlich, dass Grimsvötn-Bardarbunga und Askja allesamt vom Island-Plume gespeist werden.

Weitere Erdbeben gab es auch im Bereich von Grimsey und der Tjörnes-Fracture-Zone. Das stärkste Beben hatte gestern eine Magnitude von 4,0 und lag 30 km von Grimsey entfernt. Insgesamt gab es im bekannten Beobachtungszeitraum 90 Erschütterungen. Ob sie ausschließlich im Zusammenhang mit tektonischen Prozessen stehen, oder ob auch hier Magma seine Finger im Spiel hat ist unklar.

Im Süden Islands steht wieder die Reykjanes-Halbinsel im Fokus des Erdbebengeschehens. Hier wurden 47 Beben festgestellt. Im Süden der Insel bebte es 11 Mal. Erwähnenswert sind auch 4 Beben unter der Katla.

Erdbeben der Liparischen Inseln

Nördlich von Sizilien befinden sich die Liparischen Insel. Hierzu zählen die bekannten Inselvulkane Stromboli und Vulcano. Während es am Stromboli seismisch betrachtet ruhig ist -sieht man mal von den VLP-Erdbeben ab- gab es 3 schwache Erschütterungen unter Vulcano. 5 Erdbeben gab es in den letzten Tagen im Westen des Liparischen Archipels.

Long-Valley-Caldera mit einigen Erdbeben

In der kalifornischen Long Valley Caldera gab es seit gestern 3 Beben mit Magnituden im 2-er Bereich. Zudem gab es gut 20 schwächere Erdbeben. Das stärkste Beben brachte es auf Mb 2,8 und hatte ein Hypozentrum in nur 2 km Tiefe. Die Epizentren lagen südlich des Flughafens. Westlich des Flughafens manifestierte sich der letzte Erdbebenschwarm im Juni dieses Jahres.

Erdbeben am mexikanischen Paricutin

Im mexikanischen Bundesstaat Michoacán ist die Bebentätigkeit seit Tagen erhöht. Alleine in den letzten 3 Tagen gab es 20 Erschütterungen. Die stärksten beiden Beben hatten die Magnitude 4,0. Während viele Hypozentren in geringen Tiefen liegen, gab es auch einige Erdbebenherde jenseits der 20 km Marke. Die Beben manifestieren sich in der Gegend vom Michoacán-Guanajuato-Vulkanfeld, in dem auch der bekannte Schlackenkegel Paricutin liegt.

Vulkan Maly Semyachik mit VONA-Warnung

Maly Semyachik mit remobilisierter Aschewolke

Der Vulkan Maly Semyachik liegt auf der sibirischen Halbinsel Kamtschatka (Russland) und ist heute zum ersten Mal in den News bei vnet vertreten. Das VAAC Tokio brachte heute Nacht um 02:13 UCT eine VONA-Meldung heraus, nach der Vulkanasche in einer Höhe von 4000 m gesichtet wurde. Der Wind verfrachtete sie in Richtung Südosten. Auf Satellitenaufnahmen wurde die Asche nicht ausgemacht. Um 05:50 UCT wurde die Warnung wieder aufgehoben. KVERT erhöhte die Warnstufe für den Flugverkehr zunächst auf „orange“, reduzierte sie inzwischen wieder auf „grün“. Einen überraschenden Vulkanausbruch hatte es nicht gegeben, sondern starker Wind remobilisierte alte Vulkanasche von der Vulkanflanke. Ähnliches sahen wir auch bereits im letzten Monat am Klyuchevskoy.

Eine weitere Meldung kommt vom Karymsky, der in Sichtweite des Maly Semyachik liegt. Auch hier wurde gegen 01:00 UCT eine Aschewolke gemeldet, die bis auf einer Höhe von 4800 m aufstieg. Es war die 154. VONA-Meldung von diesem Vulkan in 2022. Die Vermutung liegt nahe, dass es sich auch hier um remobilisierte Vulkanasche handelte, obwohl der Vulkan auch tatsächlich ausgebrochen sein könnte.

Über den Vulkan Maly Semyachik

Maly Semyachik ist wegen seines türkisfarbenen Kratersees bekannt. Er liegt im südlichsten der 3 Krater des Vulkans und hat einen Durchmesser von 550 m. Er ist fast kreisrund und bis zu 180 m tief. Die Wassertemperatur variiert zwischen 27 und 42 Grad Celsius, was auf sich ändernden Bedingungen infolge periodischen Magmenaufstiegs hindeutet. Ähnliches konnten wir dieses Jahr am neuseeländischen Vulkan Ruapehu beobachten. Wie es für türkisfarbene Kraterseen typisch ist, hat das Wasser einen extrem niedrigen pH-Wert, der durch Schwefelsäure hervorgerufen wird.

Maly Semyachik ist ein komplexer Stratovulkan, der aus 3 miteinander verwachsenen Vulkankegeln besteht, die sich aus einer 10 km durchmessenden Caldera erheben. Die 3 Vulkane bilden einen 3 km langen Vulkanrücken. Jeder der Kegel besitzt einen eigenen Krater. Die letzte Eruption ereignete sich 1952 und hatte einen VEI 2.