Heute Nachmittag manifestierten sich 2 interessante Erdbeben: Im Pazifik bebte es mit Mw 6,3. Auf Island rüttelte es unter dem Gletschervulkan Katla.
Starkes Erdbeben Mw 6,3 im Pazifik
Datum: 16.10.22 | Zeit: 12:48:22 UTC | Lokation: 4.32 N ; 87.66 W | Tiefe: 11 km | Mw 6,3
Ein starkes Erdbeben der Magnitude 6,3 erschütterte heute Nachmittag den Pazifik. Das Epizentrum lag zwischen Mittelamerika und den Galapagos-Inseln und wurde 738 km südlich von San José (Costa Rica) verortet. Die Tiefe des Erdbebenherds wird mit 11 km angegeben. Die Daten stammen vom EMSC und könnten noch korrigiert werden.
Island: Erdbeben M 3,8 unter der Katla
Datum: 16.10.22 | Zeit: 11:50:36 UTC | Lokation: 63.63 ; -19.07 | Tiefe: 0,1 km | Mb 3,8
Der isländische Gletschervulkan Katla (Myrdalsjökull) wurde von 3 Erdbeben mit Magnitude ab 3 erschüttert. Das stärkere Beben hatte eine Magnitude von 3,8 und ein Epizentrum in 0,1 km Tiefe. Die beiden schwächeren Beben brachte es auf M 3,0. Insgesamt detektierte IMO im Bereich der Katla 20 Erschütterungen innerhalb von 48 Stunden. Bereits vor Jahren vermutete man, dass der Vulkan für eine Eruption bereit ist. Auch statistisch gesehen ist ein Ausbruch überfällig. Doch Vulkane scheren sich nicht sonderlich viel um Statistiken und die Meinung von Vulkanologen und machen oft ihr eigenes Ding.
Dieser Tage sind die Kurilen-Vulkane Alaid, Chikurachki und Ebeko sehr aktiv. Sie liegen auf oder bei der Insel Paramushir, die sich vor der Südspitze Kamtschatkas befindet. Auf der sibirischen Halbinsel selbst, ist der Shiveluch aktiv.
Alaid mit hoher Wärmestrahlung und Aschewolke
Der Alaid ist ein 2285 m hoher Stratovulkan auf der Insel Atlasov, die wenige Kilometer nordwestlich von Paramushir liegt. Eigentlich besteht die gesamte Insel aus dem Vulkan, der seit Mitte September aktiv ist und eine hohe bis sehr hohe Wärmestrahlung emittiert. Sie stammt von einem Lavastrom auf der Südflanke des Vulkans und hat heute ein Leistung von 1300 MW. Das ist schon ein beachtlicher Wert und deutet auf eine größere Menge Lava hin. Diese könnte sich auch im 1,5 km durchmessenden Krater akkumulieren. Das VAAC Tokio meldete in seinen VONA-Warnungen Vulkanasche in einer Höhe von 4000 m. Sie driftet in Richtung Südosten und damit in Richtung des Vulkans Chikurachki
Chikurachki mit Aschewolke
Vom Chikurachki geht Vulkanasche aus, die in der gleichen Richtung weht, wie jene vom Alaid. Die Höhe der Aschewolke wird mit 4800 m angegeben. Der Vulkan liegt im Süden der Insel Paramushir und bildet dort den nördlichsten Vulkan einer Vulkankette. Ein ideales Ziel für Vulkanwanderer, die die Abgeschiedenheit suchen, wäre da nicht der verflixte Angriffskrieg der Russen auf die Ukrainer.
Ebeko sporadisch aktiv
Im Norden von Paramushir befindet sich der Ebeko, der ebenfalls immer wieder Ascheeruptionen erzeugt. Die letzte VONA-Meldung stammt vom 14. Oktober und attestierte dem Vulkan eine Aschewolke in 4800 m Höhe.
Shiveluch mit Ascheeruptionen
Ein wenig abseits befindet sich der Shiveluch. Er zählt nicht zu den Vulkanen der Kurilen, sondern befindet sich in Zentralkamtschatka. Hier wurde vor 2 Tagen Vulkanasche in einer Höhe von 5500 m detektiert. In seinem Krater wächst ein Lavadom.
So stuft KVERT die Eruptionen ein
Das zuständige Vulkanologische Observatorium für die Vulkane der Kurilen und Kamtschatkas befindet sich in der Regionalhauptstadt Kamtschatkas: in Petropavlovsk-Kamchatsky laufen die Fäden der lokalen Überwachungsstation zusammen. Die Daten werden von KVERT (Kamchatka Volcanic Eruption Response Team) ausgewertet, einer Einsatzgruppe, die ursprünglich aus einer Zusammenarbeit von 2 russischen Instituten und des amerikanischen Alaska-Volcano-Observatoriums (AVO) hervorgegangen ist. Alle hier genannten Vulkane sind auf Alarmstufe „orange“. Diese gilt für den Flugverkehr und bedeutet, dass es jeder Zeit zu größeren Eruptionen kommen könnte, deren Aschewolken hoch fliegende Flugzeuge gefährden könnten. Bereits in diesem Warnstadium stellen die eruptierten Aschewolken eine Gefahr für niedrig fliegende Flugzeuge dar.
Die Vulkane von Kamtschatka und der Kurilen sind Teil des Zirkumpazifischen Feuergürtels. Diese hufeisenförmige Zone verläuft entlang des Randes der Pazifikplatte und beherbergt gut 70% aller Vulkane der Welt. Von den Vulkanen entlang des Feuergürtels sollen während des Holozäns 800-1000 aktiv gewesen sein. Entlang des Feuergürtels finden auch gut 90% aller Erdbeben statt. Die Pazifische Platte ist die größte Platte der Erdkruste und der Feuergürtel hat eine Länge von fast 40.000 Kilometern. Der Grund für Erdbeben und Vulkanausbrüchen entlang des Feuergürtels ist überwiegend in der Subduktion der schwereren ozeanischen Kruste der Pazifikplatte unter die Platten der angrenzenden Kontinente zu finden. An einigen Abschnitten -überwiegend an kurzen Grenzsegmenten zu Mikroplatten- gibt es auch Divergenz.
Die meisten Vulkane des Pazifischen Feuerrings fördern intermediäre bis saure Laven und neigen zu explosiven Eruptionen. Kommt es zu effusiven Eruptionen verstopft die zähflüssige Lava oft den Krater und es bilden sich Lavadome. Am Alaid scheint momentan eine vergleichsweise dünnflüssige Schmelze auszutreten, die es bis auf die Vulkanflanke hinaus schafft.
Moderates Erdbeben bei Albstadt in Baden Württemberg
Datum: 16.10.22 | Zeit: 04:13:19 UTC | Lokation: 48.31 N ; 9.02 E | Tiefe: 3 km | Ml 4,0
Heute Morgen wurden die Anwohner der Albstadt-Region unsanft aus dem Schlaf gerissen, als die Erde um 04:12:19 Uhr mit einer Magnitude von 4,o bebte. Der Wert stammt vom EMSC. Lokale Erdbebendienste ermittelten Ml 3,9. Der Erdbebenherd lag in nur 3 km Tiefe, was zu einer recht starken Wahrnehmung des Ereignisses führte. Beim EMSC liegen 2 Wahrnehmungsmeldungen vor. Nicht nur die Wahrnehmung wurde durch die geringe Tiefe des Hypozentrums verstärkt, sondern auch das zerstörerische Potenzial des Erdstoßes, so könnte es zu leichten Schäden an Gebäuden gekommen sein.
Das Epizentrum wurde 10 km nord-nord-westlich von Albstadt lokalisiert, genauer, 2 km vom Rand des Ortes Onstmettingen entfernt. Das größere Reutlingen befindet sich in 24 km Entfernung. Die Region zählt zu den Gegenden in Deutschland, in denen es häufiger zu moderaten Erdbeben kommt. Zuletzt manifestierte sich im Juli ein Erdstoß Ml 4,1. Im Jahr 2019 gab es ein Erdbeben Ml 4,0.
Tatsächlich gehört die Region der Schwäbischen Alb zu den erdbebengefährdetsten Gebieten in Deutschland. Hier ereignete sich 1911 das bislang stärkste Erdbeben, dass seit der systematischen Erdbebenerfassung auf deutschem Boden stattfand: es hatte eine Magnitude von 6,1 und zerstörte 6250 Gebäude.
Die Beben manifestieren sich entlang des 30 km langen und 1,5 km breiten Hohenzollerngraben. Er ist Zeugnis der Alpenorogenese und entstand vor 15 Millionen Jahren. Im Randbereich des Grabens gibt es mehrere Störungszonen, die einen vertikalen Versatz von bis zu 100 m aufweisen. Sie verlaufen nicht senkrecht, sondern fallen schräg in Richtung des Grabens ein, so dass sie ein „V“ bilden, dass den Graben in ca. 3000 m Tiefe schließt. Es ist damit zu rechnen, dass es auch künftig Erdbeben in der Region geben wird.