Vulkane Siziliens am 28.06.23

Gestern war Rapport-Tag am INGV und es wurden die Bulletins zu den Vulkanen Ätna, Stromboli und Vulcano für den Beobachtungszeitraum 19/06/2023 – 25/06/2023 veröffentlicht. Hier eine Zusammenfassung des Geschehens. Außerdem gab es ein Erdbeben am Ätna.

Erdbeben M 3,1 im Osten des Ätnas

Datum 27.06.23 | Zeit: 22:12:46 UTC | 37.706 ; 15.100 | Tiefe: 2,8 km | Mb 3,1

Update 29.06.23: Erst heute wird auf der Karte des INGV ersichtlich, dass es gestern -wie vermutet- nicht nur das gemeldete Beben M 3,1 gegeben hatte, sondern zahlreiche schwächere Beben, die nicht beim EMSC gelistet waren. Der Schwarm umfasste über 30 einzelne Erschütterungen und passt zu den Vorkommnissen der letzten 4 Wochen. Ich gehe davon aus, dass sich die Magmen-Akkumulation unter dem Ätna steigert. Der Vulkan bereitet weitere Eruptionen vor.

Originalmeldung: Gestern Abend manifestierte sich an der Ostflanke des Ätnas ein Erdbeben der Magnitude 3,1. das Hypozentrum befand sich in nur 3 km Tiefe. Das Beben war stark genug, um von den Anwohnern gespürt zu werden. Das Epizentrum wurde 12 km nordwestlich von Acireale verortet. Damit befand sich das Epizentrum zwischen Zafferana und Milo und am auslaufenden Ostrand des Valle del Bove. Etwas weiter nördlich ereignete sich Ende Mai ein Schwarmbeben, das einige mediale Aufmerksamkeit bekam. Vor dem aktuellen Erdbeben ereigneten sich mehrere schwächere Erdbeben bei Zafferana, so dass man von einem kleinen Schwarm sprechen kann. Die Seismizität in der Gegend war bereits in den letzten Tagen erhöht. Zusammen mit dem Schwarmbeben vom 4. Juni im Westen des Vulkans, wurden in diesem Monat gut 170 Beben am Ätna registriert. Das ist zwar kein Spitzenwert, aber solides Mittelmaß und zeigt, dass der Vulkan aus dem Tief der letzten Monate langsam raus kommt.

Die Vulkanologen vom INGV schrieben in ihrem Bulletin, dass es eine geringe Seismische Aktivität infolge von Rissbildung gibt. der vulkanische Tremor bewegte sich in der letzten Woche auf mittelhohem Niveau.

der aktivste Krater der letzten Tage war die Bocca Nuova. Hier kann man auf Satellitenaufnahmen im Infrarotbereich eine kleine Wärmeanomalie ausmachen. Der Krater dampfte und es gab einige Infraschallereignisse, die auf tiefsitzende Explosionen hindeuteten. Entgasungen wurden auch am Neuen Südostkrater festgestellt, doch dieser Krater ist recht kalt. Während der Schwefeldioxid-Ausstoß vergleichsweise gering war, blieb der Kohlendioxid-Ausstoß erhöht, allerdings mit leicht rückläufiger Tendenz. Ansonsten waren die geophysikalischen Parameter am Ätna unauffällig.

Stromboli mit Lavaspattering

Der Stromboli ist in den letzten Wochen ein wenig aus dem Fokus der Berichterstattung geraten, dabei gibt es eine rege strombolianische Aktivität aus dem Gipfelkrater. Mehrere Schlote sind aktiv und es gibt pro Stunde zwischen 11 und 17 Explosionen. Die Stärke der Eruptionen variiert nach den unterschiedlichen Schloten: im Nördlichen Kratersektor sind sie schwach bis moderat, im zentralen Sektor sind sie mittelstark bis stark und es wurde Lavaspattering beobachtet. Diese geht oft Lavastromtätigkeit voran, wobei in den letzten Monaten das Spattering überwiegend aus dem nördlichsten Schlot beobachtet wurde und nicht im Zentralbereich stattfand.

Die Tremoramplitude war vergleichsweise gering, es gab aber 2 Spitzen bis auf mittelhohe Werte. Am 19. Juni gab es ein schwaches Erdbeben im Bereich der Nordküste. Die restlichen Parameter zeigten keine Auffälligkeiten.

Vulcano mit Aktivitätsabnahme

Auf der Insel Vulcano scheint sich die Situation nach der Magmenintrusion vor 2 Jahren langsam etwas zu entspannen. Die Fumarolen-Temperatur am Kraterrand ist mit 349 Grad noch hoch, zeigt aber eine rückläufige Tendenz. Der Gasflux liegt an den meisten Messstellen ebenfalls noch über den langjährigen Normalwerten, lässt aber ebenfalls nach und hat sich vielerorts auf nur leicht erhöhte Werte eingependelt.

Zusammenfassend lässt sich für die Vulkane Siziliens sagen, dass sich aus den geophysikalischen Parametern keine unmittelbar bevorstehenden ungewöhnlichen Eruptionen ableiten lassen. Mittelfristig gesehen ist das Ausbruchspotential für den Ätna am größten, da sich weiter langsam Magma im Untergrund akkumuliert und die Schwarmbeben von Ende Mai/Anfang Juni größere Intrusionen nahelegten.

Vulkan Shindake mit Erdbeben – News vom 27.06.23

Erhöhte Erdbebenaktivität am japanischen Vulkan Shindake löst Ausbruchswarnung aus

Die Japanische Meteorologiebehörde (JMA) erhöhte die Warnstufe des Vulkans Shindake auf Stufe „2“, da eine erhöhte Seismizität Sorge vor einem möglichen Vulkanausbruch schürt. Der Mount Shindake liegt auf der Vulkaninsel Kuchinoerabujima, die ihrerseits im Norden des südjapanischen Ryukyu-Archipels liegt und zur Präfektur Kagoshima gehört.

Die Erhöhung der Warnstufe bedingt ein Aufstiegsverbot zum Vulkankrater. Innerhalb von einem 1 km Radius um den Krater darf man sich nicht aufhalten. Zuvor galt die Alarmstufe „1“, während der erhöhte Wachsamkeit geboten war, aber noch keine Aufstiegsbeschränkungen galten.

Grund für die Erhöhung der Warnstufe war eine deutliche Zunahme der Seismizität unter dem Vulkan. Seit dem 17. Juni wurde gut 100 vulkanotektonische Erdbeben registriert, die durch Gesteinsbruch infolge von Fluidbewegungen ausgelöst wurden. Bei dem Fluid handelt es sich wahrscheinlich um Magma, das sich nun in einem Magmenkörper akkumuliert.

Die japanischen Vulkanologen befürchten, dass sich ein Ausbruch vergleichbar der letzten größeren Eruption des Vulkans im Jahr 2015 ereignen könnte. Damals entstand ein pyroklastischer Strom, der auf die Hauptsiedlung der Insel zuhielt. Damals wurde die Insel komplett evakuiert.

Kleinere Eruptionen ereigneten sich im Jahr 2019. Auch damals fürchtete man sich vor größeren Ausbrüchen. Die Insel wurde bereits im Vorjahr evakuiert, da erhöhte Seismizität festgestellt wurde. Damals lebten 147 Menschen auf der Insel. Sie besteht im Wesentlichen aus 3 jungen Stratovulkanen, von denen der Shindake am aktivsten ist.

Die Insel liegt wenige Kilometer südlich der große submarinen Kikai-Caldera, die im Jahr 2018 für Schlagzeilen sorgte, weil man am Meeresgrund einen Lavadom entdeckte. Sollte sich dieser Vulkan reaktivieren, dann könnten große Unterwassereruptionen erfolgen.

Weiter nördlich liegt der Sakurajima, der zuletzt vergangene Woche in den VONA-Meldungen des VAAC vertreten war. Heute gab es Meldungen vom Inselvulkan Suwanose-jima, der südlich der Insel Kuchinoerabujima liegt. Aschewolken erreichten eine Höhe von 2500 m und drifteten in südöstliche Richtung.

Erdbeben unter Katla – News vom 27.06.23

Weitere Beben erschüttern Calderavulkan Katla auf Island

Datum 27.06.23 | Zeit: 07:42:31 UTC | 63.635 ; -19.181 | Tiefe: 0,1 km | Mb 3,6

Unter der großen subglazialen Caldera Katla, die vom Gletscher Myrdalsjökull bedeckt ist, finden weiterhin viele Erdbeben statt: innerhalb von 48 Stunden registrierte IMO 62 schwache Erschütterungen im Bereich der Caldera. Das stärkste Einzelbeben hatte heute eine Magnitude von 3,6 und ein Hypozentrum in 0,1 km Tiefe. Das Epizentrum wurde 3.4 km östlich von Goðabunga lokalisiert. Zuerst wurde eine Magnitude von 2,7 angegeben, der der Wert wurde gerade korrigiert.

Generell liegen die Erdbebenherde der meisten Erschütterungen recht flach und werden oftmals nur wenige hundert Meter unter dem Meeresspiegelniveau ausgemacht. Spekulativ ist, dass die Beben mit Eisbruch des Gletschers in Verbindung stehen. Obwohl Eisbruch erdbebenähnliche Erschütterungen auslösen kann, würde ich vermuten, dass solche Beben oberhalb des eisbedeckten Erdbodens stattfinden und dass die Tiefenangaben dann negative Vorzeichen hätten, so wie es z.B. bei Tiefenangaben der Erdrutschungen in den Alpen der Fall ist. Außerdem bricht typischerweise meistens das Eis am Rand von Gletschern und nicht in deren Mitte, die Beben konzentrieren sich allerdings im Bereich der Caldera, im Zentrum des Gletschers. Wenn es hier Eisbewegungen gibt, dann stehen sie wahrscheinlich mit Schmelzprozessen im Zusammenhang, die von der Hitze subglazialer Fumarolen erzeugt werden. Generell können die Erdbeben infolge von magmatischen Fluidbewegungen entstehen. Darüber hinaus gibt es auch Erdbeben in größeren Tiefen, die in Regionen stattfinden, die für vulkanotektonische Erdbeben typisch sind. Eine signifikante Bodendeformation erfassen die Messinstrumente z.Z. nicht.

Die Katla-Caldera ist ca. 13.000 Jahre alt und entstand infolge einer gewaltigen plinianischen Eruption, bei der sich die Magmakammer entleerte und einsackte. Der jüngste Vulkanausbruch ereignete sich im Jahr 1918. Damals kam es zu Gletscherläufen, die große Zerstörungen in den umliegenden Siedlungen verursachten. Statistisch gesehen ist die nächste Eruption überfällig. Insbesondere seit dem Flugchaos, das 2010 durch den benachbarten Gletschervulkan Eyjafjallajökull verursacht wurde, zeigt man sich auch im fernen Europa besorgt und achtet auf jede Regung der Katla.

Schwarmbeben bei Reykjanes

Nicht nur unter der Katla bebte es in den letzten Tagen, sondern auch vor der Südwestspitze der Reykjanes-Halbinsel. Hier gab es einen Erdbebenschwarm in mittleren Tiefen, der sich bei Reykjanestá manifestierte. Im gesamten Gebiet der Halbinsel wurden innerhalb von 2 Tagen 100 Erschütterungen registriert. Zahlreiche Beben wurden auch im Bereich vom Fagradalsfjall ausgemacht.

Vulkan Semeru am 27.06.23

Pyroklastischer Strom am Semeru auf Java

Gestern Abend um 19:10 Uhr Lokalzeit ging am Semeru ein pyroklastischer Strom ab. Er legte eine Strecke von 5 km zurück und glitt in Richtung Besuk Kobokan über die Südostflanke des Vulkans. Der Dichtestrom entstand, als es an der Front des Lavastroms, der vom Dom ausgeht und durch die Scharte in der Kraterwand fließt, kollabierte. Das Ereignis kam nicht überraschend, denn es war bereits in den letzten Tagen zur Bildung kleinerer pyroklastischer Ströme gekommen. In meinem letzten Update wies ich bereits darauf hin, dass sich das Gefahrenpotential erhöht hat, da der Dom verstärkt wächst und es zu weniger strombolianischen Explosionen kommt. Der Eruptionscharakter hat sich verschoben und tendiert mehr in Richtung effusiver Eruption. Gestern wurden nur 17 explosive Eruptionen registriert. weiterhin wurden 12 Tremorphasen detektiert. Das Seismische Signal des pyroklastischen Stroms dauerte 633 Sekunden.

Die Warnstufe „3“ wird aufrechterhalten, aber bedauerlicherweise nicht verstärkt. BPBD-Sprecher Lumajang Rosyid erklärte gegenüber der lokalen Presse, dass sich die Bewohner der Region Besuk Kobokan dem Vulkan nicht nähern sollten. Die Sicherheitsentfernung beträgt 13 km. Insbesondere soll man die Täler und Flussläufe im Südosten des Vulkans meiden. Hier sind in den letzten Jahren immer wieder pyroklastische Ströme abgegangen, die bewohntes Gebiet erreichten. Besonders gefährdet sich die Sandschürfer, die Schotter und Sand in den Flusstälern am Vulkan abbauen.

Der Abgang des pyroklastischen Stroms wurde von einer Überwachungskamera aufgenommen. Auf einem Screenshot ist zu erkennen, dass der Dichtestrom aus einer tief hängenden Wolkendecke hervorbrach und die Basis des Vulkankegels erreichte. Solche Situationen sind besonders gefährlich, da praktisch keine Zeit zur Flucht bleibt, wenn man den Dichtestrom erst bemerkt, wenn er aus den Wolken angeschossen kommt. Generell ist es schwierig vor pyroklastischen Strömen zu flüchten. Wenn man nur in Ausläufern der Glutwolke gerät, können ggf. dicke Steinmauern eines soliden Gebäudes schützen. Bestenfalls bleiben nur Minuten, um sich in Sicherheit zu bringen.

Tornado USA – Naturkatastrophen-News vom 26.06.23

Tornado richtet große Schäden im US-Bundesstaat Indiana an

Gestern hat ein Tornado im Süden des US-Bundesstaates Indiana schwere Schäden angerichtet. Ein Mensch kam bei dem Wirbelsturm ums Leben und beschädigte in der Stadt Bargersville mindestens 75 Häuser. Einige Gebäude wurden komplett zerstört. Unter den zerstörten Gebäuden befand sich der Rohbau eines großen Appartmentkomplexes. Der Tornado wütete auf einer Länge von 2,5 km und bildete sich in einer großen Gewitterfront, die im Südosten der USA für überregionale Unwetter sorgte. Für mehr als 6 Millionen Menschen bestand in der Nacht zum Sonntag erhöhte Unwettergefahr von denen mehr als 700.000 Menschen direkt betroffen gewesen waren, als es zu einem großen Stromausfall kam. Die Energieversorger teilten der Bevölkerung mit, dass der Strom in einigen Gebieten für 48 Stunden wegbleiben wird.

Stürme, die am Sonntagabend entlang des Ohio River über das nördliche Kentucky und das südliche Indiana zogen, führten nach Angaben des Storm Prediction Center auch zu Meldungen über großen Hagel. Golfballgroße Hagelbälle fielen lokal vom Himmel und verursachten Schäden. Darüber hinaus stellen so große Hagelkörner eine Gefahr für Menschen dar.

Die Unwetterfront bildete sich infolge einer Hitzewelle unter der mehr 50 Millionen Menschen von Arizona bis Louisiana leiden. Sie wird sich voraussichtlich ausbreiten und bis zum Beginn der Anfang Juli andauern und möglicherweise mehrere Hitzerekorde in der Region brechen.

Die Hitzewarnung gilt für weite Teile von Texas sowie für Teile von Arizona, New Mexiko, Oklahoma, Arkansas, Louisiana, Mississippi und Tennessee, so der Nationale Wetterdienst.

„Die drückende Hitzewelle im Süden und in der Mitte der USA zeigt keine Anzeichen eines Nachlassens“, sagte das Weather Prediction Center am Sonntagnachmittag. „Für den Süden Arizonas und New Mexicos sowie für den größten Teil von Texas gelten weitreichende Hitzewarnungen.

Bis Mitte der Woche sollen sich die gefährlich hohen Temperaturen auf die zentralen Ebenen und das mittlere und untere Mississippi-Tal ausweiten.

Naturkatastrophen-News 26.06.23: Überflutungen

Überflutungen nach schweren Unwettern in Chile

In fünf chilenischen Regionen ist es zu starken Unwettern gekommen, die tagelange Regenfälle mit sich brachten und Flüsse über die Ufer treten ließen. Es kam zu Überflutungen, von denen auch die Hauptstadtregion Santiago betroffen war. Dort traten die Flüsse Mapocho und Maipo über die Ufer. In den betroffenen Regionen wurde der Notstand ausgerufen.

Die Überflutungen verwandelten Straßen in Flüsse und zerstörten dort mehrere Gebäude. 750 Häuser wurden beschädigt. Durch das Hochwasser wurden gut 8000 Personen von der Außenwelt abgeschnitten. Die Wassermassen weichten den Boden auf, so dass mehrere Bäume umfielen. Dadurch wurden 2 Personen getötet. Sechs Menschen gelten als vermisst.

Besonders Schlimm traf es die Region Maule, wo der Mataquito-Fluss sein Bett verließ und ganze Ortschaften überflutete.

Staatspräsident Gabriel Boric erklärte bei einem Besuch in einer Notunterkunft in der Gemeinde Coltauco, dass es die stärksten Regenfälle seit mindestens 30 Jahren waren und machte den Klimawandel dafür verantwortlich. Er erklärte: „Wir werden immer mehr widrige Ereignisse erleben, aus denen wir auch lernen müssen.“

Erst im Februar stand Chile wegen einer anderen Naturkatastrophe in den Schlagzeilen: Waldbrände haben während des chilenischen Sommers auf der Südhalbkugel riesige Waldflächen verbrannt. Die Feuer brachen infolge einer langen Dürreperiode aus, die man jetzt während des Winters wohl für beendet erklären kann. Dass sich die aktuellen Regenfälle so katastrophal auswirkten, ist auch dem Umstand geschuldet, dass die Böden der abgebrannten Flächen erodieren, anstatt Wasser zu speichern. Ein Problem, das nicht nur in Chile auftritt, sondern überall dort, wo Unwetter eine Dürreperiode ablösen. Ein Paradebeispiele ist das US-amerikanische Kalifornien.

Chile steht zudem in besonderem Maße unter dem Einfluss der Klimaphänomene El Ninio und La Nina, die sich besonders auf den Pazifikraum zwischen Südamerika und Australien auswirken. inwieweit diese -ursprünglich alle 7 Jahre auftauchenden- Klimaphänomene durch den Klimawandel beeinflusst werden und welche Wechselwirkungen es gibt, ist noch nicht hinreichend erforscht.

Vulkan Mayon mit Steigerung am 26.06.23

Staat: Philippinen | Koordinaten: 13.25123.68 | Aktivität: Dom

Steigerung von Seismik und Inflation am Mayon

Auf den Philippinen beunruhigt der Vulkan Mayon durch eine signifikante Steigerung von Bodenhebung und Seismizität. In den letzten 24 Stunden registrierte das Netzwerk an Messinstrumenten um den Vulkan auf Luzon 102 vulkanotektonische Erdbeben. Am Vortag wurden 24 Erschütterungen registriert. Heute Morgen gab es dann einen starken Schwarm, als innerhalb von 2 Stunden 100 weitere Beben festgestellt wurden. Einige der Erdbeben ereigneten sich direkt im Lavadom und standen im Zusammenhang mit der Extrusion der Lava dort. Parallel zur Zunahme der Häufigkeit von Erdbeben nahm auch die Bodenhebung sprunghaft zu. Besonders im südwestlichen Bereich kam es zu einer Versteilung der Flanke. Die Daten deuten darauf hin, dass ein neuer Schub Magma aufsteigt. Aller Wahrscheinlichkeit nach wird das Material in den nächsten Stunden und Tagen das Domwachstum beschleunigen, wodurch das Risiko steigt, dass es zur Generierung größerer pyroklastischer Ströme kommt. Es könnte auch zu einer paroxysmalen Episode kommen, falls die frisch aufgestiegene Schmelze dünnflüssig genug sein sollte.

Aktuell fließen zwei hochviskose Lavaströme durch die Abflussrinnen Mi-isi und Bonga. Sie sind 1,3 km und 1,2 km lang. Von ihnen und vom Dom gehen Schuttlawinen ab. Innerhalb von 24 Stunden wurden 263 solcher Ereignisse registriert. Außerdem entstanden einige kleinere pyroklastische Dichteströme. Ihre Ablagerungen finden sich in einer Entfernung von bis zu 3,5 km vom Krater.

Die Forscher von PHIVOLCS weisen darauf hin, dass über dem Vulkan Mayon weiterhin die Alarmstufe 3 (erhöhte Tendenz zu einem gefährlichen Ausbruch) herrscht, dass aber eine plötzliche Änderung der Überwachungsparameter festgestellt wurde, die genau beobachtet wird. Es wird dringend empfohlen die Gebiete innerhalb der ständigen Gefahrenzone mit einem Radius von 6 Kilometern weiterhin zu evakuieren und die Gemeinden innerhalb des 7- und 8-Kilometer-Radius stets in Bereitschaft zu halten. Die Zivilluftfahrtbehörden müssen auch den Piloten raten, Flüge in der Nähe des Vulkangipfels zu vermeiden, da die Asche von Eruptionen für Flugzeuge gefährlich sein kann. Das Institut DOST-PHIVOLCS beobachtet den Mayon-Vulkan weiterhin genau, und jede neue Entwicklung wird allen betroffenen Akteuren mitgeteilt.

Erdbeben-News 25.06.23: Deutschland

Schwaches Erdbeben im Ruhrgebiet

Datum 21.06.23 | Zeit: 20:40:45 UTC | 51.561 ; 6.913 | Tiefe: 1 km | ML 1,1

Bereits am Mittwochabend wurde im westlichen Ruhrgebiet ein schwaches Erdbeben der Magnitude 1,1 registriert. Der Erdbebenherd lag in 1 km Tiefe. Das Epizentrum wurde nahe der Stadtgrenze Oberhausen Königshardt- Bottrop Fuhlenbrock ausgemacht und befand sich demnach nur 3 km von meinem Wohnort entfernt. Dennoch ist diese Beben spurlos an mir vorübergegangen, bis ich jetzt in lokalen Medien davon erfuhr. Das lag daran, dass der Erdstoß nicht bei meiner bevorzugten Erdbebenwarte EMSC angezeigt worden ist, sondern nur von der regionalen Erdbebenstation in Bensberg (Köln/Bonn) gemeldet wurde.

In den Internetmedien wurde schnell spekuliert, dass das Beben im Zusammenhang mit dem früheren Bergbau der Region stand und möglicherweise durch den Einsturz eines alten Stollens oder Absenkungen an einem Kohlenflöz hervorgerufen wurde. Die Spekulation wurde dadurch genährt, dass sich in der Nähe des Epizentrums die stillgelegte Zecher Prosper Haniel befindet. Es war eine der letzten Zechen, die im Ruhrgebiet stillgelegt worden sind und bis 2018 in Betrieb war. Ich selbst wohne quasi im Hinterhof der Zeche Osterfeld und habe als Kind und junger Erwachsener den Bergbau mitbekommen und natürlich auch Bergschäden am Haus, die durch entsprechende Bodenbewegungen entstanden. Doch spätere Recherchen zeigten, dass der Erdstoß sehr wahrscheinlich eine nicht-tektonische Ursache hatte und auch nicht mit dem Bergbau in Verbindung stand: in der Nachbarstadt Essen wurde am Mittwochabend eine Fliegerbombe aus dem 2. Weltkrieg gesprengt und Seismologen gehen jetzt davon aus, dass die dadurch entstandenen Erschütterungen von den Seismografen in Bensberg aufgefangen wurden. Aufgrund der geringen Magnitude wird es zu einer falschen Lokalisierung der Erschütterung gekommen sein. Es handelte sich also nicht um ein Erdbeben, sondern nur um Vibrationen, die durch den Boden übertragen wurden.


Weitere Meldungen:

Erdbeben Mw 6,0 bei Tonga

Datum 25.06.23 | Zeit: 07:17:05 UTC | 24.30 S ; 175.61 W | Tiefe: 49 km | Mw 6,0

Heute ereignete sich ein Erdbeben der Magnitude 6,0 südlich von Tonga. die Tiefe des Hypozentrums wurde mit 49 km angegeben. Das Epizentrum lag 337 km südlich von ‘Ohonua. Auf der Shakemap erkennt man, dass es in den vergangenen Tagen mehrere Beben in der Region gegeben hat. Sie standen in Verbindung der Subduktion am Tonga-Graben.

Vulkane Indonesiens – News vom 25.06.23

Momentan stehen in Indonesien vier Vulkane auf Alarmstufe „orange“. Hierbei handelt es sich um die Feuerberge Anak Krakatau, Karangetang, Merapi und Semeru. Fünfzehn Vulkane stehen auf Alarmstufe „gelb“. Unter diesen Vulkanen befindet sich der Lokon, bei dem eine Zunahme der Seismizität festgestellt wurde.

Anak Krakatau mit Erdbeben

Sortiert man die Vulkane nach dem Alphabet, dann führt Anak Krakatau den Reigen der Vulkane Indonesiens an, obwohl er momentan nicht der Interessanteste ist. Anfang letzter Woche gab es einige Explosionen nebst Aschewolken am Anak Krakatau. Die Seismizität zeigte sich leicht erhöht, ist momentan aber wieder zurück gegangen. Trotzdem könnte es jederzeit zu neuen weiteren Eruptionen kommen.

Karangetang mit Domwachstum

Spannender als am Anak Krakatau geht es am Karangetang zu, der auf der Insel Siau liegt. Der Lavadom im Südkrater wächst und es gehen zahlreiche glühende Schuttlawinen und Steinschläge ab. Am Samstag wurden insgesamt 206 Abgänge registriert. Die seismischen Signale dauerten bis zu 165 Sekunden und hatten Maximal-Amplituden von bis zu 40 mm. Außerdem sah es auf einem Livecamfoto so aus, als wäre ein pyroklastischer Dichtestrom entstanden. Die Anzahl vulkanisch-bedingter Erdbeben ist gering, trotzdem steigt Magma auf, dass sich im Dom akkumuliert. Die Gefahr, dass gefährliche pyroklastische Ströme entstehen ist groß.

Merapi mit zahlreichen Schuttlawinenabgängen

In den letzten Tagen steigerte der Merapi seine Aktivität ebenfalls und die Situation ähnelt der am Karangetang. Die Seismizität nahm leicht zu und gestern wurden 28 Hybriderdbeben und 4 vulkanotektonische Erschütterungen registriert. Es gingen 196 Schuttlawinen ab, die nachts sichtbare Spuren der Rotglut hinterließen. Gesteinsbrocken rollte bis zu 1800 m weit. Es besteht die Gefahr, das pyroklastische Dichteströme entstehen. Während die Morphologie des zentralen Lavadomes unverändert ist, beobachteten die Vulkanologen vom VSI Veränderungen am südwestlichen Dom. Die letzten Messungen Mitte Mai ergaben, dass die südwestliche Kuppel ein Volumen von 2.372.800 Kubikmeter hat. Das Volumen der mittleren Kuppel belief sich auf 2.337.300 Kubikmeter. Es wird eine Bodendeformation von 5 mm pro Tag gemessen.

Semeru mit wenigeren Explosionen

Am Semeru auf Java ist die Anzahl der täglichen Explosionen deutlich zurückgegangen: wurden im Mai täglich noch um 100 Explosionen festgestellt, liegt der Wert nun bei maximal 40. Dafür hat die Seismizität zugenommen und es wird harmonischer Tremor festgestellt. Es bewegt sich also Magma im Untergrund und es versucht aufzusteigen. Der flache Lavadom wächst langsam und von ihm geht ein zäher Lavastrom aus. Am Freitag entstand ein pyroklastischer Strom, der 867 Sekunden lang anhielt. Er entstand durch Kollaps an der Lavafront.

Lokon mit Steigerung der Seismizität

Der Lokon liegt auf der Insel Sulawesi und brach zuletzt im Jahr 2011 größer aus, wobei es auch danach mehrere phreatische Eruptionen gab. In der letzten Woche kam es offenbar zu einer seismischen Krise, die durch aufsteigendes Magma verursacht worden sein könnte. Wie das VSI in einer Pressemeldung erklärte, begann am 12. Juni vermehrt Dampf aus dem Krater aufzusteigen. Während er normalerweise höchstens 150 m hoch aufsteigt, waren es plötzlich 400 m.  Zwischen 18.35 und 21.00 Uhr WITA wurde beständiger Tremor registriert, der mit Fluidbewegungen im Untergrund im Zusammenhang stand. Die Amplitude des Tremors bewegte sich zwischen von 1 – 25 mm. Es setzte eine Serie von Erdbeben ein, von denen 12 als „heftig“ beschrieben wurden. Ich vermute, dass sie Magnituden hatten, die von den Anwohnern von Tomohon gespürt werden konnten. Die Vulkanologen schrieben, dass visuelle und instrumentelle Daten auf einen Druckanstieg an der Oberfläche hindeuteten. Es kam zu explosionsartigen Entgasungen.

In ihrem Bericht weisen die Wissenschaftler auf potenzielle Gefahren hin, die derzeit vom Lokon ausgehen. Am wahrscheinlichsten halten sie einen plötzlichen phreatischen Ausbruch, der durch magmatische Wärmestrahlung verursacht wird, die mit hydrothermalem Wasser in Kontakt kommt. So einer Eruption könnte ein phreatomagmatischer Ausbruch folgen. Eruptionen können mit dem Ausstoß von glühendem Material in der Größe von Lapilli bis hin zu Blöcken und dickem Ascheregen einhergehen.

Basierend auf den Ergebnissen der Beobachtungen sowie der Analyse visueller und instrumenteller Daten vom 13. Juni 2023 um 10.00 Uhr WITA liegt das Aktivitätsniveau von G. Lokon immer noch auf Stufe „gelb“. Empfehlungen für diese Aktivitätsstufe lauten wie folgt: Anwohner und Touristen dürfen sich nicht innerhalb eines Umkreises von 1,5 km um den Tompaluan-Krater nähern und dort keine Aktivitäten durchführen. Wenn es zu einem Ausbruch kommt und Asche fällt, wird den Menschen empfohlen, drinnen zu bleiben und außerhalb des Hauses eine Atemmaske und Brille zu tragen. Flusstäler in Vulkannähe sollten gemieden werden.