Island: Neue Eruption am 01.04.2025 (Kein Aprilscherz)

Eruption Nr. 8 begann heute bei Sundhnúkur auf Island – Lava fließt Richtung Grindavik

Heute Morgen begann um 09:47 Uhr Ortszeit (11:47 Uhr MESZ) der erwartete Vulkanausbruch auf Island. Wieder öffnete sich eine Spalte im Gebiet der Sundhnúkur-Kraterreiche, aber diesmal deutlich weiter südlich, als es bei den letzten Eruptionen der Fall gewesen war. Die Spalte durchschneidet den Schutzwall vor Grindavik und Lava fließt nun auf den Ort zu.

Anders als bei den letzten Eruptionen in der zweiten Hälfte des Jahres 2024 kündigte sich die Eruption mit einem sehr starken Schwarmbeben an. Allerdings wurde es mir bei IMO am frühen Morgen noch nicht angezeigt, offenbar wurde die Shakemap erst nach Dienstbeginn aktualisiert. Bei MBL gab es aber bereits einen Artikel, in dem es hieß, dass eine unterirdische Gangintrusion begonnen hat. Nachdem ich die Erdbebenmeldungen bei IMO kontrolliert hatte und keine ungewöhnliche Aktivität sah, hielt ich es für einen Aprilscherz. So kann einen das Datum foppen!

Doch zurück zu Eruption selbst, von der noch nicht viele Daten vorliegen. Auf der Livecam sieht man aber, dass sich südlich der vulkanischen Erhebung von Hagafell eine Eruptionsspalte geöffnet hat, deren Länge mit 500 m angegeben wurde. Die Lavafontänen sind aber noch nicht so stark, wie es bei den bereits erwähnten Vorläufereruptionen war. Da der Eruptionsbeginn nun gut eine Stunde her ist, könnte die Initialphase aber noch nicht abgeschlossen sein und sich der Ausbruch verstärken. Es ist auch gut möglich, dass sich weitere Spalten öffnen werden.

Grindavik wurde direkt heute Morgen mit Beginn der seismischen Krise Evakuiert, wobei sich 8 Personen weigerten den Ort zu verlassen. Während ich diese Zeilen schreibe, wird bekannt, dass sich die Spalte bis fast zu einem Gewächshaus hin geöffnet hat, dass nahe Grindavik liegt. Die Hauptspalte erweitert sich in Richtung Norden und damit weg von der Stadt. Svartsengi ist moment nicht direkt gefährdet. Die Lava breitet sich überwiegend in Richtung Thorbjörn aus.

Der Vulkanologe Þor­vald­ur Þórðar­son vergleicht die Ausbruch mit jenem vom Januar 2024, der vergleichsweise schwach war aber sich auch nahe Grindavik abspielte und sogar einige Häuser abfackelte.

IMO schreibt, dass der magmatische Gang eine Länge von gut 11 Kilometern hat und es der längste Gang seit der Gangbildung vom November 2023 ist. Es könnte sich tatsächlich noch eine längere Spalte öffnen. Wenn man die starke Seismizität berücksichtigt, könnte es sein, dass wir eine neue Intrusion erleben, die nicht nur aus dem bereits akkumulierten Magma gespeist wird, sondern auch von Schmelze, die aus größerer Tiefe direkt aufsteigt.

Kanalon eruptiert Vulkanasche 1500 m hoch

Kanlaon steigerte Eruptionshöhe und Frequenz – Asche bis zu 1500 m über Kraterhöhe

Auf der philippinischen Insel Negros steigerte der Vulkan Kanlaon seine Aktivität und stößt häufig Vulkanasche aus. Wie die Vulkanbeobachter des zuständigen Observatoriums von PHILVOLCS meldeten, steigen frequent Asche-Dampf-Wolken auf, die bis auf 1500 m Höhe über den Krater aufsteigen. Die Aschewolken werden zwar nicht von Satelliten detektiert, dennoch wurden beim VAAC Tokio seit gestern 6 VONA-Warnungen ausgegeben. Demnach erreichten die Aschewolken eine Höhe von bis zu 3000 m und drifteten nach Westen. In diesem Jahr wurden bereits 97 VONA-Warnungen zum Kanlaon veröffentlicht.

Die Zunahme der Ascheeruptionen geht auch mit einer Steigerung der Seismizität einher, denn gestern wurden 23 vulkanisch bedingte Erdbeben festgestellt. Bei einem der seismischen Signale handelte es sich um vulkanischen Tremor, der sieben Minuten lang anhielt. Die ersten Erdbeben manifestierten sich nordwestlich des Gipfels. Dieser wird durch anhaltende Magmeninflation weiter angehoben. Der Schwefeldioxid-Ausstoß belief sich gestern auf 2758 Tonnen.

Der Alarmstatus steht auf „3“ und es gilt ein Besteigungsverbot des Kanlaon. Um seinen Krater wurde eine Sperrzone mit einem Radius von 6 Kilometern etabliert und mehrere Ortschaften innerhalb des Sperrgebiets wurden bereits im letzten Jahr evakuiert. Wer nicht bei Freunden und Verwandten unterkam, musste in Evakuierungszentren.

Die Vulkanologen warnen davor, dass pyroklastische Ströme entstehen könnten. Im Extremfall könnten diese auch Gebiete außerhalb der Sperrzone erreichen. Daher sollte man Niederungen und Schluchten in Vulkannähe besonders meiden. Besonders während der Regenzeit besteht die Gefahr, dass der Regen abgelagerte Vulkanasche auf den Hängen mobilisiert und in Schlammlawinen verwandelt, die in der Fachsprache Lahare heißen. Auch diese folgen in der Regel Niederungen und Flussläufen und stellen eine ernste Vulkangefahr dar.

Der Kanlaon ist einer von 5 Vulkanen der Philippinen, die aktuell unter besonderer Beobachtung stehen. Für 2 von ihnen gibt es tägliche Updates. Hierbei handelt es sich um Mayon und Taal. Am Taal kann es jederzeit zu phreatischen Explosionen kommen und der Mayon könnte wieder verstärkt an seinem Lavadom bauen.

Paros: Blitzflut reißt Autos mit

Unwetter in der Ägäis verursacht Blitzflut auf Paros – Zahlreiche Autos mitgerissen

Auf der griechischen Insel Paros ereignete sich heute Nachmittag ein starkes Unwetter in dessen Folge es zu einer Blitzflut kam. Besonders schlimm traf es die kleine Hafenstadt Naoussa im Norden der Insel. Dort verwandelten sich Straßen im Ortszentrum in reißende Flüsse. Videos, die in den sozialen Medien geteilt wurden, zeigen, wie mehrere Autos auf überfluteten Straßen von den Wassermassen mitgerissen wurden und wie Boote an Geschäften vorbeischwammen. Ob es Todesopfer gab ist noch nicht bekannt.

Die Katastrophe kam nicht völlig überraschend, denn kurz vor ihrem eintreten hat der Zivilschutz zusätzliche Notrufnummern freigeschaltet und die Bürger wegen den gefährlichen Wetterbedingungen zur Vorsicht aufgerufen. Der Nationale Wetterdienst gab außerdem eine Unwetterwarnung heraus. Sie gilt für die Zeit von Montagmittag bis Mittwochmorgen und warnt vor heftige Regenfälle und örtliche Stürme in Ostgriechenland. Die Behörden raten von unnötigen Reisen ab und empfehlen, die offiziellen Anweisungen zu befolgen, da die Überschwemmungen voraussichtlich anhalten werden.

Paros ist eine hügelige Insel mit einem zentralen Bergmassiv. Der höchste Punkt ist der Profitis Ilias mit etwa 770 Metern Höhe. Von dort aus fällt das Gelände sanft zu den Küsten ab. Die Insel hat zahlreiche Täler, sanfte Hügel und fruchtbare Ebenen, die für den Anbau von Wein, Oliven und Feigen genutzt werden. Wahrscheinlich ist es der Topografie der Insel geschuldet, dass die Wassermassen des Unwetters von den Bergen in Richtung Naoussa ablief und dort zur Überflutung führte.

Paros liegt in der Ägäis und gehört zur Inselgruppe der Kykladen. Sie liegt nur wenige Kilometer nördlich von Santorin, wo es im Februar eine seismische Krise gegeben hatte. Dort gibt es täglich immer noch mehrere Erdbeben.

Póas eruptierte glühende Tehra

Der Póas heute Morgen. © OVISCORI UNA

Vulkan Póas änderte seien Aktivität und eruptiert glühende Tephra

Der Poás in Costa Rica hat seinen Eruptionscharakter geändert und ist nunmehr nicht ausschließlich phreatisch tätig, sondern stößt auch glühende Tephra aus. Das geht aus einer kurzen Meldung des zuständigen Instituts OVISCORI-UNA hervor. Demnach kam es heute Nacht zu mehreren Explosionen, die glühende Tephra ausstießen. Die Höhe der Eruptionswolken wurde mit 500 m über dem Krater angegeben, wobei das die Höhe der aufgestiegenen Asche-Dampf-Wolken sein dürfte.

Gestern wurde eine Eruptionswolke gemeldet, die bis zu 1000 m hoch aufgestiegen war. Da sie tagsüber stattfand, lässt sich nicht sagen, ob es zu diesem Zeitpunkt auch schon zum Ausstoß glühender Tephra gekommen war.

Costa Rica hinkt uns zeitmäßig 8 Stunden hinterher und dort ist es nun 08:00 Uhr morgens. Auf der Livecam erkennt man fast im Minutentakt Eruptionswolken aufsteigen, die zwar überwiegend phreatischer Natur zu sein scheinen, aber auch glühende Tephra enthalten könnten.

Zwar kann man die Eruptionen per Livecam beobachten, allerdings wurde der Póas-Nationalpark am Mittwoch geschlossen. Am Freitag erhöhte dann auch der Zivilschutz den Alarmstatus auf „Gelb“ und es ist nicht damit zu rechnen, dass der Nationalpark in den nächsten Tagen wieder öffnen wird. Somit finden die Eruptionen unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt.

Die geophysikalischen und geochemischen Parameter bleiben erhöht. Online einzusehen sind die Werte allerdings nur bis zum 26. März. Zu diesem Zeitpunkt waren die meisten Parameter signifikant erhöht, nur die Schwefeldioxidkonzentration war etwas zurückgegangen. Im jüngsten Wochenbulletin hieß es, dass weiterhin Inflation infolge von Magmenaufstiegs unter dem Gipfelbereich des Póas stattfindet. Wie es aussieht, gelangt das Magma nun ins Fördersystem des Vulkans und wird als glühende Tephra ausgestoßen. Mit einer weiteren Aktivitätssteigerung kann gerechnet werden.

Semeru führt indonesische Ausbruchsstatistik an

Semeru eruptierte Vulkanasche 800 m über Kraterhöhe und führt offizielle Eruptionsstatistik an

Der Vulkan Semeru liegt im Osten der indonesischen Insel Java und ist weiterhin daueraktiv. Heute Morgen meldete das VSI eine Ascheeruption, die sich um 04:14 Uhr WIB manifestierte und eine Eruptionswolke erzeugte, die eine Höhe von 800 Metern über dem Gipfel erreichte: Das entspricht einer Höhe von 4.476 Metern über dem Meeresspiegel. Die Beobachter des Ausbruchs beschrieben die Aschewolke als hellgrau gefärbt. Sie driftete in nordöstlicher Richtung.

Laut dem indonesischen Zentrum für Vulkanologie und geologische Katastrophenvorsorge (PVMBG) wurde der Ausbruch durch einen Seismographen aufgezeichnet – mit einer maximalen Amplitude von 22 Millimetern und einer Dauer von 156 Sekunden. Diese Eruption war die stärkste von einer Serie, die ansonsten Aschewolken erzeugte, die bis zu 500 m über Kraterhöhe aufgestiegen sind. Von diesen Eruptionen gab es am Vortag 54 Stück. Sie dauerten bis zu 225 Sekunden.

Zusätzlich zu den Eruptionen wurden 2 Tremorphasen und genauso viele vulkanotektonische Erdbeben registriert. Die Seismizität ist somit eher als schwach anzusehen.

Aufgrund der weiterhin hohen Aktivität steht die Alarmstufe des Semeru auf „Gelb“. Das PVMBG warnt vor Aufenthalten im südöstlichen Sektor des Besuk Kobokan-Flusstals innerhalb von 8 Kilometern vom Gipfel entfernt. Auch außerhalb dieses Bereichs wird geraten, einen Abstand von mindestens 500 Metern zu Flussufern entlang des Besuk Kobokan einzuhalten, da heiße Wolken und Lavaströme bis zu 13 Kilometer weit vordringen können.

Semeru – der aktivste Vulkan Indonesiens?

Dieses Jahr wurden in Indonesien bislang 2.521 Vulkanausbrüche registriert. Mit 1.168 Eruptionen allein vom Semeru ist er derzeit der aktivste Vulkan des Landes. Sein permanenter Aktivitätsstatus sorgt regelmäßig für Ausbrüche, wobei pyroklastische Ströme, Gaswolken und Lavaströme eine anhaltende Bedrohung für die umliegenden Gebiete darstellen. Auf Platz zwei der am häufigsten eruptierenden Vulkane folgt der Ibu (Halmahera) mit 985 Eruptionen, während am benachbarten Vulkan Dukono „nur“ 64 Eruptionen in den Statistiken des PVMBG auftauchen. Aber Moment mal, kann das stimmen? Meiner Meinung nach nicht, denn der Dukono ist der mit Abstand am häufigsten in den Meldungen vertretene Vulkan Indonesiens. Die Statistiken beim VSI zeigen, dass er momentan täglich über 200 Eruptionen erzeugt, die via Seismometer erfasst werden und gestern Signale mit Amplituden zwischen 6-34 mm erzeugen, die zwischen 31 und 213 Sekunden dauern. Sollten die Daten stimmen, wäre der Dukono der aktivste Vulkan Indonesiens!

Nyamuragira: Lavasee emittiert hohe Wärmestrahlung

Lavasee des Nyamuragira emittiert Wärmestrahlung mit 1829 MW Leistung – Foto zeigt den Vulkan über Goma thronen

In der Demokratischen Republik Kongo wüten nicht nur Rebellen, sondern auch Lava. Diese allerdings in lokal sehr begrenzter Form in den Kratern der beiden Virunga-Vulkanen Nyamuragira und Nyiragongo, die zueinander in Sichtweite liegen und die Landschaft vor den Toren der Stadt Goma dominieren. Während erstgenannter Vulkan eine Wärmestrahlung mit einer Leistung von 1829 MW emittiert, ist jene vom Nyiragongo nicht ganz so hoch. Hier registriert MIROVA eine Leistung von 324 MW. Dennoch ist es einer der höchsten Werte, die seit dem Auslaufen des Lavasees im Jahr 2021 gemessen wurden. Er deutet an, dass sich hier wieder ein neuer Lavasee etabliert, der allerdings im Vergleich zu früher noch recht klein sein dürfte. Schaut man sich die Sentinel-Satellitenfotos im Infrarotspektrum an, dann erkennt man eine Wärmeanomalie im Schlotbereich des Vulkans. An seinem südlichen Kraterrand schaut es dagegen so aus, als würde ein Hornito stark entgasen und evtl. sogar etwas Asche fördern.

Am Nyiragongo beschränkt sich die Aktivität ebenfalls auf den Bereich der Caldera, ohne dass es zu größeren Lavaausbrüchen auf den Flanken kommen würde. Allerdings gibt es Lavaüberläufe innerhalb der Caldera sowie einen Lavasee im Pitkrater, der sich innerhalb der Caldera gebildet hat. Auf einem Satellitenbild vom 17. März erkennt man allerdings an der oberen Westflanke, dort, wo im letzten Jahr Lavaströme unterwegs waren, eine kreisförmige Wärmeanomalie, die so ausschaut, als hätte sich dort ebenfalls ein Förderschlot gebildet. Möglicherweise handelt es sich dabei um ein Skylight eines eingestürzten Tunneldachs über einem unterirdisch fließenden Lavastrom.

Während es nach wie vor keine Nahaufnahmen aus den Kraterbereichen der Vulkane gibt, da die Gegend von Rebellen kontrolliert wird und sich niemand traut, die Vulkane zu besteigen, sind vergangene Woche in den Sozialen Medien einige Fotos aufgetaucht, die vom einheimischen Journalisten Justin Kabumba gemacht worden waren und den glühenden Gipfel des Nyamuragira zeigen, der offenbar über Goma zu schweben scheint.

Tonga: Sehr Starkes Erdbeben Mw 7,1

Datum: 30.03.2025 | Zeit: 12:18:47 UTC | Koordinaten: 20.448 ; -174.082 | Tiefe: 16 km | Mw 7,1

Starkes Erdbeben Mw 7,1 erschütterte Tonga – mehrere starke Nachbeben registriert

Heute Mittag wurde das Südsee-Archipel Tonga von einem sehr starken Erdbeben der Magnitude 7,1 erschüttert. Das Epizentrum lag östlich des Archipels. Der nächstgelegene Ort war Pangai, 76 Kilometer vom Epizentrum entfernt. Laut Angaben des GFZ befand sich das Erdbebenhypozentrum in 16 Kilometern Tiefe. Dennoch gab das Pacific Tsunami Warning Center in Hawaii einen Tsunamialarm aus, und auf den Inseln heulten die Sirenen. Die Anwohner wurden aufgefordert, sofort höher gelegene Areale aufzusuchen. Eine große Flutwelle blieb jedoch aus, ebenso offenbar größere Schäden an der Infrastruktur der Inseln.

Dem ersten Erdstoß folgten sechs weitere Nachbeben, von denen die beiden stärksten Magnituden von 6,1 und 5,8 erreichten.

Tektonisch betrachtet ereignete sich das Beben westlich der Subduktionszone des Tonga-Kermadec-Grabens, entlang derer die Indo-Australische Platte mit der Pazifischen Platte kollidiert. Die schwerere Pazifische Platte taucht dabei unter den ozeanischen Teil der Australischen Platte ab und wird in der Asthenosphäre teilweise aufgeschmolzen. Dieser Prozess erzeugt Magma, das für die Entstehung der zahlreichen Vulkane entlang des Grabens verantwortlich ist. Viele dieser Vulkane befinden sich unter Wasser. Die aufgetauchten Vulkane bilden den vulkanischen Inselbogen von Tonga-Kermadec. Zu ihnen zählen Hunga-Tonga-Hunga Ha‘apai, Tofua und Home Reef, der derzeit aktiv ist. Die Erdbeben könnten sich auf die Aktivität der Vulkane auswirken – sie sowohl verstärken als auch dämpfen.

Betrachtet man das tektonische Setting genauer, zeigt sich, dass zwischen den beiden großen Erdkrustenplatten zwei Mikroplatten eingespannt sind: die Kermadec-Platte und die Tonga-Platte. Der Kollisionsdruck auf diese Mikroplatten ist enorm, weshalb sie sich extrem schnell bewegen und sich zusätzlich drehen. Die Pazifische Platte taucht hier mit einer Rate von bis zu 24 cm pro Jahr unter die Mikroplatten ab – eine der schnellsten Subduktionsraten weltweit. Darüber hinaus gibt es weitere Mikroplatten in diesem komplexen System, an deren Grenzen sich auch Spreizungszonen befinden.

Campi Flegrei: Dokumentation der jüngsten Erdbebenschäden

Blick über Pozzuoli und dem Hafen Darsena. © Marc Szeglat

Erdbebenschäden und Bodenhebung der Campi Flegrei in Fotos dokumentiert – viele Probleme hausgemacht

Der süditalienische Calderavulkan Campi Flegrei sorgt seit Monaten für Schlagzeilen, weil er immer wieder Schwarmbeben erzeugt, die sich über die Zeit hinweg in ihrer Intensität steigerten. So manifestierte sich am 13. März der bislang stärkste Erdbebenschwarm, der in den Campi Flegrei in den letzten Jahrzehnten mit modernen Messmethoden erfasst wurde. Das stärkste Einzelbeben dieses Schwarms brachte es auf eine Magnitude von 4,6 und stellte somit ein weiteres Superlativ als das stärkste Beben auf, das je in den Campi Flegrei gemessen wurde. Anfänglich wurde die Magnitude des Bebens mit 4,4 angegeben, zwei Tage später wurde der Wert korrigiert.

Das Beben verursachte einige Schäden an Gebäuden in Pozzuoli und anderen Gemeinden und es gab sogar eine verletzte Person, die in ihrem Bett von herabfallenden Deckenteilen getroffen wurde. Die Menschen gerieten in Panik und stürmten ein leerstehendes NATO-Gelände, in der Hoffnung, sich dort auf sicherem Boden zu befinden. Der Erdbebenschwarm ging mit einer Beschleunigung der Bodenhebung auf eine Rate von 30 Millimetern im Monat einher, was die schnellste Hebungsrate in der aktuellen Phase des als Bradyseismos bezeichneten Phänomens darstellt. Die Hebungsphase begann im Jahr 2005 und beschleunigte sich seit 2011 signifikant. Mit einer Dauer von nun 20 Jahren ist es zudem die längste Hebungsphase seit Beginn des 20. Jahrhunderts. Die vorherigen Phasen dauerten 2 bis 3 Jahre. Zwischen den Hebungsphasen gab es Senkungsphasen des Bodens, doch netto blieb über die Jahrzehnte hinweg immer eine Hebung vorhanden. Dennoch gab es in der Antike noch stärkere Bodendeformationen als heute, denn es gibt noch Ruinen aus der Römerzeit, die vor der Küste unter Wasser liegen. Seit der Antike muss es also zu einer Bodensenkung gekommen sein, die stärker als die Hebungen bis heute war.

Auf diesem Panorama erkennt man links das Maar des Lago d’Averno sowie rechts der Mitte den Schlackenkegel des Monte Nuovo. © Marc Szeglat

So viele Bodendeformationen und Erdbeben gehen natürlich nicht spurlos an den Bauten in den Campi Flegrei vorbei. So stattete ich der Region einen Kurzbesuch ab, um die Schäden an den Gebäuden zu dokumentieren und ein paar Aufnahmen der vulkanischen Manifestationen zu machen. Da ich hier als Jugendlicher meinen Erstkontakt zu aktiven Vulkanen hatte, fühle ich mich der Gegend besonders verbunden und besuchte sie auch als Erwachsener immer wieder gerne, wobei ich am liebsten auf dem Campingplatz im Solfatara-Krater campierte. Leider wurden der Platz und die Solfatara nach einem tragischen Unfall im Jahr 2018 gesperrt und es sieht auch nicht so aus, als würde sich daran wieder etwas ändern. Umso erstaunlicher finde ich es, dass man die (touristische) Infrastruktur im Krater nicht zurückbaut, sondern einfach vor sich her gammeln lässt. Ein Phänomen, das leider in ganz Süditalien weit verbreitet ist und sich nicht nur auf Bänke und Zaunpfähle beschränkt, sondern auch Hotels, Sportstadien und Fabrikgebäude umfasst, einmal ganz abgesehen von normalen Wohnhäusern, die von ihren Besitzern aufgegeben wurden. Solch aufgegebene und verwahrloste Infrastruktur nimmt nicht nur Platz weg und verschandelt die Gegend, sondern stellt auch eine zusätzliche Gefahrenquelle in Bezug auf Naturkatastrophen dar: Die nicht gepflegten und damit in ihrer Substanz geschwächten Gebäude reagieren natürlich besonders empfindlich auf Erdbeben und Bodenverformungen und könnten im schlimmsten Fall bei mittelstarken Erdbeben kollabieren, bei denen es in gesünderen Gebäuden bestenfalls ein paar Risse geben würde. Aber offenbar sind italienische Kommunen und der Staat so pleite, dass Gelder für Abriss und Sanierungen fehlen. Natürlich verschwinden entsprechende Gelder auch in mafiosen Strukturen. Davon betroffen sind auch Gelder in Millionenhöhe (vielleicht sogar in Milliardenhöhe) die von der EU für Infrastrukturprojekte zur Verfügung gestellt werden!

Spaziergang durch Pozzuoli

Bei meinem Spaziergang durch Pozzuoli, den ich 2 Wochen nach dem Beben machte, stieß ich noch auf zahlreiche Spuren der Erschütterung. Vor allem handelte es sich hierbei um abgeplatzten Putz von Hauswänden, aber auch um festere Trümmerstücke, die von Fassaden und Dachgiebeln abbrachen. Es gab auch geplatzte Leitungen und Erdfälle und ich sah mehrere Teams, die Gasleitungen auf ihre Dichtigkeit überprüften.

Bei genauerer Betrachtung der abgeplatzten Putzflächen an den Häusern fiel mir auf, dass man hier teilweise nachträglich unter dem Putz Kabel und Rohre verlegt hatte, was natürlich den Putz schwächte. Zudem können andere Materialien in einer Hauswand durch unterschiedliches Schwingungsverhalten während eines Erdbebens diese destabilisieren. Darüber hinaus sah ich aber auch genügend tiefgehende Risse und Balkone in einem desolaten Zustand, wo rostige Metallarmierung sichtbar war. Selbst ohne Erdbeben sind diese Balkone einsturzgefährdet, und bei einem Erdbeben im Fünferbereich wird die eine oder andere dieser baufälligen Konstruktionen einstürzen. Auch hier sehe ich die Probleme hausgemacht, indem man seit Jahrzehnten nichts in Sanierungsarbeiten investiert hat oder diese stümperhaft ausführte. Patina ist ja schön und gut, aber wenn es an die Substanz geht, wird es halt lebensgefährlich und schäbig. Von wegen Dolce Vita! Und wo bitte ist mein Helm?

Die Spuren der Bodenhebung werden am deutlichsten am kleinen Bootshafen Darsena sichtbar, der direkt an die historischen Gebäude von Rione Terra grenzt. Dort ist auch die Messstation RITE installiert, die die höchste Bodenhebung von nun mehr als 142 Zentimetern registriert. Rione Terra und Darsena liegen nahe des geografischen Zentrums der Caldera und parallel zur Bodenhebung senkte sich relativ betrachtet der Meeresspiegel, weshalb der Hafen fast trockengefallen ist.




Trocken präsentierte sich auch das Schlammbecken in der Solfatara, das ich tatsächlich zum ersten Mal seit 30 Jahren komplett trockengefallen sah. Mit Hilfe einer kleinen Thermalkamera, die man via USB an einem Smartphone andocken kann, machte ich einige Thermalbilder vom Südhang der Caldera und musste feststellen, dass es fast überall heiße Gasaustritte zu geben scheint. Wenigstens deutete das der hohe Wärmefluss in einem Großteil des Hangs an. Irgendwo müssen ja die fast 5000 Tonnen Kohlendioxid ausströmen, die hier täglich emittiert werden.

Doch nicht nur der Kohlendioxid-Ausstoß ist erhöht, sondern auch die Emissionen an Schwefeldioxid und Schwefelwasserstoff. Letzteres Gas mit der Formel H₂S ist für den prägnanten Geruch nach faulen Eiern verantwortlich, der im Allgemeinen als Schwefelgeruch bekannt ist. Noch nie habe ich diesen im Bereich der Solfatara so stark wahrgenommen wie dieses Mal. Besonders während meiner letzten Nacht in der Region, in der es stark regnete, drang der Gestank bis in mein Zimmer ein. Am Abend zuvor, als ich auf meinem Bett saß, merkte ich ein leichtes Erzittern der Matratze, das wie ein schwacher Windhauch gerade so zu spüren gewesen war. Da ich keine Blähungen hatte, dachte ich mir: Nanu, ein Erdbeben! Als ich die Erdbebendaten beim INGV checkte, stellte ich fest, dass sich ca. 400 m von meinem Hotel entfernt, inmitten der Solfatara, ein schwacher Erdstoß der Magnitude 1,2 ereignet hatte, dessen Erdbebenherd in knapp 1000 m Tiefe lag. Dass man so schwache Erdstöße tatsächlich spüren kann, war neu für mich.

Fazit

Obgleich die Bewohner von Pozzuoli nichts dafür können, dass sie von den Naturgewalten in besonderem Maße heimgesucht werden, tragen sie eine gewisse Mitschuld an dem Zustand ihrer Gebäude. Viele der betagten Gemäuer, die ursprünglich wohl ziemlich robust waren, wurden im letzten Jahrhundert auf dilettantische Art und Weise und unter Missachtung jeglicher Bauvorschriften mit Stromleitungen und Gas- und Wasseranschlüssen nachgerüstet. Von außen wurden Halterungen für Klimaanlagen angebracht und Metallmatten zwischen Putz und Hauswand eingearbeitet. Durch feinste Risse im Putz dringt Wasser ein, das aufgrund des Salzgehaltes der Seeluft und der Schwefelaerosole aus der Solfatara besonders korrosiv wirkt. Dadurch rostet das Metall, dehnt sich aus und schafft Schwachstellen im Putz, durch die weiteres korrosives Wasser eindringt. Das destabilisiert die Außenverkleidung der Gebäude in einem Maße, dass sie bei den moderaten Erdbeben en masse abplatzt. Stellt sich die Frage, wie stabil oder instabil das darunter liegende Mauerwerk noch ist. Spätestens wenn es zu Erdbeben ab 5,4 kommen sollte, sehe ich einige Gebäude zumindest teilweise kollabieren.

Kanlaon eruptiert weiterhin Vulkanasche

Weitere Ascheemission am Kanlaon – vulkanotektonische Erdbeben registriert

Der Kanlaon ist derzeit der aktivste Vulkan der Philippinen und stößt weiterhin sporadisch Aschewolken aus. So kam es vorgestern zu zwei Emissionen, bei denen laut VAAC Tokio Vulkanasche bis auf 3000 m Höhe aufstieg. Laut einer Meldung bei PHILVOLCS erreichte eine Aschewolke eine Höhe von 500 m über dem Krater, was niedriger ist als das VAAC angab.

In einigen Siedlungen kam es zu schwachen Ascheregen, doch im Großen und Ganzen geht von diesen schwachen Eruptionen ein geringes Gefahrenpotenzial aus. Allerdings könnte sich das schnell ändern, denn der Vulkan ist geladen und zu größeren Eruptionen bereit. Darauf deuten verschiedene geophysikalische und geochemische Parameter hin. Hierzu gehört eine anhaltende Inflation des Vulkans, die durch aufsteigendes Magma verursacht wird, das sich unter dem Kanalon ansammelt und so den Boden anhebt. Dies geht einher mit einer erhöhten Seismizität. So wurden gestern 14 vulkanotektonische Beben registriert, die sich vor allem unter der Nordflanke des Vulkans abspielten. Der Schwefeldioxid-Ausstoß lag gestern bei 2458 Tonnen. Am Vortag wurden sogar 3300 Tonnen SO₂-Ausstoß festgestellt. Damit ist der Kanlaon derzeit der größte vulkanische Emittent an Schwefeldioxid und liegt sogar deutlich vor dem Taal, der im letzten Jahr im Durchschnitt mehr als 4000 Tonnen Schwefeldioxid ausgestoßen hat. In diesem Jahr werden am Taal nur noch ca. 10 % des Ausstoßes vom Vorjahr registriert.

Doch zurück zum Kanlaon: PHILVOLCS hält die Warnstufe „3“ (Orange) aufrecht und es gilt weiterhin eine Sperrzone mit einem Radius von 6 Kilometern um den Krater. Man warnt vor diversen Vulkangefahren, zu denen der Ausstoß größerer Aschemengen gehört, aber auch die Generierung von pyroklastischen Strömen und Laharen. Zudem gilt ein Überflugverbot, da starke Explosionen mit hoch aufsteigenden Aschewolken den Flugverkehr gefährden könnten. Mehrere Siedlungen innerhalb des Sperrgebiets wurden letztes Jahr evakuiert.