Campi Flegrei: Schwarmbeben weiter stark

Im Solfatara-Krater in den Campi Flegrei. © Marc Szeglat

Weiter hohe Erdbebentätigkeit in der Campi Flegrei – 100 Beben seit Mitternacht

Datum 16.02.25 | Zeit: 14:30:02 UTC | Koordinaten: 40.8097 ; 14.1057 | Tiefe: 2,5 km | Mb 3,9

Update: Weitere Verstärkung der seismischen Aktivität mit einem Erdbeben Mb 3,9 im Golf von Pozzuoli. Das Hypozentrum lag in 2500 m Tiefe. Der Erdstoß konnte in der ganzen Caldera gespürt werden. Es folgten zahlreiche schwächere Erdbeben, darunter 2 mit Magnituden im Zweierbereich.

Originalmeldung: Die ungewöhnlich hohe Erdbebentätigkeit der Campi Flegrei hält weiterhin an und hat meiner Meinung nach besorgniserregende Höhen angenommen. Alleine heute haben sich bis um 14 Uhr MEZ gut 100 Erschütterungen ereignet. Die meisten Beben hatten geringe Magnituden und lagen in den oberen Gesteinsschichten, in denen sich das Hydrothermalsystem befindet. Einige Erdbeben hatten aber eine etwas höhere Magnitude und lagen auch in Tiefen zwischen 2 und 3 Kilometer. Diese Beben sind aller Wahrscheinlichkeit nach vulkanotektonischen Ursprungs und auf Rissbildungen infolge von Fluidaufstieg zurückzuführen, während die flach liegenden Mikrobeben durch Fluidbewegungen verursacht werden, ähnlich wie Dampf aus einem Kochtopf den Deckel zum Klappern bringen kann.

Die genaue Ursache für die Beben wird kontrovers diskutiert, genauso, wie es bis vor 2 Tagen bei Santorin der Fall gewesen war. Während die eine Expertengruppe meint, dass die Erdbeben nicht durch aufsteigendes Magma verursacht werden und ausschließlich durch Fluide (Gas, wässrige Lösungen) ausgelöst werden, gibt es einige wenige Forscher, die meinen, dass hier Magma seine Finger im Spiel hat. Zwar werden die Erdbeben, die wir nun seit Jahren im Bereich der Caldera beobachten, nicht direkt durch Magma kurz unter der Oberfläche ausgelöst, aber durch eine Magmaansammlung in 4 Kilometern Tiefe.

Ich vertrete die These, dass kurz nachdem in 4 Kilometern Tiefe eine Magmablase angekommen ist, von diesem Magmakörper aufsteigende Fluide die oberflächennahen Erdbeben auslösen. Ich nenne die aufsteigenden Magmenkörper bewusst Magmablasen, weil sich vor dem Aufstieg erst eine gewisse Menge Magma ansammeln muss, die groß genug ist, um aufgrund ihres Dichteunterschieds genug Auftrieb zu haben, um den Druck des umgebenen Gesteins zu überwinden.

Die Aufstiegswege zwischen dem tiefgelegenen Magmakörper in 7 Kilometern Tiefe und der Magmaansammlung darüber werden frei sein, weshalb es in größerer Tiefe keine oder nur sehr wenige Erdbeben gibt. Wenn die Fluide direkt aus einem Magmakörper in 7 Kilometern Tiefe aufsteigen, ist letztendlich trotzdem ein Zustrom an Magma in eben dieses Reservoire die Quelle der bebenauslösenden Fluidschübe.

Man kann das Blatt wenden und drehen, wie man will: Letztendlich steigt Magma in Intervallen auf, dessen Entgasung für den Druckanstieg im Hydrothermalsystem verantwortlich ist, welches die flachen Erdbeben auslöst. Alle anderen Modelle sind unnötig kompliziert und wahrscheinlich realitätsfern. Meine Erfahrung in der Vulkanbeobachtung zeigt mir, dass Magmaaufstieg aus der Tiefe nicht immer mit seismischen Methoden zu erfassen ist oder dass es besondere Methoden erfordert, schwache Erschütterungen in der Tiefe zu detektieren. In einem Umfeld mit ständigen oberflächennahen Bodenbewegungen und anderen Unruhen (Brandung, Verkehr) ist das kaum möglich.

Im konkreten Fall heißt das, dass mit jeder periodisch stattfindenden Verstärkung der oberflächennahen Aktivität entweder in 7 Kilometern Tiefe oder in 4 Kilometern Tiefe neues Magma ankommt. Wenn der Prozess lange genug andauert, steigt das Eruptionsrisiko immer weiter. Und je länger der Ausbruch auf sich warten lässt, desto stärker könnte er werden. Im Endeffekt spielt es auch keine Rolle, ob sich der oberste Magmakörper in 4 oder 7 Kilometern Tiefe befindet, denn in beiden Fällen kann das Magma in kurzer Zeit final aufsteigen. Wenn es aus 7 Kilometern Tiefe kommt, gewinnt man nur ein paar Stunden oder Tage mehr Vorwarnzeit.

Ätna: Lavastrom bleibt am 16. Februar aktiv

Eruption am Ätna hält an – Explosionen von der Lavafront

Die effusive und in Phasen explosive Eruption am Ätna hält seit einer Woche an und variiert in ihrer Intensität nur wenig. Der Tremor steigt immer bis zu einem gewissen Level im roten Bereich langsam, aber kontinuierlich an, um bei Erreichen eines scheinbaren Grenzwertes einen plötzlichen Rücksetzer zu erleiden. Da sich der Gipfel seit Freitag in den Wolken hüllt, lassen sich nur wenige Aussagen zu den Ascheeruptionen aus dem Südostkrater treffen, doch das INGV reduzierte am Freitag die VONA-Alarmstufe von Rot auf Orange, so dass man davon ausgehen kann, dass die Emissionen nachgelassen haben. Vermutlich gibt es aber noch strombolianische Aktivität, die glühende Tephra auswirft.

Die Lavafront bewegt sich nur langsam voran und dürfte knapp unterhalb des 1900-m-Höhenniveaus angekommen sein. In den sozialen Netzwerken gibt es beeindruckende Fotos und Videos des Lavastroms. Die Lavafront geht in die Breite und türmt sich hoch auf. Da sie sich in einem Gebiet oberhalb der Schneefallgrenze bewegt, kommt es zur Interaktion mit dem Eis, wobei kleinere phreatische Explosionen entstehen und beeindruckende Schmelzwasserbäche von der Lavafront ausgehen.

Das INGV brachte nun auch ein Update zum Geschehen und veröffentlichte Zahlen zum Lavastrom, die Stand 11. Februar sind: Er entspringt einem neuen Förderschlot auf 3050 m Höhe an der Basis der Bocca Nuova und war an dem genannten Datum 2 Kilometer lang und bedeckte eine Fläche von 1,5 Quadratkilometern. Wir wissen, dass er inzwischen über 3 Kilometer lang ist. Zwischen dem 8. und 12. Februar lag die Förderrate bei 2 bis 3 Kubikmetern pro Sekunde, mit einem Spitzenwert von 3,2 Kubikmetern pro Sekunde am 12. Februar. Das entspricht in etwa der Förderrate, die wir die meiste Zeit über während der ersten Fagradalsfjall-Eruption im März 2021 hatten. Dart akkumulierte sich die Lava aber in einem Tal, wodurch eine mächtige Lavaschicht entstand. Weitere Daten lieferten die Vulkanologen bislang nicht. Analysen von Lavaproben stehen weiterhin aus.

Ätna: Lavastrom erreicht Baumgrenze

Eruption am Ätna hält an – Lavastrom erreicht Baumgrenze

Der Vulkanausbruch am sizilianischen Vulkan Ätna hält weiterhin an und Lava fließt aus einem Förderschlot an der Basis des Zentralkraters. Die Lavafront hat inzwischen die Baumgrenze auf flacherem Terrain erreicht und befand sich gestern auf ca. 1900 m Höhe. Die Lavafront kommt nur vergleichsweise langsam voran, dafür schiebt sich die Lava zu beeindruckender Mächtigkeit auf und mich erinnert die Dimension der Front fast an die Lavaströme, die sonst während größerer Flankeneruptionen fließen. Mit dem Unterschied, dass momentan nur ein Lavastrom unterwegs ist, während bei Flankeneruptionen oft mehrere Lavaströme generiert werden. Laut MIROVA emittiert der Lavastrom eine sehr hohe Thermalstrahlung mit mehr als 1200 MW Leistung.




Neben dem Lavastrom gibt es auch immer wieder lang anhaltende Phasen von Ascheeruptionen aus dem Südostkrater. Diese ließen gestern kurzfristig nach, so dass das INGV den VONA-Alarmstatus für den Flugverkehr auf „Orange“ herabstufte. Mit dem kurzfristigen Nachlassen der Explosivität der Eruption ging ein kleiner Tremor-Rücksetzer einher, doch sofort stieg der Tremor wieder langsam an. Parallel dazu verstärkte sich dann auch wieder der Ascheausstoß, so dass der VONA-Alarmstatus heute Morgen wieder auf „Rot“ hochgestuft wurde. Das VAAC Toulouse teilte in seiner Warnung mit, dass Vulkanasche in einer Höhe von 4600 m detektiert wurde. Die Aschewolke driftete in Richtung Nordosten und somit weg vom Flughafen in Catania, wo der Flugbetrieb ungestört weitergehen sollte.

Apropos INGV: Die Vulkanologen geben sich in letzter Zeit ungewöhnlich schweigsam. Zwar werden kurze Warnungen und Wochenbulletins ausgegeben, aber die große Begeisterung früherer Jahre in Bezug auf Kommunikation über soziale Medien mit der Bevölkerung scheint verflogen zu sein und ausführliche Berichte wurden bis heute Mittag nicht veröffentlicht.

Dafür gibt es aber engagierte Bergführer und Fotografen, die die Vulkancommunity mit ihren Fotos und Videos auf dem Laufenden halten. Wie in der Astronomie auch scheint die Öffentlichkeit immer mehr auf die Mitarbeit von engagierten „Amateuren“ angewiesen zu sein, wobei ich die ortsansässigen Vulkanführer natürlich nicht als Amateure einstufe.

Update: Tatsächlich erschien vorhin ein Bericht vom INGV zum Lavastrom. Details nenne ich morgen in einem weiteren Bericht.

Campi Flegrei: Erdbebenaktivität am 14. Februar

Schlammpool in der morgendlichen Solfatara. © Marc Szeglat

Schwarmbeben unter Campi Flegrei geht weiter – ungewöhnlich lang anhaltende Aktivität

Die Erde kommt unter den Phlegräischen Feldern nicht zur Ruhe und das Schwarmbeben, das am 10. Februar begann, setzt sich auch heute noch fort. Seit gestern manifestierten sich ca. 100 Erschütterungen. Auch wenn alle Beben Magnituden unter 3 haben, ist es in Bezug auf Dauer und Anzahl der Beben ein ungewöhnlich intensiver Schwarm. Er ist auch insofern auffällig, als dass so starke Schwärme meistens in Zusammenhang mit stärkeren Erdbeben stehen, die es bislang aber nicht gab. Dennoch ereigneten sich mehrere Beben mit Magnituden im Zweierbereich.

Das stärkste Beben der letzten Stunden hatte eine Magnitude von 2,6. Sein Hypozentrum lag in 2100 m Tiefe. Das Epizentrum wurde nördlich des Thermalgebiets von Pisciarelli festgestellt, wo sich mehrere Beben im genannten Magnitudenbereich ereigneten. Hier baut sich Druck auf, der letztendlich zu einer phreatischen Eruption führen könnte.




Die Beben verteilen sich zwar über einen Großteil der Caldera, konzentrieren sich aber in einer Zone zwischen Pisciarelli im Osten und einem Gebiet nahe der Küste südlich vom Monte Guaro.

Auffällig ist, dass die meisten stärkeren Erschütterungen im Zweierbereich auch in Tiefen von mehr als 2 Kilometern liegen, während sich die schwächeren Beben deutlich flacher im Hydrothermalsystem befinden. Die tieferen Beben könnten vulkanotektonischen Ursprungs sein und mit Rissbildungen infolge von Fluidaufstieg stehen, während die schwächeren Erdbeben durch Fluidbewegungen im Hydrothermalsystem ausgelöst werden.

Mich würde es nicht wundern, wenn sich die Bodenhebung infolge des Zustroms an Fluiden wieder beschleunigen würde. Zuletzt lag sie bei 10 mm im Monat, nachdem sie im Sommer letzten Jahres kurzzeitig doppelt so hoch war. Im letzten Jahr hob sich der Boden um 20 Zentimeter. Seit Beginn der Hebungsphase im Jahr 2005 kamen ca. 140 Zentimeter Hebung zusammen. Gemessen an der Station RITE. Ein Teil der Hebung wird aller Wahrscheinlichkeit nach Magma zu verdanken sein, das sich in 4–5 Kilometern Tiefe akkumuliert. Ansonsten werden hydrothermale Fluide für Hebung und Druckbeaufschlagung verantwortlich gemacht.

Ätna: Alarmstufe Rot ausgerufen

Eruption am Ätna geht weiter – Alarmstufte Rot für den Flugverkehr

Die Eruption am Ätna geht bei linear steigendem Tremor weiter. Der Tremor ist ein Anzeichen für eine Steigerung der explosiven Aktivität, was bereits gestern dazu führte, dass das INGV die rote VONA-Alarmstufe für den Flugverkehr ausgerufen hat. Von einer paroxysmalen Tätigkeit ist man zwar ein gutes Stück entfernt, doch es kommt zu stärkeren strombolianischen Eruptionen aus dem Südostkrater mit Ascheemissionen, die phasenweise vergleichsweise stark sind.

Die Erdbebentätigkeit ist moderat. Vor 2 Tagen gab es im Süden des Vulkans bei Pedara einige Erdbeben, die sich an lokalen Störungszonen ereignet haben werden, die immer dann aktiv werden, wenn im Untergrund Magma aufsteigt. Am 8. Februar manifestierten sich einige Erschütterungen im Bereich der Seilbahnstation Etna-Nord. Die Erschütterungen manifestierten sich kurz vor Einsetzen der Eruption und könnten mit Magma in Verbindung gestanden haben, das letztendlich den finalen Druckanstieg verursachte, der zur Eruption führte. Auf der Shakemap sieht man nun auch den Erdbebencluster im Norden des Ätna, der sich an der Pernicana-Störungszone ereignete. Stellt sich die Frage, ob diese Beben im Zusammenhang mit der aktuellen Eruption stehen oder ob sie mit zukünftigen Ereignissen assoziiert sind.

Die Bergführer und Vulkanfotografen vor Ort teilen in den sozialen Medien einiges an Bildmaterial, das ihr auch in unserer FB-Gruppe „Volcanoes and Volcanism“ betrachten könnt. Die Eruption ist durchaus als ästhetisch zu beschreiben. Besonders schön sind die Kontraste zwischen Feuer und Eis zu Vollmond, besonders, wenn es im Hintergrund des Lavastroms noch eine Eruption am Südostkrater gibt. Auf einigen Bildern, die vom Süden aus aufgenommen wurden, erkennt man auch strombolianische Eruptionen, die offenbar hinter dem Sattel zwischen Südostkrater und Bocca Nuova aufstiegen. Vielleicht hat sich dort ein Hornito gebildet. Es ist aber auch gut möglich, dass der Nordostkrater aktiv geworden ist. Eine Bestätigung hierfür steht noch aus.

Campi Flegrei: 60 Beben in 24 Stunden

Calderavulkan Campi Flegrei bebt weiter – ca. 60 Beben in 24 Stunden

Seit meinem letzten Post zu den Campi Flegrei in Süditalien sind gerade einmal 24 Stunden vergangen, während denen das gestern gemeldete Schwarmbeben weiterging. Seitdem sind gut 60 Beben hinzugekommen. Insgesamt haben sich in den letzten 3 Tagen also ca. 120 Erschütterungen ereignet. Zwischendurch gab es mal eine etwas ruhigere Phase und das INGV postulierte einen neuen Erdbebenschwarm, wobei man die Aktivität aber auch getrost zusammenfassen kann. Einige Autoren sind auch der Meinung, dass die Unterteilung in einzelne Schwärme sinnlos ist, da die Erdbebenaktivität auch in ruhigeren Zeiten nie ganz aufhört. Man kann eigentlich von einem großen Schwarmbeben reden, das die gesamte Zeit über anhält, oder neu zu zählen anfangen, wenn es mal an einem Tag zu keiner Erschütterung kommen sollte.




Wie auch immer, das stärkste Beben der letzten Stunden hatte eine Magnitude von 2,5 mit einem Hypozentrum in 2100 m Tiefe. Das Epizentrum lagin unmittelbarer Nähe zum Thermalgebiet von Pisciarelli. Das zweitstärkste Beben kam auf M 2,4 in 2800 m Tiefe und lag nordwestlich der Solfatara. Der überwiegende Teil der Beben hatte Magnituden im Bereich der Mikroseismizität und spielte sich im Hydrothermalsystem der Caldera ab. Auffällig ist, dass einige der schwächeren Beben über ein großes Gebiet verstreut liegen, das bis hinter Ischia reicht. Aber vielleicht ist hier auch nur die automatische Verortung inkorrekt.

Begann das Jahr noch mit einer vergleichsweise niedrigen seismischen Aktivität, sehen wir in den letzten Wochen wieder eine signifikante Steigerung, die all jene Fachmänner Lügen straft, die die ruhigere Phase als Anzeichen eines Abklingens der Aktivitätsphase ansahen. Bereits damals schrieb ich, dass sich die Aktivität in der ruhigeren Phase eigentlich noch genau auf dem Niveau befand, das dem langjährigen Mittel entsprach. Grund zur Entwarnung gibt es also nicht. Ich vermute, die Aktivitätssteigerung geht einher mit der Ankunft einer weiteren Magmablase in 4–5 Kilometern Tiefe, und es würde mich nicht wundern, wenn wir bald eine erneute Beschleunigung der Bodenhebung sehen würden.

Ätna verstärkt Tremor am 12.02.25

Ätna Eruption hält bei verstärktem Tremor an – Lavastrom gut 3 Kilometer lang

Die Eruption am Ätna geht weiter und könnte sich sogar verstärkt haben. Hinweise darauf liefert eine erhöhte Tremoramplitude, die bereits seit gestern leicht, aber stetig ansteigt und sich im unteren Drittel des roten Bereichs bewegt. Ob sich dieser Anstieg 1 : 1 im Lavaausstoß am Lavastrom widerspiegelt, lässt sich aus der Ferne nicht diagnostizieren. Auf der Livecam ist aber ein beständiger Ascheausstoß des alten Teils des Südostkraters zu sehen. Im Allgemeinen unterscheiden die Vulkanologen vom INGV nicht mehr zwischen dem Alten und dem Neuen Südostkrater, sondern schreiben in ihren Berichten nun vom westlichen Teil des Südostkraters, wenn vom Alten Südostkrater die Rede ist. Der Grund liegt darin, dass die beiden Krater durch die starken Paroxysmen der letzten Jahre zusammengewachsen sind und eigentlich einen Kraterkegel bilden.

Der Lavastrom, der seit dem Wochenende aktiv ist, hat inzwischen eine Länge von gut 3 Kilometern erreicht. Die Lavafront hat den Steilhang überwunden und bewegt sich nun in flacherem Gelände, was die Geschwindigkeit der Front verringert.

Das INGV nahm die Eruption zum Anlass, wieder ein Wochenbulletin zu veröffentlichen. Dem ist der genaue Standpunkt des neuen Förderschlots zu entnehmen, von dem es heißt, dass er sich an der östlichen Basis der Bocca Nuova (Zentralkraterkomplex) geöffnet hat. Auf der zugehörigen Karte erkennt man, dass die Öffnung doch vergleichsweise nahe im Sattelbereich zwischen Südostkrater und der Bocca Nuova liegt. Die effusive Tätigkeit ist wahrscheinlich mehr mit dem Südostkrater assoziiert als mit dem Zentralkrater. Diese These wird auch durch die genauere Analyse der Tremorquelle gestützt, die auf einer Höhe zwischen 2800 und 3000 m unter dem Südostkrater ausfindig gemacht wurde. Der Lavaaustritt befindet sich auf dem 3050 m-Höheniveau.

Bereits am 6. Februar, also 2 Tage vor Beginn der effusiven Tätigkeit, setzten strombolianische Eruptionen aus dem Südostkrater ein. Weitere direkte Vorzeichen der Eruptionen gab es kaum, sieht man einmal von einem hohen Kohlendioxidausstoß und einer minimalen Bodenhebung ab, die aber unter einem Mikron lag. Das Geschehen zeigt einmal mehr, wie schwer es am Ätna ist, Vulkanausbrüche zu prognostizieren.

Ätna: Erdbeben und Ascheemissionen

Ascheemissionen aus Bocca Nuova und Südost-Krater

Der Ätna auf Sizilien wird zusehends unruhig und stößt nicht nur Lava aus einem neuen Schlot an der Basis des Zentralkraters aus, sondern emittiert auch Vulkanasche. Das Interessante ist, dass die Asche erstmalig seit langem aus dem Alten Südostkrater zu kommen scheint. Auch die Bocca Nuova ist seit dem Mittag beteiligt. Es können passive Emissionen infolge von Kollapsereignissen sein, aber auch aktive Eruptionen.

Der Südostkrater ist eigentlich seit fast 2 Jahrzehnten stillgelegt und die Aktivität im Osten des Vulkans schuf mit dem Neuen Südostkrater einen Anbau an den ursprünglichen Südostkrater. Der Krater entstand erst 1979 und ich sah ihn einige Jahre lang wachsen und war auch bei der Geburt des Neuen Südostkraters zugegen.

Erdbeben M 3,7 im Norden des Ätnas

Dem nicht genug, manifestierte sich heute Nachmittag ein kleiner Erdbebenschwarm an der unteren Nordflanke des Ätnas. Das EMSC zeigt 5 Beben mit Magnituden zwischen 3,7 und 2,0. Da die Anzeige überwiegend auf Beben ab M 2,0 beschränkt ist, könnten auch schwächere Beben aufgetreten sein. Die Ebben standen sehr wahrscheinlich mit tektonischen Prozessen entlang der Pernicana-Störung in Verbindung. Vor den letzten größeren Flankeneruptionen 2001 und 2002/03 ereigneten sich an dieser Störung mehrere Erdbeben, die auch zu Schäden an der Infrastruktur der Region führten. Es kann also Wechselwirkungen mit aufsteigendem Magma geben. Bei diesen Gelegenheiten wurde auch ein verstärktes Gleiten der Ostflanke des Ätnas beobachtet, die sich um bis zu 1 m hangabwärts Richtung Meer verschob. Phasen beschleunigten Hanggleitens können ihrerseits Einfluss auf das eruptive Verhalten des Ätnas nehmen.

Ich will mit diesen Zeilen nicht implizieren, dass eine Flankeneruption ansteht. Außer den beschriebenen Phänomenen der Subterminaleruption, den Ascheexhalationen und Erdbeben entdeckten die Vulkanologen vom INGV bislang keine Anzeichen für sich anbahnendes Ungemach. Sehr wahrscheinlich bleibt es bei der beobachteten Phänomenologie, obwohl der Ätna immer für Überraschungen gut ist.

Ätna: Lavastrom und Ascheemissionen am Sonntag

Eruption am Ätna hält an – neben Lavastrom auch Ascheemissionen

Der mächtigste Vulkan Siziliens ist seit Samstag wieder aktiv und eruptiert einen Lavastrom, der aus Förderschloten entlang einer kleinen Fraktur an der südlichen Basis des Zentralkraterkegels quillt. Die Aktivität hielt auch gestern an und Videoaufnahmen, die in einem FB-Reel geteilt wurden, zeigen, dass es nicht nur bei einem Lavastrom blieb, sondern auch zu Ascheemissionen aus dem Neuen Südostkrater kam. Dieser Krater war in den letzten Monaten ungewöhnlich ruhig und zeigte auch auf Sentinel-Satellitenfotos im Infrarotspektrum die kalte Schulter. Tatsächlich war der Neue Südostkrater bis zum letzten Frühjahr der aktivste der 4 Ätna-Gipfelkrater, doch dann shiftete die Aktivität in Richtung Zentralkrater, wo die Voragine im Zuge explosiver Eruptionen einen neuen Kraterkegel bildete. Sollten die Ascheemissionen Anzeichen für eine erneute Aktivitätsverlagerung sein?

Eindeutig beantworten lässt sich diese Frage nicht, doch wie in einem der letzten Updates zum Ätna beschrieben wurde, wurde im Januar vermehrt Tremor registriert, dessen Quelle unter dem neuen Südostkrater lag. In den Vormonaten befand sich die Tremorquelle mehr zwischen dem Neuen Südostkrater und dem Zentralkrater. Umso überraschender ist die Lokation der neuen Boccen an der Basis des Zentralkraters.

Der Tremor variiert und schwankt zwischen dem oberen gelben Bereich und dem unteren roten Bereich hin und her, wobei es eine generell leicht steigende Tendenz gibt. Auch wenn man tagsüber auf den Livecams nicht erkennen kann, ob der Lavastrom noch aktiv ist, zeigt der erhöhte Tremor, dass er es zumindest sein könnte.

Subterminale Lavaströme sind oft nur kurzlebig, doch es gibt auch Beispiele lang anhaltender Tätigkeit. In den letzten Jahrzehnten waren solche Lavaströme mehr im Osten des Ätna aktiv und standen mit der Aktivität am Südostkrater in Verbindung. Oft flossen sie ins Valle del Bove. Einen sehr schönen subterminalen Lavastrom gab es im März 1999. Damals floss die Lava mehrere Wochen lang. In den Jahren 2008/09 floss die Lava über Monate. Einen länger anhaltenden Subterminal-Ausbruch gab es auch 2014, als am Fuß des Nordostkraters eine kleine Spalte Lava förderte. Oft wachsen bei solchen Gelegenheiten nach ein paar Tagen Hornitos auf den Förderschloten und es kommt zu Lavaspattering.