Bildbericht Guatemala: Fotos von Pacaya und Fuego



Guatemala ist eines der wenigen Länder der Erde, in dem man mit etwas Glück auf mehrere Vulkane stoßen kann, die gleichzeitig aktiv sind. Die Dauerbrenner heißen Pacaya, Fuego und Santiaguito. Während ich Santiaguito bereits 2009 einen Besuch abstattete, waren im März 2018 Pacaya und Fuego dran. Ziel war es Drohnenaufnahmen der Vulkane zu machen, was sich am Fuego als schwierig erwies, da es stark windig war und die Drohnen an ihre Grenzen stießen.

Pacaya im Schatten des Orion

Für mich begann die Reise nach Guatemala mit einer folgenschweren Flugverspätung. Der Delta-Flieger startete in Düsseldorf wegen eines technischen Defektes mit 3 Stunden Verspätung. In der Folge verpasste ich den Anschlussflieger in Atlanta und musste dort für eine Nacht ins Hotel. In Guatemala City landete ich mit einem Tag Verspätung. Zu allem Überfluss war mein Gepäck nicht da, sondern legte einen Abstecher nach Los Angeles ein. Am Flughafen organisierte ich mir ein Privattransport zum Pacaya, wo Martin bereits auf mich wartete. Zunächst sollte die Fahrt 50 USD kosten, doch während der Fahrt verhandelte der Fahrer mit einer rührseligen Geschichte nach und wollte 10 USD mehr haben. Dafür umfuhr er dann auch einen Stau, indem er Geisterfahrer spielte. Nach gut 90 Minuten Fahrt wurde ich am Salamandras House abgesetzt, welches sich direkt am Parkeingang zum Pacaya befindet. Die Pension ist recht einfach und wurde gerade renoviert, dennoch bekamen wir ein Zimmer gestellt. Der Besitzer Jamie erwies sich als sehr hilfsbereit und verfügte über gute Kontakte, die uns auch am Fuego schnell weiterhalfen. Nach einer 3 stündigen Ruhephase machten wir uns Nachts auf zum Gipfel, welchen ich dann zeitgleich mit den Wolken erreichte. Martin schwärmte mir von der letzten Nacht einen vor, während derer er natürlich seine Aufnahmen im Sack hatte. Morgens machten wir uns dann wieder an den Abstieg und pünktlich mit erreichen der Basis des McKenney-Kraters verzogen sich die Wolken. Ein wenig gefrustet ließ ich meine Drohe eine Runde um den Krater drehen, um wenigstens ein paar Übersichten hinzubekommen.

Fuego und die Spur des Boliden

Einen Tag später wartete ich immer noch auf mein Gepäck. Wir wollten uns auf den Weg zum Fuego machen. Unser Bus ging um 11 Uhr und 5 Minuten später kam der Fahrer mit meinem Rucksack. Jamie leitete diesen dann nach Antigua weiter, wo ich am Abend dann endlich mein durchgeschwitztes T-Shirt wechseln konnte. Am Samstagmorgen ging es mit einer organisierten Tour zum Doppelvulkan Fuego-Acatenango. Wir waren tatsächlich die Ältesten der Teilnehmer, was noch einmal verdeutlicht wurde, als wir einen Zettel mit persönlichen Angaben ausfüllen mussten, welcher zur Registrierung im Nationalpark nötig ist. Ich rechnete schon damit, dass man uns den Zugang verweigern würde, oder wenigstens einen Gesundheitstest unterziehen würde. Doch wie sich dann herausstellte sind wir trotz unserer Jahre nicht so ganz unfit. Der Aufstieg auf den Acatenango führte durch einen sehr schönen Wald, der Pfad war gut ausgebaut und einfach zu gehen. Nach knapp 4 Stunden erreichten wir die Terrassen über dem Sattel zum Fuego, wo bereits Zelte aufgebaut waren und ein Lagerfeuer glimmte. In den letzten Jahren entwickelte sich hier eine regelrechte Tourismusindustrie.

Pünktlich zur Abenddämmerung kamen Wolken auf und es wurde stürmisch. Durch die Wolken hörte man die gelegentlichen Eruptionen des Vulkans. Wir verzogen uns zu einer Rast ins Zelt. Gegen 9 Uhr rissen die Wolken auf und wir begaben uns auf Beobachtungsposten. Kaum waren die Kameras aufgestellt, ließen die Eruptionen auf sich warten. Es gab zwar ein paar winzige Aschepuffs, doch da lohnte es sich nicht den Auslöser zu drücken. Dann, nach fast 2 Stunden warten, gab es einen ordentlichen Knall. Glühende Tephra deckte den Hang am Krater ein und in der Aschewolke leuchtete ein vulkanischer Blitz auf. Damit hatten wir nun nicht gerechnet. Die Eruptionen erfolgten in Phasen, zwischen denen es relativ lange ruhig blieb. Das Thermometer steuerte Richtung 0 Grad und gen Mitternacht wurde mir doch ein wenig frostig. 2 Stunden später ereignete sich eine weitere Eruptionsserie, die sich zu meinem persönlichen Höhepunkt der Tour entwickeln sollte, als ein recht großer Bolide direkt über dem Vulkan verglühte. Der Meteorit zog eine glühende Spur am Nachthimmel, während der Vulkan knuffige Aschewolken eruptierte. Das Alles unter dem Anlitz des „Kreuz des Südens“: Vulkanologie trifft Astronomie.

Bis zur Morgendämmerung zog ich mich ins Zelt zurück und überließ Martin das Feld. Dieser erwies sich einmal mehr als unermüdlich und trotze den niedrigen Temperaturen hinter der Kamera, welche die ganze Nacht durchlief. Am Morgen dann, starteten wir unsere Drohnen in Richtung Krater. Es war eigentlich viel zu windig und auf dem Display der Fernsteuerung erschienen ständig entsprechende Warnungen. Ich wurde ein mulmiges Gefühl nicht los, als ich meine Mavic die 2,5 km bis zum Krater fliegen ließ und dabei die Flughöhe der Drohne voll ausreizte. Beim 3. Flug gesellten sich dann Warnungen über Interferenzen dazu und das Signal brach ab. Die Drohne machte sich automatisch auf den Rückflug, doch irgendetwas ging schief: anstatt Richtung Startpunkt zurück zu kommen, verfehlte sie uns um mehr als 500 Meter und war weder zu sehen, noch zu hören. Nun manifestierte sich eine weitere Warnung auf dem Display „low Battery“! Die Drohne setzte zur automatischen Notlandung an, was in dem bewaldeten Gebiet nicht gut gehen konnte. Da ich den Prozess nicht abbrechen konnte, übergab ich das Steuer an Martin, da er weitaus routinierter mit der Mavic umgehen konnte als ich, der sie zum ersten Mal einsetzte. Ihm gelang es tatsächlich die Drohne anhand der Telemetrie zurück zu steuern, und das, obwohl sie sich im Sinkflug befand. Sie erreichte den sicheren Boden mit dem letzten Milliampere. Dass war dann wohl mal Drohnen-fliegen am Limit. Kurz zuvor hatte Martin mit seiner Drohne weniger Glück gehabt, denn der Gimbal streikte aus unerklärlichen Gründen.

Kurz darauf machten wir uns auch schon wieder an den Abstieg und wir beendeten unser kurzweiliges Vulkanabenteuer. Am nächsten Morgen trat Martin bereits seinen Rückweg nach Hause an, während ich noch einen Tag lang Antigua erkundete. Die kleine Stadt aus der Kolonialzeit Guatemalas ist bei Touristen sehr beliebt. Hier richten sich viele junge Leute auf einen längeren Aufenthalt ein, weil sie Sprachkurse besuchen um Spanisch zu lernen.

Ein Zwischenfall sei noch erwähnt: Auf dem Zentralplatz in Antigua fotografierte ich einige Indios, als mir plötzlich ein paar Gegenstände aus meinem Leichtrucksack purzelten. Verwundert sammelte ich meinen Kram auf und guckte mir meinen Rucksack an, in dem plötzlich ein Riss klaffte. Ich vermute mal, dass da jemand sein Messer ausprobiert hatte, als ich mit einem der Indios sprach, welcher mir seine Souvenirs verkaufen wollte. Vor Taschendieben sei also gewarnt. Allerdings scheint mir die Gegend am Fuego relativ sicher zu sein, auch wenn es immer wieder zu Überfällen auf Alleingänger kommen soll.

Auf dem Rückflug kam es wieder zu einer Panne des Fliegers. In Atlanta standen wir gut eine halbe Stunde auf der Runway rum, da sich Klappen im Triebwerk verklemmt hatten, die den Luftstrom in der Passagierkabine regeln. Der Kapitän wollte wieder zurück zur Gangway rollen, als er das o.k. bekam mit nur einem funktionierenden System zu starten. Ein komischen Gefühl! Für mich war es das erste und letzte Mal, dass ich mit Delta geflogen bin! Eine Beschwerde bei der Fluggesellschaft mit einer Schadensersatzforderung wegen der Verspätung auf dem Hinflug blieb bisher unbeantwortet.

 

Bildergalerie Dukono

Die Bilder entstanden zwischen dem 09.06.14 und dem 16.06.14 am Vulkan Dukono auf der indonesischen Insel Halmahera. Der Vulkan ist seit 2008 praktisch dauernd tätig, allerdings variiert die Intensivität der Aktivität stark. Wir erwischen den Vulkan in einer recht heißen Phase. Die Vulkanausbrüche ließen Vulkanasche bis zu 2,5 km hoch aufsteigen. Strombolianische Eruptionen schleuderten Lavabomben über den Kraterrand hinaus und stellte eine ernste Gefahr für die Beobachter dar.

Bildergalerie: Pyroklastische Ströme am Sinabung

Die Geonauten reisten zwischen dem 11. und dem 19. Januar 2014 nach Sumatra, um die Eruption des Vulkans Sinabung zu dokumentieren.

Der Sinabung liegt im Norden Sumatras, unweit der Millionen-Metropole Medan. Der Vulkan gehört zum System der großen Lake Toba Caldera und ruhte für mehr als 400 Jahre. Er erwachte im August 2010 mit einer Phase explosiver Aktivität aus dem Gipfelkrater. Seitdem meldete er sich immer mal wieder mit kleineren Eruptionen zurück. Die aktuelle Ausbruchsphase begann im September 2012 mit vulcanischen Eruptionen. Zunächst wurden einige Bauernhöfe auf der Vulkanflanke evakuiert. Mit Zunahme der Tätigkeit wurde die Evakuierungszone immer weiter ausgedehnt. Sie schließt nun alle Gebäude und Dörfer in einem 5 km Radius um den Krater ein. Über 22.000 Menschen sind davon betroffen. Sie leben in mehreren Evakuierungszentren im Bezirk Berastagi.

Im Dezember 2013 begann ein Lavadom zu wachsen und pyroklastische Ströme flossen über den Südosthang des Vulkans. Sie legten eine Entfernung von bis zu 5 km zurück und schufen eine fast 1 km breite Schneise der Vernichtung. Die Vulkanasche der wurde vom Wind verweht und wo sie niederregnete erstickte sie alles Leben. Die Feldfrüchte verdarben an den Pflanzen und Fische starben in ihren Zuchtteichen. Allein gelassene Tiere verhungerten. Verwilderte und hungrige Hunde stellten ein zusätzliches Problem für die Mensch dar, die sich nicht evakuieren ließen und in dem Katastrophengebiet ausharrten. Diese Menschen kämpften gegen eine gut 10 cm mächtige Ascheschicht an, die zahlreiche Häuserdächer zum Einsturz brachten.

Wir Geonauten verbrachten mehrere Nächte auf unseren Aussichtsplätzen im Sperrgebiet und fotografierten die pyroklastischen Ströme. Dabei näherten wir uns der Bahn der Glutströme bis auf 2 km. Der zähflüssige Lavastrom des Doms floss wie ein langsames Förderband durch den oberen Bereich eines Canyons und ließ große Lava-Pakete hinab rutschen. Das Gas in der Lava ließ die Pakete zerbersten und es entstanden die gefürchteten pyroklastischen Ströme. Besonders nachts stellten sie ein wunderschönes Naturschauspiel dar, vergleichbar mit der tödlichen Ästhetik einer Atombombenexplosion.

Derweilen gehen die Eruption am Sinabung weiter. Diese Woche will der indonesische Präsident das Katastrophengebiet besuchen. Hoffentlich erhalten die Menschen am Vulkan Hilfe von der Regierung. Bisher stehen sie ziemlich alleine dar.

Kamtschatka: Bildergalerie Shiveluch

Shiveluch ist ein Vulkan auf der sibirischen Halbinsel Kamtschatka. Er liegt in Sichtweite des Klyuchevskoy, auf der nördlichen Seite des Kamchatka-Tales, dass durch den gleichnamigen Fluss geteilt wird. Alle 2 Stunden überquert eine Fähre den Fluss. Die betagte Fähre besteht eigentlich nur aus einem Schwimmponton, der von einem kleinen Schlepper manövriert wird. Doch die Tage der Fähre sind gezählt: eine neue Brücke befindet sich im Bau. Wir erwischten die letzte Fähre des Tages um 18 Uhr. Gut eine Stunde später wühlte Aleksey seinen 4×4 Bus durch das Ignimbrit-Feld am Fuße des Vulkans. Während sich unser Ziel in Wolken hüllte, konnten wir den Klyuchevskoy in der Ferne Feuer speien sehen. Ganz wohl war mir bei dem Gedanken nicht, nachts weit auf das Ignimbrit-Feld hinauszufahren. Immerhin zeugen die Ablagerungen pyroklastischer Ströme von verheerenden Eruptionen des Shiveluch und wir hatten noch keine Gelegenheit die Aktivität des Vulkans zu beobachten. So fuhren wir nur wenige Kilometer in das Ignimbrit-Feld hinein. Dieses erstreckt sich gut 18 Kilometer vom Lavadom in südöstlicher Richtung. Tiefe Erosions-Canyons durchziehen das Feld und zwangen Aleksey zum wilden kreuzen des Feldes. Bald errichteten wir unser Lager und bauten unser Tipi auf. Obwohl wir weniger hoch waren, als die Tage zuvor am Klyuchevskoy, war es auch hier frostig.

Der nächste Morgen begrüßte uns mit einem Wolkenloch und einen fast freien Blick auf den Shiveluch, der gerade einen kleinen pyroklastischen Strom emittierte. Ein Blick Richtung Klyuchevskoy zeigte: nichts! Keine Lavafontäne, keine Aschewolke mehr, die Eruption schien in der Nacht aufgehört zu haben.

Wir beschlossen unser Lager zu verlagern und wagten uns noch einige km weiter in die Todeszone des Vulkans vor. Aleksey ging bis ans Limit und fuhr seinen Wagen in einer Mulde fest, die mit Schnee gefüllt war. Die Verschränkungfähigkeit seines Mitsubishis war erstaunlich!

Da nachmittags mal wieder ein Schneesturm aufzog, verließen wir die allzu exponierte Lage und zogen uns etwas zurück, um erneut ein Lager aufzuschlagen. Am folgenden Morgen waren wir eingeschneit. Eine Wanderung führte uns bis auf wenige Kilometer an den wolkenverhangenen Dom heran. Der Wind peitschte uns wild ins Gesicht und sollte erst am Abend etwas nachlassen. Stunden verbrachten wir in den folgenden Nächten in der Kälte, um die wenigen wolkenfreien Augenblicke nicht zu verpassen. Die Aktivität am Lavadom war ernüchternd. Nur an wenigen Punkten war Rotglut zu beobachten. Gelegentlich lösten sich Schuttlawinen, die eine schwache Lichtspur auf dem Domhang hinterließen. Richard und Martin bewiesen mehr Ausdauer als ich und verbrachten fast die ganzen Nächte im Freien, während ich mich stundenweise in meinen Schlafsack kuschelte.

Eine größere Eruption blieb während unserer Zeit am Shiveluch aus. Trotzdem war es eine faszinierende Erfahrung auf Du und Du mit diesem Vulkan gewesen zu sein.

Bildergalerie: Stromboli im März 2013

Bei meinem jüngsten Besuch des Strombolis am 20. März 2013 war Hektik angesagt. Ich erreichte die Insel bei schönem Wetter, doch wie es im Frühjahr öfters der Fall ist, sollte in 2 Tagen stürmisches Wetter die Aeolischen Inseln erreichen. Ob dann noch Tragflächenboote fahren würden, war ungewiss. Daher beschloss ich meinen Aufenthalt auf eine Nacht zu beschränken und am nächsten Vormittag die Insel wieder zu verlassen. Daher machte ich mich mittags gleich an den Aufstieg. Ich wählte die alte Route, die an der Sciara del Fuoco entlangläuft. Ich hoffte einen jener kleineren Lavaströme zu erwischen, die in der letzten Zeit immer wieder vom Krater ausgingen und über die Feuerrutsche flossen. Doch leider schien ich kein Glück zu haben: oben angekommen zeigte sich das vertraute Bild des Kraters ohne Lavastrom. Obwohl die Seismik immer wieder Hochphasen signalisierte, erwischte ich den Vulkan auf normalem Aktivitäts-Niveau. Allerdings kam es auch immer mal wieder zu etwas stärkeren Eruptionen. Diese wurden überwiegend vom nordöstlichsten Förderschlot generiert, der sich in den letzten Jahren einen kleinen Kegel an der Außenseite des Kraters aufgebaut hatte.
Zur Abenddämmerung kamen nur 2 Gruppen hinauf und da ich mich noch im unteren Bereich der Cima aufhielt, bekam ich auch keinen Stress mit den Führern. Erst als die Gruppen wieder abstiegen, stieg ich den Rest bis zum Pizzo hinauf. Nach Mitternacht zog ich mich in den Schutz eines Beton-Bunkers zurück und verkroch mich in meinen Schlafsack.
Morgens filmte ich den aktivsten Förderschlot vom Pizzo aus und hatte das Glück, eine stärkere Explosion auf den Speicherchip bannen zu können. Erst am heimischen Monitor sah ich in der Nahaufnahme, wie sich der Boden des kleinen Kraters kurz vor der Eruption anhob und die bereits oberflächlich erstarrte Lava wie ein Korken weggesprengt wurde.
Gegen 7 Uhr machte ich mich an den Abstieg und konnte noch ein kurzes Bad im Meer genießen, bevor ich mit dem Tragflächenboot wieder davon düste.
Dank des schönen Wetters und den wenigen anderen Besuchern auf der Insel, ein schönes Erlebnis. Für mich sind Frühjahr und Herbst die schönsten Zeiten auf den Liparischen Inseln.

Bildergalerie: Paroxysmus Ätna 16.03.2013

Am Freitag dem 15.03.2013 mehrten sich die Anzeichen dafür, dass der nächste paroxysmale Vulkanausbruch am Ätna nicht mehr allzu lange auf sich warten lassen würde. Das Seismogramm zeigte Signale leichter Explosionen in einem der Gipfelkrater. In der Nacht zum Samstag waren auf der LiveCam rot illuminierte Wolken zu sehen, die über dem Gipfel des Vulkans schwebten. Indizien für strombolianische Eruptionen. Zum Glück hatte ich bereits eine Woche zuvor einen Flug für Samstag gebucht, genau in der Hoffnung einen dieser Paroxysmen zu erwischen.

Am Samstag landete ich gegen 10 Uhr morgens in Catania und gleich erreichte mich eine SMS von Chris: „Paroxysmus hat angefangen“. In Windeseile sprang ich in den Mietwagen und raste die Straße zum Refugio Sapienza  hinauf, immer Richtung Vulkan schielend, der sich aber in Wolken hüllte. Getrieben von der Angst, den Ausbruch wieder einmal knapp zu verpassen, schnappte ich mir oben angekommen, meinen Trekkingrucksack und fuhr mit der Seilbahn zur Montagnola. Wundersamer Weise wurde es klarer, je höher ich kam. In der Gondel schaukelnd sah ich einen der Dampfringe in den Himmel steigen, wie sie für den Ätna typisch sind. Von einer Eruptionswolke war nichts zu sehen und bei mir stieg die Hoffnung, doch nicht zu spät zu kommen.

Von der Montagnola aus stiefelte ich durch den Schnee Richtung Gipfel. Von der Basis des 2001 entstandenen Kraterkegels „Laghetto“ aus konnte ich einen ersten Blick auf den „Neuen Südostkrater“ erhaschen. Pulsierende Gasströme deuteten auf leichte strombolianische Aktivität hin, also befand sich der Vulkan noch in einem frühen Stadium des Ausbruches. Durch den Schnee stapfte ich Richtung „Torre del Filosofo“ und musste einige Passagen mit Tiefschnee überwinden. An einigen Stellen versank ich bis zu den Oberschenkeln im Schnee. Im Falle einer schnellen Flucht wäre das recht hinderlich. Weiter im Osten Richtung „Valle del Bove“ war der Schnee weniger tief und ich suchte mir eine geeignete Fluchtroute, denn eines war klar: die Hauptphase eines Paroxysmus konnte man bei dem herrschenden Nordwestwind nicht in unmittelbarer Nähe zum „Neuen Südostkrater“ aussitzen.

Ich bezog in dem Bereich Stellung, an dem die Jeep-Piste, die jetzt freilich unter dem Schnee begraben lag, auf die Hochebene vor dem Kraterbereich mündet. Diese Stelle ist noch ca. 800 m vom „Neuen Südostkrater“ entfernt. Von hier aus könnte man schnell über einen Bereich mit angefrorenem Schnee talwärts flüchten.

Im Laufe des Nachmittags nahmen Häufigkeit und Stärke der strombolianischen Eruptionen zu und bei eisigem Wind wartete ich auf den Hauptausbruch. Mit einsetzten der Abenddämmerung begann dieser dann. Als Startsignal für den eigentlichen Paroxysmus kann man die Bildung eines Lavastroms heranziehen, der langsam die Scharte im neuen Kraterkegel hinabfließt. Eine dreiviertel Stunde später steigerten sich die strombolianischen Eruptionen zu einer kontinuierlichen Lavafontäne. Schubweise nahm sie an Größe zu. Gleichzeitig begann eine Wolke aus Lapilli und Vulkanasche aufzusteigen. Der Wind trieb sie über die Scharte hinaus und der obere Teil des Lavastroms wurde von ihr verhüllt. Ich stand gefährlich nahe am Grenzbereich des Aschefallouts und ich fürchtete bald im Regen glühender Lavabrocken zu stehen.

Innerhalb weniger Minuten steigerte sich der Ausbruch derart, dass die gesamte Kegelflanke des „Neuen Südostkraters“ zu glühen schien. Dicht an dicht prasselten die glühenden Steine aus dem Bauch der Erde auf ihn nieder. Explosionen trieben große Lavabomben aus dem Krater. In einer ballistischen Kurve stiegen sie in den Himmel um dann Richtung Boden zu stürzen. Einige Querschläger landeten auf der Nordflanke des Kraterkegels von 2003 und damit südlich vom „Torre del Filosofo“. Für mich ein unmissverständliches Signal den geordneten Rückzug anzutreten. Wohlweißlich hatte ich bereits meine Spikes unter die Stiefel geschnallt und meine 7 Sachen beisammen. So begann ich im Laufschritt die Flanke hinab zu zischen. Ich hörte statisches Knistern und sah einen großen Blitz aus der Eruptionswolke zucken. Der Lichtschein besonders starker Lavapulse ließ den Schnee vor mir aufglühen. In diesen Momenten drehte ich mich eiligst um und hielt nach anfliegenden Lavabomben Ausschau. Tatsächlich schlugen diese bereits auf halber Strecke zwischen mir und meiner vorherigen Position ein. Diese wurde von glühenden Lapilli eingedeckt. Gut 300 Meter westlich bemerkte ich zwei andere Gestalten, die vor dem Inferno flüchteten und offensichtlich mit Tiefschnee zu kämpfen hatten. Große Lavabomben floppten ca. 50 m hinter ihnen in den Schnee. Die Situation wurde brenzlig. Mein Weg führte mich zu weit Richtung „Valle del Bove“ und somit unter die Eruptionswolke, daher korrigierte ich meine Fluchtrichtung und eilte nach Westen. Dort geriet ich allerdings auch in Tiefschnee, was mein Vorankommen ausbremste. Ich hatte in den vergangenen Minuten aber schon einiges an Distanz gewonnen und so konnte ich mich wieder auf das fantastische Naturspektakel konzentrieren. Die Lavafontäne stieg gut 500 Meter hoch auf. Wie ein roter Vorhang prasselten glühende Lapilli in südöstlicher Richtung. Dunkelheit verbarg den größten Teil der Eruptionswolke, doch sie musste mehrere Kilometer hoch sein. Noch plötzlicher, wie die Lavafontäne entstanden war, sank sie wieder in sich zusammen. Es setzte wieder strombolianische Tätigkeit ein. Einzelne Explosionen donnerten aus dem Förderschlot und verteilten die Lava kugelförmig. Einige Lavabomben schlugen in mehr als 1 km Entfernung zum Krater ein. Was für ein Feuerwerk! Nach wenigen Minuten endete auch diese Phase. Der Kegel des „Neuen Südostkraters“ glühte noch für Stunden.

Eine Pistenraupe kam den Hang hinauf gerattert und fuhr mich in der Dunkelheit fast um. Sie zischte an mir vorbei und stoppte bei den einheimischen Kollegen, die hier wohl auch Aufnahmen gemacht hatten. Sie wurde von den Betreibern der Seilbahn abgeholt. Ich beschloss die klare Nacht hier oben zu verbringen und baute mein Zelt am Fuße des „Laghetto“ auf. Ich genoss die geheimnisvolle Atmosphäre des Vulkans, welche durch die Einsamkeit noch verstärkt wurde.

Am nächsten Morgen stieg ich über die Schipisten wieder ab und fuhr Richtung Zafferana und Milo. Die Straßen und Dächer der Ortschaften hüllten sich unter eine schwarze Lavadecke. Gut 1 cm hoch hatte sich die Tephra hier abgelagert. Räumtrupps waren mehrere Tage damit beschäftigt, die wichtigsten Straßen wieder zu räumen. Über Feinstaubbelastung spricht hier sicherlich niemand und über zerkratzten Autolack regt man sich besser nicht auf. Für die Menschen stellen die Ausbrüche des Ätnas eine harte Belastungsprobe dar, besonders, da nach dem Ausbruch vor dem Ausbruch ist.

Bildergalerie: Gasblasen am Laacher-See-Vulkan

Diese Bildergalerie entstand am 24.10.2012 am Ostufer des Laacher-See-Vulkans.

Am Ostufer des Laacher Sees gibt es zahlreiche kalte Gasaustritte aus denen Kohlendioxid strömt. Die meisten Gasaustritte liegen im flachen Wasser und sind dadurch zu erkennen, dass es an der Oberfläche blubbert. Solche kalten Gasaustritte heißen Mofetten. Im Gegensatz zu den Fumarolen, aus denen neben Schwefelgase überwiegend Wasserdampf ausströmt, fehlt der Wasserdampf in Mofetten, da für sie Temperaturen unter 100 Grad typisch sind. Dennoch stehen Mofetten im Zusammenhang mit dem Magmatismus: das Kohlendioxid entströmt meistens einem Magmakörper, der entweder Abkühlt, oder frisch in die Erdkruste eindringt. Neben dem Kohlendioxid entströmt dem Magma auch Helium. Vulkanologen nutzen das Verhältnis zweier unterschiedlicher Helium-Isotope um Aussagen darüber zu treffen, ob es sich um einen aktiven Magmakörper handelt, oder um einen Alten, der sich abkühlt.

Das Kohlendioxid ist schwerer als Luft und sammelt sich besonders bei Windstille in Bodennähe an. Dort kann es den Sauerstoff verdrängen und es droht Erstickungsgefahr. Besonders groß ist diese in Senken, oder anderen Bodenholformen. Ob das Kohlendioxid am Laacher See Schwimmern gefährlich werden kann, ist nicht genauer untersucht. Vermutlich sorgen offenes Gelände und Wind für ausreichend Luftzirkulation, so dass sich in Bodennähe keine gefährlichen Konzentrationen ansammeln können. Tote Kleintiere wie Amphibien, Nager und Vögel würden ein Indiz für Erstickungsgefahr liefern.

In der Eifel gibt es nicht nur am Laacher See Mofetten. Vielerorts tritt Kohlendioxid aus und wird sogar Mineralwasser zugesetzt. Kohlensaure Quellen, sogenannte Säuerlinge waren in der Eifel früher sehr beliebt. Ihr Wasser wurde nicht nur als Heilwasser genutzt, sondern auch Brotteig beigefügt, damit dieser locker wird.

Im Zusammenhang mit den Mofetten am Laacher See gab und gibt es viele Spekulationen, ob diese ein Anzeichen für einen Bevorstehenden Ausbruch sein könnten. Ich beobachte die Gasaustritte seit fast 25 Jahren und kann keine großartigen visuellen Veränderungen feststellen. Eine systematische Untersuchung durch Wissenschaftler gibt es meines Wissens nach nicht.