Vulkan-News 13.10.23: Klyuchevskoy

Nach ein paar Tagen Spontanurlaub mit meinem Sohn -uns hat es ganz Vulkanauten-mäßig nach Stromboli und Vulcano verschlagen gehabt- geht der Betrieb von Vnet wie gewohnt weiter und ich werde euch mehrmals täglich mit Updates zu den Vulkanen der Welt, Erdbeben und Naturkatastrophen versorgen. Anfangen tue ich mit einem Bericht über den Klyuchevskoy.

Vulkan Klyuchevskoy auf Kamtschatka steigerte seine Aktivität

Staat: Russland | Koordinaten: 56.055, 160.643 | Aktivität: Strombolianisch

Der Klyuchevskoy steigerte seine Aktivität und ist nicht mehr nur effusiv tätig, sondern auch explosiv. Das VAAC Tokio brachte in den letzten 2 Tagen 6 VONA-Meldungen heraus, nach denen Vulkanasche bis auf einer Höhe von 5500 m aufsteigt und vom Wind in Richtung Südosten geweht wird. Die Aktivität wird von den zuständigen Vulkanologen von KVERT bestätigt. Dort heißt es, dass die Aschewolken bis zu 90 km weit driften. Die Asche könnte eine Gefahr für tieffliegende Flugzeuge darstellen, stört aber keine Anwohner, da es diese in der Region praktisch nicht gibt.

Darüber hinaus gibt es strombolianische Aktivität aus dem Gipfelkrater und glühende Tephra steigt über 100 Meter hoch auf. Der effusive Anteil der Eruption besteht aus einem Lavastrom, der im oberen Flankenbereich unterwegs ist und durch die Apakhonchichsky-Depression im Südosten des Klyuchevskoys unterwegs ist. MIROVA registriert eine hohe Thermalstrahlung mit einer Leistung von 284 MW. Heute Vormittag lag die Leistung bei 652 MW. Die Stärke der Thermalstrahlung fluktuiert signifikant und es könnte zu Paroxysmus-artigen Eruptionsschüben kommen, ganz so, wie ich sie im Jahr 2013 selbst beobachten konnte. Schade, dass man aus politischen Gründen praktisch nicht mehr in die Region reisen kann bzw. mag, zumal in Kamtschatka nicht nur der Klyuchevskoy aktiv ist. Weiterhin aktiv ist auch der Shiveluch, der an seinem neuen Lavadom baut und starke Dampfentwicklung zeigt. Auch der Karan-Dom dampft und könnte bald mit frischem Material versorgt werden.

Die Aktivität des Klyuchevskoy ist aktuell auf der LiveCam zu beobachten. Man sieht sehr schön einen roten Lichtschein im oberen Flankenbereich der von glühender Lava ausgeht. Wer öfters nachschaut merkt, dass die Aktivität tatsächlich fluktuiert.

Tsunami in Japan am 08.10.23

Wurde ein kleiner Tsunami durch submarinen Vulkanausbruch ausgelöst?

Datum 08.10.23 | Zeit: 21:05:33 UTC | Lokation: 29.758°N 140.021°E | Tiefe: 10 km | Mb 5,3

Gestern Abend erreichte ein kleiner Tsunami die Küste der japanischen Insel Honshu. Die Welle war ca. 60 cm hoch und verursachte leichte Sachschäden, überwiegend an Booten, die gegen Kaimauern gedrückt wurden. In Japan wurde Tsunami-Alarm gegeben und das JMA informierte über das Ereignis und schrieb in einer Warnung: „Es ereignet sich ein Tsunami und der Aufenthalt im Meer oder in Küstennähe ist gefährlich. Wer sich im Wasser befindet, sollte sofort das Wasser verlassen und sich vom Ufer entfernen. Da die Strömung weiterhin stark sein wird, vermeiden Sie es bitte, ins Meer zu gehen oder sich der Küste zu nähern, bis die Warnung aufgehoben wird.“

Als mögliche Ursache wurde ein Erdbeben angegeben, welches sich in dem Erdbebengebiet im Bereich des Izu-Bonin-Inselbogens ereignete. Das Epizentrum soll nahe der Vulkaninsel Torishima gelegen haben und das Hypozentrum wurde als flach liegend beschrieben. Die Magnitude war zum Zeitpunkt der Warnung unbekannt. Das USGS gibt mittlerweile eine Magnitude von 5,3 an. Das Beben war Teil eines kleinen Schwarmbebens und ereignete sich gut eine Stunde, bevor der Tsunmai in Honshu eintraf. Doch eigentlich war das Beben zu schwach, um einen Tsunami auszulösen, es sein denn, es ging mit einem anderen submarinen Ereignis einher. Hierbei könnte es sich um einen großen Hangrutsch oder um eine submarine Eruption gehandelt haben. Beide Szenarien sind denkbar, denn die Erdbeben ereigneten sich im Bereich des Sofu Seamounts, also eines Unterwasservulkans mit steilen Hängen. Natürlich favorisiere ich die Version des submarinen Vulkanausbruchs als Auslöser des Tsunmis. Hierfür sprechen auch die stärkeren Erdbeben, die sich seit dem 2. Oktober öfters ereigneten.

Die Vorgänge erinnern mich an jene von Mayotte, die sich im Jahr 2019 zutrugen. Damals gab es eine mehrmonatige Erdbebensequenz starker Erdbeben, vor der Küste der Insel nahe Madagaskar. Auf der Insel gab es starke Bodendeformationen und später fanden Forscher heraus, dass Erdbeben und Deformation von einem starken, effusiven Vulkanausbruch unter Wasser verursacht worden waren.

Starkes Erdbeben in PNG nahe Vulkanen

Starke Erdbeben M 6,9 und M 6,8 erschüttern Papua Neuguinea

Datum 07.10.23 | Zeit: 08:40:14 UTC | Lokation: -5.461 ; 146.109 | Tiefe: 78 km | Mw 6,9

Heute ist offenbar der Tag der Starkbebenserien, denn kurz nachdem die Erde in Afghanistan (s.u.) bebet, wurde auch der Osten von Papua Neuguinea von einer vergleichbaren Erdbebenserie getroffen. Die Magnituden der beiden stärksten Beben betrugen Mw 6,9 und Mw 6,8. Die Werte stammen vom GFZ-Potsdam. Andere Erdbebendienste zeigen leicht abweichende Magnituden. Über Schäden und mögliche Opfer ist noch nichts bekannt.

Die Epizentren der Beben lagen im Bereich der Küste von Malang, genauer, 45 km süd-südöstlich der Stadt. Die Hypozentren wurden in 57 und 67 km Tiefe ausgemacht. Sie befanden sich also in der Asthenosphäre. Hierbei handelt es sich um eine Übergangsschicht zwischen Erdkruste und dem oberen Erdmantel, einer Region, in der sich bereits Schmelze bilden können. Erdbeben hier ereignen sich für gewöhnlich nicht direkt an einer Störungszone, sondern an einem bereits subduzierten Stück Erdkruste. Das Dumme ist nur, dass es ausgerechnet an diesem Stück der Bismarck-See keine Subduktionszone gibt, denn diese liegen alle mehrere Hundert Kilometer entfernt. Eine Möglichkeit ist, dass Erdkruste an einer Subduktionszone südöstlich des betroffenen Küstenabschnitts abtauchte und bis unter Malang gelangte. Das Beben könnte auch mit der Ramu-Markham-Störungszone assoziiert sein, die aber eigentlich südwestlich der Epizentren verläuft. Das tektonische Setting Papua Neuguineas ist sehr komplex. Genaueres lest ihr unter der Beschreibung des Archipels.

Klarer ist, dass es wenige Kilometer von den Epizentren entfernt zwei Vulkaninseln gibt: Kadovar und Manam. Beide Feuerberge waren in den letzten Jahren aktiv und könnten auf die Erdbeben mit Eruptionen reagieren. Am wahrscheinlichsten halte ich einen Ausbruch des Vulkans Manam. VONA-Warnungen liegen bis jetzt allerdings noch nicht vor, sodass man davon ausgehen kann, dass kein sofortiger Ausbruch erfolgte. Im Allgemeinen heißt es, dass sich starke Erdbeben bis zu einem Jahr lang auf das Verhalten eines Vulkans auswirken können. Erdstöße können nicht nur einen Vulkanausbruch triggern, sondern auch abwürgen. Wissenschaftliche Beweise zu liefern, ist hier äußerst schwierig.

Am Rande sei angemerkt, dass ich in den nächsten Tagen ein wenig Urlaub mache und die Vnet daher nicht so häufig wie gewohnt aktualisiert wird.

Starke Erdbeben in Afghanistan am 07.10.23

Zwei starke Erdbeben Mw 6,4 und Mw 6,2 erschüttern Afghanistan und richten Schäden an

Datum 07.10.23 | Zeit: 07:12:54 UTC | Lokation: 34.677 ; 61.945 | Tiefe: 35 km | Mw 6,4

Heute Morgen wurde der Westen von Afghanistan von mehreren starken Erdbeben erschüttert. Der stärkste Erdstoß hatte eine Magnitude von 6,4 und ein Hypozentrum in 35 km Tiefe. Das Epizentrum lag 33 km südöstlich von Qarah Bāgh. Weitere Erdstöße hatten die Magnituden 6,2 und 5,9. Dieses Beben hatte einen Erdbebenherd in nur 6 km Tiefe und könnte sich an der Erdoberfläche stärker ausgewirkt haben, als die stärkeren Erschütterungen in größerer Tiefe. Außerdem gab es mehrere schwächere Nachbeben. Insgesamt wurden 9 Erdstöße festgestellt.

Medienberichten zufolge gab es mindestens 15 Todesopfer und mehrere Dutzend Verletzte. Gebäude stürzten ein und Fassadenteile stürzten auf Straßen. Unter den Bewohnern der Grenzregion Herat brach Panik aus und die Menschen flüchteten ins Freie. Es kam zu Stromausfällen und dem Zusammenbruch der Kommunikationsnetzte.

Die Erdstöße waren auch im Nachbarland Iran zu spüren gewesen.

Im letzten Jahr wurde Afghanistan ebenfalls von einem starken Erdbeben heimgesucht. Damals starben mehr als 1000 Menschen. Man muss befürchten, dass auch jetzt die Opferzahlen noch steigen werden.

Die Herrschenden Taliban sind mit der Bewältigung von Naturkatastrophen maßlos überfordert, denn trotz ihres aggressiven Auftretens können die Drogenbarone nicht viel, außer andere Menschen in Angst und Schrecken zu versetzten. So ist man auf humanitäre Hilfe angewiesen, die unter den dort herrschenden Bedingungen kaum zu leisten ist.

Tektonisch gesehen befindet sich Afghanistan unter gehörigem Druck, da das Land im Grenzgebiet dreier tektonischer Platten liegt: Hier drücken die Indische und Arabische Platte gegen die Platte Eurasiens und falten das Hindukusch-Gebirge auf. Es gibt mehrere bedeutende Störungszonen, an denen sich immer wieder starke Erdbeben ereignen. Die aktuelle Bebenserie manifestierte sich im westlichen Hindukuschgebiet und dürfte mit der Herat-Störungszone assoziiert gewesen sein.

Eruption am Rincón de la Vieja – News vom 07.10.23

Staat: Costa Rica | Koordinaten: 10.83, -85.32 | Aktivität: Phreatisch

Phreatische Eruption am Rincón de la Vieja fördert 5000 m hohe Dampfwolke

Gestern meldete OVISCORI-UNA eine Eruption des costa-ricanischen Vulkans Rincón de la Vieja. Der Ausbruch ereignete sich um 01:22 Uhr (Lokalzeit) und förderte eine beeindruckende Eruptionswolke, die ca. 5000 Meter über den Krater emporstieg. Die Wolke stieg deutlich höher auf, als es bei den vorangegangenen Eruptionen der Fall gewesen war. Bei den früheren Eruptionen steigen die Eruptionswolken ca. 2000 m hoch auf.

Eine VONA-Warnung über Vulkanasche gab es nicht, also wird es sich bei der Eruptionswolke überwiegend um Dampf einer phreatischen Eruption gehandelt haben, was typisch für den Rincón de la Vieja ist.

Obwohl die Eruption aus dem Kratersee heraus relativ kraftvoll war, wurde nur wenig Wasser über den Kraterrand gedrückt und ein größerer Lahar blieb aus. Im entwässernden Bachlauf fanden die Vulkanologen nur geringe Mengen Schlamm. Als Grund hierfür wird der niedrige Wasserstand des Sees vermutet.

In der laufenden Woche wurden insgesamt 12 phreatische Eruptionen und fünf kleinere Wasserdampfausstöße erfasst. Keiner dieser Ausbrüche ging mit Lahar- oder Ascheemissionen einher.

Während der klaren Nacht zeichnete die Webcam des Vulkanologischen und Seismologischen Observatoriums von Costa Rica (OVISCORI) ein Video auf, das die Intensität der Wolke dieses Mal eindrucksvoll dokumentierte. Zudem haben seismische Messgeräte in der Nähe des Gipfels das etwa vierminütige Ereignis erfasst, wie ein Vulkanologe gegenüber der Lokalpresse erklärte.

Seit dem 25. August wurde eine leichte Zunahme der Häufigkeit und Intensität phreatischer Eruptionen an diesem Vulkan verzeichnet. Der Zugang zum Krater ist für Touristen seit mehr als einem Jahrzehnt gesperrt.

Der heftigste Ausbruch in diesem Jahr ereignete sich am 21. April, allerdings mit geringerer Energie und Ausmaßen im Vergleich zum Ausbruch vom 28. Juni 2021, der als der stärkste der letzten 11 Jahre galt. OVISCORI betonte, dass Rincón de la Vieja äußerst dynamisch ist und sich die aktuellen Bedingungen rasch ändern können.

Kilauea auf Hawaii wieder unruhig – News vom 07.10.23

Staat: USA | Lokation: 19.42, -155.29 | Aktivität: Schwarmbeben

Vulkan auf Hawaii zeigt erhöhte Seismizität und Inflation

Der Kilauea auf Hawaii wird wieder unruhiger. Wie das HVO berichtet, gab es einen seismischen Schwarm südlich der Gipfelcaldera. Die Erdbebenaktivität begann am 4. Oktober, als ca. 100 Erschütterungen registriert wurden. Am Folgetag waren es dann 340 Beben. Heute (auf Hawaii hängt man zeitlich hinter uns her) waren es bislang gut 250 Beben, die den Gipfel des Schildvulkans rockten. Die Hypozentren der Beben liegen in Tiefen zwischen 2,5 und 3,5 km. Sie deuten an, dass sich Magma in dieser Tiefe akkumuliert. Die Seismizität geht mit einer Beschleunigung der Bodenhebung einher, die inzwischen wieder fast auf dem Niveau angelangt ist, wie vor der letzten Eruption, die am 10. September begann und relativ kurzlebig war. Vor der Eruption gab es ebenfalls Erdbebenschwärme, die sich über mehrere Wochen hinzogen. Man kann also davon ausgehen, dass sich der Vulkan auf eine neue Eruption vorbereitet, auch wenn die anderen geophysikalischen Parameter noch unauffällig sind. Das gilt insbesondere für den Gasflux. Es wurden nur geringe Schwefeldioxid-Emissionen gemessen, die am 25. September 150 Tonnen am Tag betrugen. Inzwischen könnte aber mehr Gas aus dem Boden entströmen. Insbesondere würde ich eine erhöhte Kohlendioxid-Emission erwarten.

Der Alarmstatus steht auf „gelb“ und das HVO hat angekündigt, wieder tägliche Updates zu veröffentlichen, solange die Unruhen am Vulkan anhalten.

Entlang der beiden großen Riftzonen wurde keine ungewöhnliche Aktivität festgestellt und es sieht so aus, als würden sich die Eruptionen auch so schnell nicht wieder in Richtung Puu’O’o-Krater verlagern. Das bedeutet, dass auf Big Island Hawaii längerfristig keine Lava mehr ins Meer fließen wird. Die Insel und die Welt der Vulkane ist damit um eine Attraktion ärmer geworden.

Apropos ärmer geworden: In den letzten Jahren sind praktisch alle permanenten Lavaseen der Erde verschwunden. An ihrer Stelle ist periodische Aktivität getreten, wie wir es nun am Kilauea erleben, oder die Vulkane haben ihre Aktivität ganz eingestellt. Übrig geblieben sind nur noch kleiner Lavaponds, wie etwa am Mount Erebus in der Antarktis. Man darf sich die Frage stellen, ob es Zufall ist, oder ob dahinter ein System bzw. eine Periodizität steckt, die wir noch nicht entschlüsselt haben. Für zuverlässige Statistiken reichen die Zeiträume systematischer Beobachtung der vulkanischen Aktivität nicht weit genug zurück und viele Vulkaninseln sind erst seit wenigen Jahrhunderten besiedelt, sodass es nicht einmal historische Dokumente mit Vulkanbeschreibungen über relevante Zeiträume gibt. Da hat die Forschung noch einiges zu tun!

Ozonloch nahe der alten Rekordgröße

Das Ozonloch über der Antarktis ist fast so groß wie früher – Möglicherweise aufgrund eines Vulkanausbruchs

Das antarktische Ozonloch bestimmte lange Zeit die Medien, findet in den letzten Jahren allerdings kaum noch Erwähnung, da es nach dem Verbot von FCKWs eine zeitlang kleiner wurde. Man hielt das Problem für gelöst und andere Themen nahmen das Interesse der Weltöffentlichkeit für sich ein. Doch das könnte sich jetzt ändern, denn dieses Jahr ist das Ozonloch über der Antarktis besonders groß: Es dehnt sich über eine Fläche von 26 Millionen Quadratkilometer aus, was ungefähr der Fläche von Russland und China zusammen entspricht. Vor einem Jahr maß es noch 22,3 Millionen Quadratkilometer. Forscher verdächtigen einen Vulkanausbruch als Schuldigen für die Ausdehnung des Ozonlochs.

Zur Erinnerung: Das Ozonloch wurde 1985 entdeckt und sorgte besonders in Australien für Aufregung, denn dort stieg das Hautkrebsrisiko aufgrund der starken Sonneneinstrahlung erheblich an. Die Ozonschicht umgibt die Erde auf Höhe der Stratosphäre und filtert gut 90% der schädlichen UV-Stralung des Sonnenlichts. Sie schützt uns also, ähnlich wie uns das Erdmagnetfeld vor den schädlichen Auswirkungen von Sonnenstürmen bewahrt. Forscher fanden bald heraus, dass die chemische Stoffgruppe der FCKWs das Ozon abgebaut hatten. Bei den Fluorchlorkohlenwasserstoffen handelt es sich um Chemialien, wie sie etwa in Kühlmitteln von Kühlschränken vorkamen. 1991 wurden sie weitestgehend verboten. Die Gesetze wurden 2006 überarbeitet und man sollte meinen, dass sie heute kaum noch eingesetzt werden, doch dem ist nicht so, denn vor allem chinesische Firmen stehen im Verdacht, die verbotenen Substanzen weiterhin herzustellen und zu verwenden. Außerdem befinden sich noch alte Geräte im Umlauf, die FCKWs enthalten und nicht fachgerecht entsorgt wurden, sodass auch heute noch Ozonkiller in die Atmoshäre entweichen können.

FCKWs  sind zudem potente Treibhausgase und wirken sich negativ auf das Klima aus.

Doch die verbleibende Nutzung der FCKWs kann offenbar nicht erklären, warum das Ozonloch dieses Jahr so groß geworden ist und hier kommt der erwähnte Vulkanausbruch ins Spiel: Bei diesem Vulkanausbruch handelt es sich um den Hunga-Tonga-Hunga-Ha’apai, dessen Eruptionen vor gut 2 Jahren begannen und im Januar 2022 ihren Höhepunkt erreichten. Die junge Vulkaninsel im Königreich Tonga versenkte sich in einer gewaltigen Eruption selbst und setzte dabei so viel Wasserdampf frei, dass sich das Klima weltweit verändert.

CAMS-Forscherin Antje Inness erklärte in einer Pressemeldung der ESA, dass der Wasserdampf der Eruption inzwischen auch die antarktische Polarregion errreicht hat. Hier könnte der Wasserdampf zur verstärkten Bildung polarer Stratosphärenwolken geführt haben, in denen FCKWs reagieren und den Ozonabbau beschleunigen können. Der zusätzliche Wasserdampf kann auch zur Abkühlung der antarktischen Stratosphäre beitragen, was die Bildung dieser polaren Stratosphärenwolken weiter fördert und zu einem robusteren Polarwirbel führt. Beim Polarwirbel handelt es sich um ein Starkwindband, das wie eine Barriere zwischen der kalten Luft der Antarktis und der wärmeren Luft gemäßigter Breiten wirkt.

Ist dieses Windband im Winter auf der Südhalbkugel kräftig, dann gibt es eine geringe Durchmischung zwischen warmen Luftmassen im Norden und den kalten Polarluftmassen im Süden. In der Folge kühlt sich die Luft der Antarktis stärker ab, was den Abbau von Ozon begünstigt, sodass das Ozonloch größer wird als in Jahren mit einem schwächeren Starkwindband. Aufgrund des Vulkanausbruchs in der Südsee könnten sich also die gemäßigten und tropischen Regionen stärker erwärmt haben als die Polarregionen.

Die Wirkungen der stärksten Eruption seit mindestens 150 Jahren sind noch lange nicht erforscht und verstanden. Nach der Tambora-Eruption im Jahr 1815 erlebte die Menschheit im Folgejahr das „Jahr ohne Sommer“. Vielleicht steht uns jetzt ein „Jahr ohne Winter“ bevor? Weiterreichende Wirkungen und Wechselwirkungen mit dem anthropogenen Klimawandel sind absolut unklar. Beipackzettel gibt es nicht und es hilft es auch nicht, den Meteorologen oder Vulkanologen zu fragen. (Quelle: ESA)

Ätna mit Erdbeben – News vom 06.10.23

Staat: Italien | Koordinaten: 37.73, 15.00 | Aktivität: Fumarolisch

Zwei kleine Erdbebenschwärme am Ätna

Am Ätna auf Sizilien gab es in den letzten 2 Tagen zwei kleiner Schwarmbeben. Eins manifestierte sich nahe der Küste bei Mangano, einem kleinen Ort der nördlich von Aci Reale liegt. Das stärkste Erdbeben brachte es auf M 2,7 und hatte ein Hypozentrum in 7 km Tiefe. In der Gegend liegen Störungszonen, die bereits öfters für Erdbeben verantwortlich waren. Weiter östlich, im Valle del Bove, manifestierten sich ebenfalls einige Erschütterungen. Der zweite kleine Schwarm ereignete sich im Süden des Vulkans und bestand aus 6 Beben rund um den Ort Biancavilla. Die hatte das stärkste Beben eine Magnitude von 2. Das Hypozentrum lag in gut 3 km Tiefe. Auch bei diesen Erschütterungen wird es sich um tektonische Beben gehandelt haben. Allerdings weiß man, dass aufsteigendes Magma die Spannungsverhältnisse im Untergrund beeinflusst und so indirekt für tektonische Erdbeben verantwortlich sein kann.

In unserer FB-Gruppe wurde ein Nachtfoto des Vulkans geteilt, das den Gipfel mit rot illuminiertem Dampf zeigt. Es liegt die Vermutung nahe, dass es zu einer kleinen strombolianischen Eruption gekommen ist, die Tephra nicht über den Kraterrand hinaus ausgeworfen hat. Ansonsten ist bekannt, dass der neue Schlot in der Bocca Nuova nachts glüht. Die Schmelze steht also hoch im Fördersystem.

Im letzten INGV-Wochenbericht zum Ätna wurde darauf hingewiesen, dass eine leichte Steigerung der Bodenhebung festgestellt wurde. Schaut man sich das Diagramm zu den Erdbeben an, so erkennt man, dass die Beben im Wochenverlauf nach ober verlagerten. Es sieht so aus, als hätte sich Magma unter dem Neuen Südostkrater angesammelt.

Gegenüber der Vorwoche nahm auch die Infraschalltätigkeit zu, es gab also verstärkte Entgasungen bzw. tief im Schlot sitzende Explosionen. Es wurden nur wenige vulkanotektonische Erdbeben festgestellt und der Tremor bewegte sich auf moderatem Niveau. Das Gleiche gilt für die Gas-Konzentrationen an Schwefeldioxid und Kohlendioxid.

Interessant ist in dem Bericht zu lesen gewesen, dass die Forscher am Ätna nun auch Drohnen einsetzen, um die Gipfelkrater zu überwachen.

Stromboli mit Lavastrom am 06.10.23

Staat: Italien | Koordinaten: 38.79; 15.21 | Aktivität: Strombolianisch

Ein weiterer Lavaüberlauf begann heute Nacht

Der Stromboli kommt nicht zur Ruhe und begann heute Nacht mit einem weiteren Lavaüberlauf aus dem nördlichsten Schlot, der am Rand zur Sciara del Fuoco liegt. Das INGV brachte eine Sondermeldung heraus, nach der die Lava gegen 1 Uhr Nachts zu fließen anfing. Die effusive Eruption ging einher mit einer Phase erhöhten Spatterings und einer gesteigerten strombolianischen Aktivität aus mehreren Schloten. Der Lavastrom beschränkt sich auf den oberen Bereich der Sciara del Fuoco.

Gut eineinhalb Stunden vor Beginn des Lavaüberlaufs steigerte sich die Tremoramplitude von mittelhohen auf hohe Werte. MIROVA registrierte eine moderate Wärmestrahlung mit 59 MW Leistung. Die anderen geophysikalischen Werte blieben unauffällig, das gilt insbesondere auch für die Bodenhebung. Leider ist die Seite des LGS weiterhin nicht betriebsbereit, so fehlen die Livedaten und Cams zum Stromboli.

In unserer FB-Gruppe wurden Livecam-Screenshots von Vulkanbeobachtern geteilt, die bereits zur Abenddämmerung einen lebhaften Stromboli vorfanden und Bilder strombolianischer Eruptionen aufnahmen. Natürlich war auch wieder der auf Stromboli wohnende Drohnenflieger von „Stromboli stati d’animo“ unterwegs und nahm ein Video der Aktivität auf, das ich euch nicht vorenthalten möchte.

Stromboli ist der aktivste Vulkan des Liparischen Archipels, einer Inselgruppe nördlich von Sizilien. Bei der Insel Vulcano handelt es sich um einen weiteren Inselvulkan der Liparischen Inseln, der als aktiv eingestuft wird, auch wenn er aktuell nicht ausbricht. Hier akkumulierte sich vor 2 Jahren Schmelze im Untergrund und es wurde ein Ausbruch befürchtet. Die Situation dort hat sich inzwischen ein wenig entspannt, dennoch kann nicht ganz ausgeschlossen werden, dass es nur die Ruhe vor dem Sturm ist. Nicht weit entfernt liegt der größte Vulkan Europas. Gemeint ist der Ätna. Dort kann man einen leichten Anstieg der Seismizität beobachten. Doch dazu später mehr.