Philippinen: starkes Erdbeben verursachte Schäden

Erdbeben der Magnitude 6,7 richtete Schäden an – Mindestens 8 Menschen starben

Vorgestern berichtete ich über ein starkes Erdbeben der Magnitude 6,7, das sich vor der Südküste der philippinischen Insel Mindanao zutrug. Das Hypozentrum lag in fast 70 km Tiefe, und zuerst lagen keine Berichte über Schäden vor und auch ein Tsunamialarm wurde laut Pressemeldungen nicht gegeben. Inzwischen wurde klar, dass die ersten Einschätzungen des Geschehens nicht richtig waren, denn es gab Schäden an der Infrastruktur und mindestens 8 Todesopfer, die bis jetzt bestätigt wurden. Zudem wurden mindestens 13 Personen verletzt. Am schlimmsten traf es die Stadt General Santos. Bilder zeigen die eingestürzte Decke eines Kaufhauses. Ein Sprecher des philippinischen Zivilschutzes sagte, dass die meisten Todesopfer von herabfallenden Trümmern getroffen wurden. Chaos gab es auch in Restaurants und anderen öffentlich zugänglichen Gebäuden. Menschen flüchteten in Panik auf die Straßen. Es kam zu Stromausfällen. Auch normale Wohnhäuser und Straßen wurden beschädigt.

Obwohl es keinen Tsunamialarm gab, zeigen Videoaufnahmen ungewöhnlich hohe Wellen in den südlichen Küstenregionen der Philippinen. Das Erdbeben könnte demnach einen kleinen vertikalen Versatz des Meeresbodens bewirkt haben.

Das Epizentrum des Bebens lag nordwestlich von Sarangani im Meer, ohne Tsunami-Warnung. Die Philippinen liegen im Pazifischen Feuerring, wo Vulkanausbrüche und Erdbeben häufig auftreten. Ein Beben der Stärke 7,8 im Jahr 1990 auf Luzon führte zu schweren Verwüstungen und über 2400 Todesfällen.

Die Philippinen stehen aber nicht nur wegen des Erdbebens in den Schlagzeilen, sondern auch wegen der Aktivität des Vulkans Mayon, der gut 800 km weiter nördlich von General Santos City liegt. Damit befindet er sich noch im theoretischen Wirkungskreis des Erdstoßes, doch erkennbare Reaktionen des Vulkans blieben aus und seine Aktivität setzt sich praktisch unverändert fort: vom Lavadom im Gipfelkrater gehen drei zähe Lavaströme ab. Sporadisch entstehen pyroklastische Dichteströme und es steigen kleinere Aschewolken auf. Auch der Taal ist weiter aktiv und emittiert große Mengen Schwefeldioxid. Am 15. November waren es mehr als 11.000 Tonnen am Tag und es wurde ein Sonderbulletin veröffentlicht.

Starkes Erdbeben erschüttert Philippinen am 17.11.23

Erdbeben Mw 6,7 vor der Südküste der Philippinen

Datum 17.11.23 | Zeit: 08:14:13UTC | Lokation:  5.644 ; 125.096 | Tiefe: 70 km | Mw 6,7

Heute Morgen erschütterte ein starker Erdstoß der Momentmagnitude 6,7 den Süden des philippinischen Archipels. Das Epizentrum lag offshore vor der Insel Mindanao und wurde vom EMSC 23 km südsüdöstlich von Glan verortet. Zum Glück lag das Hypozentrum mit 70 km vergleichsweise tief, sodass die Auswirkungen an der Oberfläche weniger stark ausfielen, als man anhand der Magnitude vermutet hätte. So gab es bis jetzt keine Meldungen über größere Schäden und auch Tsunamialarm wurde nicht gegeben. Dennoch wurde das Erdbeben in einem großen Umkreis wahrgenommen und dem EMSC liegen zahlreiche Meldungen von Bebenzeugen vor. Die Menschen nahe des Epizentrums beschreiben den Erdstoß als außerordentlich stark, und für sie war es der stärkste Erdstoß seit 2019. Selbst aus dem fast 500 km entfernten Manado auf der indonesischen Insel Sulawesi konnte das Beben gespürt werden. In der Region zwischen Indonesien und den Philippinen liegen zahlreiche aktive Inselvulkanen, darunter die Vulkane Awu, Karangetang, Dukono und Ibu. Aller drei Vulkane sind aktiv oder zeigen zumindest Anzeichen vulkanischer Unruhe, und es ist interessant zu beobachten, ob sich hier die Aktivität aufgrund des Bebens verstärken wird.

Wie das Vorhandensein zahlreicher Vulkane vermuten lässt, liegt die Erdbebenregion am Pazifischen Feuerring, einem Gebiet mit hoher seismischer Aktivität und vielen Vulkanausbrüchen, aufgrund der Verschiebung und Kollision mehrerer tektonischer Platten. Die Tektonik der südlichen Philippinen wird von der komplexen Interaktion mehrerer tektonischer Platten beeinflusst, denn hier stößt die Philippinenplatte mit der Pazifischen Platte, der Sundaplatte und der Platte Eurasiens zusammen.

Einige Teile der südlichen Philippinen werden von der Subduktion der Philippinischen Platte unter die Eurasische Platte beeinflusst. Dies hat zur Bildung von Tiefseegräben, Vulkanen und Inselbögen geführt. Von Süden her kommen mehrere Verwerfungszonen, die vor der Südküste Mindanaos auslaufen. Westlich des Epizentrums liegt z. B. die Cotabato-Störung, so dass sich das Beben nur schwer einer Störungszone zuordnen lässt. Die Tiefe des Hypozentrums lässt vermuten, dass sich der Erdstoß an einem Stück subduzierter Kruste ereignete und nicht direkt an einer Störung.

Island: Bildung eines Grabenbruchs bei Grindavik

Seismizität auf hohem Niveau stabil

Datum 14.11.23 | Zeit: 03:59:28 UTC | Lokation: 63.867 ; -22.407 | Tiefe: 3,5 km | Mb 3,1

Die Erdbebentätigkeit auf der isländischen Reykjanes-Halbinsel befindet sich weiterhin auf einem deutlich erhöhten Niveau, zeigt sich aber von seiner stabilen Seite. Das heißt, dass es weiterhin viele schwache Erdbeben gibt (500 waren es während der Nacht), dass aber ein neuer Bebenschub ausgeblieben ist. Das stärkste Erdbeben hatte heute Nacht eine Magnitude von 3,1 und lag nördlich von Grindavik, etwa dort, wo man die größte Magmenansammlung vermutet. In den letzten 48 Stunden gab es nur 6 Erschütterungen im Dreierbereich. Bei der Vielzahl der registrierten Erdbeben handelt es sich um sehr schwache Mikrobeben. Die Erdbeben sind Symptome von starken Bodendeformationen, die sich in den letzten Tagen auf Reykjanes zutrugen. Sie sind wahrlich epischen Ausmaßes und wurden auf Island in diesem Umfang noch nicht mit modernen Messinstrumenten dokumentiert.

Mysteriöse Bodendeformationen auf Reykjanes

Bereits gestern Abend erwähnte ich kurz, dass man mit Hilfe neuer satellitengestützter Radarmessungen eine Depression in Form eines Grabens entdeckte, der quer durch Grindavik zieht und der Spur der Magmenintrusion folgt. In den ersten Artikeln isländischer Medien hieß es dazu, dass es einen horizontalen Versatz von einem Meter gegeben hätte, sich der Boden also seitwärts verschoben hat. Doch auf dem abends bei IMO veröffentlichten Interferogramm sieht man, dass es sich in der Tat um eine vertikale Bodenabsenkung von 1 m Tiefe handelt, obwohl es natürlich auch den horizontalen Versatz von 120 cm gibt, der bereits am Samstag entdeckt wurde.

Die neu entstandene Grabenstruktur ist alles andere als klein: die Zone mit der größten Bodenabsenkung von bis zu 1 m misst ca. 5 x 2 km und streicht in Richtung Nordost-Südwest. Bezieht man die Randbereiche der Depression mit ein, dann misst sie ca. 10 x 5 km. Die Radardaten werden mittlerweile durch neue GPS-Messungen gestützt, die ebenfalls gestern Abend veröffentlicht wurden. Dies erklärt auch die großen Bodenhebungen von ca. 20 cm, die die GPS-Daten bereits vorgestern im Bereich vom Fagradalsfjall anzeigten: während der Boden entlang der Depression absackte, wurden die Randbereiche angehoben. Nicht ganz einleuchtend ist der Umstand, dass man nach dem Interferogramm vom Samstag von Bodenhebung sprach, ohne die Grabenstruktur zu entdecken.

Die offiziellen Modelle gehen davon aus, dass die Depression durch die Intrusion des magmatischen Gangs verursacht wurde, indem er den Untergrund auseinanderdrückte und sich der Boden über der Intrusion absenkte. Vielleicht wird aber auch umgekehrt ein Schuh draus: Es gab einen tektonischen Riftingprozess und der so entstandene Riss wurde von unten durch Magma gekittet.

Wie auch immer, es haben große Bodenbewegungen stattgefunden und auf Island rechnet man immer noch mit einem Vulkanausbruch. Allerdings rudern einige Forscher mittlerweile etwas von den Worst-Case-Szenarien zurück. Interpretiert man die aktuellen Erdbeben als magmatischen Ursprungs, finden die stärksten Magmenbewegungen ca. 3,5 km nordnordöstlich von Grindavik statt. Sie konzentrieren sich auf die Kraterreihe östlich von Thorbjörn. Sollte es dort zu einer größeren Eruption kommen, könnte der Westrand der Stadt von Lava verschont bleiben. Glück könnten dann auch das Geothermalkraftwerk und die Blaue Lagune haben. Doch auf Glück will man sich auf Island nicht verlassen, denn es wurde ein Gesetz verabschiedet, das den Bau von Schutzanlagen genehmigt.

Island: Bebentätigkeit weiterhin hoch – News vom 13.11.23

Bebentätigkeit auf Reykjanes weiterhin hoch – Bodenhebung verlagerte sich Richtung Fagradalsfjall

Die Seismizität unter der isländischen Halbinsel Reykjanes ist weiterhin hoch. In den ersten sechs Tagesstunden registrierte IMO gut 500 schwache Erschütterungen mit Magnituden unter drei. Gegenüber dem Vortag hat die Seismizität leicht abgenommen. Die meisten Erschütterungen ereignen sich entlang des magmatischen Gangs. Es werden aber auch Erdbeben offshore am Reykjanes-Ridge bei der Insel Eldey festgestellt.

Neue GPS-Daten aus dem Bereich Grindavik stehen aus, aber gestern Abend wurden Messungen anderer Stationen veröffentlicht, die vor allem im Bereich des Fagradalsfjall erstaunliche Bodenhebungen von bis zu 20 cm zeigten. Unklar ist, ob es sich hierbei um Auswirkungen des magmatischen Gangs weiter westlich handelt, oder ob sich hier weiteres Magma akkumulierte. Auch Messfehler wären denkbar. Die nächsten Messungen werden ein Stück Klarheit schaffen.

Nach wie vor ist eine Eruption entlang des Gangs sehr wahrscheinlich. Die Vulkanologen rechnen aber mittlerweile eher mit einem Ausbruch innerhalb der nächsten Tage als in den nächsten Stunden. Man sammelt neue Daten für eine Neubewertung der Situation.

Inzwischen durften Bewohner von Þórkötlustaðahverfi im östlichen Teil von Grindavík zu ihren Häusern kurzzeitig zurückkehren, um ihre Sachen zu bergen und Haustiere einzusammeln. Die Menschen müssen sich darauf einstellen, länger nicht mehr in ihre Häuser zurückzukehren, selbst wenn ein Vulkanausbruch erst einmal ausbleiben sollte. Es dauert Monate bis Jahre, bis der Dyke soweit abgekühlt ist, dass von ihm keine Gefahr mehr ausgeht. Was bleibt, sind die strukturellen Schäden der Stadt. Diese sind größer als zunächst angenommen: Durch Erdbeben und Intrusion bildete sich ein Riss in der Erdkruste, der quer durch die Stadt verläuft. Dabei machte er vor Straßen, Leitungen und Gebäuden keinen Halt. Man muss sich die Frage stellen, ob Grindavik nicht aufgegeben werden muss.

Die Ereignisse zeigen auch, dass es auf Reykajnes praktisch keinen dauerhaft sicheren Platz für eine Siedlung gibt. Letztendlich ist die gesamte Halbinsel vulkanischen Ursprungs und tektonisch äußerst aktiv: sie liegt auf einem Teil des Mittelatlantischen Rückens, der sich in Form des Reykjanes-Ridge aus dem Ozean erhebt und von West nach Ost die Halbinsel quert.

Schon zu Beginn der Tätigkeit in 2021 haben Forscher darüber spekuliert, dass man auf der Reykjanes-Halbinsel mit mehreren Dekaden vulkansicher und tektonischer Unruhe rechnen muss. Offenbar könnte die Aktivitätsphase sehr heftig werden. Was noch passieren könnte, ist absolut unkalkulierbar. Für Island ein schwerer Schlag. Zogen die ersten drei Eruptionen am Fagradalsfjall noch viele Touristen an, könnte eine gefährlichere Aktivität, von der auch der internationale Flughafen betroffen werden könnte, Touristen dauerhaft vergraulen. Mal abgesehen von enormen Schäden, die an der Infrastruktur drohen und unter denen die Einheimischen am meisten leiden werden.

Island: Magmenintrusion löst Evakuierung aus

Starkes Schwarmbeben und Magmenintrusion unter Grindavik – Ort wurde evakuiert

Das starke Schwarmbeben, das gestern Nachmittag unter der isländischen Reykjanes-Halbinsel begann, ist immer noch nicht vorbei. Es hat sich nur ein wenig abgeschwächt, doch die Aktivität geht auf sehr hohem Niveau weiter. Innerhalb von 24 Stunden wurden mehr als 3000 Beben registriert. Drei Erdbeben hatten Magnituden im Fünferbereich. Gestern verlagerte sich das Bebenzentrum von einer Region westlich von Svartsengi in den Osten, um dann weiter in den Süden zu wandern. Wie ich schon ziemlich früh schrieb, verlagerte sich auch die Bodenhebung mit den Erdbeben, die im Endeffekt der fortschreitenden Intrusion eines magmatischen Gangs folgte. Sie setzte sich allem Anschein nach bis unter den Ort Grindavik an der Südküste von Reykjanes fort, so dass man am späten Abend beschloss, die Bewohner von Grindavik vorsorglich zu evakuieren. Obwohl der Zivilschutz klar machte, dass es noch keine Notfallevakuierung sei und man in Ruhe seine Häuser verlassen könne, war der Prozess bereits um drei Uhr nachts abgeschlossen. An den Ortszugangsstraßen wurden Straßensperren errichtet und Patrouillen sollen sicherstellen, dass nicht geplündert wird, was ich mir auf Island auch nur schwer vorstellen kann.

Schon das ungewöhnlich starke Schwarmbeben lässt vermuten, dass sich da etwas Gewaltiges unter Reykjanes zusammenbraucht. Diese Vermutung wird durch ein neues Interferogramm gestützt, das massive Bodenhebungen visualisiert, die ihr Zentrum auf der Linie des neu intrudierten Gangs haben, aber einen großen Teil der Halbinsel beeinflussen. In Statements von IMO-Wissenschaftlern, die in den isländischen Medien verbreitet wurden, heißt es, dass es die größte Magmenansammlung der letzten Jahre ist, die man unter Reykjanes messen konnte. Es hat sich also auch mehr Magma angesammelt als vor der ersten Fagradalsfjall-Eruption, die zwischen März und September 2021 die Gegend ein halbes Jahr lang in Atem hielt.

Neue Messungen zeigen, dass der magmatische Gang 12 km lang ist und sich bis unters Meer erstreckt. Es ist von einer Bodenhebung von 20 cm und mehr die Rede. Die GPS-Messtationen Svartsengi und Festarfjall (südlich vom Fagradalsfjall) drifteten um 120 cm auseinander.

Subjektiv betrachtet erinnern mich die Vorgänge an das Vorspiel zur Bardarbunga-Eruption in 2014, auch wenn sich die Vorgänge nicht 1:1 vergleichen lassen, da es sich um unterschiedliche Vulkansysteme handelt. Damals entstand das größte Lavafeld auf Island seit der Laki-Eruption im 18. Jahrhundert entstand. Während Bardarbunga im unbewohnten Hochland wütete, ist hier eine Region mit wichtiger Infrastruktur betroffen. Neben Grindavik sind die Blaue Lagune und das Geothermalkraftwerk direkt betroffen. Keflavik mit dem internationalen Flughafen und die Inselhauptstadt Reykjavik liegen quasi in Sichtweite der betroffenen Region und könnten auf die eine oder andere Weise indirekt in Mitleidenschaft gezogen werden. Der Alarmstatus für den Flugverkehr wurde auf „Orange“ erhöht.

Obwohl man immer noch nicht definitiv sagen kann, dass es zu einem Vulkanausbruch kommen wird, halte ich es für sehr wahrscheinlich. Die Frage ist nur wann und wo genau.

Island: Erdbeben beschädigte Straße

Straße riss auf und versetzte vertikal

Auf Island entstanden durch die jüngste Erdbebenserie leichte Schäden an der Infrastruktur. Die Straße 43, die von Grindavik an Svartsengi vorbei in Richtung Norden führt, ist kurz hinter dem Ort gesperrt. In der Nähe von Thorbjörn bildete sich ein Riss und die Straße wurde vertikal versetzt. Es gibt eine Umleitungsstrecke über Nebenstraßen. Außerdem wurde im Geothermalkraftwerk Alarm gegeben und es wurde auf Schäden untersucht. Auf einem Livestream sieht man Einsatzfahrzeuge mit Blaulicht, die am Kraftwerk unterwegs sind.

Ähnliche Bilder kennen wir von Hawaii, wo sich im Jahr 2018 vergleichbare Szenen abgespielt haben, kurz bevor es bei Leilani zu einer Eruption kam. Damals versetzte eine große Magmenintrusion die Straße. Es würde mich nicht wundern, wenn es sich auf Island ähnlich verhält. Auf Hawaii dauerte es noch einige Tage, bis nach den ersten Intrusionen der Vulkanausbruch begann. Er startete mit mehreren kleinen Eruptionen, die sich im Verlauf einiger Tage signifikant verstärkten. Es öffneten sich zahlreiche Risse entlang der kilometerlangen Intrusion. Einige davon lagen mitten in der Siedlung Leilani. Tausende Häuser wurden zerstört.

In den sozialen Medien wurden auch zahlreiche Videos von Anwohnern in Grindavik geteilt, die dokumentierten, wie die Erdbeben ihre Wohnungen und Häuser rockten. Teilweise gibt es eine echt beeindruckende Geräuschkulisse zu hören! Es handelt sich um das typische Grollen von Erdbeben, das ich auch schon das eine oder andere Mal erleben durfte. Ein Geräusch, dass man nicht mehr vergisst. Es kann einen aber auch vor Schlimmeren bewahren, denn es trifft meistens Sekunden vor den Erdbebenwellen ein und es bleibt etwas Zeit, um das Haus zu verlassen oder Deckung neben massiven Möbeln zu suchen. Ich bin sehr gespannt auf das, was da noch kommen mag!

Reykjanes: Neuer Bebenschub am 10.11.23

Schwarmbeben verstärkte sich wieder – Bodenhebung verlagert sich in Richtung Süden

Datum 10.11.23 | Zeit: 12:44:59 UTC | Lokation: 63.885  ; -22.390 | Tiefe: 5,4 km | Mb 4,3

Heute Vormittag intensivierte sich die Bebentätigkeit unter Reykjanes wieder. Es gab einen neuen Bebenschub und in den Tabellen von IMO sind mehr als 1000 Erdbeben aufgeführt, die sich in den letzten 48 Stunden manifestierten. Erfahrungsgemäß werden hier nicht alle Beben angezeigt, denn es gibt immer eine recht große Abweichung zwischen den Listen und der Anzahl der Beben in den Reviews des IMOs.

Der stärkste Erdstoß der Sequenz brachte es auf eine Magnitude 4,3 und hatte einen Erdbebenherd in 5,4 km Tiefe. Das Epizentrum wurde 5,8 km nordnordöstlich von Grindavík verortet. Generell ist festzustellen, dass sich der Bebenspot in östliche Richtung verlagerte und sich nun in der Region Sýlingafell konzentriert. Darüber hinaus gibt es auch wieder zahlreich Spannungsbeben, die in einem großen Umfeld entlang des Reykajnes-Ridge streuen.

Nicht nur die Erdbebenzentren verlagerten sich, sondern auch die Bodenhebung. Seit dem späten Vormittag kommen wieder GPS-Messdaten herein, und man sieht, dass in der Region Thorbjörn-Svartsengi Subsidenz eingesetzt hat, während an den Messstationen weiter nördlich und südlich Bodenhebung durch Inflation zu sehen ist. Besonders bei Grindavik hob sich der Boden weiter. Ein Teil der Schmelze scheint auch weiter in Richtung der Messstation LITKA zu wandern bzw. aufzusteigen. Interessant ist auch, dass sich die Richtung des horizontalen Versatzes bei Thorbjörn umkehrte.

Es schaut so aus, als würde die Schmelze vom Zentrum der Region Thorbjörn-Svartsengi zu deren Rändern wandern. Wie ich schon früher gemutmaßt habe, muss eine Eruption nicht unbedingt im Bereich der aktuell höchsten Bodenhebung bei Svartsengi starten. Die Schmelze kann weiter horizontal migrieren und sich einen geeigneteren Austrittspunkt suchen. Noch ist es allerdings nicht klar, ob es kurzfristig überhaupt zu einem Vulkanausbruch kommen wird.

Erdbeben M 5,0 erschüttert Island am 09.11.2023

Stärkstes Erdbeben der Serie auf Reykjanes manifestiert sich nahe Grindavik

Gäste fliehen nachts aus Hotel der Blauen Lagune

Datum 09.11.23 | Zeit: 00:46:06 UTC | Lokation: 63.864 ; -22.454 | Tiefe: 2,5 km | Mb 5,0

Heute Nacht hat sich um 00:46 UTC das stärkste Beben der aktuellen Hebungsphase ereignet. Es hatte eine Magnitude von 5,0 und einen Erdbebenherd in nur 2,5 km Tiefe. Das Epizentrum wurde 2.8 km nord-nordwestlich von Grindavík verortet. Damit lag der Erdstoß direkt vor den Stadttoren und dürfte die Menschen aus dem Schlaf gerissen haben. Außerdem lag es sehr flach und könnte ein Anzeichen dafür gewesen sein, dass Magma weiter Richtung Erdoberfläche migriert.

Aus dem Schlaf gerissen wurden auch die Gäste des Hotels der Blauen Lagune, die teilweise nachts in Panik flüchteten. Allerdings kamen bei weitem nicht alle weg, da viele der Gäste keinen eigenen Wagen zur Verfügung hatten. So wurden Taxen bestellt, von denen es aber auch nicht genug gab. In lokalen Medien heißt es, dass etwa 40 Personen das Hotel verlassen wollten, aber nur wenigen gelang es. Außerdem waren Steine auf die Straße zum Hotel gefallen. Sie stammten aus hohen Lavawällen am Straßenrand. Es könnte halt doch ein wenig beunruhigen, wenn man weiß, dass sich in 4-5 km unter einem Magma ansammelt und auf seinen Ausbruch wartet. Was mich verwundert ist, wie man die Leute im Notfall evakuieren möchte, wenn an der Blauen Lagune keine Busse zur Verfügung stehen? Man kann nicht zwingend davon ausgehen, dass man Stunden Zeit hat, um Busse zu rufen, wenn das Magma final aufsteigt!

Ich plädiere ja immer für Eigenverantwortung (zu der meiner Meinung nach auch gehört, sich selbst zu überlegen, wie man im Notfall evakuieren kann), aber irgendwann ist natürlich der Zeitpunkt gekommen, wo die Behörden überlegen müssen, ob es nicht im allgemeinen Interesse ist, Sperrungen und Evakuierungen anzuordnen. Die Erfahrung zeigt ja, dass Geschäftsleute ihr Glück oft bis zum geht nicht mehr ausreizen und Geld verdienen wollen und natürlich teilweise auch müssen, da so eine Anlage ja hohe laufende Kosten hat und die Angestellten bezahlt werden müssen. Viele Touristen kommen zu dieser Jahreszeit nach Island, einzig um in der Lagune zu Baden und Polarlichter zu gucken, oft auf einen Zwischenstopp auf einem Transatlantikflug. Naja, wahrscheinlich kommen sie dann bald auch wieder, um einen Vulkanausbruch zu bewundern.

Natürlich blieb es nicht bei dem Erdbeben Mb 5,0, denn es war Teil eines neuen Erdbebenschubs innerhalb des anhaltenden Schwarmbebens, das am 25. Oktober begann. Es gab auch mehrere Erdbeben mit Magnituden im Vierer- und Dreierbereich. Insgesamt wurden 28 Beben mit Magnituden ab 3 detektiert. Der Schub dürfte sich aus ca. 800 Einzelbeben zusammensetzen. Seit Beginn des Erdbebenschwarms wurden fast 29.000 Erschütterungen detektiert. Man kann davon ausgehen, dass die Bodenhebung, die gestern Abend bis zu 10 cm betrug, anhält. Ein Update gibt es, wenn neue Messwerte vorliegen.

Starke Erdbeben erschüttern Indonesien am 08.11.23

Zwei Erdbeben Mw 7,1 und Mw 6,9 erschüttern Bandasee in Indonesien

Datum 08.11.23 | Zeit: 04:53:51 UTC | Lokation: -6.286 ; 129.558 | Tiefe: 10 km | Mw 7,1

Heute Nacht erschütterten mehrere Erdbeben die indonesische Bandasee im Osten des pazifischen Inselstaates. Das Hauptbeben manifestierte sich um 04:53:51 UTC und  hatte einen Magnitude von 7,1. Lauf EMSC lag das Hypozentrum in ca. 10 km Tiefe. Andere Erdbebendienste berichten von einer Magnitude 7,2 und einer Tiefe von 19 km. In einer Reuters-Newsmeldung heißt es, dass das EMSC eine Tiefe von 146 km ermittelt hätte.

Nur eine Minute zuvor hatte sich ein Beben MW 6,9 manifestiert. Den beiden Beben folgte eine Reihe schwächerer Nachbeben.

Die beiden starken Erschütterungen waren in einem großen Umkreis zu spüren gewesen. Dem EMSC liegt wenigstens eine Wahrnehmungsmeldung vor.

Nächst gelegener aktiver Vulkan ist der Lewotolok. Seine Eruptionen könnten von den Erdbeben beeinflusst werden. Heute gab es eine kleine Eruption, bei der Vulkanasche bis auf 1800 m aufstieg. es handelte sich also um eine der typischen strombolianischen Ausbrüchen, die der Lewotolok seit einigen Wochen erzeugt.

Indonesien ist aufgrund seiner komplexen tektonischen Konfiguration, bei der kleine tektonische Ozeanplatten in einer Region interagieren, die von der Kollision und Subduktion der Australischen Platte mit Eurasien dominiert wird, eines der erdbebenreichsten Länder der Erde. Diese kleinen tektonischen Blöcke bewegen sich von Zeit zu Zeit entlang lokaler oder regionaler Verwerfungen.

Das heutige Erdbeben mit einer Stärke von 7,2 hatte sein Unterwasser-Epizentrum im sogenannten „Inner Banda Volcanic Arc“ in der Nähe des kleinen Beckens von Damar. Dieses Ereignis barg kein besonders großes Tsunami-Risiko, sondern nur ein mäßiges und auf regionaler Ebene innerhalb der Bandasee.

Solche Erdbeben werden durch die Bewegung der Australischen Platte in Richtung Norden beeinflusst, was Druck auf die Unterwasserstrukturen des Banda-Meeres ausübt und diese gelegentlich reaktiviert.