Erdbeben-News 05.10.21: Japan

Heute gab es ein starkes Erdbeben vor der Küste der japanischen Insel Honshu. Auf Island und unter dem Yellowstone bebte es ebenfalls.

Japan: Erdbeben Mb 6,1

Datum: 05.10.2021 | Zeit: 17:46:04 UTC | Lokation: 40.13 N ; 142.13 E| Tiefe: 60 km | Mb 6,1

Heute Nachmittag wurde die Nordküste der japanische Insel Honshu von einem Erdbeben der Magnitude 6,1 erschüttert. Das Hypozentrum befand sich 60 km tief. Das Epizentrum lag offshore, genauer, 56 km nördlich von Miyako. Update: Die Magnitude wurde auf 5,6 korrigiert.

Island: Schwarmbeben auf Reykjanes

Datum: 05.10.2021 | Zeit: 16:14:10 UTC | Lokation: 63.93 N ; 22.18 W| Tiefe: 27 km | Mb 3,3

Das Schwarmbeben südwestlich des isländischen Vulkans Keilir geht weiter. IMO registrierte heute Nachmittag einen weiteren Erdstoß der Magnitude 3,3. Die Tiefe des Hypozentrums wurde mit 5 km angegeben. Es kann gut sein, dass sich Magma im Untergrund ansammelt und sich die Aktivität vom Fagradalsfjall dorthin verlagert.

Yellowstone: Erdbeben im Nordwesten

Datum: 05.10.2021 | Zeit: 00:30:08 UTC | Lokation: 44.75 N ; 110.62 W| Tiefe: 27 km | ML 2.6

Im äußersten Nordwesten des Yellowstone Nationalparks ereignete sich ein kleines Schwarmbeben. Seit gestern wurden 4 Erschütterungen mit Magnituden im 2-er Bereich detektiert. Das Stärkste brachte es heute auf M 2,6. Sein Hypozentrum lag 5 km tief. Das Epizentrum wurde 39 km östlich von West-Yellowstone lokalisiert.

 

Vulkan-News 05.10.21: Ätna, Kilauea

Die Vulkane Cumbre Vieja und Kilauea sind weiterhin aktiv. Am Ätna und Keilir gibt es Anzeichen vulkansicher Unruhe.

Ätna mit thermischer Anomalie

Staat: Italien | Koordinaten: 37.73, 15.00 |Eruption: Fumarolisch

Seit dem letzten Paroxysmus ist es um den Ätna etwas still geworden, natürlich auch, weil er sich im Schatten von La Palma bewegt. MIROVA detektierte in den vergangenen Tagen immer wieder schwache Wärmestrahlung und heute Morgen kann man auf der Thermalcam 2 schwache Hotspots am Gipfel des Neuen Südostkraters erkennen. Die Fumarolen-Temperatur scheint zu steigen, was ein Indiz für einen hohen Stand des Magmas im Fördersystem sein könnte. Der Tremor ist unauffällig und bewegt sich im grünen Bereich.

Cumbre Vieja: Zahlreiche Erdbeben

Staat: Spanien | Koordinaten: 28.57, -17.84 | Eruption: Hawaiianisch

Die Insel La Palma wird immer noch von zahlreichen Erdbeben gerockt. Gestern wurde ein neuer Höchstwert an Erschütterungen detektiert, seitdem die Eruption begonnen hat: das IGN verzeichnet 98 Erschütterungen, von denen fast 30 Magnituden größer als 3 hatten. Die Beben manifestierten sich zum größten Teil unter dem Gipfelbereich des Cumbre Vieja. Der Tremor fluktuiert leicht auf dem Niveau, dass er seit seiner Pause eingenommen hat. Die Bodenhebung ist weiter zurückgegangen und fiel erstmalig seit Eruptionsbeginn unter den Wert von 20 cm. Die sichtbare Aktivität variiert. Momentan ist vermehrt der Hauptschlot des größten Kegels aktiv.

Keilir: Bebentätigkeit bleibt hoch

Staat: Island | Koordinaten: 63.941-22.172 | Eruption: Schwarmbeben

Die Seismizität südwestlich des isländischen Vulkans Keilir bleibt hoch. In den letzten 48 Stunden registrierte IMO 224 Erschütterungen auf Reykjanes. 6 Erdbeben brachten es auf Magnituden von 3 oder mehr. Die meisten Hypozentren befinden sich in 5 km Tiefe, also dort, wo sich gerne Magmenkörper bilden. Berichte über neue Bodendeformation gibt es bislang nicht, allerdings endete in dem Gebiet der Magmatische Gang, der den Fagradalsfjall zu Anfangs speiste. Es könnte sein, dass Magma aufsteigt, oder aber auch, dass es Setzungserscheinungen im Hohlraum gibt.

Kilauea: Lavasee bleibt aktiv

Staat: USA | Lokation: 19.42, -155.29 | Eruption: Hawaiianisch

Der Lavasee im Halemaʻumaʻu-Krater bleibt aktiv und sein Pegel konstant bei 27 m. Die Deflation vergrößerte sich und der Schwefeldioxid-Ausstoß reduzierte sich auf 12.000 Tonnen am Tag. Gestern gab es eine Phase, bei der bis zu 60 m hohe Lavafontänen entstanden. Dabei bildete sich Peles Haar. Die Lavafäden wurden mit dem Wind verteilt. Aufgrund der stabilen Eruption, die sich auf den Gipfelbereich des Vulkans beschränkt, reduzierte das USGS die Alarmstufe auf „gelb“.

Cumbre Vieja: Im Bann der Lava auf La Palma


Am 19 September 2021 begann auf der Kanareninsel La Palma ein Vulkanausbruch. Der Eruption voran ging eine seismische Krise, die mehrere Tage anhielt und von aufsteigendem Magma verursacht wurde. Obwohl ein Ausbruch wahrscheinlich war, rechneten die Wenigsten damit, dass sich das Eruptionszentrum am Rand des besiedelten Gebiets von El Paso öffnete. In kürzester Zeit wurden Hunderte Häuser zerstört. Schon 3 Tage nach Eruptionsbeginn trafen die ersten Vulkanauten der Vulkanologischen Gesellschaft auf La Palma ein. Ich folgte am 8. Tag der Eruption.

Cumbre Vieja: Bilder einer Eruption

Ankunft auf La Palma

Pünktlich mit meiner Annäherung an die Insel setzte die Aktivität des Vulkans aus. Zu dieser Zeit befand ich mich auf dem Weg vom Flughafen auf Teneriffa zur Fähre nach La Palma und als ich auf die abgestürzte Tremorkurve blickte, staunte ich nicht schlecht. Das konnte jetzt doch nicht wahr sein?! Hieß es in den Statistiken nicht, dass die Eruption mindestens 24 Tage dauern sollte? Auch in den Sozialen Medien kursierten schon wieder Bemerkungen über Marc, den Vulkanlöscher. Doch das brachte selbst Jesus nicht fertig, der ja bekanntermaßen Wasser in Wein verwandeln konnte, eine Eigenschaft, um die ich ihn sehr beneide. Also nix da, der Vulkan pausierte nur und als ich dann am späten Nachmittag endlich in El Paso ankam, setzte die Tätigkeit wieder ein.

Ich machte Quartier bei Jochen, der ein genial gelegenes Apartment organisiert hatte: von der Terrasse aus konnten wir den Vulkan beobachten, der sich in ca. 3 km Entfernung befand. Sein Grummeln und Donnern erfüllte die Luft und alles war voller Vulkanasche. Abends trafen wir Tom, Thorsten und Martin, die deutlich weiter entfernt untergekommen waren. Wir bezogen Stellung an einem der populärsten Aussichtspunkte in Vulkannähe, der zufällig am Ende jener Strasse lag, an der sich unser Apartment befand. Irgendwie mag ich kurze Wege. Von dort konnten wir bequem die Lavafontänen beobachten, gelangten aber nicht bis an die Lavafront. Diese war besser bewacht als Fort Knox und jeder Weg war abgesperrt. Bequemlichkeit ist ein Ding, Nähe ein Anderes. So echtes Vulkanfeeling wollte bei mir nicht aufkommen. Jochen und ich beschlossen eine weitere Annäherung an den Feuerberg und suchten eine Straße auf einen Bergrücken, der der Eruptionsspalte vorgelagert war. Hier kamen wir etwas näher an die Spalte mit ihrem neuen Kegel ran, doch noch bevor sich das richtige Gefühl einstellen wollte, standen wir erneut vor einer Straßensperre. Der Blick auf die Lavafontäne war von hier aus schon ganz gut und es hatten sich mehrere Schaulustige eingefunden, darunter auch Steven, ein weiteres Mitglied unseres Vulkanvereins. Weitere Annäherungsversuche an den Kegel erwiesen sich zwar als abenteuerlich, stellten aber den gewünschten Erfolg nicht ein. So erkundeten wir noch am nächsten Tag die Gegend und loteten einige Möglichkeiten der Annäherung aus, die ich dann erst in den nächsten Tagen mit Andreas und Tom realisieren konnte, denn Jochen und die anderen Vulkanauten mussten wieder abreisen.

Mit Sondergenehmigung ins Sperrgebiet

An meinem dritten Tag auf La Palma bekamen wir dann endlich unsere Genehmigungen, um ins Sperrgebiet vordringen zu dürfen. Zuvor hatte ich beim Essen eine Gruppe internationaler Wissenschaftler getroffen, was den Genehmigungsprozess ein wenig beschleunigte. Andreas und ich beschlossen mit dem Vulkan auf Tuchfühlung zu gehen, querten Abends den bewaldeten Hang des Cumbre Vieja und arbeiteten uns bis auf ein paar hundert Meter an den neuen Kraterkegel heran. Unter ohrenbetäubenden Getöse schoss die Lava in die Höhe und prasselte auf den Kegel nieder. 3 Schlote förderten Tephra und aus einem Vierten sprudelte dünnflüssige Schmelze, die den Lavastrom speiste. Seinen Weg konnten wir von hier oben aus mit den Augen verfolgen. Der Rückmarsch in der Dunkelheit erhielt einen Abendteuerpunkt, denn er führte über Stock und Stein und an recht tiefen Senken entlang.

Am folgenden Abend schlugen wir uns bis zur Abflussrinne des Lavastroms vor, die direkt unterhalb des Kraterkegels verlief. Ein nicht ungefährlicher Beobachtungsposten, aber einer der Faszinierendsten. Hier konnte man sie spüren, die Hitze des Vulkans. Hier atmete man pures Schwefeldioxid und stand im Lapilli-Regen. Hier war man den Kräften des Erdinneren schutzlos ausgeliefert. Schiefgehen durfte nichts, denn es hätte für uns katastrophale Folgen gehabt. Ein schnell voranschreitender Lavaschwall, der Kollaps einer Kraterwand, die Öffnung eines tiefer gelegenen Förderschlotes, oder eine plötzliche Explosion wären uns sicherlich nicht gut bekommen. Menschen sind ja so zerbrechlich! Tatsächlich konnten wir aus der Nähe erkennen, dass es einige Veränderungen in der nördlichen Kraterwand gab und berichteten darüber noch am gleichen Abend im Hauptquartiert der Einsatzkräfte. Zudem hatten wir an der Lavafront Proben gesammelt.

Nachts und am nächsten Morgen öffneten sich dann tatsächlich neue Schlote. Zwei von ihnen entsprangen gut 800 m vom Krater entfernt und nur 120 m östlich der Straße, auf der am Abend unser Wagen stand. Ein paar Stunden ehr und der neue Lavastrom hätte uns den Rückweg von der Abflussrinne abgeschnitten, die nun praktisch unerreichbar war. Als Vulkanbeobachter braucht man manchmal einfach etwas Glück, oder wenigstens das Ausbleiben von Pech!

An meinem letzten Abend auf La Palma wollten wir den Ocean Entry erkunden. Doch als wir uns auf dem Weg dorthin befanden, erschien eine gigantische Rauchsäule am Himmel. Ihre Quelle breitete sich am Boden rasend schnell aus und ich dachte zuerst an einen Aschestrom, der durch ein Kollaps am Ocean Entry entstanden sein könnte, oder dass sich eine Eruptionsspalte geöffnet hätte. Doch das wahr wohl ehr Wunschdenken. Offenbar war ein mehrere Hundert Meter langes Bananen-Gewächshaus abgefackelt. Der Brand entstand durch den Lavastrom, kurz oberhalb der Steilküste, über die sich seit 2 Tagen die Lava stürzte. Binnen Minuten füllte sich das gesamte Tal mit schwarzem Rauch und es wurden Ausgangssperren verhängt. Nicht etwa wegen der Schadstoffbelastung durch den Brand der Plastikfolie, sondern aufgrund des bösen Vulkans. Nun ja, genaugenommen nochmal Glück gehabt, denn eine halbe Stunde später wäre ich direkt neben dem Feuer gestanden. Heute war an den Ocean Entry kein rankommen mehr. Es müssen ja auch noch Ziele für den nächsten Besuch auf La Palma beiben.

Vulkan-News 04.10.21: Vulcano

Am italienischen Inselvulkan Vulcano wurde die Alarmstufe erhöht. Die Eruptionen auf Hawaii und La Palma sind stabil.

Vulcano: Erhöhung der Alarmstufe

Staat: Italien | Lokation: 14.87 ; 38.50 | Eruption: Fumarolisch

Vulcano ist eine kleine Vulkaninsel im Tyrrhenischen Meer vor Sizilien und gehört, wie der Stromboli, zum Liparischen Archipel. Die letzte Eruption begann 1889 und leitete das Ende des industriellen Schwefelabbaus ein. Seitdem mauserte sich die Insel zu einem beliebten Ferienziel, dass mit den verschiedenen Manifestationen des Postvulkanismus Touristen lockt. Doch damit könnte es bald vorbei sein: am Freitag erhöhte das INGV den Alarmstatus des Vulkans auf „gelb“ und der Aufstieg zur Fossa ist nur noch mit Führer erlaubt. Grund für den Alarm war eine Zunahme der Seismizität und eine leichte Inflation. Außerdem erhöhten sich Temperatur und Gasflux der Fumarolen am Kraterrand. Die Vulkanologen befürchten zwar keine unmittelbar bevorstehende Eruption, doch langfristig betrachtet könnte sich ein Vulkanausbruch anbahnen. In den letzten Jahrzehnten gab es bereits 2 ähnliche Phasen, ohne dass es zu einer Eruption gekommen wäre. Manchmal dauert es allerdings auch sehr lange, bis ein Vulkan dann endlich zur Eruption bereit ist. Auf jeden Fall erleben wir gerade ein extrem spannendes Vulkanjahr.

Kilauea: Lavasee-Eruption hält an

Staat: USA | Lokation: 19.42, -155.29 | Eruption: Hawaiianisch

Am Kilauea auf Hawaii ist der Lavasee weiterhin aktiv. Sein Spiegel stieg in den letzten 24 Stunden um 1 Meter. Am Grund des Sees ist eine 35 m lange Spalte aktiv. Der Ausstoß an Schwefeldioxid lag bei fast 15.000 Tonnen am Tag und war somit sehr hoch. Die Seismizität ist ebenfalls erhöht.

Cumbre Vieja: Zahlreiche Erdbeben

Staat: Spanien | Koordinaten: 28.57, -17.84 | Eruption: Hawaiianisch

Seit gestern verstärkte sich die Seismizität unter dem Gipfelbereich des Cumbre Vieja weiter und viele der Beben sind so stark, dass sie sogar beim EMSC gelistet sind. In den letzten 24 Stunden wurden gut 60 Erdbeben mit Magnituden größer 2 detektiert. Auf der Übersichtskarte der Beben der letzten 2 Wochen erkennt man zwei Cluster von Erdbeben: einen im Nordosten bei El Paso, einen zweiten (und jüngeren) im weiter südlich gelegenen Gipfelbereich des Cumbre Vieja. Dort wird noch keine nennenswerte Inflation registriert, dennoch könnte es sein, dass sich in der Region eine weitere Spalte öffnen wird. Zu bedenken gilt, dass die Beben in Tiefen von mehr als 10 km stattfinden und wenn sich dort ein Magmenkörper befinden sollte, könnte die Schmelze schräg aufsteigen und am aktuellen Eruptionszentrum austreten.

Vulkan-News 03.10.21: Keilir, Kilauea

Die Eruptionen am Cumbre Vieja und Klilauea sind stabil. Südwestlich des isländischen Vulkans Keilir gibt es ein Schwarmbeben.

Cumbre Vieja: Anstieg der Seismizität

Staat: Spanien | Koordinaten: 28.57, -17.84 | Eruption: Hawaiianisch

Der Vulkanausbruch auf der Kanareninsel La Palma dauert nun bereits 2 Wochen und ein Ende der Eruption zeichnet sich nicht ab. Im Gegenteil: Inflation und Deflation halten sich die Waage, so dass die Bodenhebung seit 2 Tagen stabil bei 22 cm steht. Lavazufluss- und Abfluss sind im Gleichgewicht. Nichtsdestotrotz wurden in den letzten 3 Tagen zahlreiche Erdbeben mit Magnituden im 3er-Bereich gemeldet, von denen ich einige spüren konnte. Ihre Epizentren liegen unter dem Gipfelbereich des Cumbre Vieja. Die Hypozentren befinden sich in Tiefen von mehr als 10 km. Inzwischen zerstörte die Lava mehr als 1000 Gebäude und verschüttete 30 km an Straßen.

Aufgrund der schlechten Luftqualität im Talkessel, wurden am Freitag die Ausgangssperren ausgedehnt. Doch nicht allein die Gasemissionen des Vulkans beeinträchtigen die Luftqualität, sondern auch die brennenden Gewächshäuser der Bananenplantagen, die vom Lavastrom abgfackelt werden. Am Freitag konnte ich beobachten, wie so ein Gewächshaus aus Kunstoff-Gewebeplane abfackelte und zuerst dachte ich, dass es an der Küste zu einem Kollaps des Lavadeltas nebst Pyroklastischem Strom gekommen sei. Innerhalb von Minuten verdunkelte sich der Himmel im Tal und verpestete die Luft mit Rauch und Ruß.

Inzwischen bin ich wieder daheim und berichte aus dem Homeoffice. Jetzt heißt es auch die Videos- und Fotos der letzten Woche aufzuarbeiten, die ich euch im Laufe der nächsten Woche präsentieren werde.

Kilauea: Lavasee stabil

Staat: USA | Lokation: 19.42, -155.29 | Eruption: Hawaiianisch

Der Pegel des neuen Lavasees am Kilauea auf Hawaii veränderte sich nur wenig und stieg in den letzten 24 Stunden um 2 Meter an. Seine Tiefe beträgt nun 26 m, gemessen über der erstarrten Kruste des Lavasees vom Jahresanfang. Die Lava wird aus mehreren Schloten eruptiert. Sie befinden sich am Grund des Lavasees und in der westlichen Kraterwand. Über den Schloten kommt es zur Bildung von Lavafontänen. Das HVO berichtet, dass sie über dem Hauptschlot bis zu 7 m hoch werden und über den Nebenschloten Höhen bis zu 2 m erreichen. Sporadisch entstehen auch bis zu 60 m hohe Fontänen.

Der Gasausstoß wurde zuletzt am 1. Oktober gemessen: man kam auf einen Wert von 12900 Tonen Schwefeldioxid am Tag. Die Seismizität ist noch leicht erhöht. Seit Eruptionsbeginn am 29. Oktober wird Deflation registriert. Sie nahm in den letzten 24 Stunden etwas ab. Es wird also mehr Lava eruptiert, als an Magma aus größerer Tiefe aufsteigt: die flach gelegenen  Magmakammer unter dem Vulkan entleert sich.

Keilir: Schwarmbeben erschüttert Reykjanes

Staat: Island | Koordinaten: 63.941-22.172 | Eruption: Schwarmbeben

Seit dem 27. September haben mehr als 4000 Erdbeben die Region um den isländischen Vulkan Keilir erschüttert. 9 Erdbeben hatten Magnituden größer als 3. Gestern Mittag manifestierte sich das stärkste Beben der Serie mit M 4,2. Die Erschütterung konnte auf der Reykjanes-Halbinsel gespürt werden. Keilir ist kein unbekannter Vulkan, denn dort endete der Magmatische Gang, der zu Anfangs die Eruption am Fagradalsfjall gespeist hatte. Die Vermutung liegt nahe, dass die Seismizität durch Magmenintrusion hervorgerufen wird. Derweilen erleben wir am Fagradalsfjall die bislang längste Pause der Eruption und es könnte durchaus sein, dass es auch ihr Ende ist, obwohl noch sehr viel Gas aus dem Krater strömt. Aber allem Ende wohnt auch ein neuer Anfang inne und wer weiß, vielleicht verlagert sich die Aktivität Richtung Keilir. Wer sich den Tremorgraphen des Fagradalsfjalls anschaut, sieht dort zahlreiche Peaks im blauen Frequenzband (2-4 Hz). Hierbei handelt es sich um die Erdbeben am Keilir.

Vulkan News 01.10.21: 2 neue Schlote

Die Situation am Vulkan auf La Palma bleibt dynamisch und angespannt.

Cumbre Vieja: 2 neue Schlote

Staat: Spanien | Koordinaten: 28.57, -17.84 | Eruption: Hawaiianisch

In der Nacht öffneten sich am Cumbre Vieja auf La Palma 2 neue Förderschlote nördlich des neuen Kegels und nur wenige 100 m von der Straße entfernt, die dem Vulkan am nächsten ist. Ein neuer Lavastrom wälzte sich schnell hangabwärts und zerstörte weitere Häuser. Zuvor entstanden bereits weitere Schlote im Bereich des Kegels. Auch hier entsprang ein neuer Lavastrom, der gestern Abend für Unruhe sorgte, da er die bekannte Abflussrinne verließ.

Inzwischen wird wieder Deflation registriert und die Bodenhebung betrug heute Morgen 20 cm. Es gibt weitere Erdbeben. Eines rüttelte mich aus meinem Mittagsschlaf. Es hatte die Magnitude 3,8. Die Lage ist nach wie vor angespannt und sehr dynamisch.

Inzwischen wird mir hier der Zugang zum Sperrgebiet gewährt und mir boten sich bereits ein paar ziemlich intensive Eindrücke von der Lavafront. Doch bereits morgen muss ich wieder meine Rückreise antreten.

Vulkan-News 30.09.21: Ocean Entry

Am Cumbre Vieja auf La Palma kam es zum Ocean Entry, als Lava in den Ozean floss.

Cumbre Vieja mit Ocean Entry

Staat: Spanien | Koordinaten: 28.57, -17.84 | Eruption: Hawaiianisch

In der Nacht vom Dienstag auf Mittwoch erreichte der Lavastrom die Küste und stürzte sich über die bis zu 90 m hohen Klippen ins Meer. Schnell bildete sich ein Lavadelta im Ozean, von dem relativ wenig Dampf aufsteigt. Die Gegend ist weiträumig abgesperrt. Da bei einer der letzten Eruptionen auf La Palma eine Person in der Dampfwolke eines Ocean Entrys erstickte, ist man hier besonders Vorsichtig.

Mein Apartment auf La Palma befindet sich ca. 3 km Luftlinie von den aktiven Schloten des Cumbre Vieja entfernt und Donnergrollen erfüllt die Luft. Vor gut 1 Stunde konnte ich ein Erdbeben spüren. Um die Eruption zu sehen, brauche ich nur aus dem Fenster zu Blicken: genau die richtige Atmosphäre, um über Vulkanausbrüche zu berichten. Einige Kollegen übertreiben es allerdings und schüren Panik. So konnte ich gestern eine Reporterin beobachten, die in ca. 4 km Entfernung zum Ocean Entry mit Gasmaske moderierte. Eine vollkommen unnötige Aktion, die nur Einschaltquote bringen sollte und bei den Anwohnern weitere Sorgen hervorgerufen haben dürfte. Ich konnte bereits mehrere Anwohner mit Gasmasken rumlaufen sehen, obwohl der starke Wind sämtliche Gase von ihnen Weg wehte. Dieser Ausbruch ist bestimmt nicht harmlos, aber wenn er sich in unbewohntem Gebiet ereignen würde, fände er in den Medien kaum Beachtung.

Die aktuellen Daten zu Seismizität und Bodendeformation legen nahe, dass weiter Magma aus größeren Tiefen aufsteigt und sich im Magmenkörper unter dem Vulkan sammelt. Es steigt mehr Magma auf als eruptiert wird und die Bodenhebung liegt wieder bei 25 cm. Als dieser Wert zuletzt erreicht wurde, steigerte sich die Aktivität des Vulkans deutlich. Die Erdbeben verlagerten sich mehr unter dem Gipfelbereich des Cumbre Vieja und es ist nicht auszuschließen, dass sich dort ein weiteres Eruptionszentrum bilden könnte. Die Situation erinnert mich an den Ätna-Ausbruch von 2001, der ebenfalls an der Flanke begann und bei dem sich Tage später weitere Spalten in Richtung Gipfel öffneten. Beim Mittagessen traf ich gestern den bekannten britischen Vulkanologen Clive Oppenheimer. Er wollte klugerweise keine Prognose zum weitern Verlauf abgeben, fühlte sich aber ebenfalls an die Ätna-Eruption von 2001 erinnert.

Vulkan-News 29.09.21: Kilauea

Was unter anderen Umständen eine spektakuläre Meldung gewesen wäre, muss sich heute mit einer Kurzmeldung bescheiden: Am Kilauea auf Hawaii bildete sich ein neuer Lavasee.

Kilauea eruptiert Lavasee

Staat: USA | Lokation: 19.42, -155.29 | Eruption: Hawaiianisch

Gestern Nachmittag begann der Kilauea auf Hawaii mit einer neuen Eruption. Gegen 15.20 Uhr Lokalzeit wurde im Halemaʻumaʻu Lava gesichtet. Inzwischen hat sich der Pitkrater bereits mit Lava gefüllt und es ist ein neuer Lavasee entstanden. Zahlreiche Erdbeben und eine durch Magmen-Inflation verursachte Bodenhebung gingen dem Vulkanausbruch voran. Der Alarmstatus wurde auf „rot“ erhöht.

Vulkan-News 28.09.21: Cumbre Vieja

Cumbre Vieja: Wiederaufnahme der Aktivität

Staat: Spanien | Koordinaten: 28.57, -17.84 | Eruption: Hawaiianisch

Gestern Morgen fiel der Tremor am Cumbre Vieja steil ab und der Vulkan stellte seine Aktivität ein. Zeitgleich lief ich auf der Insel auf und für einen Moment gingen Spekulationen durch die Sozialen Medien, dass meine Ankunft den Vulkan gelöscht hätte. Papalapap, nichts da! Am Abend steigerten sich Tremor und Aktivität wieder und seitdem ist der Vulkan ununterbrochen tätig. Der unterste Schlot fördert konstant eine ca. 60 m hohe Lavafontäne. Sie speist einen Lavastrom, dessen Front schnell voran schreitet und aktuell wieder Häuser abfackelt: während ich schreibe steigt mir der Geruch nach Verbranntem in die Nase und ich sehe eine Rauchwolke aufsteigen. Natürlich sind die Zufahrtswege zum Lavastrom gesperrt und werden von Polizisten bewacht. Bereits vorgestern stürzte die Kirche von Todoque ein, die zunächst von der Lava verschont wurde. Weitere Gebäude des kleinen Ortes wurden von den Lavamassen begraben. An manchen Stellen ist der Lavastrom bis zu 50 m mächtig. Es bildete sich ein 2,62 Quadratkilometer großes Lavafeld. 46 Millionen Kubikmeter Lava wurden bislang eruptiert. Immer wieder kommen Spekulationen über einen baldigen Ocean Entry auf, doch bis jetzt blieb er aus.

2 weitere Schote eruptieren Aschewolken, nebst glühender Tephra, die den neugebildeten Kegel wachsen lässt. Die Eruption verursacht ein konstantes Grummeln und Grollen, dass in Vulkannähe so laut ist, dass man kaum sein eigenes Wort verstehen kann.

Auf La Palma ist inzwischen eine illustre Truppe von Vulkanauten eingetroffen und unser halber Verein ist hier versammelt. Entsprechend lebhaft geht es zu. Ich bin mit unserem Kassenwart und Pressesprecher Jochen unterwegs. Während die Ersten bereits morgen ihre Rückreise antreten, bleibe ich bis zum Wochenende und berichte von hier.