Erdbeben-News 15.11.22: Campi Flegrei

Campi Flegrei mit Erdbeben und Dampfentwicklung

Datum: 12.11.22 | Zeit: 21:37:54 UTC | 40.796 ; 14.117 | Tiefe: 2 km | Mb 2,7

Heute ereignete sich unter dem italienischen Calderavulkan Campi Flegrei wieder ein kleines Schwarmbeben. Das INGV registrierte nachts 11 schwache Erschütterungen mit Magnituden kleiner als 1. Die Beben befanden sich also im Bereich der Mikroseismizität. Die Hypozentren lagen flach, in Tiefen zwischen 800 und 2000 m. Die Epizentren wurden im nordöstlichen Bereich des Solfatara-Kraters lokalisiert. Auf dem Kraterrand liegt die Pisciarelli-Fumarole, von der starke Dampfentwicklung ausging. Bilder dazu wurden in den Sozialen Medien geteilt. Dass mehr Dampf gesehen wurde, muss nicht zwangsläufig mit den Erdbeben zusammenhängen, sondern könnte auch von meteorologischen Bedingungen herrühren, die eine Kondensation des Dampfes begünstigen. Zudem steigt Dampf bei windstille höher auf, als es sonst der Fall ist.

Bereits am Samstag gab es ein Erdbeben M 2,7, dessen Epizentrum im Golf von Pozzuoli lag. Die Tiefe wurde mit 2000 m angegeben. Die Beben ereignen sich im Bereich des Hydrothermalsystems des Vulkans und stehen nicht direkt mit dem Magmenkörper in Verbindung. Allerdings könnten Fluide von diesem aufsteigen, die das Hydrothermalsystem aufblähen. Außerdem heizt unterirdisches Magma die Fluide auf, woraufhin sie sich ebenfalls ausdehnen und mehr bewegen und so Erschütterungen verursachen können.

100 cm Bodenhebung seit 2005

Nach einem ehr ruhigen Sommer steigen Seismizität und Inflation wieder etwas an. Die Bodenhebung lag -nach vorläufigen Werten- zuletzt bei 0,7 mm im Monat. So summierte sich die Inflation seit 2011 auf ca. 94 cm. Betrachtet man Daten seit 2005, kommt man auf 100 cm Bodenhebung! Das ist zwar noch kein Rekordwert für den Bradyseismos im Golf von Pozzuoli, aber dennoch respektabel.

Im INGV-Wochenbericht vom 7.-13. November wurden keine überraschende Daten bekannt gegeben. Es wurden 73 Erschütterungen detektiert. Die Inflation blieb bei 7 mm im Monat. Seit 2011 hob sich de Boden um 94,5 cm.

Unterwasservulkan Ahyi eruptiert möglicherweise

  • Medienberichten zufolge wurden akustische Signale vom Ahyi Seamount registriert
  • Sie könnten von Unterwasserexplosionen stammen
  • Seefahrer werden zur Vorsicht aufgerufen

Ahyi Seamount erzeugte akustische Signale

Der Unterwasservulkan Ahyi liegt am Nordrand des Marianen-Archipels und ist dort einer von mehreren submarinen Vulkanen. Wissenschaftler verdächtigen den Ahyi Seamount Quelle von hydroakustischen Signalen gewesen zu sein, die im letzten Monat von Sensoren auf der fast 2000 km entfernten Insel Wake aufgefangen wurden. Nun will ein Team des USGS untersuchen, ob sich der Vulkan in einem eruptiven Stadium befindet, oder ob die Signale von flach liegenden Erdbeben nahe der Oberfläche verursacht wurden. Erste Analysen von Satellitenaufnahmen gaben keine Hinweise auf eine größere Eruption, dennoch betrachtet man die Situation mit Argusaugen, da submarine Vulkanausbrüche einige potenzielle Gefahren bergen. Besonders für die Seefahrt ist es wichtig über etwaige Entgasungen gewarnt zu werden: viele Gasblasen im Wasser reduzieren seine Dichte und somit wird auch der Auftrieb von Schiffen reduziert, die solche Areale kreuzen. Im schlimmsten Fall könnten sie versinken. Weiter Gefahren gehen von großen Bimssteinteppichen aus: die schwimmenden Lavasteine stellen besonders für kleinere Boote ein Gefahr dar, da sie in solchen Bimssteinteppichen stecken bleiben könnten. Last, but not least, könnten surtseyanische Eruptionen die Wasseroberfläche durchbrechen. Doch dazu darf das Wasser über den Vulkankratern nicht allzu tief sein. Als Richtwert gilt, dass Eruptionssäulen entstehen, wenn das Wasser über den Krater nicht tiefer als 120 m ist. Der Krater des Ahyi Seamounts liegt in einer Tiefe von ca. 75 m. Zuletzt wurde im Jahr 2014 eine Explosion detektiert.

Die genaue Anzahl aktiver submariner Vulkane ist nicht bekannt, doch Experten gehen davon aus, dass sie die Zahl der bekannten aktiven Vulkane weltweit deutlich übersteigt: schließlich ist die Erde zu 70% von Ozeanen bedeckt, an deren Rändern sich die vulkanisch aktivsten Zonen der Erde befinden. An vergleichsweise wenigen Stellen erheben sich Vulkaninseln.

Große Submarine Eruptionen ereigneten sich in den letzten Jahren einige. Als Beispiele dienen der große Bimssteinteppich, der vor 3 Jahren von einem Vulkan des Vava’u-Rückens freigesetzt wurde, oder der unterseeische Ausbruch bei Mayotte, bei dem sich die ganze Insel absenkte, die gut 30 km vom vermuteten Eruptionszentrum entfernt lag. Und dann wäre da noch die stärkste Eruption der letzten Jahrzehnte gewesen, die sich im Dezember/Januar am Hunga Tonga-Hunga Ha’api ereignete.

Dass sich eine ähnlich starke Eruption am Ahyi Seamount aufbaut, ist schon rein statistisch gesehen sehr unwahrscheinlich. Dennoch kann man nicht ausschließen, dass es dort zu einer größeren Eruption kommen wird, die sich auch an der Wasseroberfläche auswirkt. Der vulkanische Inselbogen der Marianen besteht aus gut 60 Feuerbergen und Seamounts.