Naturkatastrophen-News 16.11.22: Australien

Hochwassersituation im Südosten Australiens dramatisch

Im Südosten des Australischen Kontinents hat sich in den letzten Tagen die Hochwassersituation dramatisch zugespitzt. Weite Landflächen der Bundesstaaten New South Wales und Victoria stehen unter Wasser. Zahlreiche Flüsse traten über die Ufer und verursachten Sturzfluten, von denen die Anwohner überrascht wurden. Viele konnten sich nur noch auf die Hausdächer flüchten und harrten dort auf Rettung mit Hilfe von Helikoptern und Booten.

Gestern gab es für 17 Regionen Hochwasserwarnungen. Mitarbeiter der Katastrophenschutzbehörde von New South Wales äußerten sich in Interviews, dass es sich um die größten Hochwassereinsätze in der Geschichte des Bundesstaates handelt. Besonders schlimm traf es die Stadt Forbes, in der zum dritten Mal in Folge der Fluss Lachlan über die Ufer getreten war. Das Wasser stieg schneller als prognostiziert und den Menschen blieb nicht genug Zeit zur Flucht. Die Pegel standen bei 10,80 Meter.

Was ist geschehen? In den Küstennahen Regionen Australiens ist Regenzeit. Der Höhepunkt der Niederschläge liegt normalerweise in den Monaten November, Dezember und Januar. Dieses Jahr gab es aber schon seit September heftige Regenfälle, die bereits in den 2 Jahren davor sehr üppig ausfielen. So sind die Böden und Stauseen gesättigt und können kein weiteres Wasser aufnehmen. Es läuft ab und lässt die Flüsse in kürzester Zeit anschwellen. Als Hauptursache gilt das Klimaphänomen La Niña, dass die normalen klimatischen Verhältnisse der Regionen im Südpazifik umkehrt. Hinzu kommt, dass auch im Bereich des Indischen Ozeans nicht alles wie gewöhnlich abläuft. Dort traten die Phänomene eines negativen Dipols und eines positiven südlichen Ringmodus (SAM) auf, was zusätzlich feuchte Luft nach Australien schaufelte. Meteorologen rechnen damit, dass diese besonderen klimatischen Verhältnisse mindestens noch bis Dezember anhalten werden, erst dann könnte sich die Situation etwas entspannen.

Japanische Klimaforscher fanden allerdings heraus, dass ein Dipol im Indischen Ozean meistens ein Jahr vor einem El Niño-Phänomen auftaucht. Dann könnte auf Australien eine Dürre zukommen, die wieder Waldbrände mit sich bringt. Während eines Dipol-Ereignisses im Indischen Ozean gibt es im Osten und Westen des Meeres entgegengesetzte Temperaturanomalien des Wassers.

Früher galt das Modell, dass die pazifischen Klimaphänomene im Mittel nur alle 7 Jahre auftreten. Mittlerweile scheinen sie aber in direkter Folge hintereinander stattzufinden. Ein Klima der Extreme!

Erdbeben-News 16.11.22: Kanaren

Erdbeben Ml 3,6 vor El Hierro

Datum: 16.11.22 | Zeit: 13:01:55 UTC | 27.67 N ; 18.06 W | Tiefe: 29 km | Mb 3,6

Gestern ereignete sich vor der  Südküste der Kanareninsel El Hierro ein moderates Erdbeben der Magnitude 3,6. Es hatte ein Hypozentrum in 29 km Tiefe und ein Erdbebenherd, der 21 km süd-süd-westlich von Valverde verortet wurde. Das Erdbeben ist interessant, weil es im Jahr 2011 in der Region einen submarinen Vulkanausbruch gab, der sich durch eine mehrwöchigen seismischen Krise angekündigt hatte. Doch das war gestern nicht der einzige Bebenspot der Kanarischen Inseln.
Es gab auch eine neue Erdbebenserie auf La Palma. Hier lagen die Epizentren am Cumbre Vieja, der uns letztes Jahr um diese Zeit in Atem gehalten hatte. Seit dem Ende der Eruptionen gibt es immer noch Erdbeben, deren Häufigkeit gestern zunahm. Insgesamt werden beim EMSC 12 Erschütterungen mit Magnituden zwischen 1,6 und 2,2 angezeigt. Dabei handelt es sich also nicht um Mikroseismizität. Einen neuen Vulkanausbruch kündigen sie allerdings nicht an. Es kommen mehrere Möglichkeiten infrage, warum es immer noch bebt: es könnten sich magmatische Fluide bewegen, oder es handelt sich um Setzungsbeben. Die Tiefe der Erdbebenherde deutet darauf hin, dass die Erschütterungen im Zusammenhang mit dem Magmenkörper stehen. Vielleicht ordnet sich die Struktur des Magmenkörpers neu an. Jüngste Forschungen kam zu dem Schluss, das sich unter La Palma eine gewaltige Menge Magma akkumulierte. Es ist die Rede davon, dass der Magmenkörper ein Volumen 400 Kubikkilometern haben könnte, von denen nur ein Bruchteil im letzten Jahr eruptiert wurde. Allerdings ist nicht klar, wieviel des Magmenkörpers tatsächlich aus Schmelze besteht.

Laut einem Medienbericht zeigen sich spanische Seismologen besorgt, nicht wegen den Erdbeben unter den Kanaren, sondern wegen gut 58 Erschütterungen, die sich seit September in der katalonischen Provinz Girona ereigneten. Man fürchtet, dass die schwachen Erschütterungen Vorzeichen eines starken Erdbebens sein könnten.

Vulkan-News 16.11.22: Ätna

Deutliche Bodenhebung löste Alarm aus

Staat: Italien | Koordinaten: 37.73, 15.00 | Aktivität: Fumarolisch

Gestern Nacht war es nicht nur am Stromboli unruhig, sondern auch am Ätna, der an klaren Tagen in Sichtweite des Strombolis liegt. Bereits am Montag kam es temporär zu starker Dampfentwicklung aus dem Ätna-Zentralkrater. Solche Phänomene können auf besondere meteorologische Bedingungen hindeuten, bei denen mehr Dampf kondensiert, oder aber auch durch einen tatsächlich erhöhten Gasausstoß zustande kommen. Gestern begann der Tremor dann ungewöhnlich schnell zu fallen und tangierte sogar den grünen Bereich. Heute Nacht stieg der dann ebenso schnell wieder an, bis er fast den roten Bereich erreichte. Die Inklinometer sprangen dann zwischen Mitternacht und 04.00 UCT kräftig an und detektierten im Gebiet der Bocca Nuova eine Vergrößerung der Hangneigung. Sie betrug 1 µrad. Die Hebung erfolgte in 2 Schüben. Erhebliche Schwankungen wurden auch an einer Messstation am Monte Ruvolo festgestellt. Hierbei handelte es sich wohl um eine Änderung in der Horizontalen.

Außerdem gab es am in der Nacht zum 15. November ein Schwarmbeben, das laut automatischer Erfassung allerdings nicht unter dem Zentralkrater lokalisiert wurde, sondern unter dem Neuen Südostkrater lag. Es bestand aus 20 schwachen Erschütterungen mit einer Maximalamplitude von 1,4. Die Hypozentren wurden überwiegend in 2 km Tiefe festgestellt.

Offenbar ist ein Magmenkörper, bzw. Dyke aufgestiegen, der jetzt auf ca. 3000 m Höhe, kurz unter dem Zentralkrater feststecken dürfte. Wenn die Beben in 2000 m Tiefe mit diesem Magmenkörper assoziiert waren, dann war es ein sehr schneller Aufstieg: 5 km innerhalb von 24 Stunden.

In den nächsten Tagen könnte es spannend werden, auch wenn es bis jetzt keine Steigerung der Infraschalltätigkeit gibt. Obwohl der kurzfristig gegeben Alarm inzwischen wieder aufgehoben wurde, kann ich mir gut vorstellen, dass es entweder strombolianische Eruptionen in der Bocca Nuova geben könnte, oder dass wieder ein Lavastrom zu fließen beginnt, wie wir es im Mai dieses Jahres sehen konnten. Natürlich ist es auch denkbar, dass der Südostkrater wieder mit Paroxysmen beginnt, aber ich würde auf eines der ersten beiden Szenarien tippen. Wann es soweit sein wird, lässt sich allerdings nicht prognostizieren. Theoretisch könnte es jeder Zeit los gehen, oder aber noch ein paar Wochen dauern.

Vulkan Stromboli mit Lavastrom am 16.11.22

Lava-Überlauf am Stromboli

Staat: Italien | Koordinaten: 38.79; 15.21 | Aktivität: Lavastrom

In den frühen Morgenstunden begann am Stromboli ein neuer Lavaüberlauf aus dem nördlichen Förderschlot des Kraters. Zudem gibt es strombolianische Tätigkeit und Lavaspattering. Der Lavastrom ist noch vergleichsweise klein: seine Front ist auf der Sciara del Fuoco, knapp unterhalb der Kraterkegelbasis. Der Tremor schoss bis in den roten Bereich, befindet sich aktuell aber schon wieder in der orangenen Zone. Nachts wurde eine schwache thermische Anomalie detektiert. Tatsächlich ereignete sich auch ein schwaches Erdbeben Mb 1,0. Solchen Erdbeben sind auf Stromboli immer bemerkenswert, da sie sich meistens einige Tage/Wochen vor einer Aktivitätssteigerung ereignen.

Im Oktober gab es ebenfalls mehrere Überläufe. Zuerst gab es an einigen Tagen vergleichbare Ströme wie heute, doch dann steigerte sich die Aktivität signifikant und es kam zu Pyroklastischen Strömen, die bis aufs Meer hinaus glitten. Lavaströme erreichten ebenfalls die Küste.

Inzwischen brachte das INGV einen Tätigkeitsbericht heraus. Er bestätigt im Wesentlichen meine Beobachtungen oben. Die Tremor-Zunahme begann um 5,40 UCT. Der Tremor stieg bis auf mittelhohe Werte. Einhergehend mit dem Tremor-Anstieg nahm das Lavaspattering zu, dass dann letztendlich zum Überlaufen der Lava aus dem Krater führte. Eine besondere Inflation wurde nicht detektiert.

Gestern Nachmittag wurde der Tätigkeitsbericht der letzten Woche veröffentlicht. Gegenüber dem vorherigen Beobachtungszeitraum nahm die Häufigkeit strombolianischer Eruptionen leicht zu. Pro Stunden gab es zwischen 11 und 14 Eruptionen. Außerdem gab es Phasen mit Lavaspattering. Der Gasausstoß stieg leicht, bewegte sich aber noch auf mittelhohen Werten. Im letzten Update wurde insbesondere eine Steigerung des Kohlendioxid-Ausstoßes beobachtet. Damals wies ich darauf hin, dass frisches Magma auf dem Weg sein könnte. Offenbar hat es heute den Krater erreicht. Wissenschaftliche Prognosen über den weiteren Eruptionsverlauf lassen sich anhand der Daten nicht erstellen. Die Erfahrung zeigt aber, dass solche Ereignisse wie heute und Anfang Oktober oft in Phasen erfolgen, die sich durchaus über mehrere Monate erstrecken können. Zwischendurch macht der Vulkan wie gewohnt weiter.