Ol Doinyo Lengai: Neuer Bericht und thermische Anomalie

Der Krater des Vulkans Ol Doinyo Lengai. © Nico Bernd

Es ist gut ein Dreivierteljahr her, als mich ein Bericht von einer Besteigung des entlegenen Vulkans Ol Doinyo Lengai in Tansania erreichte, doch nun waren wieder ein paar Leute dort und brachten Augenzeugenberichte der Aktivität mit.

Aktivität am Ol Doinyo Lengai hält an

Die Bedingungen im Riftvalley scheinen stabil zu sein, auch wenn die Dürre in Kenia und Tansania weiter anhält. Nico Bernd erwähnte in seinem Bericht allerdings leichten Nieselregen, der ausgerechnet während des Aufstiegs anfing und es könnte ein Zeichen dafür sein, dass nun doch bald die Regenzeit beginnt. Während der Regenzeit verwandeln sich die Pisten zum Vulkan in Schlammbahnen und sind entweder nicht passierbar oder nur unter großen Strapazen für Mensch und Material. Doch Nico und seine Begleitung hatten Glück und schafften den steilen Aufstieg, der mitten in der Nacht begann und mehr als 4 Stunden dauerte. Gegen 4 Uhr standen sie dann auch auf dem Kraterrand und hörten das Brodeln der Lava und einen kleinen Lavajet. Seine extrem schwache Rotglut ließ sich nur erahnen. Als es hell wurde, sah man keine Lava-Aktivität mehr im Krater, konnte aber weiterhin brodelnde Lava hören, die aus den fast geschlossenen Hornitos an die Ohrenzeugen drang.

Auf den Fotos von Nico erkennt man, dass es erst vor kurzem einen größeren Lavaüberlauf gegeben haben muss, denn fast der ganze Kraterboden ist von recht frischer Lava bedeckt. Im Zentrum des Kraters befindet sich ein großer Cluster aus niedrigen Hornitos. Die Hornitos an den Rändern des Clusters sehen inaktiv aus. In der Mitte befinden sich 4 frische Hornitos. Sie müssen sich nach dem letzten großen Lavaüberlauf gebildet haben. Der Überlauf entstand, als es zum Kollaps der zentralen Struktur kam, an dessen Stelle nun die neuen Hornitos gewachsen sind. Der rechte Hornito hat mehrere Risse und wird bald kollabieren.

Die kleine Gruppe machte sich eine halbe Stunde nach Sonnenaufgang wieder auf den Abstieg und um 9 Uhr waren sie wieder am Jeep. Eine echt harte Sonnenaufgangstour, die natürlich nur eine geringe Chance bot, Eruptionen zu sehen.

Thermalaufnahmen von Sentinel zeigen, dass der Vulkan wieder aktiver geworden ist. Anfang des Monats war kein thermisches Signal zu sehen gewesen, aber in den letzten Tagen zeigten sich vergleichsweise ausgeprägte Anomalien.

Drei Erdbeben M größer 3 unter isländischer Katla

3 Erdbeben mit Magnituden größer als 3 erschüttern auf Island Gletschervulkan Katla

Datum: 22.11.22 | Zeit: 19:55:15 UTC | 63.65 ; -19.14 | Tiefe: 0.1 km | Mb 3,9

Gestern Abend gab es einen kleinen Erdbebenschwarm unter dem südisländischen Gletschervulkan Katla. Insgesamt wurden 14 Beben registriert. Drei davon hatten Magnituden im 3er-Bereich. Das stärkste Beben brachte es auf Mb 3,9 und hatte ein Hypozentrum in nur 100 m Tiefe. Das Epizentrum wurde 5.6 km ost-nordöstlich von Goðabunga verortet und lag im Nordteil der subglazialen Caldera. Zwei weitere Erdstöße hatten die Magnituden 3,8 und 3,5. Insgesamt 5 Erdstöße hatten Magnituden im 2er-Bereich. Die Erdbeben lagen alle in geringen Tiefen. Als Auslöser kommen Fluidbewegungen infrage, aber auch Boden- bzw. Eissetzungen. Tatsächlich werden an 2 GPS-Messstationen Bodenhebungen angezeigt, was auf Inflation magmatischer Fluide hindeutet. An der Station AUST, die sich in der Nähe der Epizentren befindet, hob sich der Boden seit der letzten Woche um 7 Zentimeter. Seit Mai waren es gut 13 cm Bodenhebung. Ein weiteres Indiz dafür, dass sich unter der Caldera Magma sammelt. Statistisch gesehen ist Katla seit einigen Jahren überfällig und man wartet vor Ort besorgt auf einen Vulkanausbruch. Der letzte manifestierte sich im Jahr 1918 und brachte es auf einen VEI 4. Der Vulkan ist auch in der Lage noch stärkere Eruptionen zu erzeugen. So soll der Ausbruch von 1755 einen VEI 5 gehabt haben. Natürlich wurden Gehöfte und Siedlungen in Vulkannähe damals stark in Mitleidenschaft gezogen. Heute fürchtet man zudem um den Flugverkehr, denn der Nachbarvulkan Eyjafjallajökull hatte bei seinem Ausbruch 2010 den Flugverkehr über weite Teile Europas lahmgelegt, da er eine besonders feinkörnige Asche erzeugte, die sich mit dem Wind weit verbreitete. aber spätestens seit der Pandemie sollten Flugverbote ein wenig an Schrecken verloren haben, denn wir haben ja gelernt, dass es auch ohne das Fliegen geht.

Auch im Norden von Island gab es 4 Erdbeben mit Magnituden ab 3 Das Stärkste brachte es auf Mb 3,2. Sie ereigneten sich an der Tjörnes-Fracture-Zone. Dort gab es insgesamt 41 Beben innerhalb von 48 Stunden.

Erdbeben löst in Türkei Panik aus

Erdbeben Mw 6,0 bei Istanbul

Datum: 23.11.22 | Zeit: 01:08:14 UTC | 40.83 N ; 31.00 E | Tiefe: 07 km | Mw 6.0

Heute Nacht kam es in der Region um Istanbul zu einem starken Erdbeben der Moment-Magnitude 6,0. Das Epizentrum wurde 14 km west-südwestlich von Düzce verortet. Istanbul liegt gut 100 km westlich des Epizentrums. Das Hypozentrum lag in nur 7 km Tiefe. Daher war das Erdbeben an der Erdoberfläche besonders stark zu spüren gewesen. Zahlreiche Anwohner gerieten in Panik, sprangen nachts aus den Betten und weiter aus den Fenstern, oder rannten auf die Straßen. Infolge der Panik verletzten sich mindestens 35 Personen. In den Medien ist von einem Schwerverletzten die Rede. Todesopfer gab es bislang nicht. Der Bürgermeister der Provinzhauptstadt Düzce, Faruk Özlü teilte via Twitter mit, dass es nur leichte Gebäudeschäden gab. Der Erdstoß manifestierte sich um 04:08 Uhr Ortszeit und war nicht nur in der gesamten Region Istanbul deutlich zu spüren gewesen, sondern auch in der türkischen Hauptstadt Ankara.

Tektonischer Hintergrund des Erdbebens

Die Angst vor starken Erdbeben ist in der Region Istanbul besonders groß, denn hier befindet sich ein Bebenspot, an dem es bereits besonders oft zu Starkbeben mit Magnituden im 7er Bereich kam, bei denen Hunderte oder sogar Tausende Menschen starben. Dabei erscheinen die Erdbeben in Serien, worauf ich bereits Anfang November hinwies, als es bei Izmir zu einem Erdbeben M 4,9 kam. Im Jahr 1999 ereignete sich dort eine Katastrophe mit 18.373 Todesopfern. Im gleichen Jahr bebte es auch in dem heute betroffenen Düzce mit Mw 7,2. Damals starben fast 900 Menschen. Die Zerstörungen aus früheren Jahren könnten ein Grund sein, warum das aktuelle Erdbeben nur geringe Schäden verursachte: die neuen Gebäude sind deutlich robuster gebaut und halten den Erdstößen besser stand. Große Gebäude wurden erdbebensicher gebaut. Trotzdem fürchtet man sich gerade in Istanbul vor einem Starkbeben, da es dort eine seismische Lücke gibt.

Die Erdbeben in der Region Istanbul stehen im Zusammenhang mit der großen nordanatolischen Verwerfung. Sie grenzt die Anatolische Mikroplatte im Zentrum der Türkei gegen die Eurasische Platte ab. Die Grenze im Süden wird von der südanatolischen Verwerfung gebildet. Sie trennt die anatolische Platte von der arabischen Platte.