Vulkan Hunga Tonga-Hunga Ha’apai am 04.11.22

Staat: Tonga | Koordinaten: -20.545; -175.393 | Eruption: Hydrothermal

Hunga Tonga-Hunga Ha’apai eruptierte im Januar höchste jemals beobachtete Aschewolke

Der submarine Inselvulkan Hunga Tonga-Hunga Ha’apai eruptiert am 15. Januar dieses Jahres mit bislang unbeobachteter Wucht. Bei der Eruption vernichtete sich der junge Inselvulkan selbst und ist nun wieder ein submariner Vulkan. Die Druckwelle der Explosion umrundete den Erdball mehrmals. Es wurden Tsunamis generiert, die umliegende Inseln verwüsteten und selbst in der Nordsee messbare Wellen generierten. Die Eruptionswolke hatte einen Durchmesser von 500 km. Dass es sich um die größte Eruption seit Anak Krakatau handelte ist unumstritten. Nicht ganz klar ist bis jetzt, ob der Ausbruch in Tonga auch diese Eruption toppte und sich an die des Tambora annäherte. Dieser Vulkanausbruch ereignete sich 1815 auf der indonesischen Insel Sumbawa. Das Folgejahr ging in die Geschichtsbücher als „Jahr ohne Sommer“ ein. Es löste sogar in Europa eine Hungersnot aus. Damals gerieten sehr große Mengen Asche und Schwefel-Aerosole in die Atmosphäre, die das Klima nachhaltig beeinflussten und einen globalen Temperaturrückgang verursachten. Es gab praktisch keine Augenzeugen, die den Ausbruch aus nächster Nähe erlebten und anschließend darüber berichten konnten. Anders sah es bei der Eruption im Januar dieses Jahres aus. Die Katastrophe wurde gut dokumentiert, nicht nur von Berichterstattern auf See und auf den Nachbarinseln, sondern auch von den allsehenden Satelliten im All.

Eruptionswolke erreichte die Mesosphäre

Eine Studie von Forschern der University of Oxford wertete nun die Daten aus. Studienleiter Simon Proud konnte auf Fotos von gleich 3 geostationären Satelliten zugreifen, die das Geschehen aus unterschiedlichen Perspektiven dokumentierten. Mithilfe der Parallaxenverschiebung konnten die Wissenschaftler nun die exakte Höhe der Eruptionswolke des Vulkans Hunga Tonga-Hunga Ha’apai ermitteln: nach den ersten 25 Minuten der Haupteruption drang die Vulkanasche bis in 40 km Höhe vor. Damit befand sie sich in der Stratosphäre und war auf Augenhöhe mit der Aschewolke, die 1991 vom Pinatubo ausging und bislang als Referenz herhalten musste. Nur wenig später erreichte die Eruptionswolke eine Höhe von 57 km und war somit bis in die Mesosphäre vorgedrungen. Man wusste zwar, dass besonders starke Eruptionen ihre Aschewolken bis zu 60 km hoch schicken könnten, doch beobachtet und bewiesen wurde das bisher nicht.

Klimatische Langzeitfolgen ungewiss

Bei der Eruption wurde vergleichsweise wenig Schwefeldioxid freigesetzt, dafür aber umso mehr Wasserdampf. Der Wasserdampf wirkt in den unteren Luftschichten wie ein Treibhausgas und sogt dort für eine Temperaturerhöhung, während er die Stratosphäre der Südhalbkugel abkühlt. Die Folgen der Gase und Aschepartikel in der Mesosphäre sind noch nicht erforscht. Verstärkt könnte ein globaler Treibhauseffekt eintreten, sobald der Wasserdampf aus der Stratosphäre absinkt. Hier werden weitere Forschungen vielleicht bald Aufklärung schaffen. (Quelle: science.com)

Erdbeben Mw 6,1 in Mexiko

Starkes Erdbeben im Golf von Kalifornien

Datum: 04.11.22 | Zeit: 10:02:47 UTC | Lokation: 28.23 N ; 112.26 W | Tiefe: 2 km | Mw 6,1

Der Golf von Kalifornien liegt in Mexiko, genauer, zwischen der Halbinsel Baja California und dem mexikanischen Festland. Im Golf kam es heute Vormittag zu einem Seebeben der Magnitude 6,1. Das Hypozentrum lag in nur 2 km Tiefe und damit sehr flach. Das Epizentrum wurde 73 km süd-süd-westlich von Bahía de Kino lokalisiert. Aufgrund der Stärke des Erdbebens und dem Flachen Hypozentrum könnte es Schäden entlang der Küste des Golfs gegeben haben. Meldungen liegen noch nicht vor.

Erdbeben M 4,9 in der Türkei am 04.11.22

Erdbeben Mb 4,9 unter Izmir verursacht Schäden und Panik

Datum: 04.11.22 | Zeit: 00:29:21 UTC | Lokation: 38.34 N ; 27.20 E | Tiefe: 10 km | Mb 4,9

Die türkische Stadt Izmir wurde von einem moderaten Erdbeben der Magnitude 4,9 erschüttert. Das Hypozentrum wurde vom EMSC in 10 km Tiefe festgestellt. Lokale Erdbebendienste kamen auf 14 km Tiefe. Das Epizentrum befand sich 10 km südöstlich des Stadtzentrums, aber noch unter dem Stadtrand. Nach vorläufigen Berichten gab es an mindestens 20 Gebäuden Schäden. Obwohl der Erdstoß nur wenige Sekunden dauerte, gerieten viele Menschen in Panik. Mindestens 7 Personen sprangen aus Fenstern und verletzten sich dabei. In den Krankenhäusern wurden 64 Patienten behandelt, meistens wegen Panikattacken und Schockzuständen.

Die Angst der Menschen ist nicht ganz unbegründet, denn in der Region gibt es immer wieder starke Erdbeben mit Magnituden im 7er-Bereich. Oft verursachen diese Beben große Schäden und viele Todesopfer. Eines der stärksten Erdbeben in Izmir ereignete sich im November 1999. Es hatte eine Magnitude von 7.2. Bei einem vergleichbaren Beben im Jahr 1688 starben in Izmir 19.000 Menschen. Praktisch die ganze Stadt wurde Opfer von Bränden infolge des Erdbebens.

Tektonische Einordnung des Izmir-Erdbebens

Die Erdbeben in Izmir stehen im Zusammenhang mit der Uzunada-Störungszone, die das Endstück einer großen Störung parallel zur Nord-Anatolischen-Verwerfung darstellt. Bei dieser Störung handelt es sich um die Izmir-Ankara-Suture (IASZ). Sie bildet eine Naht in der Anatolischen Mikroplatte, die sich aus 3 große Blöcke zusammensetzt: dem Sakarya-Block, dem Central Anatolian crystalline complex (CACC) und Tauriden-Block. Die Izmir-Ankara-Naht verläuft zwischen den beiden erst genannten Segmenten. Die Naht besteht dabei aus 2 Teilstücken unterschiedlicher Verwerfungszonen, da die südliche Blockgrenze der CACC gen Norden schwenkt und auf die nördliche Blockgrenze stößt, so dass der CACC von den Nähten eingeschlossen wird. Genaugenommen stellt die Uzunada-Störungszone eine Weiterführung der südlichen Blockgrenze dar. Wem bei dieser Beschreibung jetzt nicht schwindelig geworden ist, der hat gute Chancen ein Erdbeben ohne Panikattacke zu bestehen.

Vulkan Campi Flegrei mit Inflationssteigerung am 04.11.22

Der Solfatara-Krater. Ein Großteil der Bucht im Hintergrund gehört zur Caldera. © Marc Szeglat

Staat: Italien | Koordinaten: 40.826, 14.138 | Eruption: Fumarolisch

163 Erdbeben und Zunahme der Inflation in der Campi Flegrei

Am Wochenende stand die Campi Flegrei im Fokus der Berichterstattung, weil sie ein Schwarmbeben erzeugte. Die Vulkanologen vom INGV nahmen aber nur die Daten bis Samstag in ihren Wochenbericht für den Beobachtungszeitraum 24-30. September mit auf. Daher fehlen einige Beben des Schwarms in der Statistik. Diese besagt, dass es in der letzten Woche 163 Erdbeben gab. Das Stärkste hatte eine Magnitude von 2,3. Ein deutlicher Anstieg der Seismizität gegenüber den letzten Wochen. Damit einher ging auch eine Zunahme der Inflation, deren Hebungsrate erst noch ermittelt werden muss. Eine Korrektur gab es in den Daten seit Juni. Bisher wurde die Bodenhebung mit 5 mm im Monat angegeben. Sie wurde nun auf 7 mm korrigiert.

Unklar bleibt weiter, ob die Bodenhebung rein magmatischen Ursprungs ist, oder ob sie von Fluiden im Hydrothermalsystem verursacht wird. Hinweise darauf könnten die Hypozentren liefern: Erdbeben, die sich oberflächennahe ereignen, stehen wahrscheinlich mit dem Hydrothermalsystem im Zusammenhang. Beben die tiefer als 5 km angesiedelt sind, dürften sich im Randbereich eines Magmenkörpers ereignen. Nur wenn Magma bereits im Förderschlot aufsteigt, oder dabei ist einen Aufstiegskanal zu schaffen, ereignen sich vulkanotektonische Erdbeben infolge von Magmenmigration in geringen Tiefen. Die Erdbeben der letzten Woche lagen fast alle in Tiefen von weniger als 5 km, von daher scheint es sich um magmatische Fluide zu handeln, die das Hydrothermalsystem anschwellen lassen. Die Ursache für den vermehrte Aufstieg magmatischer Fluide sehen Forscher in einen wachsenden Magmenkörper, dessen Oberseite sich in 6-7 km Tiefe befindet. Er wird durch eine mesozoischen Kalksteinschicht mit 2 Kilometern Mächtigkeit in Zaum gehalten.

Die Hebungsphase begann im Januar 2011. Seitdem hob sich der Boden an einigen Stellen um bis zu 94 cm. Für die Gebäude der Region eine Herausforderung. Die letzte große Hebungsperiode in den 1980iger Jahren zog die Altstadt von Pozzuoli so sehr in Mitleidenschaft, dass viele Gebäude abgerissen werden mussten. Das groß angelegte Sanierungsprojekt wurde erst vor gut 10 Jahren beendet. Damals hob sich der Boden um 180 Zentimeter.