Vulkankatastrophe auf La Palma hat Nachspiel

Klage gegen Vulkanologen und Beamte von PEVOLCA eingereicht

Im Dezember 2021 endete der Vulkanausbruch auf der Kanareninsel La Palma. Über 3 Monate spie der Vulkan Cumbre Vieja Lava und zerstörte fast 2000 Gebäude. Nun reichte eine Gruppe vom Vulkan geschädigter Anwohner Klage gegen hochrangige Wissenschaftler und Beamter von PEVOLCA ein, jenem Institut, dem die Beobachtung der kanarischen Vulkane obliegt. Die vielfältigen Anschuldigungen wiegen schwer und könnten weitreichende Konsequenzen für die 7 Hauptbeschuldigten nach sich ziehen: Die Anwohner sahen sich nicht gut genug über die Vulkangefahren informiert und Evakuierungen seien zu spät eingeleitet worden. Ein Vorwurf lautet, dass man nicht einmal Gelegenheit hatte, sich gegen die Naturgewalt zu versichern. Solche Vorwürfe gegen Forscher sind mittlerweile nach Naturkatastrophen üblich und stellen die Verantwortlichen vor einigen Problemen: gibt man zu früh Alarm und die Katastrophe bleibt aus, dann ist das Geschrei groß, ebenso wenn man zu spät alarmiert. Den perfekten Zeitpunkt zu erwischen ist schwierig, zumal sich Vulkanausbrüche und Erdbeben nur schwer prognostizieren lassen. Allerdings ist es natürlich auch nicht hilfreich, wenn -wie im Fall der Cumbre Vieja Eruption- nach der Katastrophe Studien auftauchen, die Aussagen, dass man bereits Jahre vor der Katastrophe wissenschaftliche Hinweise gefunden habe, dass eine Eruption droht. Einige Tage vor der Eruption gab es nicht nur Schwarmbeben, sondern auch Bodenhebung in Folge von Inflation, sodass man von Seiten der Wissenschaftler schon vorgewarnt hätte sein müssen und erste Schritte zum Schutz der Bevölkerung hätte veranlassen müssen. Meines Wissens nach wurde aber bereits vor der Eruption der Alarmstatus des Vulkans angehoben.

Auf der anderen Seite frage ich mich immer wieder, wie es um die Eigenverantwortung bestellt ist? Waren sich Bauherren und Behörden die etwaige Baugenehmigungen auf einem als aktiv eingestuften Vulkan erteilten nicht im Klaren darüber, dass es eines Tages zu einem neuen Vulkanausbruch kommen konnte? Schließlich errichtete man Siedlungen nicht nur zwischen wenige Jahrhunderte alte Lavaströme, sondern auch direkt darauf. Da darf man sich als Beobachter schon die Frage stellen, ob Bauherren und Behörden so unbedarft, naiv und ahnungslos waren, wie sie nun tun, oder ob man das Restrisiko billigend in Kauf genommen hatte und auf Prinzip Hoffnung setzte. Aus vulkanologischer Sicht halte ich es für unverantwortlich in einem Umkreis von 10 km um einen als aktiv eingestuften Vulkan zu siedeln, denn es kann jederzeit zu neuen Eruptionen kommen. Andererseits wären dann große Gebiete der Erde als Siedlungsraum ungeeignet. Also eine altbekannte Problematik, bei der man zum Schluss die Kosten-Nutzen-Rechnung betrachten muss. Bedauerlich ist das nur für die Menschen, bei denen sie nicht aufgeht.