Vulkan Stromboli am 28.02.23: Tremor hoch

Staat: Italien | Koordinaten: 38.79; 15.21 | Aktivität: Lavaspattering

Hoher Tremor und Lavaspattering am Stromboli

Der Lavastrom, der gestern am Stromboli geflossen ist und aus dem nordöstlichsten Schlot des Kraters entsprang, hat seine Aktivität mehr oder weniger eingestellt. Allerdings ist der Tremor heute Morgen stark angestiegen und erzeugte drei Peaks, die bis in den roten Bereich vordrangen, während es zu Zeiten der Lavastromaktivität gestern nur einen moderaten Tremorpeak gab. Mit Einbruch der Abenddämmerung würde auf den Livecams Lavaspattering sichtbar. Ein Indiz dafür, dass Stromboli noch nicht fertig hat!

In den letzten Monaten gab es mehrere Lavastrom-Überläufe. In den Pausen der Lavastromaktivität -oder kurz vor dem Erscheinen der Lavaströme- spatterte der Nordostkrater. Auch einige Paroxysmen kündigten sich in den letzten Jahren so an.

Das INGV hat heute sein Wochenbulletin für den Beobachtungszeitraum 20- 26. Februar 2023 veröffentlicht. Darin wird dem Vulkan eine normale Aktivität attestiert. Die strombolianische Tätigkeit wird in Bezug auf Häufigkeit und Stärke der Eruptionen als schwach-moderat beschrieben. Pro Stunde wurden zwischen 4 und 11 Eruptionen gezählt. Lapilli wurde zwischen 80 und 150 m hoch ausgeworfen. Nur selten wurde die 150 m Marke überschritten. Die etwas stärkeren Eruptionen ereigneten sich meistens aus dem zentralen Kraterbereich.

Anzahl und Magnitude der Erdbeben mit sehr langen Amplituden waren gering und schwach. Das gleiche galt für die seismischen Explosionssignale.

Die sonstigen geophysikalischen Parameter waren unauffällig und wiesen keine größeren Abweichungen von den Werten auf, die typisch für die normalen strombolianischen Eruptionsphasen sind. Die Vulkanologen gehen davon aus, dass diese Tätigkeit anhalten wird und weisen darauf hin, dass sie von Lavastromtätigkeit begleitet werden kann, ganz so, wie es gestern der Fall gewesen ist. Rückblickend lässt sich sagen, dass sich das eruptive Verhalten des Strombolis anhand des Monitorings praktisch nicht vorhersagen lässt.

Erdbeben-News 28.02.23: Tyrrhenisches Meer

Erdbeben M 4,5 erschüttert das Tyrrhenische Meer

Datum: 27.02.23 | Zeit: 21:50:10 UTC |  39.78 N ; 13.74 E | Tiefe: 414 km | Mb 4,5

Gestern Abend erschütterte ein moderates Erdbeben der Magnitude 4,5 das Tyrrhenische Meer zwischen Sizilien und dem Golf von Neapel. Das Epizentrum wurde 96 km süd-südwestlich der Insel Capri registriert. Neapel liegt 127 km vom Epizentrum des Bebens entfernt. Noch näher liegt der Marsili Seamount, der sich gut 70 km südöstlich des Epizentrums befindet. Die Tiefe des Hypozentrums ist allerdings überraschend und wird vom EMSC mit 414 km angegeben. Somit lag der Erdbebenherd mitten im oberen Erdmantel. Im Allgemeinen nimmt man an, dass die Gesteine des oberen Erdmantels aufgrund der Temperatur dort plastisch sind. Das heißt, sie sind zwar nicht komplett geschmolzen, verhalten sich aber wie Knetgummi, weshalb es eigentlich nicht zu Erdbeben kommen kann. Daher manifestieren sich Erdbeben am Erdmantel für gewöhnlich an einem Stück subduzierter Erdkruste, das noch nicht plastisch verformbar ist.

Tektonische Situation im Tyrrhenischen Meer

Schaut man sich die Shakemap an, dann erkennt man, dass im Bereich des Tyrrhenischen Meeres vergleichsweise viel Bewegung herrscht. Vor allem um die Liparischen Inseln herum gibt es einiges an Seismizität. Im Westen erkennt man einen kleinen Bebencluster bei Alicudi. Im Osten manifestieren sich Erdbeben zwischen Vulcano und Kalabrien. Die Beben dort treten nach meinen Beobachtungen besonders häufig auf, wenn sich am Inselvulkan Stromboli eine Periode erhöhter Aktivität anbahnt. Bei diesen Beobachtungen handelt es sich um eine Korrelation, nicht um einen wissenschaftlichen Beweis. Die Erdbeben ereignen sich in dem Bereich der subduzierten Ionischen Platte, auf dessen westlicher Naht sich die Vulkane Ätna, Vulcano und die liparischen Feuerberge aufreihen. Stromboli liegt ein wenig nach Osten versetzt und befindet sich in etwa dort, wo man einen Knick an der abtauchenden Ionischen Platte vermutet. An diesem Knick versteilt sich der Winkel, in dem die Platte abtaucht. Außerdem sitzt Stromboli am Rand des Marsili-Beckens, an dem sich eine Schwächezone in der Erdkruste befinden dürfte.

Stromboli ist übrigens noch aktiv und eruptiert einen Lavastrom, der aus einem Schlot im nordöstlichen Kratersektor überläuft.


Weitere Erdbeben-Meldungen:

Erdbeben Mb 3,2 am Ätna

Datum: 28.02.23 | Zeit: 11:16:21 UTC |  37.73 N ; 15.10 E | Tiefe: 8 km | Ml 3,5

Zu der Titel-Meldung passt, dass sich heute Vormittag ein Erdbeben der Magnitude 3,2 im Osten des Ätnas ereignete. Das Hypozentrum lag in einer Tiefe von 8 km. Das Epizentrum wurde 15 km nordwestlich von Acireale verortet. Das Beben manifestierte sich an einer bekannten Störungszone, die früher schon durch Änderungen des Spannungsfeldes infolge von Magmenaufstieg aktiviert wurde. Auffällig ist auch, dass der Tremor gestern nach einem kleinen Peak fiel. Ähnliches Verhalten war bereits mehrfach vor einer Änderung der Aktivität zu beobachten gewesen. Heute müsste noch ein Wochenbericht vom INGV erscheinen. Stay tuned!

Erdbeben-News 27.02.23: Türkei Mw 5,2

Zentral-Türkei mit Erdbeben Mw 5,2

Datum: 27.02.23 | Zeit: 09:04:51 UTC | 38.25 N ; 38.29 E | Tiefe: 5 km | Mw 5,2

Im türkischen Erdbebengebiet an der Ostanatolischen Verwerfung bebte es mit einer Magnitude von 5,2. Dieser Wert stammt vom EMSC. Örtliche Erdbebendienste ermittelten eine Magnitude von 5,6. Das Hypozentrum befand sich in der geringen Tiefe von 5 km. Das Epizentrum wurde 11 km südlich von Malatya verortet. Der Erdstoß war stark genug, um weitere Häuser, die wohlmöglich vorgeschädigt waren, zum Einsturz zu bringen. Ein Grund dafür, dass sich das Erdbeben so stark auswirkte, dürfte in der geringen Herdtiefe zu finden sein. Das Epizentrum befand sich mehrere Hundert Kilometer westlich der Epizentren der beiden Starkbeben, die die Katastrophe am 6. Februar maßgeblich auslösten.

Der aktuelle Erdstoß scheint zu bestätigen, was ich schon früher mutmaßte: Ein großer Teil der Ostanatolischen Verwerfung scheint unter Spannung zu stehen. Diese hatten sich in den letzten Monaten ein wenig im Bereich des Van-Sees gelöst, doch auch nicht unbedingt genug, als dass dort das Risiko eines weiteren Starkbebens wesentlich geringer wäre als in anderen Regionen entlang der Verwerfung. Die Situation bleibt angespannt.

Angespannt ist auch die politische Situation in der Türkei: wie sich kürzlich herausstellte, ging die Regierung einen fatalen Deal ein, indem sie Bausündern Absolution erteilte, nachdem sie eine Ablöse gezahlt hatten. Diese staatliche Geldgier rächte sich jetzt und müsste eigentlich der Führung der Türkei den politischen Kopf kosten. Aber wie es für pseudodemokratische Autokratien typisch ist, wird die Schuld auf andere abgewälzt. Gespannt blickt man da gen Nordanatolische Verwerfung, an der es unter Garantie ähnlich verpfuschte Bauten wie im Südosten des Landes gibt. Nach den jetzigen Erkenntnissen infolge der Katastrophe müsste man eigentlich reagieren, und freigekaufte Gebäude, die nicht den Bauvorschriften entsprechen, abreißen. Wir wissen aber alle, dass das nicht geschehen wird. Stattdessen setzt man auf das Prinzip Hoffnung, wohlwissend, dass das Big One irgendwann kommen wird!


Weitere Erdbeben-Meldungen:

China: Erdbeben Mb 5,1

Datum: 26.02.23 | Zeit: 23:58:04 UTC | 41.74 N ; 79.93 E | Tiefe: 10 km | Mb 5,1

Auch in anderen Teilen der Erde gibt es moderate bis starke Erdbeben. So bebte es kurz vor Mitternacht in der chinesischen Region Xinjiang mit einer Raumwellen-Magnitude von 5,1. Die Herdtiefe wird vom EMSC mit 10 km angegeben. Das Epizentrum befand sich 68 km nordwestlich von Aksu.


Sant-Cruz-Inseln: Erdbeben Mb 5,5

Datum: 27.02.23 | Zeit: 09:50:42 UTC | 11.24 S ; 166.31 E | Tiefe: 80 km | Mb 5,5

Bei den pazifischen Santa-Cruz-Inseln ereignete sich ein Beben der Magnitude 5,5. Das Hypozentrum lag 80 km tief und damit in der Asthenosphäre. Das Epizentrum wurde 323 km nordwestlich von Sola (Vanuatu) verortet. Damit ist auch klar, wo in etwa die Inselgruppe liegt. Sie befindet sich zwischen Vanuatu und den Salomonen.


Island: Erdbeben Mb 3,2 unter Katla

Datum: 27.02.23 | Zeit: 14:36:19 UTC | 63.601 ; -19.153 | Tiefe: 0,1 km | Mb 3,2

Unter dem isländischen Gletschervulkan Katla bebte es mit einer Magnitude von 3,2. Das Hypozentrum befand sich in nur 100 m. Das Epizentrum lag 3.5 km NW of Hábunga. Der Vulkan gilt statistisch seit Jahren als überfällig, doch es wird mehr und mehr klar, dass sich Vulkane nicht an Statistiken halten.

 

Vulkan Stromboli am 27.01.23

Neuer Lavastrom am Stromboli

Staat: Italien | Koordinaten: 38.79; 15.21 | Aktivität: Lavastrom

Heute Morgen gegen 06:00 UTC hat ein neuer Lavaüberlauf aus einem Schlot des Nordostkraterbereichs begonnen. Das Ereignis lässt sich besonders gut auf der Thermalcam des INGVs verfolgen. Die Lava fließt im oberen Bereich der Sciara del Fuoco und verschwindet in der neuen Scharte unterhalb des Kraters. Schuttlawinen wirbeln abgelagerte Asche auf. Aus einer Meldung des Observatoriums geht hervor, dass die geophysikalischen Parameter unverändert sich. Der Tremorgraph hatte einen kleinen Peak, ohne den roten Bereich zu erreichen. Inflation wurde ebenfalls nicht festgestellt. Es ist der erste Lavaüberlauf in diesem Monat. Zwischen Oktober und Januar gab es mehrere dieser Ereignisse. Gestern Abend konnte man auf der LiveCam eine eine permanent angeleuchtete Dampfwolke erkennen. Die Lava stand also bereits zu diesem Zeitpunkt hoch im Schlot.

Neue Videoaufnahmen die mit einer Drohen aufgenommen wurden zeigen, dass sich ein kleiner Lavafall gebildet hat. Er entstand ein einem steilen Abbruch am Eingang der Schlucht unterhalb des Gipfels. Die Lava stürzt brockenweise mehrere zehner Meter hinunter. Der speisende Lavastrom ist wenig breiter als 2-3 m. Alles in allem ist die Förderrat gering, dennoch ein schön anzusehendes Ereignis. Das Video kann ich aufgrund seiner copyright-Einstellungen hier leider nicht teilen. Ihr könnt es aber in unserer FB-Gruppe „volcanoes and volcanism“ bewundern.

Ich habe nach längere Abstinenz nun auch beschlossen Stromboli mal wieder einen Besuche abzustatten. Auch wenn die Bedingungen nicht mehr als optimal bezeichnet werden können, wird es nach 6 Jahren mal wieder Zeit. Es ist die längste Stromboli-Pause meines Erwachsenenlebens. Grund für die Pause war -neben dem Corona-Reisechaos der letzten Jahre- die Sperrung des Aufstiegs zum Gipfel. Da diese aber wahrscheinlich nie mehr aufgehoben wird, muss man sich mit dem Verbot halt arrangieren.

Vulkan Cotopaxi am 27.Februar 2023

Cotopaxi stößt Aschewolke aus

Staat: Ecuador | Koordinaten: -0.081, -77.67 | Aktivität: Ascheeruptionen

In Ecuador ist der Cotopaxi weiter aktiv und stößt Vulkanasche aus. Das VAAC registriert sie heute in einer Höhe von 7300 m. Die Dirftrichtung ist Westen. Gestern berichtete das IGEPN, dass Vulkanasche bis zu 2400 m über Kraterhöhe aufstieg. In den letzten Wochen steigerte sich die Aufstiegshöhe der Asche und verdoppelte sich sogar. Die Seismizität blieb hingegen auf ähnlichem Niveau: gestern wurden 55 langperiodische Erdbeben festgestellt. Hinzu kamen 4 Tremorphasen, die in direktem Zusammenhang mit Asche-Emissionen standen. Der Schwefeldioxid-Ausstoß betrug 110 Tonnen am Tag, was vergleichsweise wenig ist. Dieser Wert wurde per Satellitenmessungen erfasst, was auch nicht sonderlich genau ist. Zu exakteren Werten gelangt man, indem man ein GOSPEC benutzt.

Der Cotopaxi ist nicht der einzige aktive Vulkan in Ecuador. Mit von der Partie sind die Vulkane Sangay und Reventador, die auch immer wieder für Schlagzeilen sorgen.

Der Sangay stößt ebenfalls Aschewolken aus, die in letzter Zeit aber weniger hoch aufsteigen. So wurden gestern drei Eruptionen gemeldet, bei denen die Asche maximal 860 m über Kraterhöhe aufstieg und in Richtung Südwesten verfrachtet wurde. Es gab mehrere moderate thermische Anomalien. Es wurden 84 seismische Explosionssignale registriert. Dass nur 3 Aschewolken gemeldet wurden, muss bei der überwiegenden Anzahl der Eruptionen Schlacke eruptiert worden sein. Es finden also überwiegend strombolianische Eruptionen statt. Es gab auch 4 Tremorphasen. Andere Erdbebenarten wurden nicht gemeldet. Es scheint also kein neues Magma aus der Tiefe aufzusteigen oder die Aufstiegswege sind frei. Im Magmenkörper steht aber noch Schmelze: der Schwefeldioxid-Ausstoß betrug fast 1300 Tonnen.

Der Reventador ist ebenfalls explosiv tätig und scheint kraftvoller zu eruptieren als der Sangay. Asche steigt bis zu 1300 m über den Krater auf und glühende Tephra wird bis zu 400 m hoch ausgeschleudert. Gestern gab es 32 Explosionen. Es wurden 40 Erdbeben mit langen Perioden und 10 Tremorphasen detektiert.

Vulkan Popocatepetl am 26.02.23

Staat: Mexiko | Lokation: 19.028, -98.62 | Aktivität: Asche-Eruptionen

Explosive Eruptionen am Popocatepetl

Der mexikanische Vulkan Popocatepetl ist weiterhin explosiv aktiv und produziert Aschewolken, die bis auf einer Höhe von 6100 m aufsteigen. Gestern wurden noch höher aufsteigende Aschewolken eruptiert. Sie erreichte eine Höhe von 6700 m und drifteten in Richtung Nordwesten. Die Eruptionen waren so stark, dass sie den oberen Hangbereich mit glühender Tephra bedeckten. Darüber hinaus registrierte CENAPRED 202 Asche-Dampf-Exhalationen. 75 Minuten Tremor wurden registriert. Ein vulkanotektonisches Erdbeben der Magnitude 2,0 ereignete sich.

Auf einem Sentinel-Satellitenfoto vom 25. Februar ist eine ausgeprägte thermische Anomalie im zentralen Kraterbereich sichtbar. MIROVA detektierte vorgestern eine moderate Thermalstrahlung mit 22 MW Leistung. Unklar ist es, ob der embryonale Lavadom, der beim letzten Überflug Anfang des Jahres entdeckt wurde, weiter gewachsen ist oder ob er durch die Explosionen bereits wieder zerstört wurde. Lavadome am Popocatepetl sind in den letzten Jahren selten und wenn vorhanden kurzlebig.

Der Popocatepetl ist ein Vulkan der Trans-Mexikanischen-Vulkanzone. Sie verläuft von Ost nach West und durchläuft praktisch die gesamte Breite Mexikos und beherbergt die wichtigsten Vulkane des Landes. Anders, als es sonst üblich ist, bildeten sich die meisten Vulkane des Landes nicht parallel zur Subduktionszone vor Küste. Allerdings entstand die Trans-Mexikanische Vulkanzone (TMV) entlang einer alten Subduktionszone die sich aufgrund einer tektonisch bedingten Rotation gegen den Uhrzeigersinn ins Landesinnere verlagerte. Weitere bekannte Vulkane der TMV sind das Paricutin-Vulkanfeld und der Colima-Vulkankomplex, über den ich erst vorgestern schrieb. Erwähnenswert ist, dass der Paricutin in der letzten Woche seinen 80. Geburtstag feierte. Beim Paricutin handelt es sich um einen monogenetischen Schlackenkegel, der 9 Jahre lang aktiv war. Auch wenn es sich bei diesem Vulkan um einen der jüngsten der Erde handelt, so bildete er sich doch in einem bekannten Vulkanfeld im Schatten eines größeren Vulkans.

Vulkan-News am 26.02.2023: Karangetang

Staat: Indonesien | Koordinaten: 2,78, 125.40 | Aktivität: Dom, strombolianisch

Am Karangetang gingen zwei pyroklastische Ströme ab

Am indonesischen Vulkan Karangetang auf Siau gingen gestern Nachmittag zwei pyroklastische Ströme ab. Das geht aus einem Bericht vom VSI/Magma hervor. Sie erzeugten seismische Signale von 110 und 127 Sekunden Dauer und brachten es auf eine Maximalamplitude von 40 mm. Angaben zur Gleitstrecke liegen nicht vor. Aus der Dauer lässt sich aber ableiten, dass sie etwas mehr als einen Kilometer weit gekommen sein könnten. Es handelte sich also noch um vergleichsweise kleine Vertreter ihrer Art, dennoch könnten sie bereits bis in bewaldetes Gebiet gelangt sein. Auf dem Foto sieht es so aus, als hätte der pyroklastische Strom bereits die Vegetationszone erreicht, doch auf der Südostflanke hinter dem bewaldeten Grad liegt die Vegetationszone tiefer. Dennoch eine gefährliche Situation, denn in der Verlängerung des Abgangs befindet sich eine Siedlung.

Vulkanguide Andy befindet sich auf der benachbarten Insel Sulawesi und schrieb, dass er zahlreiche Erdbeben spürte. Die Seismizität im Bereich der Molukken- und Celebes-See ist weiterhin hoch. Es gibt täglich mehrere moderate Erdstöße mit Magnituden im 4-er-Bereich. Starke Erdbeben können sich jederzeit ereignen und auch die vulkanische Aktivität der zahlreichen Vulkane der Region könnte sich steigern. Aktuell sind neben dem Karangetang die Vulkane Ibu und Dukono auf Halmahera in Eruption begriffen. Ein möglicher Ausbruchskandidat ist der Mount Awu, der auf der Insel Sangihe liegt. Diese gehört zum gleichen Archipel wie Siau. Der Alarmstatus des Vulkans Awu steht auf „orange“. Grund dafür liefern vulkanisch bedingte Erdbeben, von denen es täglich gut ein Dutzend gibt. Am Rand des alten Lavadoms dampft es und es könnte ein Magmenkörper aufsteigen.

Hier seht ihr mein Video aus dem Jahr 2015. Damals war die Situation sehr ähnlich wie jetzt.

Erdbebennews 25.02.23: Türkei

Erdbeben im türkischen Vulkangebiet

Datum: 24.02.23 | Zeit: 14:02:00 UTC | 37.98 N ; 34.04 E | Tiefe: 5 km | Mb 4,5

Die Erdbebenhäufigkeit entlang der Ostanatolischen Verwerfung hat in den letzten Tagen nachgelassen, doch wirklich zur Ruhe ist die Erde dort noch nicht gekommen. Immer noch gibt es moderate bis starke Nachbeben, die dann eine Serie schwächerer Erschütterungen mit sich bringen. Gestern kam es zu mehreren Beben im 4-er-Bereich, in deren Folge noch mindestens ein stark beschädigtes Gebäude ganz einstürzte. Die Opferzahlen sind mittlerweile auf über 50.000 gestiegen.

Von besonderem Interesse ist, dass es jetzt auch vermehrt Erdbeben abseits der Hauptstörungen gibt. So kam es in den letzten Tagen zu mehreren Erdstößen in der Region von Konya. Ein Beben der Magnitude Mb 4,5 manifestierte sich einige Kilometer nordöstlich des Vulkanfelds von Karapınar. Dort ist zwar kein Vulkan ausgebrochen, aber es bildete sich ein Senkloch. Es hat einen Durchmesser von gut 35 m und ist 12 m tief. Wahrscheinlich ist infolge des Erdbebens ein unterirdischer Hohlraum eingestürzt. Ob der Hohlraum vulkanischen Ursprungs war oder mit den Dolinen im nahegelegenen Kalksteingebiet zusammenhängt, vermag ich aus der Ferne nicht zu beurteilen. Im Zweifel für den Angeklagten und so postuliere ich mal, dass ein Hohlraum vulkanischen Ursprungs einstürzte.

Das Beben wurde übrigens 20 km nordöstlich von Emirgazi verortet. Das Hypozentrum befand sich in nur 5 km Tiefe. Es gab weitere Beben in dem Gebiet. Eines brachte es sogar auf Mw 5,2, das sich aber erst heute Vormittag ereignete, als die Meldung zum Senkloch schon veröffentlicht war. Also muss bereits das schwächere Beben den Kollaps ausgelöst haben.

Ein Ende der seismischen Aktivität entlang der Ostanatolischen Verwerfung ist noch nicht in Sicht, selbst wenn Häufigkeit und Stärke der Nachbeben langsam nachlassen.

Vulkan-News 25.02.23: Karangetang

Lavadom und Schuttlawinen am Karangetang. © Andi Volcanist

Staat: Indonesien | Koordinaten: 2,78, 125.40 | Aktivität: Dom, strombolianisch

Karangetang mit Schuttlawinen und Ascheeruptionen

Der indonesische Vulkan Karangetang auf Siau bleibt aktiv und eruptiert Aschewolken. Außerdem gehen vom Lavadom Schuttlawinen ab, die den Vegetationsrand erreichen. Trotzdem werden sie von den Seismografen am Vulkan nicht registriert bzw. tauchen nicht in den Berichten des Observatoriums auf. Dafür wurde gestern ein stärkeres seismisches Ereignis erwähnt, das 487 Sekunden dauerte und eine Amplitude von 40 mm hatte. Dieses Signal stammte von einem Erdbeben der Magnitude Mw 6.3, das sich vor der Nordküste der Insel Halmahera ereignet hatte und sich in einer Tiefe von 95 km manifestierte. Es ist möglich, dass dieses Erdbeben die Aktivität am Karangetang beeinflussen wird. Es könnte den Ausbruch verstärken, aber auch abwürgen.