Vulkan Askja mit erhöhter Geothermie am 13.02.23

Größe der eisfreien Fläche im Calderasee der Askja verdoppelte sich

Staat: Island | Koordinaten: 65.03, -16.75 | Aktivität:  Fumarolisch

Der Wärmefluss vom Grund des Öskjuvatn, jenem See, der einen guten Teil der Askja-Caldera einnimmt, hat sich seit gestern verdoppelt. Auf dem neuesten Sentinel-Foto sieht man nun 2 große eisfreie Stellen. Die Bodenhebung an der Messstation OLAC hat weiter zugenommen und liegt nun bei 51 cm. Isländische Wissenschaftler gehen davon aus, dass sich der Calderaboden aufgrund einer Magmenintrusion hebt, die im August/September 2021 begonnen hat. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass wir dort demnächst einen Vulkanausbruch sehen werden. Doch bevor nun das Herz der Vulkanspotter Doppelschläge macht, möchte ich darauf hinweisen, dass der Vulkan während des Winters bestenfalls mit speziell ausgerüsteten Jeeps (Monstertrucks) erreichbar ist. Falls es eine explosive Eruption geben sollte, wird die Zufahrt zum Vulkan bestimmt ganz gesperrt. Es lässt sich bis jetzt nicht prognostizieren, ob es eine explosive, oder effusive Eruption geben wird, wenn es denn dazu kommen sollte.

Ein Vnet Leser stellte die Frage, ob es sich bei der Bodenhebung an der Askja nicht auch um ein ähnliches Phänomen wie in der Campi-Flegrei handeln könnte. Dort hebt und senkt sich der Boden in unregelmäßigen Zyklen teilweise sogar um mehrere Meter. Im aktuellen Zyklus hob sich der Boden bereits um mehr als einen Meter. Tatsächlich wurden an der Askja bereits zwei Hebungsphasen und drei Senkungsphasen im Zeitraum 1966 bis 1987 beobachtet. Die Messungen begannen 1966 und wurden einmal im Jahr durchgeführt. Damals gab es noch keine eigenständig arbeitenden Messstationen. Man nahm eine maximale jährliche Hebung von 20 cm an. In der aktuellen Hebungsphase, es ist die Dritte seit Beginn der Messungen, wurde der Wert bereits überschritten. Aber es muss halt nicht zwingend zu einer Eruption kommen. Dennoch vermuten Wissenschaftler, dass die Hebung der Askja durch Magma verursacht wird, das sich in 3 km Tiefe sammelt. An den Campi Flegrei wird der Bradyseismos vermutlich durch magmatische Fluide verursacht, die im Hydrothermalsystem des Vulkans zirkulieren. Die Fluide gehen aber auch dort von einem tiefer sitzenden Magmenkörper aus, der sich unter einer stabilen Deckschicht befindet.

Vulkan-News 13.02.23: Popocatepetl

Popocatepetl ungewöhnlich munter

Staat: Mexiko | Lokation: 19.028, -98.62 | Aktivität: Asche-Eruptionen

Der mexikanische Vulkan Popocatepetl ist momentan besonders munter. Das VAAC meldet Vulkanasche in 6700 m Höhe. Sie driftet in Richtung Nordwesten. CENAPRED registrierte die ungewöhnlich hohe Anzahl von 15 Explosionen, die sich vorgestern Nacht ereigneten und bis in die Morgenstunden hinein anhielten. Hinzu kamen 144 Asche-Dampf-Exhalationen und 49 Minuten Tremor.  MIROVA detektiert eine moderate Wärmestrahlung mit einer Leistung von 11 MW.

Beim letzten Überflug über den Vulkan wurden Reste eines Lavadoms entdeckt. Letztens kursierten auch Bilder vom Krater im Internet, die Schmelze im Schlot zeigten. Im Januar gab es eine Phase mit erhöhtem Tremor. Obwohl es einige Anzeichen gibt, dass sich in den letzten Wochen mehr Magma im Untergrund bewegte, rechne ich kurzfristig nicht mit einer besonders starken Eruptionsphase.

Erdbeben Türkei: Zwei lange Risse entdeckt

Im türkischen Erdbebengebiet laufen die Bergungsarbeiten in der Türkei auf Hochtouren, doch mittlerweile schwindet die Hoffnung noch Überlebende unter den Trümmern zu finden. Mittlerweile sind mehr als 35000 Menschen tot geborgen worden. Experten gehen davon aus, dass sich die Opferzahlen noch verdoppeln könnten. Manche befürchten sogar eine Verdreifachung der Zahlen. Mehr als 80.000 Menschen wurden verletzt. Hunderttausende sind obdachlos geworden. Zeitweise kommt es zu Unruhen, da die Versorgungslage nicht für alle Menschen gut ist. Das Militär muss die Hilfskräfte vor Übergriffen schützen. Es gibt Berichte über Plünderungen. Mittlerweile wurden auch zahlreiche Personen festgenommen, denen eine Mitschuld an der Katastrophe gegeben wird: Sie werden für Pfusch am Bau verantwortlich gemacht, wegen dem so viele Hochhäuser wie Kartenhäuser einstürzten. Einige Personen wurden an Flughäfen verhaftet, als sie das Land verlassen wollten.

Erdbeben verursacht lange Risse in der Erdkruste

Nicht nur die Rettungskräfte sind fleißig, sondern auch Geowissenschaftler, die die geologischen Folgen der Erdstöße dokumentieren. Forscher des britischen Observation & Modelling of Earthquakes, Volcanoes & Tectonics (COMET) entdeckten auf Sentinel-Satellitenfotos zwei lange Risse in der Erdoberfläche. Der Längere ist 300 km lang und entstand während des ersten Erdstoßes Mw 7,8. Er verläuft in Nordost-Südwestrichtung und folgt damit parallel zur Streichrichtung des Südarms der Ostanatolischen Verwerfung. An der Mittelmeerküste verliert sich seine Spur. Die zweite Fraktur ist gut 125 km lang und öffnete sich infolge des zweiten starken Erdbebens Mw 7,5. Diese Fraktur verläuft entlang des Nordarms der Ostanatolischen Verwerfung.

Laut Aussage von Professor Tim Wrigh, dem Leiter von COMET, bilden sich bei starken Erdbeben oft solche Risse, doch diese beiden zählen zu den längsten, die je beobachtet wurden. Das zeugt von der enormen Energie der Beben. Die Risse verlaufen nicht nur durch Ortschaften, sondern sogar direkt durch Gebäude. Die horizontale Verschiebung des längeren Risses beträgt bis zu 5 Metern. Die Verschiebung am kürzeren Riss ist noch größer und beläuft sich fast auf 8 Metern.

NASA-Wissenschaftler Eric Fielding vergleicht das Erdbeben mit jenem, das im Jahr 1906 San Francisco zerstörte.