Naturkatastrophen-News 20.03.23: Klimakatastrophe

Kaum ein Tag ohne neue Meldungen über klimabedingte Naturkatastrophen! Im Fokus steht aktuell eine Flutkatastrophe in Australien, die paradoxerweise an eine Hitzewelle gekoppelt ist. Dadurch kam es in einem Fluss in Australien zu einem Fischsterben, da den Tieren buchstäblich die Luft bzw. der Sauerstoff ausgegangen ist. In Kalifornien wurde die längjährige Dürre von einer Periode mit Unwettern abgelöst, in dessen Folge ganze Gemeinden überflutet wurden. Im Südosten Afrikas forderte ein lang anhaltender Tropensturm mehr als 500 Menschenleben und auch in der Türkei kam es letztens zu Überflutungen. In Argentinien leidet man hingegen unter einer Extremdürre und den höchsten Temperaturen seit Beginn der Klimaaufzeichnung. Die Sojaernte fällt dieses Jahr gering aus.

Klimabericht des Weltklimarates

In diesen Kontext passt der heute veröffentlichte Klimabericht des Weltklimarates, auf den man sich in einer tagelangen Konferenz einigen konnte. Demnach erwärmt sich das Weltklima deutlich schneller als bislang angenommen und bereits zu Beginn des nächsten Jahrzehnts könnte der Anstieg gegenüber dem vorindustriellen Zeitalter die 1,5-Grad-Marke überschreiten. Moment mal, 1,5 Grad, war das nicht das Ziel, das laut Pariser Klimaabkommen bis zum Ende des Jahrhunderts nicht überschritten werden sollte? Es sieht nach einem krachenden Scheitern der gesteckten Ziele aus und nach einer Blamage für diejenigen Wissenschaftler, die die bisherigen Klimamodelle errechneten. Klimaforscher und Mitautor des Weltklimaberichts Matthias Garschagen gibt zu, dass der Klimawandel viel schneller voranschreitet als man noch vor wenigen Jahren annahm. Auch die Folgen sind gravierender. Damit die Klimaerwärmung nicht langfristig die 1,5 Grad Marke überschreitet, sei eine nachhaltige Reduzierung des Kohlendioxid-Ausstoßes von 48 Prozent gegenüber dem Wert von 2019 nötig. Diese Reduzierung müsse bis 2030 erreicht sein.

Politischer Hickhack und globale Uneinigkeit

Ich halte es für vollkommen unmöglich, den weltweiten Kohlendioxid-Ausstoß innerhalb von 7 Jahren um fast die Hälfte zu reduzieren! Sehr wahrscheinlich gelingt das nicht einmal in 70 Jahren, da die bevölkerungsreichsten Länder der Welt weit davon entfernt sind, irgendetwas zu reduzieren. Im Gegenteil: sie setzten weiterhin auf Wachstum, sowohl was die Bevölkerungszahl angeht als auch den wirtschaftlichen Wohlstand. Um irgendetwas zu erreichen, bräuchte es ein weltweit einheitliches und geschlossenes Vorgehen gegen den Klimawandel. Es bringt absolut nichts, wenn Deutschland, das für ca. 2% des globalen Kohlendioxid-Ausstoßes verantwortlich ist, vorprescht und abstruse Gesetze verabschiedet, die fernab der Lebensrealität der meisten Bürger sind und zudem weder personell noch materiell oder strukturell umsetzbar sind. Konkret denke ich da etwa an das geplante Verbot für den Einbau neuer Gasheizungen in Häusern, das schon im nächsten Jahr in Kraft treten soll. Wie bitte soll so etwas funktionieren? Umso erstaunlicher sind die Pläne, als dass die EU Anfang letzten Jahres Gas als nachhaltigen Energieträger verifizierte. Ach so, das war noch vor dem Ukraine-Krieg und den sehr gründlich überlegten Sanktionen gegen Russland, die nur den Europäern schadeten und den Russen kaum. Dafür erreichte man damit aber, dass die asiatischen Staaten enger zusammenrückten. Vor allem Indien und China üben nun den Schulterschluss mit Russland und verpulvern die fossilen Energieträger billigst, die eigentlich für Europa bestimmt waren und deutschen Hausbesitzern nun neben hohen Energiekosten teure Wärmepumpen bescheren, noch bevor die Zeit eigentlich reif dafür ist. Offenbar hat unser Wirtschaftsminister aus der Energiekrise nicht die entsprechenden Lehren gezogen, als die da wären: alleine eine Verdopplung der Energiepreise ist von den meisten Haushalten und Firmen kaum zu stemmen. Wie sollen sie sich den Einbau von Wärmepumpen leisten, die ca. 3 Mal so teuer sind wie eine Gasheizung und oft eine Sanierung älterer Gebäude nach sich zieht? Wo soll der ganze Öko-Strom für die Wärmepumpen herkommen und wie sollen die Netze die Mehrbelastung abfangen, zeitgleich mit dem Ausbau der Elektromobilität? Komplett realitätsfern! Es bedarf umsetzbarer Konzepte, keine von Lobbyisten gesteuerten Fantastereien, die letztendlich krachend scheitern und weiteren Stillstand bewirken. Außerdem ist es seit dem Bericht heute offensichtlich, dass das 1,5 Grad Ziel nicht erreichbar sein wird, egal wie sehr sich Deutschland und ein paar andere Staaten auch anstrengen werden. Realistischer ist es wohl, dass wir bis zum Ende des Jahrhunderts eher mit einer Erwärmung von mindestens 2,5 Grad rechnen müssen, was praktisch kaum noch abwendbar zu sein scheint. Da man die Katastrophe nicht mehr verhindern kann, muss man sich darauf vorbereiten und natürlich gleichzeitig daran arbeiten, einen noch stärkeren Temperaturanstieg für künftige Generationen zu verhindern.

Ein paar einfach Ideen zum Klimaschutz ohne großen Geldaufwand

Anstatt immer weitere Gesetze und komplexe Emissionshandelsabkommen zu verabschieden- an denen natürlich immer irgendwelche Leute verdienen- gibt es ein paar vergleichsweise einfache Maßnahmen, den Kohlendioxidausstoß zu reduzieren. Spontan würde mir einfallen, dass Haushalte und Firmen, die weniger Energie als im Vorjahr verbrauchen, diese billiger bekommen. Oder dass in der Stadt ein generelles Geschwindigkeitsgebot von 40 km/h veranlasst wird, sodass e-Leichtkraftwagen eine Chance bekommen. Wenn man dann noch Reglementierungen für e-Bikes aufheben würde, damit sie wenigstens so schnell wie Mopeds fahren dürfen und nicht getreten werden müssen, dann würde sich unser Mobilitätsverhalten schnell von alleine ändern! Und wenn Stromzähler einfach rückwärts laufen würden, wenn man seinen eigenproduzierten Solarstrom einspeist(…), aber nein, das wäre zu einfach und billig und ohne Verdienst für die Konzerne!

Erdbeben-News 20.03.23: Island

Erdbeben Md 3,1 unter Bardarbunga

Datum 19.03.23 | Zeit: 14:59:55 UTC |  64.62 N ; 17.48 W | Tiefe: 4 km | Md 3,1

Insgesamt ereigneten sich unter Island 109 Beben innerhalb von 2 Tagen. Betrachtet man die Shakemap, dann stellt man fest, dass mehrere Areale entlang der kontinentalen Dehnungsfuge involviert sind.

Das interessanteste Beben manifestierte sich gestern Mittag unter dem Gletschervulkan Bardarbunga. Dort kam es zu einem Erdbeben der Magnitude 3,1. Laut EMSC wurde das Hypozentrum in 4 km Tiefe ausgemacht. Das Epizentrum lag nahe des Caldera-Südrandes und wurde 122 km süd-südöstlich von Akureyri verortet. Das Beben ist zwar erwähnenswert, deutet aber nicht auf eine unmittelbar bevorstehende Eruption des Gletschervulkans hin. Seit der letzten Eruption im Jahr 2014 wird wieder eine Magmenakkumulation unter dem Vulkan beobachtet, doch sie könnte Jahrzehnte, wenn nicht Jahrhunderte anhalten, bevor es zur nächsten Eruption dort kommt.

Nicht nur unter dem größten Gletscher Europas bebte es. Auch weiter nördlich im Askja-Herdubreid-System kam es zu weiteren Erschütterungen. IMO meldete in den letzten 48 Stunden 22 Erdbeben in der Region, wobei die Beben unter dem Vatnajökull mitgezählt wurden.

Eine deutliche Verstärkung der Seismizität gab es auch im Bereich der Reykjanes-Halbinsel. Hier zeigt IMO 61 Beben an, die sich in den letzten zwei Tagen ereigneten. Die Beben streuen ein wenig über die verschiedenen Spaltensysteme der Halbinsel, wobei ein Fokus auf das Spaltensystem liegt, zu dem auch der Fagradalsfjall gehört. In den sozialen Medien wird bereits wieder darüber spekuliert, ob die erhöhte Bebentätigkeit das Ergebnis einer neuen Magmenintrusion ist. Ich denke eher nicht, dafür ist die seismische Aktivität zu gering und liegt weit hinter den Schwarmbebenereignissen zurück, die wir im Vorfeld der Fagradalsfjall-Eruptionen gesehen haben.

Einige Erschütterungen gab es auch unter dem Gletschervulkan Katla, der vom Myrdalsjökull bedeckt ist. Doch auch hier sehe ich keine Anzeichen eines kurzfristig bevorstehenden Vulkanausbruchs.

Vulkan-News 20.03.23: Sangay

Sangay mit Lavafontäne

Vorgestern Abend kam es am ecuadorianischen Vulkan Sangay zu einer Aktivitätssteigerung, als offenbar eine größere Magmablase aufstieg, die intensive strombolianische Eruptionen auslöste, die schon beinahe eine Lavafontäne bildeten. Das Material stieg bis zu 1100 m über Kraterhöhe auf. Das geförderte Material verstärkte zudem den Lavafluss in der Scharte auf der Südwestflanke des Vulkans und es wurden starke thermische Anomalien mit einer Leistung von bis zu 227 MW registriert. Das zuständige Observatorium registrierte 128 seismische Explosionssignale und 72 Tremorphasen, die im Zusammenhang mit den Eruptionen standen. Das VAAC detektierte Vulkanasche in 6100 m Höhe, während das zuständige Observatorium vor Laharen warnt, sollte es zu starken Regenfällen kommen. Lahare stellen am Sangay eine latente Gefahr dar. Seit Eruptionsbeginn im März 2019 haben sie schon einige Probleme in der Region verursacht, indem sie Flussläufe veränderten und das Wasser anstauten. Dadurch kam es zu lokalen Überschwemmungen.

Die Aktivitätssteigerung ereignete sich wenige Stunden nach dem starken Erdbeben Mw 6,8, das sich an der Küste im Südwesten des Landes ereignete. Ob die gesteigerte Aktivität am Sangay durch das Erdbeben getriggert wurde, ist ungewiss, liegt aber im Bereich des möglichen.

Sangay ist ein 5230 m hoher Stratovulkan an den östlichen Ausläufern der Anden. Seine Flanken fallen zum Amazonasbecken hin ab, in dessen Richtung der Vulkan auch das Schmelzwasser seiner häufigen Schneebedeckung entwässert.

In Sichtweite des Vulkans Sangay liegt der Tungurahua, der bis 2014 häufig in den News vertreten war. Die beiden Vulkane bilden die Schlussglieder der Vulkankette der nördlichen Anden. Bei ihnen beginnt eine 1600 km lange Lücke ohne aktive Vulkane, die erst am Sabancaya in Peru endet. Das Magma der Andenvulkane entsteht durch partielles Schmelzen subduzierte Ozeankruste. Man nimmt an, dass im Bereich der Vulkanlücke älterer Ozeanboden subduziert wird, der nicht so schnell Schmelze bildet, wie das restliche Material.