Vulkan-News 19.03.23: Ätna

Ätna überrascht mit vielen Dampfringen

Seit einigen Tagen erzeugt der Ätna eine Serie von Dampfringen, die von der Bocca Nuova ausgehen. In unserer FB-Gruppe „volcanoes and volcanism“ wurden mehrere Fotos des Phänomens geteilt, wobei es gestern offenbar zu einem Höhepunkt der Dampfringerzeugung kam. Die Dampfringe entstehen für gewöhnlich, wenn es im Förderschlot tiefsitzende Eruptionen gibt, sodass der Aufstiegskanal des Schlots als Rohr dient, an dessen Rand der Dampf abgebremst wird, sodass es zu der typischen Konvektion in der Dampfwolke kommt, die letztendlich für die Ringbildung verantwortlich ist. Bei den Explosionen kann auch Tephra über den Schlotrand hinaus ausgeworfen werden, aber momentan ist das wohl nicht der Fall.

Wie genau so ein Dampfring entsteht, lest ihr unter dem Link im WIKI.

Eine Phase intensiver Dampfringbildung gab es in den Jahren des Milieuwechsels. Damals war die Bocca Nuova besonders aktiv. Diese mehrjährige Aktivitätsphase wurde von einer Serie starker Paroxysmen aus der Boca Nuova beendet.

Rückbau des Informationsangebots in Italien

Leider ist die Website des LGS weiter offline, sodass keine Livedaten zur Tätigkeit des Vulkans online sind, mit Ausnahme von Seismik und Tremor, den man beim INGV einsehen kann. Wichtige Parameter wie die Infraschalltätigkeit, anhand derer man Rückschlüsse über das explosive Geschehen ableiten konnte, bleiben der Öffentlichkeit somit verborgen. Da es keine Lavaströme am Ätna gibt, werden auch keine wöchentlichen Bulletins veröffentlicht. Warum das so ist, darüber kann ich nur spekulieren. Part man den Rückbau des Online-Informationsangebots mit dem Verhalten der verantwortlichen Behörden auf den Liparischen Inseln, der offenbaren Willkür und ständigen Änderungen der Zugangsbeschränkungen auf Stromboli ohne vernünftige Kennzeichnung vor Ort und mit Null Informationsangebot für Anwohner und Touristen, entsteht für mich ein absolut unzeitgemäßes Bild des Managements von Seiten der Verantwortlichen.

Bei meiner Reise zu den süditalienischen Vulkanen in der letzten Woche stattete ich auch dem Ätna einen kurzen Besuch ab. Irgendwie gibt es einen Paradigmenwechsel: Stand früher der Vulkan im Fokus des Interesses, scheint sich nun alles um die Skimöglichkeiten zu drehen. Sicher, es lag viel Schnee und das Skigebiet stand schon immer im touristischen Fokus der Seilbahnbetreiber, doch früher liefen in den Gastronomiebetrieben um die beiden Seilbahnstationen die ganze Zeit über Ätna-Vulkanvideos. Seit einigen Jahren schweigen die Monitore. Vielleicht liegt es daran, dass es nicht genug HD-Content gibt, obwohl eigentlich Material von den letzten Paroxysmen vorhanden sein sollte. Ich vermute aber vielmehr, dass es mit dem Generationswechsel und den auch hier geltenden Verschärfungen der Zugangsregeln zum Gipfelbereich des Ätna zusammenhängen könnte.

Was mich an meinem kurzen Ätnabesuch am meisten beeindruckte, war der Pelletofen in der Hütte, die Manfred und ich uns gemietet hatten. Der glühte schön und strahlte in kurzer Zeit eine enorme Wärme ab! Ansehnlich war auch der gespaltene Südostkraterkegel, der uns allerdings die kalte Schulter präsentierte. Auf einem aktuellen Sentinel-Foto erkennt man daher auch nur eine schwache Wärmeanomalie im Schlot der Bocca Nuova, von dem wahrscheinlich die Dampfringe ausgehen.

Erdbeben-News 19.03.23: Ecuador

Erdbeben Mw 6,7 erschüttert Ecuador und richtet Schäden an

Datum 18.03.23 | Zeit: 17:12:55 UTC | 2.75 S ; 79.78 W | Tiefe: 80 km | Mw 6,7

Gestern Nachmittag bebte es in der ecuadorianischen Küstenregion. Das Beben brachte es auf eine Moment-Magnitude von 6,7 und hatte ein Hypozentrum in 80 km Tiefe. Örtliche Erdbebendienste ermittelten eine Lokal-Magnitude von 7,0. Das Epizentrum befand sich 20 km südwestlich des Küstenortes Naranjal. Aufgrund der Tiefe des Erdbebenherds wurde kein Tsunamialarm gegeben, es entstanden aber Schäden an der Infrastruktur. Nach vorläufigen Angaben starben mindestens 15 Personen. Mehr als 400 Menschen wurden verletzt.

Die tektonischen Prozesse Ecuadors werden in erster Linie durch die Subduktionszone vor der Küste gesteuert. Dort kollidiert die ozeanische Nazca-Platte mit der Platte des südamerikanischen Kontinents und wird subduziert. Parallel zur Subduktionszone, aber ein gutes Stück hinter der Küstenebene verlaufen die Anden, in denen es ebenfalls nord-südlich verlaufende Störungszonen gibt. Im Gebirge liegen die zahlreichen Vulkane Ecuadors, die auch bei Vulkane.net regelmäßig thematisiert werden und auf die sich das starke Erdbeben auswirken könnte. Der aktuelle Erdstoß ereignete sich aber weder an der Subduktionszone noch in den Anden, sondern im Bereich der Küstenebene dazwischen. Im Golf von Guayaquil, in dem sich das Erdbeben ereignete, mündet eine dextrale Blattverschiebung, die aus den Anden kommt und durch den Kanton Pallatanga verläuft. Diese Blattverschiebung zeigte sich möglicherweise für den Erdstoß verantwortlich. Aufgrund der Tiefe des Hypozentrums ist es aber auch möglich, dass sich das Beben an einem Stück subduzierter Nazca-Platte manifestierte, die sich in der Tiefe der Asthenosphäre verhakte. Nachbeben gab es nur wenige, was ebenfalls für die zweite Möglichkeit spricht.

Ein Blick auf die Shakemap zeigt, dass es in den letzten Tagen mehrere Erdbeben in Ecuador gab. Einige lagen im Bereich der Anden, andere entlang der Küste. Diese Beben waren aber nicht annähernd so stark wie das beschriebene Erdbeben von gestern Nachmittag.

Zu den oben erwähnten aktiven Vulkanen Ecuadors zählen Cotopaxi, Reventador und Sangay. In den vergangenen Tagen machte vor allem der Sangay von sich Reden, der wieder einen Lavastrom fördert.