Ätna-News am 28.10.23

Staat: Italien | Koordinaten: 37.73, 15.00 | Aktivität: Strombolianisch

Strombolianische Eruptionen und merkwürdiger Temor-Abfall in der Nacht

Der Ätna auf Sizilien ist weiterhin unruhig und erzeugt strombolianische Eruptionen aus dem Neuen Südostkrater. Darüber hinaus wurden weitere Dampfringe dokumentiert. Die meisten kommen aus der Bocca Nuova, doch auch der Neue Südostkrater scheint in ihre Produktion eingestiegen zu sein. Aus den Schloten beider Krater entweicht Wärme. MIROVA detektiert eine moderate Thermalstrahlung mit 15 MW Leistung. Sie ist auf Satellitenbildern im Infrarotbereich sichtbar. Auf einem aktuellen Sentinel-Foto erkennt man den ausgeprägtesten Hotspot im Neuen Südostkrater seit Monaten.

Die Seismizität des Ätnas ist hingegen auffällig unauffällig, wenigstens was die Aktivität bis vor 2 Tagen anbelangt. Jünger Beben werden auf der Shakemap des INGV nicht erfasst. Der Tremor bewegt sich in der Mitte des gelben Bereichs, zeigte heute Nacht aber einen merkwürdigen Tremor-Abfall an, von dem sich der Graph aber schnell wieder erholte. Einige Kommentatoren in den sozialen Medien meinten, dass das, was tief fällt, umso höher steigt. Tatsächlich sahen wir vor einigen Paroxysmen einen plötzlichen Tremor-Abfall, bevor er dann in die Höhe schoss, doch dem war diesmal nicht so. Dennoch halte ich es für gut möglich, dass die aktuelle strombolianische Tätigkeit ein Anzeichen dafür ist, dass sich ein Paroxysmus in Vorbereitung befindet. Wann es soweit ist, lässt sich nicht prognostizieren. Es könnte in Kürze ein neuer Ausbruch beginnen, oder auch noch einige Tage dauern. Bis es soweit ist, können sich Vulkanbeobachter an den strombolianischen Eruptionen erfreuen. Das Wetter soll erst einmal mitspielen, doch Nachts kann es in der Gipfelregion bereits empfindlich kalt werden und man muss sich auf Nachtfrost einstellen. Also, Mütze, Schal und Handschuhe nicht vergessen!

Bodenhebung unter Reykjanes detektiert – News vom 28.10.23

Erdbeben und Bodenhebung von 20 mm nahe Fagradalsfjall auf Reykjanes festgestellt

Das Schwarmbeben nördlich von Grindavik auf der Reykjanes-Halbinsel hält an, auch wenn die Intensität des Schwarms mittlerweile deutlich fluktuiert und sich ruhigere Phasen mit stärkeren abwechseln. Auf der Website von IMO ist zu lesen, dass sich bis heute Nacht um 2 Uhr ca. 6500 Beben ereignet hatten. Im Laufe des Tages dürfte dann um die 7000 Beben erreicht werden. Schon ein beachtlicher Schwarm, wenn auch nicht der Stärkste, den wir in den letzten Jahren auf Island beobachten durften. Bis jetzt wurde spekuliert, dass die Beben im Zusammenhang mit Magmenaufstieg stehen und dass sich Schmelze in einem tief liegenden Magmenkörper unter dem Fagradalsfjall ansammelt. Gestern wurden diese Spekulationen dann in einem deutlichen Anstieg der Bodenhebung bestätigt, als man an der Messstation FEFC, die südlich vom Fagradalsfjall liegt, einen deutlichen Anstieg der Bodenhebung um 20 mm feststellen konnte. Insgesamt hob sich der Boden seit dem Ende der letzten Eruption um 60 mm. An der Messstation GOHN, die im Zentrum des Fagradalsfjall-Hügelkomplexes steht, beträgt die Hebungsrate 42 mm. Die neuerliche Bodenhebung konnte in einer InSAR-Karte mit Daten zwischen dem 26. und 27. Oktober noch nicht abgebildet werden.

Die Wissenschaftler vom IMO gehen weiterhin davon aus, dass die Beben, deren Epizentren gut 5 km nordwestlich des Vulkans liegen, durch Spannungen im Untergrund ausgelöst werden. Dennoch lässt sich eine seitwärts gerichtete Migration des Magmas nicht ausschließen.

Ari Trausti, ein Geowissenschaftler von IMO twitterte (oder muss man Xte sagen? Schon erstaunlich, wie ein geldgeiler „Visionär“ eine etablierte Medienplattform verhunzen kann), dass man damit rechnet, dass es zu einer Eruption im Bereich des Fagradalsfjall kommen wird, sollte die Schmelze weiter aufsteigen. Dabei hält man es zumindest für möglich, dass die Lava weiter im Westen oder Süden austreten wird, als es bei den bisherigen Eruptionen der Fall gewesen war. Noch vor wenigen Wochen gab es die Spekulation, dass sich eine potenzielle Eruption weiter in östliche Richtung verlagern könnte. Ich denke, dass man bisher nicht sagen kann, wo genau es zu einem Ausbruch kommen wird. Dazu steckt das Magma noch zu tief im Boden und es steigt selten einfach nur senkrecht auf, sondern migriert entlang von schräg verlaufenden Schwächezonen im Gestein.

Natürlich wollen wir alle wissen, wann es zur nächsten Eruption kommt. Ich denke, mit einer Deformation von 60 mm haben wir schon ein gutes Stück Bodenhebung erreicht. Wenn sich der Wert verdoppelt kommen wir in den kritischen Bereich.