Vulkan Merapi am 14.10.23

Staat: Indonesien | Koordinaten: -7.541, 110.445 | Aktivität: Lavadom

Seismik am Merapi weiterhin hoch

Der indonesische Vulkan Merapi liegt auf der Insel Java und zeigt weiterhin eine sehr hohe seismische Aktivität. Gestern verzeichnete das VSI 336 Hybriderdbeben und ein vulkanotektonisches Erdbeben. Zusätzlich wurden 126 seismische Signale registriert, die auf Schuttlawinen und Steinschläge hindeuten. Dieses Verhalten entspricht dem, was der Vulkan in den vergangenen Tagen gezeigt hat.

Im wöchentlichen Bericht des BPPTKG für die 40. Kalenderwoche wurde festgehalten, dass es insgesamt 2135 Hybriderdbeben gab. Diese Erdbeben deuten auf einen Magmaaufstieg und eine Ausdehnung des Vulkanbaus hin. Agus Budi Santoso, der Leiter des BPPTKG, überwacht die Verformung des Mount Merapi mittels EDM und hat eine durchschnittliche Verkürzung der Sichtlinie um 0,5 Zentimeter pro Tag festgestellt. In einer Stellungnahme erklärte er, dass die geophysikalischen Daten darauf hindeuten, dass sich in einer Tiefe von etwa 1,5 km unter dem Gipfel eine beträchtliche Menge Magma angesammelt hat.

Es wird vermutet, dass dieses Magma wahrscheinlich weiter in Richtung des Gipfels drängen wird und somit den Lavadom weiter anwachsen lässt. Falls dies eintritt, könnte es zu einer erheblichen Verschärfung des Ausbruchs kommen, bei dem auch größere pyroklastische Ströme entstehen könnten.

Die letzte Messung der beiden Lavadom-Volumina, die Ende September durchgeführt wurde, ergab, dass der südwestliche Lavadom auf fast 3.100.000 Kubikmeter angewachsen ist, während der Zentraldom ein Volumen von 2.358.500 Kubikmetern aufwies. Die letzten Werte von Ende August lagen bei 2.858.600 Kubikmetern und 2.355.100 Kubikmetern. Dies lässt darauf schließen, dass der Zentraldom nicht weiter gewachsen ist und sogar etwas an Volumen verloren hat. Möglicherweise sind Schrumpfungsprozesse durch die Abkühlung der Lava für diesen Volumenverlust verantwortlich.

Der Alarmstatus des Vulkans bleibt weiterhin auf Orange und es wurde eine asymmetrische Sperrzone festgelegt, die am Fluss Bebeng mit 7 km den größten Radius aufweist.

Übrigens ist die Seismizität unter dem Inselvulkan Anak Krakatau ebenfalls deutlich erhöht. Es würde mich nicht überraschen, wenn wir dort demnächst neue Explosionen sehen würden.

Taal-Vulkan am 14.10.23

Staat: Philippinen | Lokation: 14.002; 120.99 | Aktivität: Fumarolisch

Starker Schwefeldioxid-Ausstoße am Taal auf den Philippinen

Der philippinische Taal-Vulkan stößt seit vorgestern wieder besonders viel Schwefeldioxid aus und sorgt somit für Beunruhigung der Bevölkerung. PHILVOLCS registriert seit dem 12. Oktober wieder einen Ausstoß von mehr als 9000 Tonnen Schwefeldioxid pro Tag. Die letzte Messung gestern brachte es auf 9762 Tonnen des vulkanischen Gases. Es steigt aus dem Kratersee auf Vulcano Island auf und wird von starken Wasserdampfemissionen begleitet. Eine sichtbare Dampfwolke steigt bis zu 900 m hoch auf. Vorgestern stieg die Wolke noch 300 Meter höher auf. Die Emissionen lagen seit September 2023 im Durchschnitt bei 3.781 Tonnen/Tag.

Es gibt starke Wasserturbulenzen im Kratersee. Vulkanisch-bedingte Erdbeben gibt es nicht, dennoch melden die Vulkanologen eine Bodenhebung infolge von Inflation unter Vulcano Island, während großflächig im Bereich der Caldera Deflation registriert wird.

Dank eines starken Windes bildete sich kein vulkanischer Smog im Kessel der Caldera. Doch der Wetterbericht sagt für das Wochenende nachlassende Windgeschwindigkeiten hervor, dann könnte sich wieder VOG bilden, der eine gesundheitliche Belastung für die Anwohner der Caldera darstellt. Der Taal entgast seit März 2021 kontinuierlich hohe Konzentrationen vulkanischen Schwefeldioxids, sodass es immer wieder zur Beeinträchtigung des öffentlichen Lebens der Gegend kommt.

PHILVOLCS klärt die Menschen auf, dass Vog aus feinen Tröpfchen besteht, die vulkanisches Gas wie SO2 enthalten, das säurehaltig ist und Reizungen der Augen, des Rachens und der Atemwege verursachen kann. Menschen, die möglicherweise besonders empfindlich auf Vog reagieren, sind Menschen mit gesundheitlichen Problemen wie Asthma, Lungenerkrankungen und Herzerkrankungen, ältere Menschen, schwangere Frauen und Kinder. Die Forscher raten, dass man seine Exposition begrenzen und sich wenig im Freien aufhalten sollte.

Auf den Philippinen ist nicht nur der Taal aktiv, sondern auch der Mayon. Er baut weiter an einem Lavadom. 3 Lavaströme fließen über seine Flanken und es kommt zu Abgängen von Schuttlawinen und zur Bildung pyroklastischer Dichteströme.

Analyse der Afghanistan-Erdbebenserie

Reduzierte Opferzahlen und neue Geowissenschaftliche Erkenntnisse zu den Afghanistan Erdbeben

Kurz vor meiner Abreise nach Sizilien manifestierten sich am 7. Oktober im Westen von Afghanistan zwei Erdbeben mit den Magnituden Mw 6,4 und 6,2, über die ich noch berichtet hatte. Direkt nach der Naturkatastrophe wurden 15 Todesopfer bestätigt und ich spekulierte über steigende Opferzahlen. Meine Spekulationen stellten sich dann als richtig heraus, denn die Opferzahlen kletterten bis auf 2400, um dann gestern auf ca. 1000 revidiert zu werden. Offenbar ist man in dem von den Taliban beherrschten Land nicht einmal mehr in der Lage, seine Toten zu registrieren.

Am 11. Oktober hatte sich ein weiteres starkes Erdbeben der Magnitude 6,3 ereignet, das weitere Zerstörungen verursachte. Insgesamt sollen mehr als 600 Häuser in dreizehn Dörfern zerstört worden sein. Es gab mehrere moderate Nachbeben. Eins ereignete sich auch heute und hatte eine Magnitude von 4,8.

Das GFZ-Potsdam brachte am 11.10. 23 eine Pressemeldung heraus, in der die neuen Erkenntnisse zu den Erdbeben veröffentlicht wurden. Demnach manifestierten sich die Erdbeben an der Herat-Störungszone, was meine erste Analyse des Geschehens bestätigt.

Laut einer ersten Analyse der Geowissenschaftler vom GFZ, bei der seismische und geodätische Daten verwendet wurden, zeigt, dass die Erdbeben ein 10-20 Kilometer langes Segment des ca. 700 Kilometer langen Herat-Verwerfungssystems aufgerissen haben, welches das Hindukusch-Gebirge von Westen nach Osten durchquert. Darüber hinaus hat sich die Erde in einem Gebiet von 20 mal 30 Kilometern um das Epizentrum um rund 40 Zentimeter angehoben. Die Analyse der beiden Hauptbeben deutet darauf hin, dass es sich bei beiden Erdbeben um Schubereignisse handelt, die von einer Nord-Süd-Kompression verursacht werden.

Die Region im Westen Afghanistans galt lange als seismisch wenig aktiv, umso mehr wurde man in der Region von den starken Erschütterungen überrascht. Es waren die ersten starken Erdbeben in der Region, seitdem man um 1900 herum mit der Erdbebenaufzeichnung angefangen hatte. Ich denke, dass man nun mit weiteren starken Erdbeben entlang des betroffenen Störungssystems rechnen muss.

Bodenhebung auf Island bestätigt – News vom 14.10.23

INSAR Aufnahmen bestätigen Bodenhebung auf Reykjanes

Die Erdbeben auf der isländischen Reykjanes-Halbinsel gehen weiter und es gab neue Schwärme bei Reykjanestá, Fagradalsfjall und Krýsuvík. IMO zeigt aktuell 85 Beben in der Region an. Doch die eigentliche Meldung besteht darin, dass neue INSAR-Satellitendaten bestätigen, dass sich der Boden im Gebiet des Fagradalsfjalls um gut 3 cm angehoben hat. In der Karte wurden Satellitendaten zusammengefasst, die zwischen dem 7. August und dem 6. Oktober 2023 gesammelt worden sind. Bei den Daten handelt es sich um sehr genaue Radar-Distanzmessungen zwischen Satelliten und der Erdoberfläche, die kleinste Abweichungen feststellen können. Sie sind genauer als die üblichen GPS-Messungen und können ein größeres Gebiet unabhängig von Messstationen erfassen. Die Daten werden dann in einer Karte zusammengefasst, auf der Bodendeformationen farblich dargestellt werden. Man erkennt, dass von den Bodenhebungen ein recht großes Areal betroffen ist, das sich von der Südküste der Reykjanes-Halbinsel bis fast an die Nordküste erstreckt. Man kann davon ausgehen, dass sich die Bodenhebung vor der Südküste noch Unterwasser fortsetzt. Das Zentrum des betroffenen Areals liegt im Nordwesten des Fagradalsfjalls, ungefähr dort, wo sich auch der Boden vor der letzten Eruption im Juli hob.

Die IMO-Forscher gehen davon aus, dass die Bodenhebung durch Magma zustande kommt, das sich in ca. 10 km Tiefe akkumuliert, und halten es für wahrscheinlich, dass sich bald wieder ein magmatischer Gang in flacheren Bereichen der Erdkruste bilden wird. Wie immer kann man jetzt noch nicht mit Sicherheit sagen, dass es dann auch wieder zu einer Eruption kommen wird – schließlich könnte der Gang auch in der Erdkruste stecken bleiben – doch die Wahrscheinlichkeit eines neuen Vulkanausbruchs wird als relativ hoch eingeschätzt.