Weitere Erdbeben und Bodenhebung auf Island am 30.10.21

Schwarmbeben unter Reykjanes verstärkte sich wieder – Bodenhebung hält an

Datum 30.10.23 | Zeit: 12:19:07 UTC | Lokation:  63.885 ; -22.385 | Tiefe: 5,9 km | Md 4,5

Update 14 Uhr: Reykjanes kommt nicht zur Ruhe, denn es ereignete sich ein Erdbeben Md 4,5 in knapp 6 km Tiefe. Das Epizentrum wurde 5,8 km west-Südwestlich vom Fagradalsfjall lokalisiert. Somit lag es ca. 2,4 km östlich von Svartsengi und der Blauen Lagune, direkt neben einer alten Eruptionsspalte.

Originalmeldung: Nachdem die Erdbebentätigkeit gestern auf Reykjanes schwächelte und es zwischenzeitlich so aussah, als würde sich der Erdbebenschwarm seinem Ende zuneigen, intensivierte sich die Aktivität abends wieder. Dabei verlagerten sich die Epizentren westwärts, wobei sich die Beben generell im Gebiet von Svartsengi häufen. Entsprechend der Verlagerung der Epizentren nahm auch die Bodenhebung westlich des Geothermalkraftwerks am stärksten zu, wobei auch am Thorbjörn-Vulkan und unter Grindavik Inflation einsetzte, während sie in Richtung Osten am Fagradalsfjall etwas zurückging. Unter Grindavik hob sich der Boden innerhalb von 2 Tagen um 10 mm. Ähnlich verhielt es sich im Jahr 2022 vor der Meradalir-Eruption, als einige Wochen vor dem Ausbruch die Bodenhebung zwischen Svartsengi und Eldvörp Sorgen bereitete. Die damals akkumulierte Schmelze dürfte sich noch heute zumindest teilweise im Boden befinden. Die Grafik der GPS-Messstation zeigt, dass sich der Boden nach dem starken Anstieg von 2022 nur wenig absenkte. Deutlich wird auch, dass die aktuelle Hebung im Vergleich zu den früheren Hebungsphasen noch gering ist. Trotzdem ist es unmöglich vorherzusagen, wann sich im Untergrund genug Magma für einen Ausbruch angesammelt hat. So spekulieren isländische Forscher in den Medien über eine mögliche Eruption im Bereich der wichtigen Infrastruktur von Geothermalkraftwerk und Blauer Lagune.

Ob- und wann es tatsächlich zu einer Eruption kommen wird, lässt sich bis jetzt genauso wenig schlüssig sagen, wie man den Ort des nächsten Ausbruchs bestimmen kann. Ich persönlich gehe davon aus, dass wir in den nächsten Wochen einen weiteren Vulkanausbruch auf Island sehen werden.

Vor wenigen Monaten hätte ich noch darauf getippt, dass wir eine Eruption an der Askja sehen werden, doch hier sieht es nach einer (vorläufigen) Entspannung der Situation aus, obwohl sich weiterhin eine große Menge magmatischer Fluide im Untergrund des Vulkans befindet. Doch die Fluidbewegungen scheinen nicht ganz gestoppt zu haben, denn an den Messstationen im Norden der Caldera gibt es Fluktuationen, sodass der Graf Wellenförmig verläuft.

Klyuchevskoy mit intensiver Tätigkeit am 30.10.23

Staat: Russland | Koordinaten: 56.055, 160.643 | Aktivität: Strombolianisch

Vulkan auf Kamtschatka steigerte explosive und effusive Tätigkeit

Der Klyuchevskoy auf Kamtschatka ist weiterhin aktiv und steigerte seine Tätigkeit noch. Das VAAC Tokio bringt täglich mehrere VONA-Warnungen heraus, nach denen Vulkanasche in einer Höhe von 10.000 m detektiert wird. Bei nur schwachen Wind breitet sich die Eruptionswolke bis zu 32 Kilometer nach Norden aus, wird dann aber in der Breite Richtung Westen und Osten verdriftet. Wahrscheinlich regnet Asche in der Siedlung Kljutschi ab. Dort leben mehr als 5700 Menschen in einem Flusstal zwischen den beiden Vulkanen Klyuchevskoy und Shiveluch. Als letzterer Feuerberg im Frühjahr groß ausbrach, war die Gemeinde stark von den Ascheablagerungen betroffen gewesen.

Die Aschewolken werden vor dem Hintergrund starker strombolianischer Eruptionen gefördert, die laut KVERT bis zu 500 m hoch ausgestoßen werden und praktisch so schnell aufeinander folgen, dass sie eine Lavafontäne bilden. Mich erinnert das Geschehen an einen Paroxysmus. Nicht kommuniziert wurde, ob die Eruptionen phasenweise erfolgen oder fluktuieren, wie es für Paroxysmen typisch ist.

MIROVA detektiert eine sehr hohe Thermalstrahlung mit einer Leistung von mehr als 3888 MW. Das ist der höchste Wert der aktuellen Eruptionsphase. Woher die starke Thermalstrahlung stammt, wird klar, wenn man sich auf Sentinel-hub die Sattelitenfotos anschaut und einen Infrarotfilter anwendet: dann sieht man die Thermalspur des Lavastroms in der Apakhonchichi-Abflussrinne, die im Südosten des Vulkans liegt. Der Lavastrom hat deutlich an Länge zugelegt und erreichte zwischenzeitlich fast die Basis des Vulkankegels. Von der Front des Stroms gehen glühende Schuttlawinen ab, die eine Gefahr für potenzielle Vulkanbeobachter darstellen. Zudem beginnt in einer Abflussrinne im Nordwesten ebenfalls ein Lavastrom zu fließen. Schaut man einen etwas größeren Ausschnitt des Satellitenbildes an, dann sieht man im Süden den glühenden Dom des Bezymiannys. Von diesem Vulkan werden wir in den nächsten Tagen bestimmt auch wieder mehr lesen.

Die Livecam gibt heute mal einen Blick auf das Geschehen frei. Der Lavastrom wird vom Vulkan Kamen, den man im Vordergrund der Aufnahmen sieht, verdeckt. Allerdings zaubert er eine schöne Coma um den Kamen und illuminiert den Nachthimmel.

KVERT warnt weiterhin davor, dass die Aschewolken eine Gefahr für den Flugverkehr darstellen können und lässt den Alarmstatus auf „Orange“.