Ozonloch nahe der alten Rekordgröße

Das Ozonloch über der Antarktis ist fast so groß wie früher – Möglicherweise aufgrund eines Vulkanausbruchs

Das antarktische Ozonloch bestimmte lange Zeit die Medien, findet in den letzten Jahren allerdings kaum noch Erwähnung, da es nach dem Verbot von FCKWs eine zeitlang kleiner wurde. Man hielt das Problem für gelöst und andere Themen nahmen das Interesse der Weltöffentlichkeit für sich ein. Doch das könnte sich jetzt ändern, denn dieses Jahr ist das Ozonloch über der Antarktis besonders groß: Es dehnt sich über eine Fläche von 26 Millionen Quadratkilometer aus, was ungefähr der Fläche von Russland und China zusammen entspricht. Vor einem Jahr maß es noch 22,3 Millionen Quadratkilometer. Forscher verdächtigen einen Vulkanausbruch als Schuldigen für die Ausdehnung des Ozonlochs.

Zur Erinnerung: Das Ozonloch wurde 1985 entdeckt und sorgte besonders in Australien für Aufregung, denn dort stieg das Hautkrebsrisiko aufgrund der starken Sonneneinstrahlung erheblich an. Die Ozonschicht umgibt die Erde auf Höhe der Stratosphäre und filtert gut 90% der schädlichen UV-Stralung des Sonnenlichts. Sie schützt uns also, ähnlich wie uns das Erdmagnetfeld vor den schädlichen Auswirkungen von Sonnenstürmen bewahrt. Forscher fanden bald heraus, dass die chemische Stoffgruppe der FCKWs das Ozon abgebaut hatten. Bei den Fluorchlorkohlenwasserstoffen handelt es sich um Chemialien, wie sie etwa in Kühlmitteln von Kühlschränken vorkamen. 1991 wurden sie weitestgehend verboten. Die Gesetze wurden 2006 überarbeitet und man sollte meinen, dass sie heute kaum noch eingesetzt werden, doch dem ist nicht so, denn vor allem chinesische Firmen stehen im Verdacht, die verbotenen Substanzen weiterhin herzustellen und zu verwenden. Außerdem befinden sich noch alte Geräte im Umlauf, die FCKWs enthalten und nicht fachgerecht entsorgt wurden, sodass auch heute noch Ozonkiller in die Atmoshäre entweichen können.

FCKWs  sind zudem potente Treibhausgase und wirken sich negativ auf das Klima aus.

Doch die verbleibende Nutzung der FCKWs kann offenbar nicht erklären, warum das Ozonloch dieses Jahr so groß geworden ist und hier kommt der erwähnte Vulkanausbruch ins Spiel: Bei diesem Vulkanausbruch handelt es sich um den Hunga-Tonga-Hunga-Ha’apai, dessen Eruptionen vor gut 2 Jahren begannen und im Januar 2022 ihren Höhepunkt erreichten. Die junge Vulkaninsel im Königreich Tonga versenkte sich in einer gewaltigen Eruption selbst und setzte dabei so viel Wasserdampf frei, dass sich das Klima weltweit verändert.

CAMS-Forscherin Antje Inness erklärte in einer Pressemeldung der ESA, dass der Wasserdampf der Eruption inzwischen auch die antarktische Polarregion errreicht hat. Hier könnte der Wasserdampf zur verstärkten Bildung polarer Stratosphärenwolken geführt haben, in denen FCKWs reagieren und den Ozonabbau beschleunigen können. Der zusätzliche Wasserdampf kann auch zur Abkühlung der antarktischen Stratosphäre beitragen, was die Bildung dieser polaren Stratosphärenwolken weiter fördert und zu einem robusteren Polarwirbel führt. Beim Polarwirbel handelt es sich um ein Starkwindband, das wie eine Barriere zwischen der kalten Luft der Antarktis und der wärmeren Luft gemäßigter Breiten wirkt.

Ist dieses Windband im Winter auf der Südhalbkugel kräftig, dann gibt es eine geringe Durchmischung zwischen warmen Luftmassen im Norden und den kalten Polarluftmassen im Süden. In der Folge kühlt sich die Luft der Antarktis stärker ab, was den Abbau von Ozon begünstigt, sodass das Ozonloch größer wird als in Jahren mit einem schwächeren Starkwindband. Aufgrund des Vulkanausbruchs in der Südsee könnten sich also die gemäßigten und tropischen Regionen stärker erwärmt haben als die Polarregionen.

Die Wirkungen der stärksten Eruption seit mindestens 150 Jahren sind noch lange nicht erforscht und verstanden. Nach der Tambora-Eruption im Jahr 1815 erlebte die Menschheit im Folgejahr das „Jahr ohne Sommer“. Vielleicht steht uns jetzt ein „Jahr ohne Winter“ bevor? Weiterreichende Wirkungen und Wechselwirkungen mit dem anthropogenen Klimawandel sind absolut unklar. Beipackzettel gibt es nicht und es hilft es auch nicht, den Meteorologen oder Vulkanologen zu fragen. (Quelle: ESA)

Ätna mit Erdbeben – News vom 06.10.23

Staat: Italien | Koordinaten: 37.73, 15.00 | Aktivität: Fumarolisch

Zwei kleine Erdbebenschwärme am Ätna

Am Ätna auf Sizilien gab es in den letzten 2 Tagen zwei kleiner Schwarmbeben. Eins manifestierte sich nahe der Küste bei Mangano, einem kleinen Ort der nördlich von Aci Reale liegt. Das stärkste Erdbeben brachte es auf M 2,7 und hatte ein Hypozentrum in 7 km Tiefe. In der Gegend liegen Störungszonen, die bereits öfters für Erdbeben verantwortlich waren. Weiter östlich, im Valle del Bove, manifestierten sich ebenfalls einige Erschütterungen. Der zweite kleine Schwarm ereignete sich im Süden des Vulkans und bestand aus 6 Beben rund um den Ort Biancavilla. Die hatte das stärkste Beben eine Magnitude von 2. Das Hypozentrum lag in gut 3 km Tiefe. Auch bei diesen Erschütterungen wird es sich um tektonische Beben gehandelt haben. Allerdings weiß man, dass aufsteigendes Magma die Spannungsverhältnisse im Untergrund beeinflusst und so indirekt für tektonische Erdbeben verantwortlich sein kann.

In unserer FB-Gruppe wurde ein Nachtfoto des Vulkans geteilt, das den Gipfel mit rot illuminiertem Dampf zeigt. Es liegt die Vermutung nahe, dass es zu einer kleinen strombolianischen Eruption gekommen ist, die Tephra nicht über den Kraterrand hinaus ausgeworfen hat. Ansonsten ist bekannt, dass der neue Schlot in der Bocca Nuova nachts glüht. Die Schmelze steht also hoch im Fördersystem.

Im letzten INGV-Wochenbericht zum Ätna wurde darauf hingewiesen, dass eine leichte Steigerung der Bodenhebung festgestellt wurde. Schaut man sich das Diagramm zu den Erdbeben an, so erkennt man, dass die Beben im Wochenverlauf nach ober verlagerten. Es sieht so aus, als hätte sich Magma unter dem Neuen Südostkrater angesammelt.

Gegenüber der Vorwoche nahm auch die Infraschalltätigkeit zu, es gab also verstärkte Entgasungen bzw. tief im Schlot sitzende Explosionen. Es wurden nur wenige vulkanotektonische Erdbeben festgestellt und der Tremor bewegte sich auf moderatem Niveau. Das Gleiche gilt für die Gas-Konzentrationen an Schwefeldioxid und Kohlendioxid.

Interessant ist in dem Bericht zu lesen gewesen, dass die Forscher am Ätna nun auch Drohnen einsetzen, um die Gipfelkrater zu überwachen.

Stromboli mit Lavastrom am 06.10.23

Staat: Italien | Koordinaten: 38.79; 15.21 | Aktivität: Strombolianisch

Ein weiterer Lavaüberlauf begann heute Nacht

Der Stromboli kommt nicht zur Ruhe und begann heute Nacht mit einem weiteren Lavaüberlauf aus dem nördlichsten Schlot, der am Rand zur Sciara del Fuoco liegt. Das INGV brachte eine Sondermeldung heraus, nach der die Lava gegen 1 Uhr Nachts zu fließen anfing. Die effusive Eruption ging einher mit einer Phase erhöhten Spatterings und einer gesteigerten strombolianischen Aktivität aus mehreren Schloten. Der Lavastrom beschränkt sich auf den oberen Bereich der Sciara del Fuoco.

Gut eineinhalb Stunden vor Beginn des Lavaüberlaufs steigerte sich die Tremoramplitude von mittelhohen auf hohe Werte. MIROVA registrierte eine moderate Wärmestrahlung mit 59 MW Leistung. Die anderen geophysikalischen Werte blieben unauffällig, das gilt insbesondere auch für die Bodenhebung. Leider ist die Seite des LGS weiterhin nicht betriebsbereit, so fehlen die Livedaten und Cams zum Stromboli.

In unserer FB-Gruppe wurden Livecam-Screenshots von Vulkanbeobachtern geteilt, die bereits zur Abenddämmerung einen lebhaften Stromboli vorfanden und Bilder strombolianischer Eruptionen aufnahmen. Natürlich war auch wieder der auf Stromboli wohnende Drohnenflieger von „Stromboli stati d’animo“ unterwegs und nahm ein Video der Aktivität auf, das ich euch nicht vorenthalten möchte.

Stromboli ist der aktivste Vulkan des Liparischen Archipels, einer Inselgruppe nördlich von Sizilien. Bei der Insel Vulcano handelt es sich um einen weiteren Inselvulkan der Liparischen Inseln, der als aktiv eingestuft wird, auch wenn er aktuell nicht ausbricht. Hier akkumulierte sich vor 2 Jahren Schmelze im Untergrund und es wurde ein Ausbruch befürchtet. Die Situation dort hat sich inzwischen ein wenig entspannt, dennoch kann nicht ganz ausgeschlossen werden, dass es nur die Ruhe vor dem Sturm ist. Nicht weit entfernt liegt der größte Vulkan Europas. Gemeint ist der Ätna. Dort kann man einen leichten Anstieg der Seismizität beobachten. Doch dazu später mehr.