Island: Seismizität nimmt deutlich zu

Erdbebenaktivität auf Reykjanes steigt – Mehr als 250 Beben registriert

Die Erdbebenaktivität auf der isländischen Reykjaneshalbinsel hat seit gestern weiter zugenommen: In den letzten 48 Stunden registrierte das seismische Netzwerk von IMO 253 schwache Erdbeben. Viele der Erschütterungen manifestierten sich entlang des Rifts vom 10. November und konzentrierten sich auf einen Bereich zwischen Thorbjörn und Grindavik. Unklar ist, ob die Beben nur eine Folge der erhöhten Spannungen infolge der Bodenhebungen sind, oder ob sich tatsächlich wieder neues Magma im Gang bewegt. Wurden in den vergangenen Tagen täglich zwischen 60 und 80 Beben entlang des Rift registriert, so waren es gestern ca. 90. Heute gesellte sich zu den Beben am Rift noch ein kleiner Schwarm kurz vor der Küste bei Reykjanestá. Auch die Beben in den Systemen von Fagradalsfjall und Krysuvik durften nicht fehlen.

Der Boden hebt sich mit der gleichen Geschwindigkeit, die wir bereits in den letzten Tagen beobachten konnten, sieht man von kleineren Variationen ab, die auch auf andere Einflüssen als auf einen veränderten Magmenfluss in aus der Tiefe zurückzuführen sein könnten.

IMO-Forscher wiesen in einem MBL-Interview einmal mehr darauf hin, dass ein neuer Vulkanausbruch oder eine Intrusion in Form einer Gangbildung jederzeit und ohne lange Vorwarnrzeit durch eine seismische Krise beginnen könnte. Eine Meinung, der ich mich gerne anschließe. Wahrscheinlich ist ein erneuter Ausbruch entlang der Sundhnukur-Kraterreihe, doch wenn ich mir so die Beben nordwestlich von Grindavik so anschaue, ist es nicht komplett abwegig, wenn man annimmt, dass auch hier eine Eruptionsspalte aufgehen könnte.

Heute Nacht gab es auch einen kleinen Erdbebenschwarm an der Tjörnes-Fracture-Zone nördlich von Island. Gut 40 Erschütterungen wurden 20 Kilometer nordwestlich von Gjögurtá detektiert. 21 Erschütterungen wurden im Bereich des Vatnajökulls festgestellt. Hierzu zählte auch eine rege Bebentätigkeit am Herdubreid. Vereinzelte Beben gab es an der Askja, wo die Bodenhebung in leichte Subsidenz umgeschlagen ist. Der letzte Messpunkt bei der Messstation OLAC liegt bei knapp 79 cm Bodenhebung. Knapp 4 cm unter dem Spitzenwert von Anfang April.

Colima: Anhebung der Alarmstufe auf Gelb

Warnstufe am mexikanischen Vulkan Colima erhöht – Vulkanische Erdbeben registriert

Der mexikanische Vulkan Colima sorgt für Beunruhigung, da in den letzten Tagen eine leichte Zunahme der Seismizität festgestellt wurde. Vor zwei Tagen wurden vier hochfrequente Erschütterungen registriert, hinzu kamen genauso viele Erdrutsche. In der zweiten Maiwoche waren es sieben hochfrequente Beben und zwei Erdrutsche, wie einem Bulletin der Universität Colima zu entnehmen ist, die für die Überwachung des Vulkans zuständig ist. In dem Bericht ist auch von Explosionen die Rede, die sich offenbar tief im Schlot ereigneten und nur zu Dampfexhalationen führten. Vorsichtshalber wurde der Alarmstatus auf „Gelb“ erhöht. Andere Auffälligkeiten wie Bodendeformationen und erhöhter Schwefeldioxid-Ausstoß wurden offenbar nicht registriert. Es kann allerdings auch sein, dass keine entsprechenden Messungen durchgeführt wurden.

Die letzte größere Eruption des Vulkans Colima ereignete sich 2019. Der Vulkan neigt zur Dombildung, und in Zeiten mit einem aktiven Lavadom werden oft pyroklastische Ströme generiert, die ein großes Gefahrenpotenzial haben. Am Fuß des Vulkans befinden sich mehrere Avocado-Plantagen und kleinere Siedlungen, die im direkten Gefahrenbereich liegen. Auch die Stadt Colima ist nicht weit entfernt.

Die letzte größere Eruptionsphase mit Domwachstum und explosiver Aktivität ereignete sich zwischen 2014 und 2016. Damals kam es zu zahlreichen vulkanischen Blitzen in den Eruptionswolken, und ich hatte die Gelegenheit, dieses Phänomen einige Tage lang zu beobachten. Einer, der damals ständig vor Ort war, ist Sergio Tapiro, der für seine Fotos der vulkanischen Blitze bekannt wurde. Ihn hatte ich als Gast auf dem von ihm verwalteten Campingplatz kennengelernt. Heute sind mir wieder seine Fotos im Netz begegnet, als ich zu diesem Artikel recherchierte, und ich möchte euch eines seiner besten natürlich nicht vorenthalten. Vielleicht bekommt der Fotograf bald wieder die Gelegenheit, neue Ausbrüche zu dokumentieren.

Der Colima hat eine Höhe von etwa 3.850 Metern über dem Meeresspiegel und ist Teil des sogenannten Transmexikanischen Vulkangürtels, der sich quer durch Mexiko erstreckt. Neben dem Hauptvulkan gibt es in der Nähe auch einen inaktiven Vulkankegel namens Nevado de Colima, der etwa 4.260 Meter hoch ist und oft mit Schnee bedeckt ist.

Ibu erzeugt Explosion mit vulkanischem Gewitter

Starke Eruption am Ibu generierte vulkanisches Gewitter – Asche stieg fast 6000 m hoch auf

Gestern Abend kam es um 20:08 WIB zu einer weiteren starken explosiven Eruption am Ibu auf Halmahera in Indonesien. Vulkanasche stieg bis auf fast 6000 m über dem Meeresspiegel, bzw. 4000 m über Kraterhöhe auf. Seit letzter Woche kommt es fast täglich zu diesen starken Eruptionen, doch diesmal wurde ein vulkanisches Gewitter in der Eruptionswolke fotografiert.

Laut einem Antara-Artikel beobachtete ein Angestellter des vulkanologischen Observatoriums am Ibu, Richard Chaniago, das Geschehen und veröffentlichte einen Bericht. Dort heißt es: „Das Grollen und Brüllen war bis zum Beobachtungsposten am Mount Ibu zu hören und in der Eruptionssäule waren Blitze zu sehen.“

Die Eruption erzeugte ein seismisches Signal mit einer Dauer von 9 Minuten und 12 Sekunden und einer Amplitude von 28 Millimetern. Tatsächlich sagt die Amplitude des Seismogramms wenig über die Stärke des Erdbebensignals aus, denn sie hängt von der Verstärkung des Seismometers ab und liefert nur Vergleichswerte bei konstanter Einstellung.

Um 20:34 Uhr wurde ein weiterer Ausbruch registriert, der allerdings deutlich kürzer war und eine Aschewolke förderte, die nur 1000 m über Kraterhöhe aufstieg. Auch hier wurde die Amplitude des seismischen Signals mit 28 mm angegeben.

Die vulkanisch bedingte Seismizität war gestern wieder besonders hoch, und es wurden 2235 vulkanotektonische Erschütterungen registriert. Einige dieser Beben ereigneten sich in größeren Tiefen und deuten darauf hin, dass von dort Magma aufsteigt.

Außer den vulkanotektonischen Erdbeben wurden auch harmonischer Tremor und ein Tornillo registriert.

Das PVMGB veröffentlichte am 16. Mai einen Pressebericht zu den Vorgängen auf Halmahera. Dort hieß es, dass in der ersten Monatshälfte 7590 flache vulkanotektonische Erdbeben registriert wurden, die auf einen Druckanstieg im Fördersystem hindeuten. Im gleichen Zeitraum gab es 13 Tornillos. Die Bedeutung dieser schraubenförmigen Erdbebensignale ist wissenschaftlich nicht genau geklärt, doch sie zeigen oft an, dass heftige Explosionen drohen.

Wie vulkanische Gewitter im Detail entstehen, ist ebenso unbekannt wie die Ursache der Tornillos. Grundsätzlich geht man davon aus, dass vulkanische Gewitter durch Ladungstrennung infolge der Reibung von Asche- und Gesteinspartikeln während einer explosiven Eruption verursacht werden, was zu elektrischen Entladungen in Form von Blitzen führt. Was aber unklar bleibt, ist, warum bei vergleichbar starken Eruptionen mal vulkanische Blitze entstehen und mal nicht.