Campi Flegrei: Neue Studie enthüllt Magmenkörper

Neue Studie zur Campi Flegrei enthüllt Rätsel und weist Magma in 5 Kilometern Tiefe nach

Eine zu Recht als bahnbrechend bezeichnete Studie scheint nun ein Rätsel gelöst zu haben und erklärt gleichzeitig den Paradigmenwechsel, den viele Wissenschaftler in den letzten Wochen durchlebten: Viele Geoforscher sind nicht mehr ausschließlich der Meinung, dass das Phänomen des Bradyseismos der Campi Flegrei ausschließlich eine Folge der Ansammlung magmatischer Fluide im Untergrund ist, sondern dass auch Magma in relativ geringer Tiefe vorhanden sein könnte. Damit ist dann auch ein gewisses Eruptionsrisiko verbunden.

Forscher des INGV und der Universität Mailand-Bicocca haben eine innovative Methode angewendet, um die innere Struktur der Caldera zu visualisieren. Sie nutzten eine 4-dimensionale seismische Tomografie, um Veränderungen im Laufe der Zeit zu erfassen, was bisher noch nicht gemacht wurde und wiesen einen Magmenkörper in 5 Kilometern Tiefe nach.

Die detaillierten Bilder der Caldera wurden durch die Analyse der Geschwindigkeitsänderungen seismischer Wellen über die Jahre gewonnen. Dabei wurden auch die wichtigsten Eigenschaften des vulkanischen Systems und die Unterschiede zwischen Phasen der Ruhe und Unruhe untersucht, einschließlich der Untersuchung von Gesteinsbrüchen.

Die Studie untersuchte die Mikroseismizität von 1982 bis 2022, um Veränderungen im Untergrund über einen Zeitraum von 40 Jahren zu erfassen. Dabei wurde eine nichtlineare, probabilistische Methode verwendet, um die Beziehung zwischen verschiedenen Wellentypen zu untersuchen.




Der probabilistische Ansatz ermöglichte es den Forschern, Unsicherheiten in den Daten zu berücksichtigen und ein Bild der Caldera zu erhalten, das bis in eine Tiefe von 6 Kilometern reichte.

Die Ergebnisse zeigen, dass sowohl die Unruheepisoden von 1982 bis 1984 als auch von 2005 bis 2022 durch Aufstieg und Ansammlung von magmatischen Gasen und Magma im Zentrum der Caldera gekennzeichnet waren. Dies deutet darauf hin, dass beide Prozesse beim Bradyseismus eine wichtige Rolle spielen könnten.

Die Forscher arbeiten nun daran die Veränderungen seit 2022 zu erfassen um das Eruptionsrisiko besser einschätzen zu können.

(Quellen: INGV, Giacomuzzi, G. et all, https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0012821X24001778?

Schlammvulkan Bozdag-Guzdek in Aserbaidschan eruptiert

Der Bozdag-Guzdek-Schlammvulkan in Aserbaidschan ist ausgebrochen – Nach 15 Jahren Pause

In Aserbaidschan ist der Schlammvulkan Bozdag-Guzdek zum ersten Mal seit 15 Jahren ausgebrochen. Die Schlammeruption dauerte neun Minuten und verursachte seismische Signale, die vom Republican Seismic Survey Center des Landes detektiert wurden. Der Ausbruch ereignete sich am 13. Mai um 02:13 Uhr Ortszeit.

Der Schlammvulkan hat einen 3,5 Kilometer tiefen Schlot und liegt nahe dem Sangachal-Ölfeld. Es ist eines der größten Öl- und Gasfördergebiete in Aserbaidschan und befindet sich in der Nähe der Stadt Baku auf der Absheron-Halbinsel. Folglich hat der Schlammvulkan nichts mit echtem Vulkanismus bzw. Magmatismus zu tun: Seine Ausbrüche stehen mit dem Methangas in Verbindung, von dem es in der Gegend mehr als genug gibt. Das schlägt sich auch in der hohen Anzahl an Schlammvulkanen wieder, die organische Verbindungen fördern. Auf der Welt sind gut 700 Schlammvulkane bekannt, von denen sich gut die hälfte in Aserbaidschan befinden.

Ein weiterer bekannter Schlammspeier in Aserbaidschan ist der Toragay im Süden von Qobustan. Er ist der Größte seiner Art auf der Welt. Sein Kraterkegel ist 400 Meter hoch und hat einen Durchmesser von 150 Metern. Der Vulkan ist zwischen 1841 und 1950 sechsmal ausgebrochen.

Aserbaidschan wird oft als das Land des Feuers bezeichnet und die Schlammvulkane gehören zweifellos zu den meistbesuchten Naturattraktionen des Landes. Sie ziehen Menschen aus der ganzen Welt an, so dass sich ein regelrechter Schlammvulkan-Tourismus entwickelt hat. Der Schlamm vom Bozdag-Guzdek-Schlammvulkan enthält viele organische Verbindungen und Elemente wie Jod, Brom und Schwefelwasserstoff. Schwefelwasserstoff wird heilende Wirkung zugesprochen, was ihn für Touristen besonders attraktiv macht. Laut einem Bericht im Onlinemagazin Azernews zeigten chemische Analysen des Schlamms, dass er aus der Reaktion des Gesteins mit magmatischen Fluiden hervorgegangen sein könnte. Von daher gibt es dann doch einen Bezug zum echten Vulkanismus.

Stromboli mit zahlreichen Eruptionen am 14. Mai

Stromboli mit 800 Explosionen am Tag – Aktivitätsindex weiter hoch

Der Stromboli liegt nördlich von Sizilien und ist der aktivste Vulkan Europas, zumindest, wenn man die Anzahl der Eruptionen betrachtet: Er gilt seit Jahrtausenden als daueraktiv und war in der Antike als „Leuchtfeuer des Mittelmeeres“ bekannt, da seine frequenten Eruptionen nachts weithin sichtbar waren und den Seefahrern einen guten Orientierungspunkt lieferten. Seit einigen Tagen ist der Inselvulkan nun besonders aktiv und erzeugt am Tag bis zu 800 Explosionen. Das bedeutet, dass die Explosionen im Abstand von weniger als 2 Minuten kommen. Natürlich werden viele dieser Eruptionen vergleichsweise klein sein, doch es mischen sich auch größere Ausbrüche darunter, die ihre glühende Fracht bis zu 80 m hoch auswerfen.

Das LGS berichtete gestern, dass der akustische Explosionsdruck relativ schwach war und meistens ca. 0,5 Bar betrug. Am Vortag gab es aber Explosionen, die einen akustischen Druck von bis zu 1 Bar erzeugten. Solche Eruptionen erreichen Auswurfshöhe von bis zu 100 Metern. Doch die Anzahl der Explosionen ist nicht das einzige Merkmal, das auf eine erhöhte Aktivität des Vulkans hindeutet, denn es werden auch überdurchschnittlich viele VLP-Erdbeben registriert und auch die Tremoramplitude zeigte sich erhöht.

Die Aktivität begann sich zu steigern, als sich in den vergangenen Tagen einige schwache Erdbeben im Küstenbereich von Stromboli manifestierten. Höchstwahrscheinlich kommen diese Beben durch veränderte Spannungen im Untergrund zustande, wenn neues Magma in ein tief gelegenes Magmenreservoir eindringt. Zu einer ungewöhnlichen Bodenhebung kam es allerdings nicht. Daher meine Vermutung, dass sich die Schmelze in größerer Tiefe befindet. Allerdings gibt es dann einen Druckanstieg im Fördersystem und es kommt zu vermehrten Explosionen bereits aufgestiegener Schmelze.

Vor einigen Jahren konnte ich in einen Förderschlot des Strombolis blicken, der sich im nördlichen Kratersektor befand. Der Schlot war als solcher nicht zu erkennen, denn er war bis zum Kraterboden mit erkalteter Tephra gefüllt. Sekunden vor der Explosion begann sich der Kraterboden bzw. die Tephra im Schlot anzuheben, und es bildete sich quasi eine Blase aus Lavabrocken, die dann platzte, wobei die Lavabrocken aus dem Schlot katapultiert wurden. Unter der Oberfläche befand sich rotglühende Tephra, die mit aufstieg. Es gibt allerdings auch rohrartige Schlote am Stromboli, aus denen dann die Tephra wie aus einem Kanonenrohr hervorschießt.

Der Stromboli gehört zum Liparischen Archipel, der aus insgesamt 7 Inselvulkanen besteht. Das INGV meldete vorgestern ein Erdbeben Mb 2,5, das sich in 8 Kilometern Tiefe, ca. 6 Kilometer südlich von Alicudi, ereignete. Dieser Inselvulkan gilt zwar als inaktiv, doch der Untergrund ist alles andere als ruhig.