Stromboli: Lavaüberlauf am 24. Mai

Lavastrom floss aus Förderschlot im Krater des Strombolis –  Zahlreiche Explosionen detektiert

Am Liparischen Inselvulkan Stromboli kam es in den frühen Morgenstunden zu einem kleineren Lavaüberlauf. Das geht aus einer Notiz des INGVs hervor. Um 05:38 UTC begann intensives Lavaspattering aus dem Schlot BN1 und kurz darauf bildete sich ein kleiner Lavastrom, der über die Außenflanke des Kraters floss und Gerölllawinen auslöste, die über die Sciara del Fuoco rollten.

Die Amplitude des vulkanischen Tremors war bereits vor dem Ereignis erhöht und ist es weiterhin. Am 20. Mai gab es einen Peak der Tremors. Die Ursache hierfür ist mir nicht bekannt.

Das LGS attestiert dem Vulkan eine hohe Aktivität. Das gilt insbesondere für die Anzahl der thermischen Durchgänge, die für gewöhnlich auf explosive Eruptionen hindeuten. Aber auch intensives Spattering kann hier Zählungen auslösen, und so wurden gestern 1226 dieser Signale festgestellt. Als sehr hoch wird auch der Ausstoß an Kohlendioxid betrachtet: Bei der letzten Messung am 22. Mai lag die Rate bei 2903 Tonnen am Tag. Die Zahl der VLP-Erdbeben war ebenfalls überdurchschnittlich hoch. Es sieht so aus, als gäbe es in größerer Tiefe einiges an Magma, das dabei ist aufzusteigen. Dabei erhöht sich der Druck im Fördersystem und es wird mehr Magma nach oben gepresst, das sich bereits in höher gelegenen Etagen des Systems befindet. Eine ungewöhnliche Inflation wurde noch nicht festgestellt. Normalerweise kommt es am Stromboli nur unmittelbar vor Paroxysmen oder Spalteneruptionen zu einer Versteilung der Vulkanflanken.

In den letzten Wochen konnten wir eine generelle Aktivitätssteigerung am Stromboli beobachten. Betrachtet man die Seismizität der Region Sizilien für die letzten Monate, dann stellt man fest, dass es im Bereich der Liparischen Inseln deutlich mehr Erdbeben mit Magnituden ab 2 gegeben hat als etwa am Ätna. Dieser zeigt sich dieser Tage ungewöhnlich ruhig und es gibt nur wenige Erdbeben.

Campi Flegrei: Ausbau des Überwachungsnetzwerks

Ausbau des Überwachungsnetzwerks in der Caldera Campi Flegrei – Weitere Unterwassersensoren werden installiert

Die anhaltende bradyseismische Aktivität in der süditalienischen Caldera Campi Flegrei (Phlegräische Felder) sorgt weiterhin für viel Aufregung in Pozzuoli und den umliegenden Gemeinden, die zum größten Teil in der großen vulkanischen Depression liegen. Die Stimmung wurde zuletzt durch einen starken Erdbebenschwarm aufgeheizt, der sich am Montag ereignete und zu den stärksten Ereignissen der aktuellen Hebungsphase zählt, die im Jahr 2005 begann. Tatsächlich ereignete sich im Rahmen dieses Schwarmbebens der stärkste Erdstoß seit Beginn der Messungen im frühen 20. Jahrhundert: Er hatte eine Magnitude von 4,4, richtete leichte Gebäudeschäden an und sorgte für eine enorme Verunsicherung in der Bevölkerung sowie verstärkte die kontroversen Diskussionen unter den Wissenschaftlern. Während die eine Fraktion glaubt, dass sich in 5 Kilometern Tiefe eine Magmenansammlung verbirgt, die für den Bradyseismos verantwortlich ist, glaubt die andere Fraktion weiterhin, dass Fluide (Wasser, Gas) hinter dem Phänomen stecken. Unter den Anhängern der These des flach liegenden Magmenkörpers gibt es wiederum einige, die einen bevorstehenden Vulkanausbruch vermuten, und der eine oder andere schließt auch eine Supervulkaneruption nicht aus, wie sie sich vor 39.000 Jahren manifestierte. Soviel zur Ausgangssituation.

Die Ängste vor einem starken Erdbeben oder einem Vulkanausbruch wurden gestern noch durch den Umstand befeuert, dass sich vor dem evakuierten Gefängnis an der Küste von Pozzuoli ein Senkloch auftat und die Straße kurzzeitig gesperrt werden musste. Außerdem blieben die Schulen in Pozzuoli die ganze Woche über geschlossen und sollen erst Montag wieder öffnen.

Die kommunale Verwaltung und der Zivilschutz tun in Zusammenarbeit mit dem INGV ihr Bestes, um der Bevölkerung ein Gefühl der Sicherheit zu vermitteln und zu zeigen, dass alles getan wird, um sie zu schützen. Bereits jetzt zählt der Calderavulkan der Phlegräischen Felder zu den am besten überwachten Vulkanen der Welt, doch in dieser Woche wurden täglich zusätzliche mobile Messungen durchgeführt. Außerdem verkündete man den weiteren Ausbau mariner Messstationen vor der Küste im Golf von Pozzuoli. Dort arbeitet in der Region des Meeresbodens, die als „Secca delle Fumose“ bekannt ist, schon das Sensorensystem „Medusa“. Dieses soll jetzt durch eine weitere Messstation ergänzt werden, die neben Wassertemperatur und Strömungsgeschwindigkeit auch die Kohlendioxidkonzentration des Wassers misst. Das Kohlendioxid ist magmatischen Ursprungs und entströmt unterseeischen Mofetten. Das System wird von Tauchern des INGV installiert und gewartet.

Auch wenn es immer einen gewissen Unsicherheitsfaktor in der Vorhersage von Vulkanausbrüchen gibt, sollten den INGV-Forschern signifikante Änderungen in Bezug auf die magmatische Aktivität im Untergrund nicht entgehen, so dass vor einer größeren Eruption rechtzeitig gewarnt werden kann. Phreatische Eruptionen im Bereich des Solfatara-Kraters sind in dem aktuellen Zustand des Vulkans jederzeit möglich und können ohne Vorwarnungen auftreten.

Papua Neuguinea: Erdrutsch begräbt Dorf

Erdrutsch im Zentrum von Papua Neuguinea verschüttet Dorf – Hunderte Todesopfer befürchtet

In der zentralen Bergregion des Inselstaates Papua Neuguinea ist es zu einer schweren Naturkatastrophe in Form eines Erdrutsches gekommen, durch den das Dorf Yambili verwüstet wurde. In einigen Medien heißt es, dass sogar 6 Dörfer zerstört wurden. Sie sollen zum Teil von der Außenwelt abgeschnitten worden sein. Zudem blockieren die Hangrutschmassen die Zufahrt zur Porgera-Goldmine, die ihren Betrieb einstellen musste. Hierbei handelt es sich um eine der größten Goldminen der Welt.

Laut einem Bericht der Nachrichtenseite JB143 PNG begrub der Erdrutsch zahlreiche Häuser und Gemüsegärten unter sich, wobei eine unbekannte Anzahl von Menschen unter den Haustrümmern eingeschlossen wurde. Das volle Ausmaß der Opfer ist noch unklar, doch es gibt Befürchtungen, dass es Hunderte Todesopfer geben könnte. Das Rote Kreuz in PNG geht von 100 bis 500 Opfern aus.

Die zerstörten Lebensmittelgärten stellen die Lebensgrundlage für viele Bewohner der Region dar. Die Zerstörung dieser Nahrungsquellen dürfte die humanitäre Krise in der Region verschärfen.

John Basi, ein Pfleger der lokalen Sanitätsstation, betonte den Ernst der Lage: „Der Schaden ist katastrophal. Wir brauchen dringend ein Eingreifen der Regierung und des Bergbauunternehmens, um diese Krise zu bewältigen.“ Sein Appell unterstreicht die dringende Notwendigkeit sofortiger Katastrophenhilfe und Unterstützungsmaßnahmen.

Behörden und Rettungsteams sind in höchster Alarmbereitschaft und versuchen derzeit, den Schaden zu bewerten und Rettungsaktionen durchzuführen. Das schwierige Gelände und das Ausmaß des Erdrutsches stellen jedoch erhebliche Herausforderungen für diese Bemühungen dar.

Der Vorfall hat den Betrieb der Porgera-Goldmine zum Erliegen gebracht. Die Zufahrtsstraßen zur Mine sind unpassierbar, was den Verkehr von Lastwagen und öffentlichen Verkehrsmitteln in der Region stark beeinträchtigt. Aufgrund der bedeutenden Rolle der Mine für die lokale und nationale Wirtschaft wird erwartet, dass diese Unterbrechung weitreichende wirtschaftliche Folgen haben wird und sich möglicherweise auf den Goldpreis auswirkt.

Erdrutsch in PNG ist eigentlich ein Bergsturz

Genaugenommen muss man den Erdrutsch als Bergsturz bezeichnen, denn Bilder zeigen, dass eine Flanke des Berges Mungalo abgeschert ist. Eine glatte Scherfläche, die vermutlich entlang einer Störungszone entstand, liegt nun offen und bildet eine senkrecht abfallende Wand. Wenn man genauer hinschaut, erkennt man, dass auch die ursprüngliche Felswand am Gipfel des Berges durch einen vergleichbaren Scherungsprozess entstanden sein könnte.

Über den Grund des Bergsturzes kann derzeit nur spekuliert werden und es kommen mehrere Auslöser oder ein Zusammenspiel von verschiedenen Faktoren in Betracht: Die Region ist für ihre starken Erdbeben bekannt und erst im März gab es ein Erdbeben Mw 6,9. Am 21. Mai ereignete sich in 300 Kilometern Entfernung zum Katastrophenort ein Erdbeben der Magnitude 5,7. Es ist nicht auszuschließen, dass einer der Erdstöße die Abscherung der Bergflanke triggerte. Im März gab es auch starke Regenfälle, die Überflutungen in PNG verursachten. Zudem könnte es einen Zusammenhang mit den Bergbauarbeiten in der Nähe geben.

White Island mit phreatischer Eruption am 24.05.24

Neuseeländischer Vulkan White Island erzeugt Dampferuption – Eruptionswolke steigt 2000 m hoch auf

In der Bay of Plenty vor der Nordküste der neuseeländischen Nordinsel eruptierte heute Morgen der Inselvulkan White Island phreatisch. Laut einem Bericht bei GeoNet stieß der Vulkan eine Dampfwolke aus, die bis zu 2000 m hoch aufstieg. Ob auch Vulkanasche eruptiert wurde oder eine Schlammfontäne entstand, ist nicht klar. In dem Bericht heißt es, dass die Vulkanologen von GeoNet über keine Sensoren auf der Insel verfügen, was mich doch ein wenig verwundert. Hat man das Monitoring nach dem katastrophalen Ausbruch von 2019 aufgegeben oder stecken da Kostengründe hinter?

Der Alarmstatus wurde kurzzeitig auf „3“ erhöht und wurde inzwischen wieder um eine Stufe abgesenkt.

Dem Ausbruch ging ein moderates Erdbeben voran, das sich nordwestlich der Vulkaninsel in einer Tiefe von 200 Kilometern manifestierte. Es hatte eine Magnitude von 3,4. Als Trigger der Eruption dürfte es zu schwach und zu tief gewesen sein, es zeigt aber, dass die Region nach wie vor seismisch aktiv ist. In den letzten Wochen gab es häufig vergleichbare Erschütterungen die in Verbindung mit der Taupo-Volcanic-Zone stehen könnten, die in der Bay of Plenty ausläuft und in das inaktive Lau-Colville-Ridge mündet. Denkbar ist auch, dass die Erschütterungen im Zusammenhang mit dem Kermadec-Tonga-Graben in Verbindung stehen, der vor der Ostküste der Nordinsel verläuft – hier wird die Pazifikplatte unter die Australische Platte subduziert. Dieser Prozess ist auch für die Schmelzentstehung verantwortlich, die White Island ihrer Existenz verdankt.

Bis zur erwähnten Vulkankatastrophe im Dezember 2019 war White Island ein beliebter Spot für Vulkantouristen, die mit Schiffen massenweise dorthin gefahren wurden. White Island befindet sich im Privatbesitz und Warnungen vor einer sich möglicherweise anbahnenden Eruption wurden damals in den Wind geschrieben. Mit der Folge, dass 22 Menschen umkamen und 25 Personen teilweise schwer verletzt wurden, als es dann zu einer explosiven Eruption kam. Letzten Oktober kam es dann zum Schuldspruch gegen die Firma der drei Inselbesitzer, die Lizenzen an Reiseunternehmen ausgegeben hatte. Es kam zu einer Entschädigungszahlung in Höhe von knapp 8 Millionen Euro. Auch der Geologische Dienst Neuseelands (Geological and Nuclear Sciences) wurde schuldig gesprochen, Informationen über das Ausbruchsrisiko nicht an Hubschrauberpiloten weitergeleitet zu haben, und musste eine Geldstrafe zahlen.