Erdbeben-News 29.08.22: Indonesien

Kepulauan Batu: Erdbeben Mw 5,9

Datum: 29.08.22 | Zeit: 03:29:14 UTC | Lokation:  0.93 S ; 98.64 E | Tiefe: 15 km | Mw 5,9

An der Nordwestspitze der Insel Pulau Siberut bebte es mit einer Magnitude von 5,9. Zuerst wurde die Magnitude mit 6,2 angegeben, der Wert wurde inzwischen korrigiert. Der Erdbebenherd lag in 15 km Tiefe. Das Epizentrum wurde 168 km westlich von Pariaman lokalisiert. Zuvor gab es mehrere moderate Erdbeben. Pulau Siberut gehört zum Archipel von Kepulauan Batu, dass der Südwestküste von Sumatra vorgelagert ist.

Starkregen löst Naturkatastrophe in Pakistan aus

Mehr als 100 Tote durch Sturzfluten in Pakistan

Dass der diesjährige Monsun in Südostasien zahlreiche Naturkatstrophen verursachte ist keine Neuigkeit mehr, wohl aber eine Nachricht wert, denn die Naturkatastrophen häufen sich und nehmen immer dramatischere Züge an. In Pakistan spitzt sich die Lage von Tag zu Tag zu. Seit Juni sollen mehr als 1000 Menschen infolge des Monsuns gestorben sein. Es stürzen wahre Wassermassen vom Himmel, die Bäche in reißende Flüsse verwandeln, die ganze Landstriche überfluten. Es kommt zu Sturzfluten, Schlammlawinen und Erdrutsche. Alleine gestern sollen 100 Menschen den Tot gefunden haben. Die Gesamtzahl stieg auf 1033 Opfer. Unter ihnen befinden sich 348 Kinder. Zahlreiche Menschen wurden Obdachlos, Zehntausende befinden sich auf der Flucht vor den Wassermasse. Die Behörden warnen vor weiteren Regenfällen und einer Zuspitzung der Gefahrensituation.

Ein Felssturz, der infolge des Dauerregens ausgelöst wurde, riss Teile des Karakoram-Highways in die Tiefe. Die Straße verbindet Pakistan mit China.

Die Überflutungen laufen in Wellen über das Land und der Süden soll sich auf den weiteren Anstieg der Pegel vorbereiten. Menschen stürmen jede Erhöhung als Schutz vor dem Wasser und suchen Schutz an den erhöhten Dämmen von Eisenbahnlinien und Autobahnen. Für die Geflüchteten werden Zeltlager errichtet. In der Nähe der Stadt Sukkur reihen sich die Zelte auf einer Länge von 2 Kilometer aneinander. Aber nicht nur im Süden des Landes gibt es Probleme, auch im Norden wurden neue Evakuierungen angeordnet. Insgesamt sind 33 Millionen Menschen betroffen. In den Flüchtlingslagern werden die Nahrungsmittel knapp, genauso frisches Trinkwasser. Die nächste humanitäre Krise ist vorprogrammiert, bzw. nimmt bereits ihren Lauf.

Pakistan wird oft von starken Überflutungen heimgesucht. In dem Land wechseln sich die Extreme ab: entweder ist es zu trocken, oder zu nass. Bereits im Jahr 2010 starben mehr als 2000 Personen in den Folgen des Monsuns. Pakistan gehört zu den Top 10 der Staaten, die am meisten vom Klimawandel betroffen sind.

Sangay mit kontinuierlichen Eruptionen am 27.08.22

Sangay steigerte Aktivität

In Ecuador ist der Sangay weiterhin aktiv und eruptiert strombolianisch. Drei bis vier Mal am Tag ereignen sich stärkere vulcanianisch Explosionen. Dann steigen Aschewolken bis zu 7000 m Höhe auf und driften in Richtung Westen. Glühende Schlacken landen auf den steilen Außenflanken des Kraters und verursachen Schuttlawinen. Es wird ein Lavastrom gefördert, der durch die Depression auf der Südostflanke des Vulkans fließt. Er erreicht fast die Basis des Kegels. In den letzten 3 Tagen vervielfachte sich die Anzahl der Explosionssignale, die von den Seismometern registriert werden. Vorgestern wurden 445 Signale festgestellt, gestern waren es 680. Zuvor wurden weniger als 50 Explosionen am Tag gezählt. Die Zahl der vulkanisch-bedingten Erdbeben erhöhte sich ebenfalls. Gestern wurden 50 Langperiodische Beben und 11 Tremorphasen aufgezeichnet.

Das IGEPN berichtet mittlerweile täglich über die Aktivität der ecuadorianischen Vulkane. Darüber hinaus ist es auch dem guten Wetter zu verdanken, dass ungewöhnlich viele Informationen und Medien zum Sangay reinkommen. Dennoch blicken die Vulkanologen mit Sorgen auf die niederschlagreichere Jahreszeit, denn dann drohen wieder Lahare, vor denen bereits jetzt gewarnt wird. Die zahlreichen Eruptionen sorgen für reichliche Ascheablagerungen auf den Vulkanflanken, die während der Regenzeit mobilisiert werden. Die Lahare haben die Flusslandschaft am Fuß des Vulkans bereits deutlich beeinflusst und Bachläufe verändert.

Beim Sangay handelt es sich um einen 5230 m hohen Stratovulkan in den Anden. Er befindet sich in der Königskordillere und entwässert in Richtung des Amazonas. Da der Gipfel vergletschert ist, gilt er als wichtiger Wasserlieferant. Am Gipfel des Sangay befinden sich 3 Krater, von denen 2 aktuell aktiv sind. Die Morphologie des Gipfel unterliegt schnellen Veränderungen, da der Vulkan seit 2019 daueraktiv ist.

Naturkatastrophe Wassermangel im Lake Powell

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Schon seit fast 2 Jahrzehnten ist es im Südwesten der USA zu trocken. Während den letzten 3 Jahren dominiert eine ausgeprägte Dürre das Land, die zunehmend katastrophale Züge annimmt. Es herrscht Wassermangel und die Wasserentnahme aus öffentlichen Gewässern wurde bereits vor Monaten streng reglementiert. Doch das verhindert nicht das weitere Abfallen der Pegel von Seen und Flüssen. So hat der Pegel des Lake Powell den niedrigsten Stand seit seiner Schließung Mitte der 1960iger Jahre erreicht. Er steht 51 Meter unter dem Höchststand, was nur noch 26 Prozent der Gesamtkapazität ausmacht. Drei Viertel des Wassers sind verschwunden und der Stausee hat somit den niedrigsten Stand seit 1967 erreicht. Mit dem Unterschied, dass sich der See vor 55 Jahre füllte und er sich jetzt weiter entleert. Seit August 2017 reduzierte sich der Wasserstand um fast 30 m.

Lake Powell ist nicht nur ein wichtiger Wasserspeicher, sondern erzeugt mittels Turbinen im Damm auch Strom. Der Pegel steht noch 15 m oberhalb der Mindesthöhe, aber der die Turbinen die Kraft des Wassers in Strom umwandeln können. Sollte dieser Pegelstand unterschritten werden, dann werden Strom und Wasser für 40 Millionen Menschen knapper.

Natürlich ist nicht nur der Lake Powell von der Wasserknappheit bedroht. Der Stausee wird vom Colorado River gespeist, entlang dessen Verlauf weitere Stauseen liegen. So verfügt das gesamte Flusssystem nur noch über 34% seiner Kapazität. Der Lake Mead, der vom Lake Powell gesehen stromabwärts liegt, hat noch eine Füllkapazität von 28%.

Um den Pegel des Lake Powell zu stützen, plant die US-Wasserwirtschaftsbehörde mehr Wasser aus stromaufwärts gelegenen Reservoirs abzulassen. Gleichzeitig wird die Abflussmenge aus dem Lake Powell reduziert, wodurch natürlich der Pegel des Lake Mead schneller fallen dürfte.

Sollte sich das Klima in den nächsten Monaten nicht nachhaltig ändern, dann steht es schlecht bestellt um die Stauseen des Colorado. Ihre Anlage hatte damals Umweltschützer auf den Plan gerufen, denn die steilen Schluchten des Flusssystems beherbergten einmalige Natur- und Kulturschätze, die in den Fluten der Seen verschwanden. Eine Zeitlang bescherten die Stauseen der Gegend des Colorado-Plateaus und darüber hinaus ungeahnten (Wasser)reichtum. Doch wie sich jetzt herauszustellen scheint, war es ehr ein Strohfeuer. (Quelle: NASA-Earthobservatory)

Amerikanisch Samoa: Schwarmbeben am Ta’u

Schwarmbeben nahe des Ta’u-Vulkans

Die Seismizität unter den Manuʻa-Inseln in Amerikanisch Samoa ist weiterhin erhöht und es findet ein Schwarmbeben statt. Pro Stunde werden Durchschnittlich etwa 30 Erdstöße registriert. Die meisten Erdbeben haben Magnituden zwischen 2 und 3, wobei es sich um Schätzwerte handelt. Schätzwerte deshalb, weil es bislang keine systematische seismologische Überwachung der Region gab, zumindest nicht, was die Erfassung lokaler Erdbeben mit geringen Magnituden betraf.

Nachdem Mitte Juli die ersten spürbaren Erdbeben auftraten, installierten Experten des USGS  6 Miniseismografen. Diese einfachen Geräte können zwar Erdbeben erfassen, die Daten reichen aber nicht zur Bestimmung geringer Magnituden und zur genauen Ortserfassung der Beben. So kann das Gebiet der Schwarmbeben bis jetzt nur ungefähr lokalisiert werden. Im letzten Update vom HVO heißt es: „Nach vorläufigen Schätzungen liegt die Quelle der Erdbeben näher an der Insel Taʻū als an Ofu-Olosega.“ Außerdem wurde mittgeteilt, dass nun 3 hochwertige Seismometer eingerichtet wurden. Zwei Geräte befinden sich auf der Taʻū-Insel und eines auf der Insel Ofu. Damit sollte es in den nächsten Tagen möglich sein genauere Daten zu liefern und die Herkunft der Beben auf die Spur zu kommen. Aktuell arbeiten die Wissenschaftler daran die Seismometer zu kalibrieren und die Signalübertragung zu verbessern. Doch bald sollte das Echtzeitmonitoring stehen. Was weiterhin fehlt sind GPS-Messstationen und Inklinometer, um etwaige Bodenhebung zu erfassen. Hier wird man Satellitenmessungen abwarten müssen.

Da es in der Region aktiven Vulkanismus gibt -darunter einen submariner Vulkan- liegt die Vermutung nahe, dass es sich um vulkanisch-bedingte Erdbeben handelt. Besonders fürchtet man den Ausbruch des Unterwasservulkan Vailulu’u.

Behörden bereiten Bevölkerung auf Evakuierungen vor

Der Vizegouverneur von Amerikanisch Samoa und Vertreter der Gemeinden Ofu und Olosega trafen sich mit Wissenschaftlern von USGS und NOAA. Zusammen arbeitete man Evakuierungspläne für die Manuʻa-Inseln aus. Sie werden heute bei einem Treffen mit der Taʻū-Gemeinde besprochen. Es gibt 2 Notfallpläne: einer sieht vor, dass es eine hinreichende Vorwarnzeit vor einem Vulkanausbruch gibt, so dass man die Inseln binnen 24 Stunden evakuieren kann. Plan 2 geht von einer unmittelbaren Bedrohung mit sofortiger Evakuierung aus. Ein Sirenentest wurde bereits durchgeführt. Sollte er positiv verlaufen sein, wäre man diesbezüglich in Samoa besser gerüstet, als bei uns in Deutschland!

Vulkan-News 26.08.22: Ebeko

Bezymianny mit Aschewolken

Staat: Russland | Koordinaten: 55.98; 160.58 | Eruption: Vulcanianisch

Im russischen Kamtschatka ist der Bezymianny weiter aktiv und emittiert Aschewolken. Sie steigen bis auf einer Höhe von 4000 m auf und driften in Richtung Osten. Das VAAC brachte heute 2 VONA-Warnungen heraus. Im Krater des Vulkans wächst ein Lavadom. Auf Satellitenaufnahmen erkennt man eine thermische Anomalie. So ist es möglich, dass die Aschewolken mit den Abgängen Pyroklastischer Ströme assoziiert sind.


Ebeko in Eruption

Staat: Russland | Koordinaten: 50.68, 156.01 | Eruption: Phreatisch

Der Kurilenvulkan Ebeko liegt an den gleichen Subduktionszone wie der Bezymianny und stößt ebenfalls Vulkanasche aus. Allerdings sind die Eruptionen hier ganz klar explosiver Natur. Die Asche steigt bis auf 3700 m Höhe und wir nach Nordosten verdriftet.


Nyamuragira mit Lavastrom

Staat: DRK | Koordinaten: -1.41, 29.20 | Eruption: Lavastrom

Vom Virunga-Vulkan Nyamuragira geht eine Wärmestrahlung mit einer Leistung von 121 MW aus. Sie stammt von Lava, die in der Caldera des Vulkans unterwegs ist. Auf den letzten Satellitenfotos lassen sich längliche Wärmequellen ausmachen, die wahrscheinlich von einem Lavastrom herrühren. Augenzeugenberichte gibt es von dort kaum, da der Vulkan im Rebellengebiet liegt und nur mit dem Hubschrauber erreichbar ist.


Reventador mit Eruptionen

Staat: Ecuador | Koordinaten: -0.081, -77.67 | Eruption: Vulcanianisch

In Ecuador ist der Reventador aktiv und eruptiert frequent. Vulkanasche steigt bis auf 4900 m Höhe auf. Der Wind weht sie in Richtung Westen. Das IGEPN registrierte gestern 49 Explosionen am Reventador. Die Seismizität ist erhöht und es wurden 40 vulkanisch-bedingte Erdbeben festgestellt.

Schwarmbeben am Chiles-Cerro Negro am 25.08.22

Das Schwarmbeben am ecuadorianischen Vulkankomplex Chiles-Cerro Negro hält weiter an und intensivierte sich in den letzten Tagen noch. So wurden seit dem Erdbeben der Magnitude 5,6, dass sich am 25.07.2022  ereignete 2553 Ereignisse gezählt. Alleine am 21. August waren es 350 vulkanotektonische Erschütterungen, die die Gegend rockten. Die Epizentren liegen gut 15 km südöstlich des Vulkans. Vulkanotektonische Erdbeben entstehen durch Sprödbruch von Gestein infolge der Bewegung magmatischer Fluide. Daher befürchten man, dass der Vulkan vor einem Ausbruch stehen könnte.

Chiles-Cerro Negro in Ecuador

Aufgrund der steigenden Seismik am ecuadorianischen Vulkan Chiles-Cerro Negro hier ein Steckbrief zum Vulkan. Ihr findet ihn auch über die Vulkanliste auf der Hauptseite.

Komplexvulkan Chiles-Cerro Negro

Der Komplexvulkan Chiles-Cerro Negro liegt in Ecuador, an der Grenze zu Kolumbien. Er setzt sich aus den beiden Gipfeln Chiles und Cerro Negro de Mayasquer zusammen, die sich die gleiche Basis teilen. Die Entfernung zwischen den Gipfeln beträgt fast 4 km. Der Vulkankomplex besteht überwiegend aus Andesit, es kommen aber auch dazitische Laven vor. Der Chiles bildete sich während des Pleistozäns und ist mit einer Höhe von 4698 m der höhere der beiden Gipfel. Dort liegt eine hufeisenförmige Caldera, die nach Norden hin offen ist. Im Osten der Caldera gibt es heiße Quellen und Fumarolen, die von einem aktiven Hydrothermalsystem zeugen. Auch am Gipfel des Cerro Negro befindet sich eine Caldera. Sie öffnet sich in westlicher Richtung und beherbergt einen kleinen Kratersee. Erstarrte Lavaströme zeugen davon, dass der Vulkan möglicherweise während des Holozän aktiv war.

Eruptionen des Vulkans Chiles-Cerro Negro

Der Komplexvulkan entstand während des Pleistozäns. Die bisher letzte Eruption des Chiles ereignete sich von gut 160.000 Jahren. Ob es Eruptionen während des Holozäns (also innerhalb der letzten 11.000 Jahre) gab ist ungewiss. Einige Lavaströme in der Cerro-Negro Caldera könnten in dieser Zeit entstanden sein. Die bislang jüngste Eruption wird auf das Jahr 1936 datiert. Die Eruption brachte es auf einen VEI 2. Mittlerweile gibt es aber Zweifel, ob der Ausbruch nicht vom Renventador ausging. In diesem Fall müsste man den Vulkan als inaktiv einstufen.

Seismische Aktivität am Chiles-Cerro Negro

Ganz tot scheint der Chiles-Cerro Negro dennoch nicht zu sein. In den Jahren 2014 und 2022 gab es Phasen mit erhöhter Seismizität. Es wurden zahlreich vulkanotektonische Erdbeben registriert. Es gab auch Erschütterungen mit langen Perioden, die auf Fluidbewegungen im Hydrothermalsystem zurückzuführen waren. Im Jahr 2022 wurde die Bildung eines Magmenkörpers vermutet, der bis auf eine Tiefe von 2 km aufgestiegen ist. In beiden Phasen gab es je ein starkes Erdbeben mit den Magnituden 5,8 (2014) und 5,6 (2022), die sich an einer Störungszone in einigen Kilometern Entfernung zum Vulkan zutrugen. Nach dem Erdbeben von 2014 begann unter dem Vulkan eine seismische Krise, während der bis zu 8000 vulkanisch-bedingte Erschütterungen am Tag registriert wurden. Ein Vulkanausbruch bleib allerdings aus.

Stand 2022. Quelle: GVP/Wikipedia. Bild: Minard Hal

Fagradalsfjall am 25. August 2022

Bodenhebung am Fagradalsfjall bleibt hoch

Gestern wurde ein neues INSAR-Bild vom Fagradalsfjall veröffentlicht, welches die Bodendeformation zwischen dem 30. Juli und 23 August veranschaulicht. Zu erkennen ist,  dass die Bodenverformung bei Grindavik abgebaut ist, dennoch ist die Bodenhebung insgesamt erstaunlich hoch und hat sich durch die Eruption nicht wesentlich verringert. Ein Farbring stellt eine Bodenhebung von 3 cm dar. Aufpassen muss man bei den eng beieinander liegenden Ringen im Meradalir-Tal. Hier wird nicht die Bodenverformung infolge der Dyke-Intrusion angezeigt, sondern die Bodenhebung durch das Lavafeld. Dennoch müsste noch einiges an Magma im Boden stecken. Offenbar ist der Gasdruck der Schmelze nicht ausreichend, um sie aus dem Boden zu pressen, bzw. den finalen Aufstieg antreten zu lassen. Dieser Umstand könnte sich allerdings ändern, sobald neues Magma aus größerer Tiefe intrudiert. Auch ein anhaltender Reifeprozess in der Erdkruste könnte die Schmelze differenzieren, wobei Gas freigesetzt wird, dass dann den Druck soweit erhöht, dass die Eruption wieder startet.

Die Seismizität entlang des Magmatischen Gangs, aber auch an anderen Störungssystemen ist heute moderat. IMO registrierte innerhalb von 48 Stunden 66 Erschütterungen auf Reykjanes. Gestern lag der Wert allerdings bei über 100 Beben. Es gibt weiterhin Spannungen in den Risssystemen, aber die Seismizität ist zu gering, als dass sie Rückschlüsse auf einen massiven Magmenaufstieg geben würde. Dafür gibt es einen kleinen Erdbebenschwarm im Norden von Island, genauer an der Tjörnes-Fracture-Zone.

Der neue Kegel im Meradalir-Tal des Fagradalsfjall präsentiert sich seit dem Wochenende kalt und ohne Dampfentwicklung. Auf den Livecams sieht man es an einigen Stellen qualmen, ein Hinweis darauf, dass es unter der Erstarrungskruste des Lavafelds noch fließfähige Lava gibt. Augenzeugen berichten, dass es ab und zu noch zur Bildung kleineren Lava-Austritten gekommen ist, wenn die Schmelze die Erstarrungskruste durchbrochen hat. Solche Phänomene werden aber immer seltener.

Unter wissenschaftlichen Aspekten gesehen ist es noch zu früh den Vulkanausbruch als beendet anzusehen. Es liegt im Bereich des Möglichen, dass wir nur eine längere Pause sehen. Dafür spricht, was ich Eingangs in Bezug auf die Bodenhebung geschrieben habe: es steckt noch Magma im Untergrund und es könnte raus wollen. Die Frage ist nur wann und wo?