Island: weitere Bodenhebung am 22.12.23 bestätigt

Eruptionsspalte ruhig – Bodenhebung geht weiter

Nun wurde auch von offizieller Seite ein (vorläufiges) Ende der eruptiven Aktivität entlang der neu gebildeten Eruptionsspalte bestätigt. Allerdings sagen die Spezialisten vom IMO, dass es noch zu früh sei, um Entwarnung zu geben: Die Spalte könnte in einem neuen Ausbruch reaktiviert werden oder es könnten neue Spalten in dem Areal auf Reykjanes entstehen. Die Bodenhebung war infolge der Eruption um 8 cm zurückgegangen, allerdings war der Boden zuvor um ca. 40 cm angehoben worden, was auf eine entsprechend große Magmenakkumulation im Untergrund zurückzuführen gewesen war. Es wurde also nur ein kleiner Teil des Magmas eruptiert, das sich in den Wochen zuvor angesammelt hatte. Es ist aber unklar, wieviel von dem Magma noch als eruptionsfähige Schmelze vorliegt. Ein Teil könnte sich schon soweit verfestigt haben, dass es nicht mehr ausbrechen kann. Nichtsdestotrotz scheint mir die Gefahr noch nicht vorüber sein, denn an praktisch allen Messstationen, an denen wir in den letzten Wochen Bodenhebung gesehen haben, wird der Trend fortgesetzt, und zwar mit ähnlichen Raten wie zuvor, was jetzt ebenfalls von den Vulkanologen vorsichtig bestätigt wurde, indem sie meinten, sie sehen erste Trends, dass die Hebung anhält.

Gestern Abend war es aus seismischer Sicht relativ ruhig entlang des magmatischen Gangs, bis um Mitternacht neue Erdbeben einsetzten. Unklar ist, ob die vermeintliche seismische Lücke tatsächlich existiert, oder ob es wieder Schwierigkeiten mit der Datenübertragung im seismischen Netzwerk gegeben hat. Die anhaltende Seismizität direkt nach einer Eruption ist eigentlich untypisch, wenigstens wenn man die letzten drei Eruptionen auf Reykjanes als Vorbilder nimmt. Die Seismizität geht einher mit der Bodenhebung, und beides sind Indizien für Magmenbewegungen im Untergrund. Tatsächlich gibt es heute auch vermehrt Erdbeben unter dem Fagradalsfjall.

Wenn der Magmenzustrom in der Tiefe gleich bleibt, hat er in 10 bis 14 Tagen wieder das Bodenhebungsniveau wie vor den letzten beiden Ereignissen (Rifting und Eruption) erreicht und die Wahrscheinlichkeit einer weiteren Eruption oder Dykebildung nimmt zu. Davon abgesehen kann es auch jeder Zeit zu einem neuen Ausbruch kommen, ohne dass das gleiche Bodenhebungsniveau erreicht ist.

Die isländischen Vulkanologen sehen Parallelen zur Krafla-Eruption, bei der es innerhalb von mehreren Jahren zu gut einem Dutzend kurzlebiger Ausbrüche an einem Spaltensystem kam. Island kommt wohl nicht mehr so schnell zur Ruhe!

Island: Rotglut und Bodenhebung am 21.12.23

Rotglut an einigen Stellen – Bodenhebung hält an

Heute sieht man auf den Livecams noch einige Stellen entlang der Eruptionsspalte, an denen Rotglut vorhanden ist. Aus Fumarolen treten zudem brennende Gase aus. Es ist also noch heiß im Untergrund. Tatsächlich bieten die Livecams nur Fernblicke, aus der Nähe betrachtet könnte die Aktivität stärker sein, als es den Anschein hat. Anhand der geophysikalischen Parameter, insbesondere des rückläufigen Tremors, lässt sich das aber nicht bestätigen.
Eine Sattelitenaufnahme von vorgestern zeigt, dass bereits wenige Stunden nach Eruptionsbeginn nur noch zwei Stellen entlang der Spalte aktiv waren. Der größte Teil des 3,7 Quadratkilometer großen Lavafelds war bis dahin schon generiert worden. Nachmittags war noch ein Lavastrom aktiv, der sich einige hundert Meter vom Schlot entfernte. Insgesamt war es schon erstaunlich, wie kurzlebig die eruptive Hauptphase des Ausbruchs war und wie schnell der Ausbruch an Schwung verloren hat.

Heute scheint die Erdbebenaktivität entlang des magmatischen Gangs gering zu sein, wobei unklar ist, ob IMO bereits alle Beben in seiner Shakemap anzeigt. Dafür kristallisiert sich allerdings immer mehr heraus, dass die Bodenhebung weitergeht, und zwar nicht nur bei Svartsengi, sondern auch an Messstationen entlang des magmatischen Gangs. Magma steigt also aus der Tiefe weiterhin im gleichen Tempo auf wie vor der Eruption und verteilt sich entsprechend im Fördersystem.

Die isländischen Forscher rücken nun mehr und mehr von der Vorstellung eines Sills unter Svartsengi ab. An seiner Stelle tritt das Bild eines größeren Magmenkörpers, der ein deutlich größeres Volumen an Schmelze fassen kann als ein flacher Sill. Eigentlich eine klare Vorstellung, denn seit 2020 kam es in der Region immer wieder zu Phasen mit Bodenhebung. Die aktuell eruptierte Lava war weiter differenziert als die meisten Laven, die am Fagradalsfjall gefördert wurden. Ein Indiz dafür, dass es sich länger in der Erdkruste befand und Zeit zur Reifung hatte. Denkbar wäre auch, dass sich der Sill oberhalb eine größeren Magmenkörpers bildete, der vielleicht 2-3 Kilometer tiefer als der Sill liegt.

Heute wurde wieder eine neue Gefahrenkarte veröffentlicht. Das Eruptionsrisiko für Grindavik wurde herabgestuft und den Anwohnern soll heute tagsüber wieder das Betreten der Stadt gestattet werden.

Island: Vulkan köchelt noch

Ein Schlot ist schwach aktiv und köchelt noch – Küstenwache musste Wanderer retten

An der isländischen Eruptionsspalte ist immer noch ein Schlot schwach aktiv und spattert Lava. Via Webcam kann man die Aktivität beobachten. Auffällig ist, dass es wieder relativ viele Erdbeben entlang des magmatischen Gangs gibt und dass der Tremor noch nicht ganz runter ist. Seit dem Rückgang der Bodensenkung, die zeitgleich mit der Eruption einsetzte, wurden nun wieder mehrere GPS-Datenpunkte gesetzt und es ist tendenziell wieder eine Bodenhebung zu erahnen, die auf dem Niveau der letzten Tage vor der Eruption liegt. Damit steigt die Wahrscheinlichkeit, dass sich der Ausbruch entweder bald wieder intensiviert. Sollte er ganz stoppen, dann ist mit einem neuen Ausbruch zu rechnen, wenn wieder ein ähnliches Bodenhebungsniveau wie vor der Dykebildung am 10. November erreicht ist.

Gestern versuchte natürlich der eine oder andere Vulkanstürmer das Eruptionsgebiet zu erreichen. Auf Bildern waren auch wieder einige Leute zu sehen, die an der Eruptionsspalte standen. Ob es Offizielle waren oder eben Vulkanwanderer, bleibt unklar. Klar hingegen ist, dass gestern Abend ein Mann in Schwierigkeiten geriet, der die Entfernung zur Eruption wohl deutlich unterschätzt hat. Ein Flugzeug beobachtete ein SOS-Signal, woraufhin ein Rettungshubschrauber der Küstenwache losgeschickt wurde. Der Wanderer wurde dann völlig unterkühlt und ohne Ausrüstung zwischen Fagradalsfjall und Keilir entdeckt. Ich vermute, er war von der Piste 42 am Kleifarvatn aus aufgebrochen, um nachts querfeldein durch schwieriges Gelände zur Spalte zu wandern, und wurde dann vom Schneesturm überrascht. Seine Ausrüstung hatte er bereits zurückgelassen und hatte versucht eine Schutzhütte zu erreichen, als er vom Hubschrauber gerettet wurde. Die besagte Piste liegt knapp außerhalb der Zone mit den Straßensperren. Luftlinie sind es gut 17 km zur Spalte. Ein ambitioniertes Unterfangen, das mir persönlich deutlich zu ambitioniert wäre, besonders im isländischen Winter ohne Weg.

Generell denke ich, stehen die Chancen auf eine Annäherung zur Spalte schlecht, solange kein offizieller Zugang eröffnet wurde. Solange sich keine stabile Eruption etabliert und man ständig mit neuen Spaltenöffnungen rechnen muss, gehe ich nicht davon aus, dass zeitnahe ein Aussichtspunkt für die Öffentlichkeit eingerichtet wird.

Der Zugang zu Grindavik blieb auch heute gesperrt: Das Risiko einer plötzlich einsetzenden Eruption ohne Vorwarnung hielten die verantwortliche für zu groß.

Island: Der Ofen ist (fast) aus

Nur noch Spattering aus einem Schlot – Zu früh für Entwarnung

So schnell wie sie begann, so schnell war auch diese erste Eruption entlang der neuen Spalte zwischen den Sundhnúks-Kratern und Stóra-Skógfell vorbei oder so gut wie vorbei. Auf einer langsam schwenkenden Panorama-Livecam erkennt man noch Lavaspattering aus einem einzigen Förderschlot. Ansonsten ist momentan keine vulkanische Aktivität sichtbar. Es sieht so aus, als wäre der Ausbruch bereits nach knapp 36 Stunden (erst einmal) fast aus.

Dabei hatten isländische Vulkanexperten gestern noch vermutet, dass die Eruption wahrscheinlich zwischen 7 und 10 Tagen dauern wird. Solche Aussagen sind immer mit Vorsicht zu genießen, denn im Endeffekt wird immer deutlicher, dass Eruptionen nicht exakt (eigentlich nicht einmal ungefähr) prognostiziert werden können, egal, wieviel Ressourcen man darin investiert. Aber immerhin bestätigte das Geschehen der letzten Stunden, dass die Modelle nicht ganz daneben lagen: Ein Ausbruch setzte erst ein, nachdem der Magmenkörper unter Svartsengie wieder soweit unter Druck stand, wie vor der Dykebildung am 10. November. Indirekt ist es auch eine Bestätigung dafür, dass die Riftbildung wahrscheinlich infolge der Dykeintrusion stattfand, als das Magma unter Svartsengi am 10. November einen Ausbruchsversuch startete. Auch mit dem orakelten Ausbruchsort lag man nicht ganz verkehrt: zwar lag bei den Sundhnúks-Kratern nur das untere Ende der Eruptionsspalte, doch immerhin hatte man hier mit der Eruption gerechnet. Allerdings befand sich das Haupteruptionszentrum weiter nördlich der alten Kraterreihe.

An eine Prognose, wie es weitergeht, wage ich mich nicht, doch es gibt mindestens 3 Szenarien:

  • Der Ausbruch endet in Kürze, und das war es dann erstmal.
  • Der Ausbruch pausiert nur und wird zeitnahe fortgeführt.
  • Es öffnen sich weitere Spalten an anderer Stelle entlang des magmatischen Gangs.

Da die Bodenhebung erst zum geringen Teil abgebaut wurde, befindet sich sehr wahrscheinlich noch reichlich Schmelze im Fördersystem, so dass man mit weiterer Tätigkeit rechnen kann. Es ist sogar möglich, dass wir erst eine kleine Voreruption erlebten und der Hauptausbruch noch kommt. Die nächsten Stunden werden zeigen, ob es erneut Bodenhebungen gibt. Wenn ja, wächst das Eruptionsrisiko wieder. Langfristig betrachtet muss man in den kommenden Monaten und Jahren mit weiteren Eruptionen auf Reykjanes rechnen.

Island: Unklare Situation an der Eruptionsspalte am 20.12.23

Unklare Situation an der Ausbruchsstelle – Schlechtes Wetter behindert die Sicht

Die Aktivität entlang der Eruptionsspalte zwischen den Sundhnúks-Kratern und Stóra-Skógfell hat im Laufe der letzten Stunden stark nachgelassen. Nachts konnte man das Geschehen via Livecam nur temporär verfolgen, da Wolken und starker Schneefall die Sicht behinderten. Was man sehen konnte, war, dass die Eruption signifikant an Kraft verlor: Zuletzt wurde noch von 2 aktiven Stellen entlang der ursprünglich 4 km langen Eruptionsspalte gesprochen. Ich habe gerade durch die Aufzeichnungen der Livestreams gescrollt und mich würde es nicht wundern, wenn der Lavaausstoß schon ganz gestoppt hätte. Heute Morgen sieht man auf den Cams aufgrund des Wetters aber nichts. Die geophysikalischen Daten deuten auch auf einen starken Rückgang der Aktivität hin. Insbesondere der Tremor ist gegen Null gegangen und auch die Subsidenz des Bodens stoppte.

Auf den jüngsten GPS Messungen erkennt man, dass sich der Boden bei Svartsengi im Laufe der Nacht kaum noch senkte, nachdem er gestern zunächst um mehrere Zentimeter abgefallen war. Allerdings sackte er bei weitem nicht soweit ab, als dass bereits das ganze Magma aus dem Sill abgeflossen wäre. Je nach verwendeten Diagramm kann man eine Absenkung zwischen 8 und 12 cm ablesen. Kurz vor der Eruption kam es zu einer starken Bodenhebung, die ich aber bei meinen Betrachtungen außen vor gelassen habe, da sie nur durch einen einzelnen Messpunkt vertreten war. Die näher an der Spalte gelegenen Messstationen sind seit der Eruption offline.

Kurzum, selbst wenn die Eruption bereits vorbei sein sollte, wurde wohl längst nicht die gesamte Schmelze eruptiert, die sich seit Mitte Oktober im Untergrund angesammelt hat. Natürlich ist es unklar, wie viel der Schmelze noch eruptionsfähig ist, da zumindest ein Teil des Magmas im Sill und Dyke erstarrt sein könnte. Warten wir mal ab, was die isländischen Experten heute zu sagen haben, aber ich denke nach der Eruption ist vor der Eruption!

Gestern brachten sie auf jeden Fall eine neue Gefahrenkarte heraus und Grindavik wurde einmal mehr zum Hochrisikogebiet erklärt. Der Zugang zur Stadt wurde großräumig abgesperrt und alle Einsatzkräfte abgezogen. Offenbar hielt man eine Spaltenöffnung im Stadtgebiet für möglich, fürchtete sich vor weiteren Erdbeben und machte sich Sorgen wegen der Gasbelastung.. Da wir nicht wissen, was als nächstes geschehen wird, ist Vorsicht sicher angebracht.

Übrigens, in unserer FB-Gruppe wurden zahlreiche Videos der Eruption geteilt. Darunter auch das unten eingebundene Zeitraffervideo der Spaltenöffnung.

Der Ofen ist aus! Gerade gaben die Wolken einen Livecamblick frei und man sah an der Stelle des Hauptförderschlotes nur noch etwas Rotglut. Zwar weiß ich nicht wie es an anderen Stellen aussieht, doch die Vermutung liegt nahe, dass die Eruption erst einmal stoppte bzw. eine Pause einlegt.

Island: Vulkanausbruch am Skógfell

Eruption hat sich deutlich abgeschwächt – Neuer Bericht von IMO

Wie es typisch für Spalteneruptionen ist, hat sich der Ausbruch bereits deutlich abgeschwächt, könnte sich nun aber stabilisiert haben. Wie IMO berichtet, konzentriert sich die Aktivität auf fünf Stellen entlang des ursprünglich 4 km langen Spalts, der sich zwischen den Sundhnúks-Kratern und Stóra-Skógfell aufgetan hat.

Der Lavafluss wird grob auf ein Viertel dessen geschätzt, wie er am Anfang hervorbrachte, und ein Drittel der ursprünglichen Spalte ist aktiv. Auch die Lavafontänen sind niedriger als zu Beginn der Eruption, als die größte Auswurfshöhe noch mit gut 100 Meter angegeben war. An ihrer höchsten Stelle messen sie jetzt etwa 30 Meter. Bei diesen Zahlen handelt es sich um eine visuelle Einschätzung eines Vermessungsfluges. Kurz nach Beginn der Eruption registrierte MIROVA eine extrem hohe Thermalstrahlung von mehr als 28.000 MW.

Die Entwicklung des Ausbruchs ähnelt dem Vulkanausbruch am Fagradalsfjall, wo die Risse begonnen haben, sich zusammenzuziehen und einzelne Schlote zu bilden.

Nach Angaben von Wissenschaftlern gibt es am südlichen Ende der Spalte bei Hagafell wenig Aktivität. Der größte Lavastrom fließt nach Osten in Richtung Fagradalsfjall. Nach Westen erstrecken sich zwei Lavaströme, beide nördlich von Stóra-Skógfell.

Vor Ort befürchtet man, dass die emittierten Eruptionsgase ein Problem für die am dichtesten besiedelte Gegend werden könnte. Momentan bewegt sich die Gaswolke von Westen und Nordwesten. In Vestmannaeyjar war bereits eine Gasverschmutzung zu beobachten, anderswo in den Siedlungen jedoch nicht. Der Wettervorhersage zufolge könnte es spät in der Nacht oder am Morgen zu einer Gasverschmutzung im Hauptstadtgebiet kommen.

Die Blaue Lagune – die erst am Sonntag wieder geöffnet hatte – bleibt wieder geschlossen. Bis jetzt ist weder sie noch das nahe Geothermalkraftwerk vom Ausbruch direkt betroffen. Beide Orte wurden mit Einsetzen der seismischen Krise evakuiert. In den letzten Wochen hatte man einen Schutzwall um das Geothermalkraftwerk gebaut. Mal sehen, ob er zum Einsatz kommt und seinen Zweck erfüllen wird.

Island: Weitere Details zur Eruption bei Sundhnúkar

Eruption entlang der Spalte hält an – Grindavik bis jetzt nicht in Gefahr

Der effusive Vulkanausbruch, der gestern Abend um 22:17 auf der isländischen Reykajnes-Halbinsel begann, hält an, schwächte sich nach einer starken Initialphase aber deutlich ab. Das geht nicht nur aus den Livecambildern hervor, sondern auch aus dem Tremorgraphen. Der Tremor schoss zu Eruptionsbeginn in die Höhe, kam aber sehr schnell wieder runter und bewegt sich nun auf vergleichsweise niedrigem Niveau. Ich bin mir nicht sicher, ob überhaupt schon die Haupteruption begonnen hat, oder ob wir hier vielleicht nur ein kurzweiliges Vorspiel sehen bzw. ob sich die Eruption noch verstärken wird. Zwar handelt es sich um eine lange Spalte, aber ich würde meinen, da geht noch mehr. In den letzten Wochen wurde nichts zum Magmenvolumen gesagt, das sich inzwischen im Untergrund akkumuliert hat, aber ich denke, Daten werden in Kürze kommen. Auf Island kommt heute Vormittag der Krisenstab zusammen und berät. Einstweilen wurde der Notstand ausgerufen.

Direkt nach der Eruption wurden alle Hauptstraßen zwischen Keflavik und Reykjavik auf Höhe der Eruption geschlossen, so dass der internationale Flughafen kurzfristig vom Rest Islands isoliert war, obwohl der Flugbetrieb weiter ging. Inzwischen wurde die S9 aber wieder geöffnet. Hierbei handelt es sich um die Hauptverbindungsstraße an der Nordküste von Reykjanes.

So wie es bis jetzt aussieht, könnten die Grinadvikings erst einmal von einer weiteren Katastrophe verschont bleiben, denn das Südende der Eruptionsspalte liegt bei den Sundhnúkar-Kratern, etwas nördlich der Wasserscheide. Die Lava fließt also bis jetzt nicht in Richtung Süden, sondern erst einmal nach Osten und Westen, und könnte dann in Richtung Norden fließen, bis so viel Lava gefördert wurde, dass sich das Gelände über die Wasserscheide hinaus erhebt. Erst dann ist mit einem Abfließen der Lava in Richtung Grindavik zu rechnen. Bis jetzt ist aber noch überhaupt nicht klar, wie sich die Eruption weiter entwickeln wird. Es besteht auch die Möglichkeit, dass sich weitere Spalten öffnen oder dass sich die aktuelle Spalte verlängert. Der Schwerpunkt der Eruption liegt ehr im nördlichen Spaltenbereich in Richtung Stóra-Skógfell.

Island: Erwarteter Vulkanausbruch hat begonnen – News vom 19.12.23

Eruption auf Reykjanes gestartet – Lange Eruptionsspalte hat sich geöffnet

Gestern Abend begann sie dann doch, die lang erwartete Eruption auf der isländischen Reykjanes-Halbinsel. Um 22:17 Uhr öffnete sich zwischen Stóra-Skógfell und der alten Kraterreihe Sundhnúkar eine ca. 4 km lange Eruptionsspalte. Lavafontännen schießen bis zu 100 m die Höhe. Die Förderrate wird auf 100 – 200 Kubikmeter pro Sekunde geschätzt. Die Fließgeschwindigkeit liegt bei knapp unter 1 km pro Stunde. Die Entfernung vom südlichen Ende bis zum Stadtrand von Grindavík beträgt fast 3 km.

Der Ausbruch kündigte sich durch eine seismische Krise an, die knapp 2 Stunden vor der Eruption begann und erst eine halbe Stunde später richtig an Fahrt aufnahm. Die IMO-Tabellen zeigen 538 Erschütterungen an, wobei als Zeitraum wieder 48 Stunden gelten. Gut 300 Beben ereigneten sich unmittelbar vor der Eruption. Betrachtet man die Größe der Spalte, waren das recht wenige Erdbeben und die Vorwarnzeit war kurz bemessen. Man kann davon ausgehen, dass die Schmelze in weniger als 1 km Tiefe unter der Oberfläche stand. Bis zu dieser Tiefe war sie bereits kurz nach der Dykeintrusion am 10. November aufgestiegen. Offenbar waren spätere Einschätzungen der Vulkanologen falsch, dass der größte Teil der Schmelze im Dyke bereits nach 2-3 Wochen erstarrt sei. Es gab wohl keine messbaren Magmenbewegungen, weil der Druck im Dyke zu groß war.

Bereits um Mitternacht begann der Ausbruch an Kraft zu verlieren. IMO betont in seinem Bericht aber, dass die Aktivitätsabnahme kein Anzeichen für die Dauer der Eruption sei, sondern dass man Vergleichbares auch bei den drei vorangegangenen Eruptionen beobachtet hatte. Der aktuelle Ausbruch ist bereits in seiner Initialphase deutlich stärker gewesen als die Eruptionen am Fagradalsfjall.

Über den weiteren Verlauf der Spalteneruption lassen sich bis jetzt keine Prognosen anstellen. Berücksichtigt man die Menge des Magmas, dass in den letzten Wochen in die Erdkruste eingedrungen ist, dürfe den Isländern ein längeres Ereignis bevorstehen. Vielleicht gibt es auch eine on – off Eruption. Für die Grindavikings ist es sicherlich kein guter Tag. Die Bewohner der Stadt müssen einmal mehr um ihre Existenzgrundlage bangen.

Hier findet ihr die Seite mit den Livecams und Daten zur Eruption.

Island: Erdbebenaktivität ist am 18.12.23 hoch

Hohe Erdbebenaktivität am magmatischen Gang – Bodenhebung hält an

Am magmatischen Gang auf Reykjanes ist die Erdbebenaktivität heute relativ hoch gewesen. IMO zeigt in seiner Tabelle für die letzten 48 Stunden 293 Erschütterungen auf der Halbinsel an. Die meisten Erdbeben manifestierten sich im zentralen Part des Gangs, dort, wo die isländischen Forscher am ehesten mit einer Eruption rechnen, wenn es denn zu einer kommt. Es gilt immer noch die Bemerkung, dass es offenbar Probleme mit der Datenerfassung gibt, weshalb immer wieder Lücken in den Diagrammen entstehen, die dann nachträglich aufgefüllt werden.

Die Bodenhebung hält in etwa auf dem Niveau der Vortage an. Einzelne Messpunkte fluktuieren immer entlang des Mittelwertes, daher lässt sich von Messung zu Messung nur schwer abschätzen, ob die Hebungsrate gleich geblieben ist oder nicht. Der letzte Messpunkt lag etwas unterhalb der Mittellinie, doch im Großen und Ganzen halten sich die Fluktuationen in Grenzen.

Aus seismischer Sicht ist nicht nur die Reykjanes-Halbinsel unruhig, sondern viele Vulkangebiete entlang der Hauptriftzonen. So wurden Erdbeben unter den Gletschervulkanen Katla und Grimsvötn/Bardarbunga registriert. Auch das System Askja/Herdubreid ist etwas unruhig geworden. Den stärksten Erdstoß der letzten Tage gab es aber an der Tjörnes-Fracture-Zoe vor der isländischen Nordküste. Dort bebte die Erde bei Grimsey mit einer Magnitude von 3,4.

Die Experten von IMO und der Universität Reykjavik beraten sich am 20. Dezember erneut und wollen zu einer neuen Lageeinschätzung der Situation kommen. Es soll ggf. auch eine neue Gefahrenkarte herausgebracht werden.

Heute wurde auch wieder die Hauptstraße nach Grindavik geöffnet, nachdem sie länger als 5 Wochen gesperrt war. Die Grindavikings müssen nun keine Umwege mehr fahren, wenn sie tagsüber zu ihren Häusern wollen. Nachts müssen sie die Stadt aber wieder verlassen haben.