Erdbeben auf Island – News vom 06.06.23

Erdbeben M 3,0 bei Surtsey

Datum 06.06.23 | Zeit: 03:17:37 UTC | 63.303 ; -20.650 | Tiefe: 16 km | Mb 3,0

In den letzten Tagen steigerte sich die Seismizität unter Island wieder. So gab es letzte Woche einen kleinen Schwarm auf der Halbinsel Reykjanes, der sich hauptsächlich an der Westspitze der Insel austobte. Es wurden aber auch mehrere Beben entlang des Störungssystems registriert, zu dem auch der Fagradalsfjall gehört. Das Schwarmbeben an der Tjörnes-Fracture-Zone war ebenfalls aktiv. Einzelne Erschütterungen gab es auch entlang der großen Zentralvulkane. Hier lag der Schwerpunkt bei Askja und Katla.

Gestern manifestierte sich ein Beben der Magnitude 3,4 am Bardarbunga, der unter dem größten Gletscher Europas liegt. Hierbei handelt es sich um den Vatnajökull. Das Beben lag am Ostrand der Caldera und hatte eine Herdtiefe von fast 3 km.

Das eigentliche Beben-Highlight stellt eine Erschütterung der Magnitude 3,0 dar, die sich heute Nacht bei den Westmänner-Inseln zutrug. Das Beben hatte ein Hypozentrum in 16 km Tiefe und ein Epizentrum, das 2.7 km west-südwestlich der Vulkaninsel Surtsey lokalisiert wurde.

Surtsey ist nicht nur der jüngste Inselvulkan vor Island, sondern auch Synonym für Unterwassereruptionen, bei denen die Explosionen so stark sind, dass Tephra die Wasseroberfläche durchbricht und eine Insel auftauchen lässt. Dieser Ausbruchstypus wird als surtseyanische Eruption bezeichnet. Die gewalttätige Geburt der Insel geht auf das Jahr 1963 zurück. Damals begann die Eruption, die bis 1967 andauerte. Zurück blieb eine 2,7 Quadratkilometer große Insel, die von der UNESO als Weltnaturerbe geschützt ist. Nur Forscher dürfen die Insel betreten. Sie studieren, wie das Leben neues Land besiedelt. Der Name der Insel hat natürlich einen Bezug zur isländischen Mythologie und bezieht sich auf den Feuerriesen Surtur.

Das aktuelle Beben ereignete sich in einer Tiefe, in der Magma in die Erdkruste eindringen könnte. Allerdings gab es neben der erwähnten Erschütterung nur noch zwei schwache Beben, die relativ flach lagen und ein Schwarmbeben blieb aus. Von daher kann es sich um ein Setzungsbeben oder eine rein tektonische Erschütterung handeln.

Erdbeben in Eritrea – News vom 04.06.23

Erdbeben Mb 4,7 nahe Vulkan Erta Alé

Datum 04.06.23 | Zeit: 04:14:49 UTC | 14.63 N ; 40.16 E | Tiefe: 10 km | Mb 4,7

Heute Nacht erschütterte ein moderates Erdbeben der Magnitude 4,7 das ostafrikanische Land Eritrea. Es hatte eine Herdtiefe von 10 km und ein Epizentrum, das 85 km nordöstlich der äthiopischen Siedlung Ādīgrat verortet wurde. Bekannter ist die Stadt Mek’ele, die 146 km südlich des Epizentrums liegt. Dem EMSC liegen Wahrnehmungsmeldungen von dort vor, die den Erdstoß als starke Vibration beschreiben.

Mek’ele ist vielen Vulkanophilen als Ausgangspunkt zu Expeditionen in die Wüste Danakil bekannt und natürlich zu den Vulkanen Erta Alé und Dallol. Letzterer Vulkan ist für seine außergewöhnliche Thermalaktivität und Mineralpools bekannt. Zudem gibt es dort Salzcanyons und ölhaltigen Pools zu besichtigen. Dallol liegt nur ca. 45 km südlich des Epizentrums. Doppelt so weit entfernt ist der Erta Alé, der vielen aufgrund seiner Lavaseetätigkeit bekannt ist. Auf aktuellen Sentinel-Fotos im Infrarotspektrum erkennt man am Erta Alé drei kleine thermische Anomalien. Zwei liegen im Südkrater und dürften von Hornitos auf den gedeckelten Lavasee ausgehen. Mit gedeckelt ist gemeint, dass sich auf dem Lavasee eine mehrere Meter dicke Kruste aus erstarrter Lava befindet. Unter ihr brodelt die Schmelze. eine dritte Anomalie liegt am Südrand des Nordkraters. Auch hier befindet sich ein kleiner Hornito mit einem Schlot, in dem Lava steht. An den Hornitos kann es zu Lavaspattering kommen.

Leider waren Reisen in diese entlegene Region in den letzten Jahren wegen eines Bürgerkrieges kaum möglich, oder nur mit entsprechend hohem Risiko verbunden, erschossen oder entführt zu werden. Aktuell gibt es einen Waffenstillstand zwischen den Konfliktparteien, was aber nun nicht heißen soll, dass es in der Region für Reisende sicher ist. Das Gefahrenpotenzial hat gegenüber den letzten drei Jahren abgenommen, dennoch wurden früher auch gelegentlich Reisegruppen überfallen und es kam zu Schusswechseln und Entführungen. Daher waren auch in Friedenszeiten bewaffnete Eskorten Standard für Reisegruppen, die aber keine Sicherheitsgarantie darstellten.

Doch zurück zum Erdbeben: Dieses manifestierte sich an einer Störung, die im Zusammenhang mit der Divergenz des Ostafrikanischen Rift Valleys steht. Erst gestern hatte es im Golf von Aden einen Erdbebenschwarm gegeben, bei dem es zu zahlreichen Erschütterungen mit Magnituden im 5er und 4er Bereich kam. Die Beben zeigen, dass der Strain in der Region groß ist. Weitere Erdbeben sind möglich.

Zusammenfassung:

  • In Eritrea gab es ein Erdbeben Mb 4,7.
  • Es manifestierte sich in der Nähe der äthiopischen Vulkane Dallol und Erta Alé.
  • Es stand im Zusammenhang mit der Divergenz am Ostafrikanischen Riftvalley.

Erdbeben im Golf von Aden – News vom 03.06.23

Erdbeben Mw 5,8 im Golf von Aden

Datum 03.06.23 | Zeit: 07:17:48 UTC |  12.62 N ; 47.93 E | Tiefe: 10 km | Mw 5,8

Ein starkes Erdbeben der Magnitude 5,8 erschütterte heute Morgen den Golf von Aden. Das Erdbeben war der stärkste Erdstoß einer Serie aus sieben Beben die bereits nachts begann. Das initiale Beben brachte es auf MW 5,2. Die Hypozentren lagen zwischen 2 und 40 km tief. Die Epizentren wurden 165 km nordnordwestlich von Las Khorey in Somalia lokalisiert.

Der Golf von Aden ist eine 1000 km lange und 350 km breite Meerenge, die das Arabische Meer mit dem Roten Meer verbindet. Er liegt zwischen der Arabischen Halbinsel im Norden und dem Horn von Afrika im Süden und erstreckt sich vom Jemen im Westen bis zur Küste von Somalia im Osten. Der Golf von Aden ist eine wichtige Schifffahrtsroute.

Tektonisch betrachtet ist der Golf von Aden ein Teil des Grabens, in dem auch das Rote Meer liegt. Am Horn von Afrika verzweigt sich das Ostafrikanische Riftvalley in einen östlichen Arm und westlichen Arm. Das Rote Meer liegt im Ostarm, während der Golf von Aden im Westarm des Rifts liegt. Insofern steht die Region auch in Verbindung zum Afar-Dreieck, dessen Küsten zum Teil an den Golf von Aden grenzen. Im Afar-Dreieck liegt eine Reihe interessanter Schildvulkane, dessen interessantester Vertreter der aktive Erta Alé ist.

Plattentektonisch gesehen treffen in der Region die Arabische Platte, die Afrikanische Platte und die Platte des Indischen Ozeans zusammen. Die aktuelle Erdbebenserie ereignete sich am mittelozeanischen Rücken des Indischen Ozeans, der hier seine Finger in den Golf von Aden ausstreckt und die Plattengrenze zwischen den Erdkrustenplatten darstellt.

Die Bildung des Golfes von Aden begann vor etwa 35 Millionen, als sich die Arabische Platte und die Afrikanische Platte voneinander zu entfernen begannen, was zur Bildung des Roten Meeres führte. Die Bewegung der Platten verursachte eine Ausdünnung der Erdkruste und führte zum Auseinanderbrechen des Kontinents. Dieser Prozess wird als kontinentales Rifting bezeichnet.

Erdbeben in Peru – News vom 03.06.23

Erdbeben Mw 5,5 nahe peruanischem Vulkan Sabancaya

Datum 03.06.23 | Zeit: 01:49:14 UTC | 15.70 S ; 71.51 W | Tiefe: 2 km | Mw 5,5

Heute Nacht ereigneten sich in der Region Arequipa und nahe dem peruanischen Andenvulkan Sabancaya ein moderates-starkes Erdbeben der Magnitude 5,5. Da das Hypozentrum laut EMSC in nur 2 km Tiefe lag, wirkte sich das Erdbeben möglicherweise stärker aus, als man anhand der Magnitude vermuten würde. Allerdings wurde die Herdtiefe vom USGS mit 10 km angegeben. Es gibt Medienberichte über leichte bis moderate Schäden an der Infrastruktur in Orten nahe des Epizentrums. Dieses wurde 9 km nordwestlich von Huarancante verortet. Hierbei handelt es sich nicht um einen Ort, sondern um einen Berg in der Nähe des aktiven Vulkans Sabancaya. Dennoch gibt es entlang eines Flusstals mehrere Ortschaften, die von dem Erdbeben in Mitleidenschaft gezogen worden sind. In Ichupampa wurde ein Haus so schwer beschädigt, dass die Anwohner evakuiert werden mußten. Die Kirche des Ortes wurde ebenfalls beschädigt. Außerdem blockierten Steinschläge und Erdrutsche einige Zufahrtsstraßen zu Dörfern.

Bereits in den letzten Tage gab es in der Region moderate Erdbeben, die bis an der Nordostfuß des Vulkans Sabancaya heranreichten. Der Sabancaya ist seit 2016 aktiv und eruptiert Aschewolken. temporär wächst im Krater ein Lavadom, von dem ein erhöhtes Gefahrenpotential ausgehet, denn wenn er über den Kraterrand hinausragt, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass pyroklastische Ströme generiert werden. In umliegenden Gemeinden kommt es immer wieder zu einer erhöhten Belastung mit Vulkanasche, die auf Dauer eine Gesundheitsgefahr für die Anwohner darstellt.

Ob das Beben in direktem Zusammenhang mit der Aktivität des Vulkans stand ist zum jetzigen Zeitpunkt unklar. Allerdings gab es in der Gegend bereits öfters vergleichbare Erdbeben, die sich ereigneten, obwohl der Vulkan nicht ausbrach. Eine Studie zeigte, dass magmatische Fluidbewegungen im Bereich des Vulkans regionale Verwerfungen aktivierten und es so zu den Erdbeben kam. Die damals angesprungenen Verwerfungen befanden sich in 1-2 km Tiefe, was zu den Herdtiefenangaben des EMSC passen würde.

Vulkan Kilauea mit Erdbeben am 02.06.23

Erdbeben am Kilauea auf Hawaii halten an

Die Erdbebenserie am Kilauea auf Hawaii reißt nicht ab. Gestern wurden gut 120 Erschütterungen am Vulkan detektiert. Die seismische Aktivität fluktuiert zwar ein wenig, bleibt aber generell hoch und liegt deutlich über dem normalen Niveau. Die Beben konzentrieren sich in zwei Bereiche. So meldete das HVO gestern 58 Beben im Bereich der Kilauea-Gipfelcaldera. Der zweite Bebenspot liegt in der Region Pahala, einem Ort an der Südküste von Big Island. Die Beben dort liegen meistens in Tiefen größer als 30 km und werden von aufsteigendem Magma verursacht, das sich in einem Magmenkörper akkumuliert. Von diesem Magmenkörper aus verteilt sich die Schmelze in flache gelegene Magmen-Reservoirs unter dem Kilauea, aber auch in Richtung Mauna Loa. daher kommt es auch unter den Gipfelregionen beider Vulkane zur Inflation. Die Bodenhebung am Kilauea liegt deutlich über dem Niveau vor der letzten Eruption. Seit Januar hob sich der Boden um gut 25 cm. Seit dem Ende der Leilani-Eruption sind es mehr als 120 cm Bodenhebung. Außer Erdbeben und Inflation gibt es einen weiteren Hinweis auf aufsteigendes Magma: es wurde ein Schwefeldioxid-Ausstoß von 126 Tonnen am Tag registriert.

Am oberen Ostrift wird hingegen weiterhin eine schwache Subsidenz gemessen und es sieht nicht danach aus, als ob auf absehbare Zeit das Leben in den Pu’u’O’o-Krater zurückkehren wird.

Die Bodenhebung am Mauna Loa wird von den HVO-Vulkanologen als schwach bezeichnet, doch betrachtet man sich die Grafen zur Bodendeformation, dann sieht man, dass er deutlich steiler verläuft als es in den Monaten vor der Eruption im letzten Herbst der Fall war. Seitdem sind ebenfalls gut 25 cm Bodenhebung zusammen gekommen. Es lassen sich zwar keine wissenschaftlich exakten Prognosen anstellen, wann es zu den nächsten Eruptionen kommen wird, doch ich denke, dass wir keine Ewigkeiten mehr warten müssen.

Erdbeben Neuseeland – News vom 31.05.23

Erdbeben Mw 6,2 erschüttert Auckland Island Region

Datum 31.05.23 | Zeit: 02:21:21 UTC | 49.60 S ; 163.92 E | Tiefe: 0 km | Mw 6,2

Nachts bebte die Erde im Bereich der neuseeländischen Auckland-Inseln. Anders, als man vielleicht meinen mag, liegt das Archipel südlich der Neuseeländischen Südinsel. Das Erdbeben hatte eine Magnitude von 6,2 und ein Hypozentrum in 0 Kilometern Tiefe. Ein Erdbeben auf Höhe des Meeresspiegels finde ich im Ozean schon etwas seltsam und man darf sich fragen, ob die Lokalisierung der Erschütterung beim EMSC stimmt. Das Epizentrum befand sich demnach 467 km südwestlich von Bluff.

Bei den Auckland-Inseln handelt es sich um ein kleines Archipel vulkanischen Ursprungs, das seit 1863 zu Neuseeland gehört. Der Vulkanismus gilt hier aber als erloschen, die letzten Eruptionen soll es während des Miozäns gegeben haben. Das Archipel liegt bereits in subantarktischen Breiten und zählt seit 1998 zum UNESCO-Weltkulturerbe.

Die Tektonik der Region wird durch den Puysegur-Graben dominiert, an dem die Australische Platte mit der Pazifikplatte kollidiert. Es bildet sich die Alpin-Störungszone, die als Transformstörung einmal längst durch die Südinsel Neuseelands verläuft und für mehrere starke Erdbeben mit katastrophalen Folgen verantwortlich ist. Die Alpin-Störungszone hat aber nicht nur die Charakteristik einer Blattverschiebung, an der die Platten horizontal aneinander vorbeigleiten, sondern auch eine konvergente Vertikalkomponente: Die australische Platte schiebt sich über die Pazifikplatte. In der Folge schieben sich die neuseeländischen Alpen der Südinsel mit einer Rate von 7 mm pro Jahr auf.

Am 6300 m tiefen Puysegur-Graben ändert sich der Charakter der Störungszone in eine normale Subduktionszone, an der die australische Platte und die Platte des Pazifiks subduziert wird. Dabei taucht die Platte mit einer Geschwindigkeit von 38 mm im Jahr ab. An dieser Subduktionszone hat sich der aktuelle Erdstoß ereignet. Das interessante an dieser Störungszone ist, dass hier die kontinentale Platte Australiens unter die Ozeanplatte des Pazifiks abtaucht. Dieser ungewöhnliche Zustand wird dadurch erklärt, dass dieses Stück Pazifikplatte in Wirklichkeit der Überrest des versunkenen Kontinents Zealandia ist. Die südlichen Auckland-Inseln liegen am rand des alten Kontinents.

Auf der Shakemap erkennt man, dass es in den letzten Tagen auch zu einigen moderaten Erdbeben an der Südspitze Neuseelands kam. Sie hatten Magnituden im 3er-Bereich.

Vulkan Ätna – News am 28.05.23

Neue Erdbebensequenz am Ätna

Update: Wieder am heimischen PC sitzend, habe ich gesehen, dass das Schwarmbeben stärker war, als ich zunächst sehen konnte. Hier noch mal eine neue Shakemap in Ergänzung des Originalberichts.

Originalmeldung: Heute Morgen gab es eine weitere Erdbebensequenz am sizilianischen Vulkan Ätna. Laut INGV begannen die Erdstöße um 04:34:41 UTC Im Nordosten des Vulkans, mit einigen Erschütterungen mit Magnituden kleiner 2. Nur 10 Minuten später gab es ein moderates Erdbeben ML 4,0, das von Anwohnern wahrgenommen worden war. Es hatte ein Hypozentrum in 6 km Tiefe. Es folgten weitere schwächere Erdbeben. Die Epizentren lagen im Randbereich des Valle del Bove, ca. 1,2 km vom Refugio Citelli entfernt.

Die Vulkanologen vom INGV brachten zeitnahe zwei Meldungen zu den Beben heraus. In den Medien äußerte sich auch Vulkanologe Alessandro Bonforte zu der Bebenserie. Er meinte sinngemäß, dass die Erschütterungen nicht im Zusammenhang mit der letzten Eruption stehen. Realtivierend sagt der INGV-Forscher, dass sich der Vulkan bereits seit einiger Zeit wieder auflädt, und dass weitere Forschungen (die bereits laufen) zeigen sollen, ob es sich um vulkanisch bedingte Erdbeben handelte, oder um tektonische. Wobei ich denke, dass sich am Ätna das oft gegenseitig bedingt.

Tatsächlich bin ich gerade am Ätna, doch weder mein Sohn, noch ich spürten die Erschütterungen, wobei ich um die Zeit der Beben wohl wach geworden bin, aber ohne mich an Erschütterungen erinnern zu können. Allerdings schliefen wir auch im Süden des Vulkans und einige Kilometer von den Epizentren entfernt.

Tagsüber waren wir oben am Ätna unterwegs und konnten einen stark dampfenden Neue Südostkrater bewundern. Eruptionen sahen wir aber nicht. Auch nachts zeigte sich der Vulkan ohne Rotglut.

Für uns stellt sich natürlich die Frage, ob die Beben im Zusammenhang mit Magmenaufstieg stehen. Jetzt ist es aber noch völlig offen ob- und wann es zur nächsten Erupiton kommen wird. Heute übernachten wir in Milo, praktisch in Sichtweite der Epizentren von gestern. Mal sehen, ob hier heute was wackeln wird!

Erdbeben-News am 27.05.23: Tokio

Erdbeben Mw 6,1 bei Tokio

Datum 26.05.23 | Zeit: 10:03:24 UTC | 35.57 N ; 140.52 E | Tiefe: 46 km | Mw 6,1

Gestern Vormittag manifestierte sich im Großraum der japanischen Hauptstadt Tokio ein starkes Erdbeben der Magnitude 6,1. Da das Hypozentrum in 46 km Tiefe lag, waren die oberflächlichen Auswirkungen des Erdstoßes aber geringer als man anhand der Magnitude hätte meinen können. Trotzdem wurde der Erdstoß von den Anwohner der Metropolregion deutlich wahrgenommen. In den Medien wird darüber berichtet, dass Hochhäuser schwankten, Berichte über nennenswerte Schäden liegen nicht vor, dennoch könnte es zu kleineren Schäden an der Infrastruktur nahe dem Epizentrum gekommen sein. Dieses befand sich ca. 40 km von Tokio entfernt, kurz vor der Küste der Insel Honshū und wurde vom EMSC 14 km ost-nordöstlich von Tōgane lokalisiert.

In den letzten Wochen ereigneten sich auffallen viele moderate bis starke Erdbeben in der Region. wie schon bei einer früheren Gelegenheit geschrieben, liegt Tokio tektonisch besonders ungünstig, denn vor der Bucht von Tokio treffen gleich drei tektonische Plattengrenzen aufeinander. Erdbeben in größeren Tiefen könnten sich aber auch an einem Stück subduzierter ozeanischer Erdkruste ereignen, die sich vor Tokio in der Asthenosphäre befindet und dort aufs Recycling wartet. Offenbar steht die Erdkruste in der Region unter großen Spannungen, die sich nun in mehreren Erdbeben ereignen, die zwar schon eine recht hohe Intensität haben, aber noch keine größeren Schäden verursachten. Das dürfte auch dem Umstand geschuldet sein, dass die Baustandards der Region hoch sind und neue Gebäude erdbebensicher gebaut werden. Dennoch könnten sich Erdbeben mit Magnituden größer 7 manifestieren, bei denen dann Schäden entstehen.

Ein Starkbeben kann sich jederzeit ereignen und schwebt wie ein Damoklesschwert über Tokio. Sollten im Extremfall große Schäden in einem der globalen Finanzzentren entstehen, wird ein Kollaps der Börse befürchtet. Ob die Gefahr dafür nun größer ist als sonst, lässt sich kontrovers Diskutieren: einerseits scheinen große Spannungen in der Erdkruste zu bestehen, andererseits entladen sie sich momentan in Erdbeben noch vertretbarer Magnituden, so dass sich die Wahrscheinlichkeit für ein Starkbeben reduzieren könnte. Im Endeffekt lassen sich aber keine Prognosen treffen, ob- und wann so ein Megabeben auftreten wird.


Weitere Erdbebenmeldungen:

Tonga: Erdstoß Mw 6,0

Datum 27.05.23 | Zeit: 00:11:01 UTC | 18.43 S ; 175.25 W | Tiefe:  219 km | Mw 6,1

Heute Nacht bebte es in der Region des Tonga-Archipels mit einer Magnitude von 6,0. Das Hypozentrum befand sich in 219 km Tiefe und damit im Erdmantel. Das Epizentrum wurde 136 km westlich von Neiafu lokalisiert.


Yellowstone: Erdstoß ML 2,8

Datum 26.05.23 | Zeit: 05:40:15 UTC | 44.78 N ; 110.80 W | Tiefe:  8 km | ML 2,8

Einen leichten Erdstoß gab es gestern im Nordwesten des Yellowstone-Nationalparks. Das Beben der Magnitude 2,8 wurde 27 km nordöstlich von West Yellowstone lokalisiert und lag in einer Tiefe von 8 km.


Island mit Schwarmbeben

Das Schwarmbeben an der Tjörnes-Fracture-Zone nördlich von Island hält weiter an. IMO registrierte in den letzten 2 Tagen 99 Erdstöße. Elf hatten Magnituden im 2er-Bereich. Auch auf Reykjanes gab es einige Erdbeben.


Über Pfingsten werde ich mit Leroy am Ätna unterwegs sein. Daher wird vulkane.net nicht so regelmäßig wie gewohnt aktualisiert werden. Ich wünsche allen Lesern ein paar schöne freie Tage.

Schwarmbeben Campi Flegrei – News vom 25.05.23

Weiteres Schwarmbeben erschüttern die Campi Flegrei

Datum 25.05.23 | Zeit: 14:24:05 UTC | 40.8400 ; 14.1188 | Tiefe: 3,3 km | Md 1,9

Heute gab es wieder eine rege Erdbebentätigkeit unter dem süditalienischen Calderavulkan Campi Flegrei. Es manifestierten sich 22 schwache Erschütterungen, die überwiegend Magnituden im Bereich der Mikroseismizität hatten. Das stärkste Neben hatte eine Magnitude von 1,9 und eine Herdtiefe von 3,3 km. Das Epizentrum lag am Ostfuß des Monte Nuovo und ausnahmsweise nicht in der Solfatara. Aber keine Sorge, unser liebster Krater der Phlegräischen Felder ist nicht etwa still geworden, denn die meisten anderen Beben ereigneten sich in seinem direkten Umfeld.

Am Dienstag erschien das wöchentliche Bulletin des INGV mit den Daten zum Beobachtungszeitraum 15. bis 21. Mai 2023. In dieser Woche wurden 49 Erschütterungen detektiert. Das Stärkste hatte eine Magnitude von 2,0. Die Hebungsrate des Bodens blieb bei dem bekannten Wert von 15 mm im Monat. Er wird als relativ hoch eingestuft. Seit Januar 2011 hob sich der Boden an der Messstation RITE um 103,5 cm. Die Dampftemperaturen an der Hauptfumarole in Pisciarelli lag bei Durchschnittlich 96 Grad. Gemessen wird in 5 m Entfernung zum Dampfaustritt, was es schwierig macht den Wert mit Fumarolentemperaturen anderer Vulkans zu vergleichen.

In den sozialen Medien wurde eine Fotoserie geteilt, auf der man umgekippte Zäune im Solfatarakrater sieht. Das Gebiet des Campingplatzes sah hingegen aufgeräumt aus. Doch insgesamt schaut es mir nicht danach aus, als würde man den Zugang zum Krater zeitnahe wieder öffnen. Ich erwähne dass, weil vor einige Wochen entsprechende Meldungen durchs Netz geisterten, die ich hier aufgegriffen hatte. Auf jeden Fall scheint es mir verfrüht einen Urlaub dort zu planen. Schade eigentlich, denn seit dem Jahr 1900 war das Gebiet für Besucher offiziell zugänglich. Neben der erhöhten seismischen Aktivität in der Campi Flegrei, war ein Unfall mit 3facher Todesfolge der Grund für die Schließung des parkähnlichen Areals im Jahr 2017.

Erdbebenschwarm am Ätna

Da ich gerade über Erdbeben in Süditalien schreibe: am Ätna auf Sizilien gab es am 23. Mai ein vergleichbares Schwarmbeben wie heute an der Campi Flegrei. Somit setzte sich die erhöhte Seismizität, die wir vor der Eruption am Sonntag beobachten konnten fort. Die Beben manifestierten sich diesmal im westlichen Gipfelbereich, hatten schwache Magnituden und lagen nahe der Erdoberfläche. Ihre Herkunft ist unklar, könnte aber im Zusammenhang mit dem Lavastrom stehen, der zwei Tage zuvor in dem Areal noch aktiv war. Allerdings streuen die Beben über eine größere Fläche und folgen nicht exakt der Bahn des Lavastroms, wobei sich natürlich die Frage stellt, wie exakt sie lokalisiert wurden. Denkbar ist auch, dass sie menschengemacht waren.