Vulkan-News 22.09.22: Fournaise

Piton Fournaise macht weiter

Staat: Frankreich | Koordinaten: 21.23, -55.71 | Eruption: Spalteneruption

Auf La Réunion ist der Piton de la Fournaise weiter aktiv. Das Wetter bleibt leider ebenso schlecht, wie es zu Beginn der der Eruption der Fall war. Die Bewölkung reißt nur gelegentlich auf und gibt Blicke auf die Eruption frei. Fernblicke via Livecam erwiesen sich als recht ernüchternd, denn die Kameras stehen weit von der Spalte entfernt und enthüllen nur ein schwaches Tischfeuerwerkt. Aus der Nähe betrachtet, sieht es schon etwas eindrucksvoller aus, wie man auf dem Video unten erkennen kann. Alles in allem eine ehr durchschnittliche Eruption, über die noch nicht sonderlich viele Details bekannt geworden sind. Trotzdem versuchen zahlreiche Schaulustige einen Blick auf die Eruption erhaschen zu können und folgen dem Wanderweg entlang des Calderarandes, der gestern wieder frei gegeben wurde. Das Betreten der Caldera bleibt weiter untersagt.


Home Reef Volcano: Eruption hält an

Der submarine Vulkan Home Reef gehört zum Tonga-Archipel und ist weiterhin in Eruption begriffen. Er brachte ein neues Vulkan-Inselchen hervor und eruptierte offenbar explosiv. Lokale Medien berichten von mehreren Explosionen, bei denen Asche-Dampf-Wolken bis zu 3000 m hoch aufgestiegen sind. Rechercheur Manfred förderte indes Sentinel-Fotos zu Tage, die im Infrarotbereich eine thermische Anomalie enthüllen, die praktisch das ganze Inselchen einnehmen. Die Aufnahmen stützen meine These, dass die Insel überwiegend effusiv entstand.

Schwarmbeben unter Caldera-Vulkanen am 20.09.22

Heute widme ich einen Artikel den Schwarmbeben, die sich aktuell unter mehreren großen Caldera-Vulkanen manifestieren. Die Rede ist von den Calderen Laguna del Maule, Taupo und Yellowstone.

Laguna del Maule mit Schwarmbeben

Die Laguna del Maule ist eine große Caldera im Herzen Chiles und gehört zu einem großen Vulkankomplex. Sie misst 25×15 km und ist zum Teil mit einem See gefüllt. Seit Jahren registrieren Wissenschaftler eine -teils enorme- Bodendeformation in Form von Hebungen. Die Bodenhebungen wurden zum ersten Mal im Jahr 2007 erfasst und wissenschaftlich untersucht. Die jährliche Hebungsrate beträgt 25 cm. Man geht davon aus, dass die Bodenhebung von Magmatischen Fluiden verursacht wird und postulierte bereits vor 8 Jahren einen Magmenkörper mit 6 Kubikkilometer Volumen. Aktuell dürfte er um einiges Größer geworden sein. Gestern meldete SERNAGEOMIN nun, dass man ein Schwarmbeben im Westteil des Vulkankomplexes detektierte. Es wurden 120 schwache Erschütterungen festgestellt, die vulkanotektonischen Ursprungs waren und durch Gesteinsbruch infolge von Fluidbewegungen entstanden. Die Hypozentren lagen in 5 km Tiefe. Ein Schwarmbeben bedeutet nun nicht sofort, dass es zu einem Vulkanausbruch kommt, doch mit jeder vulkanotektonischen Bebensequenz steigt das Eruptionsrisiko ein wenig.

Jeder Vulkan verhält sich bezgl. seiner Vorhersagbarkeit anders und je mehr Eruptionen eines Vulkans wissenschaftlich dokumentiert wurden, desto genauer werden die Prognosen. In Bezug auf die Laguna del Maul heißt das allerdings, dass man ihre Zeichen nicht genau zu lesen weiß, denn die letzten Eruptionen fanden in vorchristlicher Zeit statt. Es ist unklar, wie stark hier Schwarmbeben werden, bevor es zu einem Vulkanausbruch kommt. Generell würde man tagelang anhaltende Schwärme mit Tausenden Erdbeben erwarten, aber bei machen Vulkanen gibt es auch nur kleine Schwärme mit ein paar hundert Erdbeben vor einer Eruption. In seltenen Fällen gibt es gar keine seismische Krise, oder nur wenige Beben, bevor es zu einem Ausbruch kommt.

Ende Dezember 2021 gab es bereits Schwarmbeben nebst Inflation und der Alarmstatus wurde auf „2“ erhöht. Aktuell steht er auf „1“. Damals wurden neben Inflation und Schwarmbeben auch eine erhöhte Emission an Kohlendioxid festgestellt. Alles Indizien für Magmenaufstieg.

Tatsächlich hat auch noch kein moderner Mensch den Ausbruch eines Supervulkans dokumentiert. Wir wissen also nicht, wie die Vorzeichen einer solch starken Eruption aussehen. Spekulativ ist, dass es vor so einem Ausbruch extrem starke Schwarmbeben und große Bodendeformationen geben wird. Es ist auch möglich, dass sich im Vorfeld eine Reihe kleinerer Eruptionen ereignen könnte. Doch selbst wenn es zu einer Eruption in einem großen Caldera-Vulkan kommen sollte, heißt es nicht automatisch, dass eine VEI 7-8 Eruption entsteht. Doch neue Forschungen zeigen, dass solche Eruptionen häufiger vorkommen, als man bislang glaubte. Außerdem sollen sie häufig an Massenaussterben beteiligt gewesen sein.

Die Laguna del Maule ist nicht der einzige Caldera-Vulkan, der momentan seismisch unruhig ist.

Taupo: Erhöhung der Warnstufe

Nachdem unter der neuseeländischen Taupo-Caldera in den letzten Wochen mehr als 700 Erdbeben registriert wurden, erhöhten die Forscher von GeoNet nun die Warnstufe auf „1“. Das bedeutet, dass es leichte vulkanische Unruhen gibt, die mit magmatischer Aktivität im Untergrund zusammen hängen. Neben den Erdbeben wurde eine leichte Bodenhebung festgestellt. Es ist das erste Mal, dass für Taupo diese Warnstufe ausgerufen wurde, obwohl es schon mehrere Phasen mit Schwarmbeben gab. GeoNet begründet dies damit, dass man den Vulkan mittlerweile besser verstehen würde. Dennoch hält man das Risiko einer Eruption für gering. Ähnlich wie bei der Laguna del Maule, so wurde auch noch nie eine Eruption des Taupo-Vulkans dokumentiert. Der letzte Ausbruch fand um das Jahr 232 v. Chr. statt.

Yellowstone mit weiteren Erdbeben

Erst gestern berichtete ich über ein vergleichsweises schwaches Schwarmbeben unter der Yellowstone-Caldera. Doch seitdem gab es weitere Erschütterungen. Inklusive gestern wurden gut 20 Beben festgestellt. Das stärkste Beben heute hatte eine Magnitude von 2,9 und einen Erdbebenherd in 8 km Tiefe. Der Schwarm manifestiert sich 7 km nordwestlich vom Norris Geyser Basin. Das YVO berichtete in seinem letzten Update am 1. September von einer schwachen Bodenhebung. Sie betrug gut 1 cm und soll durch Schmelzwasser verursacht worden sein, das in das Hydrothermalsystem eindrang. Seit 2015 wird eine übergeordnete Subsidenz (Bodensenkung) festgestellt. Es bleibt spannend abzuwarten, ob sich der Trend umkehren wird.