Erdbeben-News 21.09.22: Island

Schwarmbeben an der Tjörnes-Fracture-Zone

Auf Island findet weiterhin eine rege Erdbebentätigkeit statt, auch wenn eine rückläufige Tendenz festzustellen ist. Die meisten Erdbeben manifestieren sich an der Tjörnes-Fracture-Zone im Norden Islands. Seit Beginn des Schwarms wurden mehr als 12.000 Erschütterungen detektiert. Auf seinem Höhepunkt gab es täglich mehr als Tausend Erdbeben. Diese Zahl hat sich inzwischen deutlich verringert: die Geophone zeichnen täglich noch ein paar Hundert Erschütterungen auf. In den letzten 2 Tagen waren es 236 Erdbeben. Erschütterungen gibt es aber nicht nur an der TFZ, sondern auch auf Reykjanes.

Laut dem EMSC trug sich bei Grindavik ein Erdbeben der Magnitude 3,6 zu, das ich hier aber mit einem Fragezeichen versehen, denn bei IMO wird es bis jetzt nicht angezeigt. Die Erschütterung soll sich in einer Tiefe von 3 km zugetragen haben, und hatte ein Epizentrum 4 km nordöstlich von Grindavík. Damit lag es im Bereich unseres beliebten Fagradalsfjall-Vulkans. IMO stellte in den letzten 48 Stunden 53 Beben in der Reykjanes-Region fest. Ein deutlicher Rückgang gegenüber den letzten Monaten und es sieht so aus, als würde es dort eine Verschnaufpause geben.

Andere Regionen der nordatlantischen Insel werden ebenfalls von Erdbeben heimgesucht. Auffällig ist eine Bebenzunahme unter den subglazialen Vulkanen Katla und Grimsvötn. Beide Vulkane sind statistisch gesehen seit Jahren mit ihren Eruptionen überfällig und es wurde viel geschrieben und spekuliert, wann denn endlich die Ausbrüche kommen. Die aktuellen Erdbeben kommen bislang noch nicht häufig genug, um weitere Spekulationen anzuheizen, zeigen aber, dass die magmatische Aktivität im Untergrund nicht gänzlich eingeschlafen ist. Unter der Katla, bzw. unter dem Gletscher Myrdalsjökull ereigneten sich seit gestern 13 schwache Erdbeben. Unter dem Grimsvötn (Vatnajökull) wurden 12 schwache Beben festgestellt. Da ja die Hoffnung bekanntlich zuletzt stirbt, beende ich meinen Aufsatz mit der Bemerkung, dass sich an Vulkanen manchmal alles ganz schnell entwickeln kann.

Eruption des Vulkans Piton Fournaise am 21.09.22

Der Vulkanausbruch am Fournaise geht weiter

Staat: Frankreich | Koordinaten: 21.23, -55.71 | Eruption: Spalteneruption

Am Montag begann eine neue Eruption des Vulkans Piton de la Fournaise. Der Vulkanausbruch hält bis heute an, weist jedoch eine deutliche Aktivitätsabnahme auf. Die Eruption beschränkt sich inzwischen auf einige Schlote im unteren Teil der Eruptionsspalte, doch auch dort wurde eine rückläufige Tendenz der Aktivität festgestellt. Die Seismizität hat weiter abgenommen. Der Tremor hat noch 10% seiner ursprünglichen Stärke. In den letzten 24 Stunden wurden keine vulkanotektonischen Erdbeben unter dem Gipfelbereich registriert. Aufgrund der Bewölkung konnte keine Wärmestrahlung gemessen werden, daher war auch eine Bestimmung der aktuellen Förderrate unmöglich. Während der Initialphase des Ausbruchs stieß der Fournaise 28 Kubikmeter Lava pro Sekunde aus.

Obwohl das Wetter auf La Réunion schlecht ist, rissen die Wolken gelegentlich auf und einigen sehr ausdauernden Fotografen gelangen schöne Bilder der Eruption. Das Bilderset unten zeigt den Ausbruch während der Nacht von Montag auf Dienstag.

Prognosen über den weiteren Verlauf der Eruption lassen sich -wie immer- nur bedingt abgegeben und beruhen auf Erfahrungswerten. Meistens halten solche Spalteneruption am Fuß des Hauptkraterkegels Dolomieu einige Tage lang an. Nach einer lebhaften Initialphase nimmt die Aktivität recht schnell ab, um sich dann auf einem niedrigen-moderaten Niveau zu stabilisieren. Dieses wird für einige Tage gehalten, bevor die Eruption dann langsam ausläuft. In einigen Fällen Endet die Eruption bereits nach kurzer Zeit. Es kann auch sein, dass sich die Aktivität kurzfristig verstärkt. In ganz seltenen Fällen öffnen sich weitere Eruptionsspalten und die Aktivität verstärkt sich signifikant. Besonders, wenn sich Eruptionsspalten außerhalb der Caldera öffnen, kann die Lava das Meer erreichen. Ich erlebte solche Eruptionen 2 Mal am Fournaise. Die Ausbrüche in den Jahren 2004 und 2007 zählten zu meinen eindrücklichsten Vulkanabenteuern.

Kilauea mit Schwarmbeben am 21.09.22

  • Gegen 15 Uhr Ortszeit began unter dem Kilauea ein Schwarmbeben
  • Der Pegel des Lavasees fiel stark ab
  • Anschließend kam es zur Bodenhebung
  • Lavaströme traten im Krater aus

Schwarmbeben und Lavaströme im Halema’uma’u-Krater

Staat: USA | Lokation: 19.42, -155.29 | Eruption: Hawaiianisch

Heute Nacht (Nachmittags auf Hawaii) steigerte sich die seismische Aktivität unter der Kilauea-Gipfelcaldera und dem Halema’uma’u-Krater signifikant. Bis jetzt manifestierten sich über 100 Beben. 52 hatte Magnituden im 2er-Bereich und wurden vom EMSC erfasst. Die Beben lagen auf Höhe des Meeresspiegels. Kurz nach Einsetzten des Schwarmbebens begann der Kilauea vermehrt Lava auszustoßen und innerhalb des Krater flossen Lavaströme. Die Aktivität rief natürlich auch die Vulkanologen des HVOs auf den Plan. Sie schrieben ein Update, in dem es heißt, dass sich die Tätigkeit auf die Gipfelcaldera beschränke und es keine Anzeichen für eine Verlagerung in eine der beiden Rift-Zonen gäbe. Der Zugang zum Nationalpark wurde kurzfristig gesperrt.

Details zu den Vorgängen am Kilauea

Die Beben begannen gegen 15.00 Uhr Ortszeit. Die stärkste Erschütterung brachte es auf M 2,9. Um 16:20 Uhr wurde eine rasch zunehmende Bodenhebung festgestellt. Gleichzeitig fiel der Pegel des Lavasees um ca. 7 m. Die Subsidenz griff auf den gesamten Kraterboden über, der sich um mehrere Meter absenkte. Anschließend kam es zu Lava-Durchbrüchen im Westen und Norden des Kraters, Lavaströme fingen zu fließen an. Zeitgleich begann sich der Boden wieder zu heben. Die Bodenneigung betrug 12 µrad. Die Vulkanologen gehen davon aus, dass es zu einer kurzeitigen Blockade im Fördersystem kam.

Ähnliche Schwarmbeben sahen wir auch in den Wochen vor der großen Leilani-Eruption in 2018. Damals beschränkte sich das Geschehen auch zunächst auf den Gipfelkrater. Auffällig ist, dass der lang anhaltenden Inflationäre Trend bereits vor einigen Tagen einen Dämpfer erhielt. Man muss sich fragen, ob plötzlich weniger Magma aus der Tiefe aufstieg, oder ob es sich einen anderen Weg suchte? Die Lavasee-Aktivität nahm nicht signifikant ab. Es ist nicht auszuschließen, dass wir in den nächsten Wochen doch eine Aktivitäts-Verlagerung in eines der Rift-Systeme sehen werden. Möglich, dass es eine Reaktivierung des Pu’u’O’o-Kraters geben wird. Doch das ist Spekulatius meinerseits.