Vulkan-News 15.09.22: Popocatepetl

Popocatepetl mit Ascheeruptionen

Staat: Mexiko | Lokation: 19.028, -98.62| Eruption: Asche-Emissionen

In Mexiko eruptierte der Popocatepetl erneut Vulkanasche. Laut VAAC stieg sie bis auf einer Höhe von 6400 m auf. Die seitliche Drift in Richtung Südwesten war gering, da schönstes Wetter herrschte und es nur schwach windig war. CENAPRED registrierte gestern 71 Asche-Dampf-Exhalationen und 173 Minuten Tremor. Ein Youtube-Video mit Bildern der Webcams dokumentiert die Eruptionen.


Ätna mit kleinem Lava-Austritt

Staat: Italien | Koordinaten: 37.73, 15.00 | Staat: Italien |Eruption: Fumarolisch

Gestern Abend zeigte sich auf der Thermalcam am Ätna eine Anomalie. Sie manifestierte sich im oberen Bereich der südwestlichen Fraktur des Neuen-Südostkraters. Der Ursprung de Anomalie ist nicht geklärt, aber es sieht so aus, als hätte es dort einen kleinen Lava-Austritt gegeben. Möglicherweise gab es eine kleine strombolianische Eruption. MIROVA detektierte eine schwache Thermalstrahlung mit 5 MW Leistung. Solche Anomalien tauchen häufig vor neuen Eruptionsphasen auf. Der Tremor ist verhältnismäßig hoch und die Seismizität nimmt seit August wieder zu. Es könnte sich also mittelfristig eine neue eruptive Phase anbahnen.


Suwanose-jima nimmt Fahrt auf

Staat: Japan | Koordinaten: 29.64, 129.72 | Eruption: Vulcanianisch

Am südjapanischen Inselvulkan steigerte sich die Aktivität etwas. Das VAAC brachte seit gestern 5 VONA-Meldungen heraus. Vulkanasche stieg bis auf einer Höhe von 3000 m auf und driftete in Richtung Nordwesten. Es wurden über 25 vulkanotektonische Erdbeben und 2 Tremorphasen registriert.

Erdbeben-News 15.09.22: Neuseeland

Neuseeland: Erdbeben unter Taupo-Caldera

Datum: 15.09.22 | Zeit: 08:04:53 UTC | Lokation: 38.78 S ; 176.00 E | Tiefe: 10 km | M 3,2

Unter der neuseeländischen Taupo-Caldera gab es weitere Erdbeben. Die beiden stärksten Erdstöße heute generierten Magnituden von 3,2 und hatten Erdbebenherde in 10 km Tiefe. Die Epizentren lagen im Osten des Lake Taupo, genauer, 13 km süd-süd-westlich von Taupo-Stadt. Dort nahmen Bewohner die Erdbeben wahr und meldeten ihre Wahrnehmung sogar beim EMSC. Die Beben ordnen sich in einem seismischen Schwarm ein, der bereits im Mai dieses Jahres begann. Das stärkste Erdbeben dieser Sequenz manifestierte sich letzten Samstag und brachte es auf M 4,2. Seit Mai wurden gut 650 Erschütterungen detektiert.

GeoNet berichtet, dass sich die Seismizität im Verlauf des Schwarmbebens steigerte. Als das Schwarmbeben begann, wurden ca. 30 Beben pro Woche registriert. Mittlerweile sind es zwischen 40 und 50 Beben pro Woche. Dennoch bleibt man bei den Geowissenschaftlern gelassen und belässt die Warnstufe auf „0“. Dieser Status bedeutet nun nicht, dass es keine Warnstufe geben würde, sondern sie besagt, dass sich die vulkanischen Gefahren auf eine Gefährdung der Umwelt durch fumarolischer- und hydrothermaler Aktivität beziehen, die oft im Zusammenhang mit vulkanischen Gasen stehen. Ferner könnten durch Erdbeben Erdrutsche ausgelöst werden. Die Warnstufe spiegelt keine Prognosen über künftige Ereignisse wider.

Schwarmbeben unter Taupo kommen öfters vor

Schwarmbeben unter der Taupo-Caldera sind keine Seltenheit. In diesem Jahrtausend gab es bereits 2 vergleichbare Phasen, die sich 2008-2009 und 2017 ereigneten. Auch wenn man statistisch gesehen längere Zeiträume beobachten müsste, um einen eindeutigen Trend zu erkennen, so liegen die beiden jüngsten Schwarmbeben zeitlich deutlich enger Zusammen, als es zuvor der Fall war. Aktuell wird auch eine Bodendeformation festgestellt. Im Bereich der Caldera hob sich der Boden um 12 mm an. Außerdem gibt es eine horizontale Bewegungskomponente, die auf Krustendehnung hindeutet. Möglicherweise stehen Seismizität und Bodendeformation mit dem Zufluss magmatischer Fluide unter der Caldera in Verbindung.

Der Taupo-Vulkan ist in der Lage extrem starke Eruptionen zu generieren, die umgangssprachlich als „Supervulkan-Eruptionen“ bekannt sind. Solche Eruptionen können globale, vulkanische Winter auslösen, zu Missernten führen und im Extremfall Massenaussterben einleiten. Eine neue wissenschaftliche Arbeit enthüllt, dass solche Supervulkaneruptionen und die Bildung von Flutbasalt-Provinzen häufiger an Massenaussterben beteiligt waren, als bislang angenommen. Doch davon später mehr.

Vulkaneifel: Seismische Messkampagne gestartet

Großangelegte seismische Messkampagne in der Vulkaneifel

Die Vulkaneifel ist das jüngste Vulkangebiet Deutschlands und wurde von den Wissenschaftlern lange Zeit als erloschen eingestuft. Der letzte Vulkanausbruch in der Osteifel ereignete sich vor gut 13.000 Jahren, als es zu einer großen Eruption des Laacher-See-Vulkans kam. In der Westeifel entstand vor gut 11.000 Jahren das Ulmener Maar. Der jüngste Vulkan der Republik. Ein Vulkan gilt laut Definition als erloschen, wenn er länger als 10.000 Jahre inaktiv war. Eine Definition, die man bislang auf die gesamte Vulkaneifel angewendet hatte, obwohl es sich hier ja nicht um einen einzigen Vulkan handelt, sondern um eine Vulkanregion, die von einem Hotspot gespeist wird. Mittlerweile fand man heraus, dass die Eruptionszyklen solcher Regionen durchaus größeren Zeiträumen unterliegen können. Zudem wurden von den wenigen Messstationen, die es im Bereich der Eifel bislang gab, schwache Erdbeben mit niedrigen Frequenzen festgestellt, die sich in großer Tiefe im Bereich des Laacher-See-Vulkans ereignen. Zusätzlich wurde eine leichte Bodenhebung detektiert, die sich praktisch über das gesamte Gebiet der Vulkaneifel erstreckt: ein Indiz dafür, dass der Mantelplume unter der Eifel aktiv ist und magmatische Fluide aufsteigen, die das gesamte Areal nach oben drücken.

Large-N-Experiment soll Magmenkörper des Laacher-See-Vulkans aufspüren

Seit Jahren gibt es Stimmen -zu denen „vulkane.net“ und der assoziierte Vulkanverein „Vulkanologische Gesellschaft e.V.“ zählen- die fordern, dass ein Vulkanologisches Observatorium in der Eifel errichtet werden müsste. Davon sind wir zwar noch ein Stück entfernt, doch heute verkündete das Geoforschungszentrum Potsdam den Start einer groß angelegten seismischen Messkampagne in der östlichen Vulkaneifel. Großflächig wurde im Gebiet des Laacher-See-Vulkans ein seismisches Array installiert, das aus 350 Geophonen besteht und der Vulkaneifel den Puls fühlt. Die so gewonnen Daten sollen Aufschlüsse über die seismische Aktivität geben und werden auch dazu genutzt, mittels seismischer Tomografie ein Abbild des Untergrundes zu erstellen. Besonders Magmenkörper und Mantelplumes wurden in der Vergangenheit mit dieser Methode aufgespürt und visualisiert. Ein schönes Beispiel hierfür liefert die Erforschung des Mantelplumes unter der Yellowstone-Caldera. In der Osteifel möchten die Wissenschaftler so den Magmenkörper aufspüren, der die Eruption vor 13.000 Jahren mit Magma versorgte. Vielleicht lässt sich dann auch bestimmen, ob er frische Schmelze enthält.

Das Projekt in der Eifel wird unter Federführung des GFZ durchgeführt, es sind allerdings mehrere andere Institute und Erdbebendienste beteiligt. Die meisten Geophone wurden auf Grundstücken der Kommunen installiert, einige stehen auch auf privaten Grundstücken.

Das GFZ weißt ausdrücklich darauf hin, dass es derzeit keine Anzeichen für einen bevorstehenden Vulkanausbruch in der Eifel gibt. (Quelle: GFZ-Potsdam)

Cumbre Vieja mit Bodenhebung und Schwefelbrand

INSAR-Aufnahmen zeigen Bodenhebung im Süden von La Palma

Erst gestern schrieb ich über den Cumbre Vieja und muss mich korrigieren: offenbar geht die erhöhte Seismizität im Süden von La Palma doch mit einer Bodenhebung einher. Sie wird zwar nicht von den GPS-Stationen am Boden erfasst, ist aber auf einer INSAR-Aufnahme vom 10 September sichtbar. Die Bodenhebung beträgt demnach bis zu 6 cm. Die Vulkanologen sind nun angehalten, diese Daten mit Messungen am Boden zu verifizieren. An der Messstation LP 03 wird zwar keine Bodenhebung gemessen, dafür aber einen leichten horizontalen Versatz in Nord-Süd-Richtung. Die Bodendehnung liegt hier bei 6-7 mm und bildet einen längerfristigen Trend ab. Manche Autoren verweisen auf die „Zipper“ der Messungen in der Ost-West Richtung, doch dabei handelt es sich offenbar um Fehlmessungen.

Schwefelbrand am Tajogaite

In einem Artikel von „Volcanes y Ciencia Hoy“ wird auf ein -bisher nicht dokumentiertes- Phänomen am Cumbre Vieja hingewiesen. Dabei handelt es sich um blau brennende Schwefelgase, so wie wir sie vom Kawah Ijen her kennen. Die Schwefelgase entzünden sich, wenn sie mit Temperaturen von mehr als 600 Grad Celsius ausströmen. Tatsächlich gibt es am Kegel des Tajogaite (so wird der neu entstandenen Kraterkegel genannt) Fumarolen, die bis zu 1000 Grad heiße Gase ausstoßen. Um ihre Münder herum gibt es Schwefelablagerungen und bisweilen soll man auch Rotglut in den Öffnungen sehen. Schon alleine die hohen Gastemperaturen deuten darauf hin, dass sich in dem System Cumbre Vieja noch (oder schon wieder) Schmelze befindet. Die Seismizität in der Tiefe bildet den Magmenkörper in ca. 12 km Tiefe ab. In ihm wird 8-9 Mal soviel Schmelze vermutet, wie bei der Eruption gefördert wurde. Das Magma bewegt sich und verursacht die Seismizität. Bis jetzt steigt es aber nicht auf. Doch das könnte sich ändern, sobald weiteres Magma aus der Tiefe nachströmt.

Die Situation auf La Palma ist angespannt. Die Leute sind nervös und es gibt Spekulationen über eine Reaktivierung des Vulkanausbruchs. In den nächsten Tagen wird sich der Vulkan wohl nicht reaktivieren, doch der längerfristige Verlauf ist nicht absehbar.