Erdbebenschwarm im Yellowstone am 29.03.23

Kleines Schwarmbeben erschüttert Yellowstone Nationalpark

Datum 29.03.23 | Zeit: 13:05:13 UTC | 44.52 N ; 110.36 W | Tiefe: 3 km | Ml 3,1

Heute Mittag bebte es im Yellowstone-Nationalpark, der zum größten Teil im US-Bundesstaat Wyoming liegt. Das Schwarmbeben bestand aus 9 einzelnen Erschütterungen, die überwiegend Magnituden im 2-er-Bereich hatten. Der stärkste Erdstoß brachte es sogar auf Ml 3,1 und hatte ein Hypozentrum in 3 km Tiefe. Das Epizentrum befand sich 61 km östlich von West Yellowstone, genauer unter dem Yellowstone-See. Bei den Beben handelt es sich wahrscheinlich um tektonische Erdbeben an einer Störung unter dem See. Sie könnten aber auch mit dem Hydrothermalsystem des großen Calderavulkans in Verbindung stehen und durch Bewegungen magmatischer Fluide ausgelöst worden sein. Insofern gibt es Parallelen zur Caldera Campi Flegrei in Italien.

Betrachtet man die Erdbebenkarte, dann stellt man fest, dass es in den letzten Wochen Erdbeben im Nordwesten des Yellowstone-Nationalparks gab. Ein Bebencluster befand sich sogar außerhalb der Nationalparkgrenzen. In den letzten Wochen nahm die seismische Aktivität wieder zu, nachdem sie im ersten Jahresviertel sehr gering war. Eine Eruption ist in der nächsten Zeit aber nicht zu befürchten.

Anders verhält es sich im bereits erwähnten italienischen Calderavulkan Campi Flegrei. Hier erkennt man seit langem eine moderate bis hohe Bebentätigkeit, die natürlich von Woche zu Woche fluktuiert. Seit gestern wurden 12 Erschütterungen detektiert. Im letzten Wochenbericht des INGV heißt es, dass im Zeitraum 20.-26. März 51 Erschütterungen detektiert wurden. Das Stärkste brachte es auf M 2,6. Außerdem blieb die Hebungsrate mit 15 mm im Monat relativ hoch. Seit 2011 hob sich der Boden um 100 cm. Im letzten Jahr hob sich der Boden um 16 cm. Der Kohlendioxid-Ausstoß bleibt hoch. Die Temperatur der Fumarole von Pisciarelli ist hingegen in den Winterwochen etwas geringer geworden und lag im Mittel bei 82 Grad.

Die höchsten Fumarolen-Temperauren im Yellowstone findet man im Norris Geyser Basin. Im Jahr 2015 wurden die Gase dort bis zu 138°C heiß. Allerdings ist nicht klar, ob die Gastemperaturen dort auch in 5 m Entfernung zum Gasaustritt gemessen werden, so wie es in Italien der Fall ist.

Zusammenfassung:

  • Unter dem Yellowstone-Lake gibt es einen kleinen Erdbebenschwarm.
  • Die Seismizität unter der Caldera Campi Flegrei bleibt mittelhoch.
  • Seit 2011 hob sich der Boden um 1 Meter.

Erdbeben-News 29.03.23: Italien

Erdbeben Mw 4,7 löst Panik in Süditalien aus

Datum 29.03.23 | Zeit: 21:52:44 UTC | 41.68 N ; 14.65 E | Tiefe: 10 km | Mw 4,7

Gestern Abend bebte es im Südosten Italiens mit einer Magnitude von 4,7. Die Herdtiefe lag in 10 km. Das Epizentrum wurde 13 km nord-nordwestlich von Campobasso verortet. Diese Daten stammen vom EMSC. Das INGV ermittelte eine Magnitude von 4,6 und eine Herdtiefe von 23 km. Dem EMSC liegen Wahrnehmungsmeldungen aus einem großen Umkreis vor. Das Beben wird als kurz, aber intensiv beschrieben. Es gab einige schwächere Nachbeben.

Der moderate Erdstoß wird in den Medien als starkes Erdbeben bezeichnet und offenbar reichte es aus, um Panik unter Teilen der Bevölkerung zu stiften: hunderte Menschen flüchteten aus ihren Häusern und verbrachten die Nacht entweder in ihren Autos, bei Bekannten, oder in eilig geöffneten öffentlichen Gebäuden. Die Menschen fürchteten ein bevorstehendes stärkeres Erdbeben. Das aus gutem Grund, denn im Jahr 2002 gab es ein stärkeres Erdbeben in der Region, bei dem es zu Gebäudeschäden und Todesopfern kam. Damals fanden 21 Schulkinder den Tod, als ihre Schule teilweise einstürzte. 8 weitere Menschen starben ebenfalls. 61 Personen wurden verletzt. Außerdem dürften vielen Menschen noch die Fernsehbilder aus der Türkei im Gedächtnis geblieben sein.

Campobasso liegt am Rand des Matese-Gebiets des südlichen Apennins und ist als Erdbebengebiet bekannt. Studien entdeckten mehrere Verwerfungen, die einhergehen mit der Orogenese des Apennins, welche mit der Kollision des afrikanischen Kontinents mit Europa verknüpft ist. Ging man bis vor wenigen Jahren davon aus, dass der Adriatische Sporn ein Teil der Afrikanischen Platte ist, nimmt man heute an, dass es sich hierbei um die Reste einer eigenständigen Kontinentalplatte- der Adriatischen Platte- handelt, die aufgrund seit 120 Millionen Jahren anhaltender Subduktion zum großen Teil verschwunden ist. Die Adriatische Platte wird durch die nordwärtsgerichtete Drift Afrikas gegen die europäische Platte gedrückt und gelangte sozusagen unter die Räder. Im aktuellen Erdbebengebiet verläuft die westliche Grenze der Adriatischen Platte und ihre Bewegungen dürften sich für das Erdbeben verantwortlich zeigen.

Zusammenfassung:

  • Ein moderates Erdbeben der Magnitude 4,7 ereignete sich bei Campobasso.
  • Zahlreiche Menschen gerieten in Panik und verließen ihre Häuser.
  • Der Erdstoß ereignete sich an einer Störung im Matese-Gebiet.

Erdbeben-News 28.03.23: Japan

Erdbeben Mw 6,0 vor Nordküste vor Südküste von Hokkaido

Datum 28.03.23 | Zeit: 09:18:29 UTC | 41.19 N ; 142.77 E | Tiefe: 40 km | Mw 6,0

Vor der Südküste der japanischen Nordinsel Hokkaido bebte es mit einer Magnitude von 6,0. Das Hypozentrum befand sich in einer Tiefe von 40 km. Aufgrund der Tiefe des Erdbebenherds wurde kein Tsunami-Alarm gegeben. Das Epizentrum wurde 107 km südlich von Urakawa verortet. Südlich von Hokkaido ist gleichbedeutend mit nördlich von Honshu. Das Beben manifestierte sich am östlichen Eingang zur Tsugaru-Strait, der Meerenge zwischen den beiden Inseln. In der Region hatte es letzte Woche bereits ein vergleichbares Erdbeben gegeben. Die Beben stehen im Zusammenhang mit der Subduktion der pazifischen Platte unter Japan, das dem asiatischen Kontinent vorgelagert ist. Die Subduktion erfolgt hier am Japan-Graben, einer Tiefseerinne, die bis zu 8410 m tief ist. Die Tiefe des Erdbebenherds deutet an, dass sich der Erdstoß an einem bereits subduzierten Stück pazifischer Platte ereignete, das bis in die Asthenosphäre abgetaucht ist. So lag das Epizentrum auch hinter der Subduktionszone, welche selbst nicht direkt am Beben beteiligt war.

Auf Hokkaido und auf Honshu gibt es Vulkane, die als aktiv eingestuft werden. Einer dieser Vulkane auf der Nordinsel ist der Usu, der 733 m hoch aus der Tōya-Caldera emporwuchs. Große plinianische Eruptionen ereigneten sich in den Jahren 1663 und 1853. einem Ausbruch im Jahr 1910 gingen 6 Tage lang spürbare Erdbeben voraus, die wohl mit Magmenaufstieg in Verbindung standen. Das aktuelle Erdbeben fällt nicht in die Kategorie Precursor, könnte aber dennoch in einem Umkreis von 1000 km liegende, geladene Vulkane zu einer Eruption anregen. Die letzte Eruption des Usu ereignete sich im Jahr 2000. Damals gab es starke phreatomagmatische Explosionen.

Wer sich von den Gedanken nicht abschrecken lässt, der kann übrigens in den heißen Quellen der Tōya-Caldera baden gehen. Dort gibt es bekannte Onsen.

Zusammenfassung:

  • Ein Erdbeben Mw 6,0 erschütterte Hokkaido.
  • Aufgrund der Tiefe des Hypozentrums bestand keine Tsunami-Gefahr.
  • In der Nähe des Epizentrums liegt der Vulkan Usu.

Erdbeben erschüttert Hawaii – News am 27.03.23

Erdbeben Ml 4,4 vor der Küste von Big Island Hawaii

Datum 27.03.23 | Zeit: 04:39:15 UTC | 18.84 N ; 155.16 W | Tiefe: 21 km | Ml 4,4

Heute Nacht kam es um 04:39:15 UTC (18:39 Uhr Lokalzeit) zu einem moderaten Erdbeben vor der Südküste von Big Island Hawaii. Laut EMSC hatte das Beben eine Magnitude von 4,4. Das USGS ermittelte eine Magnitude von 4,1. Das Epizentrum wurde 52 km südöstlich von Pāhala lokalisiert und manifestierte sich südlich des submarinen Vulkans Kama’ehuakanaloa. Früher war der Unterwasservulkan unter dem Namen Lō’ihi Seamount bekannt gewesen. Die Tiefe des Erdbebenherds wird mit 21 km angegeben. Damit hat das Beben eine gute Chance magmatischen Ursprungs zu sein. Die Geowissenschaftler vom HVO stellten fest, dass dem Erdbeben zwei Vorbeben mit den Magnituden 3,1 und 3,2 vorausgegangen waren.

Das Pacific Tsunami Warning Center meldete, dass das Hauptbeben nicht stark genug war, um einen Tsunami auszulösen, fügte aber hinzu, dass einige Gebiete auf Hawaii möglicherweise spürbar erschüttert wurden.

„Wie bei allen Erdbeben sollte man sich der Möglichkeit von Nachbeben bewusst sein“, heißt es in einer Mitteilung des Hawaii County Civil Defense. „Wenn das Erdbeben in Ihrem Gebiet stark zu spüren war, überprüfen Sie bitte alle Schäden, einschließlich, aber nicht beschränkt auf bauliche Schäden und Schäden an Gas-, Wasser- und Stromversorgungseinrichtungen.“

Das USGS Hawaiian Volcano Observatory schrieb in einer Informationserklärung, dass „es nicht bekannt ist, ob diese Ereignisse durch vulkanische oder intrusive Aktivität auf dem Kamaʻehuakanaloa verursacht wurden“, aber das Ereignis hatte keine offensichtlichen Auswirkungen auf die Vulkane Kīlauea oder Mauna Loa.

Beim Kamaʻehuakanaloa handelt es sich um einen aktiven Unterwasservulkan, der irgendwann Big Island vergrößern wird und vielleicht auch die beiden Vulkane Kīlauea oder Mauna Loa ablösen wird. Bis jetzt befindet sich sein Gipfel allerdings noch in einer Wassertiefe von 975 m.

Zusammenfassung:

  • Vor der Südküste von Big Island Hawaii ereignete sich ein moderates Erdbeben Ml 4,4.
  • Das Beben manifestierte sich unter der Südflanke des Unterwasservulkans Kama’ehuakanaloa.
  • Es ist unklar, ob es ein tektonisches oder magmatisch-bedingtes Erdbeben war.

Weitere Erdbeben-Meldungen

Türkei: Erdbeben Ml 4,6

Datum 27.03.23 | Zeit: 14:35:16 UTC | 38.07 N ; 36.51 E | Tiefe: 5 km | Ml 4,6

Die zentralanatolische Erdbebenregion wurde von einem weiteren Erdbeben Ml 4,6 heimgesucht. Das Hypozentrum lag nur 5 km tief. Das Epizentrum wurde 6 km nördlich von Göksun festgestellt. Dem EMSC liegen Wahrnehmungs-Meldungen vor. Immer noch gibt es recht viele Nachbeben.


Schweiz: Erschütterung Ml 2,9

Datum 27.03.23 | Zeit: 17:21:15 UTC | 47.37 N ; 6.91 E | Tiefe: 7 km | Ml 2,9

Heute Abend gab es in der Grenzregion von Schweiz, Frankreich und Deutschland ein weiteres Erdbeben. Es hatte eine Magnitude von 2,9 und einen Erdbebenherd in 7 km Tiefe. Das Epizentrum wurde 13 km südlich von Audincourt (Frankreich) verortet. es handelt sich um ein Nachbeben des stärkeren Erdbebens Ml 4,4 vom 22. März.

Erdbeben-News 26.03.23: Island

Schwarmbeben am Rand der Katla

Datum 24.03.23 | Zeit: 22:33:35 UTC | 63.956 ; -19.381 | Tiefe: 6,1 km | Ml 2,3

Gestern kam es unter Katla und Myrdalsjökull zu einem kleinen Schwarmbeben. Die Beben verteilten sich auf zwei Areale. Eines lag im Südwesten der Caldera, ein weiteres am Nordwestrand des Gletschers. Die meisten Erschütterungen hatten sehr schwache Magnituden und lagen im Bereich der Mikroseismizität. Insgesamt wurden im Einzugsbereich des Myrdalsjökull innerhalb von 2 Tagen 29 Erdbeben festgestellt. Der stärkste Erdstoß brachte es auf M 2,3 und hatte ein Hypozentrum in 6,1 km Tiefe. Das Epizentrum wurde 13.1 km nordwestlich von Álftavatn verortet.

Der Ursprung der Beben ist nicht zweifelsfrei geklärt. Sie könnten rein tektonischer Art sein oder im Zusammenhang mit einer Magmenintrusion stehen, wobei es möglich ist, dass aufsteigendes Magma Störungszonen aktiviert und somit tektonische Erdbeben auslöst. Besonders die flach gelegene Erschütterungen am Gletscherrand könnten durch Eisbruch ausgelöst worden sein. Die GPS-Daten im Bereich der Katla sind unauffällig, sodass es keine Indizien für eine stärkere Inflation gibt. Dass die Beben einen unmittelbar bevorstehenden Vulkanausbruch ankündigen ist unwahrscheinlich. Statistisch gesehen ist eine Eruption der Katla überfällig, doch das scheint den Vulkan nicht weiter zu stören. Vor einem Vulkanausbruch würde man wochenlang anhaltende Erdbebenschwärme erwarten, bei denen es täglich zu Hunderten Erdbeben kommt.

Auch in anderen Bereichen von Island kam es zu weiteren Erdbeben. So zeigen die Erdbebenlisten von IMO für die letzten 48 Stunden 167 Erschütterungen an. Zu Erdbeben kam es in der Region Selfoss, auf der Reykjanes-Halbinsel in Zentralisland und an der Nordküste. Im Bereich der Tjörnes-Fracture-Zone wurden 15 Erschütterungen detektiert. Im Bereich des Askja-Herudbreid-Systems ereigneten sich vergleichsweise wenige Erdbeben. Dafür hält die Bodenhebung an der Messstation OLAC weiter an und beträgt fast 53 cm. Auch wenn es im Moment keine weiteren Anzeichen einer unmittelbar bevorstehenden Eruption gibt, bleibt die Situation spannend.

Beim Myrdalsjökull handelt es sich übrigens um den 4. größten Gletscher auf Island. Der Plateaugletscher bedeckt eine Fläche von fast 600 Quadratkilometern. Unter dem Gletscher liegt die gut 100 Quadratkilometer große Katla-Caldera.

Zusammenfassung:

  • Im Bereich der Katla und des Myrdalsjökull gab es Schwarmbeben.
  • Ein Cluster lag innerhalb der Caldera, ein weiterer am Nordwestrand des Gletschers.
  • Auch in anderen Regionen Islands gab es schwache Erdbeben.

Erdbeben-News 24.03.23: Schwarmbeben

Heute gibt es gleich 2 Schwarmbeben in vulkanisch aktiven Regionen. Sie finden sich in Süditalien und auf Island. Konkret ist die Rede von einem Schwarm in der italienischen Caldera Campi Flegrei und auf der isländischen Reykjanes-Halbinsel.

Reykjanes: Schwarmbeben bei Bláfjallaskáli

Der seismische Schwarm bei Bláfjallaskáli setzte am Mittwochabend ein, als erste Erschütterungen registriert wurden. Im Laufe der Nacht steigerte sich die Erdbebentätigkeit und bis heute Nachmittag wurden im Bereich der Reykjanes-Halbinsel 151 Erdbeben registriert. In der Region Bláfjallaskáli gab es zwar die meisten Beben, doch einige manifestierten sich auch in anderen Lokationen der Halbinsel. Laut IMO hatten 22 Beben Magnituden im 2er-Bereich. Der stärkste Erdstoß brachte es auf Md 2,8 und hatte ein Hypozentrum in 5,8 km Tiefe. Die Erdbeben sind wahrscheinlich tektonischer Natur. Es ist nicht auszuschließen, dass die Beben zumindest indirekt mit Magmenaufstieg assoziiert sind. Doch bevor man hier über einen bevorstehenden Vulkanausbruch spekulieren kann, müsste die Aktivität wochenlang anhalten und noch stärker werden.

Bláfjallaskáli ist ein Wintersportgebiet am BláfjöllVulkansystem, dass sich in einem der 5 großen Spaltensysteme von Reykjanes befindet. Hierbei handelt es sich um das Brennisteinsfjöll- System. Zum Bláfjöll-Vulkansystem gehört auch die Lavahöhle, die als begehbare Magmakammer des Vulkans Thrihnukagigur beworben wird. Die Beben dürften den Betreiber des Betriebs nicht erfreuen.

Auch an anderen Stellen auf Island kam es zu weiteren Erdbeben. Hervorheben möchte ich einige Erschütterungen, die sich unter dem Gletschervulkan Katla ereigneten. Hier gab es in den letzten 2 Tagen 17 schwache Beben. Eine Handvoll Erdbeben gab es auch im Bereich des Askja-Herdubreid-Systems. Doch hier ist eher ein Rückgang der seismischen Aktivität festzustellen als eine Aktivitätssteigerung.


Campi Flegrei mit Schwarmbeben

Unter der süditalienischen Caldera gab (und gibt) es ein Schwarmbeben, das heute 24 Einzelerschütterungen erzeugte. Das stärkste Beben brachte es auf eine Magnitude von 2,6. Es hatte ein Hypozentrum in 2,4 km Tiefe und ein Epizentrum, das ein wenig östlich des Kraterandes der Solfatara lag. Die Bodenhebung hält unvermindert an.

Im letzten Bulletin hieß es, dass sich der Boden seit 2011 bis jetzt um 1 Meter hob. Die restlichen geophysikalischen Parameter lagen im Bereich dessen, was man mittlerweile gewöhnt ist.

Zusammenfassung:

  • Im isländischen Vulkangebiet von Bláfjöll kommt es zu einem Schwarmbeben.
  • Bis jetzt wurden gut 150 Beben in dem Areal registriert.
  • Einen Erdbebenschwarm gibt es auch unter dem italienischen Calderavulkan Campi Flegrei.
  • Hier wurden 24 Beben festgestellt.

Erdbeben-News 23.03.23

Wie so häufig um die Neumondtage herum ist auch diesmal die globale Erdbebentätigkeit etwas gesteigert. Die Steigerung manifestiert sich in besonders vielen Erdbeben mit Magnituden im 4er und 5er Bereich.

Tadschikistan: Erdbeben Mb 5,8

Datum 22.03.23 | Zeit: 20:07:45 UTC | 39.47 N ; 70.00 E | Tiefe: 10 km | Mb 5,8

Im Grenzgebiet von Tadschikistan und Kirgisistan bebte es gestern Abend mit einer Raumwellen-Magnitude von 5,8. Der Erdbebenherd wurde in 10 km Tiefe ausgemacht. Das Epizentrum lag 58 km südöstlich von Isfana, einer Stadt in Kirgisistan. Beim EMSC liegen Wahrnehmungsmeldungen vor. Demnach war das Beben in einem großen Umkreis zu spüren gewesen und es entstanden leichte Sachschäden. Bilder zeigen eingestürzte Mauern und Gebäuderisse.

Es kam zu einigen Nachbeben. Betrachtet man die Shakemap, dann erkennt man, dass es in der Region in den letzten Tagen häufiger bebte. Unter diesen Beben ist auch das stärkste Erdbeben der letzten Tage zu finden, dass sich vorgestern in Afghanistan ereignete und eine Magnitude von 6,5 hatte.

Ähnlich wie Afghanistan, so ist auch das benachbarte Tadschikistan von wilden Bergregionen geprägt. Das dominierende Gebirge ist das Fan-Gebirge, dessen Orogenese mit den anderen Gebirgszügen der Region verknüpft ist und durch die Kollision der Indischen Platte mit der Eurasischen Platte zustande kam. Die Erdbeben zeugen davon, dass die Orogenese immer noch nicht abgeschlossen ist. So drückt die Indische Platte weiterhin gegen die Eurasische. Die Plattenkollision lässt die Gebirge um das Himalaya weiter wachsen.

Das Fan-Gebirge gehört zur geomorphologischen Einheit des Becken-Kollisionssystems von Hindukusch-Pamir-Tadschik, dessen nördliche tektonische Begrenzung von der Darvaz-Störung gebildet wird. Der aktuelle Erdstoß manifestierte sich im Einzugsgebiet dieses Störungssystems. Bei der Darvaz-Störung handelt es sich um eine sinistrale Blattverschiebung, an der die Gesteinsplatten mit einer Rate von ca. 10 mm im Jahr aneinander vorbei gleiten.


Australien: Erdbeben Mb 4,9

Datum 22.03.23 | Zeit: 23:23:09 UTC | 32.80 S ; 139.56 E | Tiefe: 10 km | Mb 4,9

Im Süden Australiens kam es zu einem Erdstoß der Magnitude 4,9. Das Hypozentrum befand sich in 10 km Tiefe. Das Epizentrum wurde 70 km ost-nordöstlich von Peterborough verortet. Das Beben wurde von Anwohnern der Region deutlich gespürt. Erdbeben auf dem alten Kontinent Australien sind relativ selten.


Albanien : Erdstoß Mb 4,9

Datum 23.03.23 | Zeit: 01:43:20 UTC | 40.47 N ; 20.68 E | Tiefe: 7 km | Mb 4,9

Albanien wurde von einem Beben der Stärke 4,9 erschüttert. Der Erdbebenherd befand sich in nur 7 km Tiefe, weswegen das Beben als stärker wahrgenommen wurde, als man nur anhand der Magnitude vermuten würde. Das Epizentrum lag 19 km süd-südwestlich von Korçë. Es gab mehrere Nachbeben.


Türkei: Erdbeben Mb 4,9

Datum 23.03.23 | Zeit: 09:19:52 UTC | 38.01 N ; 36.44 E | Tiefe: 10 km | Mb 4,9

In der türkischen Erdbebenregion im Südosten der ostantolischen Verwerfung gab es wieder mehrere Nachbeben. Das Stärkste brachte es auf Mb 4,9 und hatte eine Herdtiefe von 10 km. Das Epizentrum wurde 5 km west-südwestlich von Göksun lokalisiert. Außerdem gab es in der von Naturkatastrophen gebeutelten Region weitere starke Überschwemmungen.


Schweiz: Erdstoß Mb 4,4

Datum 22.03.23 | Zeit: 14:50:34 UTC | 47.38 N ; 6.91 E | Tiefe: 14 km | Mb 4,4

Im Dreiländereck Schweiz, Frankreich und Deutschland kam es gestern zu einem spürbaren Erdstoß mit der Magnitude 4,4. Das Hypozentrum befand sich in 14 km Tiefe. Das Epizentrum wurde 12 km süd-südöstlich von Audincourt (Frankreich) verortet.

Erdbeben-News 22.03.23: Argentinien

Erdbeben Mw 6,4 in Argentinien

Datum 22.03.23 | Zeit: 6:00:33 UTC | 23.56 S ; 66.64 W | Tiefe: 220 km | Mw 6,4

In der nordwestlichen Andenregion Argentiniens bebte es heute Nachmittag mit einer Magnitude von 6,4. Das Hypozentrum lag in der großen Tiefe von 220 km und damit bereits im oberen Erdmantel. Das Epizentrum wurde 80 km nordwestlich von San Antonio de los Cobres festgestellt. Dem EMESC liegen Wahrnehmungsmeldungen aus einem großen Umkreis um das Epizentrum vor. Meldungen über Schäden und mögliche Opfer liegen noch nicht vor.

Das Beben ereignete sich in der Region Jujuy, die an Bolivien und die chilenische Wüste Atacama grenzt. Die Atacama-Region ist für ihre Vulkane bekannt. Folglich könnte sich das Beben auch auf die Feuerberge auswirken. Der Lascar ist einer der aktiven Vulkane in Chile und er reagierte erst Ende letzten Jahres auf einen Erdstoß, der sich allerdings in nur 50 km Entfernung vom Vulkan zutrug. Das aktuelle Epizentrum ist viermal soweit entfernt. Dennoch ist es nicht ausgeschlossen, dass der Lascar auf das Erdbeben reagieren wird.

Das Erdbeben ereignete sich auf dem Hochplateau der Puna, das zum Altiplano-Puna-Komplex gehört. Die Puna ist die höchst gelegene Hochebene Argentiniens. Hier gibt es Salare, in denen Lithium gewonnen wird. Auf Satellitenaufnahmen sehen die rechteckigen Verdunstungsbecken außerirdisch aus. Unnötig zu erwähnen, dass die Lithiumgewinnung nicht besonders gut für das empfindliche Ökosystem eines Salars ist.

Tektonisch gesehen ist der Altiplano-Puna-Komplex sehr stabil: die kontinentale Kruste zählt hier mit 70 km Mächtigkeit zum dicksten Erdkrustensegment der Welt. Die meisten größeren Störungszonen sind von Ignimbriten bedeckt, die bis zu 10 Millionen Jahre alt sind. So wird sich das starke Erdbeben heute nicht an einer dieser Störungszonen ereignet haben. Die Tiefe des Hypozentrums liefert aber den Hinweis, dass sich der Erdstoß an einem Stück subduzierter Ozeankruste ereignete. Es gelangte am Chilegraben vor der Küste Südamerikas in den Erdmantel.

Auffällig ist, dass die gesamte Region westlich des heutigen Bebens seismisch sehr aktiv geworden ist. Gut möglich, dass wir hier demnächst weitere starke Erdbeben und Vulkanausbrüche erleben werden.


Weitere Erdbebenmeldungen:

Japan: Erdbeben Mw 5,6 vor Honshu

Vor der Nordostküste der japanischen Insel Honshu ereignete sich ein Erdbeben der Magnitude 5,6. In einer Tiefe von 23 km wurde der Erdbebenherd ausgemacht. Das Epizentrum wurde 118 km ost-nordöstlich von Iwaizumi lokalisiert.


Kermadec: Erdbeben Mw 5,5

Datum 22.03.23 | Zeit: 14:16:46 UTC | 30.29 S ; 177.21 W | Tiefe: 10 km | Mb 5,5

Bei den neuseeländischen Kermadec-Inseln bebte es mit einer Magnitude von 5,5. Das Hypozentrum lag 10 km tief. Das Epizentrum wurde 912 km nördlich von Hicks Bay verortet. Erst vor wenigen Tagen gab es in der Region ein stärkeres Erdbeben.


Iran: Erdbeben Mb 5,1 im Norden

Datum 22.03.23 | Zeit: 10:38:47 UTC | 37.21 N ; 54.74 E | Tiefe: 10 km | Mb 5,5

Im Nordiran gab es ein weiteres Erdbeben. Es hatte eine Raumwellen-Magnitude von 5,1 und einen Erdbebenherd in 10 km Tiefe. Das Epizentrum befand sich 38 km west-südwestlich von Gonbad-e Kāvūs. Dem EMSC liegen Wahrnehmungsmeldungen vor.

Erdbeben-Update 21.03.23: Afghanistan

Erdbeben Mw 6,5 erschüttert Afghanistan

Datum 21.03.23 | Zeit: 16:47:24 UTC |36.55 N ; 71.03 E | Tiefe: 194 km | Mw 6,5

Die afghanische Hindukusch-Region wurde heute Nachmittag von einem Erdbeben der Moment-Magnitude 6,5 erschüttert. Lokale Erdbebenwarten kamen auf Ml 6,7. Das Hypozentrum lag in einer Tiefe von 194 km und damit bereits im Erdmantel. Das Epizentrum wurde 47 km west-südwestlich von Ashkāsham festgestellt. Das Beben war in einem großen Umkreis zu spüren gewesen. Berichte über Schäden und über eventuelle Opfer liegen noch nicht vor.

Von der Magnitude her war das Beben so stark, dass man mit großen Schäden rechnen muss, besonders in einem Land wie Afghanistan, in dem viele Gebäude marode sind und bereits deutlich schwächere Erdbeben große Zerstörungen anrichten. Aufgrund der großen Tiefe des Hypozentrums könnten die Wirkungen an der Erdoberfläche aber deutlich geringer ausfallen, als man anhand der Magnitude annehmen würde.

Update: Inzwischen sind weitere Details zu den Folgen des Erdbebens bekannt geworden: Der Erdstoß war nicht nur in Afghanistan zu spüren gewesen, sondern auch im Nachbarland Pakistan. Wahrnehmungsmeldungen liegen auch aus Indien vor. Wie vermutet gab es Schäden an der Infrastruktur. Auch diese beschränkten sich nicht auf Afghanistans Südosten, sondern trafen auch Pakistan, wo mindestens 9 Menschen starben und 40 Personen verletzt wurden. In Afghanistan wurden gut 100 Personen im Krankenhaus behandelt, die infolge der Erschütterung einen Schock erlitten.

Großtektonisch betrachtet zeichnet sich die Kollision des indischen Subkontinents mit der Eurasischen Platte verantwortlich für die Erdbeben in der Hindukusch-Pamir-Region. Aufgrund der Plattenkollision falteten sich dort mehrere Gebirge auf, von denen der Himalaya das bekannteste ist. Es bildeten sich zahlreiche Störungszonen, von denen viele Blattverschiebungen sind. Der aktuelle Erdstoß manifestierte sich im Bereich der dextralen Herat-Störung, die im Norden des Gebirges einen Bogen beschreibt und die Grenze zwischen Hindukusch und Pamir beschreibt. Sie geht in die Kahrakatom-Störungszone über.