Vulkan-News 15.10.22: Stromboli

Stromboli mit Lavaspattering

Staat: Italien | Koordinaten: 38.79; 15.21 | Eruption: Lavaspattering

Der Stromboli zeigt sich seit gestern wieder ruhiger, auch wenn es auf dem Thermalbild des INGVs noch eine Wärmeanomalie zu sehen gibt. Sie stammt überwiegend von den Resten der Lavaströme der letzten Tage. Im oberen Bereich der Sciara del Fuoco könnte aber auch noch etwas frische Schmelze unterwegs sein. Auffällig sind aber 2 Dinge: neben der normalen strombolianischen Tätigkeit gibt es Lavaspattering aus dem Nordschlot, der in den letzten Wochen durch erhöhte Aktivität glänzte. Der Tremor bewegt sich auf einem höheren Niveau, als vor der Phase mit der Lavastrom-Tätigkeit. Daher könnte es sein, dass Stromboli nur neue Kraft schöpft, bevor er uns mit weiteren Lavaströmen, oder sogar mit Paroxysmen fasziniert.


Sakurajima mit Eruptionen

Staat: Japan | Koordinaten: 31.581, 130.659 | Eruption: Explosiv

Heute zeigte sich der Sakurajima wieder besonders munter und legte eine Eruptionsserie hin, die beim VAAC eine Flut von 7 VONA-Warnungen auslöste. Vulkanasche stieg bis auf 3700 m auf und driftete in Richtung Südosten. Auf einem Sentinel-Bild vom 13. Oktober ist eine Aschewolke zu sehen gewesen. Aufnahmen vom Monatsanfang enthüllten eine thermische Anomalie im Minamidake. Das Video unten zeigt eine Eruption von heute.


Ebeko eruptiert Aschewolken

Staat: Russland | Koordinaten: 50.68, 156.01 | Eruption: Ascheeruption

Ähnlich verhält es sich am Kurilenvulkan Ebeko. Er liegt auf der Insel Paramushir und eruptierte gestern Aschewolken, die bis zu 4000 m hoch aufstiegen Er liegt nicht weit von der Vulkaninsel Alaid entfernt, der ebenfalls sehr aktiv ist.

Vulkan-News 14.10.22: Alaid

Alaid eruptiert Vulkanasche

Staat: Russland | Koordinaten: 50.85 ,155.55 | Eruption: Ascheeruption

Der Kurilen-Vulkan Alaid spie heute Morgen eine Aschewolke aus, die bis auf einer Höhe von 4800 m aufstieg und in Richtung Osten driftete. Die Wolke bereitete sich auf einer Länge von 110 km aus und stellte eine Gefahr für tieffliegende Flugzeuge dar. Gestern emittierte der Vulkan eine sehr hohe thermische Strahlung mit 1112 MW Leistung, was auf eine größere Menge Lava hindeutet, die an der Oberfläche unterwegs ist. Das letzte wolkenfreie Sentinel-Foto ist eine Woche alt. Darauf ist eine thermische Anomalie zu erkennen, die den Verlauf eines schmalen Lavastroms auf der Südflanke des Vulkans markiert. Die Vermutung liegt nahe, dass der Lavastrom nun größer geworden ist. Es könnte auch eine größere Lava-Ansammlung im Krater vorhanden sein.

Alaid ist ein entlegener Inselvulkan, der vor der Südspitze Kamtschatkas liegt. Augenzeugenberichte aus dieser Gegend sind dünn gesät.


Fuego mit Lahar

Staat: Guatemala | Koordinaten: 14.47, -90.88 | Eruption: Ejektiv

Anhaltende Regenfälle triggerten gestern einen Lahar, der durch die Trinidad-Schlucht floss. Das Regenwasser mobilisierte Vulkanasche, die sich auf den Vulkanflanken befand. Darüber hinaus ist der Vulkan explosiv tätig und erzeugt stündlich zwischen 5 und 9 Eruptionen. Asche steigt bis auf einer Höhe von 4800 m auf. Inzwischen ist das Wetter besser geworden und auf unserer Livecam konnte man eine der Aschewolken sehen, die sich mit einer Dampfwolke mischte. MIROVA zeigt eine moderate Thermalstrahlung mit 30 MW Leistung an. Es würde mich nicht wundern, wenn wir bald wieder einen Lavastrom am Fuego sehen würden.


Taal mit kleiner Aschewolke

Staat: Philippinen | Lokation: 14.002; 120.99 | Eruption: Fumarolisch

Das VAAC Tokio brachte heute 2 VONA-Warnungen zum Taal Vulkan heraus. Demnach stiegen von Volcano Island kleine Aschewolken auf, die eine Höhe von 600 m erreichten. Sie könnten von phreatischen Explosionen stammen. Die Asche wurde nicht via Satellit detektiert, sondern es wurden Informationen von Beobachtern am Boden verarbeitet. Es ist auch möglich, dass es sich um remobilisierte Asche handelt. PHILVOLCS veröffentlichte bis jetzt kein Statement dazu. Die geophysikalischen Parameter vom heutigen Bulletin geben keine Hinweise auf ungewöhnliche Vorkommnisse, sieht man einmal davon ab, dass die Werte seit Monaten sowieso erhöht sind. Es wurden 6 vulkanisch bedingte Erdbeben registriert. Der Schwefeldioxid-Ausstoß lag bei 3882 Tonnen am Tag. Es stieg eine 1200 m hoch Dampfwolke auf und im Kratersee wurde Upwelling beobachtet, dass sich in Form eine vertikalen Strömung durch aufsteigende Gase und Fluide äußerte.

Vulkan-News 13.10.22: Erta Alé

Hornito im Nordkrater des Vulkans Erta Alé

Vom Erta Alé in Äthiopien gibt es eine gute und einen schlechte Nachricht. Zuerst die Gute: Im Nordkrater bildeten sich zwei Hornitos, von denen einer relativ nahe am Kraterrand steht. Von dort aus kann man in den Schlot Blicken und sieht Rotglut. Der äthiopische Vulkanführer Seifegebreil Shifferaw besuchte den Vulkan vor wenigen Tagen und brachte die Fotos mit. Der Hornito entstand innerhalb kurzer Zeit durch Lavaspattering. Die schlechte Nachricht betrifft den Lavasee im Südkrater: Der Reiseführer fand ihn gedeckelt vor, soll heißen, dass man den Lavasee nicht mehr sieht, obwohl er wahrscheinlich unter der Erstarrungskruste weiter brodelt. Da es sich um ein dynamisches System handelt, kann sich die Situation schnell wieder ändern, so dass man den Lavasee bald wieder sehen könnte. Auf Sentinel-Fotos bis zum 10. Oktober sind noch 2 schwache Anomalien im Südkrater zu erkennen. Sie sind in den letzten Wochen aber immer kleiner geworden.

By the way, wer an einer Tour zum Erta Alé interessiert ist, kann sich via FB an Seifegebreil wenden. Er führt regelmäßig Touren dorthin.
Beim Erta Alé handelt es sich um eine flachen Schildvulkan, der sich nur 613 m über dem Meeresspiegel erhebt. Seine Basis liegt tatsächlich unter dem Meeresspiegel, denn er erhebt sich aus der Danakil Depression, deren Boden zum größten Teil unter dem Meeresspiegel liegt. Er ist einer der aktivsten Vulkane des Ostafrikanischen Riftvalleys. Jahrzehnte lang brodelte in seinem Südkrater ein Lavasee, der im Jahr 2017 auslief, als er zunächst überlief und den Calderaboden flutete. Später lief der Lavasee unterirdisch ab und erzeugte einen Lavastrom auf der Ostflanke des Vulkans. Erst im Januar 2022 konnte sich wieder ein kleiner Lavasee etablieren, der nun entweder wieder verschwunden oder gedeckelt ist.


Mauna Loa: Erdbeben Aktivität hoch

Staat: USA | Lokation: 19.47, -155.59| EruptionSeismik

Am Mauna Loa auf Hawaii bleiben Erdbebenaktivität und Inflation erhöht. Gestern wurden 65 schwache Erdbeben unter dem Gipfelbereich des Vulkans detektiert. Der Magmenkörper unter dem Vulkan füllt sich weiter. Bis jetzt lässt sich noch kein unmittelbar bevorstehender Vulkanausbruch prognostizieren, aber wie heißt es noch so schön? Mühsam ernährt sich das Eichhörnchen!


Sangay ist heiß

Staat: Ecuador | Koordinaten: -2.00, -78.34 | Eruption: Vulcanianisch

Der ecuadorianische Feuerberg Sangay bleibt heiß, sehr heiß sogar: heute wird eine Thermalstrahlung mit 455 MW Leistung detektiert. Sie zeugt von einem Lavastrom auf der Flanke des Feuerbergs. Außerdem ist der Sangay explosiv tätig und fördert Aschewolken bis auf einer Höhe von 6700 m. Der Wind verfrachtet die Asche in Richtung Westen. Das IGPN meldete in den letzten 24 Stunden 804 seismische Explosionssignale. Der Schwefeldioxid-Ausstoß lag bei 504 Tonnen.


Stromboli macht weiter

Staat: Italien | Koordinaten: 38.79; 15.21 | Eruption: Strombolianisch

Der Stromboli war auch heute Morgen noch ungewöhnlich aktiv und förderte einen Lavastrom, der im oberen Bereich der Sciara del Fuoco aktiv war. Zu erkennen war das Phänomen auf der ThermalCam des INGVs. Der Tremor ist einstweilen weiter gefallen und hat moderate Werte im „orangenen“ Bereich angenommen. Gestern wurde noch eine moderate Thermalstrahlung mit 46 MW Leistung detektiert.

Vulkan Bulusan am 13.10.22

Staat: Philippinen | Koordinaten: 12.77; 124.05 | Eruption: Seismik

Zunahme von Seismizität und Inflation

Seit dem 11. Oktober registrierte das Seismische Netzwerk von PHILVOLCS eine deutliche Aktivitätszunahme unter dem Vulkan Bulusan. Im Tagesverlauf wurden 126 vulkanotektonische Erdbeben registriert, die durch Gesteinsbruch infolge von Fluidbewegungen entstanden. Außerdem verstärkte sich die Inflation des Vulkangebäudes, die im April dieses Jahres begann. Damit einher ging eine erhöhter Kohlendioxid-Konzentration, die in Quellen im Südosten des Vulkans gemessen wurden. Anwohner meldeten am 10. und 11. Oktober intensiven Schwefelgeruch. Dampf stieg aus 2 Schloten auf. All diese Phänomene deuten auf eine Zunahme der Aktivität im Hydrothermalsystem des Vulkans hin, die sehr wahrscheinlich von aufsteigendem Magma getriggert wird.

Erhöhung der Alarmstufe am Bulusan

Aufgrund der beschriebenen Phänomene, gab PHILVOLCS gestern bekannt, dass der Alarmstatus am Bulsan von „0“ auf Alarmstufe „1“ erhöht wird. Die Erhöhung der Alarmstufe bedeutet, dass sich der Vulkan derzeit in einem Zustand geringer Unruhe befindet. Es wird daran erinnert, dass das Betreten der permanenten Gefahrenzone mit einem Radius von vier Kilometern strengstens untersagt ist und dass in der erweiterten Gefahrenzone im südöstlichen Sektor mit einem Radius von zwei Kilometern Wachsamkeit geboten ist: es besteht die Gefahr plötzlicher  phreatischer Eruptionen. Die Zivilluftfahrtbehörden müssen auch den Piloten raten, Flüge in der Nähe des Vulkangipfels zu vermeiden, da die Asche eines plötzlichen phreatischen Ausbruchs für Flugzeuge gefährlich sein kann. Darüber hinaus sollten die Menschen, die in Tälern und entlang von Fluss-/Bachkanälen leben, insbesondere im südöstlichen, südwestlichen und nordwestlichen Sektor des Vulkans, im Falle starker und lang anhaltender Regenfälle im Falle eines phreatischen Ausbruchs auf sedimenthaltige Strömungen und Lahare gefasst sein. (Quelle PHILVOLCS)

Über den Bulusan

Beim Bulusan handelt es sich um einen 1535 m hohen Stratovulkan an der Südspitze der philippinischen Insel Luzon. Typisch für den Bulusan sind die erwähnten phreatischen Explosionen. Bei stärkerer Aktivität können vulcanianische Eruptionen entstehen. Im Jahr 2017 gab es eine Eruption mit einem VEI 1. Seitdem wurden mehrere Inflationszyklen beobachtet.

Vulkan-News 12.10.22: Nyiragongo

Seismik am Nyiragongo

Staat: DRK | Koordinaten:-1.52, 29.25 | EruptionLavasee

Das Vulkanologische Observatorium in Goma bringt nun auch ein Bulletin heraus und berichtet regelmäßiger über die Aktivität der Vulkane Nyamuragira und Nyiragongo. Letzterer zeigt seit dem großen Ausbruch im Mai 2021 wieder Anzeichen dafür, dass die Aktivität in den Krater zurückkehrt. Obwohl sich noch kein neuer Lavasee etablieren konnte, zeigen Sentinel-Aufnahmen kleinere thermische Anomalien im Schlotbereich des Kraters. Auf den letzten Bildern war eine große Wolke zu erkennen gewesen, bei der es sich um eine vulkanische bedingte Dampfwolke handeln könnte. Das OVG veröffentlichte Daten zu den geophysikalischen Parametern und beschrieb, dass sich die meiste Seismizität entlang einer Bruchlinie ereignet, die sich zwischen den beiden Virunga-Vulkanen erstreckt. Viele dieser langperiodischen Beben liegen näher am Nyamuragira als am Nyiragongo. Es manifestierten sich auch tektonische Erdbeben im Bereich des Kivu-Sees. Das Stärkste hatte eine Magnitude von 3,8 und ein Hypozentrum in 10 km Tiefe. Wir erinnern uns: Im Zuge der Eruption im letzten Jahr drangen Magmatische Gänge bis weit unter den See vor.

Im Bericht der Vulkanologen heißt es, dass die Rissöffnung auf der Südseite des Nyiragongos komprimiert wurden. Der Kohlendioxid-Ausstoß stieg, während der Schwefeldioxid-Flux konstant blieb. Es könnte sich also Magma in der Tiefe sammeln und langsam aufsteigen. Der Alarmstatus steht auf „gelb“.

Während man am Nyiragongo keine größeren thermischen Anomalien sehen konnte, sah es am benachbarten Nyamuragira Ende September anders aus. Dort enthüllten Satellitenaufnahmen eine moderate Anomalie im Calderabereich, die auf Lava an der Oberfläche schließen ließ. Visuelle Beobachtungen sind nach wie vor selten, da sie nur unter Einsatz des Lebens erfolgen können, denn die Berghänge sind fest in der Hand schießwütiger Rebellen. Zugang zum Krater ist nur per Helikopter möglich.

Vulkan Stromboli am 12.10.22

Staat: Italien | Koordinaten: 38.79; 15.21 | Eruption: Lavastrom

Abendlicher Lavastrom am Stromboli

Das letzte eindeutige Lebenszeichen vom Stromboli, bzw. Anzeichen erhöhter Aktivität, konnte ich gestern Abend per LiveCam beobachten, als ein Lavastrom abging, der im oberen Bereich der Sciara del Fuoco unterwegs war. Die Aktivität ging mit Lavaspattering aus dem bekannten Nordschlot einher. Um diesen hat sich ein neuer Kegel aus Schweißschlacke aufgebaut, der die Bresche in der Kraterwand stopft. Der Lavastrom floss aus einer Öffnung an der Kegelbasis. Unser FB-Gruppen-Admin Mike machte mich auf eine Videosequenz eines Drohnenvideos aufmerksam, in der man sieht, wie eine Asche-Dampf-Wolke aus einer neuen Öffnung auf der Sciara del Fuoco entweicht. Zuerst dachte ich an das Ende einer Tube, aber es sieht so aus, als würde sie etwas seitlich der Ablaufrinne liegen. Das Video lässt sich leider nicht teilen. Heute Vormittag sieht man keine Rotglut am Krater, aber dafür steigen Asche-Dampf-Wolken von der Sciara auf. Sie lassen Rückschlüsse zu, dass dort noch ein Lavastrom aktiv ist.

Neuer Wochenbericht des INGVs

Das INGV brachte gestern den neuen Wochenbericht heraus, in dem auch die Aktivität vom Sonntag beschrieben wird, als es zum bislang größten Pyroklastischen Strom der aktuellen Eruptionsphase kam. Das Interessanteste an dem Bericht ist jedoch, dass es praktisch keine signifikant veränderten geophysikalischen Parameter gab, die auf eine bevorstehende Aktivitätssteigerung hindeuteten. Es gab lediglich 2 kurze Phasen mit leicht erhöhter Bodenhebung, unmittelbar bevor die Lavaströme zu fließen begannen. Diese manifestierten sich am 4. Oktober, als sich die Vulkanflanke um 0,1-0,2 µrad versteilte und am 9. Oktober, als es eine Versteilung von 0,05 µrad gab. Direkt vor den Eruptionen nahm dann auch die Tremor-Amplitude zu. Diese Prozesse ereigneten sich nicht früh genug vor den Eruptionen, damit man noch eine sinnvolle Vorwarnzeit gehabt hätte. Die Eruptionen kamen also überraschend. Oder doch nicht? Ein recht zuverlässiger Indikator für eine Aktivitätssteigerung ist meiner Meinung nach das Lavaspattering, dass fast immer Lavastrom-Aktivität, oder Paroxysmen ankündigt. Tatsächlich gab es im Frühjahr einen Peak im Gasflux, als besonders viel Kohlendioxid ausgestoßen wurde. Zudem gesellten sich vermehrt tiefe Erdbeben im Tyrrhenischen Meer, auf die ich bereits häufiger aufmerksam geworden bin. Sie ereignen sich ebenfalls meistens Monate vor einem besonderen Vulkanausbruch auf Stromboli.

Grimsvötn mit Gletscherlauf am 11.10.22

Kleiner Gletscherlauf am Grimsvötn

Gestern gab es erste Anzeichen für einen sich anbahnenden Gletscherlauf unter dem isländischen Grimsvötn-Vulkan. Der subglaziale Feuerberg liegt unter dem größten Gletscher Vatnajökull.  Durch die geothermale Wärme des Grimsvötn schmilzt das Gletschereis und Schmelzwasser sammelt sich in 2 Kavernen unter dem Eis an, wo sie praktisch subglaziale Schmelzwasserseen bilden. Einer dieser Seen scheint seine Eisbarriere gebrochen zu haben und läuft nun aus. Dabei fließt das Schmelzwasser zunächst unter dem Eis ab und bricht nach einigen Tagen aus dem Vatnajökull hervor, wo es im Flusssystem der Skafta zu Hochwasser führt. Aktuell sank die Eisdecke über dem subglazialen See bereits um fast 4 m ab und die Leitfähigkeit des Wassers im Fluss Skafta ist erhöht. Der Flusspegel steigt leicht.

Bei großen Gletscherläufen kann sich das Hochwasser katastrophal auswirken, doch diesmal erwartet man ehr einen kleineren Gletscherlauf. Der letzte seiner Art manifestierte sich im September letzten Jahres. Damals fürchtete man, dass die Druckentlastung durch das ablaufende Schmelzwasser eine Eruptions des Grimsvötn-Vulkans auslösen könnte. Ähnliches gilt jetzt, doch aufgrund der vergleichsweise geringen Menge des ablaufenden Wassers stufen Experten des isländischen Zivilschutzes die Gefahr als gering ein. Der Gletscherlauf kündigte sich bereits am Wochenende durch eine erhöhte Seismizität im Bereich des Grimsvötn an.

Apropos Seismik und Island: am Wochenende war nicht nur die Seismik unter dem Grimsvötn erhöht, sondern auch im Bereich der Askja. Dieser Vulkan liegt nordöstlich des Vatnajökulls und stand im Frühjahr in den Schlagzeilen, weil eine signifikante Bodendeformation in Form einer Anhebung registriert wurde. In den entsprechenden Grafiken von IMO werden für Oktober keine Messwerte der Station OLAC angezeigt. Sie liegt am Nordwestufer des Calderasees Öskjuvatn und zeigte bislang die größte Bodenhebung. Der letzte Messung von Ende September zeigt einen Wert von fast 40 cm an. Der inflationäre Trend hielt praktisch das ganze Jahr über an. Es ist umstritten, ob Askja ein eigenständiger Zentralvulkan ist, oder ob er mit dem System Grimsvötn-Bardarbunga zusammenhängt.

Auch ansonsten gab es weitere Erdbeben unter verschiedenen Vulkanregionen Islands. Unter der Reykjanes-Halbinsel wurden in den letzten 48 Stunden 41 Erdbeben registriert.

Vulkane Italiens am 11.10.22

In diesem Bericht thematisiere ich die Aktivität der italienischen Vulkane Ätna, Stromboli, Vesuv und Vulcano, wobei der Fokus auf den Geschehnissen am Stromboli liegt.

Stromboli mit Lavafall

Gestern hielt die Aktivität am Stromboli an, wenn sie sich gegenüber dem Vortag auch abschwächte. Aus dem Nordkrater extrudierte ein Lavastrom der über die Sciara del Fuoco floss und nachmittags noch ca. die halbe Strecke bis zur Küste schaffte. Bis zum Abend verharrte die Lavafront auf dem 400 m Höhenniveau. Von ihr brachen Blöcke ab, die zum Teil zerbarsten und fragmentierten. Dabei entstanden kleinere pyroklastische Dichteströme. Sie erreichten manchmal die Küste. Die Aktivität der letzten 2 Tage erodierte die Sciara del Fuoco und grub eine Abflussrinne in die Flanke. Die Seiten der Rinne sind instabil und auch hier kam es öfters zu Kollaps-Ereignissen. Das INGV berichtet von einer kurzweiligen Inflation, die den vulkanhang um 0,2 µrad versteilte. Der Tremor variierte im Tagesverlauf und bewegte sich überwiegend im „orangenen“ Bereich. Heute hat er weiter abgenommen und steht an der Grenze zum „gelben“ Bereich.

Ein schönes Drohnenvideo, das ich hier leider nicht einbinden kann, aber in unserer FB-Gruppe geteilt wurde, zeigt Nahaufnahmen des Geschehens. Man erkennt sehr schön einem kleinen Lavafall, der sich kurz unterhalb des Kraters bildete. Auf den Aufnahmen ist auch die neue Bresche in der Kraterwand zu erkennen, die bei dem Kollaps am Sonntag entstand, als es zum bislang größten pyroklastischen Strom der Eruptionsphase kam. Diese kam keineswegs überraschend, sondern kündigte sich durch das Lavaspattering der letzten 2 Wochen an. Ein weiterer Indikator blieb mir aufgrund meines Urlaubs verborgen: In der letzten Woche gab es 4 schwache Erdbeben unter dem Norden der Insel. Das Stärkste manifestierte sich am 4. Oktober und hatte eine Magnitude von 1,4 und ein Hypozentrum in fast 9 km Tiefe. Da es am Stromboli nur selten Erdbeben gibt, deuten diese häufig ungewöhnliche Eruptionen an.

Betrachtet man die Shakemap der Liparischen Inseln, so fällt auf, dass es auch unter Vulcano weitere Erdbeben gab. Zu sehen sind 3 sehr schwache Erschütterungen, die sich zwischen dem 8. und 10. Oktober ereigneten. Im letzten Wochenbericht des INGVs hieß es, dass die Fumarolen-Temperaturen am Kraterrand stabil waren. Sie lagen bei 373 Grad. Der Gasflux wurde als moderat-hoch beschrieben.

Einige Erdbeben und Inflation unter dem Ätna

Relativ ruhig ist es um den Ätna geworden, obwohl der Tremor im Wochenverlauf leicht stieg und kurz unterhalb der Grenze zum „orangenen“ Bereich verläuft. Die Seismizität ist niedrig-moderat: in den letzten 10 Tagen  ereigneten sich 25 schwache Erdbeben, von denen 15 in der Karte des INGV angezeigt werden. Im letzten Monats-Bericht wurde darauf hingewiesen, dass es mäßige Infraschalltätigkeit gibt. Aus der Bocca Nova kamen häufig laut dröhnende Geräusche. Es gibt also starke Entgasungen, oder sogar tief im Schlot sitzende Explosionen. Es wird leichte Bodenhebung durch Magmeninflation festgestellt. Der Vulkan lädt also langsam wieder auf und es ist nur eine Frage der Zeit, bis wir neue Eruptionen am mächtigsten Vulkan Europas erleben werden.

Vesuv mit Erdbeben M 2,1

In der letzten Zeit gab es über den Vesuv bei Neapel wenig zu berichten, doch gestern Abend ereignete sich ein Erdbeben Md 2,1 unter der Westflanke des Vulkans. Das Hypozentrum lag in knapp 4 km Tiefe. Die Beben hier gehen allerdings nicht mit Inflation einher sondern mit Deflation. das INGV wies in seinem letzten Bericht vom 04. Oktober darauf hin, dass es eine leichte Bodensenkung gibt. Sie entsteht vermutlich durch Schrumpfungsprozesse im Förderschlot/Magmenköper infolge von Abkühlung.

Vulkan-News 11.10.22: Nevados de Chillan

Nevados de Chillan mit Pyroklastischen Strömen

Staat: Chile | Koordinaten: -36.85, -71.377| Eruption: Dom

Am chilenischen Vulkan Nevados de Chillan kam es vorgestern zu einer größeren Eruption. Die Explosion ereignete sich um 19:26 Uhr (Lokalzeit) und förderte Asche bis auf einer Höhe von 5500 m über dem Meeresspiegel. SERNAGEOMIN gibt die Eruptionshöhe über den Krater an und kommt auf knapp 2500m. Das Material stieg aber nicht nur in die Höhe, sondern wurde auch zur Seite geschleudert und es entstanden Pyroklastische Dichteströme, die in mehreren Richtungen flossen. Der Eruption voran ging ein langperiodisches Erdbeben, das auf Magmenaufstieg hindeutete. In den Tagen vor der Eruption gab es zudem eine signifikante Zunahme an Hybrid-Erdbeben. Zu Spitzenzeiten wurde bis zu 30 dieser Erdbeben am Tag detektiert.

Aktuell gibt es keine Explosionen, aber es ist sehr wahrscheinlich nur eine Frage der Zeit, bis wieder welche auftreten. Generell zählt der Nevados de Chillan momentan zu den aktivsten Feuerbergen Chiles. Im letzten Bulletin vom September berichten die Vulkanologen vom SERNAGEOMIN über eine rege Seismizität unter dem Vulkan. Im Zeitraum 1.-15. September wurden 55 vulkanotektonische Erdbeben registriert. Sie deuteten auf Gesteinsbruch infolge von Fluidbewegungen hin und werden für gewöhnlich vom aufsteigenden Magma verursacht. Es ereigneten sich 571 langperiodische Erdbeben, welche ebenfalls mit aufsteigendem Magma assoziiert waren. 171 seismische Signale stammten von Explosionen im Krater. Die beobachteten Explosionen erzeugten einen Schalldruck von bis zu 0,4 Pa. In den letzten Wochen wurde eine leichte Inflation beobachtet.

Beim Nevados de Chillan handelt es sich um einen Komplexvulkan in der chilenischen Region de Nuble. Seine Gipfelhöhe liegt bei 3216 m. An den Flanken gibt es ein Schigebiet, weshalb größere Eruptionen schnell zu Katastrophe werden könnten. Die Eruption vom Sonntag hinterließ auf dem Schnee mehrere Aschespuren, was Schifahrer ärgern dürfte. Genauso ärgerlich ist die Sperrzone mit einem Radius von 2 km um den aktiven Krater Nicanor.