Die Vulkaninsel Gaua gehört zum Archipel von Vanuatu und liegt nahe der Santa Maria-Störungszone. Die Insel hat einen Durchmesser von 20 km und der 979 Meter hohe Schildvulkan zählt zu den aktivsten Vulkanen des Archipels. Typisch für die Schildvulkane Vanuatus ist, dass sie nicht nur effusiv tätig sind und basaltische Lava fördern, sondern dass sie zudem andesitische und dacitische Lava explosiv fördern.
Am Gipfel des Schildvulkans befindet sich eine 6 x 9 Kilometer große Caldera, die 700 Meter tief ist. Ihre Hänge fallen relativ sanft ab. In der Caldera bildete sich der See Letas. Eruptionen nach der Calderabildung schufen verschiedene Schlackenkegel. Der größte und aktivste dieser Intra-Caldera-Vulkane ist der Mount Garat im südwestlichen Teil der Caldera. Er liegt am Ufer des Lake Letas und reicht ein Stück in den See hinein. Der Gipfel des Mount Garat wird von 3 Pit-Kratern eingenommen.
1962 endete eine lange Ruhephase des Vulkans, als sich an der Südost-Flanke eine Spalte öffnete. Seit dem kommt es immer wieder zu kleineren Eruptionen am Mount Garat. Einige Phasen mit stärkeren Ausbrüchen veranlassten die Bevölkerung der Insel zur Flucht.
Indikatoren für einen bevorstehenden, größeren Vulkanausbruch sind auf Gaua ein Anstieg des Wasserstandes im See, sowie erhöhte Wassertemperaturen. Auch kann die Farbe des Wassers variieren. Die Farbvariation wird durch vulkanische Gase hervorgerufen, die auch das Wasser aufheizen. Die Erhöhung des Wasserstandes ist möglicherweise auf eine Magmaintrusion zurück zu führen, die den Grund des Sees aufbläht und das Wasser verdrängt.
Seit Ende 2009 mehren sich die Anzeichen für einen größeren Ausbruch auf Gaua. Zeitweise wurden 3000 Inselbewohner evakuiert. Kleinere Eruptionen förderten Aschewolken, die bis zu 3000 Metern hoch aufstiegen, zudem wurden strombolianische Explosionen beobachtet.
Zur Zeit macht ein weiterer Vulkan des Archipels von sich reden: der daueraktive Yasur auf Tanna ist so stark aktiv, dass der Aufstieg gesperrt wurde. Strombolianische Explosionen fördern Lavabrocken die bis auf die Aussenflanke des Vulkans fliegen.
Der Rinjani liegt auf der indonesischen Insel Lombok. Der 3726 Meter hohe Stratovulkan ist der 2. höchste Berg Indonesiens. Der Gipfel fällt steil zu einer Caldera ab, die im 13. Jahrhundert entstand. Sie hat einen Durchmesser von 6 x 8,5 km. Der Grund der Caldera liegt auf 2000 Metern Höhe und wird teilweise von einem See eingenommen, der wiederum 200 Meter tief ist. Der Name des Sees lautet „Segara Anak“, was soviel heißt wie “Kind des Sees“. In diesem See entstand während einer eruptiven Phase zwischen 1994 und 1995 ein 300 Meter hoher Schlackenkegel, der Mount Barujari genannt wird. Dieser kleine Vulkan innerhalb der Caldera erwachte im July 2009 zu neuem Leben und ist seitdem sporadisch aktiv. Im Mai 2010 erfolgte eine explosive Eruption die Asche bis zu 2 Kilometer hoch aufsteigen ließ. Lavaströme flossen in den „Segara Anak“ und ließen die Temperatur des Sees ansteigen.
Aufgrund der Aktivität wird der Aufstieg zum Rinjani zeitweise gesperrt. Die Verwaltung obliegt dem Nationalpark Management. Der Nationalpark „Gunung Rinjani“ wurde 1997 etabliert.
Über 20 Dörfer liegen auf Lombok. Für die Anwohner ist der Rinjani ein heiliger Berg. Regelmäßig finden religiöse Prozessionen statt und Pilger halten in der Caldera Opferzeremonien ab.
In der Caldera gibt es auch heiße Quellen, in denen man baden kann. Allerdings ist der Aufstieg sehr anstrengen und für eine Tour zur Caldera sollten mindestens 3 Tage einkalkuliert werden.
Der Rinjani ist ein Inselbogen-Vulkan und gehört zu den Vulkanen des Sunda-Bogens. Der Inselbogen entstand durch die Subduktion ozeanischer Kruste, die zur Indo-Australischen Platte gehört. Die Vulkane des Sunda-Bogens sind zum größten Teil hochexplosiv. Nicht weit vom Rinjani entfernt befindet sich der Mount Tambora, der 1815 mit einem VEI 7 eruptierte.
Die Laven des Rinjanis weisen ein großes chemisches Spektrum auf: es wurden Basalte, Andesite und Dacite gefördert. Die verschiedenen Lava-Arten gehen vermutlich auf fraktionale Kristallistations-Differentiation zurück.
Der 1666 m hohe Vulkan Eyjafjallajökull liegt im Süden von Island. Es handelt sich um einen subglazialen Stratovulkan mit einer Gipfelcaldera. Diese hat einen Durchmesser von 3 km und ist von einem 200 m mächtigen Eispanzer bedeckt. Der Name Eyjafjallajökull bedeutet ins Deutsche übersetzt soviel wie „Inselgletscher“. Der Gletscher des Eyjafjölls –wie der Vulkan unter dem Gletscher eigentlich heißt- ist der 5. größte Gletscher Islands.
Der Vulkan entstand vor gut 800.000 Jahren und besteht überwiegend aus einem Basalt der Übergangsserie zwischen Tholeiit und Alkali-Basalt. Zudem sind auch Andesite am Eyjafjallajökull bekannt.
Seit der Besiedlung Islands war der Vulkan relativ wenig aktiv. Neben der jüngsten Aktivitätsphase zwischen März und Mai 2010 sind 3 Eruptionen innerhalb der letzten 1100 Jahre bekannt. Die vorletzte Eruptionsphase begann im Dezember 1821 und endete im Januar 1823. In diesem Zeitraum war der Vulkan nicht permanent aktiv, sondern pausierte zwischendurch.
Bemerkenswert ist, das bei diesen 3 Eruptionen der Nachbarvulkan Katla folgte. Die Katla liegt unter dem Gletscher Myrdalsyökull. Beide Gletschervulkane sind durch einen Gebirgsrücken am Fimmförduhals miteinander verbunden. Das gleiche gilt vermutlich auch für die unterirdischen Fördersysteme, durch denen das Magma fließt.
Die letzte Eruptionsphase begann am 21. März 2010 mit einer effusiven Spalteneruption am Fimmvörduhals-Pass. Die Spalte war bis zum 13. April aktiv. Bereits am nächsten Tag öffnete sich eine neue Eruptionsspalte in der Eisbedeckten Caldera des Eyjafjallajökulls. Magmatophreatische Explosionen produzierten eine Aschewolke die bis 9 km hoch aufstieg. Die Aschewolke gefährdete den Luftverkehr über Europa. Für mehrere Tage wurden sämtliche Flugaktivitäten eingestellt. Das Schmelzwasser verstärkte nicht nur die Explosionen, sondern verursachte auch Gletscherläufe. Wassermassen schossen durch das Flusstal Markarfljót und überfluteten die Sanderebene.
Nach der ersten Woche starker Aktivität nahm die Höhe der Aschewolke ab und die Intensität der Eruption Fluktuierte. Es wurden vermehrt Lavaströme gefördert, die unter dem Eis zur Gletscherzunge Gígjökull flossen.
In der 2. Maihälfte verstärkte sich die explosive Aktivität wieder und es kam erneut zu Ausfällen im Flugverkehr. Am 22. Mai nahm die Aktivität stark ab und am Vulkan kehrte relative Ruhe ein. Ein wiederaufleben der Eruption ist möglich. Alle Blicke sind nun auf die Katla gerichtet, ob sie mit einer Eruption folgen wird.
Heute Vormittag ereignete sich eine neue Erdbebenserie unter dem Eyjafjallajökull. Ein Erdbebencluster konzentriert sich dabei am Fuße des Vulkans bei Thorsmörk!
Gestern erreichte die Aschewolke zeitweise eine Höhe von 9 km und mehr als 50 Blitze wurden registriert. 10 Blitze alleine zwischen 5 und Uhr morgens. Derweil rückt die Mittsommernacht immer näher und es wird bereits jetzt nicht mehr richtig dunkel, was langzeitbelichtete Fotografien unmöglich macht.
Erstmals ging die Asche im Südwesten Islands nieder. In Selfoss und Reykjavik wurde ashfallout registriert. In Vik wurde zu einer Säuberungskampagne aufgerufen und der Asche den Kampf angesagt.
Tierärzte warnen die Farmer mittlerweile vor schädlichen Wirkungen des Ascheregens auf ihr Vieh. Schafe sollten im Stall gehalten werden. Die hohe Konzentration von Flour könnte den Tieren schaden.
Asche ging auch in Keflavik nieder und der Flughafen wurde gesperrt. Natürlich fiel auch mein Flug mal wieder aus!
Vulkanische Gewitter entstehen für gewöhnlich nur bei größeren vulcanischen, oder plinianischen Ascheeruptionen. Gelegentlich werden sie auch bei strombolianischen Eruptionen wie am Krakatau, oder Sakura-jima beobachtet. Dabei zählen die, weitestgehend unerforschten Naturphänomene, zu den spektakulärsten Begleiterscheinungen des Vulkanismus. Schon Plinius der Jüngere schilderte vulkanische Gewitter im Zusammenhang der mit Vesuv-Eruption im Jahre 79 n.Chr. In seinem Brief an den Historiker Tactius schreib er: „Drohend türmte sich eine grässliche schwarze Wolke, durchzuckt von Feuerstrahlen wand sie sich schlangengleich und schleuderte dann plötzlich hohe Flammengarben empor, gewaltiger als Blitze“.
Während wirklich starker vulkanischer Gewitter können sich durchaus mehrere Tausend Entladungen pro Stunde ereignen. Bei der Eruption des Chaiten im Mai 2008 gingen dramatische Bilder einer von Blitzen durchzuckten Eruptionswolke durch die Medien. Ein ähnlich schönes Schauspiel dürfte sich nun am Eyjafjallajökull zutragen. Die Anzahl der Blitze wird mit einem elektronischen Detektor ermittelt.
In den letzten Tagen hat es am Eyjafjallajökull keine signifikanten Änderungen gegeben. Der Tremor fluktuiert leicht auf hohem Niveau, der Lavausstoß ist gleich geblieben. Die Eruptionen konzentrieren sich auf den nördlichen Förderschlot. Dort wächst in der Eis-Depression ein neuer Schlackenkegel heran. Er hat 200 m Durchmesser und ist bereits 130 m hoch. GPS Messungen ergaben eine Abnahme der Hangneigung (Deflation). Dies gilt als Anzeichen dazu, dass sich die Magmakammer entleert und kein neues Material aus dem Erdmantel aufsteigt. Ein Ende des Ausbruches ist aber noch nicht in Sicht.
Für einen Ausbruch des Nachbarvulkans Katla gibt es derzeit keine geophysikalischen Anzeichen. Vulkanologen und Berichterstatter spekulierten in den Medien darüber, dass der Ausbruch des Eyjafjallajökulls eine Folgeeruption der Katla nach sich ziehen könnte. Grund für diese Annahme ist der Umstand, dass die letzten 3 Ausbrüche des Eyjafjallajökulls genau dies bewirkten. Allerdings folgte die Katla in einem Abstand von 6 – 18 Monaten.
Am NE-Rand des Vatnajökulls kommt es seit einigen Tagen zu vermehrten Erdbeben. Sie stehen in keinem direkten Zusammenhang mit dem Ausbruch am Eyjafjallajökull. Möglicherweise heizt dort ein anderer Vulkan auf. Die Beben finden nahe des Tafelberg-Vulkans Kistufell statt.
Unter dem größten Gletscher Europas befinden sich einige ander aktive Vulkane, die jederzeit ausbrechen können. Das Grimsvötn-Barabunga System brach zu Letzt im Jahr 2004 aus. Eine erneute Eruption in den nächsten Monaten scheint Wahrscheinlich.
Diese Vulkane liegen alle auf einem Störungssystem, das den Südosten Islands durchzieht. Ein weiterer bekannter Vulkan auf diesem Störungssystem ist die Laki-Spalte. Sie öffnete sich im Jahr 1783 auf einer Länge von 12 km. Schwefeldämpfe zogen bis nach Schottland und bewirkten eine Hungersnot in Folge von Missernten. Allein auf Island verhungerten 10.000 Menschen.
Die isländischen Vulkanologen haben heute Abend eine umfassende Informationsschrift zur gegenwärtigen Eruption am Eyjafjallajökull veröffentlicht. Demnach wurde in der ersten Eruptionsphase (vom 20. März bis 12. April) an der Fimmvörduháls-Spalte Alkali-Olivin-Basalt mit einem SiO2 Gehalt von 47% gefördert
Nach einer kurzen Eruptionspause öffnete sich in der Gipfel-Caldera des gletscherbedeckten Vulkans eine Reihe neuer Krater. Dieses Ereignis wurde von einer seismischen Krise mit zahlreichen Erdbeben begleitet. Gegen 1 Uhr nachts setzte vulkanischer Tremor ein und um 7 Uhr floss Schmelzwasser vom Gletscher ab. Zwischen dem 14. und 16. April ereigneten sich mehrere Gletscherläufe (Jokulhlaup) und das Schmelzwasser überschwemmte die Küstenebene. Die Ringstrasse wurde mit Baggern durchbrochen, um den Wasserdruck auf die Brücken zu verringern. Es wurden ca. 800 Menschen evakuiert. Zahlreiche Viehweiden wurden vernichtet. Ascheniederschlag im Osten Islands gefährdet die Gesundheit der Anwohner und vernichtet ebenfalls Weideflächen.
Radarbilder zeigen eine 2 km lange Spalte unter dem Eis, die in Nord-Süd-Richtung verläuft. Entlang dieser Eruptionsspalte sind zahlreiche Förderschlote aktiv.
Die Stärke der Eruptionen fluktuiert. Die Eruptionswolke erreicht im Durchschnitt eine Höhe von 5 km. In Starkphasen steigt sie bis 8 km hoch auf.
Die Lava unterscheidet sich von der Lava, die in der ersten Phase gefördert wurde. Sie hat nun eine SiO2 Konzentration von 58% und entspricht damit einem Andesit. Die Änderung im Chemismus liegt vermutlich an der fraktionierten Kristallisation des ursprünglich basaltischen Magmas. Solche Magmen sind typisch für explosive Eruptionen dieser Art. Schmelzwasser kann zudem die Explosivität erhöhen.
Wie lange die Eruption dauern wird kann derzeit niemand mit Bestimmtheit sagen. Von Island sind Eruptionen bekannt, die mehrere Jahre dauerten. Ein Ausbruch des Nachbarvulkans Katla wird für möglich gehalten.
Seit Tagen speit der isländische Vulkan Eyjafjallajökull eine Aschewolke aus pulverisiertem Lavagestein in die Luft. Die Wolke steigt bis zu 8 km hoch auf (im Durchschnitt sind es 5 km) und verteilt sich mit den Luftströmungen in südöstlicher Richtung. Wenige Stunden nach Eruptionsbeginn erreichte die Aschewolke Norwegen. Ein zweiter Arm der Ascheschleppe wurde Richtung Großbritannien geweht. Der Luftraum über Skandinavien und dem Nordatlantik wurde für den Flugverkehr gesperrt. Einen Tag später erreichte die Panik vor der Aschewolke auch Mitteleuropa und der Flugverkehr in Deutschland wurde ebenfalls eingestellt.
Aus der Vergangenheit gibt es einige Beispiele wo Flugzeuge in eine Aschewolke flogen und beinahe abgestürzt wären. Allerdings flogen die Maschinen in relativer Nähe zum Vulkan durch die Eruptionswolke, dort, wo die Aschekonzentration hoch ist und die Partikel noch die Größe von Sandkörnern haben.
Die Eruption auf Island ist derzeit nicht übermäßig stark, sondern ehr moderat. In Bezug auf ihre Explosivität und die Höhe der Aschesäule schätze ich sie derzeit auf einen VEI 3. Eruptionen dieser Stärke ereignen sich statistisch gesehen etwa einmal pro Jahr. Auch wenn die Aufnahmen des Ausbruches spektakulär sind, so gibt es aus der jüngsten Vergangenheit einige Eruptionen (Chaiten 2008, Soufriere Hills Februar 2010), bei denen die Asche wesentlich höher aufstieg. Bei großen Ausbrüchen steigt die Eruptionswolke bis in die Stratosphäre auf; Höhen von 12 km sind dabei keine Seltenheit, in einigen Fällen erreichen diese Eruptionswolken eine Höhe von 20 – 30 km mit einem vielfachen Volumen dessen, was die Eruption auf Island derzeit fördert. Eruptionen dieser Größenordnung dauern meistens zwar nur ein paar Stunden, oder Tage, ihre Asche verteilt sich in den hohen Luftschichten aber global und Schwefelaerosole können das Klima beeinflussen.
Die isländische Eruption scheint aber trotz ihrer vergleichsweisen geringen Explosivität viel Material zu fördern, was darauf zurück zu führen ist, dass nicht nur ein Krater aktiv ist, sondern gleich eine ganze Förderspalte mit einer Länge von 2 km aufgerissen ist. Aus zahlreichen Schloten entlang dieser Spalte steigt Lava auf.
Bisher führten selbst große Vulkanausbrüche nur zu einer lokalen Sperrung des Luftraumes und das oft nur für wenige Stunden. Eine Sperrung des Luftraumes ist sicherlich in Regionen sinnvoll, in denen die Aschewolke noch eine hohe Partikeldichte aufweist. Über Deutschland und dem restlichen Mitteleuropa ist das zur Zeit nicht der Fall. Die Aschepartikel sind sehr fein (ähnlich dem Feinstaub) und ihre Konzentration nicht sehr hoch. Es gibt Wettersituationen bei denen Sand aus der Sahara über Mitteleuropa geweht wird und sogar sichtbare Ablagerungen auf Autos hinterlässt. Warum wird in solchen Situationen der Flugverkehr nicht eingestellt?
Meine persönliche Einschätzung ist, dass hier übervorsichtig gehandelt wird, getreu dem Motto „Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste“. Allerdings, ein geringes Gefährdungspotential lässt sich nach jetzigem Wissensstand auch für den mitteleuropäischen Luftraum nicht ausschließen und solange die Auswirkung von Vulkanasche auf Flugzeuge nicht genauer erforscht ist, ist das Flugverbot zu rechtfertigen. Derzeit werden wohl einige Flugversuche unternommen, um festzustellen wie die Auswirkungen auf die Maschinen sind.
Vielleicht wäre es langfristig sinnvoll der Forschung mehr Gelder zur Verfügung zu stellen, um solche Fragen zu klären. Das Flugverbot kostet den Airlines täglich 200 Millionen Euro!
Die Eruption am Ejyafjallajökull geht weiter. Gestern Abend erreichte der bisher stärkste Gletscherlauf den Markarfljót-Fluss. Kurz zuvor wurden weitere Anwohner evakuiert. Den Wissenschaftlern ist es gelungen Radar-Aufnahmen der 3 Gipfelkrater unter dem Eis zu machen. In den letzten 24 Stunden ereigneten sich nur 3 kleine Beben, der Tremor fluktuiert auf recht hohem Niveau, sodass damit zu rechnen ist, dass die Eruption weiterhin anhält, sich aber nicht signifikant verstärken wird. Eine Eruptionswolke steigt bis zu 6 km hoch auf und driftet Richtung Europa. Aus diesem Grund wurde der Luftraum weitläufig gesperrt und selbst Flughäfen in Deutschland stellten ihren Betrieb ein. Es herrscht ein Verkehrschaos.
Inwiefern die erhöhte Aschekonzentration in der Atmosphäre über Europa tatsächlich eine Gefährdung für den Flugverkehr darstellt ist unklar, schließlich gibt es auch Wettersituationen, bei denen über Mitteleuropa Sand aus der Sahara bei uns nieder geht. Von daher ist es meine Einschätzung, dass man hier etwas übervorsichtig sein könnte. Wie ich gestern bei meinem kurzen Auftritt in der Fernsehnsendung „Kerner“ (SAT 1) sagte, ist es sicherlich aber besser etwas zu Vorsichtig zu sein, als Menschenleben zu gefährden. Allerdings wird der wirtschaftliche Schaden aufgrund dieser Vorsichtsmaßnahme enorm sein. Es stellt sich auch die Frage, was die Verantwortlichen machen, wenn die Eruption auf diesem Niveau länger anhalten sollte?! Der letzte Ausbruch des Eyjafjallajökull begann 1821 und dauerte gut 2 Jahre. Sollte der Nachbarvulkan Katla ausbrechen (was er kurz nach den letzten 3 Ausbrüchen des Eyjafjallajökull tat) ist mit einer weitaus stärkeren Eruption zu rechnen.
Alles in allem ist diese Subglaziale-Eruption zwar spektakulär, aber vergleichsweise klein. Ich schätze sie bisher mit einem VEI von 2-3 ein. Die bekannte Eruption des Mount St. Helens brachte es 198o auf einen VEI 5. Der Pinatubo 1991 auf einen VEI 6. Der Vulkanexplosivitätsindex ist eine logarithmische Skala. Eine Erhöhung um eine Stufe entspricht einer Verzehnfachung der explosiven Stärke einer Eruption. Selbst bei dem Domkollaps vor 2 Monaten auf Montserrat wurde eine größere Aschewolke gefördert. Sie stieg 18 km hoch auf. Der Luftraum wurde nur lokal gesperrt.
Als 1982 ein Flugzeug beinahe über Indonesien abstürzte, flog die Maschine durch die Eruptionswolke des Vulkans Galunggung. Die Wolke driftete mit dem Wind und befand sich in 150 km Entfernung vom Vulkan, als der Jet in sie hineinflog. Damals versagten alle 4 Motoren des Jumbo-Jets. Erst nach bangen 16 Minuten im Sinkflug gelang es den Piloten die Motoren wieder zu starten und die Maschine in Jakarta Notzulanden. Der Ausbruch des Galunggung hatte einen VEI 4.
15.04.2010
Heute Nacht ereignete sich eine zweite Flut entlang des Markarfljót-Flusses. Das Schmelzwasser aus dem Gletscher enthielt viele Eisbruchstücke und war um 3 Grad kälter, als das Wasser der gestrigen Flutwelle. Die Eisbruchstücke deuten darauf hin, dass das Wasser direkt an der subglazialen Eruptionsspalte abschmolz. Das Wasser der ersten Flutwelle stammte aus einem Gletschersee.
Der steigende Anteil von Aschepartikel in der Eruptionswolke sorgte für eine Ausdehnung der Flugverbotszone bis nach Schottland und Norwegen. Wer dorthin fliegen möchte, sollte sich zuvor erkundigen, ob die Flüge stattfinden. Der internationale Flughafen von Keflavik auf Island ist geschlossen. Videos und Bilder gibt es auf der Website von Icelandreview.com.
14.04.2010
Nachdem gestern der Lava-Nachschub an der Fimmvörduháls Spalte versiegte und die Seismik gegen Null ging, kam es nachts zu einer Reaktivierung der seismischen Tätigkeit. Allerdings lag das Epizentrum der Beben einige Kilometer weiter im Südwesten. In den frühen Morgenstunden öffnete sich dann eine Spalte unter dem Gletschereis; ein Ereignis, dass wegen den Schmelzwasserfluten auf Island gefürchtet ist. Sofort wurden vom Zivilschutz mehr als 600 Menschen evakuiert und die Ringstrasse wurde an einigen Stellen bewusst aufgebaggert, damit Schmelzwasser kontrolliert abfließen kann und nicht die gesamte Strasse fortgespült wird. An 2 Stellen ereigneten sich kurz darauf auch die ersten Gletscherläufe und die vulkanische Aktivität erreichte die Oberfläche des Gletschers. Eine Dampfwolke stieg bis zu 6 km hoch auf und der Flugverkehr über Südisland wurde eingestellt. Hier gibt es ein erstes Video der Gletscherflut.
Die Erdbebenkarte zeigt, dass die seismische Krise vorbei ist und sich die letzten Beben vor 12 Stunden ereigneten.
Vielen Dank an die Leser von vulkane.net, die mich auf die Eruption aufmerksam machten. Ich war heute geschäftlich in Berlin und konnte die Seite daher leider nicht sofort aktuallisieren.
Seit einigen Wochen mehrten sich die Anzeichen für einen bevorstehenden Vulkanausbruch auf Island; der Vulkan unter dem Eyjafjallajökull-Gletscher im Süden der Insel wies eine verstärkte Erdbebentätigkeit auf.
Am 21.03.2010 öffnete sich Spätabends dann eine Spalte aus der Lavafontänen und Lavaströme gefördert wurden. Zunächst waren die Berichte nicht eindeutig und besonders die Länge der Eruptionsspalte schwankte von Bericht zu Bericht zwischen 300 m und 1 km. Sofort trat ein Notfallplan in Kraft und der isländische Zivilschutz begann mit der Evakuierung von ca. 500 Menschen, die in kleinen Siedlungen um den Gletschervulkan leben. Zunächst war der genaue Ort der Eruption und die Art des Ausbruches ungewiss. Es wurde eine Eruption unter dem Gletscher befürchtet. In solchen Fällen kann es zu einem Gletscherlauf kommen, bei dem sich Schmelzwasser über die Ebenen am Fuß des Gletschers ergießt und alles wegschwemmt, was sich in der Bahn der Flut befindet. Doch schnell stellte sich heraus, dass sich die Eruptions-Spalte auf einem eisfreien Grat zwischen den Gletschern Eyjafjallajökull und Myrdalsjökull geöffnet hatte. Sie liegt mitten auf dem beliebten Wanderweg zwischen Skogar und Thorsmörk, auf einer Höhe von gut 1100 Metern. Am Sonntagabend wurde Entwarnung gegeben und die Anwohner durften in ihre Häuser zurück.
Martin Rietze und ich beschlossen sofort nach Island zu fliegen, wo wir am Mittwoch, dem 24.03.2010 eintrafen. Die Eruption war schon von der Ringstrasse aus sichtbar und ganze Autocorsos fuhren auf eine Piste in Richtung Landmannalaugar. Von der Piste aus boten sich erste Ausblicke auf die Eruptionswolke hoch oben am Fimmvörduhals-Pass.
Martin machte sich noch in der gleichen Nacht an den 16 km langen Aufstieg, ich folgte morgens. Der Pfad zum Pass startete am Skogar-Wasserfall und führte an der Schlucht entlang, die der Fluss gegraben hatte. Auf ca. 450 Höhenmeter begannen erste Altschneefelder, die sich bald zu einer geschlossenen Schneedecke vereinigten. Ich schleppte schwer an meinen fast 20 kg wiegenden Ausrüstung. Neben Foto- und Filmequipment trug ich alles für eine Nacht im Schnee mit mir. Nach gut 6 Stunden Marsch bergauf erreichte ich die Eruptionsspalte. Sie war auf eine Länge von gut 300 m aktiv. Es hatte sich bereits ein Schlackewall gebildet, der auf der Westseite gut 80 m hoch war und im Osten ungefähr 1/2 der Höhe erreichte. Aus 5 Förderschloten wurden Lavafontänen geschleudert. Die Stärke der Eruption fluktuierte. In Tiefphasen erreichten die Lavafontänen eine Höhe von 20 – 30 Metern und der Förderschlot im Süden war nur strombolianisch tätig. In Hochphasen wurden aus dem nördlichsten Schlot kontinuierliche Lava-Jets gefördert, die ca. 100 Meter aufstiegen.
Übernachten wollten wir in einer der beiden Hütten. Die Nächstgelegenen lag auf einem Grat ca. 1,5 km Luftlinie von der Eruptionsspalte entfernt. Entgegen vorheriger Versicherungen von Einheimischen fanden wir sie verschlossen vor. Nach Sonnenuntergang bildete sich auf dem Grat innerhalb weniger Minuten Blankeis und wir saßen oben fest. Da wir unsere Steigeisen aus Gewichtsgründen im Auto gelassen hatten, blieb uns nichts anderes übrig als die Nacht vor der Hütte im freien zu Biwakieren. Zum Glück erwischten wir mit minus 5 Grad eine recht milde Nacht und im Schlafsack und Poncho eingehüllt lies es sich aushalten.
Am nächsten Tag hatte die Aktivität ein wenig nachgelassen, als plötzlich eine mächtige Wasserdampfwolke aufstieg. Ein neuer Lavastrom brach am Canyon durch und die Lava interagierte mit dem Schnee, wobei es zu litoralen Wasserdampfexplosionen kam. Aus der Wolke fing es heftig zu schneien an. Wenig später begann ich mit dem Abstieg, der sich lange hinzog. Mittlerweile wurde die Eruption mehr und mehr touristisch erschlossen. Mir kamen zahlreiche Wanderer entgegen. Die zahlreichen Gletscherjeeps, Snowmobile und kreisenden Hubschrauber nervten gewaltig. In den Schnee wurden richtige Autobahnen hineingefahren, die sich bald in Matsch verwandelten, der nachts dann wieder überfror. Für Fußgänger bestenfalls suboptimal!
Um Luftaufnahmen zu machen charterten wir dann auch einen Heli. Der Rundflug war enttäuschend, der Pilot weigerte sich nahe an die Spalte und den Canyon mit seinen Lavafällen ranzufliegen. So ließen wir uns absetzen und machten noch einige Nahaufnahmen der Lavaströme. Die Lavafontänen waren weniger schön. Das Lavafeld war sehr breit geworden und Hitzeflimmern und Ausgasungen verdarben die Sicht. Die Spalte wurde mehr und mehr zu einem Krater-Kegel mit 2 Kratern.
Multiple Aa-Lavaströme flossen Richtung Thorsmörk und ergossen sich in die Schlucht von Hvannargil und bildeten Lavafälle. Diese waren nur schwer einsehbar. Am oberen Canyon-Rand lag vereister Schnee und es bestand akute Absturzgefahr. Schmelzwasserflüsse mit kochendem Wasser flossen von der Front der Lavaströme ausgehend teilweise in Tunnel, über die man gehen musste, um eine Aussichtstelle am Canon-Rand zu erreichen. Eine forstschreitende Lavafront drohte uns bei einem dieser Ausflüge den Weg abzuschneiden, sodass uns nur wenige Minuten blieben um Aufnahmen zu machen. Auf dem Rückweg war der Tunnel bis auf eine schmale Eisbrücke geschmolzen und diese war schon teilweise eingebrochen, sodass wir den Rückweg über den kochenden Fluss in letzter Minute schafften.
Es drohte ein Wetterumschwung und es wurde zunehmend stürmischer. Der Wind peitschte den Schnee flach über den Boden und wir beschlossen den Rückmarsch anzutreten.
Am nächsten Tag war der Aufstieg wegen dem Sturm und Windchill-Temperaturen von minus 25 Grad gesperrt.
In den folgenden Tagen war eine Besichtigungstour der Geothermalgebiete im Süden Islands angesagt. Der Geysir Strokkur stand dabei im Fokus.
An meinem Abreisetag öffnete sich eine neue Spalte, die schräg zur Ersten orientiert war und Lavafontänen und Lavaströme förderte. Zur Zeit ist die Aktivität voll im Gang, der Aufstieg aufgrund schlechten Wetters gesperrt. Einige Schaulustige haben sich Erfrierungen geholt; ein nicht ungefährliches Abenteuer zwischen Feuer und Eis.