Vulkan Shiveluch mit großer Eruption – News vom 11.04.23

Shiveluch erzeugte größte Eruption des Jahres: Asche stiegt bis auf 16 km Höhe

Staat: Russland | Koordinaten: 56.65; 161.36 | Aktivität: Dom

Die wohl mächtigste Eruption des ersten Jahresdrittels erzeugte der russische Vulkan Shiveluch, der auf der Halbinsel Kamtschatka liegt. Das VAAC brachte gestern um 13:49 Uhr eine VONA-Warnung heraus (die mir zu dieser Zeit allerdings noch nicht angezeigt wurde), nach der vom Schiveluch eine Aschewolke ausging, die bis auf einer Höhe von 16.500 m aufstieg. Zuerst driftete die Eruptionswolke nach Süden, wurde dann vom Wind aber in die entgegengesetzte Richtung geweht. Dabei legte sie eine Strecke von mehr als 420 km zurück. Die Aschewolken wurden von großen Pyroklastischen Strömen generiert, die (laut Posts in den sozialen Medien) eine Gleitstrecke von bis zu 20 km gehabt haben sollen. Man kann davon ausgehen, dass der Lavadom teilweise kollabierte. Außerdem kam es zu starken Explosionen. Es wird von massivem Ascheniederschlag im Ort Kljutschi berichtet, der 45 km Luftlinie vom Vulkan entfernt liegt. Fotos zeigen eine ca. 9 cm mächtige Aschschicht im Ort, die noch weiter gewachsen sein kann.
Kljutschi nimmt eine prekäre Lage ein, denn während der Shiveluch nördlich des Ortes liegt, gibt es im Süden die Klutschewskaja-Vulkangruppe, zu der die aktiven Vulkane Klyutschevskoy und Bezyminanny gehören. Normalerweise ist der Ort weit genug entfernt, um nicht unmittelbar durch die Eruptionen bedroht zu werden, doch wie man sieht, können starke Ascheniederschläge schon zum Problem werden. Im Extremfall sind Pyroklastische Ströme auch in der Lage, 50 km und mehr zurückzulegen. So etwas kommt allerdings extrem selten vor.

Nicht selten werden nach den Pyroklastischen Strömen Lahars erzeugt. Die Schlammströme sind fast ebenso gefürchtet wie Pyroklastische Ströme. Diese lagerten nun eine Menge Asche ab, die bei den nächsten starken Regenfällen oder durch Schmelzwasser der Schneeschmelze mobilisiert wird. Im Süden des Shiveluchs gibt es ein ausgedehntes Feld vulkansicher Ablagerungen, das von Pyroklastischen Strömen und Lahars angelegt wurde. Dieses Feld ist in Fließrichtung ca. 15 km lang und sogar bis zu 20 km breit.

Eruptionen am Shiveluch halten an

Laut dem zuständigen Observatorium KVERT halten die Eruptionen weiter an. Es wird von Explosionen berichtet, die Vulkanasche bis zu 8 km hoch aufsteigen lassen. Es besteht eine akute Gefahr für den Flugverkehr. Es gilt die VONA-Warnstufe „rot“. Laut Medienberichten wurde um den Vulkan eine Sperrzone mit 15 km Durchmesser eingerichtet. Die Behörden forderten die Bewohner der Region auf in den Häusern zu bleiben und schloss Schulen.

Zwar ließ sich die aktuelle Eruption nicht vorhersagen, überraschend kam sie aber nicht, denn in den letzten Wochen war der Lavadom in der hufeisenförmigen Depression des Kraters stark gewachsen. Interessanterweise ist auch der Domvulkan Bezymianny zeitgleich aktiv.

Update: Das Foto zeigt, dass die Front eines Pyroklastischen Stroms eine der Straßen erreichte, die vor dem Vulkan entlang verlaufen. Demnach glitt der Dichtestrom mindestens 22 km weit.

Zusammenfassung:

  • Am Shiveluch auf Kamtschatka kam es zu einer großen Eruption.
  • Vulkanasche stieg bis zu 16.500 m hoch auf.
  • Pyroklastische Ströme kamen auf Gleitstrecken von bis zu 20 km.
  • Es kam zu starkem Ascheniederschlag im Dorf Kljutschi.
  • Es besteht Gefahr für den Flugverkehr.