Vulkan-Update Nr 2 am 12.06.21: Ätna Paroxysmus

Der 35. Ätna-Paroxysmus seit Dezember 2020 dauerte relativ lange und war kraftvoller als die letzten Paroxysmen. Dafür tankte der Vulkan eine Woche lang Kraft. Aktiv waren mehrere Schlote auf einer Linie, die vom Zentrum des neuen Südostkegels in Richtung Südwesten verläuft. Ein Lavastrom floss aus dem untersten Schlot vor der Bresche in der Kraterwand in Richtung Süden. Zum Höhepunkt der Eruption wurde eine hoch aufsteigende Lavafontäne gefördert. Sie steig schätzungsweise bis zu 1000 m auf. Das VAAC detektierte Vulkanasche in einer Höhe von 6700 m. MIROVA registrierte eine sehr hohe Thermalstrahlung mit fast 10.000 MW Leistung. Das ist weniger, als bei den Paroxysmen, die Lavaströme ins Valle del Bove förderten, dennoch war der Lavastrom respektabel.

Gipfelstürmer haben es dieser Tage schwer, denn die Lavaströme fließen in dem Bereich, den man passieren muss, wenn man auf den Zentralkrater steigen möchte. Die Pfade durch die Lavafelder dürften zerstört worden sein. Die Piste, die von Ätna-Süd über den Westen bis nach Ätna-Nord führt, ist schon seit langem unpassierbar. Je mehr Lavaströme Richtung Süden fließen, desto schwere dürfte es sein, die Piste später wieder zu reparieren. Das ist natürlich nicht nur für Fotografen und Touristen wichtig, sondern auch für die Vulkanologen aus Catania: sie müssen nun über Ätna-Nord fahren, was gut 1 Stunde länger dauert. Dieser Umstand dürfte auch dafür verantwortlich sein, dass wir in den letzten Monaten kaum Infos und Bilder des Zentralkraters zu sehen bekamen, obwohl dieser auch strombolianisch aktiv ist.

Was war passiert? Gegen 21.15 Uhr MESZ hat der Tremor am Ätna den „point of no return“ überschritten und die Hauptphase eines weiteren Paroxysmus hat begonnen. Der Ausbruch baut sich vergleichsweise langsam auf. Das Local-Team ist wieder auf Sendung:

Vulkanupdate 12.06.21: Nyamuragira, Ätna

Heute gibt es gleich 2 Updates zu den Vulkanen: am kongolesischen Vulkan Nyamuragira wurde ein Lavasee entdeckt. Der Ätna steigert seine Aktivität und steuert wohlmöglich einem Paroxysmus entgegen.

Ätna: Zunahme der strombolianischen Aktivität

Am Ätna auf Sizilien nimmt seit heute Nachmittag die strombolianische Aktivität aus dem Neuen Südostkrater zu. Es sind mindestens 2 Schlote aktiv. Parallel dazu stieg der Tremor bis in den roten Bereich und fluktuiert dort richtungssuchend, doch mit steigender Tendenz. Noch kann sich der Vulkan nicht dazu aufraffen, mit einem neuen Paroxysmus durchzustarten, doch die Anzeichen sehen so aus, als würde er doch seine Show fortsetzen wollen. Es könnte ein interessanter Abend/Nacht werden, zumal die Sicht der LiveCams brauchbar ist und sich das Geschehen bequem von Zuhause aus verfolgen lässt. Allerdings ersetzt es das Erleben so eines Ausbruchs vor Ort nicht. Hoffen wir, dass wir bald wieder vernünftig Reisen können!

Nyamuragira: Thermische Anomalie deutet auf Lavasee hin

Staat: DRK | Koordinaten: -1.41, 29.20 | Eruption: Lavasee

Am Virungavulkan Nyamuragira (DR Kongo) bildete sich wahrscheinlich ein neuer Lavasee. Sentinel-Aufnahmen von gestern zeigen eine ausgeprägte thermische Anomalie im Krater. In den letzten Jahren kam es hier immer wieder zur Bildung von kleineren Lavaseen, doch dieser scheint größer zu sein.  Die Lavaseen im Krater des Nyramuragiras sind meistens recht flach und ähneln einem permanenten Lavastrom.

Am benachbarten Nyiragongo hingegen erkennt man keine größere Anomalie mehr. Der Lavasee scheint doch komplett ausgelaufen zu sein. Ob es zwischen den beiden Ereignissen einen Zusammenhang gibt ist spekulativ. Auf den Satellitenbilder der Region erkennt man nun auch den Lavastrom, der vor 3 Wochen beim Ablaufen des Lavasees am Nyiragongo entstanden ist und fast die Stadt Goma erreichte.

Erdbeben-News 12.06.21: Costa Rica, Kalifornien

Seit dem letzten Update gab es eine Reihe interessanter Erdbeben: der stärkste Erdstoß ereignete sich vor der Küste von in Costa Rica. Zudem gab es Schwarmbeben am Salton-See und bei El Hierro.

Costa Rica: Erdbeben Mw 5,7

Datum: 10.06.2021 | Zeit: 23:27:00 UTC | Lokation:  8.98 N ; 85.28 W | Tiefe: 10 km | Mw 5,7

Im lateinamerikanischem Costa Rica bebte es vorgestern mit einer Magnitude von 5,7. Die Tiefe des Erdbebenherdes wurde in 10 km festgestellt. Das Epizentrum lag 169 km SW von der Hauptstadt San José entfernt. In den vergangenen Tagen gab es weiter nördlich bereits einige moderate Erdstöße. Im Land der Reichen Küste sind Erdbeben und Vulkanausbrüche keine Seltenheit, auch wenn sich letztere gerade rar machen.

Indonesien: Erdstoß Mw 5,5

Datum: 11.06.2021 | Zeit: 02:23:45 UTC | Lokation:  0.06 N ; 124.27 E | Tiefe: 90 km | Mw 5,5

Vor der Küste der indonesischen Insel Sulawesi ereignete sich ein Erdbeben der Magnitude 5,5. Das Hypozentrum lag 90 km tief. Das Epizentrum befand sich 144 km östlich von Gorontalo. In der Region bebte es in letzter Zeit besonders häufig. In Sulawesi verlaufen mehrere bedeutende Störungszonen, entlang derer sich oft starke Erdbeben ereignen.

Taiwan: Erdbeben M 5,2

Datum: 11.06.2021 | Zeit: 07:33:26 UTC | Lokation: 23.89 N ; 121.60 E | Tiefe: 10 km | Mw 5,2

Taiwan wurde gestern von einem Erdbeben der Magnitude 5,2 erschüttert. Die Tiefe des Hypozentrums wurde vom EMSC mit 10 km angegeben. Das Epizentrum befand sich an der Ostküste, genauer, 10 km südlich von Hualien City. Es gab mehrere moderate Nachbeben.

USA: Schwarmbeben am Salton See

Datum: 11.06.2021 | Zeit: 04:39:46 UTC | Lokation: 33.21 N ; 115.65 W | Tiefe: 2 km | Mw 4,3

Im US-Amerikanischen Bundesstaat Kalifornien manifestierte sich ein weiteres Schwarmbeben am Südufer des Salton-Sees. Die stärkste Einzelerschütterung brachte es auf Mw 4,3, mit einem Hypozentrum in 2 km Tiefe. Das Epizentrum wurde 16 km west-nord-westlich von Calipatria lokalisiert.

Kanarische Inseln: Mehrere Erdbeben

Datum: 10.06.2021 | Zeit: 22:40:10 UTC | Lokation: 27.69 N ; 18.23 W | Tiefe: 34 km | Ml 2,5

In den letzten 3 Tagen ereigneten sich im Bereich der Kanaren mehrere Erdbeben. Die drei stärksten Erschütterungen hatten Lokalmagnituden von 2,5. Die Beben streuten in der Region, wobei sich ein kleiner Schwarm an der Südspitze der Insel El Hierro manifestierte. Die Hypozentren lagen um 34 km tief, also in einer Tiefe, wie sie typisch für aufsteigende Magmatische Fluide ist.

Vulkannachrichten 12.06.21: Fagradalsfjall, Ätna, Stromboli

Gestern ging es auf Island spannend einher: Mehrere Personen betraten die Flanke des Kegels und es kam fast zur Katastrophe. Am Ätna ereignete sich ein Erdbeben und auf Stromboli nahm die Stärke der Eruptionen zu.

Fagradalsfjall: Mann wird fast vom Lavastrom erfasst

Staat: Island | Koordinaten: 63.903, -22.273 | Eruption: Hawaiianisch

Heute veröffentlichte Icelandreview ein Videomitschnitt der LiveCam, auf der man erkennt, wie eine Person den Kegel Richtung Krater erklimmt und fast von einem Schwall Lava erwischt wird. Als der Lavastrom über den Kraterrand schwappt beginnt er zu Rennen, stürzt, rappelt sich auf und schafft es gerade der Lavafront um wenige 10er Meter zu entgehen. Bereits zuvor konnte eine Personengruppe beobachtet werden, die sich ebenfalls auf der frisch erstarrten Lava bewegte und sich dem Krater näherte. Bisher wurden nur Warnschilder aufgestellt, doch nun soll das Gebiet abgesperrt werden. Offenbar reichen Apelle an den gesunden Menschenverstand nicht aus und die Vulkangefahren werden unterschätzt!

Während der Nacht war die Aktivität am Fagradalsfjall ehr gering. Es kam zu einigen schwächeren Pulsen, bei denen Lava überschwappte. Zwischendurch gab es längere Phasen, während derer kleinere Lavaströme aus dem Krater gedrückt wurden. Der Tremor hat sich wieder stabilisiert, erreicht allerdings nicht ganz das Niveau vor seinem Kollaps am Donnerstag. Die Seismizität auf Reykjanes ist rückläufig und IMO registrierte in den letzten 48 Stunden 21 schwache Erdbeben. Interessanter ist die Seismizität unter dem Vatnajökull: hier gab es in den letzten Tagen vermehrt Erdbeben im Bereich vom Grimsvötn. Vulkanologen rechnen seit längerem mit einer Eruption des subglazialen Vulkans.

Ätna: Erdbeben M 2,8

Staat: Italien | Koordinaten: 37.73, 15.00 |Eruption: Strombolianisch

Gestern Nachmittag bebte es unter der Ätna-Südwestflanke. Das Beben hatte eine Magnitude von 2,8. Das Epizentrum wurde bei Biancavilla zwischen Adrano und Paterno lokalisiert. Die Tiefe des Erdbebenherdes lag bei nur 900 m. Es scheint sich um eine einzelne Erschütterung gehandelt zu haben, jedenfalls gab es bis jetzt keinen Erdbebenschwarm. Die Seismizität am Ätna ist in den letzten Wochen gering gewesen. Der Tremor hat deutlich abgenommen und die Amplitude bewegt sich wieder im gelben Bereich. Parallel zur Abnahme des Tremors hat die explosive Aktivität deutlich zugenommen: Die Infraschallsensoren des LGS detektierten eine recht große Anzahl von Explosionen aus dem Bereich der Bocca Nuova. Nur wenige Explosionen scheinen aus dem Neuen Südostkrater zu kommen, dennoch kann ein weiterer Paroxysmus nicht ausgeschlossen werden. Ich haben momentan den Eindruck, als würde sich der Eruptionscharakter ändern. Eine Verlagerung der Seismizität in den Westen könnte signalisieren, dass entsprechend die Schlote im Westen des Vulkans mit Magma versorgt werden. Ein einzelnes Beben in geringer Tiefe ist dafür aber noch kein ausreichendes Kriterium.

Stromboli mit stärkerer Explosion

Staat: Italien | Koordinaten: 38.79, 15.21 | Eruption: Strombolianisch

Vorgestern gab es am liparischen Inselvulkan Stromboli scheinbar eine (oder mehrere) stärkere Explosion. Im Update vom LGS heißt es, dass der akustische Druck der Explosionen bei 3,1 bar lag. In den beiden Tagen zuvor waren die Eruptionen bereits überdurchschnittlich stark, auch der Kohlendioxidausstoß war erhöht. Die restlichen Parameter waren unauffällig.

Update: Das INGV meldet, dass es gestern Abend zu einem kurzen Lavastrom auf der Sciara del Fuoco kam. Dem Lavastrom voran ging eine Phase intensiven Lavaspatterings.