Erta Alé und das Riftvalley am 29.09.23

Neue Fotos der Erta Alé Eruption

Staat: Äthiopien | Lokation: 13.60, 40.70 | Aktivität: Hawaiianisch

Am Sonntag begann eine Eruption am äthiopischen Vulkan Erta Alé, der in der Wüste Danakil liegt, die wiederum Teil des Afar Dreiecks ist. Inzwischen teilte der einheimische Reiseunternehmer Seifegebreil Shifferaw in den sozialen Medien mehrere Posts mit Fotos. Während zunächst genaue Beschreibungen des Geschehens fehlten, gibt es inzwischen im eingebetteten Post unten eine Beschreibung des Geschehens und auch ein Satellitenfoto, das im Infrarotbereich die Wärmesignatur der Lava anzeigt und somit eine genauere Lokalisierung der Magmaquelle zulässt: Die Lava wurde aus einem Hornito im Randbereich des Nordkraters eruptiert und überflutete diesen. Bei zahlreichen ähnlichen Ereignissen füllte sich der Krater in den letzten Jahren auf, sodass es nur noch einen kleinen Rand innerhalb der Caldera gibt, über den die Lava in einer kleinen Kaskade strömte. Die Schmelze floss scheinbar nicht nur in den Nordkrater, sondern auch in Richtung des Südkraters. Dieser Krater beherbergte früher den bekannten Lavasee, der in den letzten Jahren wahrscheinlich unter einem Deckel aus erstarrter Lava brodelt, wobei sich aus der Ferne nichts über den Grad seiner unterirdischen Aktivität aussagen lässt. Zwei kleine thermische Signaturen auf der Kruste des Südkraters deuten an, dass es 2 kleine Hornitos gibt, die entweder heiße Gase entströmen lassen oder sogar etwas Lava sprotzen.

Die beiden Erdbeben mit Magnituden im Bereich von 4, die sich gestern in Djibouti ereigneten, lagen ca. 400 km vom Vulkanrücken entfernt, zu dem der Erta Alé gehört. Sie standen in keinem direkten Zusammenhang mit dem Vulkan und waren auch zu schwach, um sich auf ihn auszuwirken, dennoch werden in den letzten Monaten vermehrt moderate Erdbeben entlang der Außengrenzen des Afar-Dreiecks registriert. Hierbei handelt es sich um einen abgesenkten Block, der mit der Öffnung des Riftvalleys einhergeht und von mehreren Störungszonen flankiert ist.

Schwefeldioxid-Wolke am Nyamuragira detektiert

Staat: DRK | Koordinaten: -1.41, 29.20 | Aktivität: Gas-Emission

Das Riftvalley teilt sich in seinem mittleren Bereich auf Höhe des Victoriasees in 2 Arme. Im westlichen Teil, dem Albert-Rift, liegen die Virunga-Vulkane. Die beiden aktiven Vertreter der 7 Feuerberge sind hier gut bekannt und heißen Nyiragongo und Nyamuragira. Von Letzterem ging vor 2 Tagen eine Schwefeldioxid-Wolke aus, die auf eine kleinere Eruption im Krater des Vulkans hindeutet und vom GOMA-Observatorium gemeldet wurde. Visuelle Bestätigungen einer möglichen Eruption gibt es nicht, da sich der Vulkan in Wolken hüllt.

Ol Doinyo Lengai mit schwacher Wärmesignatur

Staat: Tansania | Koordinaten: -2.76 ; 39.91 | Aktivität: Effusiv

Fast auf gleicher Breite wie die Virunga Vulkane, aber nach Osten verlagert und im Gregory-Rift angesiedelt, liegt der Ol Doinyo Lengai. Vom Krater des tansanischen Vulkans geht eine schwache Wärmeanomalie aus, die von einem aktiven Hornito stammt, in dem die einzigartige Lava des Vulkans brodelt. Im Vergleich zum Frühsommer scheint die Aktivität aber relativ schwach zu sein.

Ol Doinyo Lengai: Neue Fotos am 05. August

Kraterübersicht Ol Doinyo Lengai. © Jochen Felkl

Vereinsmitglieder bestiegen Ol Doinyo Lengai und brachten Bilder mit

Die beiden VGeV-Mitglieder Sandra und Jochen befinden sich derzeit auf Safari in Tansania und nutzten die Gelegenheit, den Ol Doinyo Lengai zu besuchen. Vorgestern unternahmen sie einen kurzweiligen Aufstieg zum Krater. Die Tour begann gegen 23 Uhr und endete am nächsten Vormittag. In den Morgenstunden ließ Jochen seine Drohne kreisen und dokumentierte schwache Eruptionen der einzigartigen Lava des Vulkans. Es waren zwei Hornitos des zentralen Komplexes aktiv. Während aus einem Hornito nur schwache Rotglut über der Öffnung sichtbar war, klaffte in der Spitze eines anderen ein größeres Loch, aus dem man Lava brodeln sah. Die Aktivität verursachte eine schwache Wärmeanomalie, die auch auf einem Sentinel-Foto im Infrarotbereich sichtbar ist. Die beiden Abenteurer berichteten auch von anhaltender Trockenheit in der Region um den Vulkan.

Generell ist es in diesem Teil des ostafrikanischen Rifvalleys immer noch sehr trocken. Das erlebte ich selbst während meines Kenia-Aufenthaltes in der letzten Woche, als ich eine komplett vertrocknete Vegetation am Lake Magadi vorfand. Von meinem Grundstück im Süden des kenianischen Riftvalleys aus erkundete ich, ob es einen Weg vom Lake Magadi zum Nordufer des Lake Natron gibt, um von dort weiter bis zum Lengai zu gelangen. Satellitenkarten zeigten Wege bis zum Nordufer des Lake Natrons, wo sich die Grenze zwischen Kenia und Tansania befindet. Allerdings gibt es keine Wege, die weiter führen, vermutlich um illegale Grenzübertritte zu verhindern.

Jedoch kam ich erst gar nicht so weit, da ich bereits am Lake Magadi von recht aufdringlichen Masai gestoppt wurde. Sie erklärten, dass dieses Land im Besitz der Masai-Community sei und bestanden darauf, dass nur mit einem Masai-Führer weitergefahren werden dürfe. Sie boten mir touristische Sehenswürdigkeiten wie Flamingos und heiße Quellen am Lake Magadi an, doch ich lehnte dankend ab. Daraufhin blockierten sie meine Weiterfahrt und versuchten, Geld zu erpressen. Ich weigerte mich natürlich, darauf einzugehen, und beschleunigte den Wagen trotz der Blockade langsam, sodass der Blockierer zur Seite springen musste. Natürlich warf er mir eine Handvoll Steine hinterher. Alles in allem war es eine sehr unschöne Erfahrung, die mein Vorhaben scheitern ließ.

Ol Doinyo Lengai mit News am 04.07.23

Ol Doinyo Lengai mit thermischem Signal

Staat: Tansania | Koordinaten: -2.76 ; 39.91 | Aktivität: Effusiv

Im ostafrikanischen Tansania ist der Vulkan Ol Doinyo Lengai weiterhin aktiv. Das lässt sich anhand der Wärmesignatur des Vulkans erkennen, die mithilfe von Satelliten detektiert wurde und über Sentinel Hub eingesehen werden kann. Auf Infrarot-Satellitenbildern ist im Krater eine thermische Anomalie zu erkennen. Diese entsteht durch die extrem dünnflüssige Schmelze natriumkarbonatischer Lava, für die der Vulkan berühmt ist. Diese Lava brodelt in sogenannten Hornitos und tritt zeitweise aus ihnen aus.

Auf neuen Fotos, die im Rahmen einer französischen Expedition im Juni aufgenommen wurden, kann man sehr gut erkennen, dass sich im Zentrum des Kraters ein Cluster von Hornitos befindet. Die Morphologie dieses Clusters verändert sich ständig. Das Team beobachtete den Vulkan drei Tage lang und beobachtete Aktivität in mehreren der schornsteinähnlichen Gebilde. Die Spitze eines Hornitos war eingestürzt und gab den Blick auf einen Lavapool in seinem Inneren frei, während die Spitze eines anderen Hornitos intakt war und sich zur Öffnung hin stark verjüngte. Von dort schossen zeitweise beeindruckend hohe Lavajets empor, die auf eindrucksvollen Fotos festgehalten wurden. Drohnenaufnahmen zeigen auch einen Überblick über den Kraterkegel. Dieser entstand bei starken Eruptionen im Jahr 2008 und befindet sich auf der früheren Kraterplattform. Leider handelt es sich dabei um ein instabiles Gebilde: Auf einem Bild sind große Risse zu erkennen, die zunächst parallel zur Plattform verlaufen und dann diagonal durch die Kraterwand ziehen. Spätestens, wenn der Pit sich bis zur flacheren Schräge des Kraters aufgefüllt hat, was in 2-3 Jahren der Fall sein könnte, besteht die Gefahr eines Zusammenbruchs des beschriebenen Abschnitts des Kraterrandes. Dies könnte zu einem großen Schuttlawinenabgang führen, der das Potenzial hat, den Fuß des Vulkans zu erreichen. Dadurch könnte eine Bresche in der Kraterwand entstehen, durch die Lava fließen könnte.

Kollapsereignisse am Lengai sind keine Seltenheit, denn schon vor der Besiedlung der Region durch die Massai kam es zu großen Flankenrutschungen, bei denen Material fast bis zum Lake Natron transportiert wurde.

Vulkan Ol Doinyo Lengai – Studie zum Magmensystem

Neue Studie zum Ol Doinyo Lengai kommt dem Fördersystem auf die Spur

Der Vulkan Ol Doinyo Lengai ist einer der faszinierendsten Vulkane der Welt, fördert er doch eine außergewöhnliche Natriumkarbonatische Schmelze die rezente (aktuell) nur von diesem Vulkan gefördert wird. Außerdem erhebt er sich vom Grund des Ostafrikanischen Rift Valleys aus, einer Region die man ohne zu übertreiben als eine der spektakulärsten Naturlandschaften des afrikanischen Kontinents beschreiben kann. Last, but not least, ist der Ol Doinyo Lengai der heilige Berg der Masai und nur mit einigem Aufwand zu besteigen. Daher ist der Vulkan bis vor wenigen Jahrzehnten nur ansatzweise erforscht gewesen. Das ändert sich in den letzten Jahren zunehmen, da vor allem britische und amerikanische Forscher dort einige Instrumentennetzwerke installierten. Die Studie von Forschern vom Virginia Tech in den USA über die ich berichten möchte, greift auf Daten von 6 bodengestützten GNSS Stationen zurück, mit deren Hilfe Bodendeformationen gemessen wurden. Sie waren zwischen 2016 und 2021 in Betrieb und um den Vulkan herum verteilt. Diese Daten wurden mit InSAR-Messungen (Interferometric Synthetic Aperture Radar) aus dem gleichen Zeitraum verglichen und durch die Umkehrung jedes Datensatzes abgeglichen. Mittels InSAR-Messungen, die von Satelliten aus gemacht werden, lassen sich ebenfalls geringste Bodendeformationen registrieren. Die so erhaltenen Deformationsmuster waren allerdings nicht einfach zu interpretieren gewesen. Die Autoren der Studie meinten, dass läge and er komplexen Tektonik der Region. Das Riftvalley ist ein über 6000 km langer Grabenbruch, an dem sich die Erdkruste öffnet und durch Dehnung ausgedehnt wird. Der Lengai liegt am Boden des südlichen Zweig des Ostafrikanischen Grabens und ist von weiteren Vulkanen umgeben, die aber als inaktiv oder ruhend eingestuft werden. Die Messungen zeigten, dass es eine Zone mit Subsidenz infolge von Deflation gibt, die oberflächennahe östlich des Vulkans Ol Doinyo Lengai liegt. Das Gebiet mit der Bodenabsenkung befindet sich zugleich südwestlich des ruhenden Vulkans Gelai. Die Forscher gehen davon aus, dass die Bodensenkung durch Deflation (Abfluss) von Magma verursacht wird und somit die Lage eines Magmenkörpers widerspiegelt. Die Tiefe des Magmenkörpers wurde relativ zum Krater des Vulkans Ol Doinyo Lengai ermittelt und in ungefähr 3,5 km Tiefe ausgemacht. Die Forscher fassen ihre Ergebnisse so zusammen, dass der Ol Doinyo Lengai von einem versetzten Multi-Reservoir-System gespeist werden könnte, das ein flaches Magma-Reservoir (<5 km) östlich von Ol Doinyo Lengai umfasst, das möglicherweise mit einem tieferen Magma-Reservoir verbunden ist.

Abb. 13. Eine konzeptionelle Modellgeometrie des Magmakanalsystems des Ol Doinyo Lengai, basierend auf dieser Arbeit (Ntambila Daud, D. Sarah Stamps und weitere) und früheren Studien (Petibon et al., 1998; Calais et al., 2008; Biggs et al., 2009, Biggs et al., 2013; Roecker et al., 2017; Reiss et al., 2021, Reiss et al., 2022).

Vielleicht liefert dieses multiple Reservoir-System einen neuen Erklärungsansatz für die Einzigartigkeit der Lava, die am Ol Doinyo Lengai austritt. Die Schmelze könnte durch einen langem Reifungsprozess in verschiedenen Magmenkörpern entstehen und sich als Residual-Schmelze in dem Magmenkörper sammeln, der seitlich versetzt zum Vulkan liegt.

Interessant ist auch der Umstand, dass es am Fuß des Ol Doinyo Lengais mehrere Seitenkrater gibt, die zum Teil als Maare interpretiert werden. Eine Reihe von Kratern liegen auch in dem Bereich zwischen Lengai und Gelai, in dem die Studie den seitlich versetzten Magmenkörper vermutet. Vielleicht wurden die Eruptionen dieser Krater direkt von so einem flachliegenden Magmenkörper verursacht. Vor allem die Maare könnte aus phreatomagmatischen Eruptionen hervorgegangen sein, bei denen Schmelze aus diesem oder einem vergleichbaren Magmenköper mit Grundwasser reagierte und starke Explosionen auslöste.

(Quelle: https://doi.org/10.1016/j.jvolgeores.2023.107821)

Vulkane Afrikas – News am 29.04.23

Im heutigen Bericht geht es um die drei afrikanischen Vulkane Erta Alé, Nyamuragira und Ol Doinyo Lengai die thermische Anomalien in ihren Kratern zeigen.

Erta Alé mit thermischen Signal

Staat: Äthiopien | Lokation: 13.60, 40.70 | Aktivität: Hawaiianisch

Der äthiopische Vulkan Erta Alé liegt in der Danakil-Depression des Afar-Dreiecks. Hierbei handelt es sich um eine sehr dünn besiedelte Wüste in einer Senke, die zu den trockensten und heißesten Orten der Welt gehört. Der Erta Alé ist ein flacher Schildvulkan, der auf dem trockengefallenen Äquivalent eines Ozeanischen Rückens liegt, denn bei der Danakil handelt es sich um ein Stück Meeresboden, das durch einen Gebirgsriegel vom Roten Meer getrennt ist. Korralen und Salzablagerungen beweisen, dass die Depression einstmals bereits unter Wasser lag. Tektonische Prozesse und eine Veränderung des Meeresspiegels ließen diesen Teil des Meeres trocken fallen, obgleich es noch viele Punkte gibt, die unter dem Meeresspiegel liegen.

Viele Jahre lang brodelte im Südkrater des Erta Alé ein Lavasee, der bei einer großen effusiven Eruption im Jahr 2017 leer lief. Seitdem versuchte der Vulkan immer wieder einen stabilen Lavasee zu etablieren, was aber nicht gelang. Die Schmelze steht hoch im Fördersystem und unter einer Erstarrungskruste auf dem Krater scheint ein Lavasee zu brodeln. In den letzten Monaten waren die einzigen sichtbaren Manifestationen der vulkanischen Aktivität drei Hornitos, von denen eine geringe Wärmestrahlung ausging. einer dieser Hornitos befand sich am südlichen Kraterrand des Nordkraters. Hier gab es sporadische Lavaüberläufe. Auf einem aktuellen Sentinel-Satellitenfoto sieht man diese Wärmequelle nicht mehr. Dafür scheint sich die Aktivität an einem Hornito im Südkrater verstärkt zu haben. Möglicherweise kommt es zu Lavaspattering. Spekulativ ist, dass der Hornito kollabierte und so ein Fenster zum Lavasee schuf, der unter der Erstarrungskruste zu brodeln scheint. MIROVA detektierte in den letzten Tagen mal eine schwache bis moderate Wärmestrahlung. Aktuell wird keine Strahlung angezeigt. Genaueres werden wir erst erfahren, wenn sich wieder eine Expedition zum Vulkan aufmacht und von dort berichtet. Eine systematische Überwachung von Seiten der Vulkanologen gibt es am Erta Alé nicht.


Nyamuragira mit Lava in der Caldera

Staat: DRK | Koordinaten: -1.41, 29.20 | Aktivität: Lavastrom

Auf einem neuen Sentinel-Satellitenfoto sieht man auch, dass es eine größere thermische Anomalie in der Caldera des kongolesischen Vulkans Nyamuragira gibt. Sie deutet darauf hin, dass Lava in der Caldera unterwegs ist. Einen entsprechenden Hinweis lieferte auch das Goma-Vulkanobservatorium, dass dank eines engagierten Mitarbeiters ausgebaut wird und anfängt öfters in den Sozialen Medien zu kommunizieren. Trotzdem bleibt es auch für die Wissenschaftler vor Ort schwierig, den Nyamuragira zu besteigen, weil sich in den Wäldern am Hang des Vulkans immer noch mordende Rebellen rumtreiben.


Ol Doinyo Lengai mit schwachem Signal

Staat: Tansania | Koordinaten: -2.76 ; 39.91 |Aktivität: Effusiv

Friedlicher geht es am Ol Doinyo Lengai in Tansania zu. Dort kann man den Vulkan gefahrlos (in Bezug auf böse Menschen) besteigen. Trotzdem gibt es von dort auch vergleichsweise selten Augenzeugenberichte des vulkanischen Geschehens, was in erster Linie den exorbitant explodierten Preisen für Safaris geschuldet sein dürfte. Reisen in die Region des Lake Natrons mit einer kurzen Lengai-Besteigung liegen für 2 Personen praktisch immer im fünfstelligem Bereich. Auf einem Satellitenbild vom 13. April (das letzte ohne Wolken) ist eine schwache thermische Anomalie erkennbar, die darauf hindeutet, dass in einem Hornito im Vulkankrater weiterhin die einzigartige Lava des Vulkans brodelt.

In den letzten Tagen hat es übrigens viel in der Region geregnet und die Dürre im Norden Tansanias und Süden Kenias scheint vorbei zu sein.

Vulkan-News 14.03.23: Nyamuragira

Staat: DRK | Koordinaten: -1.41, 29.20 | Aktivität: Seismik

Nyamuragira mit erhöhter Seismizität

Der Schildvulkan Nyamuragira liegt in der Demokratischen Republik Kongo und steht möglicherweise vor einem Vulkanausbruch. Das berichten lokale Medien unter Berufung einer Warnung vom zuständigen Vulkanobservatorium in Goma (OVG). Demnach soll es in geringen Tiefen zu einem Schwarm hybrider Erdbeben gekommen sein, die normalerweise von unterirdischen Magmenbewegungen verursacht werden und auf eine Magmenintrusion hindeutet. Der Direktor des OVG Adalbert Muhindo warnt insbesondere Piloten das Gebiet mit Vorsicht zu überfliegen, da starke Explosionen Vulkanasche fördern könnten, die eine Gefahr für den Flugverkehr darstellen. Außerdem könnten vulkanische Produkte wie Asche und Schlacke aus dem Vulkan auf bewohnte Gebiete fallen. Dennoch erklärte Muhindo: „Wir empfehlen der Bevölkerung von Goma, Ruhe zu bewahren und ihren Geschäften ungehindert nachzugehen“.

Normalerweise treten die geschilderten Phänomen am Nyamuragira selten bis gar nicht auf, denn für gewöhnlich eruptiert der Vulkan effusiv und fördert dünnflüssige Lavaströme basaltischer Zusammensetzung. Während sich die Aktivität in den letzten Jahren auf den Calderabereich am Gipfel des Vulkans beschränkte, gab es in der Vergangenheit sehr wohl größere Flankeneruptionen, bei denen sich große Eruptionsspalten öffneten und Lavafontänen Lavaströme speisten. Die letzte Flankeneruption ereignete sich 2011. Damals öffnete sich eine 1 km lange Spalte. Die Lavaströme flossen aber überwiegend innerhalb der Nationalparkgrenze. Anders verhielt es sich im Jahr 1938. Bei dieser Eruption entstand ein 30 km langer Lavastrom, der in den Kivusee mündete. Sollte sich so etwas heutzutage ereignen, gäbe es eine neue Katastrophe, wie sie zuletzt 2018 vom Nachbarvulkan Nyiragongo ausging.

Interessanterweise zeigen sich die beiden benachbarten Vulkane auf einem ungewöhnlich wolkenfreien Sentinel-Bild von letzter Woche fast kalt. Einzig aus den Förderschloten der Vulkane wird ein wenig Wärme emittiert, die anzeigt, dass im Untergrund noch Magma schlummert. In den vergangenen Monaten gab es fast ständig kurze Lavaströme im Krater des Nyamuragira. Vielleicht leidet der Vulkan aktuell an Verstopfung.

Schaut man sich die Sentinel-Satellitenfotos der anderen aktiven Vulkane Afrikas an, dann erkennt man am tansanischen Ol Doinyo Lengai ebenfalls nur eine recht kleine thermische Anomalie. Sie zeigt aber an, dass in wenigstens einem zentralen Hornito Natriumkarbonatit brodelt. Weiter im Norden, am äthiopischen Vulkan Erta Alé zeigt sich nichts. Zum ersten Mal seit langem sind sowohl der Nordkrater als auch der Südkrater, in dem Jahrzehntelang ein Lavasee brodelte, kalt.

Update 16:00 Uhr: Wie es aussieht, ist der Nyamuragira bereits ausgebrochen. Lokale Medien zeigen rot illuminierte Wolken am Vulkan. Demnach soll die Eruption bereits gestern Nacht begonnen haben. Genaue Berichte liegen noch nicht vor.

Erdbeben Mb 4,6 am Ol Doinyo Lengai

Erdbeben erschüttert Vulkan im Riftvalley

Datum: 14.12.22 | Zeit: 08:44:48 UTC |  2.84 S ; 35.92 E | Tiefe: 10 km |  Mb 4,6

Ein moderates Erdbeben der Magnitude 4,6 manifestierte sich heute Vormittag am Südfuß des Vulkans Ol Doinyo Lengai in Tanzania. Das Hypozentrum lag in 10 km Tiefe. Das Epizentrum wurde 103 km west-nordwestlich von Arusha lokalisiert. Beim EMSC gibt es eine Wahrnehmungsmeldung, die einen schwachen Erdstoß meldet. Die Meldung stammt aus Arusha. Zur Stunde liegen mir keine weiteren Informationen vor, ob es sich um ein tektonisches oder vulkanisch bedingtes Erdbeben handelt. Die Fernerkundung via Satellit bringt keine neuen Erkenntnisse, da Regenzeit herrscht und es überwiegen bewölkt ist.

Ol Doinyo Lengai: Neuer Bericht und thermische Anomalie

Der Krater des Vulkans Ol Doinyo Lengai. © Nico Bernd

Es ist gut ein Dreivierteljahr her, als mich ein Bericht von einer Besteigung des entlegenen Vulkans Ol Doinyo Lengai in Tansania erreichte, doch nun waren wieder ein paar Leute dort und brachten Augenzeugenberichte der Aktivität mit.

Aktivität am Ol Doinyo Lengai hält an

Die Bedingungen im Riftvalley scheinen stabil zu sein, auch wenn die Dürre in Kenia und Tansania weiter anhält. Nico Bernd erwähnte in seinem Bericht allerdings leichten Nieselregen, der ausgerechnet während des Aufstiegs anfing und es könnte ein Zeichen dafür sein, dass nun doch bald die Regenzeit beginnt. Während der Regenzeit verwandeln sich die Pisten zum Vulkan in Schlammbahnen und sind entweder nicht passierbar oder nur unter großen Strapazen für Mensch und Material. Doch Nico und seine Begleitung hatten Glück und schafften den steilen Aufstieg, der mitten in der Nacht begann und mehr als 4 Stunden dauerte. Gegen 4 Uhr standen sie dann auch auf dem Kraterrand und hörten das Brodeln der Lava und einen kleinen Lavajet. Seine extrem schwache Rotglut ließ sich nur erahnen. Als es hell wurde, sah man keine Lava-Aktivität mehr im Krater, konnte aber weiterhin brodelnde Lava hören, die aus den fast geschlossenen Hornitos an die Ohrenzeugen drang.

Auf den Fotos von Nico erkennt man, dass es erst vor kurzem einen größeren Lavaüberlauf gegeben haben muss, denn fast der ganze Kraterboden ist von recht frischer Lava bedeckt. Im Zentrum des Kraters befindet sich ein großer Cluster aus niedrigen Hornitos. Die Hornitos an den Rändern des Clusters sehen inaktiv aus. In der Mitte befinden sich 4 frische Hornitos. Sie müssen sich nach dem letzten großen Lavaüberlauf gebildet haben. Der Überlauf entstand, als es zum Kollaps der zentralen Struktur kam, an dessen Stelle nun die neuen Hornitos gewachsen sind. Der rechte Hornito hat mehrere Risse und wird bald kollabieren.

Die kleine Gruppe machte sich eine halbe Stunde nach Sonnenaufgang wieder auf den Abstieg und um 9 Uhr waren sie wieder am Jeep. Eine echt harte Sonnenaufgangstour, die natürlich nur eine geringe Chance bot, Eruptionen zu sehen.

Thermalaufnahmen von Sentinel zeigen, dass der Vulkan wieder aktiver geworden ist. Anfang des Monats war kein thermisches Signal zu sehen gewesen, aber in den letzten Tagen zeigten sich vergleichsweise ausgeprägte Anomalien.

Vulkane im Riftvalley am 07.11.22

Das Wetter über Ostafrika ist zum größten Teil gut und ermöglicht den Satelliten Bilder aus dem Riftvalley zu schießen. Dort liegen 4 Vulkane, die als aktiv eingestuft sind und in den letzten Wochen eruptierten.

Virunga-Vulkane Nyiragongo und Nyamuragira

Ich konnte aktuelle Sentinel-Fotos der beiden Virunga-Vulkane Nyamuragira und Nyiragongo speichern, auf denen tatsächlich beide Krater sichtbar sind. Als wenn das nicht schon ein Superlativ wäre, kommt es noch besser: in beiden Kratern erkennt man thermische Anomalien. Während die Anomalie am Nyiragongo klein ist und bestenfalls auf eine kleine Magmaansammlung im Förderschlot hindeutet, zeugt die Anomalie im Krater des Nyamuragira von der Präsenz einer größeren Lavamenge. Genaugenommen sieht man auf dem Bild im Infrarot-Spektrum mehrere Anomalien in der Gipfelcaldera des Vulkans. Sie stammen von kleinen Lavaströmen und heißen Schloten, in denen die Schmelze hoch steht. Da der Vulkan nur selten bestiegen wird -die Sicherheitslage in der Region Goma bleibt desolat- gibt es leider keine Augenzeugenberichte des Geschehens, so dass man auf Daten der Fernerkundung angewiesen ist. Die Virunga-Vulkane liegen im westlichen Arm des Großen Grabenbruchs. Bei diesem Arm handelt es sich um das Albert-Rift. Beim Ostafrikanischem Rift handelt es sich um den Ostarm des Grabenbruchs. Dort liegt der Ol Doinyo Lengai.

Gottberg Ol Doinyo Lengai

Dieser faszinierende Vulkan fördert die kälteste Lava der Welt, die nur zwischen 500 und 600 Grad heiß ist und wie silbrig-glänzender Schlamm aussieht. Außerdem ist der Lengai der heilige Berg der Masai. Sentinel-Bilder der letzten Tage zeigen einen kalten Krater. Das letzte Bild mit einer kleinen thermischen Anomalie gab es am 20. Oktober. Zwei Szenarien sind denkbar: Die Lava kocht in einem geschlossenen Hornito, oder es wird momentan keine Lava gefördert. Der Ol Doinyo Lengai zählt zu den aktivsten Vulkanen des Riftvalleys. Allerdings beschränkt sich die effusive Aktivität für gewöhnlich auf den Krater. Betrachtet man die Fotos großräumiger, dann sieht man auch, dass der Lake Natron wenig Wasser enthält und sich rot gefärbte Polygone um die Sodageysire gebildet haben. Ein Phänomen, dass meistens in langen Trockenperioden auftritt. Die letzte Regenzeit ist -nach einigen sehr feuchten Jahren- diesmal ausgefallen.

Folgt man dem Rift weiter in Richtung Norden, dann erreicht man den Erta Alé.

Erta Alé in der Danakil

Der Erta Alé zeigt auf Satellitenbildern 3 kleine thermische Anomalien. Sie deuten auf Hornitos hin. 2 sind weiter im Südkrater tätig, während sich ein Dritter am Nordwestrand des Nordkraters gebildet hat. In den letzten Wochen hatten 2 Reiseführer den Vulkan mit ihren Gruppen besucht und über entsprechendes berichtet. Einen offenen Lavasee scheint es dieser Tage nicht zu geben.

Beim Ostafrikanischem Riftvalley handelt es sich um einen Grabenbruch, der mehr als 6000 km lang ist. Er beginnt am Oberlauf des Sambesi und mündet im Afar-Dreieck ins Rote Meer. Das Riftvalley wird gerne als embryonaler Ozean angesehen, da sich hier Ostafrika vom Rest des Kontinents abspalten könnte.