Vulkan News am 21.05.23: Nyamuragira

Nyamuragira mit Lavastrom auf der Vulkanflanke

Am Virunga-Vulkan Nyamuragira kommt es aktuell zu einer größeren effusiven Eruption. Wie Charles Bagalizi vom Goma-Observatorium berichtet, fließt eine größere Menge Lava über die Vulkanflanke. Bereits in den letzten Tagen wurde intensiv illuminierte Wolken über den Vulkan gesichtet, die von starker Intrakrateraktivität zeugten. Es ist möglich, dass die Caldera aufgefüllt wurde und nun überläuft. Es kann sich aber auch eine Spalte im oberen Flankenbereich geöffnet haben.

Der 3048 m Hohe Nyamuragira liegt in der Demokratischen Republik Kongo und ist einer der acht Virunga-Vulkane. Er liegt in Sichtweiter der Stadt Goma. Der Vulkan wird von Rebellentruppen kontrolliert, daher ist es schwierig an Augenzeugenberichten zu kommen. Für die Vulkanologen vor Ort ist das bestimmt sehr hart: einen Vulkanausbruch in Sichtweite zu haben, ohne ran zukommen. Außerdem fehlen wichtige Daten zur Vorhersage des weiteren Eruptionsverlauf.

Theoretisch könnten Lavaströme des Vulkans Siedlungen erreichen, selbst wenn die Gefahr nicht so groß ist wie am Nachbarvulkan Nyiragongo. Dort kam es zum letzten Mal im Mai 2021 zu einer großen eruption. Über ein Riss im Vulkan floss der Lavasee ab und große Lavaströme überfluteten die Gegend und erreichten bewohnte Gebiet. Die Lava stoppte kurz vor Goma. Bei anderen Eruptionen floss sie aber auch mitten durch die Stadt und richtete große Zerstörungen an. Seitdem konnte sich am Nyiragongo kein permanenter Lavasee mehr etalieren, aber was nicht ist, kann noch werden.


Weitere Meldungen:

Hohe Erdbebentätigkeit am Kilauea auf Hawaii

Gestern gab es am Kilauea auf Hawaii mehr als 200 Erdbeben. Viele davon ereigneten sich im Bereich der Gipfelcaldera. Mit der Erdbebentätigkeit einher ging eine Bodenhebung infolge von Magmeninflation. Die Inflation ist höher als es vor Beginn der letzten Eruption der Fall gewesen ist. Seit dem Ende des Ausbruchs im Februar, hob sich der Boden im Bereich des Halema’uma’u Kraters um gut 20 Zentimeter. Die Vulkanologen schreib von einem ständigen Auf und Ab des Vulkans und sind scheinbar selbst überrascht, dass es bislang nicht zu einer weiteren Eruption gekommen ist. Die Vulkane machen halt was sie wann wollen!

Gefährdungsanalyse der Vulkanologen vom HVO: Die jüngsten Eruptionen auf dem Gipfel des Vulkans Kīlauea ereigneten sich in einem geschlossenen Gebiet des Hawaiʻi Volcanoes National Park. Hohe Mengen an Vulkangas sind die Hauptgefahr, die Anlass zur Sorge gibt, da diese Gefahr weitreichende Auswirkungen haben kann, da sich das Gas mit dem mit den Wind großflächig verteilt. Bei Eruptionen des Kīlauea werden kontinuierlich große Mengen vulkanischer Gase freigesetzt, vor allem Wasserdampf (H2O), Kohlendioxid (CO2) und Schwefeldioxid (SO2). Wenn SO2 vom Gipfel freigesetzt wird, reagiert es in der Atmosphäre und erzeugt den sichtbaren Dunst, der als Vog (vulkanischer Smog) bekannt ist und in Windrichtung des Vulkans beobachtet wurde. Der Nebel kann die Gesundheit von Anwohnern und Besuchern gefährden, landwirtschaftliche Kulturen und andere Pflanzen schädigen und den Viehbestand beeinträchtigen.

 

Ätna mit Eruption – Update am 21.05.23

Staat: Italien | Koordinaten: 37.73, 15.00 | Aktivität: Explosiv

Starke Explosionen am Ätna

Noch kann man die Eruption am Ätna nicht beim Namen nennen, doch es mehren sich die Anzeichen, dass doch ein Paroxysmus im Gange ist. Inzwischen meldet das INGV nicht nur Ascheregen aus Adrano, sondern auch aus Catania. Die Bewohner von Adrano nehmen starke Explosionsgeräusche wahr und Druckwellen lassen die Scheiben klirren. Ein Neigungsmesser in der Gipfelregion detektierte schwache Bodendeformation, die weniger als 1 µrad betrug. Ähnliches wurde schon bei früheren Paroxysmen festgestellt. Der VONA-Alarmstatus wurde auf „rot“ angehoben. Das VAAC Toulouse brachte VONA-Warnungen heraus, allerdings wurde bislang keine Asche via Satellit detektiert. Allerdings ist das Wetter am Vulkan extrem schlecht und starker Wind könnte die Aschewolke sofort niederdrücken, sodass sie erst gar nicht über die Bewölkung hinausragte. Dem starken Wind ist es wohl auch geschuldet, dass die Infraschallsensoren die Richtung nicht einwandfrei festlegen können, aus der die Explosionen kommen. Aber immerhin bestätigte das INGV inzwischen Infraschalltätigkeit, was natürlich nicht verwunderlich ist, wenn die Explosionen bereits Scheiben zum Klirren bringen.

Meine Recherchen ergaben, dass bereits gestern an der Basis des Neuen Südostkraters eine schneefreie Stelle entdeckt wurde. Sie deutete neben dem erhöhten Tremor und den schwachen Schwarmbeben an, dass sich Magma auf den Weg nach oben befand und scheinbar überlegte, ob sie nicht wieder in der Region früherer Lavaströme ausbrechen sollte, wobei bis jetzt nicht klar ist, ob es nicht in dem Bereich zu einer Spaltenöffnung kam.

Der Tremor hat sich nach einem kleinen Rückgang auf hohem Niveau stabilisiert und bewegt sich seitwärts. Die Eruption hält also weiter an.
Vulkanologe Boris Behncke berichtet von starken Asche- und Lapilliregen im Südwesten des Vulkans und geht inzwischen von einer paroxysmalen Eruption aus und schreibt sinngemäß, dass Ätna immer für eine Überraschung gut ist.

Nachtrag 12:00 Uhr: Gerade wurde bei FB dieser Screenshot einer Webcam-Aufnahme vom Ätna geteilt. Man sieht einen Lavafontäne aus dem Bereich des NSEC.

Der Tremor fällt nun schlagartig und zeigt den typischen Verlauf eines Paroxysmus. Jetzt dürfen wir gespannt sein, ob der Ausbruch der Auftakt einer neuen Serie war?!

Vulkan Ätna mit Tremoranstieg – News vom 21.05.23

Staat: Italien | Koordinaten: 37.73, 15.00 | Aktivität: Explosiv

Deutlicher Tremoranstieg am Ätna deutet Vulkanausbruch an

Heute Morgen schoss der Tremor am Ätna in die Höhe und erreichte Werte, die einen Eruptionsbeginn nahe legen. Der Vulkan ist in Wolken gehüllt, sodass es keine visuellen Beobachtungen des Geschehens gibt. Bestätigt ist eine größere Eruption bislang nicht. Ich kann mir 4 Szenarien vorstellen:

  • Es ist zu einer paroxysmalen Eruption gekommen.
  • Intensive explosive/effusive Aktivität im Zentralkrater.
  • Eine effusive Eruptionsspalte öffnete sich und ein Lavastrom fließt.
  • Die Lava arbeitet noch an einem Durchbruch und eine nennenswerte Eruption steht noch aus.

Leider ist die seismische Messtation ECPN, deren Daten öffentlich zugänglich sind und dem Neuen Südostkrater am nächsten ist, seit Monaten offline. Die Vulkanologen konnten sie bislang nicht erreichen und reparieren. Diese Messstation hat uns in den letzten Jahren immer am zuverlässigsten mit Tremordaten während Paroxysmen aus dem NSEC versorgt. Die anderen drei Messstationen, die an anderen Stellen des Vulkans stehen und auf die wir nun zurückgreifen müssen, sind daher schwerer zu interpretieren, ob es nun zu einem Paroxysmus am NSEC kam, oder ob sich die Aktivität an einem der anderen Kratern abspielt. Denkbar ist auch eine Spalteneruption jenseits des Gipfelbereichs, doch dafür gab es keine Vorzeichen, die von den Wissenschaftlern des INGV kommuniziert worden wären.

Natürlich ist es auch denkbar, dass bislang kein Vulkanausbruch begonnen hat, doch das kann ich mir aufgrund des hohen Tremors kaum vorstellen.

Update: Noch während ich die Zeilen oben schrieb, kam die Meldung herein, dass die Anwohner von Adrano leichten Ascheniederschlag wahrnehmen. Die Meldung stammt vom INGV und ist auch in den sozialen Medien von den Bürgern der Stadt bestätigt worden. Der Alarmstatus des Vulkans wurde auf „rot“ erhöht. Adrano liegt im Südwesten des Vulkans und je nach Windrichtung kann dort die Asche der Eruptionen aus dem Zentralkrater, aber auch vom Neuen Südostkrater niedergehen. Es sieht also danach aus, als wäre es zu einem explosiven Event gekommen. Mich irritiert allerdings etwas, dass es keine VONA-Warnung vom VAAC Toulouse gibt. Die letzte Meldung stammt vom 18 Mai, als es zum ersten Anstieg des Tremors kam. Es sieht also nicht nach einem Paroxymus aus, denn während eines Paroxysmus kommt es im Allgemeinen zu starken Ascheniederschlag und Lapilliregen. Die Aschewolken steigen mehrere Kilometer hoch auf und werden normalerweise vom VAAC sofort gemeldet.

Meine Zeilen sind als Interpretationsversuche der wenigen handfesten Daten zu verstehen. Fakten sind, dass der Tremor hoch ist und dass Ascheniederschlag gemeldet wurde. Daten zum Infraschall sind öffentlich nicht mehr zugänglich, würden aber nun weiter helfen. Wir werden auf ein offizielles Statement vom INGV warten müssen, bis wir genauer wissen was los ist.

Zusammenfassung:

  • Am Ätna wird hoher Tremor registriert.
  • Es kommt zu leichtem Ascheniederschlag in Adrano.
  • Der Alarmstatus wurde auf „rot“ erhöht.
  • Visuelle Bestätigung des Geschehens gibt es noch nicht.