Vulkan Ätna – Update 18.05.23

Schwache Eruptionen im Gipfelkrater

Inzwischen hat es sich bestätigt, dass der steigende Tremor heute Vormittag mit eruptiver Aktivität in der Bocca Nuova zusammenhängt. Dort gibt es wohl strombolianische Eruptionen, die aber bis jetzt kein Material über den Kraterrand hinaus auswerfen. Webcambeobachter aus unserem vulkanverein melden inzwischen auch Rotglut aus einem Förderschlot im Neuen Südostkrater. Hier soll es auch zu schwachem Schlackenauswurf gekommen sein. Es sieht so aus, als hätte die Bebenserie letzte Nacht den Vulkan wachgerüttelt. Inzwischen wurde auch die Shakemap beim INGV aktualisiert und man sieht weitere Beben nahe der Ostküste, die vom EMSC nicht gemeldet wurden.

Erdbeben auf Kreta – News am 18.05.23

Erdbeben M 4,4 unter dem Süden von Kreta

Datum 17.05.23 | Zeit: 19:55:54 UTC | 34,88 N ; 24,88 E | Tiefe: 0 km | ML 4,4

Der Süden der griechischen Insel Kreta wurde von einer Erdbebenserie heimgesucht. Die stärkste Erschütterung hatte eine Lokal-Magnitude von 4,4 und ein Hypozentrum in 0 km Tiefe. Insgesamt manifestierten sich im Bereich von Kreta seit gestern zwölf Beben. Die Hypozentren lagen in Tiefen zwischen 0 und 45 km. Die Epizentren streuen über einen größeren Bereich, so dass ich nicht von einem Schwarmbeben schreiben mag. Sechs der Erschütterungen hatten Magnituden ab 3,0 und konnten von den Anwohnern der Insel gespürt werden. So liegen dem EMSC mehrere Wahrnehmungsmeldungen vor. Nennenswerte Schäden entstanden nicht.

Schaut man sich die Shakemap eines größer gefassten Areals an, dann sieht man, dass es derzeit in der Ägäis sehr viele schwache bis moderate Erschütterungen gibt. Sie stehen im Zusammenhang mit der Plattenkollision zwischen Afrika und Europa. Entlang der Ost-West-streichenden Störungszonen im Mittelmeerraum entstehen so Erdbeben, in denen die Spannungen entladen werden, die sich durch die Stauchung der Platten aufbauen. Südlich von Kreta verläuft der Hellenische-Graben und durch Kreta streichen Störungszonen in Nordost-Südwest-Richtung, die in den Hellenischen-Graben münden und aus Richtung der Ostanatolischen Verwerfung kommen. Sie sind überwiegend als Transformstörungen angelegt. Eine dieser Störungszonen verläuft in dem Gebiet der Epizentren und könnte Schauplatz der beschriebenen Beben gewesen sein.

Darüber hinaus gibt es auf Kreta zahlreiche lokale Störungszonen die mit der Gebirgsbildung des Hellenischen Orogens assoziiert sind. Hierbei handelt es sich um ein teilweise submarin verlaufendes Gebirge, dessen Bildung vor gut 5 Millionen Jahren als Folge der oben beschriebenen Plattenkollision begann und bis heute anhält. Zum Zusammenstoß der beiden Platten kam es bereits vor 70 Millionen Jahren. Der hellenische Gebirgszug besteht aus Kalk- und Sandsteinen die sich am Meeresboden ablagerten und aufgeschoben wurden. Außerdem gibt es kristalline Gesteine. Vor der Küste Kretas befindet sich zudem ein Akkretionskeil. Kreta war Teil dieser Gebirgsbildung und erhob sich über den Meeresspiegel.
Originalmeldung EMSC:

Größe ML 4.4
Region KRETA, GRIECHENLAND
Datum/Uhrzeit 2023-05-17 19:55:54,5 UTC
Standort 34,88 N ; 24,88 E
Tiefe 0 km
Entfernungen 55 km südsüdwestlich von Irákleion, Griechenland / Einwohnerzahl: 137.000 / Ortszeit: 22:55:54,5 2023-05-17
19 km südöstlich von Moíres, Griechenland / Einwohnerzahl: 6.300 / Ortszeit: 22:55:54,5 2023-05-17

Erdbeben in Guatemala – News vom 18.05.23

Erdbeben Mw 6,1 erschüttert Guatemala

Datum 17.05.23 | Zeit: 23:02:01 UTC | 15.09 N ; 90.88 W | Tiefe: 255 km | Mw 6,1

Gestern Abend wurde das lateinamerikanische Land Guatemala on einem starkem Erdbeben der Magnitude 6,1 erschüttert. Das Hypozentrum lag in 255 km Tiefe und damit im Erdmantel. Das Epizentrum wurde 14 km nordwestlich von Joyabaj lokalisiert. Der Ort bildet die Nordspitze eines Dreiecks zwischen den Vulkanen Fuego und Santiaguito, die beide etwa 60 km vom Epizentrum entfernt liegen und sich im Wirkungskreis des Bebens befinden. Daher ist es nicht ausgeschlossen, dass einer (oder beide) der Vulkane auf den Erdstoß mit einer stärkeren Eruption reagieren wird.

Dem EMSC liegen Wahrnehmungsmeldungen vor, u.a. aus Antigua, der Stadt am Fuße des Vulkans Fuego. Dort konnte der Erdstoß trotz der großen Tiefe des Erdbebenherdes deutlich wahrgenommen werden und Lampen fingen an zu schwingen. Aufgrund der großen Tiefe des Hypozentrums wirkte sich der Erdstoß an der Oberfläche schwächer aus, als man anhand der Magnitude vermuten würde. Es gab offenbar keine Schäden.

Die Tektonik Guatemalas wird durch die Plattenkollision bestimmt: Vor der Pazifischen Südküste befindet sich die kontinentale Naht zwischen der Cocos-Platte und der Karibischen Platte, auf der Mittelamerika liegt. Die Ozeanische Cocos-Platte wird unter die Platte der Karibik subduziert und partiell aufgeschmolzen. Die Tiefe des aktuellen Erdbebens deutet darauf hin, dass sich der Erdstoß an einem Stück subduzierter Ozeankruste ereignete, dass trotz der hohen Druck-Temperatur-Bedingungen im oberen Erdmantel noch nicht plastisch verformbar geworden ist.

Die Vulkane Guatemalas erhalten ihre Schmelze genau von diesem Prozess: entlang der Subduktionszone taucht Ozeankurste in den Erdmantel ab und wird dort teilweise geschmolzen. Ca. 100 bis 150 km hinter der Subduktionszone steigt ein Teil der Schmelze auf und eruptiert an den Vulkanen. Sie bilden eine Kette hinter und parallel der Subduktionszone. Im Falle des Pazifischen Ozeans entstand so der „Ring of Fire“.

Vulkan Merapi – News am 18.05.23

Staat: Indonesien | Koordinaten: -7.541, 110.445 | Aktivität: Lavadom

Kleiner pyroklastischer Strom am Merapi

Gestern ging vom Südwestdom im Krater des Vulkans Merapi ein kleiner pyroklastischer Dichtestrom ab. Er wurde auf Aufnahmen der Livecams dokumentiert, findet aber keine Erwähnung in den Updates vom VSI/MAGMA. Daher sind auch keine genauen Daten bekannt. Die Gleitstrecke würde ich auf weniger als 2 km schätzen. Die Vulkanologen berichten dafür von zahlreichen Schuttlawinenabgängen vom Dom. Nachts hinterlassen die Abgänge häufig Spuren der Rotglut auf den Vulkanflanken. Gestern wurden 112 seismische Signale detektiert, die von diesen Abgängen zeugen. Sie dauerten zwischen 11,16 und 201,64 Sekunden und erzeugten Amplituden zwischen 3 und 35 mm. Ich vermute einmal, dass die Spitzenwerte dieser Angaben dem Dichtestrom zuzuordnen sind. Bereits in der letzten Woche gab es ein vergleichbares Ereignis. Sie zeugen davon, dass immer noch Magma aufsteigt und den Lavadom mit Material versorgt. Ob der Dom tatsächlich wächst oder ob sich frisch gefördertes Material und die Abgänge die Waage halten ist unklar. Im letzten Wochenbericht vom BPPTK heißt es, dass es morphologische Veränderungen am Südwestdom gegeben habe, während sich der Zentraldom unverändert zeigte. Die letzten Messungen der Dome stammen aus dem März. Damals hatte der Zentraldom ein Volumen von 2.312.100 Kubikmetern. Der Südwestdom brachte es auf 1.686.200 Kubikmeter.

Die Seismizität ist vergleichsweise gering, sieht man einmal von den zahlreichen Signalen der Schuttlawinen ab. Gestern wurde nur ein vulkanisch-bedingtes Erdbeben registriert, das von Fluidbewegungen im Untergrund hervorgerufen wurde. Es sieht mir nicht nach massivem Magmenaufstieg aus und der Südwestdom wird nur langsam wachsen. Dennoch kann es jeder Zeit auch zu Abgängen größerer pyroklastischer Ströme kommen, die eine ernste Gefahr für die Anwohner des Vulkans darstellen. Vorsichtig müssen natürlich auch Vulkanbeobachter sein. Vulkanologen und Zivilschutz fordern dazu auf, die Sperrzonen um den Vulkan zu respektieren.

Vulkan Ätna mit Erdbeben am 18.05.23

Kleine Erdbebenserie im Osten des Vulkans Ätna

Datum 18.05.23 | Zeit: 01:22:55 UTC | 37,64 N ; 15.14 E | Tiefe: 0 km | ML 3,2

Heute Nacht begann eine kleine Erdbebensequenz an Europas mächtigsten Vulkan, dem Ätna. Vier Beben mit Magnituden zwischen 3,2 und 2,3 manifestierten sich im Bereich der Ostküste zwischen den Orten Santa Maria la Stella und Linera. Das stärkste Beben der Magnitude 3,2 wurde 4 km nordwestlich von Acireale verortet. Interessant ist, dass die Erdbebenherde alle in 0 km Tiefe verortet wurden und sich demnach auf Höhe des Meeresspiegels ereigneten. In der Region gibt es lokale Störungszonen, die bei früheren Gelegenheiten durch aufsteigendes Magma aktiviert wurden. Eine Möglichkeit, die auch jetzt in Betracht gezogen werden kann. Ein weiteres Erdbeben der Magnitude 2,0 manifestierte sich heute früh im Valle del Bove. Bereits gestern gab es einen Erdstoß der Magnitude 3,6 im nördlichen Randbereich des Vulkans. Die Lage des Bebens wurde 16 km nördlich von Bronte festgelegt. Das Hypozentrum befand sich in 37 km Tiefe. Zu keinem der Beben gibt es beim EMSC Wahrnehmungsmeldungen.

Beim INGV Catania werden die Beben noch nicht angezeigt, da man hier für gewöhnlich 24 Stunden in den Anzeige hinterherhinkt. Es ist gut möglich, dass es noch mehrere Beben mit kleineren Magnituden gab, die beim EMSC nicht angezeigt werden.

Wie in den vergangenen Tagen bereits kommuniziert, scheint sich Ätna wieder aus seiner seismischen Tiefphase herauszuarbeiten. Was momentan passiert ist noch weit von einer seismischen Hochphase entfernt, zeigt aber, dass der Vulkan weiterhin aktiv ist. Die langsam steigende Erdbebenaktivität könnte einhergehen mit einer Zunahme der Bodenhebung infolge von Magmeninflation unter dem Vulkan. Das korrespondiert mit den gelegentlichen Aschepuffs, die in den letzten beiden Wochen vom Neuen Südostkrater ausgingen. Oft verhielt es sich so, dass als erstes wieder intensivere strombolianischer Aktivität in der Bocca Nuova einsetzte, bevor es dann nach einigen Wochen bis Monaten zu Paroxysmen und/oder Flankeneruptionen kam. Allerdings zeigt uns der Ätna auf Sentinel-Satellitenfoto von gestern die kalte Schulter ganz ohne thermische Anomalie.

Originalmeldung EMSC:

Größe ML 3.2
Region SIZILIEN, ITALIEN
Datum/Uhrzeit 2023-05-18 01:22:55,6 UTC
Standort 37,64 N ; 15.14 E
Tiefe 0 km
Entfernungen 18 km nördlich von Catania, Italien / Einwohnerzahl: 290.000 / Ortszeit: 03:22:55,6 2023-05-18
4 km nordwestlich von Acireale, Italien / Einwohnerzahl: 49.400 / Ortszeit: 03:22:55,6 2023-05-18

Update: Noch während ich die Zeilen oben schrieb, begann am Ätna der Tremor zu steigen. Es sieht fast so aus, als hätte der Vulkan versucht einen Paroxysmus vom Zaun zu brechen, obwohl die Krater bis dato die kalte Schulter zeigten. Da könnten die Beben entweder Trigger einer Eruption sein oder deren Vorzeichen. Denkbar ist auch, dass sich wieder ein Lavastrom bildet. Leider hängt der Vulkan in den Wolken, sodass es keine visuellen Beobachtungen gibt.