Vulkan Popocatepetl – News am 11.05.23

Staat: Mexiko | Lokation: 19.028, -98.62 | Aktivität: Asche-Eruptionen

Ein schneebedeckter Popocatepetl mit Eruptionsserie

Heute eruptierte der mexikanische Vulkan Popocatepetl munter. Die Eruptionen sind im aufgezeichneten LiveStream noch für ein paar Stunden sichtbar. Für alle die es verpasst haben, hier ein paar Screenshot der Aktivität. Der Vulkan stieß nicht nur Vulkanasche aus, die bis auf einer Höhe von 7000 m aufstieg und sich in einem großen Areal südöstlich des Vulkans ausbreitete, sondern förderte auch rotglühende Tephra, die einen schönen Kontrast auf dem weißen Schnee bildete.

Die Vulkanologen von CENAPRED meldeten in ihrem letzten Update von gestern fünf Eruptionen. Zwei wurden als moderat eingestuft, drei als klein. Darüber hinaus kam es zu 191 Asche-Dampf-Exhalationen und 156 Minuten Tremor.

(Update: Nun liegen die aktuellen Daten passend zum Foto vor: Fünf Explosionen, 225 Exhalationen und 526 Minuten Tremor, davon 19 Minuten des harmonischen Typs. Eine deutliche Steigerung gegenüber den letzten Tagen)

Die Vulkanologen weisen darauf hin, dass es zu explosiven Phasen mit erhöhter akustischer Druckentwicklung kommen kann. Der Explosionsknall kann unterschiedlich wahrnehmbar sein und hängt nicht nur von der Stärke der Explosion ab, sondern auch von klimatischen Faktoren. Da im Krater gerade immer wieder kleine Lavadome wachsen, die durch die Explosionen zerstört werden, kann es in den Ortschaften am Fuß des Vulkans schon einmal lauter zugehen, was aber keinen Grund zur Beunruhigung sei, so die Forscher von CEPARED.

Neben den schönen Screenshots der Aktivität gingen heute in den sozialen Medien noch andere Bilder (siehe oben) vom Popocatepetl herum. Sie sehen spektakulär aus, sind aber leider Fakes, da sie aus dem Computerhirn einer AI stammen. Wenn man genau hinschaut, dann merkt man, dass da einige Sachen zusammengerendert wurden, die nicht zusammen passen, z.B. Glutspuren der Tephra, die im Kraterbereich herunterrollt und so nur auf langzeitbelichteten Fotos sichtbar ist, während die Aschewolke knackscharf ist, wie sie auf kurz belichteten Fotos eingefangen werden kann. Den Reaktionen in den Kommentaren kann man aber entnehmen, dass die Bilder beim Betrachter gut ankommen und teilweise auch für echt gehalten werden. Das birgt aus meiner Sicht einige Probleme, denn es wird künftig immer schwerer zu unterscheiden, was real ist und was fake. Darüber hinaus könnte es natürlich ein endgültiger Todesstoß für Berufsfotografen sein, die es ja so oder so heutzutage schwer haben noch bezahlte Aufträge zu finden oder angemessene Preise für ihre Werke zu bekommen. Natürlich liefern sie die Vorlagen für die KI, die sich einfach überall bedient und die Bilder aus dem gelernten kreiert, wobei die Urheber der echten Bilder ebenfalls leer ausgehen! Für journalistische Autorenarbeit wird die Luft auch immer dünner. Ich bin mal gespannt, wo ich selbst in ein paar Jahren stehen werde! Bleibt wahrscheinlich nur die Flucht nach vorne und zurück ins Analoge, der digitalen Welt den Rücken kehren und Livevorträge halten oder/und Bücher zu veröffentlichen, für Menschen, die es authentisch mögen. Doch noch ist es nicht so weit.

Erdbeben in Tokio – News vom 11.05.23

Erdbeben MW 5,2 nahe japanischer Hauptstadt Tokio

Datum 10.05.23 | Zeit: 19:16:42 UTC | 35.11 N ; 140.12 E | Tiefe: 40 km | Mw 5,2

Ein moderates bis starkes Erdbeben der Magnitude 5,2 erschütterte gestern Abend die Metropolregion Tokio. Das Beben hatte eine Herdtiefe von 40 km und ein Epizentrum, das 2 km nordöstlich von Kamogawa verortet wurde. Tokio liegt ca. 50 km nördlich des Epizentrums. Dem EMSC liegen Wahrnehmungsmeldungen vor, nach denen der Erdstoß als stark empfunden wurde. Vor Ort war es nachts und viele Menschen wurden vom Beben aus dem Schlaf gerissen. Auf der Shakemap sieht man auch die Markierung eines Bebens, das sich zuvor direkt unter Tokio ereignete. Dieses Beben hatte eine Magnitude von 4,1 und manifestierte sich in 70 km Tiefe. Die Tiefe der Beben deutet darauf hin, dass sie sich nicht direkt an einer Störungszone eigneten, sondern an einem Stück subduzierter Ozeankruste.

Tatsächlich haben sich die Japaner einen der ungünstigsten Orte für die Errichtung ihrer Hauptstadt ausgesucht, den man sich aus tektonischer Sicht hätte aussuchen können. Zu ihrer Entschuldigung muss man sagen, dass die Stadt seit 1886 Hauptstadt ist und dass man damals natürlich noch nicht über das geologische Wissen von heute verfügte. Die Einfahrt der Bucht von Tokio grenzt an den Kreuzungsbereich von gleich drei tektonischen Platten: Im Westen liegt die Eurasische Kontinentalplatte und im Nordosten die Ochotskische-Platte. Im Südosten ist es die Philippinenplatte. Alle drei Platten kommen am Sagami-Graben zusammen, wobei die Philippinenplatte subduziert wird. Außerdem liegt einige hundert Kilometer östlich die Pazifische Platte, die am Japangraben auf die Ochotskische-Platte und Philippinenplatte drückt und ebenfalls subduziert wird. Dieses tektonische Setting bedingt eine der erdbebengefährdetsten Zonen, in der sich eines größten Ballungszentren der Erde befindet. Da scheint mir die Katastrophe vorbestimmt zu sein, selbst wenn neue Gebäude in Tokio unter hohen Standards in Bezug auf die Erdbebensicherheit errichtet werden.

Apropos Japan und Erdbeben: ein weiteres interessantes Erdbeben manifestierte sich südlich von Kagoshima auf Kyushu. Das Beben hatte eine Magnitude von 4,4 und ein Hypozentrum in 40 km Tiefe. Ich erwähne es, weil es sich im Norden des Ryukyu-Archipels ereignete, genauer vor der Küste der Vulkaninsel Kuchinoshima. Die große Kikai-Caldera liegt nur wenige Kilometer entfernt.

Schlammvulkan vor Norwegen entdeckt – News vom 11.05.23

Forschungsboot entdeckt Schlammvulkan zwischen dem Nordkap und Spitzbergen

In der zu Norwegen gehörenden Barentsee wurde südlich von Spitzbergen ein unterseeischer Schlammvulkan entdeckt. Er befindet sich in der Nähe der Bäreninsel, die überwiegend aus präkambrischem bis triassischem Gesteinen besteht. Der Schlammvulkan liegt in 400 Metern Meerestiefe und wurde auf einer Fahrt des norwegischen Forschungsschiff Kronprinz Haakon von Forschern der Arktischen Universität Norwegens mit Sitz in Tromsø entdeckt, die mit einem Team von REV Ocean zusammenarbeiteten. Es ist der zweite Schlammvulkan der bislang in norwegischen Gewässern ausgemacht worden ist.

Anders als bei normalen Vulkanen aus Eruptivgesteinen, hat ein Schlammvulkan nur selten etwas mit magmatischen Prozessen zu tun. Oft stehen sie im Zusammenhang mit Erdöl- und Gasfeldern. Die treibende Kraft hinter solchen Schlammvulkanen ist Methangas, das den Druck erzeugt, um Fluide aus der Erde zu drücken. Um den Aufstiegskanal der Fluide sammelt sich Schlamm an, so dass ein kleiner Kegel entsteht. Der Borealis getaute Schlammvulkan könnte hier aber eine Ausnahme bilden, da er in einer 300 Meter breiten und 25 Meter tiefen Depression liegt, die von den Entdeckern als Krater beschrieben wird. Borealis selbst bildet nur einen Kegel mit 7 Metern Durchmesser und 2,5 m Höhe. Auf einem Foto ist zu erkennen, dass der Schlammvulkan Fluide ausstößt und erinnert mich ein wenig an einem Blacksmoker.

Genaues über sein geologisches Umfeld wurde nicht bekanntgegeben, doch die Lage in relativer Nähe zum Mittelatlantischen Rücken verrät, dass hier durchaus magmatische Kräfte am Werk sein könnten. Allerdings gibt es in der Nähe der Norwegischen Küste der Bartenssee auch Ölfelder, sodass beide Entstehungsmöglichkeiten des Schlammvulkans infrage kommen und die Wissenschaftler glauben, dass der Schlammvulkan durch einen natürlichen Ausbruch entstanden ist, der nach der letzten Eiszeit plötzlich große Mengen Methan freisetzte.

Magmatisch bedingte Schlammvulkane kenne ich aus den thermalgebieten von Neuseeland, vom Yellowstone Nationalpark und von Island. Methan-getriggerte Schlammspeier sind mir bislang in Indonesien (Lucy, Bleduk Kuwu) und Italien (Salse di Nirano) begegnet, an Orten die gar nicht mal soweit von Vulkanen entfernt liegen.