Vulkan Ätna – News vom 31.05.23

Staat: Italien | Koordinaten: 37.73, 15.00 | Aktivität: Fumarolisch

Inflation während letztem Schwarmbeben am Ätna bestätigt

Das Schwarmbeben, dass sich im Nordosten des Ätnas am 28. Mai ereignete, rüttelte nicht nur einige Anwohner wach, sondern auch die Wissenschaftler des INGV (was jetzt nicht etwa bedeuten soll, dass sie vorher schliefen) und veranlasste die Forscher alle zur Verfügung stehende Daten auszuwerten und in einem Bulletin zusammenzufassen. Der Erdbebenschwarm bestand aus 50 Beben mit Magnituden zwischen 0,5 und 3,9. Somit lag der stärkste Erdstoß unter dem zuerst angegebenen Wert von 4,0. Die Hypozentren lagen durchschnittlich in Tiefen von 4 bis 6 km unter dem Meeresspiegel. Acht Beben hatten Magnituden größer als 2. Die Epizentren konzentrierten sich am Rand des nördlichen Valle del Bove, genauer, nordöstlich der Monti Centenari. Seit dem Schwarm wurden in der Region weitere Erdbeben aufgezeichnet. Generell nahm die Seismizität unter dem Ätna in den letzten Wochen zu.

Was am Tag des Schwarmbebens noch nicht geklärt werden konnte, war die Frage nach dem Ursprung der Beben. Waren sie tektonischer Natur, oder hatte etwa Magma seine glühenden Finger im Spiel? Wie weitere Analysen von Messwerten zeigten, gab es während des Schwarmbebens eine Bodendeformation in Form einer Bodenhebung von 2 µrad. Zwar kann sich der Boden auch infolge tektonischer Beben heben, doch im Fall des Ätnas gehe ich dann doch von einer Magmenintrusion als Ursache des Schwarms aus. Auf den Diagrammen zur Lage des Tremors sieht man, dass die Schmelze fast einen seitlichen lateralen Ausbruch im Valle del Bove geschafft hätte.

Wie immer kann man anhand dieser Werte keine unmittelbar bevorstehende Eruption orakeln, doch ich halte die Möglichkeit für vergleichsweise hoch, dass es in den nächsten Tagen/Wochen weitere Eruptionen geben wird.

Den letzten Paroxysmus sahen wir am Ätna am 21. Mai 2023. Es könnte als gut sein, dass es der erste Ausbruch einer neuen Serie gewesen ist. Über diesen Paroxysmus kann man im aktuellen Bulletin ebenfalls lesen. Besonders interessant finde ich die Karte der beiden Lavaströme, die aus der Scharte im Neuen Südostkrater flossen. Wie ihr wisst, war ich über Pfingsten am Ätna. Ich bin zwar nicht selbst bis zum neuen Lavastrom gegangen, konnte aber mehrere Gruppen beobachten, die am unteren Rand der Krater von 2002 gingen, um einen Blick auf den erkalteten Lavastrom zu werfen. Die Gipfelregion des Ätnas wird auch auf geführten Touren aktuell nicht angesteuert und ist aufgrund der Querung des letzten Lavastroms auch müheselig.

Vulkan Cotopaxi – News am 31.05.23

Cotopaxi mit Aschewolken und Inflation

Staat: Ecuador | Koordinaten: -0.081, -77.67 | Aktivität: Ascheeruptionen

Der Cotopaxi stößt ebenfalls Aschewolken aus, die bis auf einer Höhe von 6400 m aufsteigen und in Richtung Nordwesten verfrachtet werden. Das IGPN meldete Aschewolken in 500 m Höhe über dem Kraterrand. Auf dem zugehörigen Bild erkennt man, dass die Asche vom starken Wind niedergedrückt worden ist.

Interessant sind auch die Daten aus dem jüngsten Bulletin zum Cotopaxi, das am 29. Mai erschien. Demnach ist der Vulkan seit 7 Monate aktiv. Die vorherige Tätigkeitsperiode im Jahr 2015 dauerte nur 4 Monate. Seit Ende Februar fluktuieren die geophysikalischen Parameter, was man auch an den Ausbrüchen des Vulkans sieht. Von März bis Mai gab es 40 stärkere Explosionen, bei denen Vulkanasche bis zu 2600 m über Kraterhöhe aufstieg und in zwei Regionen Ascheregen auslösten. Die Deformation des Vulkans hat sich verlangsamt, doch in den letzten Maitagen verstärkte sich die Bodenhebung infolge von Magmeninflation wieder. Auf lange Sicht betrachtet, bezeichnen die Vulkanologen die Inflation als stabil und die Bodenhebung beträgt 2 mm im Monate. Weiterhin hoch ist der Schwefeldioxid-Ausstoß, während die Seismizität und der vulkanische Tremor rückläufig sind. Doch es gibt immer noch vulkanisch-bedingte Erdbeben mit niedrigen Frequenzen, die auf Fluidbewegungen im Vulkan hindeuten.

Die Forscher vom IGPN resümieren, dass auf der Grundlage der im Bulletin dargestellten Informationen, einige Überwachungsparameter einen leichten Anstieg und andere eine abnehmende Tendenz zeigen. In Anbetracht der schwankenden Merkmale der eruptiven Prozesse wurde die Aktivität des Vulkans Cotopaxi als mäßig eingestuft, mit einem gleich bleibenden Trend sowohl im Inneren als auch an der Oberfläche. Die gemeinsame Analyse der verschiedenen Überwachungsparameter zeigt, dass die jüngste Aktivität auf das Vorhandensein eines kleinen Magmakörpers im Inneren des Vulkankanals zurückzuführen ist, der für die SO2- und Ascheemissionen verantwortlich ist. Die aktuelle Eruptionsperiode dauert von Oktober 2022 bis Mai 2023 (ca. 7 Monate) und übertrifft damit die viermonatige Eruptionsphase von August bis November 2015. Allerdings ist die Intensität der aktuellen Eruptionsperiode sowohl bei den Gas- als auch bei den Ascheemissionen wesentlich geringer als damals.

In Ecuador ist nicht nur der Cotopaxi aktiv sondern auch der Sangay.

Pyroklastische Ströme am Sangay

Staat: Ecuador | Koordinaten: -2.00, -78.34 | Aktivität: Vulcanianisch

In den letzten Tagen gingen mehrere Pyroklastische Ströme am ecuadorianischen Vulkan Sangay ab. Sehr wahrscheinlich gingen sie von der Front eines Lavastroms aus, der aktuell wieder über der Südostflanke des Vulkans fließt und zeitweise für starke thermische Anomalien verantwortlich ist. Diese erreichten Werte von gut 500 MW Leistung. Außerdem kam es zu mehreren Ascheeruptionen. Heute lösen sie 2 VONA-Warnungen aus, nach denen die Aschewolken bis auf 6100 m Höhe aufstiegen und in Richtung Nordwesten drifteten. In einigen Gemeinden kam es zu Ascheniederschlag.

Die Vulkanologen vom IGPN berichteten gestern von 600 seismischen Eruptionssignalen und einem pyroklastischem Strom. Außerdem warnen sie eindringlich vor Laharen. Die Schlammströme entstehen, wenn starke Regenfälle auftreten und sich abgelagerte Vulkanasche mit Wasser vermischt. In den letzten Tagen gab es aber keine nennenswerten Niederschläge in der Region.

Erdbeben Neuseeland – News vom 31.05.23

Erdbeben Mw 6,2 erschüttert Auckland Island Region

Datum 31.05.23 | Zeit: 02:21:21 UTC | 49.60 S ; 163.92 E | Tiefe: 0 km | Mw 6,2

Nachts bebte die Erde im Bereich der neuseeländischen Auckland-Inseln. Anders, als man vielleicht meinen mag, liegt das Archipel südlich der Neuseeländischen Südinsel. Das Erdbeben hatte eine Magnitude von 6,2 und ein Hypozentrum in 0 Kilometern Tiefe. Ein Erdbeben auf Höhe des Meeresspiegels finde ich im Ozean schon etwas seltsam und man darf sich fragen, ob die Lokalisierung der Erschütterung beim EMSC stimmt. Das Epizentrum befand sich demnach 467 km südwestlich von Bluff.

Bei den Auckland-Inseln handelt es sich um ein kleines Archipel vulkanischen Ursprungs, das seit 1863 zu Neuseeland gehört. Der Vulkanismus gilt hier aber als erloschen, die letzten Eruptionen soll es während des Miozäns gegeben haben. Das Archipel liegt bereits in subantarktischen Breiten und zählt seit 1998 zum UNESCO-Weltkulturerbe.

Die Tektonik der Region wird durch den Puysegur-Graben dominiert, an dem die Australische Platte mit der Pazifikplatte kollidiert. Es bildet sich die Alpin-Störungszone, die als Transformstörung einmal längst durch die Südinsel Neuseelands verläuft und für mehrere starke Erdbeben mit katastrophalen Folgen verantwortlich ist. Die Alpin-Störungszone hat aber nicht nur die Charakteristik einer Blattverschiebung, an der die Platten horizontal aneinander vorbeigleiten, sondern auch eine konvergente Vertikalkomponente: Die australische Platte schiebt sich über die Pazifikplatte. In der Folge schieben sich die neuseeländischen Alpen der Südinsel mit einer Rate von 7 mm pro Jahr auf.

Am 6300 m tiefen Puysegur-Graben ändert sich der Charakter der Störungszone in eine normale Subduktionszone, an der die australische Platte und die Platte des Pazifiks subduziert wird. Dabei taucht die Platte mit einer Geschwindigkeit von 38 mm im Jahr ab. An dieser Subduktionszone hat sich der aktuelle Erdstoß ereignet. Das interessante an dieser Störungszone ist, dass hier die kontinentale Platte Australiens unter die Ozeanplatte des Pazifiks abtaucht. Dieser ungewöhnliche Zustand wird dadurch erklärt, dass dieses Stück Pazifikplatte in Wirklichkeit der Überrest des versunkenen Kontinents Zealandia ist. Die südlichen Auckland-Inseln liegen am rand des alten Kontinents.

Auf der Shakemap erkennt man, dass es in den letzten Tagen auch zu einigen moderaten Erdbeben an der Südspitze Neuseelands kam. Sie hatten Magnituden im 3er-Bereich.